Ukraine-News: Uno untersucht Berichte über Zwangsadoption ukrainischer Kinder in Russland

Gazprom drosselt Lieferung durch Nord Stream 1 weiter +++ Russlands Ex-Präsident Medwedew schockt mit neuen Ukraine-Aussagen +++ Selenskyj pocht auf EU-Kandidatenstatus für Ukraine +++ Die Nachrichten zum Krieg in der Ukraine im stern-Ticker.

Tag 112 des Krieges in der Ukraine: Im Osten des Landes dauern die erbitterten Kämpfe um Sjewjerodonezk an. Laut britischen Geheimdiensten kontrollieren die Kremltruppen mittlerweile einen Großteil der Stadt. Die von Russland angekündigte Schaffung eines humanitären Korridors ist nach Angaben prorussischer Separatisten vorerst gescheitert. Durch den Korridor sollen sich Hunderte Zivilisten in Sicherheit bringen können, die im örtlichen Chemiewerk Azot Zuflucht gesucht haben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirbt derweil eindringlich dafür, seinem Land den Status eines EU-Beitrittskandidaten zuzuerkennen.

17.36 Uhr. Uno untersucht Berichte über Zwangsadoption ukrainischer Kinder in Russland

Die Vereinten Nationen gehen nach eigenen Angaben Berichten nach, wonach ukrainische Kinder nach Russland gebracht und dort zur Adoption durch russische Familien freigegeben werden. Dies sagte Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet vor dem Menschenrechtsrat in Genf. Die Uno “beugt sich über Anschuldigungen, dass Kinder aus der Ukraine mit Zwang in die Russische Föderation gebracht werden”. 

Die Vereinten Nationen hatten sich bereits Anfang März besorgt über mögliche Zwangsadoption ukrainischer Kinder geäußert. Es wird vermutet, dass mehrere tausend Kinder aus ukrainischen Kriegsgebieten nach Russland gebracht worden sind. Allerdings betonte Bachelet am Mittwoch, dass das Menschenrechtskommissariat diese Vorwürfe derzeit nicht bestätigen oder mögliche Zahlen nennen könne.

17.29 Uhr: Russische Vermögenswerte von 4,48 Milliarden Euro in Deutschland eingefroren

Bislang sind im Rahmen der Sanktionen russische Vermögenswerte von 4,48 Milliarden Euro in Deutschland eingefroren worden. Dies beziehe sich auf Werte, die durch die mittlerweile sechs EU-Sanktionspakete erfasst seien, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Darunter seien Zentralbankguthaben, Firmenbeteiligungen sowie Schiffe und Jachten.

Die EU hatte ab Anfang März Sanktionen gegen Mitglieder der russischen Führungselite verhängt. In Deutschland wurde im Mai ein Gesetz verabschiedet, das den Einzug der Vermögen russischer Oligarchen erleichtern soll. Es schaffte unter anderem die Möglichkeit, Vermögensgegenstände bis zur Aufklärung der Eigentumsverhältnisse sicherzustellen. Zudem sollte es den zuständigen Bundes- und Landesbehörden den Datenzugriff und Datenaustausch über die von Sanktionen betroffenen Personen oder Unternehmen erleichtern.

17,22 Uhr. US-Verteidigungsminister wirbt in Brüssel für mehr Hilfe für Ukraine

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat Verbündete wie Deutschland zu zusätzlicher militärischer Unterstützung für die Ukraine aufgerufen. Russland versuche, die ukrainischen Stellungen mit Waffen großer Reichweite auszuschalten und bombardiere weiter wahllos ukrainisches Territorium, sagte Austin am Mittwoch bei einem Treffen der US-geführten Ukraine-Kontaktgruppe in Brüssel. Deshalb müsse man die gemeinsamen Anstrengungen für die ukrainische Selbstverteidigung intensivieren. “Wir müssen uns selbst noch stärker antreiben”, sagte Austin. Man könne es sich nicht erlauben, Schwung zu verlieren.

16.29 Uhr: Ikea baut Kapazitäten in Russland und Belarus ab

Ikea baut seine verbliebenen Kapazitäten in Russland und Belarus ab. Wie das schwedische Möbelhaus mitteilte, sollen die vier Fabriken in Russland sowie Bestände verkauft, Mitarbeiter in den Filialen reduziert und die für den Import und Export zuständigen Logistikbüros geschlossen werden.

