Unwetter durch Tief “Zoltan”: DWD warnt vor Sturmfluten und Orkanböen | NDR.de – Nachrichten

Stand: 21.12.2023 19:18 Uhr

An der Nordseeküste besteht von heute an Sturmflutgefahr. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt vor den Sturmböen des Tiefs “Zoltan”. An den Küsten und auf den Inseln seien orkanartige Böen möglich. Im Bahnverkehr kommt es zu Ausfällen und Verspätungen.

Für die Küsten Norddeutschlands gilt bis Samstagabend eine Unwetterwarnung. Laut DWD ist bis dahin mit ergiebigem Dauerregen und orkanartigen Böen zu rechnen. Auf dem Brocken im Harz besteht demnach die Gefahr von Orkanböen der Stufe 3 von 4. Im Rest Norddeutschlands kann es schwere Sturmböen geben.

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Im Norden stehen die Zeichen vor den Feiertagen auf Sturm. Reporterin Anina Pomerenke sieht sich am Hauptbahnhof in Hamburg um.
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Sturmschäden und Verkehrsbehinderungen

In Braunschweig wurde ein Mensch durch einen umstürzenden Baum verletzt. In Bremen stürzte ein 15 Meter hoher Baum neben einer Bushaltestelle um, wie die Feuerwehr am Donnerstag mitteilte. Verletzt wurde den Angaben nach niemand. Bilder zeigten wartende Fahrgäste, die nur knapp nicht von dem Baum getroffen wurden. In Wilhelmshaven stürzten Teile eines Gerüstes um, weshalb eine Straße gesperrt wurde. Auch von dort gab es keine Berichte über Verletzte.

In Schleswig-Holstein meldete die Regionalleitstelle Nord am frühen Abend 30 Sturmeinsätze, die Leitstelle West sogar 50. In Flensburg etwa fielen einige Dachziegel herunter. Auf der A7 kam es nach einem Unfall in Höhe des Dreiecks Bordesholm (Kreis Rendsburg-Eckernförde) in Richtung Hamburg zu Behinderungen. Hier waren bei Sturm und Starkregen drei Pkw und ein Lkw in einen Unfall verwickelt. Die Autobahn war zeitweise gesperrt, der Verkehr staute sich kilometerweit zurück. Auf der Fehmarnsundbrücke gab es bis zum späten Nachmittag eine Sperrung in beiden Richtungen, nachdem dort ein Lkw und ein Pkw mit Anhänger in die Leitplanke gestürzt sind. Die Brücke ist für entsprechende Fahrzeuge gesperrt.

In Hamburg mussten die Einsatzkräften zu rund 40 wetterbedingten Einsätzen in Hamburg ausrücken, zum Beispiel weil Äste heruntergestürzt oder Keller überflutet waren. In Neuallermöhe stürzte ein Baum auf ein Auto.

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Stau auf der Autobahn © dpa Foto: Christian Charisius

Staus, Baustellen und Gefahren-Hinweise: aktuelle Meldungen zum Verkehr für Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.
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Bahn: Ausfälle und Verspätungen im Fern- und Regionalverkehr

Im Fernverkehr der Deutschen Bahn gibt es sturmbedingte Ausfälle und Verspätungen. Betroffen sind Eurocity-, Intercity- und ICE-Verbindungen in ganz Norddeutschland, wie die Bahn am Donnerstag mitteilte. Einschränkungen durch Sturmschäden gab es demnach unter anderem auf den Strecken Hannover-Berlin, Hamburg-Westerland, Kiel-Hamburg-Bremen-NRW, Norddeich Mole-Emden-Rheine-Münster und Magdeburg-Hannover-Bremen-Leer-Emden-Norddeich Mole. Die Intercity-Verbindung Hamburg-Kopenhagen sei ebenfalls betroffen. Die Strecke Kiel-Hamburg wurde am Abend wieder freigegeben.

Zahlreiche Reisende warten auf einem vollem Bahnsteig am Hauptbahnhof auf ihren Zug. © dpa Foto: Bodo Marks

Übervolle Bahnsteige: Zahlreiche Reisende stehen im Hamburger Hauptbahnhof und warten auf den nächsten Zug.

