Tote nach russischen Angriffen in Charkiw – Kiew nennt Putin „Hauptkriegsverbrecher“

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Von: Tobias Utz, Kerstin Kesselgruber, Karolin Schäfer, Nadja Austel, Lucas Maier

Russlands Truppen greifen Städte in der Ostukraine an, eine Offensive wird erwartet. Viele Zivilpersonen werden im Ukraine-Krieg getötet: die Lage im News-Ticker.

+++ 22.20 Uhr: Bei russischen Angriffen nahe der ostukrainischen Großstadt Charkiw sind nach ukrainischen Angaben zehn Zivilisten getötet worden, darunter ein Kind. Mindestens elf weitere Menschen seien bei Angriffen auf „zivile Infrastruktur“ in den Orten Balaklija, Pesotschin, Solotschiw und Dergatschi verletzt worden, schrieb Regionalgouverneur Oleg Synegubow am Sonntagabend via Twitter.

Bei russischen Angriffen nahe Charkiw gab es erneut zivile Opfer. (Symbolbild) © dpa/Felipe Dana

Ukraine-Krieg: Flughafen in Dnipro zerstört

+++ 17.24 Uhr: Bei den russischen Angriffen auf die Ostukraine wurde laut ukrainischen Behördenangaben der internationale Flughafen südlich der ukrainischen Industriestadt Dnipro „vollständig zerstört“. Vor Kriegsbeginn starteten und landeten hier etwa Linienflüge nach und von Wien oder Berlin.

Wie der regionale Verwaltungschef am Sonntag über den Nachrichtenkanal Walentyn Resnitschenko am Sonntag im Nachrichtenkanal Telegram mitteilte sei neben dem Flughafen selbst auch die gesamte Infrastruktur zerstört worden. Bereits im März hatten russische Angriffe die Flughafengebäude sowie das Flugfeld beschädigt.

Ukraine-Krieg: 5600 Fälle mutmaßlicher russischer Kriegsverbrechen

+++ 12.58 Uhr: Die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa hat den Raketenangriff auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk, der über 50 Menschen das Leben kostete, als Kriegsverbrechen bezeichnet. Wie Wenediktowa gegenüber dem britischen Sender Sky News bestätigte, gebe es inzwischen Beweise, dass es sich bei dem Angriff auf Tausende Menschen, die auf ihre Evakuierung gewartet hatten, um eine Aktion russischer Truppen gehandelt habe. „Das waren Frauen, das waren Kinder, und sie wollten einfach nur ihr Leben retten“, betonte Wenediktowa.

Laut ihren Schilderungen seien inzwischen 5600 Fälle mutmaßlicher russischer Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in allen ukrainischen Regionen identifiziert worden. Den russischen Präsidenten Wladimir Putin bezeichnete Wenediktowa als den „Hauptkriegsverbrecher des 21. Jahrhunderts“. Der Leiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in der Ukraine, Pascal Hundt, betonte dem Sender gegenüber, er habe nirgendwo sonst solch ein Leid gesehen wie derzeit in der Ukraine.

Ukraine-Krieg: Gouverneur fürchtet „die Hölle“ bei russischer Offensive im Osten

+++ 10.41 Uhr: Der Gouverneur des Gebiets Luhansk geht von einer baldigen Offensive der russischen Armee im Osten der Ukraine aus. „Es ist eine Frage von Tagen“, sagte Serhij Hajdaj der italienischen Zeitung Corriere della Sera. „Sie stellen sich an der Grenze neu auf und bombardieren uns weiter. Sie kennen keine Moral mehr: Sie machen Krankenhäuser, Schulen und Häuser dem Erdboden gleich.“ In den selbst ernannten „Volksrepubliken“ Luhansk und Donezk haben prorussische Separatisten das Sagen. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte beide als unabhängige Staaten anerkannt und danach einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen.