Bereits im März hatte Ikea seinen Tätigkeiten in Russland wegen des Kriegs in der Ukraine vorübergehend eingestellt. “Leider haben sich die Umstände nicht verbessert, und der zerstörerische Krieg dauert an”, hieß es in der Mitteilung. Das Geschäft und Zuliefererketten seien auf der ganzen Welt schwer beeinträchtig worden. “Wir sehen keine Möglichkeit, unsere Tätigkeiten in naher Zukunft wieder aufzunehmen”.

16.08 Uhr: Großbritannien verspricht Ukraine baldige Lieferung von Raketenwerfern

Großbritannien wird der Ukraine nach eigenen Angaben bald Mehrfachraketenwerfer liefern, um das Land im Verteidigungskampf gegen Russland zu unterstützen. “Ich denke, die Lieferung steht kurz bevor”, sagte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace in Oslo am Rande eines Treffens der multinationalen Truppe Joint Expeditionary Force (JEF). 

Großbritannien hatte bereits am 6. Juni die Lieferung des Mehrfachraketenwerfer-Systems MLRS angekündigt. Mit bis zu 80 Kilometern ist seine Reichweite Militärexperten zufolge etwas größer als die ähnlicher russischer Systeme. Somit könnten die Kiewer Streitkräfte feindliche Artillerie treffen, ohne in deren Reichweite zu geraten. 

15.30 Uhr: Kreml: China und Russland verstärken wirtschaftliche Zusammenarbeit

Russland und China wollen nach Kreml-Angaben angesichts der westlichen Sanktionen ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit verstärken. Dies sei bei einem Telefongespräch zwischen den Präsidenten Wladimir Putin und Xi Jinping vereinbart worden, teilte das russische Präsidialamt in Moskau mit. Die Zusammenarbeit solle “angesichts der weltweiten Wirtschaftssituation, die sich durch die unrechtmäßigen Sanktionen des Westens verkompliziert hat”, verstärkt werden.

15.29 Uhr: Gazprom drosselt Lieferung durch Nord Stream 1 noch weiter

Der russische Energiekonzern Gazprom reduziert die maximalen Gasliefermengen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland erneut. Von Donnerstagfrüh an werden täglich nur noch maximal 67 Millionen Kubikmeter durch die Leitung gepumpt, kündigte Gazprom an. Erneut begründete das russische Staatsunternehmen diesen Schritt mit Verzögerungen bei Reparaturarbeiten durch die Firma Siemens. Deshalb müsse eine weitere Gasverdichtungsanlage abgestellt werden, hieß es.

15 Uhr: Selenskyj fordert weitere Hilfe der EU im Kampf gegen Russland

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat von der EU weitere Hilfe im Kampf gegen Russland gefordert. In einer Video-Ansprache vor dem tschechischen Parlament erinnerte Selenskyj an den Einmarsch von Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei 1968. Heute kämpfe die Ukraine “für die Freiheit” und “gegen die grausame Invasion Russlands”, sagte Selenskyj. Die Ukraine brauche daher jede mögliche Unterstützung, um Russland zu besiegen.

14.54 Uhr: 4,48 Milliarden an russischem Vermögen in Deutschland eingefroren

Seit Beginn der Sanktionen wegen des Ukraine-Krieges hat Deutschland 4,48 Milliarden Euro an russischen Vermögenswerten eingefroren. Dazu zählten unter anderem Zentralbankguthaben, aber auch unternehmerische Beteiligungen, teilt Finanzminister Christian Lindner (FDP) in Berlin mit. Details nennt er zunächst nicht. Die EU hat sich seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine Ende Februar inzwischen auf sechs Sanktionspakete verständigt. Vor allem das Vermögen der Oligarchen, darunter Villen, Privatjets und Luxusjachten, ist mitunter aber schwer zu greifen, da Besitzverhältnisse unklar sind.

14.43 Uhr: Russlands Ex-Präsident Medwedew schockt mit neuen Ukraine-Aussagen

Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew stellt das Fortbestehen der Ukraine als souveräner Staat infrage. Er habe gelesen, die Ukraine wolle Verträge über die Lieferung von US-amerikanischem Flüssiggas für zwei Jahre abschließen, schreibt Medwedew, der mittlerweile stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates ist, auf Telegram. “Nur eine Frage: Wer hat denn gesagt, dass die Ukraine in zwei Jahren überhaupt noch auf der Weltkarte existieren wird?”

