Ukraine-Liveticker: Melnyk will, dass Steinmeier die Regierung zu Energie-Sanktionen drängt

Der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, fordert Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf, die Bundesregierung zu schärferen Sanktionen gegen Russland zu bewegen. Dass Steinmeier Fehler in seiner Russland-Politik eingeräumt habe, sei ein „erster Schritt“, sagt Melnyk im „Deutschlandfunk“. Es reiche aber nicht, dass Steinmeier Reue zeige, sondern es müssten auch „Taten“ folgen.

Er würde sich wünschen, dass der Bundespräsident als Staatsoberhaupt von der Bundesregierung verlange, die Lehren aus dem Massaker von Butscha und anderen Gräueltaten zu ziehen, die es in der Ukraine gebe.

Das bedeute, dass scharfe Sanktionen wie ein Energie-Embargo und der Ausschluss aller russischen Banken vom internationalen Zahlungssystem Swift endlich verhängt würden.

Auch bei den Waffenlieferungen gebe es noch immer keine Bewegung. Die Ukraine erwarte zudem, dass auch aus den Beständen der Bundeswehr Panzer geliefert werden.

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Steinmeier, der von 2005 bis 2009 und von 2013 bis 2017 Außenminister war, hatte am Montag erstmals eigene Fehler und Irrtümer in der Politik gegenüber Russland eingeräumt. „Mein Festhalten an Nord Stream 2, das war eindeutig ein Fehler“, sagte er. „Wir haben an Brücken festgehalten, an die Russland nicht mehr geglaubt hat und vor denen unsere Partner uns gewarnt haben.“

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Alle Entwicklungen im Liveticker:

09:10 Uhr – Steinmeier: Keine Rückkehr zur Normalität unter Putin

Nach Ansicht von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist eine Zusammenarbeit wie in früheren Jahren mit Russland unter Wladimir Putins Führung nicht mehr möglich. „Was Russland angeht, muss ich Ihnen sagen, weiß ich es nicht“, sagte er am Dienstag im ZDF-“Morgenmagazin“ auf die Frage, ob es noch „mit“ oder nur noch „gegen“ Putins Russland eine Zukunft geben könne. „Ich bin sicher, es wird in dem Russland unter Putin keine Rückkehr zur Normalität, zum Status quo ante geben.“ Putin sei mittlerweile ein „eingebunkerter Kriegstreiber“.

08:46 Uhr – Russischer Sender bricht Übertragung des Spiels BVB gegen Leipzig ab

Der russische TV-Sender MatchTV hat die Übertragung des Bundesliga-Spieles zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig (1:4) am vergangenen Samstag noch vor dem Ende der ersten Halbzeit abgebrochen.

Grund dafür waren die im Stadion zu sehenden pro-ukrainische und gegen den russischen Angriffskrieg gerichteten Botschaften. „Leider müssen wir die Ausstrahlung aus Gründen abbrechen, die außerhalb unserer Kontrolle liegen“, sagte Kommentator Igor Kytmanow. „Generell heißt es, Fußball und Politik getrennt zu betrachten. Aber diese Regel wird in der Bundesliga nicht immer eingehalten.“ Zuerst hatte ntv.de darüber berichtet.

07:54 Uhr – Japanischer Außenminister holt 20 ukrainische Flüchtlinge ins Land

Der japanische Außenminister Yoshimasa Hayashi hat nach seinem Besuch in Polen 20 ukrainische Kriegsflüchtlinge mit in seine Heimat gebracht.

Der Minister und seine Begleiter landeten am Dienstag in Tokio. Die Regierung gehe davon aus, dass die 20 Evakuierten mindestens sechs Monate in Japan bleiben würden, sagte Hayashis Stellvertreter, Jun Tsushima, der mit dem Minister unterwegs war. Die Menschen würden falls nötig von den Behörden unterstützt.

07:46 Uhr – Viele Medikamente sind in Russland nicht mehr verfügbar

Seit Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine verzeichnen russische Kliniken und Apotheken gravierende Arzneimittel-Engpässe. Zunächst wurde dies auf Hamsterkäufe zurückgeführt. Doch einiges spricht dafür, dass die Versorgung dauerhaft gestört bleiben wird.

Insbesondere Mediziner fürchten, dass immer mehr hochwertige Medikamente komplett vom russischen Markt verschwinden könnten.

