Ukraine: OSZE ruft Sondersitzung am Montag ein – Politik

Aufgrund der zugespitzten Lage in der Ostukraine beruft die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) für Montag eine Sondersitzung ein. Das sagte der polnische Vize-Außenminister Pawel Jablonski nach Angaben der Agentur PAP am Sonntag. Polen nimmt derzeit den OSZE-Vorsitz wahr. Die Ukraine habe die Sitzung beantragt. Die OSZE versucht seit langem, in dem Konflikt zu vermitteln. Russland hat dies bisher aber strikt abgelehnt und zuletzt an einigen Sitzungen gar nicht mehr teilgenommen.

Russland und Belarus wollen Militärübungen fortsetzen

Inmitten der schweren Spannungen im Ukraine-Konflikt wollen Belarus und Russland weiter gemeinsame Militärübungen abhalten. Das teilte der belarussische Verteidigungsminister Viktor Chrenin am Sonntag mit. Damit werden russische Truppen vorerst nicht, wie zuvor angekündigt, aus Belarus abgezogen.

Begründet wurde die Verlängerung mit zunehmenden militärischen Aktivitäten an den Grenzen zu Belarus und Russland und mit der Eskalation der Lage in der Ost-Ukraine. Nach Nato-Schätzungen befinden sich derzeit rund 30 000 russische Soldaten auf belarussischem Gebiet.

Neue Angriffe in der Ostukraine – Rotes Kreuz ist “sehr besorgt”

Im Konfliktgebiet in der Ostukraine ist es in der Nacht zum Sonntag zu neuen Angriffen gekommen. Die Aufständischen in den Gebieten Luhansk und Donezk teilten am Morgen mit, seit Mitternacht seien mehrfach Dörfer beschossen worden. Auch die ukrainische Armee listete am Morgen mehrere Verstöße gegen den geltenden Waffenstillstand. Die jeweiligen Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Über Opfer wurde zunächst nichts bekannt. Das Militär hatte bereits am Samstag von zwei getöteten Soldaten gesprochen.

Nach Einschätzung internationaler Beobachter steigt die Zahl der Verletzungen des Waffenstillstands massiv. In der Region Luhansk seien 975 Verstöße festgestellt worden, darunter 860 Explosionen, hieß es in einer Mitteilung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in der Nacht zum Sonntag. Für die Region Donezk wurden 591 Verstöße gemeldet, darunter 535 Explosionen. Diese Zahlen bezogen sich allerdings noch auf die Lage am Freitag.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) beklagte zudem, dass durch Beschuss in den vergangenen Tagen mindestens zwei Pumpstationen im Gebiet Donezk ausgefallen seien. Diese versorgten mehr als eine Million Menschen mit Trinkwasser. “Wir sind sehr besorgt über die Entwicklungen in der Ostukraine”, sagte Florence Gillette, Leiterin der IKRK-Delegation in der Ukraine. Sie appellierte an den Schutz der Bevölkerung bei Militäroperationen.

Johnson warnt vor größtem Krieg in Europa seit 1945

Der britische Premierminister Boris Johnson warnt mit Blick auf Russlands Vorgehen vor dem potenziell größten militärischen Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. “Von dem, was wir sehen, wird für etwas geplant, das wirklich der größte Krieg in Europa seit 1945 sein könnte, rein was das Ausmaß angeht”, sagte er der BBC, die ihn am Wochenende bei der Sicherheitskonferenz in München interviewte.

Alles deute demnach darauf hin, “dass der Plan in gewisser Weise schon begonnen hat”, sagte Johnson weiter. Er hatte in den vergangenen Tagen bereits sehr offensiv vor russischen “Operationen unter falscher Flagge” gewarnt. So werden bewusst inszenierte Aktionen bezeichnet, für die im Nachhinein andere – in diesem Fall ukrainische Kräfte – verantwortlich gemacht werden.