Medwedew war zwischen 2008 und 2012 Kremlchef und galt damals vor allem unter jungen Menschen teils als Hoffnungsträger auf ein freieres Russland. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine aber fällt er vor allem mit verachtenden Kommentaren in Bezug auf das Nachbarland auf. In der Ukraine werden seine Aussagen als Beleg dafür gesehen, dass Moskaus offizielles Kriegsziel – die angestrebte “Befreiung” des Donbass – nur ein Vorwand für die Vernichtung der gesamten ukrainischen Kultur sei.

14.12 Uhr: Habeck nennt Lieferkürzung bei russischem Gas politisch motiviert

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck stuft die jüngste Drosselung russischer Gaslieferungen als politisch motiviert ein. Auch bei ihm bestehe der Eindruck, “dass das, was gestern passiert ist, eine politische Entscheidung ist, keine technisch begründbare Entscheidung”, so der Grünen-Politiker in Berlin. Gazprom hatte gestern angekündigt, die Gasmengen durch die Ostseeleitung Nord Stream um 40 Prozent zu verringern. Habeck stellt den Schritt in eine Reihe mit den zurückliegenden Einstellungen der Gaslieferungen an Bulgarien, Polen und Dänemark sowie der Sanktionierung von Gazprom Germania. Der Grünen-Politiker spricht von einem scheibchen- oder schrittweisen Vorgehen. “Wir haben (…) kein Versorgungsproblem in Deutschland”, versichert er zudem. Die Auswirkungen müsse man abwarten. Den Versorgern sei es bisher immer gelungen, “Gas aus anderen Quellen aufzutreiben”.

13.56 Uhr: Kreml setzt auf Kommunikation mit Westen

Ungeachtet der zutiefst belasteten Beziehungen will Moskau den Dialog mit westlichen Staaten nicht völlig aufgeben. “Kommunikation ist notwendig, wir werden auch in Zukunft kommunizieren müssen”, sagt Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. “Amerika wird sich nirgendwo hinbewegen, Europa wird sich nirgendwo hinbewegen, also müssen wir irgendwie mit ihnen kommunizieren.” Die Kommunikation müsse aber auf gegenseitigem Respekt und der Wahrung von Sicherheitsinteressen beruhen, so Peskow. Dies sei derzeit aber nicht absehbar.

Die Beziehungen zwischen Moskau und dem Westen sind seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar auf einem absoluten Tiefpunkt. Europa und die USA verhängten eine Vielzahl beispielloser Sanktionen gegen Russland und unterstützen die angegriffene Ukraine mit Waffen.

13.15 Uhr: Selenskyj pocht auf EU-Kandidatenstatus für Ukraine

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirbt eindringlich dafür, seinem Land den Status eines EU-Beitrittskandidaten zuzuerkennen. Der Kandidatenstatus würde unter Beweis stellen, dass Europa eine wirkliche Gemeinschaft sei und die europäischen Werte mehr bedeuteten als nur leere Phrasen, sagt der 44-Jährige in einer Videoansprache an beide Parlamentskammern in Tschechien, das in der zweiten Jahreshälfte die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt. 

Die Ukraine hatte kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs einen Antrag auf Aufnahme in die EU gestellt. Die EU-Staaten beauftragten die EU-Kommission daraufhin, eine Empfehlung abzugeben, ob das Land den Status eines Beitrittskandidaten bekommen sollte. Wie es weitergeht, soll dann auf einem Gipfel am 23. und 24. Juni entschieden werden.

12.49 Uhr: Ukrainische Heimkinder angeblich nach Russland gebracht

In von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine sollen Kinder aus Heimen verschwunden sein. Hinweise dazu hat die Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrats bei ihrem Besuch in der Ukraine erhalten, wie sie jetzt in Kiew berichtet. Man müsse Berichten nachgehen, “wonach Kinder, die in Einrichtungen in den vorübergehend besetzten Gebieten untergebracht waren, nach Russland gebracht wurden”, so Kommissionsmitglied Jasminka Džumhurin. Sie hätten gehört, dass diese Kinder die russische Staatsbürgerschaft bekämen und Adoptionsprozesse in Gang gesetzt würden. Nach Džumhurins Worten konnte die Kommission die Berichte zunächst nicht selbst prüfen, da sie nicht in die besetzten Gebiete reisen konnte. Sie werde dem aber nachgehen. Um wie viele Kinder es sich handelt, ist unklar.

