Ukraine Liveticker: Tschernobyl-Mitarbeiter in Sorge über verschwundene Kollegen

Mitarbeiter des ehemaligen ukrainischen Kernkraftwerks Tschernobyl sorgen sich um ihre mutmaßlich nach Russland verschleppten Kollegen. „Es bekümmert uns“, sagte Ingenieur Walerij Semjonow dem russischsprachigen Ableger des britischen Senders BBC. Die ukrainische Führung wirft Russland vor, die Belegschaft von Tschernobyl fast einen Monat lang als Geiseln im Bombenschutzkeller des Gebäudes festgehalten und dann gewaltsam nach Russland gebracht zu haben. Die Angaben ließen sich zunächst nicht überprüfen.

Kurz nach ihrem Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar hatten russische Truppen Tschernobyl besetzt. Um die Wartungsarbeiten an dem 1986 havarierten Atomkraftwerk kümmerte sich aber weiter ukrainisches Personal. „Wir mussten ständig mit ihnen verhandeln und unser Bestes geben, um sie nicht zu beleidigen, damit sie unserem Personal die Verwaltung des Objekts erlaubten“, sagte Ingenieur Semjonow in dem am Samstag veröffentlichten Interview.

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Während der russischen Besatzung fiel zwischenzeitlich auch der Strom aus. Er habe damals heimlich Treibstoff von den russischen Soldaten gestohlen, um die Notstromgeneratoren am Laufen zu halten, erzählte der ukrainische Experte nun. „Ich hatte keine Angst um mein Leben. Ich hatte Angst vor dem, was passiert, wenn ich mich nicht um die Anlage kümmere. Ich hatte Angst, dass es eine Tragödie für die Menschheit gibt.“

Noch heute lagern in Tschernobyl radioaktive Abfälle. In den vergangenen Tagen gab es mehrere Berichte, dass russische Soldaten in dem Wald Gräben ausgehoben haben und sich dabei angeblich selbst verstrahlt haben sollen. „Wir haben ihnen gesagt, dass sie das nicht tun sollten, dass es zu gefährlich ist – aber sie haben uns ignoriert“, sagte Semjonow der US-Zeitung „New York Times“.

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Alle Ereignisse im Liveticker:

19:43 Uhr – Dritter Gefangenenaustausch zwischen Russland und Ukraine

Die Ukraine und Russland haben nach Kiewer Angaben zum dritten Mal seit Kriegsbeginn Gefangene ausgetauscht. Insgesamt seien 26 Ukrainerinnen und Ukrainer aus russischer Gefangenschaft zurückgekehrt, teilte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk auf Facebook mit. Zwölf der Befreiten seien ukrainische Militärangehörige, darunter eine Frau im Offiziersrang. Außerdem seien 14 Zivilisten befreit worden: 9 Frauen und 5 Männer. Wereschtschuk schrieb, der Austausch sei auf Befehl von Präsident Wolodymyr Selenskyj erfolgt. Es gab keine Angaben über den Ort des Austauschs und die Zahl der überstellten russischen Soldaten.

In Moskau teilte die russische Menschenrechtsbeauftragte Tatjana Moskalkowa mit, beide Seiten hätten auch Fernfahrer ausgetauscht, die im anderen Land festsaßen. 32 russische und 20 Fernfahrer seien in ihre Heimat zurückgekehrt, meldete die Agentur Tass.

19:19 Uhr – Johnson sagt der Ukraine gepanzerte Fahrzeuge zu

Der britische Premierminister Boris Johnson hat der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffs 120 gepanzerte Fahrzeuge und Anti-Schiffsraketensysteme zugesagt. „Wir steigern unsere militärische und wirtschaftliche Unterstützung und bringen eine weltweite Allianz zusammen, um diese Tragödie zu beenden“, sagte Johnson nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew. Es müsse sichergestellt werden, dass „die Ukraine als freie und souveräne Nation überlebt und gedeiht“. Johnson war am Samstag überraschend in die ukrainische Hauptstadt gereist.

Die neuen Waffenlieferungen gingen über die Zusage vom Vortag hinaus, Rüstungsgüter im Wert von 100 Millionen Pfund (120 Millionen Euro) zu schicken, teilte die britische Regierung mit. Zu diesem Paket zählen moderne Luftabwehr-Raketen vom Typ Starstreak, 800 Panzerabwehrwaffen sowie lenkbare Präzisionsmunition. Großbritannien ist bereits einer der wichtigsten Unterstützer der Ukraine und hat Waffen geliefert.

19:18 Uhr – Ukraine liegt milliardenschweres Angebot für deutsche Panzerhaubitzen vor

Der Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann (KMW) bietet der Ukraine 100 Panzerhaubitzen an. Die Lieferung solle nach den Vorstellungen der Ukraine in einem Ringtausch unter Beteiligung der Bundeswehr erfolgen, wie die WELT AM SONNTAG aus Kreisen der Regierung in Kiew erfahren hat.

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18:47 Uhr – Ukrainische Zentralbank hat Wechselkurs zum US-Dollar eingefroren

Die ukrainische Zentralbank hat nach dem russischen Überfall vor über sechs Wochen den Wechselkurs der Landeswährung Hrywnja zum US-Dollar eingefroren. „Nach unserem Sieg werden wir schrittweise zum gewohnten Regime des freien Wechselkurses zurückkehren und schrittweise die Einschränkungen aufheben“, sagte der Vizechef der Zentralbank, Serhij Nikolajtschuk, am Samstag im Fernsehen.

Am ersten Kriegstag am 24. Februar lag der offizielle Wechselkurs bei 29,25 Hrywnja für einen US-Dollar und ist seitdem auf diesem Stand geblieben. Bei anderen ukrainischen Banken weicht der Kurs nicht mehr als zehn Prozent davon ab. Im März lag die Inflation in der Ukraine um 13,7 Prozent über dem Vorjahresmonat. Insbesondere Lebensmittel verteuerten sich beinahe um 20 Prozent.

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18:01 Uhr – Moskau droht nach Sperrung von YouTube-Kanal der Duma mit Vergeltungsmaßnahmen

Russland hat nach der Sperrung des Youtube-Kanals des russischen Abgeordnetenhauses mit Vergeltungsmaßnahmen gegen die US-Videoplattform gedroht. Der Duma-Vorsitzende Wjatscheslaw Wolodin erklärte am Samstag im Messengerdienst Telegram, die Sperrung von Duma-TV verletze die „Rechte der Russen“. Er warf Washington vor, „ein Monopol auf die Verbreitung von Informationen“ anzustreben. „Das können wir nicht zulassen“, fügte der Duma-Vorsitzende hinzu.