Auf die Frage, was im Ukraine-Krieg nun bevorstehe, sagte Hajdaj: „Die Hölle.“ Er erinnerte an Butscha oder Mariupol, wo seit Wochen schlimme Angriffe und Kriegsverbrechen beobachtet werden. „Bei uns wird es noch viel schlimmer“, sagte der Gouverneur. Anders als in anderen Teilen des Landes gebe es in Luhansk für die Ukrainerinnen und Ukrainer kaum noch Bunker, in denen sie Schutz suchen können. „Wir verstecken uns in den Kellern. Ich versuche, alle meine Mitbürger zu überzeugen, von hier wegzugehen.“

Blick auf Geschäfte im Erdgeschoss und ein Wohnhaus in Sjewjerodonezk in der Region Luhansk am 14.03.2022, die durch den Beschuss durch russische Truppen beschädigt wurden.
Blick auf Geschäfte im Erdgeschoss und ein Wohnhaus in Sjewjerodonezk in der Region Luhansk am 14.03.2022, die durch den Beschuss durch russische Truppen beschädigt wurden. © Ukrinform/dpa

Ukraine-Krieg: Tote in Donezk und Charkiw

Update vom Sonntag, 10.04.2022, 06.39 Uhr: Durch Beschuss sind in der Region Donezk ukrainischen Angaben zufolge mindestens fünf Zivilistinnen und Zivilisten getötet und fünf weitere verletzt worden. Die örtliche Militärverwaltung machte Russland für die Opfer verantwortlich. Auch im nordöstlichen Gebiet Charkiw habe die russische Artillerie von Wladimir Putin* am Samstag (09.04.2022) Siedlungen beschossen, teilten ukrainische Behörden mit. Dabei seien mindestens zwei Menschen getötet und ein Mensch verletzt worden. Viele Häuser seien zerstört.

In der Region Mykolajiw im Süden habe das ukrainische Militär sieben Raketenangriffe der russischen Armee gezählt, hieß es. Dabei sei niemand getötet worden. Ukrainische Kräfte hätten ihrerseits bei drei Angriffen auf russische Truppen am Samstag unter anderem 80 Soldaten getötet sowie drei Panzer und je ein Flugzeug und einen Hubschrauber zerstört. Die Angaben konnten – wie oft im Ukraine-Krieg – nicht unabhängig geprüft werden.

Dem Präsidialamt in Kiew* zufolge konnten am Samstag mehr als 4500 Zivilisten aus den Regionen Donezk, Luhansk und Saporischschja flüchten. Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk warf Russland vor, trotz einer Vereinbarung Busse für Flüchtende auf bestimmten Routen nicht passieren zu lassen. „Die Busse sind nach Saporischschja zurückgekehrt und werden am Sonntag erneut versuchen, die Städte zu erreichen, um unsere Bürger zu evakuieren“, sagte Wereschtschuk.

Ukraine-Krieg: Offenbar Chemieunfall in der Ostukraine

+++ 19.42 Uhr: Bei einem Angriff auf die ostukrainische Stadt Rubischne ist es durch die Beschädigung eines Lagers mit Salpetersäure offenbar zu einem Chemieunfall gekommen. Der Gouverneur des umkämpften ukrainischen Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, warnte die Bevölkerung nach Möglichkeit in Gebäude zu gehen und Türen und Fenster zu schließen. Menschen in Bombenschutzkellern sollten diese nicht verlassen. Zur Warnung veröffentlichte er ein Video mit einer dicken rötlichen Wolke, die von Salpetersäure stammen soll, die stark gesundheitsschädlich ist.

Wie bei den Angriffen im Ukraine-Krieg üblich beschuldigte die Regierung um Gouverneur Hajdaj russische Truppen des Angriffs, während die prorussischen Separatisten von Luhansk ukrainische Kräfte für den Chemieunfall verantwortlich machten. Die Berichte waren nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur bislang nicht unabhängig überprüfbar. Im benachbarten Lyssytschansk forderte der Chef der militärischen Stadtverwaltung die verbliebenen Bürger zu Flucht auf. „Leider lässt der Beschuss nicht nach“, sagte Olexander Sajika in einer Videobotschaft. Es sei überall gefährlich. Das Gebiet Luhansk werde jedoch nicht aufgegeben.

