Ukraine-Konflikt: EU will Russland mit Sanktionspaket abschrecken

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  • Lukas Rogalla

  • Sandra Kathe

    Sandra Kathe

Die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine verschärfen sich. Inzwischen sollen 120.000 Streitkräfte an der Grenze stationiert sein.

  • Die Ukraine befürchtet einen Einmarsch von Truppen aus Russland.
  • Die USA drohen Russland mit tiefgreifenden Sanktionen, sollte Putin tatsächlich eine Invasion der Ukraine anordnen.
  • Wladimir Putin verlangt von Joe Biden die Zusage, dass die Nato auf eine Erweiterung Richtung Osten verzichtet.

+++ 18.46 Uhr: Die EU will Russland mit einem konkreten Sanktionspaket von einem befürchteten Angriff auf die Ukraine abhalten. „Aggression muss ein Preisschild haben“, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Freitag am Rande eines Treffens mit dem neuen deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz in Brüssel. „Deshalb werden wir diese Punkte vorweg in angemessener Form […] nach Russland kommunizieren.“ Öffentlich werde man jedoch nicht darüber sprechen, ergänzte sie.

Von der Leyen ließ offen, ob auch ein Betriebsverbot für die von Russland nach Deutschland führende Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zu den Sanktionen gehören könnte. „Allgemein gilt, dass es wichtig ist, dass Energie niemals als Druckmittel genutzt werden darf und dass die Energiesicherheit Europas und seiner Nachbarn gewährleistet sein muss“, erklärte sie.

Scholz (SPD) sagte: „Es ist ganz klar, dass Deutschland, die Europäische Union und viele andere Länder darauf reagieren würden, wenn es zu Grenzverletzungen kommt.“ Aber genauso klar sei in dieser Situation, dass die Aufgabe darauf gerichtet sein müsse, exakt das zu verhindern. „Wir wollen Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Wir wollen, dass die Grenzen unverletzlich bleiben und unverletzt bleiben. Und das ist das, worum es jetzt aktuell geht“, sagte der neue Bundeskanzler.

+++ 15.27 Uhr: Das US-amerikanische Medienunternehmen CNN vermeldet, dass Russland inzwischen 120.000 Streitkräfte an der Grenze zur Ukraine stationiert hat, darunter zusätzliches Personal der Armee, Luftwaffe und Marine. CNN beruft sich dabei auf ukrainische Verteidigungsbeamte und eine jüngst laufende Sicherheitsbewertung. Demnach seien Panzer, bewaffnete Fahrzeuge und ‚Iskander‘-Raketen im Grenzgebiet zusammengezogen worden.

Russland „verlegt und bündelt seine Militäreinheiten regelmäßig, um die Spannungen in der Region aufrechtzuerhalten“, heißt es in der Einschätzung. Dies ermögliche es, „schnell Angriffskräfte aufzubauen und den Boden für eine schnelle Verstärkung der Truppen zu schaffen“.

Ukrainische Panzer beteiligen sich an einer Übung nahe der Grenze zu Russland. Dort zieht der Kreml seine Truppen zusammen.

© Sergei Supinsky/afp

Ukraine-Konflikt: Joe Biden versetzt Nato-Mitgliedsstaaten in Aufregung

Update vom Freitag, 10.12.2021, 11.45 Uhr: Einige osteuropäische Nato-Partner üben scharfe Kritik am Vorschlag von US-Präsident Biden, bei einem Treffen ausgewählter Nato-Partner mit Russland den Truppenaufzug an der Grenze der Ukraine zu verhandeln. Das berichtet das US-Nachrichtenportal Bloomberg. Die osteuropäischen Nachbarstaaten befürchteten im Zuge des „aggressiven“ Auftreten Russlands, Eingeständnisse seitens der Nato, die die Handlungsfähigkeit des Völkerbunds einschränken könnten.

Von Biden forderten einige Regierungen eine Klärung, was genau die USA in ihren Verhandlungen mit Russland plane. Der US-Präsident hatte angekündigt bis Freitag ein Treffen zwischen Russland und „mindestens vier“ Nato-Partnern zu terminieren. Vor allem die baltischen Staaten setze diese Ankündigung in Aufregung, da sie einen Ausschluss bei den Verhandlungen befürchten.

