Ukraine-Konflikt: Biden warnt Putin vor Katastrophe – Politik

US-Präsident Joe Biden hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin erneut eindringlich vor den Folgen eines Einmarschs in der Ukraine gewarnt. Mit Blick auf die von den USA und ihren Verbündeten angedrohten harten Sanktionen gegen Russland sagte Biden am Mittwoch im Weißen Haus, eine Invasion würde kein “Kinderspiel” für Russland. Militärisch habe Russland zwar eine “überwältigende Überlegenheit” gegenüber der Ukraine. “Aber wenn sie das tun, dann werden sie einen hohen Preis zahlen. Unmittelbar, kurzfristig, mittelfristig und langfristig.” Putin wolle den Westen auf die Probe stellen, unterschätze aber die Konsequenzen.

Biden sagte, er fürchte, dass russische Soldaten in die Ukraine eindringen könnten. Er glaube aber nicht, dass Putin “einen ausgewachsenen Krieg” wolle. “Es ist eine Sache, wenn es sich um ein geringfügiges Eindringen handelt”, sagte Biden auch mit Blick auf eine mögliche Reaktion der Nato. “Aber wenn sie tatsächlich das tun, wozu sie mit den an der Grenze zusammengezogenen Streitkräften in der Lage sind, dann wird das für Russland eine Katastrophe werden.”

Als “geringfügiges Eindringen” betrachte er etwa Cyberangriffe auf die Ukraine oder Versuche russischer Agenten, für eine pro-russische Stimmung in der Ukraine zu sorgen, sagte Biden auf Nachfrage gegen Ende der Pressekonferenz.

Biden machte erneut deutlich, dass Russlands Forderung nach einer Absage einer weiteren Nato-Osterweiterung für die USA nicht in Frage komme. Zugleich schien der US-Präsident Putin aber entgegenzukommen, als er sagte: “Die Wahrscheinlichkeit, dass die Ukraine in naher Zukunft der Nato beitreten wird, ist nicht sehr groß.” Dafür müsse das Land zuvor weitere Fortschritte bei der Demokratisierung machen.

Biden war im Juni in Genf zu einem ersten persönlichen Gipfeltreffen mit Putin zusammengekommen. Dort wird an diesem Freitag US-Außenminister Antony Blinken seinen russischen Kollegen Sergej Lawrow treffen. Blinken ist derzeit auf einer Krisenmission in Europa. In Kiew kündigte er am Mittwoch an, die USA würden die Ukraine trotz russischer Warnungen weiter militärisch unterstützen. An diesem Donnerstag besucht der US-Außenminister Berlin, um mit den europäischen Verbündeten über die Ukraine-Krise zu beraten. (20.01.2022)

Blinken: “Lasst euch von Moskau nicht spalten!”

US-Außenminister Antony Blinken hat Russland im Ukraine-Konflikt erneut schwere Vorwürfe gemacht. “Moskau hat systematisch versucht, die demokratischen Institutionen der Ukraine zu schwächen und die ukrainische Gesellschaft zu spalten”, sagte Blinken nach einem Treffen mit den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij und seinem Kollegen Dmytro Kuleba. Russland habe aktuell etwa 100 000 Soldaten an der ukrainischen Grenze, sagte Blinken weiter. Diese Zahl könne sich in relativ kurzer Zeit verdoppeln, warnte er.

Blinken betonte, er habe mit seinem Besuch “die unerschütterliche Unterstützung” der USA für die Ukraine zum Ausdruck bringen wollen. Die Demokratie der Ukraine, ihr Grundrecht, als souveräne, unabhängige Nation zu existieren, stehe vor einer noch nie dagewesenen Herausforderung durch Russland. “Wir haben deutlich gemacht, dass wir einen diplomatischen Weg bevorzugen, um den Konflikt mit Russland zu entschärfen. Das ist der verantwortungsvolle Weg”, betonte Blinken. An die Ukraine gerichtet sagte er: “Lasst euch von Moskau nicht spalten!”

Inmitten der schweren Spannungen im Ukraine-Konflikt war Blinken am Mittwochmorgen zu Gesprächen in Kiew gelandet. Der US-Außenminister reist anschließend nach Berlin zu am Donnerstag geplanten Gesprächen über den Konflikt weiter. Am Freitag will Blinken auch den russischen Außenminister Sergej Lawrow zu Gesprächen in Genf treffen. Dabei will er nach US-Angaben darauf dringen, dass die russische Regierung umgehend Schritte zur Entspannung der Lage an der russisch-ukrainischen Grenze unternimmt. Russland habe bislang trotz aller diplomatischen Bemühungen das Gegenteil einer Deeskalation verfolgt. Putin könne jederzeit an jedem Ort gegen die Ukraine losschlagen. (19.01.2022)

Briten warnen: Ein Krieg könnte Zehntausende töten

Großbritannien hat Russland mit Nachdruck vor einem Krieg um die Ukraine gewarnt. Der erste industrialisierte, digitalisierte Krieg zwischen zwei hochmodernen Armeen in Europa seit Generationen sei womöglich nur Wochen entfernt, sagte James Heappey, Staatssekretär im britischen Verteidigungsministerium, dem Sender Times Radio. “Das ist nichts, was man in Moskau für unblutig halten sollte. Dies ist nichts, dem der Rest der Welt tatenlos zusehen und das er ignorieren sollte”, betonte Heappey. “Zehntausende Menschen könnten sterben.”