Seit das russische Militär seine Angriffe auf den Osten des Landes konzentriert, ist vor allem die Donbass-Region umkämpft, in der auch Rubischne liegt.
Seit das russische Militär seine Angriffe auf den Osten des Landes konzentriert, ist vor allem die Donbass-Region umkämpft, in der auch Rubischne liegt. (Archivfoto) © Fadel Senna/AFP

Ukraine-Krieg: Evakuierung von Kramatorsk wird nach Raketenangriff fortgesetzt

+++ 15.12 Uhr: Am Tag nach dem Angriff auf tausende Zivilpersonen am Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk geht die Evakuierung der Überlebenden des tödlichen Raketenangriffs weiter. Der Bahnhof selbst, bei dessen Beschuss nach Behördenangaben mindestens 52 Menschen ums Leben kamen und 109 weitere verletzt wurden, bleibt am Samstag weiterhin geschlossen. Nach Angaben der ukrainischen Bahngesellschaft bringen jedoch Züge aus der Nachbarstadt Slowjansk aus, weiterhin schutzsuchende Ukrainerinnen und Ukrainer außer Landes.

Dutzende Überlebende des Bombenangriffs wurden am Samstag nach Angaben von Repotageteams der Nachrichtenagentur AFP mit Bussen und Kleintransportern aus der Stadt gebracht. Knapp 80 überwiegend ältere Menschen hatten die Nacht in einer Kirche nahe dem Bahnhof verbracht.

Ukraine-Krieg: Raketenangriff auf Flüchtende in Kramatorsk „das grenzenlose Böse“

+++ 12.46 Uhr: Die Europäische Union hat Russland für den Raketenangriff mit Dutzenden Toten auf einen Bahnhof im ukrainischen Kramatorsk verantwortlich gemacht und ihn als Kriegsverbrechen bezeichnet. Die EU sei zutiefst schockiert von Russlands Angriff, sagte der außenpolitische Sprecher der EU in einer Mitteilung am Samstag (09.04.2022). „Das war ein brutaler, wahlloser Bombenangriff auf unschuldige Zivilisten, darunter viele Kinder, die auf der Flucht waren aus Angst vor einem weiteren russischen Angriff auf ihre Heimat und ihr Land“, sagte der Sprecher. Die Verantwortlichen für dieses Kriegsverbrechen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

„Die von den russischen Streitkräften begangenen Gräueltaten in Butscha, Borodjanka und anderen Städten und Dörfern, die jüngst durch die ukrainische Armee von der russischen Besatzung befreit wurden, sowie der brutale Angriff auf den Bahnhof von Kramatorsk sind Teil der verwerflichen Zerstörungstaktiken des Kremls“, hieß es weiter. „Die eklatanten Versuche, die Verantwortung Russlands für diese und andere Verbrechen durch Desinformation und Medienmanipulationen zu verschleiern, sind inakzeptabel“, sagte der Sprecher.

Ukraine-Krieg: Großbritannien rechnet mit weiteren russischen Luftschlägen im Osten und Süden

+++ 10.42 Uhr: Die britische Regierung rechnet mit zunehmenden russischen Luftschlägen im Süden und Osten der Ukraine. Damit solle die russischen Angriffe in der ostukrainischen Donbass-Region sowie rund um die südlichen Städte Mariupol und Mykolajiw unterstützt werden, auf die sich Russland derzeit fokussiere, teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstag (09.04.2022) in seinem regelmäßigen Geheimdienst-Update mit. Das russische Vorhaben, einen Landkorridor zwischen der Schwarzmeer-Halbinsel Krim und dem Donbass zu errichten, werde jedoch weiter vom ukrainischen Widerstand verhindert.

Russland greife weiterhin ukrainische Zivilistinnen und Zivilisten an, so wie diejenigen, die bei dem Raketenangriff auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk getötet worden seien, schrieben die Briten zudem. Bei dem Angriff waren am Freitag (08.04.2022) nach ukrainischen Angaben mehr als 50 Menschen getötet und mehr als 100 weitere verletzt worden.