Russland stationiert Militär an der Grenze zur Ukraine: Baltische Staaten fordern Zusammenhalt

So forderte etwa die estnische Premierministerin Kaja Kallas bei einer Pressekonferenz am Donnerstag (09.12.2021), „Russland sollte unter keinen Umständen ein Mitspracherecht in der Frage bekommen, welche Länder der Nato beitreten dürfen“. Den „besorgniserregenden Wunsch“ Russlands, Europa in Macht- und Interessensbereiche zu spalten, kenne man aus seiner eigenen Geschichte.

StaatUkraine
HauptstadtKiew
Bevölkerung44,13 Millionen (Weltbank, 2020)
Fläche603.700
PräsidentWolodymyr Selenskyj

Update vom Donnerstag, 09.12.2021, 22.53 Uhr: Inmitten der Spannungen um die Ukraine hat Russlands Präsident Wladimir Putin den Konflikt zwischen pro-russischen Kämpfern und der ukrainischen Armee im Osten des Landes mit einem beginnenden Völkermord verglichen. Die russischsprachige Bevölkerung in dem umkämpften Gebiet leide unter der dort herrschenden „Russenfeindlichkeit“, sagte er mit Blick auf die Ostukraine während einer Sitzung des Menschenrechtsrats des Kremls am Donnerstag.

Ukraine-Konflikt: Putin beklagt „Russenfeindlichkeit“ und spricht von „Völkermord“

Putin sagte, dass die Russenfeindlichkeit „ein erster Schritt zu einem Völkermord“ sei. „Sie und ich wissen, was im Donbass passiert“, fügte der Staatschef hinzu. „Es ähnelt sicherlich einem Völkermord.“ Putin hat schon früher ähnliche Vergleiche über den Konflikt in der Ostukraine angestellt, unter anderem 2015 und 2019. In der Ostukraine bekämpfen sich seit 2014 pro-russische Milizen und die ukrainische Armee, nachdem Moskau die ukrainische Halbinsel Krim annektiert hatte. Russland unterstützt in dem Konflikt die Separatisten, die in Luhansk und Donezk sogenannte Volksrepubliken ausgerufen haben. Mehr als 13.000 Menschen wurden bei den Kämpfen bereits getötet.

Ukraine-Konflikt: Putin beklagt Verhalten der Nato und fordert Zusage

+++ 22.17 Uhr: Der russische Staatschef Wladimir Putin hat beim Video-Gipfel mit US-Präsident Joe Biden die Zusage verlangt, dass die Nato auf eine weitere Erweiterung nach Osten verzichtet. Putin habe beklagt, dass die Nato „ihr militärisches Potenzial an unseren Grenzen ausbaut“, teilte der Kreml am Dienstag (07.12.2021) nach dem virtuellen Treffen mit. Er habe daher rechtliche Garantien dafür gefordert, dass die westliche Allianz eine Osterweiterung ausschließt.

Joe Biden sei auf die Forderung, einen Nato-Beitritt der Ukraine auszuschließen oder die Militärpräsenz der USA in der Region zu reduzieren, jedoch nicht eingegangen, erklärte jedoch Bidens nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan. Es habe diesbezüglich keine „Verpflichtungen oder Zugeständnisse“ gegeben.

Ukraine-Konflikt: Biden droht Putin mit Konsequenzen

+++ 20.15 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat beim Videogipfel mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin nach Angaben des Weißen Hauses im Falle einer Eskalation im Ukraine-Konflikt mit Konsequenzen gedroht. Das Weiße Haus teilte nach dem gut zweistündigen Gespräch am Dienstag mit, Biden habe „die tiefe Besorgnis der Vereinigten Staaten und unserer europäischen Verbündeten“ über die Krise zum Ausdruck gebracht. Er habe zugleich deutlich gemacht, „dass die USA und unsere Verbündeten im Falle einer militärischen Eskalation mit starken wirtschaftlichen und anderen Maßnahmen reagieren würden“.

Weiter teilte das Weiße Haus mit, Biden habe seine Unterstützung für die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine bekräftigt. Er habe zur Deeskalation und zur Rückkehr zur Diplomatie aufgerufen.

+++ 18.25 Uhr: Nach seinem Videogipfel mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin will sich US-Präsident Joe Biden mit europäischen Verbündeten beraten. Das Weiße Haus teilte am Dienstag mit, Biden werde im Anschluss an sein Gespräch mit Putin mit der scheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, dem britischen Premierminister Boris Johnson und dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi telefonieren.

Bei ihrem Gespräch am Vortag hätten die Verbündeten vereinbart, „eng miteinander in Kontakt zu bleiben, um ein koordiniertes und umfassendes Konzept als Reaktion auf Russlands militärisches Aufrüsten an den Grenzen der Ukraine zu entwickeln“.

