Zehn Tipps für Freilufttheater in Bayern – Bayern

Sommerzeit ist Freilichtspiel-Zeit in Bayern. In kommenden Monaten werden nicht nur die alljährlichen, professionellen Klassiker wie die Luisenburg-Festspiele im ältesten Freilichttheater Deutschlands im Fichtelgebirge oder der Further Drachenstich in der Oberpfalz inszeniert, sondern auch zahlreiche andere. Sie finden zum Teil nur alle paar Jahre statt und werden häufig von Laien aufgeführt. Zehn Tipps.

Die Schuldige nach dem Elend

Beim Festspiel Illerbeuren denunziert die Dorfbevölkerung eine Geflüchtete als Hexe.

(Foto: Ulrich Haas)

Nur alle 25 Jahre findet im Freilichtmuseum Illerbeuren ein Freilichtspiel statt. Es geht um Freiheit und Gerechtigkeit im 17. Jahrhundert: Auf der Kronburg steht ein Machtwechsel an. Am Ende, nach Krieg und Zerstörung, braucht es eine Schuldige für all das Leid – die Dorfbevölkerung denunziert eine Geflüchtete als Hexe. 280 Freiwillige wirken am Schauspiel mit, künstlerischer Leiter ist Schauspieler und Regisseur Richard Aigner. Basis des Schauspiels bilden historische Überlieferungen über die Zeit bis nach dem 30-jährigen Krieg.

Aufführungen zwischen 1. und 29. Juli, jeden Mittwoch, Freitag und Samstag, jeweils um 20.30 Uhr. Tickets unter www.heimatdienst-illertal.de

Der Trick mit dem Kerschgeist

Tipps für Freilufttheater in Bayern: Den Brandnerkaspar führt keiner mit größerem Recht als die Pfaffenhofener.

Den Brandnerkaspar führt keiner mit größerem Recht als die Pfaffenhofener.

(Foto: Lukas Sammetinger)

Der gute, alte Brandnerkaspar, der dem Boandlkramer mit Kerschgeist und Kartenspiel noch ein paar Lebensjahre abluchst, ist auch auf Bayerns Freilichtbühnen eine Art Dauerbrenner. Aufführen darf ihn natürlich jeder, aber wohl keiner mit größerem Recht als die Pfaffenhofener. Denn dort in Pfaffenhofen an der Ilm wurde einst der Schriftsteller Joseph Maria Lutz geboren, der aus Franz von Kobells Brandnerkaspar-Erzählung anno 1934 eine erste Bühnenfassung gemacht hat. Wie vor fünf Jahren steht diese auch heuer im Zentrum der “Paradiesspiele” am Hauptplatz mitten in der Stadt. Neben ein paar Profis spielen Laien aus der Region einen Großteil der Rollen, Regie führt Falco Blome.

Aufführungen am 22., 23., 25. und 29. Juni sowie am 2., 7., 8. und 9. Juli, Beginn jeweils 20.15 Uhr, Karten ab 22 Euro online über okticket.de

Der Dank der Verschonten

Tipps für Freilufttheater in Bayern: Christusdarsteller Benedikt Hornung bei den Waaler Passionsspielen.

Christusdarsteller Benedikt Hornung bei den Waaler Passionsspielen.

(Foto: Ulrike Propach)

Als vor 402 Jahren die Pest wütete, versprachen die Einheimischen von Waal im Ostallgäu, regelmäßig ein Passionsspiel aufzuführen, falls sie verschont blieben. Heute ist die Waaler Passion die älteste in Schwaben, wegen Corona wird das 400-Jahr-Jubiläum statt 2021 nun 2023 nachgeholt. Neue künstlerischer Leiter ist der Kabarettist und Regisseur Manfred Dempf, die zentrale Frage seines Stücks, das von Chor und Orchester begleitet wird, lautet: “Für wen haltet ihr mich?”. Der gemeinnützige Verein Passionsspielgemeinschaft Waal e.V. unterhält ein eigenes Passionstheater mit 575 Sitzen aus dem Jahr 1960.

Aufführungen Samstag und Sonntag, noch bis zum 8. Oktober. Tickets unter https://passion-waal.de/

Die mutige Räubertochter

Tipps für Freilufttheater in Bayern: Das Stück Ronja Räubertochter passt zur gewaltigen Naturkulisse der Allgäuer Freilichtbühne in Altusried.

Das Stück Ronja Räubertochter passt zur gewaltigen Naturkulisse der Allgäuer Freilichtbühne in Altusried.

(Foto: Tamara Meßlang)

Ronja Räubertochter ist rebellisch wild und stark und haust in einer Bärenhöhle mitten im Wald. Insofern passt das Stück ideal zur gewaltigen Naturkulisse der Allgäuer Freilichtbühne in Altusried, auf der sich die Geschichte von Astrid Lindgren über Mut und Freundschaft bestens darstellen lässt. Sebastian Heerwart, Geschäftsführer der Freilichtbühne mit ihren 2500 Sitzen auf der einzigartigen Holztribüne, verspricht Live-Musik, schöne Kostüme und tolle Effekte. Mehr als 100 Altusrieder spielen – nur alle drei Jahre bringen Einheimische Freilichtspiele, Musicals und Märchen auf die Bühne.