Johnson drohte Russland für den Fall einer Invasion der Ukraine außerdem mit Sanktionen, die nach seinen Worten deutlich weitreichender ausfallen würden als bislang in der Öffentlichkeit angedeutet. Die USA und Großbritannien hätten demnach vor, den Zugang russischer Firmen zu Dollar und Pfund zu kappen, sagt Johnson der BBC.

Bundesregierung: Deutsche sollen Ukraine “dringend” verlassen

Angesichts der weiteren Zuspitzung der Ukraine-Krise ruft die Bundesregierung nun alle Deutschen “dringend” dazu auf, die Ukraine sofort zu verlassen. “Eine militärische Auseinandersetzung ist jederzeit möglich”, schrieb das Auswärtige Amt am Samstag in seinen Sicherheitshinweisen für das Land im Internet. Bisher hatte das Ministerium nur diejenigen Deutschen zur “kurzfristigen” Ausreise aufgefordert, deren Anwesenheit nicht “zwingend erforderlich” sei.

Die Nato hat aus Sicherheitsgründen ukrainische Mitarbeiter aus Kiew nach Lemberg und Brüssel verlagert. Das hat ein Nato-Vertreter gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters bekanntgegeben. Er bestätigte damit einen Bericht der norwegischen Zeitung VG. Die Nato-Büros in der Ukraine blieben funktionsfähig, die Sicherheit des Personals habe Vorrang. Details zur Zahl der Mitarbeiter, die verlagert würden, nannte er nicht. Die Nato und ihre Verbündeten beobachteten die Lage sehr genau und ergriffen weiterhin alle notwendigen Maßnahmen. Lemberg liegt im Westen der Ukraine, rund 70 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt.

Die Zahl der Explosionen in der Ost-Ukraine nimmt nach Angaben der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zu. Am Freitag habe es dort mehr als 1400 Detonationen nach 654 einen Tag zuvor gegeben, teilten Beobachter der OSZE mit. Außerdem habe es mehr als 1500 Verletzungen des Waffenstillstands gegeben nach 870 am Tag zuvor. Laut einem Diplomaten wurden am Samstag sogar fast 2000 Explosionen gezählt.(19.02.2022)

Pentagon-Chef: Russland ist bereit zum Angriff

Russland hat nach Angaben von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin die militärischen Voraussetzungen für einen Angriff auf die Ukraine geschaffen. “Russland hat seit Monaten seine Streitkräfte in und um die Ukraine aufgebaut, darunter auch in Belarus. Sie entrollen sich und sie sind nun bereit, zuzuschlagen”, sagte der Pentagon-Chef am Samstag bei einem Besuch in Litauen. Die Truppen bewegten sich in die richtigen Positionen, um einen Angriff durchführen zu können.

Austin sagte, er teile die Einschätzung von US-Präsident Joe Biden, wonach der russische Präsident Wladimir Putin seine Entscheidung für eine Invasion in die Ukraine getroffen habe. Der Pentagon-Chef betonte in Vilnius zugleich, dass ein Konflikt “nicht unvermeidlich” sei und Putin einen anderen Weg wählen könne.

“Die Vereinigten Staaten haben ihm im Gleichschritt mit unseren Verbündeten und Partnern die Möglichkeit geboten, eine diplomatische Lösung anzustreben. Wir hoffen, dass er diese annimmt”, sagte Austin. “Wir hoffen, dass er von der Schwelle zum Konflikt zurücktritt, und wir hoffen, dass er deeskaliert.” Die diplomatischen Bemühungen sollten bis zur letzten Minute fortgesetzt werden, solange bis es nicht mehr geht, sagte der US-Verteidigungsminister. (19.02.2022)

Russland testet Raketen und Marschflugkörper

Inmitten schwerer Spannungen mit dem Westen hat Russland ein Manöver mit Einsatz ballistischer Raketen abgehalten. Präsident Wladimir Putin habe die Übung vom Kreml aus gestartet, sagte Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Auch der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko sei dabei gewesen. Er war bereits am Freitag zu Gesprächen in die russische Hauptstadt gereist. Auf Fotos von Staatsmedien waren die Politiker an einem großen Tisch zu sehen.

