Ukraine-News: +++ Stoltenbergs Aussagen wecken Zweifel an deutscher Waffen-Politik +++

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Zweifel an den deutschen Argumenten gegen die Lieferung großer Mengen Bundeswehr-Waffen an die Ukraine geweckt. Auf die Frage, ob Alliierte im Zweifelsfall eher Fähigkeitsziele des Bündnisses erfüllen sollten, als der Ukraine noch mehr Ausrüstung zu liefern, machte der Norweger deutlich, dass er eine Niederlage der Ukraine für gefährlicher hält als unter Plan gefüllte Waffenlager in Nato-Staaten.

„Indem wir dafür sorgen, dass Russland in der Ukraine nicht gewinnt, erhöhen wir auch unsere eigene Sicherheit und stärken das Bündnis“, sagte Stoltenberg bei einer Pressekonferenz mit US-Außenminister Antony Blinken. Die Nutzung der Waffenbestände von Nato-Staaten trage dazu bei, das Risiko eines aggressiven Vorgehens Russlands gegen Nato-Länder zu verringern. Mehr als 80 Prozent der russischen Landstreitkräfte seien derzeit im Krieg in der Ukraine gebunden.

Stoltenberg äußerte sich damit deutlich anders als jüngst Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD). Diese hatte Ende August deutlich gemacht, dass sie kaum noch Möglichkeiten sieht, Waffen aus Bundeswehrbeständen für den Abwehrkampf gegen Russland in die Ukraine zu schicken. „Ich muss zugeben als Verteidigungsministerin, (…) da kommen wir an die Grenzen dessen, was wir aus der Bundeswehr abgeben können“, sagte sie bei einer Kabinettsklausur in Meseberg bei Berlin. Die Bundeswehr müsse die Landes- und Bündnisverteidigung gewährleisten können. Sie werde als Verteidigungsministerin sehr genau darauf achten, dass das weiterhin der Fall ist.

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Alle Entwicklungen im Liveticker:

16:20 Uhr – EU-Finanzminister für Fünf-Milliarden-Kredit an Ukraine

Die europäischen Finanzminister unterstützen nach tschechischen Angaben ein fünf Milliarden Euro schweres Kreditpaket für die Ukraine. Damit soll der von Russland angegriffene Staat seine Ausgaben decken können. Die Summe ist Teil eines insgesamt neun Milliarden Euro schweren Pakets, welches im Mai angekündigt wurde. Die erste Milliarde wurde im August ausbezahlt.

Laut tschechischem Finanzministerium soll nun noch entschieden werden, wie sich die restlichen drei Milliarden Euro auf Kredite und Zuschüsse aufteilen sollen. Tschechien hat die EU-Ratspräsidentschaft inne.

15:12 Uhr – Merz: Deutschland muss Ukraine mehr Waffen liefern

CDU-Chef Friedrich Merz fordert die Bundesregierung auf, der Ukraine mehr Waffen zu liefern. „Mit FDP und Grünen zusammen hätte ich eine Exportgenehmigung für 100 Marder-Schützenpanzer für die Ukraine erteilt“, sagte Merz auf dem CDU-Bundesparteitag.

Zu Kritikern der Waffenlieferungen sagte er: „Wenn Russland die Waffen schweigen lässt, ist der Krieg zu Ende. Wenn die Ukraine die Waffen niederlegt, ist die territoriale Souveränität des Landes zu Ende – das ist der Unterschied.“

14:28 Uhr – Gouverneur: Stadtzentrum von Charkiw von russischen Raketen getroffen

Das Stadtzentrum von Charkiw ist am Freitag von russischen Raketen getroffen worden. Zehn Menschen seien verletzt worden, darunter drei Kinder, schreibt der Gouverneur der gleichnamigen Region, Oleh Synehubow, auf Telegram. Raketen seien in einer Schule und einem Kunstzentrum für Kinder eingeschlagen, teilt Ihor Terechow, der Bürgermeister der zweitgrößten ukrainischen Stadt, ebenfalls auf Telegram mit. Auch Wohnhäuser seien getroffen worden.