Ukraine-Krieg: Selenskyj fordert „starke weltweite Antwort“ auf Raketenangriff in Kramatorsk

Update vom Samstag, 09.04.2022, 06.19 Uhr: Nach dem tödlichen Angriff auf Flüchtlinge im Bahnhof von Kramatorsk hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj* eine „starke weltweite Antwort“ gefordert. Selenskyj sagte am Freitagabend (08.04.2022) in einer Videobotschaft, für dieses neuerliche „Kriegsverbrechen Russlands“ würden alle Beteiligten zur Rechenschaft gezogen. 

Selenskyj warf Russland vor, die Zivilbevölkerung seines Landes „zynisch zu vernichten“. „Dies ist das grenzenlose Böse“, schrieb er auf Twitter. „Und wenn es nicht bestraft wird, wird es nie aufhören.“ In seiner Videobotschaft fordert er: „Wir erwarten eine starke weltweite Antwort auf dieses Kriegsverbrechen.“

Der Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk war voller Flüchtlinge, als er am Freitag (08.04.2022) von einer Rakete getroffen wurde. Mindestens 52 Menschen wurden nach Angaben der örtlichen Behörden bei dem Angriff getötet, unter ihnen fünf Kinder. AFP-Reporter vor Ort sahen mindestens 30 Tote unter Plastikplanen und in Leichensäcken. An dem Bahnhof hatten zuvor hunderte Menschen auf einen Zug zur Flucht Richtung Westen gewartet.

Ukrainische Soldaten stehen am Freitag (08.04.2022) während Ermittlungsarbeiten nach russischem Beschuss des Bahnhofs in Kramatorsk neben einem Fragment einer Tochka-U-Rakete
Ukrainische Soldaten stehen am Freitag (08.04.2022) während Ermittlungsarbeiten nach russischem Beschuss des Bahnhofs in Kramatorsk neben einem Fragment einer Tochka-U-Rakete © Andriy Andriyenko/dpa

Ukraine-Krieg: USA geben Russland Verantwortung für Raketenangriff auf Kramatorsk

+++ 23.35 Uhr: Nach Ansicht des US-Verteidigungsministeriums sind die russischen Streitkräfte für den tödlichen Raketenangriff auf einen Bahnhof in der ostukrainischen Stadt Kramatorsk verantwortlich. Russlands offizielle Dementis in dieser Sache seien „nicht überzeugend“, sagte der Sprecher des Pentagons, John Kirby, am Freitag. „Unsere Einschätzung ist es, dass das ein russischer Angriff war und dass sie eine ballistische Kurzstreckenrakete genutzt haben, um ihn auszuführen“, sagte Kirby. Mit Blick auf die zivilen Opfer sagte er, der Angriff sei erneut ein Beispiel der russischen „Brutalität“ und der „Sorglosigkeit“ gegenüber der Zivilbevölkerung.

Die Ukraine und Russland gaben sich am Freitag gegenseitig die Schuld für die Attacke. Westliche Politiker und Analysten zeigten sich aber überzeugt, dass es sich um einen russischen Angriff handelte. Bei dem Angriff auf den Bahnhof waren 50 Menschen getötet worden, davon 5 Kinder. Etwa 100 wurden verletzt, wie der Gouverneur des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, am Freitag sagte. An dem Bahnhof hätten Tausende Menschen darauf gewartet, fliehen zu können.

Ukraine-Krieg: Zahl der Toten nach Angriff auf Bahnhof in Kramatorsk steigt

+++ 20.12 Uhr: Nach dem Raketenangriff auf die ostukrainische Großstadt Kramatorsk nördlich von Donezk sprechen Behörden inzwischen von 50 zivilen Todesopfern, darunter fünf Kinder. Weitere über hundert Menschen wurden bei dem russischen Angriff am Freitag verletzt. Zwar weist Moskau die Verantwortung für die Aktion zurück, zahlreiche Berichte von westlichen Geheimdiensten und Investigativteams weisen jedoch darauf hin, dass die russischen Streitkräfte hinter der tödlichen Attacke stecken.

