Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist Behördenangaben zufolge mit russischen Hyperschallraketen „Kinschal“ angegriffen worden. „Wir müssen der Flugabwehr für die abgeschossenen Raketen danken“, sagte der Sprecher der Kiewer Militärverwaltung, Mychajlo Schamanow, am Freitag im Fernsehen. In der Dreimillionenstadt waren zuvor knapp ein halbes Dutzend Explosionen von Raketen der Flugabwehr zu hören. Laut Behörden wurden Raketentrümmer in einem nördlichen Stadtbezirk gefunden. Sie seien etwa auf das Gelände eines Kinderkrankenhauses und das Dach eines Privathauses gefallen. Über Verletzte war vorerst nichts bekannt.
Zuvor hatte die ukrainische Luftwaffe mitgeteilt, dass russische Hyperschallraketen des Typs „Kinschal“ (Dolch) abgefeuert wurden. Auch aus den westukrainischen Gebieten Winnyzja und Chmelnyzkyj wurde vom Einsatz der Flugabwehr berichtet. Der Luftalarm war wegen aufgestiegener russischer MiG-31K-Jets landesweit ausgelöst worden.
Moskaus Bürgermeister meldet abgewehrten Drohnenangriff
Russlands Hauptstadt Moskau ist Behördenangaben zufolge derweil erneut von einer Drohne angegriffen worden. In sozialen Netzwerken wurden am Freitagvormittag Fotos und Videos von einer Rauchsäule geteilt, die im Westen der Metropole an der Karamyschewskaja-Promenade emporstieg. Augenzeugen berichteten von einer Explosion. Wenig später teilte Bürgermeister Sergej Sobjanin mit, es sei dort eine Drohne erfolgreich abgewehrt worden. Trümmer seien herabgefallen, die allerdings niemanden verletzt hätten.
Der Flughafen Moskau-Wnukowo sowie der Flughafen der knapp 200 Kilometer südwestlich von Moskau gelegenen Stadt Kaluga stellten vorübergehend den Betrieb ein. Mittlerweile sollen wieder Flugzeuge starten und landen, wie die staatliche Agentur Tass meldete.
Moskau ist in den vergangenen Wochen immer wieder zum Ziel von Drohnenangriffen geworden, die teilweise bis in die Innenstadt vordrangen und dort Schäden an Gebäuden anrichteten. Vermutet wird hinter den Attacken die Ukraine, gegen die Russland seit mehr als 17 Monaten einen Angriffskrieg führt. Opferzahlen und Schäden in Russland stehen jedoch in keinem Verhältnis zu den Kriegsfolgen in der Ukraine, wo bereits Tausende Zivilisten getötet wurden.
Alle Entwicklungen im Liveticker:
10:30 Uhr – CDU-Außenpolitiker Kiesewetter fordert zügige Taurus-Lieferung an die Ukraine
Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter hat eine zügige Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine gefordert. „Jetzt, wo die Diskussion über Taurus beginnt und läuft, eskaliert Russland weiter“, sagte er am Freitag im ZDF-„Morgenmagazin“. „Wenn wir wirklich dieser Eskalation Russlands Einhalt gebieten wollen, müssen wir mit allem reingehen, was der Ausweitung des Krieges entgegensteht“, verlangte der Bundestagsabgeordnete. Die Ukraine habe nur noch wenige eigene Kampfflugzeuge und damit keine Luftüberlegenheit.
Die noch verfügbaren Flugzeuge der Ukraine müssten deshalb ertüchtigt werden – mit den deutschen Marschflugkörpern. Das oft gegen eine Lieferung vorgebrachte Argument, dies könne zu einer Eskalation des Krieges führen, nannte Kiesewetter „ein Scheinargument“. Denn Russland eskaliere den Konflikt.
09:48 Uhr – Luftalarm in der Ukraine: Explosionen in Kiew zu hören
In Kiew sind mehrere Explosionen zu hören, nachdem für die gesamte Ukraine Luftalarm ausgelöst worden war. Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt, Vitali Klitschko, fordert die Bevölkerung auf, in Schutzräumen zu bleiben. Die Luftabwehr arbeite, schreibt er auf Telegram. Trümmer einer abgeschossenen Rakete seien auf dem Grundstück eines Kinderkrankenhauses niedergegangen. Es habe aber keine Verletzten oder Schäden gegeben.
09:38 Uhr – Tass: Luftraum über Moskauer Flughafen vorübergehend gesperrt
Der Luftraum über dem Moskauer Flughafen Wnukowo ist einem Medienbericht zufolge vorübergehend gesperrt worden. Starts und Landungen seien ausgesetzt worden, berichtet die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Sicherheitsbehörden. Solche Maßnahmen waren in den vergangenen Wochen üblicherweise bei Drohnenangriffen ergriffen worden.
