AfD-Mann Prophet verliert OB-Wahl: Erleichterung in Nordhausen

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AfD-Mann Jörg Prophet verliert die Stichwahl in Nordhausen.

  • Nordhausens OB-Wahl: AfD-Kandidat in der Stichwahl – Text tauchte im Verfassungsschutzbericht auf
  • Entscheidung in der Stichwahl: AfD-Kandidat Jörg Prophet erhielt im ersten Wahlgang 42,1 Prozent der Stimmen
  • Dieser News-Ticker über die Oberbürgermeisterwahl in Nordhausen wird regelmäßig aktualisiert.

Update vom 25. September, 7.51 Uhr: „Wir sind nicht braun, wir sind nicht Sonneberg, wir sind Nordhausen“: Solche und ähnliche Worte fing der Stern am Sonntagabend unter Anhängern von Kai Buchmann ein. Der Parteilose hatte sich bei der OB-Stichwahl in der thüringischen Stadt gegen seinen AfD-Herausforderer durchgesetzt. Die Rechtspopulisten konnten somit nach dem Landratsamt in Sonneberg nicht das sicher geglaubte Oberbürgermeisteramt in Nordhausen erobern. 

Erste Reaktionen auf Wahlergebnis der OB-Stichwahl in Nordhausen

Update vom 25. September, 6.52 Uhr: Erste Reaktionen zum Wahlergebnis in Nordhausen kamen am Wahlabend. Die Leitung der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora zum Beispiel äußerte sich erleichtert. Die Wähler in Nordhausen hätten sich für eine weltoffene, vielfältige Stadt entschieden, die sich ihrer historischen Verantwortung bewusst sei, sagte der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner. „Gleichwohl zeigen die vielen Stimmen für den offen geschichtsrevisionistisch auftretenden AfD-Kandidaten, dass die aufgeklärte Erinnerungskultur als Grundkonsens unserer Demokratie akut gefährdet ist.“

AfD-Kandidat verliert in Nordhausen – doch Rechte könnten schon in zwei Wochen im Osten nachlegen

Update vom 24. September, 21.40 Uhr: In Nordhausen gibt es vorerst keinen Oberbürgermeister von der AfD – doch bereits in zwei Wochen steht die nächste OB-Stichwahl mit Beteiligung der Rechtspopulisten an. Das steht ebenfalls seit Sonntagabend fest.

Denn bei der Wahl zum neuen Oberbürgermeister von Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt hat AfD-Kandidat Henning Dornack im ersten Wahlgang die meisten Stimmen bekommen. Nach Angaben der Stadtverwaltung entfielen auf ihn 33,76 Prozent der Stimmen, auf Amtsinhaber Armin Schenk von der CDU 29,14 Prozent. Am 8. Oktober steht der zweite Wahlgang an.

Bitterfeld-Wolfen und Nordhausen liegen rund 150 Kilometer voneinander entfernt. In Sachsen-Anhalt wurde am Sonntag auch in zehn weiteren Städten und Gemeinden gewählt. Im brandenburgischen Wittstock/Dosse unterlag unterdessen ein AfD-Politiker im Ringen um das Bürgermeisteramt. Dort amtiert künftig der CDU-Politiker Philipp Wacker. Er erhielt 51,3 Prozent der Stimmen, AfD-Bewerber Karsten Simon 33,8 Prozent.

Update vom 24. September, 21.25 Uhr: Der unterlegene AfD-OB-Anwärter von Nordhausen, Jörg Prophet, hat seine Niederlage eingeräumt. „Wir haben einen neuen Oberbürgermeister. Der Herr Prophet ist die Nummer zwei bei dieser Wahl geworden“, sagte er vor Journalisten. Prophet wünschte dem parteilosen Wahlsieger Kai Buchmann Erfolg. Er reiche ihm als Oppositionsführer im Stadtrat die Hand, konstruktiv zusammenzuarbeiten, sagte er.

Die Wahlbeteiligung lag nach offiziellen Angaben bei 59,3 Prozent.