Die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, erklärte, YouTube habe mit der Blockade „sein eigenes Schicksal besiegelt“. Sie rief dazu auf, YouTube-Inhalte „rasch“ auf russische Videoplattformen zu übertragen.

17:21 Uhr – US-Regierung verschärft Exportbeschränkungen für Russland und Belarus

Angesichts der jüngsten Gräueltaten im Ukraine-Krieg hat die US-Regierung bestehende Beschränkungen für Exporte nach Russland und Belarus verschärft. Das teilte das US-Handelsministerium am Samstag in Washington mit. Die bereits „äußerst restriktiven Kontrollen“ für die Ausfuhr etwa von Software und Technologien nach Russland und Belarus würden ausgeweitet. Das solle zusätzlich den Zugang erschweren zu Produkten, die beide Länder zur Aufrechterhaltung ihrer militärischen Fähigkeiten brauchten.

US-Handelsministerin Gina Raimondo sagte: „Die schrecklichen Enthüllungen des vergangenen Wochenendes sind ein weiterer Beweis dafür, dass Russlands Brutalität von der internationalen Gemeinschaft mit Nachdruck bekämpft werden muss.“ Am ersten April-Wochenende waren in Butscha, einem Vorort der ukrainischen Hauptstadt Kiew, nach dem Abzug russischer Truppen zahlreiche Leichen ermordeter Zivilisten gefunden worden.

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17:15 Uhr – Hunderte demonstrieren gegen Ukraine-Krieg in Berlin

Mehrere hundert Menschen haben am Samstag in Berlin gegen den Krieg in der Ukraine demonstriert. Zu einer Mahnwache der Initiative „Demokrati-JA“ vor der russischen Botschaft versammelten sich am Nachmittag rund 90 Menschen, teilte die Polizei mit. Angemeldet waren demnach 100 Teilnehmer. Die Aktion stand unter dem Motto „Putinists, you will pay for your crimes“ (Putinisten, ihr werdet für eure Verbrechen zahlen), anlässlich der Kriegsverbrechen in der ukrainischen Stadt Butscha durch russische Truppen.

Unter dem Slogan „No war but class war“ zog zeitgleich ein Demonstrationszug vom Boulevard Unter den Linden zum Rosenthaler Platz. Die Polizei berichtete von „in der Spitze rund 380 Teilnehmern“ – angemeldet waren 500. Die Proteste richteten sich hier gegen den Krieg und das militärische Aufrüsten der beiden Blöcke Russland und Nato. Beide Versammlungen verliefen zunächst ohne Störungen, sagte eine Polizeisprecherin am Samstagnachmittag.

17:03 Uhr – US-Geheimdienste rechnen mit neuer russischer Einmischung in Wahlen

Die US-Geheimdienste rechnen bei den nächsten Wahlen in den Vereinigten Staaten mit neuen Einmischungsversuchen Russlands. Präsident Wladimir Putin könnte die Unterstützung der US-Regierung für die Ukraine als direkten Affront gegen sich ansehen und sich bestärkt fühlen, neue Aktionen zur Beeinflussung der Wahlen in den Vereinigten Staaten anzuordnen, verlautete aus US-Geheimdienstkreisen. Es gebe aber noch keine Hinweise, dass er das bereits getan haben könnte.

17:01 Uhr – Finnland könnte bald über möglichen Nato-Antrag entscheiden

In Finnland verdichten sich die Vorzeichen, dass das Land im Zuge des Ukraine-Kriegs schon in den kommenden Monaten einen Entschluss über eine mögliche Aufnahme in die Nato treffen könnte. Am Samstag öffnete sich die traditionell Nato-skeptische Zentrumspartei – ein Koalitionspartner von Ministerpräsidentin Sanna Marin – für eine mögliche Mitgliedschaft in dem Verteidigungsbündnis. Die Bevollmächtigten der Partei, die sich bislang stets für die Allianzfreiheit des nordischen Landes starkgemacht hatte, stattete ihre Führung mit einer Vollmacht aus, einen möglichen Nato-Antrag zu genehmigen, wie der finnische Rundfunksender Yle berichtete.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat die häufiger geführte Debatte über eine mögliche Nato-Mitgliedschaft in Finnland erneut entfacht. Umfragen zufolge ist eine Mehrheit der Finninnen und Finnen mittlerweile für einen solchen Schritt. Regierungschefin Marin hat in der Frage noch nicht klar Stellung bezogen, nun aber klargemacht, dass ein Entschluss nicht mehr lange auf sich warten lassen dürfte: Da sich die Sicherheitslage weiter verschlechtern könne, müsse man in diesem Frühjahr einen Entschluss fassen, sagte sie am Samstag im Yle-Morgenfernsehen. Ihren Angaben zufolge will ihre Regierung noch vor Ostern einen sicherheitspolitischen Bericht vorlegen.

16:56 Uhr – EU-Botschafter wieder in EU-Vertretung in Kiew eingetroffen

Gut sechs Wochen nach Beginn des Krieges in der Ukraine ist der Botschafter der Europäischen Union wieder in der EU-Vertretung in Kiew. Das verkündete er mit einem Foto auf Twitter am Samstag, auf dem eine EU-Flagge vor dem Gebäude zu sehen ist. Botschafter Matti Maasikos wird seine Arbeit in der ukrainischen Hauptstadt mit einem kleinen Team wiederaufnehmen, nachdem er am Freitag mit der Delegation von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach Kiew angereist war. Die EU-Vertretung war einen Tag nach Kriegsbeginn komplett evakuiert worden, ein Kernteam arbeitete fortan von Rzeszow in Südpolen aus.

