Angebote für die Sommerferien: Tipps für Kurzentschlossene – München

Was schon vor der Pandemie wichtig war, ist nach der Pandemie noch wichtiger geworden: Kinder und Jugendliche brauchen Zeit und Austausch miteinander, müssen sich bewegen und ein Gefühl von Leichtigkeit (wieder-)finden können. Selbst wenn viele Eltern für ihre Kinder bereits vor Wochen einen Platz in den begehrten Ferienfreizeiten gesichert haben, lautet die gute Nachricht für Kurzentschlossene: Auch für sie ist in und um München vieles geboten, was noch spontan gebucht oder ganz ohne vorherige Anmeldung besucht werden kann – mitunter sogar bei freiem Eintritt.

Fast wie im realen Leben

Während die einen am Arbeitsamt Schlange stehen, um einen der begehrten Jobs zu ergattern, sind die anderen fleißig in der Stadtreinigung unterwegs.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Kaum hat die Schule geschlossen, kann endlich das “richtige” Leben als Müllmann, Rathauspolitikerin, Polizistin oder Maler beginnen. Alle Einrichtungen einer Stadt, von Kino und Kneipe über Handwerksbetriebe, Standesamt (ja, auch geheiratet wird immer wieder gerne) bis hin zur Bank sind in der Spielstadt Mini-München vertreten. Und es dürfte nur wenige junge Erwachsene geben, die nicht ihre ersten beruflichen Erfahrungen hier gesammelt haben. Auch die Kinder von Bürgermeisterin Katrin Habenschaden und Kulturreferent Anton Biebl waren begeistert mit dabei. Seit 1979 probieren alle zwei Jahre täglich rund 2500 Jungen und Mädchen zwischen sieben und 15 Jahren im größten – und kostenlosen – Ferienprogramm der Stadt das fast reale Leben aus. Dieses Jahr treffen die Bürger und Bürgerinnen der Spielstadt und solche, die es werden wollen, auf dem Gelände des Cavalluna-Showpalast in Fröttmaning aufeinander. Das Konzept bleibt dabei immer gleich: Die Kinder entscheiden jeden Tag im Arbeitsamt aufs Neue, wo und als was sie arbeiten wollen, wechseln nach Belieben die Identitäten und Rollen. Aber sie können auch kündigen, wenn sie keine Lust mehr haben. Und: Eltern sind nur zeitbegrenzt mit einem Gäste-Visum willkommen. Denn oberste Priorität ist für die Veranstalter vom Verein Kultur & Spielraum, “dass die Kinder selbst miteinander ins Geschäft kommen”, wie Mini-München-Erfinder Gerd Grüneisl sagt, der vergangenes Jahr mit der Medaille “München leuchtet” ausgezeichnet wurde.

Sommerferien in München: "München leuchtet" dank Mini-München-Erfinder Gerd Grüneisl (rechts) noch ein wenig mehr: Rund 300 Nachahmer der Spielstadt gibt es national und international - dafür verlieh ihm Bürgermeisterin Katrin Habenschaden 2021 die gleichnamige Auszeichnung.

“München leuchtet” dank Mini-München-Erfinder Gerd Grüneisl (rechts) noch ein wenig mehr: Rund 300 Nachahmer der Spielstadt gibt es national und international – dafür verlieh ihm Bürgermeisterin Katrin Habenschaden 2021 die gleichnamige Auszeichnung.

(Foto: Florian Peljak)

Nach der Pandemie-Ausgabe, die vor zwei Jahren an 40 dezentralen Stätten über die ganze Stadt verteilt stattfand, “war es der Wunsch der überwiegenden Mehrheit der Kinder, Mini-München wieder an einem einzigen Ort zu komprimieren”, sagt Grüneisl. Auf dem Cavalluna-Gelände stünden jetzt 50 000 Quadratmeter zur Verfügung. “Das hat den Vorteil, dass auch die Taxis und Busse wieder fahren können”, sagt Grüneisl und schmunzelt. Sie zu steuern, gehört zu den beliebtesten Jobs in der Spielstadt.

21. Spielstadt Mini-München, Mo., 1. bis Fr., 19. Aug., 10 – 17 Uhr, Cavalluna-Gelände, Hans-Jensen-Weg 3, Fröttmaning

Ein Ort für die Kunst

Sommerferien in München: Studien am marmornen Objekt: Zu den Ferienworkshops des Kinderkusthauses gehören auch Ausflüge in die Häuser der Kooperationspartner - wie hier in die Glyptothek.

Studien am marmornen Objekt: Zu den Ferienworkshops des Kinderkusthauses gehören auch Ausflüge in die Häuser der Kooperationspartner – wie hier in die Glyptothek.