Update vom 24. September, 20.33 Uhr: Vor dem Rathaus in Nordhausen versammelten sich kurz vor Bekanntgabe des Ergebnisses Dutzende Menschen und jubelten. Einige hatten Plakate dabei, die sich gegen die AfD richteten. Als das Ergebnis bekannt wurde, brach langanhaltender Jubel im Ratssaal aus. Buchmann ging umher, reichte jubelnden Anhängern seine Hände und umarmte Mitstreiter.

Der Parteilose Kai Buchmann nach der OB-Stichwahl in Nordhausen/Thüringen.

© Matthias Bein/dpa

Update vom 24. September, 20.20 Uhr: Nun ist es offiziell: Die AfD hat bei der Stichwahl in Nordhausen ein bundesweit erstes Oberbürgermeister-Amt verpasst. Amtsinhaber Kai Buchmann setzte sich mit 54,9 Prozent der Stimmen gegen AfD-Politiker Jörg Prophet (45,1 Prozent) durch, wie das Nordhäuser Wahlamt mitteilte. Den ersten Wahlgang hatte Prophet gewonnen. Er erhielt am 10. September 42,1 Prozent der Stimmen, Buchmann nur 23,7 Prozent.

Update vom 24. September, 20.10 Uhr: Nach wie vor lässt das Ergebnis der Auszählung des 42. von 42 Nordhäuser Stimmbezirken auf sich warten. Nach Informationen der Thüringer Allgemeinen handelt es sich um das Briefwahllokal 6. AfD-Anhänger verbreiten in der Kommunikationsplattform X (früher Twitter) unterdessen bereits Verschwörungstheorien über eine verschobene Auszählung.

Ergebnis aus Nordhausen naht: AfD-Kandidat verliert Boden – Rechte verpassen wohl ersten OB-Posten

Update vom 24. September, 19.45 Uhr: 41 von 42 Stimmbezirken sind ausgezählt – auch ohne formales Endergebnis dürfte am Ausgang der OB-Stichwahl in Nordhausen kaum noch ein Zweifel bestehen. Amtsinhaber Buchmann hat zwar zuletzt minimal eingebüßt, liegt aber weiter klar vor AfD-Kandidat Prophet: 54,7 Prozent zu 45,3 Prozent lautet das jüngste Zwischenergebnis, wie die Thüringer Allgemeine online berichtet.

Update vom 24. September, 19.22 Uhr: Ein Endergebnis zur Oberbürgermeisterwahl im thüringischen Nordhausen liegt noch nicht vor – doch von einem Sieg für den parteilosen Amtsinhaber ist mittlerweile wohl auszugehen. Nach Auszählung von 39 der 42 Stimmkreise kommt Kai Buchmann laut MDR auf 54,8 Prozent der Stimmen, der AfD-Kandidat Jörg Prophet auf 45,2 Prozent.

Update vom 24. September, 19.06 Uhr: Nach 37 ausgezählten Stimmkreisen scheint sich ein Sieg für den Nordhäuser OB-Amtsinhaber Kai Buchmann anzubahnen. Er liegt nun mit 53 Prozent Stimmen erstmals etwas klarer vor seinem AfD-Herausforderer Jörg Prophet (47 Prozent), wie der MDR berichtet.

AfD will erstes OB-Amt: Ergebnisse zur Stichwahl – Parteiloser Buchmann nun in Front

Update vom 24. September, 19.00 Uhr: Der Informationsfluss aus Nordhausen hat sich etwas verlangsamt. Offenbar haben sich aber die Ergebnisse nach Auszählung von 35 Stimmkreisen gedreht: Der Parteilose Kai Buchmann führt nun mit 50,9 Prozent vor dem AfD-Herausforderer Jörg Prophet (49,1 Prozent). Ein entsprechendes Zwischenergebnis postete die Thüringer Linke-Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss auf X. Insgesamt sind 42 Stimmkreise auszuzählen.