Wladimir Putin und Joe Biden beginnen Videogipfel

+++ 16.30 Uhr: Wladimir Putin und Joe Biden haben ihren Videogipfel auch zu den wachsenden Spannungen im Ukraine-Konflikt begonnen. Das russische Staatsfernsehen zeigte den Kremlchef an seinem Schreibtisch vor einem Bildschirm. Die beiden Staatschefs begrüßten sich. Biden sagte: „Gut, Sie wieder zu sehen.“ Leider sei der Kremlchef Ende Oktober nicht beim G20-Gipfel in Rom gewesen. Nächstes Mal wolle er Putin wieder persönlich treffen, sagte Biden.

Ukraine meldet russische Truppenbewegungen an der Grenze

+++ 12.20 Uhr: Nur wenige Stunden vor der Videokonferenz von Wladimir Putin und Joe Biden meldet das ukrainische Verteidigungsministerium erneut, Russland habe das Militäraufgebot an der ukrainischen Grenze angehoben. Nun ist von Panzern und Scharfschützenteams die Rede, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Die Meldung des Ministeriums laute: „Der Feind hat die Anzahl von Scharfschützenteams erhöht, die für einen Angriff auf die Streitkräfte bereitstehen“, so Reuters.

Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Russland unterdessen vor einer Verletzung der Souveränität der Ukraine gewarnt. Es sei „klar, dass wir unmissverständlich auf dem bestehen, was für uns alle wichtig ist: der Unverletzlichkeit der Grenzen“, sagte Scholz am Dienstag (07.12.2021) in Berlin. Angesichts des russischen Truppenaufmarsches an der Grenze zur Ukraine herrsche aktuell eine „sehr, sehr ernste Lage“, die nur diplomatisch entschärft werden könne.

Invasion der Ukraine? Russland nennt es das „Märchen vom Angriff“

Update vom Dienstag, 07.12.2021, 09.15 Uhr: Inmitten der verschärften Spannungen im Ukraine-Konflikt halten US-Präsident Joe Biden und Russlands Staatschef Wladimir Putin heute um 16.00 Uhr einen Videogipfel ab. Washington und die Regierung in Kiew werfen Moskau vor, eine Militärinvasion in der Ukraine vorzubereiten. Die russische Regierung bestreitet dies und wirft der Ukraine im Gegenzug vor, sich vom Westen militärisch ausrüsten zu lassen.

Putin hatte im Vorfeld des Gesprächs Forderungen an die USA und die Nato gestellt. Unter anderem verlangte er eine klare Absage an eine mögliche weitere Osterweiterung des westlichen Militärbündnisses. Biden kündigte hingegen eine Reihe von „Initiativen“ zur Verhinderung eines russischen Angriffs auf die Ukraine an – ohne diese jedoch konkret zu benennen.

Russland vor Invasion der Ukraine: Moskau kritisiert „Märchen vom Angriff“

Update vom Montag, 06.12.2021, 16.35 Uhr: Russland weist die Vorwürfe des Westens zurück, einen Angriff auf die Ukraine zu planen. Die Berichte über angebliche Angriffspläne Russland auf die Ukraine sorgen in Moskau für Entsetzen. Es handele sich um „billige Falschmeldungen“, „antirussische Hysterie“ und einfach nur „Märchen“, schimpft der prominente Außenpolitiker Leonid Sluzki.

Russland vor Invasion der Ukraine: Wladimir Putin hat nun zwei Optionen

Update vom Sonntag, 05.12.2021, 09.20 Uhr: Im möglicherweise bevorstehenden militärischen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sehen Expert:innen für Russlands Staatspräsident Wladimir Putin zwei Möglichkeiten: russische Truppen in der Ukraine einmarschieren lassen und damit einen Krieg beginnen, oder die Militäroffensive an der Grenze zur Ukraine als Drohgebärde nutzen, um das Nachbarland unter Druck zu setzen. Das berichtet das US-Nachrichtenmagazin Politico.eu.

Der Bericht bezieht sich dabei auf eine Analyse, die Repräsentanten der Europäischen Kommission und auch den Reporter:innen von Politico vorliege. Demnach bezweifle man zwar nicht, dass die Satellitenbilder der US-Geheimdienste auf eine Mobilisation russischer Truppen hinweisen – die Wahrscheinlichkeit, dass Putin tatsächlich einen Krieg vorbereite, halte man dennoch für gering.