Aufführungen vom 8. Juli bis 6. August jeweils Freitag und Samstag um 17 Uhr und Sonntag um 16 Uhr. Karten unter www.allgaeuer-freilichtbuehne.de/ronja-raeubertochter

Die Oberpfalz brennt

Tipps für Freilufttheater in Bayern: Die Verbrennung des Reformators Jan Hus auf dem Scheiterhaufen wirkte sich bis ins kleine Städtchen Neunburg vorm Wald in der Oberpfalz aus.

Die Verbrennung des Reformators Jan Hus auf dem Scheiterhaufen wirkte sich bis ins kleine Städtchen Neunburg vorm Wald in der Oberpfalz aus.

(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Historische Festspiele sind beliebt in der Oberpfalz. Ob es an der Dichte an Burgen und Schlössern liegt, die deutschlandweit die höchste sein soll? Und es ist ja auch so einiges an Denkwürdigem passiert in diesem Regierungsbezirk, das man auf die Bühne bringe kann. Zum Beispiel der Hussenkrieg. Ausgelöst wurde dieser im Jahr 1415 durch den Tod des böhmischen Reformers und Kirchenkritikers Jan Hus, der auf seiner Reise durch die Oberpfalz großen Anklang gefunden hatte, in Konstanz dann aber als Ketzer öffentlich verbrannt worden war. Ein Krieg zwischen seinen Anhängern, den Hussiten, und dem Heer des Neunburger Pfalzgrafen Johann bricht aus. Die Oberpfalz brennt. Seit bald 40 Jahren stellen mehr als hundert Laien-Darsteller aus Neunburg vorm Wald jedes Jahr die Geschehnisse im Burghof des ehemaligen Pfalzgrafenschlosses nach. Im Oberpfälzer Dialekt.

Aufführungen am Freitag, den 7. Juli, Samstag, den 8. Juli, Samstag, den 15. Juli, Freitag, den 21. Juli und Samstag, den 22. Juli 2023 im historischen Burghof. Einlass um 19 Uhr, Beginn um 20:30 Uhr. Karten unter https://www.burgfestspiele-neunburg.de/termine-tickets/

Der Freiherr und seine Wilden

Tipps für Freilufttheater in Bayern: Bei den Trenckfestspielen entgeht Waldmünchen alljährlich knapp der großen Katastrophe.

Bei den Trenckfestspielen entgeht Waldmünchen alljährlich knapp der großen Katastrophe.

(Foto: Simon Tschannerl/Verein der Trenckfestspiele)

Waldmünchen, im Oberpfälzer Landkreis Cham nicht weit von der tschechischen Grenze und auf einer wichtigen Handelsroute gelegen, war zur Zeit des österreichischen Erbfolgekriegs aufgrund seiner Grenzlage immer wieder Schauplatz von Krieg und Auseinandersetzungen. Heute zieht das Städtchen im Oberpfälzer Wald die Menschen wegen der Natur an. Und wegen der kulturellen Angebote, wie etwa der Freilichtspiele. Seit mehr als 70 Jahren wird jeden Sommer mit Laiendarstellern das Historienstück über die Belagerung Waldmünchens durch Franziskus Freiherr von der Trenck und seinen wilden Panduren, seiner bewaffneten Leibgarde, auf die Bühne gebracht.

Aufführungen vom 8. Juli bis 12. August. Beginn aller Stücke ist um 21 Uhr, Einlass ab 19:30 Uhr. Karten unter https://www.trenckfestspiele.de/tickets/termine/

Die großen Stoffe von Falkenstein

Tipps für Freilufttheater in Bayern: Im Innenhof von Burg Falkenstein in der Oberpfalz werden jeden Sommer große Stoffe auf die Bühne gebracht.

Im Innenhof von Burg Falkenstein in der Oberpfalz werden jeden Sommer große Stoffe auf die Bühne gebracht.

(Foto: Martin Siepmann/mauritius images)

Freilichtspiele gibt es zahlreiche im Landkreis Cham und Falkenstein tut sich besonders hervor. Seit 1976 werden auf Burg Falkenstein im Bayerischen Wald Theaterstück unter freiem Himmel aufgeführt. Das Publikum ist sehr nah dran an den Schauspielern, denn der Burghof ist klein. Die Stoffe dafür sind umso größer: “Der Glöckner von Notre Dame”, “Der zerbrochene Krug” oder “Romeo und Julia” wurden hier schon gespielt. Und dieses Jahr eben “Macbeth”. Regie führen seit 2015 Anika Pinter und Bettina Schönenberg, die Darsteller sind zumeist Laien aus Falkenstein.