Heappy sagte, es sei richtig, alle diplomatischen Wege auszuschöpfen. “Ich hoffe nur, dass die Leute in Moskau, nun da wir kurz vor dem Abgrund stehen, anfangen zu bedenken, dass Tausende sterben werden. Das ist etwas, worüber niemand auch nur annähernd entspannt sein sollte”, betonte der konservative Politiker. Er betonte zugleich, es sei nicht “im entferntesten realistisch”, dass britische Soldaten gegen russische Truppen kämpfen würden.

Zuvor hatte Großbritannien angekündigt, leichte Panzerabwehrwaffen an die Ukraine zu liefern. Eine kleine Anzahl britischer Armeeangehöriger soll das ukrainische Militär im Umgang mit den Waffen ausbilden. Der ukrainische Botschafter in Großbritannien, Wadim Pristaiko, begrüßte die Waffenlieferungen. Ob das einen Unterschied auf dem Schlachtfeld machen werde, müsse sich aber zeigen, sagte er der BBC. Es gebe auch noch keine Lösung dafür, wie die Waffen in die Ukraine gelangen sollten. “Wir sind mit der größten Armee in Europa konfrontiert und auf uns alleine gestellt”, sagte Pristaiko der BBC, die Übermacht der Russen und ihrer Verbündeten sei überwältigend.

Moskau kritisierte die Waffenlieferungen scharf. “Das ist äußerst gefährlich und trägt nicht zum Abbau der Spannungen bei”, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag der Agentur Interfax zufolge. Moskau sei besorgt, dass das Nachbarland Ukraine von immer mehr Waffenlieferanten versorgt werde. Oft handele es sich dabei nicht nur um defensive Waffen. (19.01.2022)

Ukraine will Kriegsschiffe und Luftabwehrsysteme aus Deutschland

Die ukrainische Regierung lässt auch nach dem klaren Nein der Bundesregierung zu Waffenlieferungen nicht locker. Sie nennt konkrete Waffensysteme, die sie sich von Deutschland erhofft: Kriegsschiffe und Luftabwehrsysteme. Waffenlieferungen seien nötig, um die Kosten für einen russischen Einmarsch in die Höhe zu treiben und Präsident Wladimir Putin “von seinem Wahnsinnskurs” abzubringen, sagte der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk der Deutschen Presse-Agentur.

Die Ukraine fordert seit Jahren Waffen von Deutschland, um sich gegen einen möglichen russischen Angriff verteidigen zu können – bisher ohne Erfolg. “Die deutsche Bundesregierung verfolgt seit vielen Jahren eine gleichgerichtete Strategie in dieser Frage. Und dazu gehört auch, dass wir keine letalen Waffen exportieren”, sagt Bundeskanzler Olaf Scholz. Auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat die Forderung am Montag bei ihrem Besuch in Kiew zurückgewiesen.

In der Ampel-Koalition gibt es jedoch erste Zweifel an dieser Haltung. So forderte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, in der Bild-Zeitung, die Bundesregierung solle zumindest über die Lieferung von Defensivwaffen nachdenken.

Den Verweis auf die deutsche Geschichte, die Waffenlieferungen verbiete, löst in der Ukraine Irritationen aus. “Dass man in Berlin auch die Frage der historischen Verantwortung als Argument für die Ablehnung militärischer Hilfe benutzt, ist erstaunlich”, sagte Botschafter Melnyk. “Diese Verantwortung sollte gerade dem ukrainischen Volk gelten, das mindestens acht Millionen Menschenleben während der deutschen Nazi-Okkupation verloren hat.” (19.01.2022)

Kreml kritisiert Verzögerungen bei Nord Stream 2

Angesichts der Drohungen des Westens im Ukraine-Konflikt hat der Kreml vor weiteren Verzögerungen bei der Inbetriebnahme der Ostseepipeline Nord Stream 2 gewarnt. “Die Tatsache, dass sie noch nicht in Betrieb genommen wurde, ist sowohl für die an diesem Projekt Beteiligten als auch für die Gasverbraucher in Europa schlecht”, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut der Agentur Interfax.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte zuletzt immer wieder gesagt, dass die Inbetriebnahme der Leitung zu einer Senkung der Großhandelspreise führen könne. Die Gasleitung von Russland nach Deutschland sei ein rein wirtschaftliches Projekt, sagte Peskow. Am Dienstag hatte auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) einen Stopp des Projekts im Falle eines Einmarsches in die Ukraine nicht ausgeschlossen. (19.01.2022)

Scholz warnt Russland vor “hohen Kosten” bei Einmarsch

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Russland zur Reduzierung seiner Truppen an der Grenze zur Ukraine aufgefordert und erneut mit “hohen Kosten” für den Fall eines Einmarsches gewarnt. Auf die Frage, ob es dann auch Konsequenzen für die Gaspipeline Nord Stream 2 geben werde, sagte Scholz, “dass alles zu diskutieren ist, wenn es zu einer militärischen Intervention gegen die Ukraine kommt”. Eine mögliche gemeinsame koordinierte Reaktion werde vorbereitet und mit den Bündnispartnern besprochen. Bislang hatte Scholz reserviert auf Forderungen reagiert, mit einem Aus für Nord Stream 2 zu drohen.

