USA. Oregon entkriminalisiert Drogen – doch Zahl der Überdosen steigt

“New York Times”-Bericht
US-Bundesstaat Oregon entkriminalisierte harte Drogen – doch der Erfolg bleibt aus

Der Konsum und das Mitführen von harten Drogen ist in Oregon nicht mehr strafbar. 

© David Maialetti/The Philadelphia Inquirer/AP / DPA

Seit mehreren Jahrzehnten erleben die USA eine schwere Drogenkrise. Der Bundesstaat Oregon wollte mit gutem Beispiel vorangehen und den Kampf gegen Überdosen aufnehmen, indem sie harte Drogen entkriminalisieren – doch das Vorhaben scheint nicht den gewünschten Erfolg zu bringen.

Vor knapp drei Jahren führte der Bundesstaat Oregon das Gesetz “Measure 110” ein, das harte Drogen entkriminalisiert. Nun berichtet die “New York Times”, dass die Zahl der Überdosen seit der Einführung des Gesetzes konstant gestiegen sei. 

Für den Besitz von Fentanyl, Heroin und anderen Betäubungsmitteln wird seit 2020 lediglich ein Bußgeld von 100 US-Dollar fällig. Die Geldstrafe kann allerdings umgangen werden, indem man sich einem Drogentest und einer medizinischen Untersuchung unterzieht. Das Gesetz, dass Menschen aus der Drogenabhängigkeit helfen sollte, wird heute von vielen Seiten kritisiert.

So werden Stimmen von der Polizei laut, das Gesetz sei sogar schuld an der Verschärfung des Drogenproblems in Oregon. Ein Polizist aus Portland bericht, er erlebe hohe Aggressivität von Menschen, die er auf der Straße beim Rauchen von Fentanyl oder Meth erwischt. “Sie denken, sie seien im Recht, weil sie denken, die Drogen seien legal”, sagte er der “New York Times”.

Weiterhin sei durch das neue Gesetz die Verfügbarkeit von Fentanyl im Bundesstaat gestiegen, und so auch die Preise gesunken, sagte ein Ermittler der Bundesanwaltschaft gegenüber dem “Oregon Public Broadcast”. Auch ein Drogenabhängiger, der in Portland auf der Straße lebt, bestätigt die leichte Verfügbarkeit von Drogen. “Portland ist ein Paradies für obdachlose Drogenabhängige”, sagte er der “New York Times”. Er könne auf der Straße nun ungestört Drogen konsumieren, ohne dass die Polizei ihn belästige.

Drogengesetz helfe nicht der gesundheitlichen Versorgung

Eine weitere Maßnahme des “Measure 110” sei gewesen, mit den Einnahmen der Marihuana-Steuer die Gesundheitsversorgung von Drogensüchtigen zu finanzieren. Doch bis heute reichten die Kapazitäten nicht aus, um die Menschen, die zu einem Entzug bereit sind, zu versorgen. Anlaufstellen für Notfallversorgung können dem Bericht zufolge nur einem Bruchteil derjenigen, die um Hilfe bitten, tatsächlich versorgen. 

Mit den mangelnden Erfolgen verliert auch das Gesetz an Zuspruch. Während im Jahr 2020 noch fast 60 Prozent für die Entkriminalisierung gestimmt hätten, seien heute 63 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in Oregon für die Wiedereinführung der Strafverfolgung bei Drogenbesitz, berichtet “Oregon Public Broadcast”. 

Trotzdem gebe es noch immer Befürworter des “Measure 110”. Sie seien überzeugt, die Zahl der Überdosen sei vor allem wegen des instabilen Gesundheitssystems während der Pandemie gestiegen. Außerdem sei des Gesetz während einer Zeit eingeführt worden, in der Fentanyl sich sturmartig in den USA verbreitet habe. Das Gesetz in Oregon habe daher nichts mit dem ansteigenden Drogenkonsum zu tun. 

Quellen: New York Times, Oregon Health Authority, Oregon Public Broadcast

nim

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