Liveblog
210. Kriegstag
Zahlreiche Festnahmen bei Protesten in Russland: “Ich werde nicht für Putin und für Sie sterben!”
Biden und Selenskyj sprechen vor UN-Generalversammlung +++ Chef der Münchener Sicherheitskonferenz für Panzerlieferungen an Ukraine +++ Die Nachrichten zu Russlands Krieg in der Ukraine im stern-Liveblog.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat eine “Teilmobilmachung” der Russen im wehrfähigen Alter angekündigt. Er unterstütze den Vorschlag des Verteidigungsministeriums, Reservisten, die bereits gedient hätten und über “einschlägige Erfahrungen verfügen, zu mobilisieren”, sagte Putin in einer aufgezeichneten Fernsehansprache am Mittwoch. Ein entsprechender Erlass sei bereits unterzeichnet worden. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sollen 300.000 Reservisten mobilisiert werden.
Sehen Sie im Video: 300.000 russische Reservisten – Putin ordnet Teilmobilisierung für Ukraine-Krieg an.
Am zweiten Tag der UN-Generaldebatte in New York halten am Mittwoch US-Präsident Joe Biden, der iranische Staatschef Ebrahim Raisi und der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj mit Spannung erwartete Reden. Während Raisi und Biden am Vormittag (Ortszeit; Nachmittag MESZ) vor der UN-Generalversammlung sprechen werden, ist die Videoansprache Selenskyjs für den Nachmittag angesetzt.
Die Ereignisse des 210. Kriegstages im stern-Liveblog.
Tag 210 des Krieges in der Ukraine
Kapitel
Nawalny nennt Teilmobilmachung “riesige Tragödie”
Habeck kritisiert Russland wegen Teilmobilmachung
Putin erklärt Teilmobilmachung – 300.000 Reservisten eingezogen
Leiter der Sicherheitskonferenz fordert Kampfpanzer
Tim Schulze
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Tim Schulze
Biden betont, dass Russland für Kriegsverbrechen in der Ukraine zur Rechenschaft gezogen werden müsse. Es habe “noch mehr entsetzliche Beweise” für russische Grausamkeiten und Kriegsverbrechen gegeben, sagt Biden weiter. Die USA arbeiteten eng mit ihren Partnern zusammen, um Russland zur Verantwortung zu ziehen.
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Tim Schulze
Polen bereitet sich erneut auf Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine im Herbst und Winter vor. Die ukrainischen Behörden rechnen damit, dass in der kalten Jahreszeit etwa eine halbe Million Menschen von der Ostukraine in den Westteil des Landes fliehen würden, sagt Polens Vize-Innenminister Pawel Szefernaker. “Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass ein Teil dieser Menschen auch nach Polen gelangen möchte.”
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Tim Schulze
Auf die Frage, ob Russland nach einer Annexion ukrainischer Gebiete diese mit Atomwaffen verteidigen werde, antwortet Popow: “Ich weiß wirklich nicht, was ich darauf antworten soll. Aber Sie müssen wissen, dass wir unser Vaterland verteidigen werden.” Atomwaffen seien dabei “natürlich” eine Sicherheitsgarantie.
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Tim Schulze
Nach Meinung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zeigt die angekündigte Teilmobilisierung in Russland, dass Moskau Probleme mit seinem Militärpersonal hat. “Wir wissen bereits, dass sie Kadetten mobilisiert haben, Jungs, die nicht kämpfen konnten. Diese Kadetten sind gefallen. Sie konnten nicht einmal ihre Ausbildung beenden”, sagt Selesnkyj im Interview der “Bild”. Sie seien in die Ukraine gekommen, um zu sterben. Der russische Präsident Wladimir Putin brauche “eine millionenschwere Armee”, sehe aber, “dass seine Einheiten einfach weglaufen”, sagt Selenskyj weiter. Putin wolle “die Ukraine in Blut ertränken, aber auch im Blut seiner eigenen Soldaten.”
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Thomas Krause
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) verurteilt die von der russischen Führung angeordnete Teilmobilisierung scharf. “Putins Entscheidung zur Teilmobilisierung ist ein Zeichen der militärischen und politischen Schwäche – genauso wie die angekündigten Scheinreferenden in den besetzten Gebieten”, erklärte Lambrecht. Putin versuche nicht nur die Ukraine zu zerstören, sondern er ruiniere auch sein eigenes Land. “Skrupellos und brutal schickt er erneut Tausende junger Menschen in einen sinnlosen Tod in diesem brutalen und verbrecherischen Krieg”, sagte Lambrecht. “Russland sollte sich jedoch nicht täuschen: Wir werden in unserer Unterstützung für den mutigen Abwehrkampf der Ukraine nicht nachlassen.”
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Thomas Krause
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nennt die von Russlands Präsident Wladimir Putin verkündete Teilmobilmachung einen “Akt der Verzweiflung”. Mit den jüngsten Entscheidungen “macht Russland das alles noch viel schlimmer”, sagte Scholz in New York am Rande der UN-Vollversammlung. Auch die von Moskau angekündigten “Scheinreferenden werden niemals akzeptiert werden” und könnten “deshalb keine Rechtfertigung dafür bieten, was Russland tatsächlich vorhat.”