09:16 Uhr – Insider: Gespräche über Taurus-Lieferung an Ukraine
Die Bundesregierung ist nach Angaben aus Sicherheitskreisen mit der Industrie im Gespräch über eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. Es gebe entsprechende Kontakte mit dem Waffenhersteller MBDA , bestätigt ein Insider einen „Spiegel“-Bericht. Die Regierung in Kiew dringt auf die Lieferung der Taurus-Raketen, die eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern haben und von den Kampfjets Tornado, F-15 und F-18 getragen werden können.
08:50 Uhr – Die aktuelle Lage in der Ukraine
07:10 Uhr – Tass: Zwei ukrainische Drohnen nahe Kursk abgeschossen
In der Nähe der russischen Stadt Kursk sind russischen Angaben zufolge zwei ukrainische Drohnen abgefangen worden. Die Luftabwehr habe sie am späten Donnerstagabend bei ihrem Anflug zerstört, teilt der Gouverneur der gleichnamigen Oblast, Roman Starowoit, demnach mit. Die Oblast Kursk grenzt an die Ukraine. Deren Führung kommentiert üblicherweise keine Angriffe auf russisches Territorium oder von russischen Truppen besetztes ukrainisches Gebiet.
04:54 Uhr – Sicherheitsexperten: Hacker haben Botschaftsmitarbeiter in Belarus ausspioniert
Eine Gruppe von Hackern hat jahrelang, auch während des Kriegs in der Ukraine, Botschaftsmitarbeiter von vier Ländern in Belarus ausspioniert. Sie hätten dazu lokale Internet-Netzwerke gekapert, schreiben Sicherheitsforscher des slowakischen Cybersecurity-Unternehmens ESET in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht. Etwa 15 Geräte von Diplomaten aus zwei europäischen Ländern, einem südasiatischen Land und einem afrikanischen Land, die in den Botschaften arbeiteten, seien angegriffen worden. Die digitale Spionagekampagne habe um 2021 begonnen und laufe immer noch.
02:31 Uhr – Ukrainische Soldaten kehren nach Ausbildung in Großbritannien zurück
Großbritannien hat in den vergangenen Monaten etwa 900 Marinesoldaten aus der Ukraine ausgebildet. Nach einem sechsmonatigen Training kehrten die Soldaten nun bald zurück, meldete die Nachrichtenagentur PA in der Nacht zum Freitag. Dem britischen Verteidigungsministerium zufolge waren darunter auch Freiwillige ohne militärische Erfahrung. Die Ukraine verteidigt sich seit anderthalb Jahren gegen einen Angriff Russlands. Seit Kriegsbeginn im Februar 2022 wurden nach Angaben von PA in Großbritannien mehr als 20 000 ukrainische Rekruten trainiert.
03:25 Uhr – Russische Rakete trifft von UN genutztes Hotel in Saporischschja
Eine russische Iskander-Rakete ist laut Angaben ukrainischer Behörden am Donnerstagabend in ein Hotel der Stadt Saporischschja eingeschlagen. Dabei sei ein Mensch getötet worden, 16 Personen seien verletzt worden, darunter vier Kinder. Lokale Medien berichteten, es handele sich bei dem beschädigten Gebäude um das Hotel Reikartz im Stadtzentrum, das häufig von Mitarbeitenden der Vereinten Nationen genutzt wird.
„Ich bin entsetzt über die Nachricht, dass ein Hotel, das häufig von Mitarbeitenden der Vereinten Nationen und von Nichtregierungsorganisationen zur Unterstützung der vom Krieg betroffenen Menschen genutzt wird, von einem russischen Angriff in Saporischschja getroffen wurde“, erklärte die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in der Ukraine, Denise Brown, in einer E-Mail.
Das ukrainische Verteidigungsministerium wies in einem Tweet darauf hin, dass in dem Hotel eine Kindertagesstätte untergebracht war. Nur dank des Umstandes, dass die Einrichtung eine Stunde vor dem Raketeneinschlag schloss, seien die Kinder am Leben geblieben. Die UN nutzte nach eigenen Angaben das Hotel in der Vergangenheit unter anderem für die Evakuierung von Zivilisten aus dem Asowstal-Werk in der von Russland besetzten Hafenstadt Mariupol im vergangenen Mai.