14:06 Uhr – Blinken: Ukraine muss in bestmöglicher Lage für Verhandlungen sein

Die USA wollen die Ukraine inmitten ihrer laufenden Gegenoffensive gegen Russland in eine starke diplomatische Verhandlungsposition bringen. „Wir sehen in diesem Moment keine Anzeichen von Russland, dass es bereit ist, eine solche Diplomatie ernsthaft zu betreiben. Aber wenn dieser Zeitpunkt kommt, muss die Ukraine in der bestmöglichen Position sein“, sagte US-Außenminister Antony Blinken in Brüssel nach einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

Blinken lobte die ukrainische Offensive und Geländegewinne im Süden und Osten des Landes: „Sie steht noch am Anfang, macht aber nachweislich echte Fortschritte“. Es sei aber noch zu früh zu sagen, wie sich die Lage entwickeln werde. Blinken betonte jedoch, dass er große Unterschiede in der Moral der Soldaten aus der Ukraine und Russland sehe. Während die Ukrainer für ihre Freiheit kämpften, hätten viele russische Streitkräfte „keine Idee“, warum sie in der Ukraine seien.

13:51 Uhr – Nato-Generalsekretär: Krieg in Ukraine geht in „kritische Phase“

Der Krieg in der Ukraine geht nach Einschätzung von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in eine „kritische Phase“. Ukrainische Streitkräfte seien dank der Unterstützung aus Nato-Staaten zuletzt in der Lage gewesen, Moskaus Offensive im Donbass zu stoppen und Territorium zurückzuerobern, erklärte der Norweger in einer Pressekonferenz mit US-Außenminister Antony Blinken. Zugleich würden aber nun die Einheit und die Solidarität des Westens auf die Probe gestellt. Als Grund nannte Stoltenberg die Probleme bei der Energieversorgung und die steigenden Lebenshaltungskosten durch den russischen Krieg.

Nach Ansicht des Nato-Generalsekretärs ist es jetzt wichtig, dass diese Kriegsfolgen nicht zu einem nachlassenden Engagement für die Ukraine führen. „Der Preis, den wir zahlen, wird in Geld gemessen. Der Preis, den die Ukrainer zahlen, wird in Leben gemessen“, sagte er. Zudem werde man einen noch viel höheren Preis zahlen, wenn Russland und andere autoritäre Regime merkten, dass Aggression belohnt werde.

„Wenn Russland aufhört zu kämpfen, wird es Frieden geben. Wenn die Ukraine aufhört zu kämpfen, wird sie als unabhängige Nation nicht mehr existieren“, sagte Stoltenberg. Deshalb müsse man am bisherigen Kurs festhalten – „um der Ukraine und um unser selbst willen“.

13:29 Uhr – Russland schickt militärische Verstärkung nach Charkiw

Die russische Armee schickt als Reaktion auf die ukrainische Gegenoffensive gepanzerte Fahrzeuge und Kanonen zur Verstärkung in die Region Charkiw im Nordosten der Ukraine. Das meldeten russische Nachrichtenagenturen mit Verweis auf Bilder des Verteidigungsministeriums.

Der von Moskau eingesetzte Verwaltungschef der Region Charkiw, Vitali Gantschew, sagte im Fernsehen, es gebe „heftige Kämpfe“ in der Nähe der Stadt Balaklija, deren Rückeroberung die Ukraine am Donnerstag vermeldet hatte. „Reserven aus Russland wurden dorthin geschickt“, sagte er.

Die Region Charkiw ist seit den ersten Tagen des russischen Angriffskriegs ab dem 24. Februar teilweise von der russischen Armee besetzt.

13:03 Uhr – US-Verteidigungsminister nennt ukrainische Erfolge „ermutigend“

Nach Einschätzung des US-Verteidigungsministers Lloyd Austin macht die Ukraine bei ihrer laufenden Gegenoffensive gegen die russischen Angreifer Fortschritte. „Wir sehen jetzt Erfolge in Cherson, wir sehen einen gewissen Erfolg in Charkiw – und das ist sehr, sehr ermutigend“, sagte der Ex-General am Rande eines Besuchs in Prag.