16:45 Uhr – EU-Kommission kündigt Hilfe in Höhe von einer Milliarde Euro an

Die EU-Kommission kündigt Hilfen in Höhe von einer Milliarde Euro an zur Unterstützung der Ukraine und von Ländern, die Flüchtlinge aufnehmen. „600 Millionen Euro davon werden an die Ukraine, die ukrainischen Behörden und zum Teil an die Vereinten Nationen gehen“, sagt Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf einer Geberkonferenz in Warschau. „Und 400 Millionen Euro gehen an die Frontstaaten, die so hervorragende Arbeit leisten und den Flüchtlingen helfen, die kommen.“

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Polens Präsident Andrzej Duda und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Samstag in Warschau auf einer internationalen Konferenz für die Ukraine

16:32 Uhr – Britischer Premier Johnson trifft Selenskyj in Kiew

Der britische Premierminister Boris Johnson hat sich am Samstag in Kiew mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj getroffen. Mit dem Besuch wolle die britische Regierung ihre Solidarität mit der Ukraine unterstreichen, teilte Johnsons Büro mit.

Unangekündigt kam es zu einem Treffen zwischen dem britischen Premier Johnson (l.) und Ukraines Präsident Selenskyj

Unangekündigt kam es zu einem Treffen zwischen dem britischen Premier Johnson (l.) und Ukraines Präsident Selenskyj

Quelle: REUTERS

Am Samstag hatte neben Johnson auch der österreichische Kanzler Karl Nehammer Selenskyj in Kiew getroffen. Tags zuvor war eine Delegation um EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell nach Kiew und Butscha gereist.

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Boris Johnson und Wolodymyr Selenskyj gingen am Samstag durch die Innenstadt von Kiew

16:20 Uhr – Finnischer Zoll gibt russische Kunstwerke wieder frei

Nach mehreren Tagen Zwangsaufenthalt an der finnischen Grenze sind wertvolle Kunstwerke russischer Museen nach Russland zurückgekehrt. Drei Lastwagen mit Bildern seien wieder auf russischem Gebiet und unterwegs nach St. Petersburg und Moskau, teilte das russische Kulturministerium am Samstag mit.

Die meisten Kunstwerke waren als Leihgaben in zwei Ausstellungen in Mailand und Udine in Italien gezeigt worden, weitere Bilder kehrten von einer Ausstellung in Japan zurück. Sie stammen den Angaben nach aus der Eremitage in St. Petersburg, der Tretjakow-Galerie und dem Puschkin-Museum in Moskau und anderen Museen.

16:08 Uhr – Pro-russischer Autokorso in Stuttgart mit Fahnen und „Kalinka“

In Stuttgart hat es am Samstag einen pro-russischen Autokorso gegeben. Eine lange Autokolonne mit vielen russischen Fahnen auf den Motorhauben rollte durch die baden-württembergische Landeshauptstadt. Das Motto lautete: „Gegen die Diskriminierung russischsprechender Menschen“. Die Demonstranten forderten „Stopp Russophobia“ und wandten sich „Gegen die Diskriminierung russischsprachiger Kinder in den Schulen“. Bevor sich die Kolonne in Bewegung setzte, wurde unter anderem die russische und die deutsche Nationalhymne abgespielt und zu den Klängen des russischen Volkslieds „Kalinka“ getanzt und gesungen. Zwischenfälle oder größere Verkehrsbehinderungen notierte die Polizei zunächst nicht.

In Stuttgart zog ein Autokorso mit Russland-Fahnen durch die Stadt – im Hintergrund ist eine kleine Gegendemonstration mit pro-ukrainischen Teilnehmern zu sehen

In Stuttgart zog ein Autokorso mit Russland-Fahnen durch die Stadt – im Hintergrund ist eine kleine Gegendemonstration mit pro-ukrainischen Teilnehmern zu sehen

Quelle: dpa/Christoph Schmidt

„Wir sind gegen Diskriminierung russischsprachiger Kinder!“ steht auf einem großen Banner des Autokorsos geschrieben

„Wir sind gegen Diskriminierung russischsprachiger Kinder!“ steht auf einem großen Banner des Autokorsos geschrieben

Quelle: dpa/Christoph Schmidt

Teil der Demo war auch ein Lada mit Russland- und Deutschlandflaggen

Teil der Demo war auch ein Lada mit Russland- und Deutschlandflaggen

Quelle: dpa/Christoph Schmidt

Das Ordnungsamt hatte zuvor strenge Auflagen erlassen: Es durfte bei dem Korso keine Verbindung zum Krieg in der Ukraine erkennbar sein. Angemeldet waren 190 Autos. Die Initiatoren der motorisierten Kundgebung bezeichneten sich als „Russischsprechende“. Etwa 20 Leute hatten sich in einem Abstand zu einer Pro-Ukraine-Gegendemo versammelt.

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Ein BMW fährt mit einer Russlandfahne auf der Motorhaube beim prorussischen Autokorso durch Stuttgart

15:55 Uhr – Selenskyj fordert „starke weltweite Antwort“ auf Angriff in Kramatorsk

Nach dem tödlichen Angriff auf Flüchtlinge im Bahnhof von Kramatorsk hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine „starke weltweite Antwort“ gefordert. In einer Videobotschaft sagte Selensky am Freitagabend, für dieses neuerliche „Kriegsverbrechen Russlands“ müssten alle Beteiligten zur Rechenschaft gezogen werden. Gleichzeitig betonte er am Samstag seine Bereitschaft zu weiteren Verhandlungen mit Russland.

15:36 Uhr – Außenamt kritisiert russisches Vorgehen gegen deutsche Stiftungen

Das Auswärtige Amt hat das russische Vorgehen gegen deutsche Stiftungen und internationale Menschenrechtsorganisationen verurteilt. Eine Sprecherin teilte am Samstag in Berlin mit, mit der Schließung der politischen Stiftungen und anderer ausländischer Organisationen zeige die russische Regierung der Welt einmal mehr ihr wahres Gesicht. „Mit gezielten Verboten und Zensur werden konsequent alle Stimmen zum Schweigen gebracht, die sich für Transparenz und Wahrheit, Gerechtigkeit, Menschenrechte und Demokratie einsetzen – zu Lasten des russischen Volkes.“

Die „rücksichtslose Unterdrückung abweichender Meinungen innerhalb Russlands“ sei das Spiegelbild der Aggression des russischen Regimes nach außen. „Die Stiftungen und Organisationen, denen jetzt die Tätigkeit in Russland untersagt wurde, haben sich seit Jahrzehnten für einen Dialog der Zivilgesellschaften eingesetzt“, so die Sprecherin des Auswärtigen Amtes. Auch diese wichtigen Verbindungen zwischen Russland und der Welt reiße die Regierung in Moskau nun ein.

