Ukraine-News +++ Kuleba ruft Deutsche zu mehr Opferbereitschaft auf +++

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat die Menschen in Deutschland aufgerufen, die Folgen von Sanktionen gegen Russland in Kauf zu nehmen. „Manchmal ist es günstiger, einem anderen zu helfen und eine kurze Zeit der Entbehrung auszuhalten, anstatt zu Hause zu sitzen, Fernsehen zu gucken und nichts zu machen, einfach zuzulassen, dass das Problem letztendlich an die eigene Tür klopft“, sagte Kuleba am Samstagabend bei „Bild TV“.

Er betonte, die Ukraine habe dazu einen fairen Deal vorgeschlagen: „Gebt uns alles, was wir brauchen, und wir werden Russland einhegen und in der Ukraine besiegen, damit sie niemals bei euch an die Tür klopfen.“

Kuleba bekräftigte, dass sein Land nicht zu Vereinbarungen mit Russland bereit sei, bei denen ukrainisches Territorium in der Hand der Angreifer bleibe. „Es gibt nicht Schlechtes an einem Waffenstillstand, wenn er der erste Schritt hin zu einer Lösung wäre, wo das ukrainische Staatsgebiet befreit wird“, sagte er.

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„Wir werden uns aber nicht damit abfinden, dass es eine Teil-Abtrennung von Territorium gibt.“ Die Regierung in Kiew werde „nicht zulassen, dass Diplomatie einfach unser Leiden verlängert und die nächste Phase des Krieges einfach nur vertagt.“

Alle Entwicklungen im Liveticker:

06:00 Uhr – Erste Städte sparen bei der Beleuchtung

Angesichts drastisch gestiegener Energiekosten planen erste Städte weitere Einsparungen bei der Straßenbeleuchtung. Andere Kommunen prüfen einen solchen Schritt gerade. Eine reduzierte Straßenbeleuchtung sei „eine Idee im Bündel der möglichen Maßnahmen“, die in Kommunen diskutiert werde, sagte Alexander Handschuh vom Deutschen Städte- und Gemeindebund. Für viele Städte kommt ein weiteres Herunterfahren der Straßenbeleuchtung allerdings nicht mehr infrage, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

Die Stadt Weimar wird die Dauer ihrer Straßenbeleuchtung ab dem 1. Juni reduzieren: Die Straßenlaternen werden künftig in der Sommerzeit 30 Minuten später ein- und 30 Minuten früher ausgeschaltet. In den Wintermonaten wird die ursprüngliche Beleuchtungszeit um jeweils 10 Minuten reduziert, wie die Stadt mitteilte. In Halle in Sachsen-Anhalt sagte eine Sprecherin der Stadtwerke, derzeit sei zwar noch keine kürzere Leucht-Dauer der Stadtbeleuchtung nötig – „allerdings bereiten auch wir uns darauf vor“.

Angesichts drastisch steigender Energiekosten diskutiert die Stadt Mainz über weitere Reduzierungen bei der Beleuchtung von Fuß- und Radwegen. In Darmstadt wurden ein Radweg in der Stadt und auch eine bereits fertiggestellte Teilstrecke des Radschnellwegs Frankfurt – Darmstadt mit speziellen Sensoren ausgestattet: Die Lampen reagieren auf Bewegung und werden heller, wenn ein Radfahrer oder Fußgänger vorbeikommt und dunkeln danach wieder ab.

Trotz der gestiegenen Energiepreise wollen etwa die Großstädte Leipzig und Dresden nicht bei der Straßenbeleuchtung sparen. Hier leuchten die Straßenlaternen derzeit etwa acht Stunden in der Nacht. Kürzere Betriebszeiten seien nicht geplant. „Eine kürzere Leuchtdauer geht auch immer zulasten der Verkehrssicherheit“, heißt es aus Dresden.