(Foto: Kinderkunsthaus)

“Noch können wir gar nicht ganz absehen, welche negativen Auswirkungen die Pandemie mit ihren Isolierungen auf Kinder und Jugendliche hat, auf alle Fälle sind sie enorm; umso wichtiger ist es, dass Kinder ihre kreative Energie ausleben und ihre Verunsicherung überwinden können”, sagt Alexandra Helmig, Gründerin und Leiterin des Kinderkunsthauses in Schwabing. Weil das Angebot ihrer Einrichtung von Kindern und Eltern so gut angenommen werde, haben sie und ihr Team das “offene Programm”, das in Schulzeiten nur am Wochenende geöffnet ist, in den Sommerferien auf Donnerstag und Freitag ausgeweitet.

Sommerferien in München: Einen Ort schaffen, an dem Kinder und Jugendliche ihre Kreativität frei ausleben können: Die Autorin, Schauspielerin und Sängerin Alexandra Helmig ist Gründerin des Kinderkunsthauses.

Einen Ort schaffen, an dem Kinder und Jugendliche ihre Kreativität frei ausleben können: Die Autorin, Schauspielerin und Sängerin Alexandra Helmig ist Gründerin des Kinderkunsthauses.

(Foto: Robert Haas)

Dazu gibt es in allen sechs Ferienwochen einzeln buchbare, ganztägige Workshops. “Grundsätzlich kann ich Eltern die Sorge nehmen, dass ihre Kinder sechs Stunden in geschlossenen Räumen sitzen. In allen unseren Kursen wird rausgegangen, nicht nur, wenn wir Ausflüge in die Häuser unserer Kooperationspartner Hypo-Kunsthalle, Museum Brandhorst oder Glyptothek unternehmen”, so Helmig. Nach wie vor sei der Personalschlüssel bei ihnen sehr gut, betont Helmig. Fest angestellte Kunstpädagogen betreuen zusammen mit jungen Künstlern und Künstlerinnen von der Akademie jeweils zu zweit einen Kurs mit zehn Kindern.

Ganztägige Ferien-Workshops im Kinderkunsthaus, Mo., 1. Aug. bis Mo., 12. Sep., Römerstraße 21, www.kinderkunsthaus.de

In die Lüfte schwingen

Sommerferien in München: Die Welt ruhig auch mal kopfüber betrachten: eine junge Luftartistin am Trapez.

Die Welt ruhig auch mal kopfüber betrachten: eine junge Luftartistin am Trapez.

(Foto: Simon Katzer/Lilalu)

Bei Lilalu, dem Ferienprogramm der Johanniter, haben vier- bis 13-jährige Münchnerinnen und Münchner unter dem Motto “Dein Sommer im Abenteuerland” von 1. August bis 10. September im Olympiapark Süd die Auswahl unter sechstägigen Workshops: Gemeinsam tanzen, skaten und zaubern die Kinder und Teenager, erobern die Lüfte und überwinden Hindernisse, erforschen ihre akrobatischen und schauspielerischen Fähigkeiten – und lernen dabei nicht nur sich selbst und ihre eigenen Kompetenzen besser kennen, sondern erleben auch gegenseitige Unterstützung und Wertschätzung. Viele Workshops sind zwar ausgebucht, es gibt aber noch freie Plätze in einzelnen Kursen. Höhenluft schnuppern kann man etwa bei “Trapez” in der ersten Ferienwoche, Schritt- und Rhythmus-Kombinationen erproben bei “Cheerleading” in der zweiten oder bei der Dance Academy in der dritten Ferienwoche. Plätze für Kurzentschlossene gibt es auch noch in den eintägigen Angeboten “Be active – Beacharea” oder “Be creative – Kreativwerkstatt”. Und das Familienprogramm “Umsonst & Draußen” steht mit seinen kreativen Angeboten, einem Spielezelt, Trampolinen und einer Hüpfburg ohnehin für alle Besucher offen.

Lilalu-Workshops, Mo., 1. Aug. bis Sa., 10. Sep.; Umsonst & Draußen, Mo., 1. Aug. bis Fr., 9. Sep., 15-19 Uhr, Sa/So 11-19 Uhr, Olympiapark Süd, www.lilalu.de

Zukunftsforscher

Sommerferien in München: Energie der Zukunft: Auch aus Kartoffeln oder Zitronen lassen sich Batterien bauen. Wie das geht, kann man in den Ferien-Workshops im Deutschen Museum ausprobieren.

Energie der Zukunft: Auch aus Kartoffeln oder Zitronen lassen sich Batterien bauen. Wie das geht, kann man in den Ferien-Workshops im Deutschen Museum ausprobieren.