Zur Frage, warum die USA den Ukrainern keine Raketen mit noch größerer Reichweite als die vorhandenen Himars-Raketen lieferten, antwortete Austin ausweichend. „Wir bleiben engagiert und stellen sicher, dass wir ihnen geben, was sie brauchen, um erfolgreich zu sein“, sagte der 69-Jährige.

Bei den Gesprächen in Prag ging es um eine verstärkte Verteidigungskooperation der Nato-Partner USA und Tschechien. Beide Seiten seien daran interessiert, ein entsprechendes Abkommen „so schnell wie möglich“ abzuschließen, sagte Austin nach einem Treffen mit seiner tschechischen Kollegin Jana Cernochova.

13:00 Uhr – Hunderte Milliarden für Wiederaufbau der Ukraine nötig

Der Krieg in der Ukraine hat allein in den ersten etwas mehr als drei Monaten einen Schaden von mindestens 97 Milliarden US-Dollar (rund 96,4 Milliarde Euro) verursacht. Das geht aus einem gemeinsamen Bericht der ukrainischen Regierung, der Weltbank und der Europäischen Kommission hervor. Als Grundlage für die Berechnungen wurde der Zeitraum vom Beginn des Krieges am 24. Februar bis zum 1. Juni herangezogen. Die am stärksten betroffenen Sektoren sind demnach der Wohnungsbau (40 Prozent), das Transportwesen (31 Prozent) sowie der Handel und die Industrie (10 Prozent). Als am stärksten beschädigt gelten die Gebiete Donezk, Luhansk und Charkiw.

Die in diesem Zeitraum durch den Krieg entstandenen finanziellen Verluste werden mit fast 252 Milliarden US-Dollar (250,3 Milliarden US-Dollar) angegeben. Der hohe Betrag kommt zustande, weil die Verluste einem Sektors andere Sektoren beeinflussen. Zum Beispiel wirke sich der Rückgang bei der landwirtschaftlichen Produktion auf den Transportbedarf aus, der Verlust von Elektrizität beeinträchtige Handel und Industrie, heißt es in dem Bericht.

Die Kosten für Wiederaufbau der von Russland angegriffenen Ukraine wurden mit Stand vom 1. Juni auf mindestens 349 Milliarden US-Dollar (rund 346,7 Milliarden Euro) geschätzt. Am meisten Geld werde für den Wiederaufbau des Transportwesens (21 Prozent), die Entminung und Beseitigung von explosiven Überresten des Krieges (21 Prozent) und den Rückbau von Wohnbestand (20 Prozent) benötigt. Kurzfristig würden rund 105 Milliarden US-Dollar (rund 104,3 Milliarden Euro) benötigt, auch um Vorkehrungen für den bevorstehenden Winter zu treffen.

12:28 Uhr – EU setzt Visa-Erleichterungen für Russen ab Montag aus

Russische Bürger profitieren ab Montag nicht mehr von einer erleichterten Visa-Vergabe für Reisen nach Deutschland und andere Staaten des Schengen-Raums. Der Rat der EU-Staaten nahm am Freitag den Vorschlag der Europäischen Kommission an, das zwischen der EU und Russland geschlossene Abkommen zur Erleichterung der Visa-Vergabe komplett auszusetzen.

Nach früheren Angaben des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell wird der Schritt dafür sorgen, dass die Zahl der neuen Visa für Russen signifikant sinkt. Insbesondere schutzbedürftige Menschen sollten aber weiter ein Visum bekommen können. Zum Schengen-Raum gehören 22 EU-Staaten und vier weitere europäische Länder.

Konkret wird die Antraggebühr für ein Visum mit dem Beschluss von 35 auf 80 Euro steigen. Zudem ist mehr Papierkram erforderlich, die Bearbeitungszeiten werden länger und die Ausstellung von Visa für die mehrfache Einreise wird eingeschränkt. Um Nachteile etwa für Journalisten, Dissidenten und Vertreter der Zivilgesellschaft zu verhindern, hat die EU-Kommission bereits zusätzliche Leitlinien angekündigt.

