Ukraine-Konflikt: Russland testet Atomraketen – Politik

Inmitten schwerer Spannungen mit dem Westen hat Russland ein Manöver mit Einsatz ballistischer Raketen abgehalten. Präsident Wladimir Putin habe die Übung vom Kreml aus gestartet, sagte Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Auch der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko sei dabei gewesen. Er war bereits am Freitag zu Gesprächen in die russische Hauptstadt gereist. Auf Fotos von Staatsmedien waren die Politiker an einem großen Tisch zu sehen.

Das russische Verteidigungsministerium hatte das Manöver am Freitag angekündigt. Es soll demnach im Voraus geplant gewesen sein. Ziel sei, die strategischen Nuklearwaffen auf ihre Zuverlässigkeit zu testen. Die Armee feuerte laut Kreml-Mitteilung ballistische Raketen und Marschflugkörper ab. Zudem sei eine Hyperschallrakete vom Typ Kinschal (Dolch) erfolgreich getestet worden.

Laut Kreml wurde eine Übung auf einem Testgelände im Gebiet Astrachan im Süden des Landes abgehalten, eine andere auf der Halbinsel Kamtschatka ganz im Osten Russlands. Zudem seien Kriegsschiffe der Schwarzmeerflotte und der Nordflotte beteiligt gewesen.

Peskow hatte am Freitag gesagt, Putin werde das Manöver vom Gefechtsstand aus beaufsichtigen. Es war deshalb spekuliert worden, ob der 69 Jahre alte Staatschef zu den Übungen fliegt. Das Manöver wurde parallel zur Münchner Sicherheitskonferenz abgehalten.

Russische Manöver in der Nähe zur Ukraine stoßen im Westen auf Kritik. Das Verteidigungsministerium hatte zuletzt angekündigt, dass seine Truppen nach Ende von Übungen wieder zu ihren Standorten zurückkehren sollten. Das wurde von den USA und der Nato angezweifelt. Russland verlangt vom Westen Sicherheitsgarantien, weil es sich vom US-Militär und Waffen in Europa bedroht sieht. (19.02.2022)

Separatisten rufen zu “Generalmobilmachung” auf

Die Rebellenanführer in der Ost-Ukraine ordnen eine militärische Generalmobilmachung an. Der Chef der selbsternannten Volksrepublik Donezk, Denis Puschilin, teilt in einer Videobotschaft mit, er habe ein entsprechendes Dekret unterzeichnet. Männer, die in der Lage seien, “eine Waffe in ihren Händen zu halten”, sollten sich beim Militär melden. Er richte sich damit an Reservisten. Der Separatisten-Anführer in der selbsternannten Volksrepublik Luhansk, Leonid Pasechnik, unterzeichnete ein ähnliches Dekret.

Bei neuen schweren Kämpfen in der Ostukraine wurde ein Soldat der Regierungstruppen getötet. Das teilte die Armee am Samstag bei Facebook mit. Sie warf den Separatisten in dem Konfliktgebiet 19 Verstöße gegen den geltenden Waffenstillstand seit Mitternacht vor.

Die Aufständischen in dem Gebiet Donezk meldeten ihrerseits einen verletzten Zivilisten. Sie sprachen davon, dass seit Mitternacht mehrere Dutzend Granaten auf ihr Gebiet abgefeuert worden seien. Auch die Separatisten im Gebiet Luhansk sprachen von mehreren Verstößen gegen den Waffenstillstand. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Unterdessen liefen die Evakuierungen der Städte und Dörfer in den Regionen Luhansk und Donezk weiter. Nach Angaben der Donezker Separatisten vom Samstagmorgen wurden bereits mehr als 6000 Menschen in Sicherheit gebracht, darunter 2400 Kinder. In der südrussischen Region Rostow stehen für diese Menschen Unterkünfte bereit.