Update vom 24. September, 18.43 Uhr: Noch immer scheint völlig offen, ob die AfD in Nordhausen ihren bundesweit ersten Oberbürgermeister stellen wird. Nach 31 ausgezählten Stimmkreisen (von insgesamt 42) liegt ihr Vertreter Jörg Prophet mit dem bisherigen OB Kai Buchmann gleichauf: Beide kommen nach Informationen des MDR jeweils auf 50 Prozent der Stimmen.

Update vom 24. September, 18.35 Uhr: Beinahe minütlich gibt es neue Zwischenstände zur OB-Stichwahl im thüringischen Nordhausen. Daten des MDR sehen AfD-Politiker Jörg Prophet auch nach 27 ausgezählten Stimmbezirken in Front. Allerdings ist der Vorsprung auf den parteilosen Amtsinhaber Kai Buchmann wieder geschrumpft: 50,2 Prozent zu 49,8 Prozent lautet der aktuelle Wasserstand.

Die Thüringer Allgemeine vermeldete zuletzt 51,5 Prozent für Prophet – bei allerdings erst 15 ausgezählten Stimmbezirken. Die Daten des Mitteldeutschen Rundfunks sind also etwas aktueller.

Erste Zahlen aus Nordhausen: AfD-Kandidat liegt knapp in Front – Rechte wollen ersten OB-Posten

Update vom 24. September, 18.32 Uhr: Das Kopf-an-Kopf-Rennen um den OB-Posten in Nordhausen scheint sich gedreht zu haben: Mit Stand 18.30 Uhr liegt der vom Verfassungsschutz beobachtete AfD-Kommunalpolitiker Jörg Prophet nun in Front. Er kommt nach Auszählung von 22 der 42 Stimmbezirke auf 50,7 Prozent, Amtsinhaber Kai Buchmann auf 49,3 Prozent. Das berichtet der MDR.

Update vom 24. September, 18.25 Uhr: Nach ersten Auszählungen liefern sich AfD-Kandidat Jörg Prophet und der parteilose Amtsinhaber Kai Buchmann ein Kopf-an-Kopf-Rennen um das Oberbürgermeister-Amt im thüringischen Nordhausen: Nach Auszählung von 10 der 42 Stimmbezirke liegen bei der Politiker nach Informationen des MDR fast gleichauf.

Dem Bericht zufolge lag Buchmann um 18.20 Uhr mit 50,4 Prozent knapp vor Prophet (49,4 Prozent). Die Webseite der Stadt war zwischenzeitlich nicht erreichbar.

Update vom 24. September, 18.05 Uhr: Die Oberbürgermeister-Stichwahl in Nordhausen ist beendet: Die Wahllokale haben seit 18 Uhr geschlossen, mittlerweile läuft die Auszählung, wie der MDR berichtet. Dem Sender zufolge hatten bis 13.30 Uhr 45,2 Prozent der Wählerinnen und Wähler ihre Stimme abgegeben.

Nordhausens OB-Wahl: AfD-Kandidat in der Stichwahl – Text tauchte im Verfassungsschutzbericht auf

Update vom 24. September, 16.58 Uhr: Einer der schärfsten Kritiker des AfD-Kandidaten für die heutige Oberbürgermeisterwahl im thüringischen Nordhausen, Jörg Prophet, ist der Historiker Jens-Christian Wagner, Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar. In einer Rede sagte er jüngst, Mittelbau-Dora und Nordhausen seien Namen, die weltweit „aufs Engste mit den Verbrechen der Nazis, aber auch mit der Versöhnung nach 1945 und mit der deutsch-französischen wie auch mit der deutsch-israelischen Freundschaft verbunden sind.“ Er fügte hinzu: „Welche Wirkung hätte es wohl in Nordhausen oder in Israel, wenn die Stadt von einen Mann regiert wird, der die NS-Verbrechen kleinredet?“