Auf ihrer Reise habe die dreiköpfige Kommission seit dem 7. Juni Informationen erhalten, die auf Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit hindeuten könnten, erklärt der Kommissionsvorsitzende Erik Møse. Die Kommission plant weitere Reisen in die Ukraine. Sie spreche sich mit Experten etwa des Internationalen Strafgerichtshofs ab, der ebenfalls wegen möglicher Kriegsverbrechen ermittelt. Die Kommission habe bislang vergeblich versucht, mit Russland über die Botschaft in Genf in Kontakt zu treten, so Møse.

12.30 Uhr: Evakuierung von Chemiewerk in Sjewjerodonezk gescheitert

In der umkämpften ostukrainischen Großstadt Sjewjerodonezk ist die von Moskau geplante Evakuierung des Chemiewerks Azot nach Angaben prorussischer Separatisten vorerst gescheitert. Weil die ukrainische Seite vom Werksgelände mit Granatwerfern und Panzern schieße, könnten sich dort keine Menschen in Sicherheit bringen, behauptet der Separatistenvertreter Rodion Miroschnik. Seine Aussage lässt sich nicht unabhängig überprüfen. Das russische Verteidigungsministerium hatte den humanitären Korridor heute angekündigt, damit Zivilisten aus den Bunkern der Industrieanlage fliehen können.

Vermutet werden dort mehr als 500 Zivilisten; die Separatisten gehen davon aus, dass es bis zu 1200 Menschen sein könnten. Sie hätten über den Korridor in jenes Gebiet fliehen sollen, das von prorussischen Kräften kontrolliert wird. Laut Miroschnik könnten sich in der Azot-Anlage rund 2000 ukrainische Kämpfer und ausländische Söldner verschanzt haben. Bestätigt ist das von ukrainischer Seite nicht. Eine Aufforderung Moskaus zur Kapitulation hatte die ukrainische Seite abgelehnt.

12.26 Uhr: Nato lädt ukrainischen Präsidenten zu Gipfel in Madrid ein

Die Nato hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als Gast zu ihrem Gipfeltreffen in Madrid eingeladen. Wie Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg mitteilt, ist allerdings noch nicht klar, ob Selenskyj wirklich anreist oder aus seinem Amtssitz in Kiew zugeschaltet wird. “Er ist willkommen, persönlich zu kommen. Wenn das für ihn nicht möglich ist, wird er per Videokonferenz zu uns sprechen”, so Stoltenberg.

Bei dem am 28. Juni in der spanischen Hauptstadt beginnenden Gipfeltreffen der westlichen Militärallianz wollen die Staats- und Regierungschefs der 30 Nato-Staaten entscheiden, wie das Bündnis mittel- und langfristig auf die Bedrohungen durch Russlands Kriegspolitik reagiert. Konkret geht es dabei zum Beispiel um die Verstärkung der Ostflanke durch zusätzliche Nato-Truppen. Vor allem die baltischen Staaten dringen seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine auf eine deutlich größere Unterstützung durch Bündnispartner.

12.19 Uhr: Kiew fordert rasche Entscheidung des Westens über weitere Waffenlieferungen

Die Ukraine drängt angesichts der zunehmend schwierigen Lage ihrer Truppen im Donbass auf beschleunigte Waffenlieferungen der westlichen Verbündeten. “Brüssel, wir warten auf eine Entscheidung”, schreibt Präsidentenberater Mychailo Podoljak auf Twitter kurz vor einem Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe. Russland sei der Ukraine bei seiner Artillerie “im Verhältnis zehn zu eins” überlegen. “Ich erhalte täglich Nachrichten von unseren Kämpfern, die sagen, ‘Wir halten stand, sagt uns einfach, wann die Waffen kommen'”, so Podoljak.

Die Ukraine fordert von ihren westlichen Verbündeten schwere Waffen wie Panzer und Haubitzen, um sich gegen die russische Offensive im Osten des Landes verteidigen zu können. Die rund 50 Länder der Ukraine-Kontaktgruppe wollen heute über weitere Waffenlieferungen an das Land beraten. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hatte die anderen Nato-Staaten sowie eine Reihe von Partnerländern ins Brüsseler Hauptquartier eingeladen. 