Zum Zeitpunkt des Angriffs hatten sich fast 4000 Menschen in der Umgebung des Evakuierungsbahnhofs aufgehalten.
Zum Zeitpunkt des Angriffs hatten sich fast 4000 Menschen in der Umgebung des Evakuierungsbahnhofs aufgehalten. © Fadel Senna/AFP

+++ 13.45 Uhr: Während Russland versucht, die Verantwortung für den Raketenangriff auf Kramatorsk von sich zu weisen, hat sich mittlerweile auch Wolodymyr Selenskyj geäußert: „Die russischen Monster geben ihre Methoden nicht auf. Ihnen fehlt die Kraft und die der Mut, sich uns auf dem Schlachtfeld entgegenzustellen, deshalb greifen sie die Zivilbevölkerung an.“

In einer Video-Schalte im finnischen Parlament sagte Selenskyj mit Blick auf den Raketenangriff: „Das ist der 44. Tag unserer Realität.“ Weiter gab er zu verstehen, dass es sich um einen gewöhnlichen Bahnhof gehandelt habe.. Laut dem Präsidenten zeige der Angriff, was Russland unter dem „Schutz“ der Donbass-Region verstehen würde.

Ukraine-Krieg: 39 Tote durch Raketenangriff auf Bahnhof – Russland rudert mit Statement zurück

+++ 12.15 Uhr: Russland hat die Verantwortung für die Raketenangriffe auf den Evakuierungsbahnhof in Kramatorsk mittlerweile zurückgewiesen. Dabei handle es sich lediglich um Anschuldigungen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Es sei eine „Provokation“, die „nichts mit der Realität zu tun“ habe. Das Statement widerspricht dem, was zuvor aus dem Ministerium in Moskau zu vernehmen war. In einem früheren Statement hieß es, dass man drei Hochpräzisionsraketen auf drei Bahnhöfe im Donbass (Ostukraine) abgefeuert habe. Mittlerweile heißt es aus Kramatorsk, dass 39 Menschen ihr Leben durch die Angriffe verloren.

Krieg im Osten der Ukraine: 30 Tote bei Angriff auf Evakuierungsbahnhof – Gouverneur äußert sich

Update vom Freitag, 08.04.2022, 10.30 Uhr: Bei einem Angriff auf den Bahnhof in der ostukrainischen Stadt Kramatorsk sind mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen. Der Angriff soll mit Raketen erfolgt sein. Der Eisenbahnchef Olexander Kamischyn spricht von mindestens 30 Toten und 100 Verletzten. Vom Bahnhof in Kramatorsk aus sind zuletzt immer wieder Zivilpersonen in den westlichen Teil der Ukraine gebracht worden. Nach dem Evakuierungsaufruf der Regierung in Kiew sind täglich bis zu 3000 Menschen von Kramatorsk aus mit dem Zug aus der Ostukraine gefahren.

Bereits am Dienstag (05.04.2022) äußerte sich eine Ärztin aus Kramatorsk beängstigt gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: Sie hoffe, dass die ukrainische Armee noch standhalte, sonst würde in Kramatorsk „das nächste Mariupol“ drohen.

Das Verteidigungsministerium der Ukraine hat derweil auf Twitter Bilder veröffentlicht, welche Kramatorsk kurz nach dem Angriff zeigen. Sie sprechen von insgesamt zwei Raketenangriffen auf die Station. Sie werfen den russischen Streitkräften zudem vor, bei dem Angriff Streumunition verwendet zu haben. Unabhängig überprüft werden konnte dies noch nicht. Die Bilder zeigen mehrere Tote. Der Gouverneur des Oblast Denzk, Pavlo Kyrylenko, spricht davon, dass sich zur Zeit der Angriffe tausende Menschen an der Bahnstation aufgehalten hatten.