„Höchstwahrscheinlich wird es Engpässe geben. Wie katastrophal es werden wird, das weiß ich nicht“, sagt Alexej Erlich, Leiter der Herzintensivstation des Moskauer Krankenhauses Nr. 29 und Professor an der Universität Pirogow.

Der Leiter einer Patientenrechtsgruppe in der Region Dagestan, Sijautdin Uwaysow, sagte der Nachrichtenagentur AP, er habe sich in mehreren örtlichen Apotheken persönlich nach der Verfügbarkeit der zehn gefragtesten Medikamente erkundigt – und „sie hatten nicht viele davon“. Die Apotheker hätten außerdem betont, dass unklar sei, wann die Lager wieder aufgefüllt werden könnten.

07:10 Uhr – Augenzeugen berichten rbb 24 von weiteren Kriegsverbrechen im Nordosten Kiews

Neben Butscha soll es auch in nordöstlichen Vororten von Kiew Kriegsverbrechen gegeben haben. Das geht aus Augenzeugenberichten hervor, die dem Recherche-Team von rbb 24 vorliegen. Danach sollen auch in den Ortschaften Bohdaniwka und Schewtschenkowe Zivilisten willkürlich hingerichtet worden sein.

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In Schewtschenkowe beispielsweise soll ein Mann von russischen Soldaten erschossen worden sein, nachdem sie eine Camouflage-Jacke in seinem Auto entdeckt hätten. Über diesen Fall berichtete auch die britische Zeitung „Times“ ausführlich.

Danach soll die Frau des Mordopfers nach der Tat mehrfach vergewaltigt worden sein. Auch ihr gelang später die Flucht. In diesem Fall ermittelt bereits die ukrainische Generalstaatsanwältin.

Schewtschenkowe, an der Straße nach Cherson, war das Ziel russischer Bombardierungen

Schewtschenkowe, an der Straße nach Cherson, war das Ziel russischer Bombardierungen

Quelle: dpa/Gilles Bader

06:33 Uhr – Russland zum Verzicht auf Landminen in der Ukraine aufgefordert

Eine Vertreterin der weltweiten Kampagne gegen den Einsatz von Landminen hat Russland zum Verzicht auf den Einsatz dieser Waffen in der Ukraine aufgefordert. Die diesjährige Vorsitzende der Ottawa-Konvention, Alicia Arango Olmos, zeigte sich tief besorgt über Medienberichte, wonach die russischen Truppen bei ihrem Angriff auf die Ukraine auch Landminen einsetzen.

Ihr Appell an Russland sei: „Antipersonenminen verursachen nur Opfer, sie lösen kein einziges Problem“, erklärte Arango Olmos auf einer Pressekonferenz am Montag, dem internationalen Tag der Aufklärung über Minen und der Unterstützung bei der Minenräumung. Sie verwies darauf, dass die Ukraine als einer von 164 Vertragsstaaten die Ottawa-Konvention unterzeichnet habe, Russland jedoch nicht. Die internationale Vereinbarung sieht das Verbot der Nutzung, Lagerung, Produktion und Weitergabe von Landminen vor.

Arango Olmos verwies auf die Organisation Human Rights Watch, die am 29. März mitteilte, dass ukrainische Kampfmittelbeseitiger einen Tag zuvor verbotene Antipersonenminen in der Region Charkiw im Osten des Landes gefunden hätten. Von den Kriegsparteien verfüge nur Russland über diese Art von Minen.

05:30 Uhr – USA hindert Russland an Nutzung von Reserven

Die Vereinigten Staaten haben die russische Regierung am Montag daran gehindert, den Inhabern ihrer Staatsschulden mehr als 600 Millionen US-Dollar aus den Reserven amerikanischer Banken auszuzahlen. Ein Sprecher des US-Finanzministeriums sagte, mit diesem Schritt solle Moskau gezwungen werden zu entscheiden, ob es die Dollar, auf die es Zugriff hat, für die Zahlung seiner Schulden oder für andere Zwecke, wie die Unterstützung seiner Kriegsanstrengungen, verwenden wolle.