Die Separatistenführungen hatten am Freitag zur Flucht aufgerufen und den Appell mit einem drohenden Angriff durch ukrainische Regierungstruppen begründet. Das ukrainische Militär hatte betont, keine Offensive gegen die Region zu planen. Insgesamt sollen 700 000 Menschen nach Russland gebracht werden. Der russische Präsident Wladimir Putin ordnete offenbar an, jeder Flüchtling solle 10 000 Rubel (114 Euro) bekommen, untergebracht werden, warmes Essen und was er sonst noch brauche bekommen. (19.02.2022)

Estland liefert Raketen zur Panzerabwehr an die Ukraine

Inmitten schwerer Spannungen mit Russland hat die Ukraine eine erste Ladung Waffen von Estland erhalten. Die Javelin-Panzerabwehrraketen sind in Kiew angekommen und wurden an die Ukraine übergeben, wie das estnische Verteidigungsministerium mitteilte. Zur Anzahl der gelieferten Raketen wurden keine Angaben gemacht.

“Dies ist ein kleiner Schritt Estlands zur Unterstützung der Ukraine, aber es ist ein echter und greifbarer Beitrag, um sich gegen eine russische Aggression zu verteidigen”, erklärte der Chef der Armee des baltischen EU- und Nato-Landes, Generalleutnant Martin Herem. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow dankte für die Unterstützung. “Wir sehen – wir sind nicht allein”, twitterte er.

Estland hatte zusammen mit den beiden anderen Baltenstaaten Lettland und Litauen angekündigt, in den USA hergestellte Waffensysteme an Kiew zu liefern – mit Zustimmung Washingtons. Damit solle die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine gestärkt werden. Aus Litauen sind bereits Stinger-Flugabwehrraketen nach Kiew geliefert worden.

Estland will der Ukraine zudem neun Haubitzen aus DDR-Altbeständen geben. Diese waren von der Bundeswehr erst an Finnland abgegeben worden und dann von dort nach Estland gelangt. Es ist vertraglich geregelt, dass Deutschland einer Weitergabe zustimmen muss. Eine Antwort aus Berlin steht aber noch aus. Die Bundesregierung hat Waffenlieferungen an die Ukraine bisher klar abgelehnt. (19.02.2022)

Truss rät Ukraine von Verzicht auf Nato-Beitritt ab

Die britische Außenministerin Liz Truss hat sich gegen einen freiwilligen Verzicht der Ukraine auf einen Nato-Beitritt ausgesprochen. Eine solche Zusicherung könne die gegenwärtige Krise nicht beenden, sagte Truss der Welt am Sonntag. Das sei nicht wirklich das Ziel des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

“Er hat öffentlich klar zu verstehen gegeben, dass es ihm letztlich darum geht, die Ukraine vollständig unter russische Kontrolle zu bringen. Darum ist die Vorstellung, dass eine Invasion abgewendet werden könnte, indem Kiew auf eine Mitgliedschaft in der Nato verzichtet, einfach falsch”, sagte sie. Ein solches Zugeständnis würde den russischen Präsidenten nur bestärken.

Putin hat immer wieder ein Ende der Nato-Osterweiterung gefordert und vor einer Aufnahme der Ukraine in das Bündnis gewarnt. In diesem Fall drohe ein Krieg, sagte er.

Truss sagte, ein russischer Einmarsch in die Ukraine sei sehr wahrscheinlich. Darauf deuteten der russische Truppenaufmarsch an der Grenze, verdeckte Operationen in der Separatisten-Region Donbass und Cyberangriffe auf die Ukraine hin. “Was da aufgebaut wird, ist sehr besorgniserregend und wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in eine Invasion münden”, sagte Truss. Niemand im westlichen Bündnis wolle einen Krieg in Europa. “Er wäre verheerend für die Menschen in der Ukraine und auch für das russische Volk.” Sie hoffe sehr, dass die Diplomatie eine Lösung finde. (19.02.2022)

Neue Satellitenbilder zeigen russische Aktivitäten

In dieser Woche aufgenommene Satellitenbilder zeigen militärische Aktivitäten in Belarus, auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim und im Westen Russlands. Das in den USA ansässige Unternehmen Maxar Technologies meldet die Stationierung neuer Hubschraubereinheiten an mehreren Orten im Nordwesten von Belarus sowie zusätzliche Bodenkampfflugzeuge, Luftabwehreinheiten und Drohnen. Die Satellitenaufnahmen zeigten zudem Panzer und Truppentransporter auf einem Flugplatz 16 Kilometer vor der ukrainischen Grenze. Die Nachrichtenagentur Reuters konnte die Bilder nicht unabhängig überprüfen. (19.02.2022)