06:00 Uhr – Campino zweifelt wegen des Ukraine-Kriegs an Wehrdienstverweigerung

Rocksänger Campino (59, „Tage wie diese“) hat angesichts des Ukraine-Kriegs derzeit ein Gefühl, „als ob die Welt über uns zusammenstürzt“ – und stellt daher alte Grundsätze auf den Prüfstand. Etwa die Frage nach dem Dienst an der Waffe: „Ich persönlich habe den Kriegsdienst 1983 verweigert. Das würde ich heute, unter diesen Umständen, wenn ich jetzt meine Einberufung bekäme, wahrscheinlich nicht mehr tun“, sagte der Frontmann der Band Die Toten Hosen im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

„Gerade lernen wir doch eindrücklich, warum eine Identität als Europäer so wichtig ist und warum wir eine Wertegemeinschaft sein müssen“, sagte der Musiker mit dem bürgerlichen Namen Andreas Frege, der sich politisch links und als Wähler bei den Grünen verortet. „Das hat dann leider auch etwas mit Aufrüstung zu tun. Wir können es uns nicht leisten, völlig wehrlos gegenüber Despoten zu sein, wie Putin einer ist, der alte Machtfantasien auslebt. So einen Mann kann man nur stoppen, wenn er auch Respekt vor der Gegenseite hat.“

Zugleich sei dies „eine dramatische Tragödie, denn alle diese Gelder, die wir in Zukunft für Rüstung ausgeben werden, könnten wir verdammt nochmal für unser Sozialsystem, Kitas, Schulen, öffentliche Infrastruktur und nicht zuletzt den Kampf gegen den Klimawandel gebrauchen“. Der Sänger gab zu, wegen der Weltlage ratlos zu sein, betonte aber auch: „Wir alle dürfen uns Verunsicherung erlauben. Selbst die gescheitesten Leute können uns derzeit kein Rezept geben, wie es weitergeht.“

Sein Auftrag als Musiker sei klar: „Trotz der gesellschaftlich angespannten Lage ist es aber wichtig, dass wir Menschen uns selbst auch eine mentale Gesundheit erhalten, Glücksmomente finden“, sagte Campino, dessen Punkrockgruppe – eine der erfolgreichsten in Deutschland – ihr 40-jähriges Bestehen ab Ende Mai mit neuer Platte und Tournee feiert. „Und ich hoffe, dass wir als Band einen Beitrag dazu liefern können, mit unserer Musik solche Momente zu schaffen.“

04:46 Uhr – Selenskyj unterzeichnet Gesetz für Verbot prorussischer Parteien

Parteien, die den russischen Angriffskrieg unterstützen, sollen in der Ukraine bald verboten werden können. Präsident Wolodymyr Selenskyj unterzeichnete ein Anfang Mai beschlossenes Gesetz, wie das ukrainische Parlament am Samstag auf seiner Website mitteilte. Das Gesetz tritt einen Tag nach der offiziellen Veröffentlichung in Kraft.

Das Verbot soll zum Beispiel Parteien treffen, die Russlands Krieg gegen die Ukraine rechtfertigen oder leugnen. Bereits im März stoppten ukrainische Behörden die Aktivitäten von fast einem Dutzend Parteien, die Verbindungen zu Russland haben sollen. Russische Truppen waren im Februar in die Ukraine einmarschiert.

04:43 Uhr – FDP-Außenexperte fordert Erdogan zu Ende von Blockade bei Nato-Erweiterung auf

FDP-Außenexperte Alexander Graf Lambsdorff hat den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan aufgefordert, seine Blockadehaltung gegen einen Nato-Beitritt Finnlands und Schwedens aufzugeben. „Finnland und Schweden sind in der strategischen Bedeutung der Nato genauso wichtig wie die Türkei,“ sagte Lambsdorff der „Bild am Sonntag“. Er nannte auch die Behauptung von Russlands Präsident Wladimir Putin „eine Lüge“, er fühle sich durch die Nato-Erweiterung bedroht.

Lambsdorff hob hervor, dass die Nato ein reines Verteidigungsbündnis sei, Finnland und Schweden seien schon in der EU. „Jetzt muss es einen schnellen und reibungslosen Aufnahmeprozess in die Nato geben, dann wird Europa insgesamt sicherer“, hob er hervor.

Der deutsche Reservistenverband kündigte eine enge Zusammenarbeit mit Finnland und Schweden an. Es sei „wahrscheinlich, dass Reservisten unserer Staaten in Zukunft auch zusammen zur Bündnisverteidigung eingesetzt werden“, sagte der Chef des Reservistenverbandes, Patrick Sensburg, der „Bild am Sonntag“.