(Foto: Stefan Kruehler)

In den Ferien-Workshops des Deutschen Museums geht es um die spannende Frage, was jeder Einzelne gegen Energieverbrauch und Klimawandel tun kann. Da ist es sinnvoll, sich die Kraftwerke der SWM und die TU München mit dem Forschungszentrum Garching ins Boot zu holen. Schüler und Schülerinnen der achten bis zehnten Jahrgangsstufe können in dreitägigen Kursen experimentieren, diskutieren und nachhaltige Zukunftskonzepte entwickeln. Warum es nicht einmal mit dem Bau einer “Zitronenbatterie” versuchen? Denn auch der Zitronensaft leitet elektrischen Strom: Sobald der Stromkreis geschlossen wird, laufen in der Zitrone chemische Reaktionen ab, bei der Elektronen und Metallionen freigesetzt werden.

Energie 22 – Ferien for the Future, jeweils drei Tage, 9 bis 16.30 Uhr, Start am 1., 8., 16., 22. und 29. Aug. sowie 5. Sep., Deutsches Museum, www.deutsches-museum.de

Ritter, Römer, Rahmen

Sommerferien in München: Beim Malen im Freien kann man die Staffelei auch einmal beiseite stellen und nur den Blick auf Murnau und die Berge genießen.

Beim Malen im Freien kann man die Staffelei auch einmal beiseite stellen und nur den Blick auf Murnau und die Berge genießen.

(Foto: Schlossmuseum Murnau/Foto Piontek)

Was liegt näher, als sich bei Ausflügen in Museen zu eigenen Kreationen inspirieren zu lassen? “Wir malen draußen!” lautet etwa das Motto im Schlossmuseum Murnau, wenn es mit Pinsel, Staffelei und Palette an einen Ort geht, der einen tollen Blick auf Murnau und die Berge eröffnet. Oder man verwandelt sich im Kurs die “Römer in Murnau” mit selbst gebastelten Nagelschuhen, Speer und Schild in einen römischen Legionär. Im Franz-Marc-Museum entstehen in dem Workshop “Postkarten für die Sommerfrische” eigene Karten nach dem Vorbild der Expressionisten. Wer will, kann dort auch im Kurs “Wir bauen eine Ritterburg” tätig werden. Aber auch in Münchner Museen gibt es viel zu tun: Im Ferienprogramm des Lenbachhauses “Aus dem Rahmen gefallen … und auf der Bühne gelandet” gilt es, die geheimen Geschichten hinter den Gemälden der Sammlung aufzuspüren. Ist vielleicht die Kuh verliebt? Oder der Blumenstrauß im Bild geklaut? Im Garten des Museums können die Teilnehmer – der Einstieg ist jederzeit kostenfrei möglich – ein Figurentheater entwickeln und auf der Bühne präsentieren.

Workshops im Schlossmuseum Murnau, 3. Aug. bis 1. Sep., Staffelsee, www.schlossmuseum-murnau.de; Workshops im Franz-Marc-Museum, Kochel am See, 2. Aug. bis 9. Sep., www.franz-marc-museum.de; Was tun! Figurenwerkstatt im Lenbachhaus, Sa., 13. bis So., 28. Aug., www.lenbachhaus.de

Film ab

Sommerferien in München: Mit Papier, feiner Schere und Drahtscharnieren seinen eigenen Silhouetten-Trickfilm zu gestalten lernt man im Scherenschnitt-Workshop.

Mit Papier, feiner Schere und Drahtscharnieren seinen eigenen Silhouetten-Trickfilm zu gestalten lernt man im Scherenschnitt-Workshop.

(Foto: Kinderkino München e.V)

Nach dem Vorbild der Künstlerin Lotte Reiniger (1899 – 1981) können Kinder ab zehn Jahren im viertägigen Kinder-Kino-Workshop einen kurzen Silhouetten-Trickfilm selbst produzieren. Mit Papier, feiner Schere und Drahtscharnieren gestalten sie bewegliche Figuren zu einer selbst erdachten Geschichte, die anschließend in Einzelschritten animiert und mit Worten, Musikinstrumenten und Geräuschen vertont wird. “Die in der Vergangenheit dabei entstandenen Filme sind wirklich kleine Juwele und gewinnen regelmäßig beim Jugendfilmfestival ,Flimmern und Rauschen'”, schwärmt Katrin Hoffmann vom Veranstalter Kinderkino.

Silhouetten-Trickfilm, 8. – 11. Aug., 9 bis 15 Uhr, Nadistr. 3, Information unter: www.kinderkino-muenchen.de

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