03:25 Uhr – USA und Großbritannien wollen Russland aus UN-Menschenrechtsrat ausschließen

Die USA und Großbritannien fordern die „Suspendierung“ Russlands aus dem UN-Menschenrechtsrat. „Wir können nicht zulassen, dass ein Mitgliedstaat, der dabei ist, alle Prinzipien zu untergraben, die uns am Herzen liegen, am UN-Menschenrechtsrat teilnimmt“, erklärte die US-Botschafterin bei der UNO, Linda Thomas-Greenfield, am Montag auf Twitter. „Die Bilder von Butscha und die Verwüstung in der gesamten Ukraine zwingen uns nun, unseren Worten Taten folgen zu lassen.“

Thomas-Greenfield bezichtigte Russland, seinen Sitz im Rat als „Propagandawerkzeug“ zu benutzen. Die britische Außenministerin Liz Truss erklärte auf Twitter ihre Unterstützung. Sie verwies auf die „starke Vermutung von Kriegsverbrechen“ und die Berichte über „Massengräber und grausames Töten in Butscha“.

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Grab in einem Garten in Butscha. Anna Schneider fordert, auf die Gräueltaten in der Stadt militärisch zu reagieren

Die USA und Großbritannien glauben, dass sie die nötige Zweidrittelmehrheit in der UN-Generalversammlung für eine Suspendierung Russlands aus dem Gremium erreichen können. Dem US-Radiosender NPR sagte die US-Botschafterin, dass sie eine Abstimmung darüber „diese Woche und möglicherweise schon am Donnerstag“ anstrebe.

Der stellvertretende UN-Sprecher Farhan Haq sagte dazu: „Was uns hier beunruhigt, ist der Präzedenzfall, der durch diese Maßnahme geschaffen wird.“ Die Entscheidung über eine Suspendierung Russlands liege letztendlich aber bei den Mitgliedsstaaten.

Im März 2011 hatte die UN-Generalversammlung die Suspendierung Libyens vom Menschenrechtsrat in Genf beschlossen. Anders als Libyen ist Russland jedoch ein ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats, eines der wichtigsten Organe der UNO.

02:55 Uhr – Justizminister ruft Flüchtlinge zum Teilen von Beweisen für Kriegsverbrechen auf

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hat die aus der Ukraine Geflüchteten aufgerufen, deutschen Ermittlern Hinweise auf Kriegsverbrechen zu geben. „Das können Handyaufnahmen oder Zeugenaussagen sein, die bei der Polizei eingereicht werden können und vom Generalbundesanwalt ausgewertet werden“, sagte Buschmann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er rechne damit, dass viel Material eingehen werde. „Kriegsverbrecher dürfen sich nirgendwo sicher fühlen. Erst recht nicht in Deutschland“, fügte Buschmann hinzu.

Er verwies auf die Verurteilung eines Syrers in Deutschland wegen Folter für das Assad-Regime in Syrien. Dies sei juristische Pionierarbeit gewesen.

Auch im Fall des mutmaßlichen Massakers von Butscha, einem Vorort der ukrainischen Hauptstadt Kiew, sei eine juristische Aufarbeitung dringend erforderlich. „Wenn sich Beweise sicherstellen und auswerten lassen, sollten wir alles daransetzen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte der Minister der Zeitung.

„Das ganze Programm der Kriegsverbrechen wurde abgespielt“

„Alle Videos und Fotos lassen darauf schließen, dass die Russen die Täter waren“, sagt Wenzel Michalski, Direktor von Human Rights Watch Deutschland. Die Zivilbevölkerung in der Ukraine werde gezielt angegriffen. Er erklärt, was jetzt passieren muss, damit die Täter zur Rechenschaft gezogen werden können.

Quelle: WELT/ Nele Würzbach, Thomas Klug

Der Bundesjustizminister hält auch öffentliche Sympathiebekundungen in Deutschland für den Angriff auf die Ukraine für justiziabel. „Nach dem Paragraf 140 Strafgesetzbuch ist es verboten, schwere Straftaten wie etwa einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in der Öffentlichkeit zu billigen“, erklärte Buschmann. Der Paragraf sehe Geldstrafen und Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren vor.

Auch das Zeigen des Z-Symbols könne, „je nach Kontext, unter diese Norm fallen, wenn dadurch der öffentliche Frieden gestört werden kann“. Am Wochenende hatte prorussische Demonstranten in Berlin das Z-Symbol gezeigt, das in Russland für die Unterstützung des Einmarschs im Nachbarland steht. „Menschenverachtender Propaganda, die einen schrecklichen Angriffskrieg, befürwortet, stehen wir nicht wehrlos gegenüber“, betonte der Minister.