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11:39 Uhr – Polnischer Ministerpräsident Morawiecki reist nach Kiew

Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki ist überraschend nach Kiew gereist. Dort werde er mit der ukrainischen Seite über die geopolitische Lage, die militärische Entwicklung und die Energiesicherheit beraten, sagte sein Regierungssprecher Piotr Müller im Fernsehsender Polsat. Zudem nehme er an einer Konferenz teil. Für den Politiker der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) ist es der dritte Besuch in der Hauptstadt des Nachbarlandes seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.

Aus Sicherheitsgründen wurde erst mit Verspätung über den Besuch informiert. Die Reise werde keine weitreichenden Veränderungen bringen können, sei aber als ein politisches Signal an den Kreml zu verstehen, betonte Müller. „Die Verteidigung der Ukraine ist auch die Verteidigung unserer Sicherheit“, sagte der Regierungssprecher. Zugleich räumte er ein, dass die Lage an der ukrainischen Ostfront weiter schwierig sei. Neben Morawiecki brach am Freitag auch der polnische Ex-Präsident Aleksander Kwasniewski nach Kiew auf.

11:32 Uhr – Krankenhaus bei russischem Angriff getroffen

Bei einem russischen Luftangriff ist nach ukrainischen Angaben ein Krankenhaus in der nordöstlichen Region Sumy getroffen worden. Das Gebäude sei am Morgen zerstört und mehrere Menschen seien verletzt worden, teilt der Gouverneur der Region, Dmytro Schwyzkji, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Das Krankenhaus befinde sich im Bezirk Welyka Pysariwka, der an Russland grenze. Der Luftangriff sei über die Staatsgrenze hinweg gestartet worden. Die russische Regierung bestreitet immer wieder, dass zivile Ziele anvisiert würden.

11:11 Uhr – UN: Russland verwehrt Zugang zu ukrainischen Kriegsgefangenen

Russland verwehrt nach Angaben den Vereinten Nationen (UN) den Zugang zu ukrainischen Kriegsgefangenen. Zudem gebe es Belege für Folter, sagt Matilda Bogner, die Leiterin des UN-Einsatzes zur Beobachtung der Menschenrechtslage in der Ukraine. „Die Russische Föderation hat keinen Zugang zu Kriegsgefangenen gewährt, die auf ihrem Territorium oder in Gebieten unter ihrer Besatzung festgehalten werden“, erläutert Bogner vor der Presse in Genf.

„Dies ist umso besorgniserregender, als wir dokumentiert haben, dass Kriegsgefangene im Machtbereich der Russischen Föderation, die von den Streitkräften der Russischen Föderation oder von ihr nahestehenden bewaffneten Gruppen festgehalten werden, gefoltert und misshandelt wurden.“ Russland bestreitet Folter oder andere Misshandlungen von Kriegsgefangenen.

09:18 Uhr – Ungarn gegen Preisdeckel auf russisches Gas

Ungarn hat sich klar gegen einen Preisdeckel auf russisches Gas ausgesprochen. Dies sei gegen europäische und ungarische Interessen, sagte der Außenminister des osteuropäischen Landes, Peter Szijjarto, in einem Facebook-Video vor dem Sondertreffen der EU-Energieminister zu den explodierenden Energiepreisen. Ein Preisdeckel würde zu einem sofortigen Stopp russischer Energielieferungen führen.

Ungarn ist besonders abhängig von russischen Öl- und Gaslieferungen. Russland hat zuletzt bereits den Gasfluss in die meisten europäischen Länder eingestellt – mit Verweis auf die westlichen Sanktionen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine. Der russische Konzern Gazprom hatte seine Lieferungen Richtung Ungarn im August aber begonnen auszuweiten.

In der Vergangenheit hat Ungarn – als eines der wenigen Länder in der EU – die Sanktionen gegen Russland scharf kritisiert. Sie seien nicht geeignet, die Regierung in Moskau wirklich zu schwächen, drohten aber die europäische Wirtschaft zu zerstören.

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