Ukraine: Biden offen für Sanktionen gegen Putin direkt – Politik

US-Präsident Joe Biden kann sich im Falle eines Einmarsches Russlands in die Ukraine Sanktionen gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin vorstellen. “Ja”, sagte Biden auf die Frage einer Reporterin, ob er sich vorstellen könne, Putin im Falle einer Invasion persönlich zu sanktionieren. “Das kann ich mir vorstellen”, sagte er weiter. Biden drohte Russland außerdem erneut mit “heftigen Konsequenzen” und “wirtschaftlichen Sanktionen”. Am Ende hänge alles davon ab, was Putin mit Blick auf die Ukraine entscheiden werde.

Ein russischer Einmarsch in die Ukraine könnte angesichts der massiven Truppenpräsenz in der Nähe der Grenze nach Ansicht Bidens die “größte Invasion seit dem Zweiten Weltkrieg” werden. Ein solcher Schritt würde “die Welt verändern”, warnte der US-Präsident. Nach US-Angaben soll Moskau entlang der ukrainischen Grenze etwa 100 000 russische Truppen in Stellung gebracht haben und die Präsenz weiter verstärken.

Moskau hat Pläne zu einem angeblichen Einmarsch in die Ukraine immer wieder dementiert. Biden betonte er, es gebe keine Pläne, US-Truppen in die Ukraine zu verlegen. Das US-Militär hatte gestern etwa 8500 Soldaten in erhöhte Bereitschaft versetzt, um bei Bedarf eine kurzfristige Verlegung nach Europa zu ermöglichen. “Ich könnte einige dieser Truppen kurzfristig verlegen – einfach, weil es eine gewisse Zeit dauert”, sagte Biden. Dies sei keine Provokation, sondern eine Vorsichtsmaßnahme, um den Sorgen der osteuropäischen Nato-Mitgliedern zu begegnen, sagte er. Auf Nachfrage fügte Biden hinzu, es sei nach wie vor unklar, ob Putin tatsächlich einen Angriff plane. “Ich werde vollkommen ehrlich mit Ihnen sein: Es ist ein bisschen wie im Kaffeesatz lesen.” (25.01.2022)

Scholz und Macron erwarten von Russland “eindeutige Schritte”

Der französische Präsident Emmanuel Macron ist zu einem Besuch bei Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin eingetroffen. Ein zentrales Thema des Treffens ist die Ukraine-Krise.

Scholz sprach bei einer Pressekonferenz von einer “sehr schwierigen Lage” entlang der ukrainisch-russischen Grenze. “Es sind viele Truppen dort stationiert und deshalb ist es notwendig, dass alles dazu beigetragen wird, dass die Situation sich anders entwickelt, als das gegenwärtig manchmal zu befürchten ist”, sagte der Bundeskanzler. Man erwarte deswegen auch von Russland “eindeutige Schritte” zur Deeskalation. “Wir sind uns alle einig, dass eine militärische Aggression schwerwiegende Konsequenzen nach sich zöge.” Das habe man deutlich gemacht, nun müsse man “alles tun”, um mit Gesprächen aus der aktuellen Lage wieder herauszukommen.

Scholz hatte bereits vor dem Treffen nicht ausgeschlossen, dass Deutschland die Ukraine im Rahmen der Europäischen Union bei der Militärausbildung unterstützt. “Die einzige Sache, die wir immer klar gesagt haben, so wie auch die frühere Bundesregierung, ist: Wir liefern keine letalen Waffen”, sagte der SPD-Politiker.

“Wir geben niemals den anspruchsvollen Dialog mit Russland auf”, sagte Macron. Deutschland und Frankreich arbeiteten in verschiedenen Formaten zusammen, um mit Russland in den Dialog zu treten und so die Sicherheit Europas zu gewährleisten. Europa und seine Partner der Nato müssten wachsam bleiben, sich eng abstimmen und sich solidarisch mit der Ukraine zeigen. Der französische Präsident will dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einen Weg der Deeskalation vorschlagen. Ein Gespräch der beiden soll in den kommenden Tagen stattfinden, wie es aus Élyséekreisen hieß, nach Kremlangaben noch bis Ende der Woche.

Macron sagte, es erkenne einen immer hybrideren Ansatz Russlands, in Staaten, die einst zur Sowjetunion gehörten, für Instabilität zu sorgen. Als eingesetzte Mittel dazu zählte er Cyberangriffe, Militärmanöver oder Migration, die als Drohung eingesetzt werde, auf. “Wir haben noch keinen Endstatus erreicht. Das ist eine Besorgniserregende Situation für die Europäer und deswegen ist Einigkeit nötig.” Russland sei im Begriff, zu einer Macht des “Ungleichgewichts” zu werden, zum Beispiel in der Region des Kaukasus, aber auch in anderen Gebieten.