Wagner spielt damit auf geschichtsrevisionistische Äußerungen Prophets an, die er selbst erst vor wenigen Wochen aufgedeckt hat, wie der MDR berichtete. In den bereits 2021 auf der Homepage der AfD Nordhausen veröffentlichten Beiträgen reiht Prophet die Bombardierung Dresdens 1945 in eine Reihe mit den Verbrechen der Nazis ein, als sei der von ihnen entfachte Zweite Weltkrieg nicht ursächlich für diese und andere „europäische Leichenfelder“ gewesen. Stattdessen machte er „den Krieg“ für diese „Schreckensereignisse und menschlichen Abgründe“ – Prophet reihte hier auch Auschwitz ein – verantwortlich. Die Deutschen seien zu einem „Tätervolk in Sippenhaft“ gemacht worden.

Mit diesen Blogbeiträgen schaffte es der damals noch unbekannte Prophet in den Bericht des Verfassungsschutzes Thüringen für das Jahr 2021. Die Verfassungsschützer werfen dem jetzigen Oberbürgermeisterkandidaten für Nordhausen vor, geschichtsrevisionistische Schuldabwehr zu betreiben. Prophet versuche, die Verbrechen des NS-Regimes von der deutschen Bevölkerung zu trennen. Der Text „solle die historische Schuld des deutschen Volkes relativieren oder beschweigen“, schreibt der Nachrichtendienst.

Fährt die AfD in Nordhausen den nächsten Erfolg auf kommunaler Ebene ein?

Update vom 24. September, 13.31 Uhr: Die AfD, die bundesweit vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft ist, gewann seit Ende Juni nicht nur die Landratswahl in Thüringen, sondern auch eine Bürgermeisterwahl in der Kleinstadt Raguhn-Jeßnitz in Sachsen-Anhalt.

Den Anfang machte der Landkreis Sonneberg in Südthüringen, wo der Jurist Robert Sesselmann erster Landrat der AfD wurde. Die Partei kommt in repräsentativen Umfragen nicht nur in Thüringen, sondern auch Sachsen und Brandenburg auf Werte von mehr als 30 Prozent – in den drei Bundesländern sind 2024 Landtagswahlen.

Update vom 24. September, 12.26 Uhr: Seit 8 Uhr sind die Wahllokale in Nordhausen geöffnet. Die AfD hofft in der Stadt in Thüringen, erstmals einen Oberbürgermeister zu stellen. Ihr Kandidat Jörg Prophet tritt gegen den Amtsinhaber Kai Buchmann (parteilos) an. Insgesamt sind an diesem Sonntag rund 32.900 Wahlberechtigte zur Stimmabgabe aufgerufen. SPD, Grüne und Linke unterstützen Buchmann in der Stichwahl.