11.46 Uhr: Macron fordert klares Signal an Ukraine

Europa muss Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zufolge ein klares politisches Signal an die Ukraine senden. Dazu sei Einigkeit untereinander notwendig, mahnt Macron bei einer Pressekonferenz auf dem Militärstützpunkt Mihail Kogalniceanu in Rumänien. “Der politische Kontext und die Entscheidungen, die die EU und die Nationen treffen müssen, rechtfertigen neue, tief gehende Diskussionen und neue Schritte voran”, so der Präsident zu einer möglichen Reise in die Ukraine. Er hatte immer betont, erst nach Kiew reisen zu wollen, wenn dies nützlich sei. Es gibt Berichte, wonach er unter anderem gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) noch diese Woche in die Ukraine reist.

11.23 Uhr: Berlin will Kiew offenbar nur noch drei Mars-II-Raketenwerfer anbieten

Deutschland will der Ukraine einem Bericht zufolge drei statt der bisher im Gespräch gewesenen vier Mars-II-Raketenwerfer liefern. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) wolle den Plan beim Treffen der EU-Verteidigungsminister heute verkünden, schreibt das Portal Business Insider. Die deutschen Raketenwerfer aus Bundeswehr-Beständen sollten im August oder September an die Ukraine gegeben werden können. Vorher sollen ukrainische Soldaten noch an dem System ausgebildet werden. Dass nun drei statt vier Raketenwerfer geliefert werden, hänge unter anderem mit fehlender Munition zusammen. Nach Informationen von Business Insider klappt die deutsche Lieferung deshalb jetzt auch nur, weil die USA zusätzliche Munition für Mars II liefern wollen.

Die Ukraine könnte Mars II nutzen, um damit Artillerie-Stellungen der russischen Armee anzugreifen. Im Juni sollen zudem noch sieben Panzerhaubitzen in die Ukraine geliefert werden, ab Juli sollen schrittweise 30 Gepard-Flugabwehrpanzer folgen.

11.08 Uhr: Moskau meldet Zerstörung von Waffenlager in der Westukraine

Die russische Armee hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums ein Waffendepot in der Westukraine zerstört, in dem von der Nato gelieferte Waffen gelagert gewesen sein sollen. Das Depot nahe der Stadt Solotschiw in der Region Lwiw sei mit Kalibr-Marschflugkörpern zerstört worden, behauptet das Moskauer Verteidigungsministerium. Die Ukraine habe darin “ausländische Waffen” gelagert, die sie von Nato-Ländern erhalten habe, vor allem Panzerhaubitzen vom Typ M777. Unabhängig überprüfbar ist die Behauptung nicht.

10.57 Uhr: Mehrheit sieht Schuld am Angriffskrieg bei Russland

Eine große Mehrheit der Menschen in Deutschland und neun anderen europäischen Ländern macht Russland für den Angriffskrieg in der Ukraine verantwortlich. Das ist das Ergebnis einer repräsentative Umfrage im Auftrag der Denkfabrik European Council on Foreign Relations (ECFR). Demnach sehen 66 Prozent der Befragten in Deutschland die Verantwortung hauptsächlich bei Russland; deutlich höher ist der Anteil in Finnland (90 Prozent), Großbritannien, Polen und Schweden (jeweils 83 Prozent). Als Reaktion auf den Krieg gibt es in allen Ländern eine starke Unterstützung für einen Bruch mit Russland. In Deutschland sprechen sich 57 Prozent für einen Abbruch aller wirtschaftlichen Beziehungen zu dem Land aus, bei den kulturellen Beziehungen sind es 45 Prozent, bei den diplomatischen 39. In Polen tendieren deutlich mehr Menschen zu einem Ende der ökonomischen Beziehungen (77 Prozent), auch in Großbritannien, Finnland und Schweden ist die Bereitschaft höher.

Die meisten Menschen in Europa wollen, dass der Krieg so schnell wie möglich beendet werde, selbst wenn dies territoriale Verluste für die Ukraine bedeute, heißt es weiter. Menschen zeigten sich solidarisch mit der Ukraine, allerdings sei Polen das einzige Land, in dem die meisten Befragten der Auffassung seien, dass eine Bestrafung Russlands für seine Aggression eine vordringliche Aufgabe sein sollte.