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Verschiedene Menschenrechtsorganisationen mussten ihre Büros in Russland schließen

15:27 Uhr – EU berät mit Chefankläger des IStGH über mögliche Kriegsverbrechen in der Ukraine

Die EU wird in den nächsten Tagen mit dem Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) über Ermittlungen wegen möglicher Kriegsverbrechen in der Ukraine beraten. Am Sonntag werde der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell Chefankläger Karim Khan zu Gesprächen in Luxemburg empfangen, teilte die EU-Kommission am Samstag mit. Tags darauf nehme Khan an einem Treffen der EU-Außenminister teil.

Der IStGH in Den Haag hat bereits entsprechende Ermittlungen aufgenommen. Mit dem Schritt macht die EU ihre Unterstützung für die Untersuchung mutmaßlicher Gräueltaten in der Ukraine, insbesondere in Butscha, deutlich. In dem Kiewer Vorort waren nach ukrainischen Angaben nach dem Rückzug der russischen Armee zahlreiche Leichen von Zivilisten gefunden worden.

14:57 Uhr – Selenskyj will trotz Verbrechen Gespräche mit Moskau führen

Ungeachtet mutmaßlich von Russland begangener Kriegsverbrechen setzt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eigenen Aussagen zufolge derzeit weiter auf Friedensverhandlungen mit Moskau. „Leider sehen wir parallel die Vorbereitungen für einen wichtigen – einige sagen: den entscheidenden – Kampf im Osten unseres Staates“, sagte Selenskyj nach einem Treffen mit Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer in Kiew.

Im Osten und Süden des Landes werden russische Truppenkonzentrationen beobachtet. „Eine große Zahl an Truppen, Technik und Waffen. Bewaffnete Menschen, die noch einen weiteren Teil unseres Landes besetzen wollen“, sagte Selenskyj. Das werde eine schwere Schlacht. Trotzdem sei Kiew „vorerst“ zu Verhandlungen mit Russland bereit.

14:46 Uhr – Italiens Botschaft kehrt nach Ostern zurück nach Kiew

Italien will schon in wenigen Tagen mit seinem Botschafter und Diplomaten nach Kiew zurückkehren. „Wir werden gleich nach Ostern unsere Botschaft in Kiew wieder aufmachen“, kündigte Außenminister Luigi Di Maio am Samstag in Rom an. „Wir waren die letzten, die weg sind, und werden unter den ersten sein, die wieder zurückkommen.“ Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine hatten die Italiener am 1. März ihre Vertretung in der Hauptstadt geschlossen, Botschafter Francesco Zazo war seitdem von Lwiw aus im Einsatz.

14:28 Uhr – Interfax meldet russisches Militärmanöver in Kaliningrad

Russland hat ein Militärmanöver in seiner westlichen Exklave Kaliningrad abgehalten. Das meldet die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das Baltische Flottenkommando der russischen Marine. Beteiligt gewesen seien bis zu 1000 Militärangehörige. Außerdem hätten Kampfjets vom Typ Su-27 und Bomber vom Typ Su-24 übernacht Angriffe auf Boden- und Luftziele geübt. Ein Grund für die Manöver wurde nicht genannt. Kaliningrad liegt an der Ostsee zwischen den Nato-Ländern Polen und Litauen. Am Mittwoch hatte der stellvertretende russische Außenminister Alexander Gruschko die europäischen Staaten davor gewarnt, sollten sie gegen die Exklave vorgehen, wäre dies ein Spiel mit dem Feuer.

14:18 Uhr – Zwei Gemälde aus russischer Morosow-Sammlung bleiben in Frankreich

Wegen Russlands Angriffskriegs gegen die Ukraine bleiben zwei Gemälde der berühmten russischen Morosow-Sammlung vorerst in Frankreich. Ein Kunstwerk werde einbehalten, da es einem sanktionierten russischen Oligarchen gehöre, dessen Vermögenswerte eingefroren seien, teilte das französische Kulturministerium der Nachrichtenagentur AFP am Samstag mit. Den Namen des Oligarchen nannte das Ministerium nicht. Es soll sich jedoch um Petr Awen, einen engen Vertrauten des russischen Staatschefs Wladimir Putin, handeln, wie aus mit dem Fall vertrauten Kreisen verlautete.

Ein weiteres Bild, das dem Museum der Schönen Künste im ukrainischen Dnipropetrowsk gehöre, bleibe auf Wunsch der ukrainischen Behörden in Frankreich, „bis die Lage im Land seine sichere Rückkehr ermöglicht“. Der Fall eines dritten Gemäldes, das einer privaten Stiftung mit Verbindungen zu einem weiteren sanktionierten russischen Oligarchen gehört, werde derzeit geprüft.

13:55 Uhr – Mehr als 20 Krankenhäuser in der Ukraine komplett zerstört

Durch den russischen Angriffskrieg sind offiziellen Angaben zufolge mehr als 300 ukrainische Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen beschädigt worden. „21 Krankenhäuser wurden komplett zerstört“, sagte Gesundheitsminister Viktor Ljaschko am Samstag im ukrainischen Fernsehen. Diese müssten nun komplett neu aufgebaut werden. Patienten aus den umkämpften Gebieten im Osten seien in zentrale und westliche Regionen evakuiert worden.

In Gebieten nähe Kiew, aus denen russische Truppen abgezogen wurden und jetzt unter ukrainischer Kontrolle stehen, würden medizinische Einrichtungen wieder genutzt werden. „In Butscha und Irpin sind die Krankenhäuser wieder in Betrieb genommen worden“, sagte Ljaschko. Es müssten vor allem oberflächliche Reparaturen vorgenommen werden. In Borodjanka würde die Situation gerade bewertet. Die Notaufnahme funktioniere jedoch wieder.

13:19 Uhr – Evakuierungen nach Angriff auf Kramatorsk fortgesetzt

Einen Tag nach dem tödlichen Angriff auf Flüchtlinge im Bahnhof von Kramatorsk sind die Evakuierungen aus der ostukrainischen Stadt fortgesetzt worden. Mit Bussen und Kleintransportern wurden dutzende Überlebende des Bombenangriffs am Samstag aus der Stadt gebracht, wie AFP-Reporter berichteten. Knapp 80 überwiegend ältere Menschen hatten die Nacht in einer Kirche nahe dem Bahnhof verbracht.

Der Bahnhof war am Samstag noch geschlossen, die Zugänge waren mit Absperrband abgeriegelt. Mehrere Züge sollten nach Angaben der ukrainischen Bahngesellschaft jedoch von der Nachbarstadt Slowjansk aus abfahren.