Biden: Russland will Ukraine und auch Hauptstadt Kiew angreifen

Russland plant nach Ansicht von US-Präsident Joe Biden, die Ukraine nächste Woche anzugreifen, inklusive der bevölkerungsreichen Hauptstadt Kiew. Er sei “überzeugt”, dass Russlands Präsident Wladimir Putin den Entschluss für einen Einmarsch in die Ukraine getroffen habe, sagte Biden im Weißen Haus.

Etwa 40 bis 50 Prozent der russischen Truppen an der ukrainischen Grenze befinden sich nach Darstellung eines Insiders aus dem US-Verteidigungsministerium in “Angriffsposition”. Es seien immer noch rund 150 000 russische Soldaten an der Grenze, die etwa 125 taktische Gruppen umfassten, sagt der Insider, der namentlich nicht genannt werden will. Die Prozentzahl der Streitkräfte in Angriffposition sei höher als zuvor bekannt. Das deute darauf hin, dass diese russischen Einheiten die Ukraine ohne Warnung angreifen könnten.

Die US-Regierung spreche so offen über Russlands Pläne, um Moskaus Bemühungen zu durchkreuzen, die Ukraine unter einem Vorwand anzugreifen, sagte Biden weiter. Falls Russland seine Pläne vorantreiben sollte, wäre es für einen “katastrophalen” und selbst begonnenen Krieg verantwortlich. Russland bemühe sich unter anderem mit Falschinformationen darum, einen Vorwand für einen Angriff auf die Ukraine vorzutäuschen. Bislang hatte die US-Regierung stets betont, sie wisse nicht, ob Putin eine Entscheidung für eine Invasion der Ukraine getroffen habe.

Während Bidens Rede berichteten russische Nachrichtenagenturen über mindestens zwei Explosionen in der von Separatisten kontrollierten Region von Luhansk in der Ukraine. Zum einen war davon die Rede, dass eine Gaspipeline explodiert sein soll. Dabei sei ein Brand ausgebrochen, melden Interfax und RIA. Auch im Stadtgebiet Luhansk habe es eine Explosion gegeben, meldete die Agentur Tass unter Berufung auf örtliche Behörden.

Biden betonte die Geschlossenheit des Westens gegenüber Putin. “Trotz der Bemühungen Russlands, uns im In- und Ausland zu spalten, kann ich bestätigen, dass dies nicht geschehen ist”, sagte er. Er habe am Freitag mit US-Kongressabgeordneten bei der Sicherheitskonferenz in München und mit westlichen Staats- und Regierungschefs telefoniert. Die “überwältigende Botschaft” beider Gespräche sei die der Einigkeit und der Entschlossenheit gewesen. Biden betonte, es sei nicht zu spät, eine diplomatische Lösung in dem Konflikt zu finden.

Nach seinem kurzen Auftritt im Weißen Haus schrieb Biden auf Twitter: “Das amerikanische Volk ist geeint. Europa ist geeint. Die transatlantische Gemeinschaft ist geeint. Die gesamte freie Welt ist geeint.” Der US-Präsident fügte hinzu: “Russland hat die Wahl – zwischen Krieg und all dem Leid, das er mit sich bringen wird – oder einer Diplomatie, die die Zukunft für alle sicherer macht.”