Ukraine-Krieg: Einkesselung von Donbass-Städten befürchtet

+++ 22.30 Uhr: Im Ukraine-Krieg verlagert sich der Fokus zunehmend in Richtung Osten. Mit Blick auf eine offenbar unmittelbar bevorstehende russische Großoffensive im Donbass appellierte der ukrainische Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, am Donnerstag eindringlich an seine Landsleute, den Donbass zu verlassen. „Bitte gehen Sie“, sagte Gajdaj. Es gelte, ein „zweites Mariupol“ zu verhindern. Forensische Analysen des Bundesnachrichtendienstes (BND) stützen Angaben Kiews zu mutmaßlichen russischen Kriegsverbrechen im Großraum Kiew. „Diese paar Tage sind vielleicht die letzte Chance“, um die Ostukraine zu verlassen, mahnte Gajdaj auf Facebook. Sämtliche Städte in der Region befänden sich unter Beschuss, was die Evakuierungsbemühungen erschwere. Einige Orte seien bereits nicht mehr zugänglich.

Die ukrainische Bahn warf der russischen Armee vor, Evakuierungszüge für Zivilisten in der Ostukraine zu blockieren. Russland habe eine Bahnstrecke in der Nähe des Bahnhofs Barbenkowo angegriffen, erklärte Bahnchef Oleksandr Kamytschin. Diese Strecke sei der „einzige Ausweg per Zug für Städte wie Slawjansk, Kramatorsk und Lyman“. In Slawjansk und Kramatorsk seien die Passagiere dreier gestoppter Züge zunächst in einem Bahnhof untergebracht worden.

+++ 18.45 Uhr: Die ukrainische Regierung bereitet sich auf einen anstehenden Großangriff der russischen Streitkräfte im Osten vor. Gouverneur Gajdaj erklärte, in seiner Region werde bereits überall angegriffen. „Es gibt in der Region kein funktionierendes Krankenhaus mehr.“ Beim Beschuss der Städte Sewerodonezk und Rubischne nahe der Front wurde laut dem Gouverneur bisher mindestens ein Mensch getötet.

In der 15.000-Einwohner-Stadt Wugledar südwestlich von Donezk wurden nach Angaben der regionalen Behörden vier Zivilisten bei der Bombardierung eines Zentrums zur Verteilung von Hilfsgütern getötet und vier weitere verletzt. „Der Feind hat direkt dorthin gezielt, um die Zivilisten zu vernichten“, erklärte der Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, auf Facebook.

Präsident Selenskyj beschuldigt Russland, Hilfsorganisationen den Zugang zu Mariupol zu blockieren, um tausende Opfer in der Stadt zu verschleiern. „Ich denke, dass sie Angst haben, dass die Welt sieht, was dort vor sich geht, solange nicht alles von russischen Soldaten ‚gesäubert‘ wurde“, sagte Selenskyj in einem Interview mit dem türkischen Fernsehsender Habertürk am Mittwoch (06.04.2022). Die Hafenstadt ist weitgehend zerstört. Wie die Mariupoler Stadtverwaltung erklärte, dürften es angesichts der Größe der Stadt und der Dauer der Blockade bislang „zehntausende Opfer unter der Zivilbevölkerung gegeben haben“.

Ukraine-Krieg: Russland nimmt Zentrum von Mariupol ein – Vorstoß auf Donezk

+++ 14.40 Uhr: Im Südwesten des Oblast Luhansk, im Osten der Ukraine wird weiter heftig um die Städte Rubischne, Popasna und Sjewjerodonezk gekämpft. Das erklärte Ziel der Streitkräfte aus Russland sei die „Befreiung“ des Gebietes, auf welches pro russische Seperatisten Anspruch erheben, das berichtet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf den ukrainischen Präsidentenberater Olexeij Arestowytsch.

Im Gebiet Donezk, südwestlich vom Gebiet Luhansk, versuchen die Truppen aus Russland ebenfalls weiter vorzudringen. Arestowytsch sieht hier jedoch wenig Erfolg für die Besatzer. So würden die russischen Truppen derzeit versuchen von der Stadt Isjum, weiter in Richtung der Städte Luhanska und Donezk vorzustoßen. Isjum liegt ungefähr auf halbem Weg zwischen Charkiw und Luhansk. Die nächsten Ziele der Besatzer Armee könnten hier die Stadt Slowjansk und anschließend die Stadt Kramatorsk sein.