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Thomas Krause
Papst Franziskus verurteilt Drohungen mit dem Einsatz von Atomwaffen im Ukraine-Konflikt scharf. Der Pontifex nannte es einen “Wahnsinn”, dass “in diesem tragischen Krieg manche an Nuklearwaffen denken”, wie er bei einer Generalaudienz auf dem Petersplatz sagte. Das Oberhaupt der katholischen Kirche hatte über seine jüngste Reise nach Kasachstan gesprochen, einem Land, das nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1991 Atomwaffen abgelehnt hatte. “Das war mutig”, lobt Franziskus, der seit Monaten für Frieden in der von Russland angegriffenen Ukraine betet.
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Thomas Krause
Nach der von Kremlchef Wladimir Putin verkündeten Teilmobilmachung russischer Reservisten ruft China zu Verhandlungen über einen Waffenstillstand in der Ukraine auf. “Wir fordern alle maßgeblichen Parteien auf, durch Dialog und Konsultationen einen Waffenstillstand zu erreichen”, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin, in Peking. Es müsse so schnell wie möglich eine Lösung gefunden werden, “die den legitimen Sicherheitsbedenken aller Parteien Rechnung trägt”.
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Tim Schulze
Laut dem Leiter des Verteidigungsausschusses in der Duma, Andrej Kartapolow, betrifft die Einschränkung der Reisefreiheit vor allem Auslandsurlaube. “Sie können weiter ruhig auf Dienstreise nach Krasnodar oder Omsk fahren, aber ich würde Ihnen nicht raten, in türkische Kurorte zu fahren – erholen Sie sich lieber in den Badeorten der Krim und des Gebiets Krasnodar”, sagt er.
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Thomas Krause
Nach der erneuten Atomdrohung von Russlands Präsident Wladimir Putin fordert Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko die seiner Ansicht nach “zivilisierte Welt” zur “radikalen Vernichtung des Bösen” auf. “Die von Putin verkündete Mobilmachung und die Atomdrohungen werden dem Aggressor bei seinem Bestreben, die Ukraine und die Ukrainer zu unterwerfen und zu vernichten, nicht helfen”, sagte der 50-Jährige laut einer Mitteilung. Der “Tyrann” Putin habe Prozesse in Russland gestartet, die ihn selbst zugrunde richten würden. Es sei keine Zeit mehr, von “irgendwelchen “illusorischen” Friedensverhandlungen zu reden”, betonte der Ex-Boxweltmeister.
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Tim Schulze
Die Teilmobilmachung ist da, Putin wird 300.000 neue Soldaten zur Verfügung haben, die er in den verlustreichen Krieg gegen die Ukraine schickt. Das führt bei der Bundesregierung jedoch nicht zum Umdenken in Bezug auf Waffenlieferungen. Waffen, sie sich für einen Angriff auf Russland eignen, werden nicht geliefert. “Wir wollen die Ukraine ertüchtigen, sich zu verteidigen”, sagt Vizeregierungssprecher Wolfgang Büchner in Berlin. “Aber es geht nicht darum, Waffen zu liefern, mit denen Russland angegriffen werden kann.” Das gilt auch weiterhin für Kampfpanzer westlicher Bauart.
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Nawalny nennt Teilmobilmachung “riesige Tragödie”
Tim Schulze
Deutliche Worte des bekanntesten Putins-Gegners: Alexej Nawalny nennt die angekündigte Teilmobilmachung eine “riesige Tragödie”. Das sagt der Oppositionelle während einer seiner zahlreichen Gerichtsverfahren. In einem von russischen Medien verbreiteten Video: “Dies wird zu einer riesigen Tragödie führen, zu einer riesigen Anzahl von Toten. (…) Es ist klar, dass sich der kriminelle Krieg, der derzeit stattfindet, verschlimmert und verstärkt, und Putin versucht, so viele Menschen wie möglich darin zu verwickeln.” Damit benutzt Nawalny ein vom Kreml verbotenes Wort – Moskau nennt seine Aktionen in der Ukraine “militärische Spezialoperation”. “Um seine persönliche Macht zu behalten, quält Putin ein Nachbarland, tötete Menschen dort und schickt nun eine enorme Menge von russischen Bürgern in diesen Krieg”, sagt Nawalny weiter.
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Thomas Krause
Auch die tschechische Regierung kritisiert die Teilmobilmachung in Russland scharf. Der russische Präsident Wladimir Putin verfolge damit das Ziel, den Krieg gegen die Ukraine weiter zu eskalieren, schrieb Ministerpräsident Petr Fiala bei Twitter. Der Schritt sei ein weiterer Beweis dafür, dass Russland der einzige Aggressor in diesem Konflikt sei.
“Es ist notwendig, der Ukraine zu helfen – und wir müssen darin auch in unserem eigenen Interesse fortfahren”, mahnte Fiala weiter. Die Regierung in Prag aus fünf liberalen und konservativen Parteien hat seit Ende Februar Rüstungsgüter im Wert von umgerechnet mehr als 160 Millionen Euro an die Ukraine geliefert. Nach Medienberichten waren darunter unter anderem Panzer, Kampfhubschrauber und Radhaubitzen.
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tkr
DPA
AFP