Gleichzeitig sprach er sich nach einem Gespräch mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg dafür aus, “alles dafür zu tun, dass es nicht zu einer militärischen Aggression gegen die Ukraine kommt”. Er verwies dabei auf die in der vergangenen Woche begonnenen Gespräche zwischen Russland und den USA, der Nato und der OSZE. “Wir wollen alle gemeinsam konstruktive und stabile Beziehungen zu Russland.” Man sei auch bereit zu einem “ernsthaften Dialog” über Sicherheitsfragen mit Moskau. Er betonte auch, dass er sich weiter für eine Wiederaufnahme der Gespräche zwischen Russland, der Ukraine, Deutschland und Frankreich einsetzen werde. (18.01.2022)

Baerbock gibt sich kämpferisch

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und ihr russischer Amtskollege Sergej Lawrow haben ihre gemeinsame Pressekonferenz mit großer Verspätung abgehalten – offenbar haben sie erheblich länger miteinander gesprochen als geplant.

Lawrow sagte, es seien “interessierte und konstruktive Gespräche” gewesen, die getragen seien von der gegenseitigen Hochachtung beider Länder. Man habe sehr viele Themen angesprochen, etwa den gemeinsamen Warenaustausch, erneuerbare Energien sowie die Gaspipeline North Stream 2. Russland habe darauf hingewiesen, dass dieses Projekt “politisiert” werde, so Lawrow. Er habe außerdem seine Sorgen zum Ausdruck gebracht, was den Kurs der Nato angehe. Auch über die Situation an der belarussisch-polnischen Grenze, die Stabilisierung der Situation in Kasachstan sowie die Ukraine-Krise habe man sich ausgetauscht.

Baerbock betonte, sie sei “mit einer dicken Gesprächsmappe” nach Moskau gekommen. Es gebe “viele Punkte, in denen wir Meinungsverschiedenheiten haben”. Die Mappe sei aber deshalb so dick, weil wir in vielen Fragen großes Potenzial für Kooperation sehen”, sagte Baerbock. Russland und Deutschland spielten “beide eine große Rolle im europäischen Haus”. So sei es zum Beispiel ohne das größte Land der Welt unmöglich, die Klimakrise zu bewältigen.

Baerbock sprach die Konflikte mit Russland klar an, es sei schwer, den Truppenaufmarsch an der russisch-ukrainischen Grenze nicht als Drohung zu verstehen. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sei eine Herausforderung für die Sicherheit. “Diese Situation haben wir uns nicht ausgesucht, aber wir werden ihr auch nicht aus dem Weg gehen”, sagte Baerbock. Man sei bereit, an Lösungen zu arbeiten, die allen Menschen in der Region mehr Sicherheit brächten.

Baerbock sprach sich für eine rasche Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen im Ukraine-Konflikt aus. Dazu solle ein nächstes Treffen im Normandie-Format zusammenkommen – also auf Vermittlung Deutschlands und Frankreichs hin mit der Ukraine und Russland. Es sei wichtig, den Normandie-Prozess wieder mit Leben zu füllen und es sei gut, dass sich alle zum Minsker Friedensplan bekannt hätten. Der in der Hauptstadt von Belarus vereinbarte Friedensplan für den Konflikt im Osten der Ukraine wurde bisher nicht umgesetzt. Die Ukraine und Russland werfen sich gegenseitig vor, gegen das Abkommen zu verstoßen.

Zu den von Russland geforderten Sicherheitsgarantien an den Westen sagte Baerbock: “Wir sind bereit zu einem ernsthaften Dialog über gegenseitige Vereinbarungen und Schritte, die allen in Europa mehr Sicherheit bringen.” Die Gespräche des Nato-Russland-Rates und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) seien erste Schritte in der vergangenen Woche gewesen. Lawrow erklärte, dass Russland jetzt auf schriftliche Vorschläge aus dem Westen warte. Russland hatte ein Ende der Nato-Osterweiterung gefordert und einen Verzicht auf die Aufnahme der Ukraine in das Bündnis.

Mehrere russische Journalisten fragten in der Pressekonferenz mit Baerbock auch nach dem russischen Staatssender RT. Dieser verfügt in Deutschland bisher über keine Fernsehlizenz und strahlte sein Programm daher über Youtube aus. Doch die Plattform sperrte RT im Herbst. Der Vorwurf: Der Sender verbreite Falschinformationen zur Pandemie. Russische Stellen werfen Deutschland war, die Arbeit der RT-Journalisten zu behindern. Baerbock wies dies zurück und betonte, dass die grundgesetzliche geschütze Pressefreiheit es verbiete, seitens des Staates direkten Einfluss auf die Inhalte von Medienanbietern zu nehmen. (18.01.2022)

.
source site