Das russische Verteidigungsministerium hatte das Manöver am Freitag angekündigt. Es soll demnach im Voraus geplant gewesen sein. Ziel sei, die strategischen Nuklearwaffen auf ihre Zuverlässigkeit zu testen. Die Armee feuerte laut Kreml-Mitteilung ballistische Raketen und Marschflugkörper ab. Zudem sei eine Hyperschallrakete vom Typ Kinschal (Dolch) erfolgreich getestet worden.

Laut Kreml wurde eine Übung auf einem Testgelände im Gebiet Astrachan im Süden des Landes abgehalten, eine andere auf der Halbinsel Kamtschatka ganz im Osten Russlands. Zudem seien Kriegsschiffe der Schwarzmeerflotte und der Nordflotte beteiligt gewesen.

Peskow hatte am Freitag gesagt, Putin werde das Manöver vom Gefechtsstand aus beaufsichtigen. Es war deshalb spekuliert worden, ob der 69 Jahre alte Staatschef zu den Übungen fliegt. Das Manöver wurde parallel zur Münchner Sicherheitskonferenz abgehalten.

Russische Manöver in der Nähe zur Ukraine stoßen im Westen auf Kritik. Das Verteidigungsministerium hatte zuletzt angekündigt, dass seine Truppen nach Ende von Übungen wieder zu ihren Standorten zurückkehren sollten. Das wurde von den USA und der Nato angezweifelt. Russland verlangt vom Westen Sicherheitsgarantien, weil es sich vom US-Militär und Waffen in Europa bedroht sieht. (19.02.2022)

Separatisten rufen zu “Generalmobilmachung” auf

Die Rebellenanführer in der Ost-Ukraine ordnen eine militärische Generalmobilmachung an. Der Chef der selbsternannten Volksrepublik Donezk, Denis Puschilin, teilt in einer Videobotschaft mit, er habe ein entsprechendes Dekret unterzeichnet. Männer, die in der Lage seien, “eine Waffe in ihren Händen zu halten”, sollten sich beim Militär melden. Er richte sich damit an Reservisten. Der Separatisten-Anführer in der selbsternannten Volksrepublik Luhansk, Leonid Pasechnik, unterzeichnete ein ähnliches Dekret.

Bei neuen schweren Kämpfen in der Ostukraine wurde ein Soldat der Regierungstruppen getötet. Das teilte die Armee am Samstag bei Facebook mit. Sie warf den Separatisten in dem Konfliktgebiet 19 Verstöße gegen den geltenden Waffenstillstand seit Mitternacht vor.

Die Aufständischen in dem Gebiet Donezk meldeten ihrerseits einen verletzten Zivilisten. Sie sprachen davon, dass seit Mitternacht mehrere Dutzend Granaten auf ihr Gebiet abgefeuert worden seien. Auch die Separatisten im Gebiet Luhansk sprachen von mehreren Verstößen gegen den Waffenstillstand. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Unterdessen liefen die Evakuierungen der Städte und Dörfer in den Regionen Luhansk und Donezk weiter. Nach Angaben der Donezker Separatisten vom Samstagmorgen wurden bereits mehr als 6000 Menschen in Sicherheit gebracht, darunter 2400 Kinder. In der südrussischen Region Rostow stehen für diese Menschen Unterkünfte bereit.

Die Separatistenführungen hatten am Freitag zur Flucht aufgerufen und den Appell mit einem drohenden Angriff durch ukrainische Regierungstruppen begründet. Das ukrainische Militär hatte betont, keine Offensive gegen die Region zu planen. Insgesamt sollen 700 000 Menschen nach Russland gebracht werden. Der russische Präsident Wladimir Putin ordnete offenbar an, jeder Flüchtling solle 10 000 Rubel (114 Euro) bekommen, untergebracht werden, warmes Essen und was er sonst noch brauche bekommen. (19.02.2022)

Estland liefert Raketen zur Panzerabwehr an die Ukraine

Inmitten schwerer Spannungen mit Russland hat die Ukraine eine erste Ladung Waffen von Estland erhalten. Die Javelin-Panzerabwehrraketen sind in Kiew angekommen und wurden an die Ukraine übergeben, wie das estnische Verteidigungsministerium mitteilte. Zur Anzahl der gelieferten Raketen wurden keine Angaben gemacht.