Laut einer repräsentativen Insa-Umfrage für die Zeitung würden 66 Prozent der Menschen in Deutschland einen finnischen Nato-Beitritt begrüßen, 20 Prozent würden dies hingegen nicht begrüßen. Gleichzeitig befürchten demnach 74 Prozent, dass sich Putin durch eine Nato-Erweiterung provoziert fühlen könnte. 14 Prozent befürchten das den Angaben zufolge nicht.

03:30 Uhr – Russische Diplomaten in USA angeblich mit Gewalt bedroht

Dem russischen Botschafter in den USA zufolge werden russische Diplomaten in den USA mit Gewalt bedroht. „Unsere Botschaft befindet sich in einem feindlichen Umfeld. Die Botschaftsmitarbeiter erhalten Drohungen, einschließlich Drohungen mit physischer Gewalt“, zitiert die russische Nachrichtenagentur Tass den Botschafter Anatoli Antonow. Agenten der US-Sicherheitsdienste würden vor der russischen Botschaft Telefonnummern für Kontaktaufnahmen mit der CIA und des FBI verteilen. CIA und FBI lehnten bisher eine Stellungnahme ab, auch das US-Außenministerium war nicht sofort für einen Kommentar zum Sachverhalt zu erreichen.

02:05 Uhr – Konvoi aus Mariupol in Saporischschja angekommen

Ein großer Konvoi aus Autos und Lieferwagen ist sicher mit Flüchtlingen aus Mariupol in der ukrainisch kontrollierten Stadt Saporischschja angekommen. Die Flüchtlinge mussten Mariupol zuvor auf eigene Faust verlassen und sich allein bis nach Berdjansk, etwa 80 Kilometer weiter westlich, durchschlagen. Von dort aus konnten sie mit den Rettungsfahrzeugen ins 200 Kilometer entfernte Saporischschja in Sicherheit gebracht werden. Ein Berater des Bürgermeisters von Mariupol hatte zuvor gesagt, dass der Konvoi zwischen 500 und 1000 Autos umfasste und damit die größte Evakuierungsmaßnahme in der Stadt seit dem Einmarsch der Russen am 24. Februar war.

01:58 Uhr – Präsident Selenskyj: Der ESC 2023 wird in der Ukraine ausgetragen

Nach dem Sieg der Ukraine beim Eurovision Song Contest 2022 hat Präsident Wolodymyr Selenskyj angekündigt, den Wettbewerb im nächsten Jahr in seinem Land austragen zu wollen. „Unser Mut beeindruckt die Welt, unsere Musik erobert Europa! Im nächsten Jahr empfängt die Ukraine den Eurovision! Zum dritten Mal in unserer Geschichte“, teilte Selenskyj im Nachrichtenkanal Telegram am Sonntagmorgen mit. Er glaube daran, dass dies nicht der letzte Sieg sei.

Selenskyj nahm auch Bezug auf den Aufruf der Band Kalush Orchestra beim ESC, die von russischen Truppen belagerte Hafenstadt Mariupol zu retten. „Wir tun alles dafür, damit eines Tages das ukrainische Mariupol die Teilnehmer und Gäste der Eurovision empfängt. Ein freies, friedliches, wieder aufgebautes!“, schrieb Selenskyj.

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„Ich danke dem Kalush Orchestra für den Sieg und allen, die dafür ihre Stimme gaben! Ich bin überzeugt, dass unser siegreicher Akkord in der Schlacht mit dem Feind nicht mehr fern liegt.“ Selenskyj geht davon aus, dass die Ukraine den am 24. Februar begonnenen Krieg gegen Russland gewinnt. „Ruhm der Ukraine!“, sagte Selenskyj. Kulturminister Olexander Tkatschenko sagte, er denke nun schon über den Austragungsort in der Ukraine nach.

Unklar ist, ob die Ukraine wirklich den ESC im nächsten Jahr austragen kann. Derzeit könnte die Ukraine keinen solchen Wettbewerb ausrichten, weil in dem Land Kriegsrecht herrscht. Damit sind keine Großveranstaltungen erlaubt; und es gelten etwa nächtliche Ausgangssperren. Die Ukraine ist Opfer eines Angriffskriegs von Russland, das wegen der völkerrechtswidrigen Invasion vom ESC ausgeschlossen ist. Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht.