Gespielt wird ab 24. Juni bis zum 29. Juli. Beginn je nach Termin 18 Uhr oder 20:30, Einlass jeweils eineinhalb Stunden vorher. Karten gibt es unter https://www.burghofspiele-falkenstein.eu/termine/

Die bekannteste Liebesgeschichte

Tipps für Freilufttheater in Bayern: Die Bühne in Schiltberg eignet sich bestens für eine klassische Shakespeare-Inszenierung.

Die Bühne in Schiltberg eignet sich bestens für eine klassische Shakespeare-Inszenierung.

(Foto: Christoph Weiß)

Alle drei Jahre wird auf der mittelalterlich-romantischen Wald-Bühne in Schiltberg bei Aichach Theater gespielt. Heuer ist es wieder soweit – mit einer fulminanten Inszenierung der wohl bekanntesten Liebesgeschichte der Welt: Romeo und Julia. Das halbe Dorf steht dazu auf der Bühne oder arbeitet hinter den Kulissen. Das Freilichttheater wurde von Mitgliedern des Theatervereins in unzähligen Stunden Arbeit in unmittelbarer Nähe zu dem Ort errichtet, an dem im Mittelalter einst eine Burg stand – der perfekte Platz also für das Shakespeare-Stück.

Die insgesamt 16 Aufführungen des Hofberg-Freilichttheaters finden von 16. Juni bis 22. Juli 2023 statt. Jeweils 1000 Zuschauer finden Platz. Die Abendkasse hat ab 19.30 Uhr geöffnet, Spielbeginn ist ab 21 Uhr. Der Kartenvorverkauf (München Ticket) läuft bereits. Weitere Infos unter www.hofberg-freilichttheater.de

“Lieber bairisch sterben… Aidenbach 1706”

Tipps für Freilufttheater in Bayern: Oft waren Zivilisten der Willkür der Besatzer ausgeliefert, wie hier in der Szene nachgestellt wird.

Oft waren Zivilisten der Willkür der Besatzer ausgeliefert, wie hier in der Szene nachgestellt wird.

(Foto: Toni Scholz)

Seit mehr als 30 Jahren bringt der Kultur- und Festspielverein das mehrfach ausgezeichnete Festspiel “Lieber bairisch sterben… Aidenbach 1706” auf die Freilichtbühne. Das Stück greift die Stimmung der Zeit des Volksaufstandes der bayerischen Bevölkerung auf. Nach mehreren großen und kleinen Kämpfen wie zum Beispiel der Sendlinger Blutweihnacht stellen sich Bauern und einfache Bürger in einer letzten großen Schlacht in Aidenbach der Übermacht des österreichisch-kaiserlichen Heers entgegen.

Vor jeder Aufführung findet zudem der Historischer Handwerker- und Bauernmarkt ab 19 Uhr statt (Zugang auch ohne Eintrittskarte möglich). Dort werden altes Handwerk und historische Fertigkeiten aus dem bäuerlichen Alltag gezeigt und Essen und Trinken aus der Zeit des Aufstands angeboten.

Die Aufführungen beginnen am Freitag, 14. Juli, Samstag, 15., Freitag, 21., und Samstag, 22. Juli, jeweils um 20.45 Uhr, der Handwerker- und Bauernmarkt ab 19 Uhr. Karten gibt es unter Telefon 0761 888499 99 von 6 bis 22 Uhr, auch an Wochenenden und Feiertagen. Oder online unter: https://aidenbach.reservix.de

Der Faust in Dorfen

Tipps für Freilufttheater in Bayern: Goethes Faust in Dorfen wird auf dem Unteren Marktplatz mitten in der Altstadt gegeben.

Goethes Faust in Dorfen wird auf dem Unteren Marktplatz mitten in der Altstadt gegeben.

(Foto: Renate Schmidt)

Zum 1250-Jahre-Jubiläum wird in Dorfen Goethes Faust als opulentes Theaterspektakel mitten in der Stadt gebracht. Regisseur Andreas Wiedermann hat ein bilderstarkes Spektakel inszeniert. Die Hauptrollen werden von sieben Profis verkörpert, doch dank der Beteiligung von mehr als hundert Dorfenerinnen und Dorfener als Statisten, Choristen und Tänzerinnen gewinnt das Ganze eine beeindruckende Größe. Vor der Pause wird der Tragödie erster Teil gegeben, anschließend bis nach Mitternacht ein rasant gekürzter Faust Zwei. Ernst Bartmann, der seit vielen Jahren mit Wiedermann als Opera Icognita freie Musiktheaterproduktionen macht, hat eigens für den Faust in Dorfen wunderbare Theatermusik komponiert. Auch die wunderschöne Kulisse am Unteren Marktplatz inmitten der Altstadt und unter dem Abendhimmel macht den Dorfener Faust zu einem Theatererlebnis.

Die Aufführungen am 22., 23., 24., 30. Juni, 1. und 7. Juli beginnen jeweils 20.30 Uhr. Vorverkauf bei Ticket Treff Dorfen, Telefon 08081/1393, oder auf www.faustindorfen.de/tickets.

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