“Dies ist ein kleiner Schritt Estlands zur Unterstützung der Ukraine, aber es ist ein echter und greifbarer Beitrag, um sich gegen eine russische Aggression zu verteidigen”, erklärte der Chef der Armee des baltischen EU- und Nato-Landes, Generalleutnant Martin Herem. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow dankte für die Unterstützung. “Wir sehen – wir sind nicht allein”, twitterte er.

Estland hatte zusammen mit den beiden anderen Baltenstaaten Lettland und Litauen angekündigt, in den USA hergestellte Waffensysteme an Kiew zu liefern – mit Zustimmung Washingtons. Damit solle die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine gestärkt werden. Aus Litauen sind bereits Stinger-Flugabwehrraketen nach Kiew geliefert worden.

Estland will der Ukraine zudem neun Haubitzen aus DDR-Altbeständen geben. Diese waren von der Bundeswehr erst an Finnland abgegeben worden und dann von dort nach Estland gelangt. Es ist vertraglich geregelt, dass Deutschland einer Weitergabe zustimmen muss. Eine Antwort aus Berlin steht aber noch aus. Die Bundesregierung hat Waffenlieferungen an die Ukraine bisher klar abgelehnt. (19.02.2022)

Truss rät Ukraine von Verzicht auf Nato-Beitritt ab

Die britische Außenministerin Liz Truss hat sich gegen einen freiwilligen Verzicht der Ukraine auf einen Nato-Beitritt ausgesprochen. Eine solche Zusicherung könne die gegenwärtige Krise nicht beenden, sagte Truss der Welt am Sonntag. Das sei nicht wirklich das Ziel des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

“Er hat öffentlich klar zu verstehen gegeben, dass es ihm letztlich darum geht, die Ukraine vollständig unter russische Kontrolle zu bringen. Darum ist die Vorstellung, dass eine Invasion abgewendet werden könnte, indem Kiew auf eine Mitgliedschaft in der Nato verzichtet, einfach falsch”, sagte sie. Ein solches Zugeständnis würde den russischen Präsidenten nur bestärken.

Putin hat immer wieder ein Ende der Nato-Osterweiterung gefordert und vor einer Aufnahme der Ukraine in das Bündnis gewarnt. In diesem Fall drohe ein Krieg, sagte er.

Truss sagte, ein russischer Einmarsch in die Ukraine sei sehr wahrscheinlich. Darauf deuteten der russische Truppenaufmarsch an der Grenze, verdeckte Operationen in der Separatisten-Region Donbass und Cyberangriffe auf die Ukraine hin. “Was da aufgebaut wird, ist sehr besorgniserregend und wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in eine Invasion münden”, sagte Truss. Niemand im westlichen Bündnis wolle einen Krieg in Europa. “Er wäre verheerend für die Menschen in der Ukraine und auch für das russische Volk.” Sie hoffe sehr, dass die Diplomatie eine Lösung finde. (19.02.2022)

Neue Satellitenbilder zeigen russische Aktivitäten

In dieser Woche aufgenommene Satellitenbilder zeigen militärische Aktivitäten in Belarus, auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim und im Westen Russlands. Das in den USA ansässige Unternehmen Maxar Technologies meldet die Stationierung neuer Hubschraubereinheiten an mehreren Orten im Nordwesten von Belarus sowie zusätzliche Bodenkampfflugzeuge, Luftabwehreinheiten und Drohnen. Die Satellitenaufnahmen zeigten zudem Panzer und Truppentransporter auf einem Flugplatz 16 Kilometer vor der ukrainischen Grenze. Die Nachrichtenagentur Reuters konnte die Bilder nicht unabhängig überprüfen. (19.02.2022)

Biden: Russland will Ukraine und auch Hauptstadt Kiew angreifen

Russland plant nach Ansicht von US-Präsident Joe Biden, die Ukraine nächste Woche anzugreifen, inklusive der bevölkerungsreichen Hauptstadt Kiew. Er sei “überzeugt”, dass Russlands Präsident Wladimir Putin den Entschluss für einen Einmarsch in die Ukraine getroffen habe, sagte Biden im Weißen Haus.