“Wir sind nicht gleich, aber das waren wir auch nie”, sagte Macron über Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland in der Bewertung der Lage, zum Beispiel, was Waffenlieferungen angehe. Dennoch spreche man und nähere sich dabei immer näher an und finde gemeinsame Lösungen. Scholz betonte, dass er Macron schon aus seiner Zeit als Erster Bürgermeister Hamburgs kenne und gut mit ihm zusammenarbeiten werde. Deutschland werde die Ukraine weiter unterstützen, auch wenn man aus historischen Gründen keine letalen Waffen liefere. So setze sich Berlin unter anderem dafür ein, dass die Ukraine weiter Gastransitland bleibe, sagte Scholz. (25.01.2022)

USA und europäische Partner drohen Russland mit “sehr schwerwiegenden Folgen” im Falle eines Einmarsches in die Ukraine

Die Staats- und Regierungschefs der USA und ihrer europäischen Verbündeten haben Russland gemeinsam zu sichtbaren Schritten der Deeskalation im Ukraine-Konflikt aufgefordert. In einer Videokonferenz am Montagabend, an der auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) teilnahm, hätten alle darin übereingestimmt, “dass eine weitere russische Aggression gegen die Ukraine sehr schwerwiegende Folgen haben werde”, erklärte der deutsche Regierungssprecher Steffen Hebestreit anschließend. Die Teilnehmer hätten Kiew “ihre uneingeschränkte Unterstützung für die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine” versichert.

An der Schaltkonferenz nahmen neben US-Präsident Joe Biden und Scholz der französische Präsident Emmanuel Macron, der italienische Regierungschef Mario Draghi, der polnische Präsident Andrzej Duda, der britische Premierminister Boris Johnson, Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel teil.

Alle Teilnehmer seien sich einig gewesen, dass Fragen der Sicherheit und Stabilität in Europa im Wege von Verhandlungen gelöst werden müssten. Sie hätten ihre Bereitschaft bekräftigt, entsprechende diplomatische Bemühungen fortzusetzen, unter anderem mit direkten Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine unter Vermittlung von Deutschland und Frankreich im sogenannten Normandie-Format.

Scholz hatte vor der Videoschalte gesagt, das Gespräch sei “ein gutes Zeichen für die enge Zusammenarbeit” der Verbündeten in dem Konflikt. “Die Lage ist ernst, aber nicht erst heute, sondern seit vielen, vielen Tagen, Wochen und Monaten schon.” Deswegen sei es wichtig, geschlossen zu handeln. Dazu gehöre es, darauf zu pochen, dass Grenzen in Europa nicht verletzt werden dürften. “Wir werden das auch nicht hinnehmen (…). Das würde hohe Kosten haben”, sagte Scholz. (25.01.2022)

Gespräche zwischen Russland und der Ukraine für Mittwoch geplant

Im angespannten Konflikt zwischen Russland und der Ukraine wollen sich Vertreter beider Länder am Mittwoch zu Gesprächen in Paris treffen. Gemeinsam mit Frankreich und Deutschland soll eine Zusammenkunft auf Beraterebene im sogenannten Normandie-Format stattfinden, wie es aus Élysée-Kreisen hieß. Inhaltlich solle es darum gehen, humanitäre Maßnahmen auszuhandeln und ein Datum zu bestimmen, an dem die Ukraine und Separatisten über ein Gesetz zum Status des Donbass diskutieren. Ebenso soll es um Überlegungen der Ukraine für die Zeit nach der angestrebten Reintegration der abtrünnigen Gebiete in der Ostukraine gehen.

Jüngst hatten westliche Staaten immer wieder die Sorge geäußert, der Konflikt könne mit einem Einmarsch russischer Truppen militärisch eskalieren. Moskau bestreitet, dass es solche Pläne gebe. Aus Élysée-Kreisen hieß es, man sei überzeugt, die Mittel zu haben, eine große Krise in Europa zu verhindern. Frankreich und Deutschland sind bemüht, auch auf Ministerebene möglichst bald einen neuen Gipfel anzuberaumen. (25.01.2022)

Ukraine fordert von Deutschland Signal für EU-Beitritt

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, fordert eine Beitrittsperspektive seines Landes für die EU. “Das würde auch Putin nicht provozieren, das ist ein Wirtschaftsbündnis”, sagt Melnyk in der ARD unter Anspielung auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. “Und wir glauben, dass gerade jetzt diese Akzente aus Deutschland benötigt werden.” (25.01.2022)

USA versetzen 8500 Soldaten in erhöhte Transportbereitschaft

Wegen der Ukraine-Krise hat die US-Regierung nach Angaben des Verteidigungsministeriums etwa 8500 Soldaten in den Vereinigten Staaten in erhöhte Transportbereitschaft versetzt. Ministeriumssprecher John Kirby betonte aber, eine Entscheidung über eine Verlegung dieser Truppen nach Europa sei noch nicht getroffen worden. Die entsprechenden Einheiten seien auf Anweisung von US-Präsident Joe Biden und nach Empfehlung von Verteidigungsminister Lloyd Austin in erhöhte Bereitschaft versetzt worden.

