Ukraine-Konflikt: Schröder übernimmt Posten bei Gazprom – Politik

Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder übernimmt einen weiteren Aufsichtsratsposten im russischen Energiesektor. Bisher leitete der SPD-Politiker den Aufsichtsrat des russischen Ölkonzern Rosneft und steht außerdem an der Spitze des Verwaltungsrates jener Betreiberfirma, die die umstrittene Nordsee-Gas-Pipeline Nord Stream 2 baut.

Nun soll Schröder zusätzlich ein Aufsichtsratsmandat beim russischen Staatskonzern Gazprom übernehmen. Wie die russische Nachrichtenagentur Interfax meldet, soll Schröder auf der Aufsichtsratssitzung Ende Juni gewählt werden. Der 77-Jährige soll anstelle von Timur Kulibajew antreten, ein Schwiegersohn des im Zuge der Unruhen vom Januar entmachteten kasachischen Ex-Präsidenten Nursultan Nasarbajew.

Sämtliche Aufsichtsratsposten sind gut dotiert. Schröders Engagement als Lobbyist für russische Energiefirmen und seine enge Verbindung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin wird in der deutschen Politik scharf kritisiert, selbst von SPD-Vertretern.

Schröder hatte zuletzt zur großen Freude Moskaus die Forderungen der Ukraine nach Waffenlieferungen angesichts der schweren Spannungen mit Russland als “Säbelrasseln” kritisiert. Zudem gab er der Nato eine Mitschuld am russischen Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze. (04.02.2022)

Scholz reist Mitte Februar nach KIew und Moskau

Bundeskanzler Olaf Scholz reist am 14. Februar nach Kiew und am 15. Februar nach Moskau, wie ein Sprecher der Bundesregierung mitteilte. Dort werde über “alle relevanten Themen” gesprochen. Im Mittelpunkt stünden aber die Bemühungen um eine Deeskalation in der Ukraine-Krise. Das Verhältnis zwischen Russland und Deutschland hat sich in den vergangenen Monaten stark verschlechtert, nicht nur wegen der Ukraine-Krise, sondern auch wegen der Debatte über die Öl-Pipeline Nord Stream 2, das Urteil im sogenannten Tiergartenmord in Berlin sowie das Sendeverbot für den Auslandssender Deutsche Welle, das ein Sprecher der Bundesregierung am Freitag scharf verurteilte.

Scholz hatte bereits am Mittwoch angekündigt, dass er “in Kürze” nach Moskau reisen werde. Am Montag trifft er zunächst US-Präsident Joe Biden in Washington, in Planung für die kommende Woche ist außerdem ein Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda in Berlin. Außerdem werden Staats- und Regierungschefs der drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland in Berlin zu Gast sein. Scholz war zuletzt kritisiert worden, weil er in den diplomatischen Bemühungen um eine Beilegung der Ukraine-Krise zu wenig sicht- und hörbar und die deutsche Position unentschlossen sei.

Auch Außenministerin Annalena Baerbock reist vor dem Hintergrund der Krise zwischen Russland und der Ukraine schon am kommenden Montag nach Kiew. In der ukrainischen Hauptstadt wird die Grünen-Politikerin nach Angaben einer Sprecherin des Auswärtigen Amtes den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj sowie Außenminister Dmytro Kuleba treffen. Baerbock hatte sowohl Selenskyj wie auch Kuleba schon bei einem Besuch am 17. Januar getroffen.

Am Montagnachmittag werde die Ministerin ein Militärkrankenhaus in Kiew besuchen, das maßgeblich von Deutschland finanziert werde. Am Dienstag werde sich die Ministerin im Osten der Ukraine ein Bild von der militärischen und humanitären Lage machen. Baerbock reise an die sogenannte Kontaktlinie zwischen ukrainischen Regierungstruppen und den von Russland unterstützten Separatisten im Konfliktgebiet Donbass. (04.02.2022)