Auch im Regionalverkehr meldete die Bahn am Donnerstag witterungsbedingte Verspätungen und Ausfälle. Als Alternative für die Fahrt von Hamburg nach Nordrhein-Westfalen empfahl die Bahn Verbindungen mit Umstieg in Hannover. Dort stauten sich aber die Züge, sodass viele zurückgehalten wurden und es weitere Verspätungen gab, wie eine Bahnsprecherin am Abend bestätigte. “In Hannover ist es voll, viele Fahrgäste wollen wissen, wie es weitergeht”, sagte sie. Am Hamburger Hauptbahnhof waren die Bahnsteige am Nachmittag ebenfalls voller Menschen, die auf einen Zug warteten. Auch Wartehallen und Gänge seien überfüllt, berichtete eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur. Die Anzeigetafeln informierten etwa über Bäume auf dem Streckenabschnitt zwischen Hamburg und Osnabrück. Fahrgäste sollten sich kurzfristig online über ihre jeweilige Verbindung informieren.

Die Zugbindung sei für Donnerstag aufgehoben, teilte die Deutsche Bahn weiter mit. Fahrgäste könnten ihr Ticket an einem späteren Tag nutzen. Die DB verwies allerdings auch darauf, dass die Züge im Fernverkehr wegen der bevorstehenden Weihnachtstage bereits sehr stark ausgelastet seien.

Aufgrund der Witterungsverhältnisse hatte die Brockenbahn den Betrieb bereits zwischen Schierke und dem Brocken eingestellt. Auch in den kommenden Tagen könne es zu Einschränkungen kommen, teilten die Harzer Schmalspurbahnen mit.

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Zahlreiche Fahrzeuge fahren auf einer Autobahn. © NDR Foto: Julius Matuschik

Vor und nach Weihnachten kann es im Norden voll auf den Autobahnen werden – auch aufgrund vieler Baustellen. Wo müssen Autofahrende mit Staus rechnen?
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MV: Kein Weihnachtssingen im Ostseestadion in Rostock

In Mecklenburg-Vorpommern kommt es aufgrund des bevorstehenden Sturmtiefs zu Absagen von Veranstaltungen. Betroffen ist unter anderem das jährliche Weihnachtssingen im Ostseestadion, das gab Hansa Rostock am frühen Nachmittag bekannt. Laut dem Veranstalter gibt es noch keine genaue Regelung zur weiteren Gültigkeit oder möglichen Rückgabe der gekauften Karten. In den kommenden Tagen soll es weitere Informationen geben. 

Polizei warnt vor Aufenthalt in tiefer gelegenen Elbegebieten

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) warnt vor einer Sturmflut in der Nacht zu Freitag. In Hamburg wird der Hochwasserscheitel am Abend gegen 23.25 Uhr von 2,5 Meter über dem mittleren Hochwasser erwartet – das bedeutet eine schwere Sturmflut. Die Polizei Hamburg hat eine Warnung vor dem Aufenthalt in tiefer gelegenen Gebieten rund um die Elbe ausgesprochen. An der Küste sowie an Elbe und Weser können die Wasserstände laut BSH die Sturmflutmarke von 2,5 Metern über dem mittleren Hochwasser erreichen.

Beruhigung in der Nacht – höhere Wasserstände am Freitag?

Auch in Husum, am Eider-Sperrwerk bei Tönning und in Elsfleth wird am Abend die Sturmflutmarke von 1,5 Metern über dem mittleren Hochwasser erwartet. Im Verlaufe des Abends sollen die Wasserstände zunächst abnehmen, bevor sie laut BSH-Vorhersage am Freitag erneut Sturmflutniveau erreichen. Betroffen sind dann voraussichtlich auch Cuxhaven, die Ostfriesischen Inseln Borkum und Norderney sowie Emden und Papenburg an der Ems. Dabei werden etwas höhere Wasserstände erwartet als am Donnerstagabend.