10.30 Uhr: Ifo senkt wegen Ukraine-Krieges Konjunkturprognose

Das Ifo-Institut hat seine Konjunkturprognose für die deutsche Wirtschaft wegen des Ukraine-Kriegs erneut gesenkt. Das Bruttoinlandsprodukt wird nach Einschätzung der Münchner Ökonomen in diesem Jahr um 2,5 Prozent zulegen, schwächer als die noch im März erwarteten 3,1 Prozent. Kräftig steigen wird laut Ifo stattdessen die Inflation auf eine Rate von 6,8 Prozent — im Frühjahr war das Institut in seinem Basisszenario noch von 5,1 Prozent ausgegangen.

Für die zweite Jahreshälfte erwartet das Ifo-Institut einen allmählichen Rückgang der Rohstoffpreise ebenso wie der Lieferengpässe. Optimistisch sind die Ökonomen für das nächste Jahr: Das Wirtschaftswachstum könnte demnach mit 3,7 Prozent sehr kräftig ausfallen, die Inflation dagegen wieder auf 3,3 Prozent sinken.

9.05 Uhr: Lage in Ostukraine wird laut Gouverneur schwieriger

Im Osten der Ukraine dauern die Gefechte um die Großstadt Sjewjerodonezk und weitere Orte im Gebiet Luhansk an. “Es wird schwieriger, aber unsere Soldaten halten den Feind gleich an drei Seiten auf. Sie schützen Sjewjerodonezk und erlauben keinen Vormarsch nach Lyssytschansk”, schreibt der Gouverneur des Luhansker Gebiets, Serhij Hajdaj, auf Telegram. Die Russen beschössen weiter Häuser und hätten in Sjewjerodonezk erneut das Chemiewerk Azot angegriffen, so Hajdaj. “Der Gegner ist schwächer in den Straßenkämpfen, deshalb eröffnet er das Feuer aus Artillerie, wodurch unsere Häuser zerstört werden.” Auch in den umliegenden Ortschaften gebe es schwere Schäden. Vielerorts habe es zudem russische Luftschläge gegeben.

Lyssytschansk, wo es laut Hajdaj viele Verletzte gibt, liegt an einem Fluss gegenüber von Sjewjerodonezk, das bereits zum großen Teil von russischen Truppen kontrolliert wird. Die Brücken zwischen beiden Städten sind zerstört.

8.46 Uhr: Moskau kontrolliert laut britischen Geheimdiensten Großteil von Sjewjerodonezk

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste haben die Russen nach mehr als einem Monat erbitterter Gefechte den Großteil der ukrainischen Stadt Sjewjerodonezk unter ihre Kontrolle gebracht. Dabei seien durch heftigen Beschuss enorme Kollateralschäden verursacht worden, heißt es in der täglichen Lageeinschätzung des britischen Verteidigungsministeriums. Die Geheimdienste gehen davon aus, dass eine Vielzahl russischer Kräfte weiterhin rund um das örtliche Chemiewerk Azot gebunden sein wird, “solange die ukrainischen Kämpfer im Untergrund überleben können”. In dem Werk sollen ukrainische Soldaten, aber auch Hunderte Zivilisten Zuflucht gesucht haben. Für heute hat Russland die Schaffung eines humanitären Korridors angekündigt.

7.05 Uhr: Ukraine-Kontaktgruppe will über weitere Waffenlieferungen beraten

Bis zu 50 Länder der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe wollen heute Nachmittag über weitere Waffenlieferungen an das Land beraten. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat die anderen Nato-Staaten sowie eine Reihe von Partnerländern ins Brüsseler Hauptquartier eingeladen. Auch Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) wird erwartet.

Die Ukraine forderte vor dem Treffen schwere Waffen wie Panzer und Haubitzen, um sich gegen die russische Offensive im Osten des Landes verteidigen zu können. Am Abend kommen in Brüssel dann die Nato-Verteidigungsminister zu einem Arbeitsessen mit der Ukraine und Georgien sowie Schweden und Finnland zusammen. Der bis morgen dauernde Nato-Rat dient der Vorbereitung des Gipfeltreffens in Madrid in zwei Wochen.