Putin und Xi demonstrieren Einigkeit gegen die Nato

China unterstützt Russlands Forderungen nach verbindlichen Sicherheitsgarantien im Konflikt mit dem Westen. Beide Länder verlangen zudem ein Ende der Nato-Erweiterung nach Osten. Dies geht aus einer gemeinsamen Erklärung hervor, die zum Gipfeltreffen von Partei- und Staatschef Xi Jinping und Präsident Wladimir Putin in Peking vom Kreml veröffentlicht wurde. “Kein Staat könnte oder sollte seine Sicherheit isoliert von der globalen Sicherheit und auf Kosten der Sicherheit anderer Staaten gewährleisten”, heißt es darin. Die Nato solle “die ideologischen Ansätze der Ära des Kalten Krieges” aufgeben. Russland und China verurteilen zudem den Aukus-Pakt, ein trilaterales Militärbündnis, das die USA, Australien und Großbritannien im Herbst vergangenen Jahres geschlossen haben.

Putin nimmt – anders als viele andere Staats- und Regierungschefs – in Peking an der Eröffnung der Olympischen Winterspiele teil. Für den russischen Präsidenten ist die Reise eine gute Gelegenheit, um auch symbolisch gegen die westlichen Staaten Position zu beziehen. Außerdem hat die russische Regierung offenbar neue Geschäfte mit China angebahnt. Putin sagte, sein Land habe einen Vertrag vorbereitet, der die Lieferung von jährlich zusätzlich zehn Milliarden Kubikmeter Gas an China vorsehe. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, sollen sich der russische Staatskonzern Gazprom und der chinesische Energieriese CNPC auf einen Vertrag über 30 Jahre geeinigt haben. In Zukunft sollten die Gasexporte auf insgesamt 48 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr steigen. Auch für den Ölsektor kündigte Putin Vorschläge für eine stärkere Belieferung an.

China hat für seine schnell wachsende Industrie großen Bedarf an Energieimporten. Für Russland stellen die Lieferungen aus ostsibirischen Gasquellen an asiatische Länder wiederum eine zweite Verkaufsschiene dar. Russland liefert zwar auch in den Westen Gas. Allerdings sind die politischen Beziehungen derzeit vor allem wegen der Ukraine-Krise so angespannt wie seit Jahren nicht mehr. (04.02.2022)

Von der Leyen droht mit Sanktionen

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen umreißt die Sanktionen, die Russland bei weiteren Aggressionen gegen die Ukraine drohen. “Wir haben ein robustes und umfassendes Paket von Finanz- und Wirtschaftssanktionen vorbereitet”, sagt sie dem Handelsblatt und Les Echos. Es umfasse die “Kappung des Zugangs zu ausländischem Kapital” sowie “Exportkontrollen vor allem technischer Güter”. Auch die Ostseepipeline Nord Stream 2 sei Teil des Sanktionspakets.

Wirtschaftsstrafen gegen Präsident Wladimir Putin persönlich schloss sie demnach ausdrücklich nicht aus. Personen aus seinem Umfeld und Oligarchen könnten ebenfalls empfindlich getroffen werden. Darüber hinaus bereite die EU ein Technologie-Embargo vor. “Es geht um Hightech-Bauteile, die Russland nicht einfach ersetzen kann, etwa im Bereich künstlicher Intelligenz und Rüstung, bei Quantencomputern, Lasern und in der Raumfahrt.” (04.02.2022)

Macron reist kommende Woche nach Moskau und Kiew

Frankreiches Präsident Emmanuel Macron wird im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine in der kommenden Woche zu Vermittlungsbemühungen nach Moskau und Kiew reisen. Das verlautete aus dem Élyséepalast in Paris. Zunächst fliegt Macron am Montag zu Russlands Präsident Wladimir Putin. Am Tag danach steht ein Treffen mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj auf dem Programm. Mit beiden hatte er zuletzt mehrfach telefoniert.