Etwa 40 bis 50 Prozent der russischen Truppen an der ukrainischen Grenze befinden sich nach Darstellung eines Insiders aus dem US-Verteidigungsministerium in “Angriffsposition”. Es seien immer noch rund 150 000 russische Soldaten an der Grenze, die etwa 125 taktische Gruppen umfassten, sagt der Insider, der namentlich nicht genannt werden will. Die Prozentzahl der Streitkräfte in Angriffposition sei höher als zuvor bekannt. Das deute darauf hin, dass diese russischen Einheiten die Ukraine ohne Warnung angreifen könnten.

Die US-Regierung spreche so offen über Russlands Pläne, um Moskaus Bemühungen zu durchkreuzen, die Ukraine unter einem Vorwand anzugreifen, sagte Biden weiter. Falls Russland seine Pläne vorantreiben sollte, wäre es für einen “katastrophalen” und selbst begonnenen Krieg verantwortlich. Russland bemühe sich unter anderem mit Falschinformationen darum, einen Vorwand für einen Angriff auf die Ukraine vorzutäuschen. Bislang hatte die US-Regierung stets betont, sie wisse nicht, ob Putin eine Entscheidung für eine Invasion der Ukraine getroffen habe.

Während Bidens Rede berichteten russische Nachrichtenagenturen über mindestens zwei Explosionen in der von Separatisten kontrollierten Region von Luhansk in der Ukraine. Zum einen war davon die Rede, dass eine Gaspipeline explodiert sein soll. Dabei sei ein Brand ausgebrochen, melden Interfax und RIA. Auch im Stadtgebiet Luhansk habe es eine Explosion gegeben, meldete die Agentur Tass unter Berufung auf örtliche Behörden.

Biden betonte die Geschlossenheit des Westens gegenüber Putin. “Trotz der Bemühungen Russlands, uns im In- und Ausland zu spalten, kann ich bestätigen, dass dies nicht geschehen ist”, sagte er. Er habe am Freitag mit US-Kongressabgeordneten bei der Sicherheitskonferenz in München und mit westlichen Staats- und Regierungschefs telefoniert. Die “überwältigende Botschaft” beider Gespräche sei die der Einigkeit und der Entschlossenheit gewesen. Biden betonte, es sei nicht zu spät, eine diplomatische Lösung in dem Konflikt zu finden.

Nach seinem kurzen Auftritt im Weißen Haus schrieb Biden auf Twitter: “Das amerikanische Volk ist geeint. Europa ist geeint. Die transatlantische Gemeinschaft ist geeint. Die gesamte freie Welt ist geeint.” Der US-Präsident fügte hinzu: “Russland hat die Wahl – zwischen Krieg und all dem Leid, das er mit sich bringen wird – oder einer Diplomatie, die die Zukunft für alle sicherer macht.”

Biden hatte zuvor mit westlichen Staats- und Regierungschefs, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz telefoniert. Bei dem Telefonat habe die Einigkeit bestanden, dass es von Russland “ein dringend notwendiges Signal der Deeskalation” geben müsse, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit. Alle seien sich einig gewesen, dass die Gefahr eines russischen Angriffs auf die Ukraine sehr real sei. Zentrale Aufgabe sei jetzt, das Fenster für die Diplomatie offen zu halten. (18.02.2022)

Deutschland und Frankreich fürchten inszenierte Zwischenfälle

Deutschland und Frankreich haben Russland aufgefordert, mäßigend auf die prorussischen Separatisten in der Ostukraine einzuwirken. “Die Zunahme der Waffenstillstandsverletzungen entlang der Kontaktlinie in den letzten Tagen ist höchst besorgniserregend”, teilten Außenministerin Annalena Baerbock und ihr französischern Kollege Yves Le Drian am Freitagabend in einer gemeinsamen Erklärung mit. “Wir verurteilen den Einsatz schwerer Waffen und den wahllosen Beschuss ziviler Gebiete, die einen klaren Verstoß gegen die Vereinbarungen von Minsk darstellen.”