13:12 Uhr – Moskau wirft Youtube Sperrung von Parlamentskanal Duma-TV vor

Russland wirft der US-Videoplattform Youtube vor, den Kanal des russischen Abgeordnetenhauses, Duma-TV, gesperrt zu haben. Der Duma-Vorsitzende Wjatscheslaw Wolodin und die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, kündigten am Samstag Vergeltungsmaßnahmen an. Youtube und möglicherweise auch seinem Mutterkonzern Google droht damit ein Verbot in Russland.

12:48 Uhr – EU verurteilt Russlands Verbot von internationalen Organisationen

Die EU hat Russlands Verbot mehrerer parteinaher deutscher Stiftungen und internationaler Menschenrechtsorganisationen verurteilt. Die Europäische Union bedauere zutiefst die Entscheidung des russischen Justizministeriums, die Registrierung von 15 weit anerkannten Organisationen zu widerrufen, teilte der außenpolitische Sprecher der EU am Samstag mit.

Nichts in den Aktivitäten der Organisationen, die sich auf den Schutz der Rechte und Freiheiten der Bürger konzentrierten, rechtfertige einen solchen Schritt.

Unter anderem die Heinrich-Böll-Stiftung, die Friedrich-Ebert-Stiftung, die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Friedrich-Naumann-Stiftung sind betroffen. Auch den Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Human Rights Watch sowie neun weitere Nichtregierungsorganisationen wurden vom Justizministeriu wegen angeblicher „Verstöße gegen die geltende Gesetzgebung der Russischen Föderation“ ihre Registrierungen entzogen.

12:33 Uhr – Italien will Botschaft in Kiew nach Ostern wieder öffnen

Italien will seine Botschaft in der ukrainischen Hauptstadt Kiew gleich nach Ostern wieder öffnen. „Wir waren die letzten, die Kiew verlassen haben, und wir werden unter den ersten sein, die zurückkehren“, sagt Außenminister Luigi Di Maio.

Wie viele andere Staaten hatte auch Italien wegen des Vormarsches der russischen Truppen auf Kiew seine Vertretung dort geschlossen. Di Maio fügt hinzu, dass zugleich der diplomatische Druck erhöht werden müsse, um den russischen Präsidenten Wladimir Putin an den Verhandlungstisch zu bringen und einen Waffenstillstand zu erreichen.

12:11 Uhr – Österreichs Kanzler zu Solidaritätsbesuch in Ukraine eingetroffen

Österreichs Kanzler Karl Nehammer ist am Samstag zu einem Solidaritätsbesuch in Kiew eingetroffen. In der ukrainischen Hauptstadt wird er mit Präsident Wolodymyr Selenskyj und Bürgermeister Vitali Klitschko zusammenkommen.

Außerdem will er die Stadt Butscha besuchen, wo mehrere Hundert Zivilisten bei einem Massaker getötet wurden. Erst am Vortag hatte eine Delegation um EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell Kiew und Butscha besucht.

Traf jüngst schon Wladimir Klitschko (rechts): Karl Nehammer

Traf jüngst schon Wladimir Klitschko (rechts): Karl Nehammer

Quelle: AFP/HARALD SCHNEIDER

11:57 Uhr – Ukraine ruft Bürger zur Anzeige russischer Kriegsverbrechen auf

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat die Menschen im Land aufgerufen, mutmaßliche Kriegsverbrechen russischer Soldaten zu melden. Dafür sei nun eine eigene Homepage eingerichtet worden, schrieb Kuleba am Samstag auf Twitter.

„Die gesammelten Beweise für die von Russlands Armee in der Ukraine begangenen Gräueltaten werden sicherstellen, dass diese Kriegsverbrecher der Justiz nicht entkommen können“, erklärte er. Auf der Seite wurden bislang neben Fotos auch Berichte von Augenzeugen veröffentlicht, die die Ermordung, Folter und Vergewaltigung von Zivilisten schildern.

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11:49 Uhr – Scholz wirft Putin Imperialismus früherer Jahrhunderte vor

Bundeskanzler Olaf Scholz wirft dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ein imperialistisches Denken vor, „wie wir es aus dem 19., dem 18., dem 17. und anderen Jahrhunderten kennengelernt haben“. Er fordert von Putin erneut einen sofortigen Waffenstillstand und den Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine. „Du zerstörst die Zukunft Deines eigenen Landes“, sagt Scholz auf einer SPD-Wahlveranstaltung in Lübeck. Die westlichen Sanktionen zeigten „jetzt schon dramatische Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung Russlands“. Man werde der Ukraine zudem helfen, sich selbst zu verteidigen. „Es ist richtig, dass wir sie mit Verteidigungswaffen ausstatten. Wir haben es getan und werden es weiter tun.“

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11:27 Uhr – Von der Leyen empfindet Vorgehen in Butscha als Kriegsverbrechen

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich nach ihrem Besuch in dem Kiewer Vorort Butscha erschüttert über das Vorgehen der russischen Armee dort gezeigt. „Mein Instinkt sagt: Wenn das kein Kriegsverbrechen ist, was ist dann ein Kriegsverbrechen? Aber ich bin eine gelernte Ärztin und das müssen nun Juristen sorgfältig ermitteln“, sagte sie am Samstagmorgen auf der Rückreise von Kiew nach Polen vor Journalisten.

Von der Leyen kehrte nach ihrem eintägigen Besuch im ukrainischen Kriegsgebiet am Samstag sicher nach Polen zurück. Am Nachmittag wollte sie in Warschau an einer Geberkonferenz für die Ukraine teilnehmen.

Ukraine, Butscha: Ursula von der Leyen kam mit schusssicherer Weste

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Quelle: dpa/Michael Fischer

10:58 Uhr – Russland bestätigt neue Angriffe auf Dnipro und Poltawa

Russlands Armee hat neue Angriffe in den ukrainischen Gebieten Dnipro und Poltawa bestätigt. Unweit der südostukrainischen Stadt Dnipro sei in der Nacht zum Samstag ein Waffenlager mit Raketen beschossen worden, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministerium, Igor Konaschenkow. In Myrhorod im zentralukrainischen Poltawa richtete sich ein Angriff demnach gegen einen Flugplatz. Von ukrainischer Seite hieß es, dabei seien zwei Menschen verletzt worden.