Das Spitzenpersonal der AfD: Ein Kommen und Gehen

AfD Parteitag 2013 in Berlin
Am 06. Februar 2013 gründen 18 Menschen in Oberursel (Taunus) die Partei „Alternative für Deutschland“. Der erste AfD-Parteitag findet am 14.04.2013 statt (im Bild). Bei der Bundestagswahl im gleichen Jahr erzielt die neue Partei aus dem rechten Spektrum auf Anhieb 4,7 Prozent – das beste Ergebnis, das eine neu gegründete Partei jemals bei ihrer ersten Bundestagswahl erhalten hat.
Von den 18 Gründern aus Oberursel waren im Juli 2017, also knapp vier Jahre später noch vier in der Partei. Das Kommen und Gehen bei der Alternative für Deutschland in Bildern. © imago
Dr. Konrad Adam, Journalist und Mitgebründer der Alternative für Deutschland (AfD)
Als einer der Gründungsväter der AfD gilt Konrad Adam. Der 1942 geborene Journalist arbeitete für die Tageszeitungen FAZ und Welt, ehe er von 2013 bis 15 einer von drei Bundessprechern der AfD wurde. In den folgenden Jahren wurde es bei der AfD still um Adam. Im Januar 2021 wurde dann auch klar, warum: Adam trat aus der AfD aus, die sich in seinen Augen zu einer rechtsextremen Partei entwickelt hatte. © imago
Konrad Adam, Bernd Lucke und Alexander Gauland auf dem ersten Parteitag der AfD in Berlin.
Doch das bekannteste Gesicht der AfD-Gründungsphase gehört dem Mann mit erhobenen Armen: Bernd Lucke. Geboren 1962 in West-Berlin und aufgewachsen in Nordrhein-Westfalen studiert Lucke Volkswirtschaftslehre und wird später in Hamburg Professor. Mit 14 Jahren tritt Lucke in die CDU ein und verlässt die Union 33 Jahre später, weil er mit der Eurorettungspolitik nicht einverstanden ist. Der Euro und die EU werden zu den zentralen Kritikpunkten, die Lucke in den folgenden Jahren bezogen auf die Bundespolitik äußert. Ergebnis dieser Kritik ist zunächst die eurokritische Wahlalternative 2013, aus der am 14. April 2013 die AfD hervorgeht. © imago
Bernd Lucke als Vorsitzender der AfD auf einem Parteitag
Doch auch Bernd Luckes Zeit in der AfD ist nur eine kurze. 2014 ging er noch als Spitzenkandidat der „Alternative für Deutschland“ in den Wahlkampf für die anstehende Europawahl. Bis 2019 war Lucke im Anschluss Mitglied im Europäischen Parlament. Doch bereits 2015 deutete sich an, dass Lucke im internen Machtkampf in der AfD den kürzeren ziehen konnte. Führende Köpfe der AfD wie Björn Höcke und Andre Poggenburg kritisierten den Vorsitzenden. Dieser musste schließlich seinen Platz an der Spitze der AfD räumen – für viele ging damit einer der letzten Personen, die in der AfD keine rechte, sondern eurokritische Partei sahen. © imago
Olaf Henkel GER Berlin 20150112 Alternative für Deutschland Prof Hans Olaf Henkel Veranstaltun
Anfang 2014 wird die AfD-Mitgliedschaft von dem Professor Hans-Olaf Henkel bekannt. Einen Namen macht sich Henkel als erfolgreicher Manager bei IBM. Später wechselt er auf die Verbandsebene und wird Präsident des BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie). 2014 zieht er für die AfD ins Europaparlament ein. Für ein Jahr ist Henkel sogar stellvertretender Bundessprecher der „Alternative für Deutschland“. 2015 tritt Hans-Olaf Henkel wieder aus der AfD aus. © imago
Deutschland Essen Grugahalle 4 Ausserordentlicher AfD Parteitag Bernd Lucke nach der Wahl von F