Ein weiterer Stoßtrupp soll laut Arestowytsch rund 100 Kilometer von Mariupol entfernt versuchen von der Stadt Wuhleda in Richtung Marjinka, einem Vorort von Donezk, vorzustoßen. „Dies ist ein Versuch, unsere Soldaten einzukreisen, aber ich glaube, dieser Versuch wird vergebens sein. Das Gelände ist zu ungünstig für den Feind“, ordnete der Präsidentenberater das Vorgehen Russlands an dieser Stelle ein.

Krieg im Osten der Ukraine: Krankenhäuser in Mariupol geräumt

+++ 13.25 Uhr: Während sich die Streitkräfte Russlands aus der Region Kiew und dem Norden der Ukraine zurückziehen, wird im Osten weiter vor Attacken gewarnt. „Diese paar Tage sind vielleicht die letzte Chance“, zitiert die Nachrichtenagentur AFP den ukrainischen Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj. Die russischen Truppen würden derzeit versuchen, Fluchtrouten abzuschneiden. Unabhängig bestätigt werden konnte das bisher nicht.

Im Oblast Luhansk würde es bereits in weiten Teilen Angriffe geben, so Gadjdaj. „Es gibt in der Region kein funktionierendes Krankenhaus mehr“. Der Gouverneur erklärte in Zusammenhang mit der Evakuierung weiter, dass die ukrainische Verwaltung „kein zweites Mariupol“ haben wollen würde.

Ukraine-Krieg: Charkiw weiter unter Beschuss

+++ 12.45 Uhr: In der Nacht kam es zu 48 Angriffen auf zivile Infrastruktur, das berichtet Kiew Independent unter Berufung auf Oleh Sinehubov, den Leiter der regionalen Verwaltung von Charkiw. In der Stadt Balakliia im Oblast Charkiw, im Osten der Ukraine, wurden nach Angaben von Sinehubow drei Personen getötet. Die Angriffe erfolgten durch Raketen, Artillerie und Mörser. In der Stadt Losowa schlugen laut dem Leiter der Verwaltung ebenfalls Raketen ein, hier kam nach aktuellem Kenntnisstand allerdings niemand zu Schaden.

Ukraine-Krieg: Kampf um Mariupol

Erstmeldung vom Donnerstag, 07.04.2022, 11.45 Uhr: Das Zentrum der seit Wochen umkämpften Hafenstadt Mariupol scheint eingenommen worden zu sein. Prorussische Separatisten haben nach eigenen Angaben, mit Unterstützung der Truppen aus Moskau* die weitgehende Kontrolle über das Zentrum der Stadt im Osten der Ukraine erlangt. Dementgegen steht die Darstellung der Gegenseite. „Mariupol hält sich“, sagte der ukrainische Präsidentenberater Olexeij Arestowytsch. Die Kämpfe hätten sich nach pro-russischen Angaben in den Bereich des Hafens, sowie rund um das Stahlwerk „Asow-Stahl“*, verlagert.

Rund 3000 Soldatinnen und Soldaten der Ukraine würden in Mariupol noch Widerstand leisten, so Bassurin. Laut dem pro-russischen Separatisten würden die Verteidiger Unterstützung aus der Bevölkerung erhalten. Die Angaben konnten bisher nicht unabhängig bestätigt werden. Seit Wochen ist die Lage in Mariupol katastrophal. Die Stadtverwaltung spricht von möglicherweise zehntausenden getöteten Menschen aus der Zivilbevölkerung. Immer wieder scheitern Versuche, die verbliebenen Einwohner zu evakuieren. Mariupol gilt als ein strategischer Schlüssel im Ukraine-Krieg*. (tu/lm/ksa/na/kke mit AFP/dpa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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