USA: Das ist Trumps Richterin in der dritten Anklage – Politik

“Präsidenten sind keine Könige. Und der Angeklagte ist nicht Präsident.” Diese klaren Worte richtete Tanya Chutkan an Donald Trump, als 2021 eine Beschwerde des Republikaners vor der Richterin landete. Trump wollte damals verhindern, dass ein Untersuchungsausschuss des Kongresses Unterlagen aus seinen letzten Tagen im Weißen Haus erhielt: Briefe, Videos, Fotos, seine Agenda, alles, was Auskunft darüber geben konnte, wie direkt Trump für den Sturm auf das US-Capitol vom 6. Januar 2021 verantwortlich war. Chutkan ließ Trump abblitzen, ebenso nach ihr die Berufungsinstanzen, die Trump anrief. Der Ausschuss arbeitete das Geschehen im Detail auf und schloss mit der Empfehlung, den ehemaligen Präsidenten anzuklagen.

Nun liegt diese Anklage vor, und Trump landet damit zum zweiten Mal vor Tanya Chutkan. Ein Zufallsgenerator teilte den Fall der Richterin am Bundesgericht für den District of Columbia zu, der offiziellen Bezeichnung der Hauptstadt Washington, die ihr den Zusatz D.C. eingetragen hat. Das Gericht ist in erster Instanz zuständig für die Anwendung von Bundesrecht in Washington. Seit 2014 ist die 61-Jährige dort tätig, eingesetzt von Barack Obama und ohne Gegenstimme vom Senat bestätigt. Bei Trumps erstem Gerichtstermin am Donnerstag wird er noch Ersatzrichterin Moxila A. Upadhyaya vorgeführt, den Prozess wird dann aber Richterin Tanya Chutkan leiten.

Trump dürfte bei Chutkan ein wesentlich feindlicheres Klima antreffen als in Florida, wo er im Juni wegen des Versteckens von Geheimdokumenten angeklagt wurde. Dort führt die von ihm ernannte Richterin Aileen Cannon das Verfahren, über seine Schuld wird ein Geschworenengremium entscheiden, zusammengesetzt aus Bürgern des Sonnenscheinstaats, wo bei den Präsidentschaftswahlen 2020 51 Prozent der Wähler für ihn gestimmt hatten.

Den Sturm aufs Kapitol sieht Chutkan als “gewaltsamen Versuch eines Staatsstreichs”

Nun muss sich Trump auch im District of Columbia vor einer Jury verantworten, wo ihn nur fünf Prozent der Stimmberechtigten wählten. Hier geht es um die Vorwürfe einer dreifachen Verschwörung zum Umsturz nach den Präsidentschaftswahlen, die im Sturm auf das Kapitol gegipfelt hatte. Richterin Chutkan hat sich seither wiederholt mit den juristischen Folgen des Gebarens von Trumps Anhängern auseinandergesetzt. Mehr als 1000 Kapitolstürmer haben die Strafverfolger vor Gericht gestellt, mehr als 500 wurden bereits verurteilt, mehr als 300 erhielten Gefängnisstrafen. Mehrere dieser Fälle hat Chutkan bearbeitet.

“Das war ein gewaltsamer Versuch eines Staatsstreichs”, sagte die Richterin in einem der Prozesse. “Und er war beinahe erfolgreich.” Die Juristin verhängte mehrmals schärfere Sanktionen als die Anklage beantragt hatte, weil sie die Verbrechen als besonders schwerwiegend betrachtete. “Es muss klargemacht werden, dass eine Strafe folgt, wenn man die friedliche Machtübergabe zu stoppen versucht und die Ordnungskräfte angreift”, argumentierte Chutkan. Die Angeklagten hätten die Hallen des Kapitols beschmutzt und entwürdigt und gezeigt, dass sie den Rechtsstaat verachten. “Das Land verfolgt aufmerksam, welche Konsequenzen es hat, was nie zuvor in unserer Geschichte geschehen ist”, sagte Chutkan.

Trumps Anhänger werteten es umgehend als Hinweis auf eine angebliche Verschwörung des Justizapparats gegen ihr Idol, dass Chutkan mit dem jüngsten Prozess betraut wurde. Auf der rechten Plattform Truth Social gab der Umstand zu Diskussionen Anlass, dass Chutkan in Jamaika geboren wurde und nicht öffentlich bekannt sei, wann sie den US-Pass erhielt. Weniger interessierten sich die Verschwörungsmythiker für die akademische Karriere der Richterin.

Sie hat ihre Juristenausbildung in Washington begonnen, an der George Washington University, die wie die Hauptstadt benannt ist nach dem ersten Präsidenten der USA, der nach zwei Amtszeiten freiwillig zurückgetreten war und damit die Tradition der friedlichen Machtübergabe begründet hatte. Dann studierte Chutkan an der University of Pennsylvania Law School in Philadelphia, jener Stadt, in der die Gründerväter sowohl die Unabhängigkeitserklärung als auch die Verfassung der Vereinigten Staaten unterschrieben hatten.

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