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Wellen schlagen über den Kai auf Helgoland. © NDR Foto: Paul Wessels

Die Regionalleitstelle Nord meldet am frühen Abend 42 Sturmeinsätze, die Leitstelle West 50. Sie berichten von herabfallenden Ästen und Dachziegeln.
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Ein Spaziergänger im Sturm am Strand von Warnemünde. © dpa Foto: Bernd Wüstneck

Ein Orkantief nähert sich Mecklenburg-Vorpommern. Auch über die Weihnachtsfeiertage könnte es ungemütlich werden.
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Ein Feuerwehrmann zersägt im Hamburger Stadtteil Neuallermöhe einen Baum, der bei einem Sturm auf ein Auto gefallen ist. © picture alliance / dpa Foto: Daniel Bockwoldt

In Hamburg gibt es wegen des Sturmtiefs starke Böen und Hochwasser. Umstürzende Bäume und überflutete Keller sorgen für Einsätze der Feuerwehr.
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Mehrere Fähren fallen aus

Wegen des stürmischen Wetters müssen sich Reisende auf einen eingeschränkten Fährverkehr einstellen. Wegen der ab dem Abend in MV erwarteten teils orkanartigen Böen stellte etwa die Reederei Scandlines ihre Fahrten zwischen Rostock und Gedser in Dänemark vorübergehend ein. Der Fährbetrieb sollte voraussichtlich am Freitagnachmittag wieder aufgenommen werden. Auch die Reederei Weiße Flotte sagte Fährfahrten ab. Demnach sollten die letzten Fähren von und nach Hiddensee am Nachmittag fahren und am Freitag gar nicht verkehren. Auch die Wittower Fähre im Norden von Rügen stellte den Betrieb ein. In Rostock stellte die Rostocker Straßenbahn AG (RSAG) den Betrieb der Warnowfähre bis einschließlich Freitag ein.

In Schleswig-Holstein hat die Wyker Dampfschiff-Reederei den Fährverkehr teilweise eingestellt. Dies betrifft sowohl die Föhr-Amrum-Linie als auch die Hallig-Linie. Teilweise gelten Sonderfahrpläne. Auch zwischen dem Festland und der Insel Helgoland wurden bis Freitag alle Fahrten gestrichen. Die Fähre von Pellworm nach Nordstrand fährt dagegen nach einem Sonderfahrplan. Auch Reisende nach Sylt müssen sich auf Einschränkungen einstellen. Laut Reederei FRS Syltfähre fallen zwischen Havneby auf Rømø und List auf Sylt diverse Verbindungen aus. Der Syltshuttle der Deutschen befördert bis Freitag keine windanfälligen Fahrzeuge, wie Lkw mit leeren Anhängern, Gefahrguttransporte oder Motorräder. Der Autozug des Betreibers RDC gibt an, dass sehr leichte, größere Fahrzeuge möglicherweise nicht befördert werden können.

Am Freitag soll auch der Fährverkehr von und zu der Ostfriesischen Insel Wangerooge komplett eingestellt werden, wie die Deutsche Bahn ankündigte, die den Fährverkehr mit einer Tochterfirma betreibt. Einschränkungen und Ausfälle einzelner Fahrten sind ab heute bereits für den Fährverkehr nach Langeoog, Baltrum und Spiekeroog angekündigt.