“So sind sie darauf vorbereitet, auf eine Bandbreite von Eventualitäten zu reagieren, einschließlich der Unterstützung der Nato-Reaktionskräfte, falls diese aktiviert werden”, sagte Kirby. Über die Aktivierung dieser Nato Response Force (NRF) entscheide die Nato. Kirby sprach im Zusammenhang mit der erhöhten Bereitschaft von einer “Rückversicherung für unsere Nato-Verbündeten”. (24.01.2022)

Streitkräfte der Nato-Staaten sind in Alarmbereitschaft

Die Streitkräfte der Nato-Staaten sind nach Angaben von Generalsekretär Jens Stoltenberg in Alarmbereitschaft. Zudem werde die Allianz ihre Präsenz in Osteuropa mit der Stationierung zusätzlicher Kriegsschiffe und Kampfjets ausbauen.

“Ich begrüße es, dass die Verbündeten zusätzliche Kräfte zur Nato beisteuern”, sagte der Nato-Generalsekretär in Brüssel. Die westliche Militärallianz werde “alle notwendigen Maßnahmen ergreifen”, um ihre Verbündeten zu verteidigen und sie werde, “den östlichen Teil des Bündnisses” verstärken.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell betont nach Beratungen der Außenminister der Europäischen Union in Brüssel, die Bemühungen um eine diplomatische Lösung würden fortgesetzt. Sollte dies nicht gelingen, sei die EU gut vorbereitet für eine Antwort auf eine russische Aggression. Dies gelte auch für die Möglichkeit von Cyber-Angriffen auf die Ukraine.

US-Präsident Joe Biden erwägt einem Bericht der New York Times zufolge die Entsendung Tausender US-Soldaten in die osteuropäischen Nato-Staaten. Eine von mehreren diskutierten Varianten sehe bis zu 5000 Soldaten vor, heißt es aus Regierungskreisen. Diese Zahl könne verzehnfacht werden, sollte die Lage sich verschlechtern. Eine Truppenverlegung in die Ukraine selbst werde bislang nicht erwogen. Das US-Verteidigungsministerium lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab. (24.01.2022)

Großbritannien zieht Diplomaten aus Kiew ab

Wegen der sich zuspitzenden Lage zwischen Russland und der Ukraine zieht auch Großbritannien Mitarbeiter aus seiner Botschaft in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ab. Als Reaktion auf die wachsende Bedrohung durch Russland würden einige Beschäftigte und Angehörige aus der Land zurückgerufen, teilte das Außenministerium in London mit.

Die australische Regierung hat alle Staatsbürger aufgefordert, umgehend die Ukraine zu verlassen. Die Reisewarnung für das Land wurde am Montag “wegen der Gefahr eines bewaffneten Konflikts” auf die höchste Stufe “Do not travel” (deutsch etwa: “Reisen Sie nicht”) heraufgesetzt. Angehörige von australischen Diplomaten würden aus der Hauptstadt Kiew ausgeflogen, hieß es.

Angesichts eines massiven russischen Truppenaufmarsches in der Nähe der Grenze zur Ukraine wird im Westen befürchtet, dass der Kreml einen Einmarsch in das Nachbarland planen könnte. Moskau weist dies zurück und verlangt von USA und Nato Sicherheitsgarantien.

Die Europäische Union sieht dagegen derzeit keinen Grund dafür, Botschaftspersonal zur Ausreise aus der Ukraine aufzufordern. “Ich denke nicht, dass wir dramatisieren müssen”, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Rande eines EU-Außenministertreffens in Brüssel. Solange noch Verhandlungen mit Russland liefen, glaube er nicht, dass man die Ukraine verlassen müsse. Zugleich räumte Borrell ein, dass sich die Situationseinschätzung ändern könne. (24.01.2022)

Auswärtiges Amt arbeitet an Krisenplänen

Das Auswärtige Amt arbeitet an Krisenplänen für Botschaftsmitarbeiter und andere deutsche Staatsangehörige in der Ukraine, sieht derzeit aber keinen Anlass für umfangreiche Rückholaktionen. “Wir haben das in den letzten Wochen immer wieder evaluiert, auch mit unseren europäischen Partnern evaluiert, wie wir schnellstmöglich agieren könnten”, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Rande eines EU-Außenministertreffens in Brüssel. “Aber ich möchte hier ganz deutlich sagen: Das ist der Konjunktiv.”

Allerdings finanziert das Auswärtige Amt ab sofort Familienangehörigen von Mitarbeitern der Botschaft in Kiew eine freiwillige Ausreise. Das gelte auch für deutsche Organisationen wie das Goethe-Institut, den Deutschen Akademischen Austauschdienst und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, sagte Außenamtssprecher Christopher Burger. “Das ist eine Maßnahme, die wir treffen, um die Sicherheit der Menschen, für die wir Verantwortung tragen, dort zu gewährleisten.” Die Arbeitsfähigkeit der Botschaft in Kiew bleibe aber sichergestellt, ergänzte Burger. “Unsere diplomatische Präsenz brauchen wir vor Ort auch weiterhin, um der Ukraine in dieser Situation zur Seite zu stehen.” (24.01.2022)

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