Bevorstehender Konflikt an der Grenze zur Ukraine: Russland fehlen logistische Möglichkeiten

Begründet wird das etwa damit, dass Russland die logistischen Kapazitäten für eine großangelegte Invasion der Ukraine fehlten. Wörtlich heißt es laut Politico in dem Bericht: „Die USA stufen die Bedrohung einer militärischen Eskalation als hoch ein und ist sich sehr sicher, dass es sich bei den festgestellten Anzeichen nicht um einen Bluff Putins handelt“. Ergänzend heißt es jedoch, dass es wohl Monate dauern würde, bis das russische Militär logistisch auf einen Einmarsch in die Ukraine vorbereitet sei.

Russland vor Invasion in Ukraine: Biden und Putin setzen virtuelles Gipfeltreffen an

Erstmeldung vom Sonntag, 04.12.2021, 17.23 Uhr: Kiew/Moskau/Washington D.C. – Nachdem russische Streitkräfte in großem Stil an der Grenze zur Ukraine aufmarschiert waren, schlägt Kiew Alarm: Die Regierung der Ukraine befürchtet einen invasorischen Einmarsch der russischen Truppen ins eigene Land. Die USA will genau das verhindern, Präsident Joe Biden hat vor der Hauptstadtpresse in Washington D.C. angekündigt, es Wladimir Putin „sehr, sehr schwer“ machen zu wollen, seine Arme im Nachbarland einmarschieren zu lassen.

Den Geheimdiensten der USA liegen laut einem hochrangigen Beamter der Biden-Administration Hinweise auf eine geplante Invasion Russlands vor, wonach Moskau plant, rund 175.000 Soldaten an verschiedenen Standorten an der Grenze zur Ukraine zu stationieren. Bereits halte sich die Hälfte der geplanten Streitkräfte an der ukrainischen Grenze bereit, heißt es weiter. Als Nächstes plane Russland demnach, 100 taktische Gruppen in Bataillonsstärke sowie Panzer, Artillerie und weitere militärische Ausrüstung in Grenznähe zusammenzuziehen.

Um das russische Volk auf die wohl geplante Invasion in die Ukraine einzustimmen, läuft laut den US-Quellen schon jetzt der Propagandaapparat Russlands warm und macht Stimmung gegen die Regierung in Kiew sowie die Nato. Laut ukrainischem Verteidigungsminister Oleksi Resnikow sei der „wahrscheinlichste Zeitpunkt zur Eskalationsbereitschaft“ für Ende Januar zu erwarten. Der ukrainische Geheimdienst sei aktuell damit beschäftigt, verschiedene mögliche Szenarien durchzuspielen. Russland selbst hat mögliche Invasionspläne abgestritten und wirft seinerseits der Ukraine vor, sich vom Westen militärisch ausrüsten zu lassen. Dies sei der Grund für die Verstärkung russischer Militärpräsenz an der Staatsgrenze zur Ukraine.

US-Präsident Joe Biden will im Gespräch mit Wladimir Putin eine Invasion Russlands in die Ukraine abwenden

Bevor es zur Eskalation kommt, will US-Präsident Joe Biden versuchen, auf dem diplomatischen Weg zu schlichten. Die USA seien sich der russischen Mobilisierung und den Plänen Moskaus seit Längerem bewusst, so Joe Biden, seine Erwartung sei es, „dass wir eine lange Diskussion mit Putin haben werden“. Eine solche soll schon am kommenden Dienstag stattfinden. Nach russischen Angaben werden Biden und Putin am Dienstagabend russischer Zeit einen Gipfel per Videokonferenz abhalten.

Jen Psaki, Sprecherin des Weißen Hauses bestätigte zuvor, Vertreter beider Regierungen hätten die Bedingungen für ein Telefonat zwischen Biden und Putin erörtert. Es wäre „sicherlich eine Gelegenheit, unsere ernsthaften Bedenken hinsichtlich der kriegerischen Rhetorik und der militärischen Aufrüstung, die wir an der Grenze zur Ukraine sehen, zu diskutieren“, so Psaki.

Ukraine: US-Außenminister Antony Blinken bringt Sanktionen gegen Russland ins Spiel

Antony Blinken bestätigte daraufhin, dass die USA gegenüber Moskau klargestellt hätten, dass „wir resolut antworten werden“, sollte Russland eine Invasion in die Ukraine vorantreiben. Konkret sprach der US-Außenminister von einer Reihe von ökonomischen Maßnahmen, welche einen „großen Einfluss“ haben würden. Bislang habe man darauf noch verzichtet. (Mirko Schmid/reuters/afp)

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