Man habe die Ankündigung der Anführer der selbsternannten Republiken Donezk und Luhansk zur Kenntnis genommen, die Bewohner der Region als sogenannte Vorsichtsmaßnahme in Erwartung eines möglichen ukrainischen Angriffs nach Russland zu evakuieren. “Wir sehen keinerlei Anhaltspunkte für diese Vorwürfe”, betonten Baerbock und Le Drian. “Wir befürchten, dass inszenierte Zwischenfälle als Vorwand für eine mögliche militärische Eskalation missbraucht werden könnten.” (18.02.2022)

Nato erhöht wegen Russland-Krise Einsatzbereitschaft der Streitkräfte

Der Nato-Oberbefehlshaber in Europa hat angesichts der Spannungen mit Russland die Bereitschaftszeiten für mehrere Zehntausend Bündnissoldaten drastisch verkürzt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Nato-Kreisen müssen Kräfte der schnellen Eingreiftruppe NRF künftig innerhalb von nur 7 statt innerhalb von 30 Tagen verlegt werden können. Für weitere Truppenteile gilt ab sofort eine sogenannte “Notice-to-Move”-Frist von 30 statt von 45 Tagen.

Das Militärbündnis erhöht damit weiter die Abschreckung gegen Russland. Bereits vor einigen Woche hatte der Oberbefehlshaber die “Notice-to-Move”-Frist für die schnellste Eingreiftruppe VJTF erhöht. Dies bedeutet, dass die zugehörigen Soldaten derzeit innerhalb von höchstens fünf Tagen bereit für eine Verlegung in ein Krisengebiet sein müssen.

Das Bundesverteidigungsministerium bestätigte am Freitagabend, dass der Befehl auch für die deutschen Soldaten gilt. “Auf Antrag des Supreme Allied Commander Europe (Saceur), General Wolters, und in enger Abstimmung mit den Alliierten wird die Bundesregierung die Reaktionsfähigkeit der in die Nato Response Force eingemeldeten Kräfte der Bundeswehr erhöhen”, teilte es mit. (18.02.2022)

Russland testet Nuklearraketen – Putin im Gefechtsstand

Inmitten schwerer Spannungen mit dem Westen hat die Atommacht Russland ein Manöver mit Einsatz ballistischer Raketen angekündigt. Die Übung an diesem Samstag stehe unter Führung des Präsidenten Wladimir Putin, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau der Staatsagentur Tass zufolge mit. Ziel sei, die strategischen Nuklearwaffen auf ihre Zuverlässigkeit zu testen. Die Armee will demnach ballistische Raketen und Marschflugkörper abfeuern.

Putin als Oberbefehlshaber der Streitkräfte werde im Gefechtsstand dabei sein, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow vor Journalisten. “Ohne das Staatsoberhaupt sind solche Starts nicht möglich. Sie wissen doch – der berühmte ‘schwarze Koffer’, der ‘rote Knopf”https://www.sueddeutsche.de/politik/.”

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums ist das Manöver im Voraus geplant gewesen. Russland testet mehrfach im Jahr Raketen. Das Land und die USA sind die beiden mit Abstand größten Atommächte der Welt. Kremlsprecher Peskow sagte mit Blick auf den Test, es gebe keinen Grund zur Beunruhigung im Ausland. Derzeit laufe eine Reihe von Übungen, “die für Spezialisten aus anderen Ländern absolut transparent sind”. (18.02.2022)

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