Auf Bernd Lucke folgt an der Parteispitze der AfD Frauke Petry. Die studierte Chemikerin wurde 1975 in Dresden geboren. 2013 ist sie bereits neben Lucke eine der drei Parteisprecherinnen der AfD. Außerdem wird sie im selben Jahr zur Vorsitzenden der AfD Sachsen gewählt. Im Juli 2015 schließlich kommt es zum internen Machtkampf, den Petry für sich entscheiden kann. Doch schon zwei Jahre später ist auch für sie wieder Schluss. Ende September 2017 tritt sie aus der AfD aus und gründet wie Lucke ihre eigene kleine Partei: Petry nennt sie „Die blaue Partei“. © imago
Prof. Dr. Jörg Meuthen (M.), Bundessprecher der AfD, Deutschland, Berlin, Bundespressekonferenz, Thema: AfD – Zu den Bu
Ein ähnliches Schicksal wie Petry und Lucke ereilt auch Jörg Meuthen (M.). Der 1961 in Essen geborene studierte Volkswirt wird 2015 zu einem der zwei Bundessprecher der AfD gewählt. 2019 gelingt ihm der Sieg bei der Wahl zum ersten Bundesvorsitzenden der AfD. Doch schon 2021 erklärt Meuthen, nicht erneut für den Vorsitz kandidieren zu wollen. 2022 folgt dann der endgültige Austritt aus der Partei. Der lässt sich auf seine Niederlage im Machtkampf mit Björn Höcke und den rechtsextremen Kräften innerhalb der AfD zurückführen. © M. Popow/Imago
Andre Poggenburg, hier schon nicht mehr für die AfD aktiv.
Gekommen und gegangen: André Poggenburg, geboren 1975, ist vier Jahre, von 2014 bis 2018, Vorsitzender der AfD Sachsen-Anhalt. Gemeinsam mit Björn Höcke verfasst Poggenburg 2015 die „Erfurter Resolution“. Das Schriftstück wird zum Positionspapier des – mittlerweile angeblich aufgelösten – völkisch-nationalen Flügels der AfD. Im Januar 2019 will der Bundesvorstand der AfD Poggenburg für zwei Jahre von allen Ämtern ausschließen. Doch der kommt der Partei zuvor, und tritt kurz darauf aus der AfD aus. Poggenburg gründet seine eigene Partei: „Aufbruch deutscher Patrioten – Mitteldeutschland“. Noch im selben Jahr tritt Poggenburg aber auch aus dieser Vereinigung aus und ist seitdem parteilos. © Sebastian Willnow/dpa
Doris Fürstin von Sayn-Wittgenstein im Sitzungssaal des schleswig-holsteinischen Landesverfassungsgerichts.
Auch Doris Fürstin von Sayn-Wittgenstein wurde aus der AfD ausgeschlossen. Sayn-Wittgenstein soll für einen rechtsextremistischen Verein geworben haben, der auf der sogenannten Unvereinbarkeitsliste der AfD stand. Doch die 1954 geborene Rechtsanwältin wehrt sich erfolgreich gegen den Parteiausschluss, den ein Bundesschiedsgericht 2019 beschlossen hat. Seit dem 15. April 2021 ist Sayn-Wittgenstein wieder Parteimitglied. Die AfD vertritt jedoch die Auffassung, dass Sayn-Wittgenstein wirksam aus der Partei ausgeschlossen wurde und hat Berufung eingelegt. © Marcus Brandt/dpa
Alexander Gauland, heute AfD-Mitglied, früher Herausgeber der Märkischen Allgemeinen Zeitung
Ein Urgestein der AfD, das all die personellen Wechsel überstanden hat und immer noch da ist: Alexander Gauland. Geboren 1941 in Chemnitz, ist Gauland vor seiner aktiven politischen Karriere Herausgeber der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ). CDU-Mitglied wird der gelernte Jurist bereits 1973, ab 1987 übernimmt er verschiedene politische Ämter, vor allem für die Union in Hessen. CDU-Mitglied bleibt Gauland bis 2013, ehe er gemeinsam mit unter anderem Bernd Lucke und Konrad Adam die AfD gründet. Im Jahr 2017 wird Gauland Bundessprecher der AfD (bis 2019). Von 2017 bis 2021 ist er neben Alice Weidel einer von zwei Fraktionsvorsitzenden der Bundestagsfraktion. 2021 gibt er dieses Amt wieder ab, bleibt der Partei aber als Ehrenvorsitzender erhalten. © imago