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will “in Kürze” nach Moskau reisen. Geplant ist auch ein Treffen von Macron, Scholz und dem polnischen Präsidenten Andzrej Duda in Berlin. Wie es aus dem Élyséepalast hieß, wird noch nach einem Termin gesucht. Sowohl Deutschland als auch Frankreich vermitteln in dem Konflikt seit Jahren. (04.02.2022)

Frankreich will Truppen an rumänische EU-Außengrenze verlegen

Frankreich will an diesem Donnerstag seine Pläne zur Entsendung von Truppen nach Rumänien im Rahmen einer künftigen Nato-Mission präzisieren. “Frankreich ist bereit, sich für neue Sicherheitsmaßnahmen der Nato für Rumänien zu engagieren”, sagte Außenminister Jean-Yves Le Drian in seiner Rede vor dem rumänischen Parlament anlässlich des 15-jährigen Jahrestags des EU-Beitritts.

“Wir sind stolz darauf, Ihnen zur Seite zu stehen, wenn sich die Sicherheitslage an Ihren Grenzen, die auch unsere Grenzen sind, verschlechtert.” Die Regierung in Paris hat angeboten, die Leitung der Mission zu übernehmen. Die USA haben bereits Truppen nach Polen, Rumänien und ein kleineres Kontingent auch nach Deutschland verlegt. (03.02.2022)

Erdoğan bietet sich als Vermittler an

Inmitten schwerer Spannungen im Ukraine-Konflikt gehen die diplomatischen Bemühungen um eine friedliche Lösung weiter. An diesem Donnerstag trifft sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan zu Gesprächen mit seinem ukrainischen Kollegen Wolodimir Selenskij in Kiew. Neben den Handelsbeziehungen soll es dabei auch um die Krise der Ukraine mit dem Nachbarland Russland gehen. Erdoğan hatte bereits mehrmals angeboten, als Vermittler zu fungieren. Der Kreml hatte zuletzt Gespräche der Türkei mit der Ukraine begrüßt.

Das Nato-Mitglied Türkei unterhält sowohl gute Beziehungen zur Ukraine als auch zu Russland. Erdoğan werde sich weder auf die eine noch auf die andere Seite stellen, verlautete aus Regierungskreisen. Die Türkei erwarte, dass die Spannungen nach dem Gespräch nachließen. Der türkische Präsident werde beide Seiten zur Zurückhaltung aufrufen und wolle die Zusammenarbeit mit beiden Ländern fortsetzen.

Eine mögliche russische Intervention hatte Erdoğan als “nicht realistisch” und als falschen Schritt bezeichnet. Die Türkei hat zudem zum Ärger des Kreml mehrfach die russische Annexion der Krim 2014 kritisiert und immer wieder auf die Unabhängigkeit der Ukraine gepocht – auch weil die muslimische Minderheit der Krimtataren historisch eng mit dem südlichen Nachbarn am Schwarzen Meer verbunden ist.

Die Türkei hat aber auch ein starkes Interesse an einem guten Verhältnis zu Moskau: Die meisten Touristen kommen aus Russland, Moskau ist außerdem größter Gaslieferant. 2020 stammten fast 34 Prozent der Gasimporte von dort. (03.02.2022)

Ex-SPD-Chef Gabriel sieht Nord Stream 2 als Pfand im Ukraine-Konflikt

Der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel spricht sich dagegen aus, die Inbetriebnahme der umstrittenen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 wegen des Ukraine-Konflikts vorzeitig zu stoppen. “Niemand wird Nord Stream 2 öffnen, wenn Russland in die Ukraine einmarschiert. Umgekehrt wäre es ziemlich dumm, das Projekt jetzt vom Tisch zu nehmen. Denn wenn man verhandeln will, muss man auch etwas anzubieten haben”, sagte Gabriel dem Magazin Wirtschaftswoche. (03.02.2022)

Biden will zusätzliche Truppen verlegen

US-Präsident Joe Biden will mehr Truppen nach Mittel- und Osteuropa verlegen. Etwa 2000 Soldaten sollen nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums aus den USA nach Deutschland und Polen geschickt werden. Aus Deutschland würden wiederum 1000 US-Soldaten nach Rumänien verlegt.