01:28 Uhr – Ukrainisches TV: Gemeinsamer Sieg für das Land im Krieg

In der Ukraine ist der Sieg der Band Kalusha Orchestra beim Eurovision Song Contest in Turin mit Euphorie aufgenommen worden. „Das ist unser gemeinsamer Sieg für unsere Ukraine. Das ist ein Sieg im Gedenken an alle, die umgekommen sind“, sagte der Moderator des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, Timur Miroschnytschenko, in der Nacht zum Sonntag mit Blick auf den Angriffskrieg Russlands gegen das Land. „Wir siegen an der musikalischen Front und…“, sagte der Moderator, dann brach ihm die Stimme, und er musste weinen.

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WELT-Autor Peter Huth

Eklat im Verteidigungsausschuss

Unklar ist, ob die Ukraine wirklich den ESC im nächsten Jahr austragen kann. Derzeit könnte in der Ukraine kein ESC stattfinden, weil in dem Land Kriegsrecht herrscht. Damit sind keine Großveranstaltungen erlaubt; und es gelten etwa nächtliche Ausgangssperren. Die Ukraine steht unter Attacke eines Angriffskriegs von Russland, das wegen der völkerrechtswidrigen Invasion vom ESC ausgeschlossen ist. Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht.

00:17 Uhr – Selenskyj: Lage im Donbass sehr schwierig

Die Lage in der ostukrainischen Region Donbass bleibt für die Ukraine nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj „sehr schwierig“. Die russischen Truppen versuchten, dort „wenigstens einen gewissen Sieg“ vorweisen zu können, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache in der Nacht zum Sonntag. Das wirke am 80. Tag nach dem Einmarsch „besonders verrückt“. Die russischen Truppen konzentrieren ihre Angriffe auf die Ostukraine, nachdem sie mit ihrem Vormarsch auf Kiew gescheitert waren. Selenskyj zeigte sich zuversichtlich: „Schritt um Schritt zwingen wir die Besatzer, unser Land zu verlassen.“

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Aktuelle Situation in der Ukraine

Quelle: Infografik WELT

Selenskyj zog eine Verbindung zwischen der Unterstützung für die Ukraine und der globalen Nahrungsmittelversorgung. Die Ukraine gehört unter anderem zu den wichtigsten Weizenlieferanten. Mehr und mehr Länder verstünden, dass Russland mit der Blockade ukrainischer Häfen und der Fortsetzung des Krieges für Dutzende Staaten eine Krise auf dem Lebensmittelmarkt oder gar Hungersnot auslösen könne, sagte Selenskyj.

Im Gespräch mit US-Senatoren rund um dem republikanischen Minderheitsführer Mitch McConnell am Samstag in Kiew habe er dazu aufgerufen, Russland als terroristischen Staat einzustufen, sagte Selenskyj.

22:00 Uhr – Film über den Krieg in der Ostukraine ausgezeichnet

Ein Film über den Krieg in der Ostukraine hat den Hauptpreis des renommierten Dok.fests in München gewonnen. Für den Dokumentarfilm „Trenches“ habe der französische Regisseur Loup Bureau ukrainische Soldaten und Soldatinnen in der Region Donbass beim Kampf gegen von Russland unterstützte Separatisten begleitet, teilte das Filmfestival am Samstag mit. Er zeige, wie diese zwischen Explosionen und feindlichen Angriffen versuchten, einen halbwegs normalen Alltag zu führen.

Allein der Einsatz von Loup Bureau sei preiswürdig, hieß es in der Begründung der Jury. „Trenches“ sei aber auch ein wunderschöner Film, der ohne Effekthascherei und mit viel Respekt den Alltag in den Schützengräben dokumentiere. Der Hauptpreis des Festivals ist nach Angaben der Veranstalter mit 10 000 Euro dotiert.

Das Dok.fest zeigte vom 4. Mai an (bis zum 15. Mai) in Münchner Kinos 124 Filme aus 55 Ländern, etwa aus Deutschland, Spanien, Südafrika, Polen, Skandinavien, Kanada und den USA. Eröffnet wurde es mit dem Dokumentarfilm „Nawalny“, der den Giftanschlag auf den Kremlgegner Alexej Nawalny und die Folgen thematisiert. Auch vier Filme aus der Ukraine waren zu sehen.

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