Bei einer ähnlichen Attacke bei Tschornomorsk im südukrainischen Gebiet Odessa gab es laut dem Sprecher des Gebietsgouverneurs, Serhij Brattschuk, hingegen keine Opfer

10:37 Uhr – Land schickt keine neuen Ukraine-Flüchtlinge nach Hannover

Das Land Niedersachsen schickt in den kommenden Wochen keine weiteren Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine mehr nach Hannover. Einem Bericht der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ zufolge gilt dies auch für die Städte Braunschweig und Göttingen, sowie für den Landkreis Harburg bei Hamburg. Grund sei die angespannte Wohnraumsituation.

Derzeit hielten sich rund 6.000 bis 7.000 Kriegsflüchtlinge in der Landeshauptstadt auf, zitierte das Blatt den hannoverschen Stadtsprecher Udo Möller. Das seien etwa 20 Prozent derjenigen, die nach Niedersachen gekommen sind. Genau Zahlen seien nicht bekannt, da nur die Männer, Frauen und Kinder registriert werden, die sich um einen Aufenthaltstitel, eine feste Bleibe, um Sozialleistungen oder um eine Arbeitsstelle bewerben.

10:25 Uhr – Kaum noch Waffenlieferungen aus Bundeswehr-Bestand an Ukraine möglich

Die Kapazitäten sind erschöpft: Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) sieht kaum noch Möglichkeiten, die Ukraine direkt aus Bundeswehr-Beständen mit Waffen und Material zu versorgen.

Um die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr aufrecht zu erhalten, müssten künftige Lieferungen zunehmend direkt über die Rüstungsindustrie erfolgen, sagte Lambrecht der „Augsburger Allgemeinen“ vom Samstag. „Hierzu stimmen wir uns fortwährend mit der Ukraine ab“, erklärte die Ministerin. „Bei Lieferungen aus den Beständen der Bundeswehr, das muss ich ehrlich sagen, sind wir aber inzwischen an eine Grenze gekommen.“

Die Bundeswehr müsse weiter in der Lage sein, „die Landes- und Bündnisverteidigung zu gewährleisten“, sagte Lambrecht. „Das bedeutet aber nicht, dass wir nicht noch mehr für die Ukraine tun können.“ Deshalb sei etwa geklärt worden, „was die Industrie direkt liefern könne“, erklärte sie weiter.

Lambrecht bekräftigte, weiterhin keine Details über Waffenlieferungen nennen zu wollen. „Es gibt gute Gründe, dass wir genau diese Informationen als geheim eingestuft haben“, betonte sie. „Entgegen anderen Darstellungen haben wir das auf eine ausdrückliche Bitte der Ukraine hin getan“, sagte Lambrecht und wies damit erneut Aussagen des ukrainischen Botschafters Andrij Melnyk zurück, ohne den Diplomaten beim Namen zu nennen. „Dazu gibt es klare Aussagen meines ukrainischen Amtskollegen, seiner Stellvertreterin und des Militärattachés“, betonte Lambrecht.

„An diese Vorgaben halten wir uns natürlich“, fügte die SPD-Politikerin hinzu. „Man muss immer bedenken: In dem Moment, wo die Lieferungen en détail veröffentlicht würden, hätte auch Russland diese Informationen.“

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09:20 Uhr – Gouverneur von Luhansk berichtet von verstärktem Beschuss

Der Gouverneur von Luhansk, Serhij Gaidai, berichtet von einem verstärkten russischen Beschuss der ostukrainischen Region. „Sie bündeln Kräfte für eine Offensive, und wir sehen, dass die Zahl der Granateneinschläge zugenommen hat.“ Es müssten mehr Siedlungen evakuiert und die Zivilbevölkerung in Sicherheit gebracht werden, sagt Gaidai im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Noch immer hielten sich 30 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner in den Orten der Region auf. Sie seien aufgerufen, das Gebiet zu verlassen.

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08:15 Uhr – Ukraine – Zehn Fluchtkorridore für Samstag geplant

Die Ukraine und Russland haben sich nach Angaben der ukrainischen Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk auf zehn Fluchtkorridore an diesem Samstag in den belagerten Gebieten verständigt. Darunter sei einer für die eingekesselte und unter Beschuss liegende Hafenstadt Mariupol, sagt Wereschtschuk. Durch ihn sollten Menschen mit privaten Verkehrsmitteln in Sicherheit gebracht werden.

07:50 Uhr – Britischer Geheimdienst – Russland greift weiter Zivilisten an

Die russischen Truppen in der Ukraine greifen nach Erkenntnissen des britischen Militärgeheimdienstes weiterhin die Zivilbevölkerung an. Ein Beispiel sei der Raketenangriff auf den Bahnhof von Kramatorsk am Freitag.

Die Einsätze des russischen Militärs konzentrierten sich weiterhin auf den Donbass im Osten sowie auf die Städte Mariupol und Mykolajiw, teilt das Verteidigungsministerium in London mit. Unterstützt würden die Bodentruppen durch die Marine, die fortgesetzt Marschflugkörper auf die Ukraine abfeuere. Das Ziel Russlands, einen Landkorridor zwischen der bereits 2014 annektierten Halbinsel Krim und dem Donbass zu errichten, werde durch den ukrainischen Widerstand vereitelt.

07:42 Uhr – Selenskyj: Nachrichten russischer Truppen belegen Kriegsverbrechen

Der ukrainische Geheimdienst verfügt nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj über Beweise für russische Kriegsverbrechen. So seien Nachrichten zwischen russischen Soldaten abgefangen worden, sagte Selenskyj in einem am Freitag ausgestrahlten Interview des US-Senders CBS. „Da gibt es Soldaten, die mit ihren Eltern darüber sprechen, was sie gestohlen und wen sie entführt haben“, sagte er. „Es gibt Piloten im Gefängnis, die Landkarten mit zivilen Zielen hatten, um sie zu bombardieren.“ Russische Kriegsgefangene hätten auch Tötungen zugegeben.