Biden hatte zuvor mit westlichen Staats- und Regierungschefs, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz telefoniert. Bei dem Telefonat habe die Einigkeit bestanden, dass es von Russland “ein dringend notwendiges Signal der Deeskalation” geben müsse, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit. Alle seien sich einig gewesen, dass die Gefahr eines russischen Angriffs auf die Ukraine sehr real sei. Zentrale Aufgabe sei jetzt, das Fenster für die Diplomatie offen zu halten. (18.02.2022)

Deutschland und Frankreich fürchten inszenierte Zwischenfälle

Deutschland und Frankreich haben Russland aufgefordert, mäßigend auf die prorussischen Separatisten in der Ostukraine einzuwirken. “Die Zunahme der Waffenstillstandsverletzungen entlang der Kontaktlinie in den letzten Tagen ist höchst besorgniserregend”, teilten Außenministerin Annalena Baerbock und ihr französischern Kollege Yves Le Drian am Freitagabend in einer gemeinsamen Erklärung mit. “Wir verurteilen den Einsatz schwerer Waffen und den wahllosen Beschuss ziviler Gebiete, die einen klaren Verstoß gegen die Vereinbarungen von Minsk darstellen.”

Man habe die Ankündigung der Anführer der selbsternannten Republiken Donezk und Luhansk zur Kenntnis genommen, die Bewohner der Region als sogenannte Vorsichtsmaßnahme in Erwartung eines möglichen ukrainischen Angriffs nach Russland zu evakuieren. “Wir sehen keinerlei Anhaltspunkte für diese Vorwürfe”, betonten Baerbock und Le Drian. “Wir befürchten, dass inszenierte Zwischenfälle als Vorwand für eine mögliche militärische Eskalation missbraucht werden könnten.” (18.02.2022)

Nato erhöht wegen Russland-Krise Einsatzbereitschaft der Streitkräfte

Der Nato-Oberbefehlshaber in Europa hat angesichts der Spannungen mit Russland die Bereitschaftszeiten für mehrere Zehntausend Bündnissoldaten drastisch verkürzt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Nato-Kreisen müssen Kräfte der schnellen Eingreiftruppe NRF künftig innerhalb von nur 7 statt innerhalb von 30 Tagen verlegt werden können. Für weitere Truppenteile gilt ab sofort eine sogenannte “Notice-to-Move”-Frist von 30 statt von 45 Tagen.

Das Militärbündnis erhöht damit weiter die Abschreckung gegen Russland. Bereits vor einigen Woche hatte der Oberbefehlshaber die “Notice-to-Move”-Frist für die schnellste Eingreiftruppe VJTF erhöht. Dies bedeutet, dass die zugehörigen Soldaten derzeit innerhalb von höchstens fünf Tagen bereit für eine Verlegung in ein Krisengebiet sein müssen.

Das Bundesverteidigungsministerium bestätigte am Freitagabend, dass der Befehl auch für die deutschen Soldaten gilt. “Auf Antrag des Supreme Allied Commander Europe (Saceur), General Wolters, und in enger Abstimmung mit den Alliierten wird die Bundesregierung die Reaktionsfähigkeit der in die Nato Response Force eingemeldeten Kräfte der Bundeswehr erhöhen”, teilte es mit. (18.02.2022)

Russland testet Nuklearraketen – Putin im Gefechtsstand

Inmitten schwerer Spannungen mit dem Westen hat die Atommacht Russland ein Manöver mit Einsatz ballistischer Raketen angekündigt. Die Übung an diesem Samstag stehe unter Führung des Präsidenten Wladimir Putin, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau der Staatsagentur Tass zufolge mit. Ziel sei, die strategischen Nuklearwaffen auf ihre Zuverlässigkeit zu testen. Die Armee will demnach ballistische Raketen und Marschflugkörper abfeuern.

Putin als Oberbefehlshaber der Streitkräfte werde im Gefechtsstand dabei sein, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow vor Journalisten. “Ohne das Staatsoberhaupt sind solche Starts nicht möglich. Sie wissen doch – der berühmte ‘schwarze Koffer’, der ‘rote Knopf”https://www.sueddeutsche.de/politik/.”

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums ist das Manöver im Voraus geplant gewesen. Russland testet mehrfach im Jahr Raketen. Das Land und die USA sind die beiden mit Abstand größten Atommächte der Welt. Kremlsprecher Peskow sagte mit Blick auf den Test, es gebe keinen Grund zur Beunruhigung im Ausland. Derzeit laufe eine Reihe von Übungen, “die für Spezialisten aus anderen Ländern absolut transparent sind”. (18.02.2022)

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