02:43 Uhr – FDP-Thomae – Pro-russische Demonstrationen auf Straftaten prüfen

Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion fordert eine Prüfung strafrechtlich relevanter Tatbestände bei pro-russischen Demonstrationen in Deutschland. Bei dem Autokorso am Sonntag in Berlin dränge sich ein direkter Zusammenhang zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine auf, sagt Stephan Thomae der „Rheinischen Post“ laut einem Vorabbericht.„Dessen öffentliche Billigung wäre eine Straftat. Daher sollte in jedem Fall die Möglichkeit einer Strafverfolgung geprüft werden.“ In Deutschland habe jeder das Recht, seine Meinung frei zu äußern. „Dass pro-russische Autokorsos durch Berlin fahren, während uns grauenvolle Bilder der Kriegsverbrechen aus der Ukraine erreichen, ist jedoch makaber und geschmacklos“, ergänzt der FDP-Politiker.

01:24 Uhr – Baerbock schließt weiterhin Importstopp für russisches Gas aus

Auch nach den Gräueltaten von Butscha hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) einen Importstopp für russisches Gas ausgeschlossen. „Wenn man morgen komplett ein Embargo hätte, wenn das diesen Krieg stoppen würde, dann würden wir das unverzüglich tun“, sagte die Grünen-Politikerin am Montagabend in den ARD-„Tagesthemen“. Ein solcher Ausstieg würde den Preis für diesen Krieg immer weiter nach oben treiben. „Er würde aber nicht dazu führen, dass morgen dieses Morden zu Ende ist.“

Man werde einen Komplettausstieg aus fossiler Energie aus Russland nicht nur vorbereiten, sondern „massiv in die Wege leiten“, versicherte Baerbock. Darüber werde man in den nächsten Tagen in Brüssel sprechen. Baerbock wies indessen daraufhin, dass die EU als Ganzes daran arbeite, unabhängiger von russischem Gas zu werden.

Mit Blick auf die Gräueltaten an ukrainischen Zivilisten in Butscha sagte Baerbock, dies mache auf furchtbare Art und Weise deutlich, „mit welcher Brutalität und Unmenschlichkeit der russische Präsident diesen Krieg führt“. Das unterstreiche, dass dieser Krieg unverzüglich aufhören müsse. Dass die russische Seite von einer Inszenierung spreche, zeige, in wie vielen Dimensionen dieser Krieg geführt werde. „Das ist auch ein Krieg der Bilder, der Narrative, der falschen Erzählungen, der Lügen.“ Er werde nicht nur im russischen Fernsehen, sondern weltweit geführt.

01:13 Uhr – Selenskyj: Russische Kriegsverbrecher zur Rechenschaft ziehen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat betont, die Verbrechen von Butscha und anderen ukrainischen Städten lückenlos aufklären zu wollen. Dazu arbeite man unter anderem mit der EU und dem Internationalen Strafgerichtshof zusammen, sagte er in einer Videobotschaft, die in der Nacht zu Dienstag veröffentlicht wurde. Die Verantwortlichen sollen für die Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden.

„Die Zeit wird kommen, in der jeder Russe die ganze Wahrheit darüber erfahren wird, wer von ihnen seine Mitbürger getötet hat. Wer Befehle gegeben hat. Wer bei den Morden ein Auge zugedrückt hat“, sagte Selenskyj. Er lud Journalisten aus der ganzen Welt ein, sich die zerstörten Städte anzusehen. „Lassen Sie die Welt sehen, was Russland getan hat!“

„Wir wollen der Welt zeigen, was hier passiert ist“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht nach den Vorkommnissen in Butscha die Fortsetzung der Friedensverhandlungen mit Russland erschwert. Es sei „schwierig“, die Gespräche jetzt weiterzuführen, sagt Selenskyj bei einem Besuch in Butscha nordwestlich von Kiew.

Selenskyj berichtete in der Videobotschaft von seinem Besuch in Irpin und Butscha. „Die Städte sind einfach zerstört.“ Die Leichen auf den Straßen seien demnach bereits von den meisten Straßen geborgen worden. In den Hinterhöfen und Häusern lägen aber immer noch Tote. Selenskyj befürchtete, dass russische Truppen nun versuchten, „die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen“ – anders als in Butscha.