Selenskyj betonte, jeder, der eine entsprechende Entscheidung getroffen, einen Befehl gegeben oder befolgt habe, sei eines Kriegsverbrechens schuldig. Auf die Frage, ob er den russischen Präsidenten Wladimir Putin für verantwortlich halte, sagte Selenskyj: „Ich glaube, er ist einer von ihnen.“

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine

Quelle: dpa/Uncredited

05:56 Uhr – Lambrecht: Kaum noch Waffenlieferungen aus Bundeswehr-Bestand möglich

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) sieht kaum noch Möglichkeiten, die Ukraine direkt aus Bundeswehr-Beständen mit Waffen und Material zu versorgen. Um die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr aufrecht zu erhalten, müssten künftige Lieferungen zunehmend direkt über die Rüstungsindustrie erfolgen, sagte Lambrecht der „Augsburger Allgemeinen“ vom Samstag. „Hierzu stimmen wir uns fortwährend mit der Ukraine ab“, erklärte die Ministerium. „Bei Lieferungen aus den Beständen der Bundeswehr, das muss ich ehrlich sagen, sind wir aber inzwischen an eine Grenze gekommen.“

Die Bundeswehr müsse weiter in der Lage sein, „die Landes- und Bündnisverteidigung zu gewährleisten“, sagte Lambrecht. „Das bedeutet aber nicht, dass wir nicht noch mehr für die Ukraine tun können.“ Deshalb sei etwa geklärt worden, „was die Industrie direkt liefern könne“, erklärte die Ministerium.

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Lambrecht bekräftigte, weiterhin keine Details über Waffenlieferungen nennen zu wollen. „Es gibt gute Gründe, dass wir genau diese Informationen als geheim eingestuft haben“, betonte sie. „Entgegen anderen Darstellungen haben wir das auf eine ausdrückliche Bitte der Ukraine hin getan“, sagte Lambrecht und wies damit erneut Aussagen des ukrainischen Botschafters Andrij Melnyk zurück, ohne den Diplomaten beim Namen zu nennen. „Dazu gibt es klare Aussagen meines ukrainischen Amtskollegen, seiner Stellvertreterin und des Militärattachés“, betonte Lambrecht.

05:37 Uhr – Innenpolitiker fordern striktes Vorgehen bei pro-russischen Demos

Mit Blick auf geplante pro-russische Demonstrationen am Wochenende haben Innenpolitiker ein striktes Durchgreifen der Polizei bei Verstößen gegen Auflagen oder Gesetze gefordert. „Wenn zu Hass aufgerufen wird und Straftaten begangen werden, muss die Versammlung aufgelöst werden“, sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Sebastian Hartmann, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Samstag).

Die Demonstrations- und Meinungsfreiheit sei ein hohes grundrechtlich geschütztes Gut, Menschen sollten und dürften Protest kundtun. „Was jedoch nicht geht, ist, dass die russische Invasion in die Ukraine, wo solch furchtbare Kriegsverbrechen wie in Butscha geschehen, auf unseren Straßen gefeiert und verherrlicht wird“, sagte Hartmann. Die Versammlungsbehörden müssten jede Anmeldung genau überprüfen und die Demonstrationen mit Auflagen versehen.

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Die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Irene Mihalic, sagte dem RND: „Es ist schier unerträglich, wenn angesichts des russischen Angriffskrieges und vor dem Hintergrund des Massenhaften Mordens in Orten wie Butscha die Aggressoren öffentlich gefeiert werden.“ Die Polizei solle daher sehr genau darauf achten, wann eine strafrechtliche Grenze überschritten werde, zum Beispiel wenn Kriegsverbrechen öffentlich gebilligt würden. Dies könne etwa durch das Z-Symbol in einem bestimmten Kontext geschehen.

04:15 Uhr – Biden und Ramaphosa besprechen Auswirkungen des Krieges

US-Präsident Joe Biden und der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa sprechen in einem Telefongespräch über die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Wie das US-Präsidialamt mitteilt, geht es in dem Gespräch vor allem um die Rohstoffpreise, die Versorgungsketten sowie die Lebensmittelsicherheit in Afrika.

04:00 Uhr – Russische und ukrainische Häftlinge werden getrennt

Angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine werden russische und ukrainische Häftlinge in hessischen Gefängnissen derzeit weitestmöglich getrennt. Dies betrifft etwa die Unterbringung in der Zelle, Sportaktivitäten oder den Hofgang, wie aus einer Antwort des Justizministeriums in Wiesbaden auf eine parlamentarische Anfrage des AfD-Landtagsabgeordneten Rainer Rahn hervorgeht.

Damit sollen Auseinandersetzungen vermieden werden. Nach Angaben des Ministeriums sitzen derzeit 27 Häftlinge mit russischer Staatsangehörigkeit und 11 Ukrainer in hessischen Gefängnissen ein. Eine grundsätzliche Trennung bestimmter Nationalitäten habe es bereits während des Kosovo-Krieges gegeben.

02:13 Uhr – Selenskyj will vollständiges Energieembargo – auf Öl und Gas

Angesichts des andauernden Krieges in der Ukraine hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ein vollständiges Embargo auf russische Energieträger gefordert. „Es muss ein komplettes Energieembargo verhängt werden: auf Erdöl, auf Erdgas“, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videobotschaft am Freitagabend.

Es seien die Energieexporte, die den Löwenanteil der Profite Russlands ausmachten. Sie ließen zudem die russische Führung glauben, dass die Welt die „Kriegsverbrechen“ der russischen Armee ignorieren werde. Auch die russischen Banken müssten vollständig vom globalen Finanzsystem abgekoppelt werden. „Nicht einige von ihnen, sondern alle, das gesamte Bankensystem Russlands.“

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Die Erinnerung an die russische Aggression hat das Land geprägt

Die EU hat bereits im jüngsten, mittlerweile fünften Sanktionspaket gegen Russland ein Importverbot für Kohle aus Russland verhängt. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte am Freitag mit Blick auf die Frage, ob weitere Einfuhrverbote etwa für russisches Öl oder Gas verhängt werden: „Das ist der große Elefant im Raum.“ Das Thema werde beim Treffen der EU-Außenminister am Montag auf dem Tisch liegen.

01:03 Uhr – Selenskyj will rasch Fragebogen zu EU-Beitritt beantworten

Die Ukraine will binnen einer Woche einen Fragebogen der Europäischen Union beantworten, der als Grundlage für Beitrittsgespräche dient. „Unsere Regierung wird die Antworten qualitativ und sehr schnell vorbereiten. Ich denke, binnen einer Woche“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache am Freitagabend.

Am Freitag hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei ihrem Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew einen Fragebogen überreicht, der die Grundlage für die Gespräche über den Beitritt sein soll. Kiew hatte kurz nach Beginn der russischen Invasion in die Ukraine die Mitgliedschaft in der EU beantragt.