6.10 Uhr: Mehrheit der Betriebe kann Erdgas nicht kurzfristig ersetzen

Die Energiekrise hat einer Studie zufolge einen Teil der deutschen Unternehmen auch ohne Gas-Lieferstopp bereits erreicht. Bei einer Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Mai berichteten 14 Prozent von fast 2000 Betrieben von einem Rückgang der Produktion als Folge des Ukraine-Krieges, wie aus der in der Fachzeitschrift “Wirtschaftsdienst” veröffentlichten Studie hervorgeht. Die Risiken eines Gasembargos für die deutsche Wirtschaft wären nach Einschätzung der Autoren hoch. Die meisten Betriebe (58 Prozent) könnten das benötigte Erdgas kurzfristig nicht ersetzen.

3.23 Uhr: Ampel-Jugendorganisationen machen bei EU-Kandidatur der Ukraine Druck

Die Jugendorganisationen von SPD, Grünen und FDP fordern die “sofortige Anerkennung” der Ukraine als EU-Beitrittskandidatin. “Als Jugendorganisationen der drei regierenden Parteien erwarten wir eine klare und deutliche Haltung der Ampel zum Wunsch der Ukraine, Beitrittskandidat zu werden”, erklärten die Juso-Vorsitzende Jessica Rosenthal, die Bundessprecher der Grünen Jugend, Sarah-Lee Heinrich und Timon Dzienus, sowie die Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, Franziska Brandmann, gemeinsam der Deutschen Presse-Agentur. “Die Bundesregierung muss bei den anstehenden Beratungen in Brüssel Tempo machen, damit der Beitrittsprozess so schnell eingeleitet wird, wie es im Rahmen des EU-Regelwerkes möglich ist.”

Die Ukraine hatte kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs einen Antrag auf Mitgliedschaft in der EU gestellt. Am Freitag will die EU-Kommission eine Empfehlung dazu vorlegen. Die Entscheidung, ob die Ukraine Beitrittskandidat wird, liegt bei den EU-Staaten und muss einstimmig getroffen werden. Ein EU-Gipfel in der kommenden Woche wird sich damit befassen.

2.25 Uhr: USA wollen weiter Ausnahmen für russische Öl-Importe der EU machen

Die US-Regierung will für die EU weiterhin eine Ausnahme bei den Sanktionen gegen russische Energieexporte machen. Das US-Finanzministerium “hat seine Genehmigung für energiebezogene Transaktionen erneuert, um unsere Vorschriften an den Zeitplan für die Umsetzung des von der Europäischen Union verhängten Rohölverbots anzupassen”, sagte eine Sprecherin der Nachrichtenagentur AFP.

Eigentlich sollte die Maßnahme zum 24. Juni auslaufen, nun soll sie bis 5. Dezember verlängert werden. Die Verlängerung “wird einen geordneten Übergang ermöglichen, um unserer breiten Koalition von Partnern dabei zu helfen, ihre Abhängigkeit von russischer Energie zu verringern, während wir uns bemühen, die Einnahmequellen des Kreml einzuschränken”, so die Sprecherin. Die Einfuhr von russischem Öl in die USA bleibt jedoch weiterhin verboten.

0.15 Uhr: Selenskyj ruft Truppen im Osten zum Durchhalten auf

Angesichts der verlustreichen Abwehrschlacht gegen Russland im Donbass ruft der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seine Truppen zum Durchhalten auf. “Das ist unser Staat. Dort im Donbass durchzuhalten ist lebenswichtig”, sagt Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. “Es gibt Verluste, und sie sind schmerzhaft.” Doch an der Front im Osten des Landes entscheide sich, welche Seite in den kommenden Wochen dominieren werde. Je höher die Verluste des Feindes dort seien, desto weniger Kraft habe er, die Aggression fortzusetzen.

0.03 Uhr: Ukraine hat nach eigener Aussage viel zu wenig Waffen bekommen

Die Ukraine hat nach Angaben ihrer Militärführung aus dem Ausland bislang nur ein Zehntel der notwendigen Waffenhilfe bekommen. “Von dem, was die Ukraine gesagt hat, dass sie es braucht, haben wir bis heute etwa zehn Prozent”, so Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar im ukrainischen Fernsehen. Russland sei an Rüstung und Zahl der Soldaten unendlich überlegen. “Egal wie die Ukraine sich anstrengt, egal wie professionell unsere Armee ist, ohne Hilfe von Partnern werden wir diesen Krieg nicht gewinnen können.”

mad
DPA
AFP

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