Die Truppenverlegung gilt als Zeichen an die osteuropäischen Verbündeten in der Nato, die sich von einem möglichen Vorstoß der russischen Armee über die russisch-ukrainische Grenze bedroht fühlen. Die Truppenverlegungen würden in den kommenden Tagen vorgenommen, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. Sie seien ein “unmissverständliches Signal” an die Welt, dass die USA zu ihren Verbündeten stünden. Jegliches Vorgehen gegen einen Nato-Staat würde die Beistandspflicht des Verteidigungsbündnisses auslösen, betonte Kirby. “Wir stellen klar, dass wir bereit sein werden, unsere Nato-Verbündeten zu verteidigen, falls es dazu kommen sollte. Hoffentlich wird es nicht dazu kommen”, sagte Kirby.

Der Sprecher fügte hinzu, der Aufmarsch russischer Truppen in der Nähe der ukrainischen Grenze gehe derzeit unverändert weiter, “sogar in den vergangenen 24 Stunden”. Die derzeitige Situation erfordere daher, dass die “Abschreckungs- und Verteidigungsbereitschaft an der Ostflanke der Nato” verstärkt werde. Die Verlegungen seien nicht dauerhaft, notfalls könnten aber auch noch mehr Truppen hinzugezogen werden.

Auf Bidens Anordnung hin waren in der vergangenen Woche 8500 Soldaten in den USA in erhöhte Bereitschaft versetzt worden, um bei Bedarf eine schnelle Verlegung nach Europa zu ermöglichen. Biden hatte betont, es handle sich um eine Vorsichtsmaßnahme. Mehrfach stellten der Präsident und andere Mitglieder der Regierung klar, es würden keine US-Soldaten in die Ukraine geschickt. Die jetzt verlegten Truppen, erklärte Pentagon-Sprecher Kirby seien separat von diesen 8500 Soldaten zu sehen.

In Europa sind regulär auch außerhalb von Krisenzeiten Zehntausende US-Soldaten stationiert, darunter etwa 35 000 in Deutschland. Angesichts eines Aufmarschs von mehr als 100 000 russischen Soldaten in der Nähe der Ukraine wird im Westen zunehmend befürchtet, dass Russland einen Einmarsch in sein Nachbarland plant. Der Kreml bestreitet das. Für möglich wird allerdings auch gehalten, dass Moskau nur Ängste schüren will, um die Nato-Staaten zu Zugeständnissen bei Forderungen nach neuen Sicherheitsgarantien zu bewegen. (02.02.2022)

USA und Nato halten Großteil der russischen Forderungen für inakzeptabel

Die spanische Zeitung El País hat die bislang unter Verschluss gehaltenen Antworten der Nato und der USA auf Russlands Vorschläge für neue Sicherheitsvereinbarungen veröffentlicht. Den online veröffentlichten Schriftstücken zufolge machen die Amerikaner und das Militärbündnis darin deutlich, dass ein Großteil der russischen Vorschläge für sie nicht akzeptabel sei.

Zugleich zeigen sich Nato und USA darin offen für konkrete Verhandlungen und neue Vereinbarungen. So sind die USA ihrer Antwort an Russland zufolge bereit, eine dauerhafte Stationierung von Kampftruppen und bodengestützten Raketensystemen in der Ukraine auszuschließen, wenn Moskau auch entsprechende Verpflichtungen eingeht. Als Voraussetzung für Verhandlungserfolge wird von der Nato und den USA ein Ende des aktuellen russischen Truppenaufmarsches an den Grenzen zur Ukraine genannt. Dies sei zentral für wesentlichen Fortschritt, heißt es in der Nato-Antwort. Die Authentizität der Dokumente wurde der Deutschen Presse-Agentur aus Bündniskreisen bestätigt.

Angesichts eines Aufmarschs von mehr als 100 000 Soldaten in der Nähe der Ukraine wird im Westen zunehmend befürchtet, dass der Kreml einen Einmarsch in die ehemalige Sowjetrepublik plant. Für möglich wird allerdings auch gehalten, dass nur Ängste geschürt werden sollen, um die Nato-Staaten zu Zugeständnissen bei Forderungen nach neuen Sicherheitsgarantien zu bewegen. Moskau will die Nato dazu bringen, eine weitere Ostererweiterung und insbesondere eine Aufnahme der Ukraine auszuschließen. Zudem verlangt es einen Rückzug von Nato-Truppen aus östlichen Bündnisstaaten. (02.02.2022)

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