Es breche ihm das Herz, sagte Selenskyj, dass er erst jetzt „von allen führenden Politikern der Welt Äußerungen höre, „die schon vor langer Zeit hätten gemacht werden sollen, als bereits alles völlig klar war.“ Er forderte erneut stärkere Sanktionen gegen Russland. „Aber war es wirklich notwendig, darauf zu warten, um Zweifel und Unentschlossenheit abzuwehren? Mussten Hunderte unserer Leute qualvoll sterben?“

01:05 Uhr – USA wollen „diese Woche“ neue Wirtschaftssanktionen gegen Moskau verkünden

Der Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, hat noch für „diese Woche“ neue Wirtschaftssanktionen gegen Russland wegen des Kriegs in der Ukraine angekündigt. Sullivan kündigte am Montag zudem „zusätzliche Militärhilfe“ für die Ukraine „in den kommenden Tagen“ an. Seiner Einschätzung nach könnte der Krieg in der Ukraine noch „Monate oder länger“ andauern.

Welche Maßnahmen die USA genau ergreifen wollen, sagte Sullivan nicht. Der hochrangige Berater erklärte jedoch, dass mit den Verbündeten mögliche Sanktionen „im Zusammenhang mit Energie“ diskutiert werden. Da dies innerhalb der EU wegen der Abhängigkeit vom russischen Gas ein sensibles Thema ist, betonte Sullivan, dass die USA einen „Konsens“ mit ihren Verbündeten anstreben.

„Das könnte die Tür öffnen für andere Waffensysteme“

Die USA überlegen offenbar, Kampfpanzer an die Ukraine zu vermitteln. „Das könnte ein Umdenken bedeuten“, sagt US-Korrespondent Bastian Hartig. Dann nämlich würde man nicht mehr nur Defensivwaffen liefern.

Der Sicherheitsberater erklärte weiter, dass Russland „seine Kräfte neu positioniert, um seine Offensive auf den Osten und Teile des Südens der Ukraine zu konzentrieren“. Moskau sei mit dem Versuch, die „gesamte Ukraine zu unterwerfen“, gescheitert. Die neue Offensive könne allerdings noch lange anhalten. Sullivan rechnete damit, dass „Moskau die Luftangriffe und den Raketenbeschuss des Rests des Landes fortsetzen wird, um militärischen und wirtschaftlichen Schaden anzurichten und auch, ganz klar, um Terror zu verbreiten“.

Während Sullivan sich den Worten von US-Präsident Joe Biden anschloss und Russland der „Kriegsverbrechen“ bezichtigte, wollte er nicht so weit gehen wie die ukrainische Regierung, und Moskau einen Völkermord unterstellen. „Wir haben Gräueltaten gesehen, wir haben Kriegsverbrechen gesehen“, sagte er. „Aber wir haben noch keinen Angriff auf das Leben des ukrainischen Volkes gesehen, der das Niveau eines Völkermords erreicht hätte.“ Die USA würden die russischen Aktivitäten aber „weiterhin beobachten“.

00:30 Uhr – Pentagon: Russische Kräfte für Gräueltaten in Butscha verantwortlich

Nach Ansicht des US-Verteidigungsministeriums sind die russischen Streitkräfte für die Gräueltaten in der ukrainischen Stadt Butscha verantwortlich. „Ich denke, es ist ziemlich offensichtlich – nicht nur für uns, sondern für die Welt – dass russische Kräfte für die Gräueltaten in Butscha verantwortlich sind“, sagte der Sprecher des Pentagons, John Kirby, am Montag. Die USA könnten nicht genau sagen, welche Einheiten dort im Einsatz gewesen seien, aber es gebe keine Zweifel, dass die Gräueltaten stattgefunden hätten und eine Tat der russischen Kräfte seien, sagte Kirby.

„Es wird hier gezielt die Zivilbevölkerung in der Ukraine angegriffen“

Hunderte tote Zivilisten liegen im Kiewer Vorort Butscha auf den Straßen. Die russischen Besatzer sollen für dieses Massaker an der Bevölkerung verantwortlich sein. Russland wiederum bestreitet die Vorwürfe.

Quelle: WELT/ Thomas Laeber

Die Bilder der Verbrechen aus Butscha lösen weltweit großes Entsetzen aus. In der Vorortgemeinde der Hauptstadt Kiew wurden am Wochenende nach dem Rückzug der russischen Truppen Hunderte Leichen entdeckt. Einige lagen mit gefesselten Händen auf der Straße. Auch in anderen Gemeinden in der Umgebung Kiews wurden Todesopfer entdeckt. Die Ukraine macht für die vielen Toten in Butscha russische Truppen verantwortlich. Moskau bestreitet das und spricht von „Fälschung“.