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Derzeit prüft die EU-Kommission auf Bitten des Rats der EU-Staaten den Antrag. Der EU-Beitritt ist ein langer und komplizierter Prozess. Selbst wenn die EU-Kommission den Antrag positiv bewerten sollte, könnte allein der Start der Aufnahmeverhandlungen noch lange auf sich warten lassen, da alle EU-Staaten einverstanden sein müssen. Von der Leyen versprach am Freitag jedoch Tempo.

Selenskyj sagte weiter, er sei sich sicher, dass der Weg von Erfolg gekrönt sein werde. „Ich bin überzeugt, dass wir der Realisierung unseres langjährigen Ziels endlich nahe sind.“ Die Ukraine werde Teil der Europäischen Union, daran gebe es keine Zweifel.

00:30 Uhr – Weitere Exportbeschränkungen der USA

Die US-Regierung erlässt weitere Exportbeschränkungen gegen Russland und Belarus. Zudem wurde der Zugang zu Import-Gütern wie Düngemittel und Rohrventile eingeschränkt, um den Druck auf Moskau und Minsk zu verstärken.

23:50 Uhr – Morawiecki pocht auf härtere Sanktionen gegen Russland

Der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki dringt auf härtere Sanktionen gegen Russland. „Sanktionen sind das wichtigste Mittel, um (den russischen Präsidenten Wladimir) Putin zu stoppen“, sagte Morawiecki am Freitag in den ARD-„Tagesthemen“. „Entweder gewinnen wir diesen Krieg militärisch – und das versucht die Ukraine verzweifelt – oder wir gewinnen diesen Krieg in wirtschaftlicher Hinsicht.“

Aber die bislang verhängten Sanktionen „funktionieren bis zum heutigen Tag nicht“, kritisierte der polnische Ministerpräsident. Er tue alles, was in seiner Macht stehe, „um auf stärkere, wirksamere Sanktionen hinzuwirken“.

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Er sorge sich um die Souveränität der Ukraine, sagte Morawiecki mit Blick auf Russlands Offensive gegen das Nachbarland. „Das macht mir große Sorgen. Ich weine innerlich, wenn ich sehe, welche Grausamkeiten dort in der Ukraine verübt werden“. Er sehe „Menschen, die abgeschlachtet werden wie im Zweiten Weltkrieg“ und wie die „Kriegs- und Verbrechensmaschine der Russen“ weiterlaufe.

23:44 Uhr – USA machen Weg frei für höhere Zölle auf russische Waren

Die US-Regierung kann künftig höhere Zölle auf importierte Waren aus Russland und Belarus erheben. US-Präsident Joe Biden setzte am Freitag mit seiner Unterschrift ein vom Kongress beschlossenes Gesetz in Kraft, mit dem die normalen Handelsbeziehungen zu den beiden Ländern ausgesetzt werden. Zudem unterzeichnete Biden auch ein Gesetz, das den Import von russischem Öl verbietet. Wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hatte Biden diesen Schritt zuvor bereits über eine Verfügung angeordnet. Im Repräsentantenhaus und im Senat waren beide Gesetze vor wenigen Tagen mit überparteilicher Mehrheit beschlossen worden.

Bei dem Gesetz zu den Handelsbeziehungen geht es um Vergünstigungen im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO), die aufgehoben werden. Russland und Belarus wird der Status als „meistbegünstigte Nation“ entzogen. Dieser Grundsatz schreibt die Gleichbehandlung der Länder in der WTO bei Zöllen und anderen Regulierungsmaßnahmen vor. Moskau und Minsk könnten diese Maßnahme vor dem Streitschlichtungsausschuss der WTO anfechten. Russland stand im Ranking der größten US-Handelspartner 2019 lediglich auf Platz 26.

22:45 Uhr – Pentagon: Russisches Militär füllt geschwächte Einheiten wieder auf

Die russischen Streitkräfte bemühen sich nach Ansicht des US-Verteidigungsministeriums ihre Einheiten nach Verlusten im Norden der Ukraine mit neuem Material und Soldaten wieder aufzubauen. Es gebe auch Berichte, wonach die Einheiten, die nun im Osten der Ukraine eingesetzt werden sollten, durch das Mobilisieren „Zehntausender Reservisten“ verstärkt werden sollten, sagte der Sprecher des Pentagons, John Kirby, am Freitag.

Einige der russischen Einheiten, sie sich zuletzt über Belarus zurückgezogen hätten, seien „fast komplett vernichtet“, sagte Kirby. Es sei daher unklar, ob sie wieder eingesetzt werden könnten oder mit anderen Verbänden zusammengelegt werden müssten, die weniger „Personal, Ausrüstung, Fahrzeuge“ verloren hätten, sagte er. Es sei noch unklar, wie schnell die Russen ihre Truppen für den Einsatz im Osten der Ukraine wieder stärken könnten, sagte Kirby.

Er warnte jedoch, die Russen hätten trotz ihrer Verluste immer noch den Großteil ihrer in der Region gebündelten Schlagkraft für den Krieg zur Verfügung.

22:40 Uhr – Selenskyj kritisiert zögerlichen Kurs Berlins

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft der deutschen Regierung einen zu zögerlichen Kurs in der Ukraine-Politik und im Kampf gegen Russland vor. Im Interview mit „Bild Live“ am Freitagabend lobte Selenskyj das Kohle-Embargo im neuen EU-Sanktionspaket gegen Russland, kritisierte aber zugleich, dass es nicht weit genug ginge. „Länder, Deutschland gehört auch dazu, sind gegen ein Öl und Gas-Embargo. Ich bin froh, dass das 5. Paket (der EU-Sanktionen) das Kohle- und Holz-Embargo enthält“, sagte Selenskyj.

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Autorenfoto Dagmar Rosenfeld aktuell ab März 2022

Impfpflicht und Nato-Treffen

Er wollte weiterhin mit Russlands Präsident Wladimir Putin über Frieden verhandeln und sich zu Verhandlungen auch mit Putin an einen Tisch setzen. Das gelte weiterhin. „Heute hat die Ukraine keinen anderen Ausweg, als sich an den Verhandlungstisch zu setzen. In Russland hat kein anderer Macht, diesen Krieg zu stoppen“, ergänzt Selenskyj. „Nur er alleine entscheidet, wann dieser Krieg endet.


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