  • Emden – Borkum (AG Ems, Fähre, Katamaran): Überfahrten mit der Fähre am 22. Dezember planmäßig, Fahrten mit dem Katamaran fallen am 22. Dezember aus. Aktuelle Informationen unter: www.ag-ems.de/fahrplan
  • Norddeich – Juist (Inselfähre): Einschränkungen im Fährverkehr am 21. Dezember möglich. Aktuelle Informationen unter: www.inselfaehre.de/juist
  • Norddeich – Norderney (Inselfähre Frisia): Fähren von und nach Norderney fallen von Donnerstagnachmittag an aus. Einschränkungen im Fährverkehr sind auch am 21. Dezember möglich. Aktuelle Informationen unter: www.inselfaehre.de/norderney
  • Neßmersiel – Baltrum (Baltrumlinie): Alle Nachmittags- und Abendfahrten fallen am 21. Dezember aus. Einschränkungen am 22. Dezember erwartet. Aktuelle Informationen unter: www.baltrum-linie.de/aktuelles-blog/
  • Bensersiel – Langeoog (Schifffahrt Langeoog): Mehrere Überfahrten fallen am 21. und 22. Dezember aus. Aktuelle Informationen unter: www.langeoog.de/schiffahrt-langeoog/
  • Neuharlingersiel – Spiekeroog (Fähre Spiekeroog, Watt’n Express) Mehrere Überfahrten fallen am 21. und 22. Dezember aus. Einschränkungen am Wochenende möglich. Aktuelle Informationen unter: www.spiekeroog.de/buchen/faehre
  • Harlesiel – Wangerooge (SIW Wangerooge und Watt Sprinter) Einschränkungen am 21. Dezember, keine Überfahrten am 22. Dezember. Aktuelle Informationen unter: www.siw-wangerooge.de/siw-de

Wegen Unwetter – kein Schulunterricht in Bremerhaven

Für einen verfrühten Start der Weihnachtsferien sorgt Sturmtief “Zoltan” in Bremerhaven: Die Stadt kündigte am Donnerstag an, dass der Schulunterricht am Freitag dort ausfällt. Es werde allerdings ein Betreuungsangebot geben, hieß es. Eltern wurden zudem gebeten, ihre Kinder sicherheitshalber in die Schulen zu bringen und wieder abzuholen. Dies gelte vor allem bei Grundschulkindern.

Weihnachtsmärkte und Parks geschlossen

Der Bremer Weihnachtsmarkt ist wegen des Sturmtiefs "Zoltan" geschlossen. © dpa Foto: Sina Schuldt

Der Bremer Weihnachtsmarkt wurde wegen des Sturmtiefs “Zoltan” geschlossen.

Auch anderswo hat das Wetter Folgen: Die Weihnachtsmärkte in Bremerhaven und Bremen bleiben heute zum Beispiel aus Sicherheitsgründen geschlossen. Das gilt auch für mehrere Parks und den Stadtwald in Hannover. Die Stadt warnt grundsätzlich vor dem Betreten der Wälder und Parkanlagen während Stürmen und unmittelbar danach. Die Kreisfeuerwehr Northeim rät angesichts der Sturmlage dazu, Aufenthalte im Freien zu vermeiden. Absperrungen der Straßenmeistereien sollten auf keinen Fall umfahren werden.

In Hamburg und Schleswig-Holstein wollen die Betreiber der Weihnachtsmärkte ihre Buden zunächst wie geplant geöffnet lassen. “Wie es in den nächsten Tagen weiter geht, werden wir sehen”, sagte ein Sprecher des Roncalli-Weihnachtsmarktes auf dem Rathausmarkt. In Mecklenburg-Vorpommern schließen einige Weihnachtsmärkte früher als geplant – wie etwa in Neubrandenburg.

Ziemlich sicher keine weiße Weihnacht

Auch am Wochenende soll es regnerisch und mild bleiben, sagte Meteorologe Frank Böttcher am Mittwochabend dem NDR. Zu Heiligabend am Sonntag liege die Höchsttemperatur voraussichtlich zwischen 4 und 10 Grad Celsius: “Also weit entfernt vom Gefrierpunkt. Schnee und Eis werden kein großes Risiko sein.” Und damit gibt es auch in diesem Jahr keine weißen Weihnachten.

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Ein Schneemann mit Weihnachtsmütze steht im Schnee vor strahlend blauem Himmel. © Fotoalia Foto: Ivan Kmit

Nur im Harz könnte es Meteorologen zufolge schneien. Eine geschlossene Schneedecke ist unwahrscheinlich.
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Die Stärke des Windes wird in Beaufort gemessen. Die Sturm-Skala reicht von Windstille bis Orkan. Unsere Bildergalerie verrät, wie sich die einzelnen Stufen unterscheiden.
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21.12.2023 | 17:00 Uhr

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