Angriffe auf solche zivile Infrastruktur verstoßen der UN zufolge gegen das humanitäre Völkerrecht. Sie hätten in der Ukraine inzwischen enorme Ausmaße angenommen. Brown forderte Russland auf, die „wahllosen Angriffe gegen die Ukraine unverzüglich einzustellen“.
00:48 Uhr – Berlin prüft offenbar Taurus-Lieferungen an Ukraine
Die Bundesregierung prüft Medienberichten zufolge, wie Deutschland die Ukraine in den kommenden Monaten mit Marschflugkörpern vom Typ Taurus aus Beständen der Bundeswehr versorgen kann. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ laufen darüber Gespräche zwischen dem Verteidigungsministerium und der Rüstungsindustrie. Auch das Onlineportal „t-online“ hatte unter Verweis auf SPD-Kreise berichtet, eine Entscheidung „in Kürze“ stehe wohl bevor.
Dabei habe laut „Spiegel“ das Haus von Minister Boris Pistorius (SPD) den Taurus-Hersteller gebeten, eine Limitierung für die Ziel-Programmierung in die Marschflugkörper zu integrieren.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wolle durch technische Modifikationen des Taurus ausschließen, dass die Ukraine mit den weitreichenden Waffensystemen Angriffe auf russischem Territorium ausführen könne. Zudem mache die Bundesregierung eine Lieferung von Marschflugkörpern aus deutschen Beständen nicht mehr abhängig von der Waffenhilfe aus den USA.
22:59 Uhr – Selenskyj für religiöse Toleranz – aber Vorsicht gegenüber Moskau
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht religiöse Toleranz als wichtigen Teil des Selbstverständnisses seines Landes. Das sagte er in seiner Videoansprache, nachdem er in Kiew mit einem Vertreter des Zentrums der orthodoxen Weltkirche, des Ökumenischen Patriarchats, gesprochen hatte. Es gebe in der Ukraine einen Rat der Kirchen und religiösen Organisationen, sagte der Präsident. Dieser Rat stelle sicher, dass alle Religionsgemeinschaften sich frei äußern und „an der Lösung gesellschaftlich wichtiger Fragen mitwirken können“.
Eine Einschränkung machte Selenskyj aber mit Blick auf die orthodoxe Kirche in der Ukraine, die sich zum Moskauer Patriarchat bekennt. „Der Staat wird niemals zulassen, dass eine der ukrainischen Religionsgemeinschaften von einem Aggressorstaat benutzt wird“, sagte er. Den Einfluss dieser Kirche versucht Selenskyjs Führung zurückzudrängen. Am Donnerstag erging ein weiteres Urteil im Streit um das wichtigste orthodoxe Heiligtum des Landes, das Höhlenkloster in Kiew. Das dortige moskautreue Mönchskloster müsse dem staatlichen Klostermuseum Gebäude zurückgeben, befand ein Gericht.
22:35 Uhr – Noch mindestens zwölf Vermisste nach Explosion auf Fabrikgelände nahe Moskau
Nach einer tödlichen Explosion auf einem Fabrikgelände nordöstlich von Moskau werden laut Behörden noch mindestens zwölf Menschen vermisst. Eine Frau kam bei dem Unglück ums Leben, 80 weitere wurden verletzt, 15 davon wurden im Krankenhaus behandelt, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.
Die Explosion hatte sich am Mittwoch in einem Lager für Pyrotechnik in der rund 60 Kilometer nordöstlich von Moskau gelegenen Stadt Sergijew Possad ereignet, ein Feuer brach aus. Rund 400 Menschen waren nach Angaben des Katastrophenschutzministeriums an der Explosionsstelle im Einsatz. Das Ministerium veröffentlichte Aufnahmen, auf denen Spürhunde und Rettungskräfte mit Schutzhelmen zu sehen waren.
Wie die Ermittlungskommission mitteilte, wurden 34 Menschen als Zeugen vernommen. Der Sitz des Unternehmens, auf dessen Gelände sich die Explosion ereignete, sei durchsucht und der technische Leiter des Werks sei „als Verdächtiger“ festgenommen worden.
Der Gouverneur der Region Moskau, Andrej Worobjow, hatte einen Drohnenangriff als Ursache der Explosion am Mittwoch ausgeschlossen. In der russischen Hauptstadt und der umliegenden Region hatte es in jüngster Zeit mehrere Drohnenangriffe gegeben. Die russischen Behörden machen die Ukraine dafür verantwortlich. In Russland werden jedes Jahr hunderte Brände registriert, die auf alternde Infrastruktur und unzureichend durchgesetzte Sicherheitsstandards zurückzuführen sind.
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