AfD-Kandidat in Stichwahl um Oberbürgermeisteramt in thüringischem Nordhausen

Erstmeldung: Nordhausen – Die rechtspopulistische AfD ist in Deutschland weiter im Aufschwung. In den jüngsten Umfragen erreichte die Partei auf Bundesebene wiederholt Werte jenseits der 20 Prozent. Vor allem in Ostdeutschland hat die Alternative für Deutschland viele Sympathisanten. Im Landkreis Sonneberg in Thüringen stellen die Rechtspopulisten seit Juli dieses Jahres erstmals einen Landrat. Kurz darauf konnte die AfD auch eine Bürgermeisterwahl in Raghun-Jeßnitz (Sachsen-Anhalt) für sich entscheiden – ebenfalls ein Novum. Am Sonntag (24. September) könnte der nächste Wahlsieg folgen.

Ein Wahlplakat von Jörg Prophet, AfD-Kandidat für die Oberbürgermeister-Wahl in Nordhausen, steht in der Innenstadt.

© Martin Schutt/dpa

OB-Wahl in Nordhausen – AfD vor nächstem Erfolg in Thüringen

Im thüringischen Nordhausen will AfD-Kandidat Jörg Prophet der erste Oberbürgermeister seiner Partei werden. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Im ersten Wahlgang erhielt der 61-jährige Unternehmer 42,1 Prozent der Wählerstimmen. In der Stichwahl trifft er auf Amtsinhaber Kai Buchmann (parteilos), der lediglich 23,7 Prozent erhielt. Die Wahlbeteiligung in der Stadt mit knapp 41.000 Einwohnern lag bei 56,4 Prozent.

Prophet kann bei seinem Vorhaben auf prominenten Unterstützung aus der eigenen Partei setzen. Der Partei-Co-Vorsitzende Tino Chrupalla und der AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl, Maximilian Krah, sind für Wahlkampfauftritte nach Thüringen gereist. Chrupallas Co-Vorsitzende Alice Weidel rief in einem Video auf der Plattform X (ehemals Twitter) ebenfalls zur Wahl von Prophet auf. „Am kommenden Sonntag können wir in Nordhausen Geschichte schreiben – und den ersten AfD-Oberbürgermeister stellen. Unterstützen Sie uns dabei: Ihre Stimme für Jörg Prophet!“, schrieb Weidel zu dem Clip.

Der gesamte Landesverband Thüringen der AfD um den Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke wird im Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2021 als „erwiesen rechtsextremistische Bestrebung gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung“ eingestuft.

AfD-Kandidat Jörg Prophet – Verfassungsschutz sah „geschichtsrevisionistische Agenda“

Prophet könnte neben dem aktuellen Umfragehoch seiner Partei auch von den Versäumnissen seines Stichwahl-Gegners profitieren. Gegen Amtsinhaber Buchmann läuft ein Disziplinarverfahren wegen Mobbing-Vorwürfen, ein paar Monate lang war der Politiker, der früher ein Grünen-Parteibuch hatte, suspendiert. Ein Verwaltungsgericht machte die Suspendierung rückgängig, seit Anfang August ist Buchmann wieder im Amt, das Verhältnis zum SPD-Landrat gilt aber als zerrüttet.

Prophet fiel in der Vergangenheit auch dem Verfassungsschutz auf. Vor allem mit einem Beitrag aus dem Jahr 2021 auf der Seite des Nordhäuser AfD-Kreisverbands. Darin geht es um die Bombardierung Dresdens und die Erinnerung daran. Prophet schreibt darin: „Schizophren wird es aber dann, wenn heute offen propagiert wird, dass Terror gegen Zivilbevölkerung immer dann zulässig ist, wenn es ein Tätervolk trifft.“ Der Verfassungsschutz führt Auszüge des Textes später als Beleg dafür an, dass die „geschichtsrevisionistische Agenda“ der AfD „in die Breite des Landesverbandes“ hineinwirke. Prophet distanzierte sich nicht von seinem Text.

OB-Wahl in Nordhausen – KZ-Gedenkstelle lädt AfD-Kandidaten aus

Die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, die sich im Landkreis Nordhausen befindet, hatte sich bereits im Vorlauf der Wahl von Prophet distanziert. Man werde aus Rücksicht vor den Überlebenden und ihren Angehörenden Jörg Prophet nicht zu Gedenkveranstaltungen einladen, sagte die kommissarische Leiterin der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, Anett Dremel. „Uns erreichen seit Wochen Schreiben von Überlebenden-Verbänden, die sich besorgt äußern“, sagte Dremel.

In das Konzentrationslager wurden zwischen 1943 und 1945 etwa 60 000 Menschen verschleppt, offiziell wurden von der SS 12 000 Tote vermerkt. Die Gedenkstätte geht davon aus, dass mindestens 20 000 Häftlinge die Deportation in das KZ nicht überlebten.(fd mit dpa)

Rubriklistenbild: © Matthias Bein/dpa


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