00:42 Uhr – Selenskyj will am Dienstag vor dem UN-Sicherheitsrat sprechen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj soll am Dienstag erstmals seit dem russischen Einmarsch in seinem Land vor dem UN-Sicherheitsrat sprechen. Dies teilte Großbritannien am Montagabend mit, das derzeit den Vorsitz innehat. In seiner abendlichen Videoansprache bestätigte Selenskyj seinen Auftritt vor dem Gremium, in dem Russland einen ständigen Sitz hat.

Selenskyj verwies auf die mutmaßlich von russischen Truppen getöteten Zivilisten in dem Hauptstadt-Vorort Butscha: „Die Zeit wird kommen, wenn jeder Russe die ganze Wahrheit darüber erfährt, wer von ihren Landsleuten getötet hat. Wer die Befehle gegeben hat.“ Der Staatschef rief die internationale Gemeinschaft erneut dazu auf, die Sanktionen gegen Moskau zu verschärfen und mehr Waffen an sein Land zu liefern.

Die britische UN-Vertretung teilte auf Twitter mit, sie werde „dafür sorgen, dass die Wahrheit über Russlands Kriegsverbrechen ans Licht kommt“. Großbritannien werde „Putins Krieg als das entlarven, was er wirklich ist“, erklärte die diplomatische Vertretung unter Verweis auf den russischen Staatschef Wladimir Putin.

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00:27 Uhr – Frankreich: „Vielzahl“ von russischen Diplomaten werden ausgewiesen

Auch Frankreich will eine „Vielzahl“ von russischen Diplomaten ausweisen. Deren Aktivitäten liefen den französischen Sicherheitsinteressen zuwider, teilte das Außenministerium in Paris am Montag mit. Wie viele Diplomaten des Landes verwiesen sollen, wurde zunächst offengelassen. Zuvor hatte Deutschland 40 russische Diplomaten zu unerwünschten Personen erklärt, was einer Ausweisung gleichkommt. Litauen wies den russischen Botschafter aus und rief seinen Gesandten in Moskau zurück.

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Nach dem Abzug russischer Truppen aus Gebieten nahe der Hauptstadt Kiew wurden nach ukrainischen Angaben die Leichen von Hunderten Zivilisten entdeckt. Viele seien mit gefesselten Händen, Schusswunden aus nächster Nähe und Anzeichen von Folter aufgefunden worden, hieß es. Die Berichte und Bilder, insbesondere aus dem Ort Butscha, riefen international Empörung hervor.

00:00 Uhr – E.On kündigt drastische Preiserhöhungen für Strom und Gas an

Filip Thon, Deutschland-Chef des Energieversorgers E.ON, bereitet die Verbraucher auf drastische Preiserhöhungen für Strom und Gas vor. „Wir müssen diese beispiellose Lage auf dem Markt in unserer Preisgestaltung auch anteilig abbilden, versuchen aber so viel wie möglich abzufedern“, sagt Thon dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND/Dienstag). Die Preise im Großhandel für Erdgas würden im Vergleich zum Frühjahr 2020 zum Teil um das 20-fache höher liegen. Bei Strom gebe es Aufschläge um das Achtfache. Wie stark die Erhöhungen konkret ausfallen werden, könne aktuell noch nicht seriös prognostiziert werden. Der Manager betont aber: „In der Stromgrundversorgung wurden bereits mehr als 1000 Erhöhungen angekündigt und zum Teil schon durchgeführt. Da geht es um Aufschläge von durchschnittlich 35 Prozent.“

23:05 Uhr – 18 Journalisten seit Kriegsbeginn getötet

Seit Beginn des Krieges sind laut der ukrainischen Regierung 18 Journalisten getötet worden. Jeder Fall und andere Verbrechen gegen Medienschaffende würden untersucht, erklärte das ukrainische Kultur- und Informationsministerium. Danach wurden 13 weitere Journalisten im Ukraine-Krieg verletzt sowie acht verschleppt oder gefangen genommen. Drei Medienschaffende würden vermisst. Gegen Journalisten aus elf Ländern, darunter der Ukraine, seien überdies mehrere Verbrechen verübt worden, hieß es weiter. Ins Detail ging das Ministerium nicht.

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