„Stärkste“ Raketenangriffe „aller Zeiten“ auf Mykolajiw – Russland mit Vakuumbomben-Einsatz?

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Von: Tobias Utz, Jan-Frederik Wendt, Jan Oeftger

Am Sonntagmorgen kommt es zu Angriffen Russlands auf den Süden der Ukraine: die Lage im News-Ticker am 31. Juli.

+++ 09.00 Uhr: Der Bürgermeister der Stadt Mykolajiw hat neue Details zu den russischen Angriffen in der Nacht auf Sonntag genannt. Dabei habe es sich die „stärksten aller Zeiten“ gehandelt, verschiedene Sprengstoffe seien zum Einsatz gekommen. Zwischen 01.00 Uhr und 06.00 Uhr sei es dazu gekommen, betonte Oleksandr Sienkevych. Eine Schule und mehrere Privathäuser seien teilweise zerstört worden. Die Rettungsarbeiten laufen. Die Angaben des Bürgermeisters lassen sich nicht unabhängig prüfen.

+++ 07.45 Uhr: Das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte wurde offenbar bei einem Drohnenangriff getroffen. Wie der Gouverneur der Stadt Sewastopol, Michail Raswoschajew, auf Twitter mitteilte, wurden bei der Attacke fünf Mitarbeiter der Zentrale verletzt. „Am heutigen frühen Morgen haben ukrainische Nationalisten entschieden, uns den Tag der Marine zu verderben“, betonte Raswoschajew. Die Feierlichkeiten zum „Tag der Marine“ finden am heutigen Sonntag vor allem in St. Petersburg statt. Dabei sollen die Leistungen des Militärs gehuldigt werden, ähnlich wie am 9. Mai, dem „Tag des Sieges“ über Nazi-Deutschland.

+++ 07.00 Uhr: Bei dem Angriff auf das Lager mit ukrainischen Kriegsgefangenen in Oleniwka am Freitag (29. Juli) könnten offenbar thermobare Waffen, auch als Vakuumbomben bezeichnet, zum Einsatz gekommen sein. Das Nachrichtenportal Nexta berichtet, dass die Beschädigung des Gebäudes daraufhin deute. Beispielsweise fehle ein Krater, den ein mutmaßlicher Raketeneinschlag verursacht hätte. Die russische Regierung hatte im Nachgang behauptet, dass ein Mehrfachraketenwerfer des Typs „HIMARS“ dafür verantwortlich sei. Die USA hatten diese kürzlich an die Ukraine geliefert. Der Behauptung aus Moskau widersprach der Ex-Militär Thomas C. Theiner in einem Statement auf Twitter. „Hätte eine HIMAR eingeschlagen, läge das Gebäude in Trümmern. Das Mauerwerk ist allerdings größtenteils noch intakt“, so Theimer. Alle genannten Informationen lassen sich nicht unabhängig prüfen.

Ukraine-Krieg
Dieses von Maxar Technologies zur Verfügung gestellten Satellitenfoto zeigt das Gefangenenlager von Oleniwka in der östlichen Provinz Donezk, nachdem bei einem Angriff auf das Gefängnis ukrainische Soldaten getötet wurden. © Maxar Technologies / AP/ dpa

+++ 06.30 Uhr: US-Kampfflugzeuge sollen in Polen stationiert werden, um die Nato-Mission „Luftabschirmung“ zu unterstützen. Das berichtet das Nachrichtenportal Nexta.

News zum Ukraine-Krieg: Beschuss in Charkiw gemeldet

+++ 06.00 Uhr: Auch in Charkiw wird am Sonntagmorgen russischer Beschuss gemeldet. Bürgermeister Ihor Terechow bestätigte gegen 04.40 Uhr, dass zahlreiche Gebäude beschädigt wurden. Dies betrifft offenbar den Bezirk Nemyschlianskyi, wie das Nachrichtenportal Kyiv Independent berichtet.

+++ 05.30 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zur Flucht aus Donezk aufgerufen. Die russische Armee greife den gesamten Donbass an, sagte er in einer Videoansprache.

News zum Ukraine-Krieg: Russland greift Mykolajiw in der Nacht an

Update vom Sonntag, 31. Juli, 05.00 Uhr: Die Stadt Mykolajiw steht in der Nacht auf Sonntag und in den Morgenstunden offenbar erneut unter Beschuss. Wie der Bürgermeister mitteilte, gab es mehrere Explosionen im Stadtgebiet. Diese seien durch Streumunition verursacht worden, sagte Oleksandr Sienkevych laut einem Bericht des Nachrichtenportals Kyiv Independent. Sienkevych forderte die Zivilbevölkerung von Mykolajiw auf, Schutzräume aufzusuchen. Die Angaben sind nicht unabhängig prüfbar. Allerdings war es bereits am Samstag zu Raketenangriffen der russischen Armee auf die Stadt in der Südukraine gekommen. Dort leben circa 480.000 Menschen.

+++ 19.30 Uhr: Die UN will den russischen Angriff untersuchen, bei dem 50 ukrainische Kriegsgefangene in Olenivka getötet wurden. „Wir sind bereit, ein Expertenteam zu entsenden, das mit Zustimmung der Parteien eine Untersuchung durchführen kann“, sagte Farhan Haq, stellvertretender Sprecher des UN-Generalsekretärs, gegenüber russischen Medien.

Derweil stürmen russische Streitkräfte ein Dorf bei Bakhmut im Gebiet Donezk. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs haben die russischen Streitkräfte einen Teilerfolg im Dorf Semyhiria in der Nähe von Bakhmut in der Oblast Donezk erzielt und sich am Rande der Siedlung verschanzt.

+++ 16.08 Uhr: Nach dem Beschuss eines Gefangenenlagers im Dorf Olenivka in der ukrainischen Region Donezk hat das russische Staatsfernsehen eine Liste der Namen 50 getöteter und 73 verletzter Asow-Kämpfer veröffentlicht. Das berichtet das ukrainische Nachrichtenportal Pravda. Trotz Bemühungen der ukrainischen Behörden, offizielle Angaben zu Toten und Verletzten zu erhalten, habe es darüber hinaus jedoch keine Meldung seitens Russlands gegeben, wie der Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Dmytro Lubinets, dem Nachrichtenportal mitteilte.

Aktuell könne Lubinets „nur die Gesamtzahlen einsehen: Also wie viele dort gefangen gehalten wurden, wie viele getötet wurden, wie viele verletzt. Diese Zahlen können wir bereits zuverlässig einschätzen. Doch das Internationale Komitee des Roten Kreuz kann die Namen der Toten und Verletzten nicht an uns herausgeben. Konkrete Informationen dürfen nur an die Angehörigen weitergegeben werden.“

Angriff auf Gefangenenlager im Ukraine-Krieg: Pentagon warnt vor Falschinformationen

Indessen schieben beide Kriegsparteien nach wie vor die Schuld an dem Angriff am Freitag (29. Juli) auf die jeweils andere Seite. Vor diesem Hintergrund wurde nun aber in einem offiziellen Briefing des US-Verteidigungsministerium dazu aufgerufen, die Informationen aus Russland „mit Vorsicht zu behandeln, einfach weil wir wissen, dass viele ihrer Behauptungen in der Vergangenheit weit entfernt von der Wahrheit waren“ zitiert das Nachrichtenportal Kyiv Independent einen nicht namentlich genannten Vertreter des US-Militärs.

+++ 14.15 Uhr: Der offizielle Twitter-Account von Russlands Botschaft in Großbritannien hat verlauten lassen, dass Mitglieder des rechtsextremen Asow-Bataillons, das lange in Mariupol Widerstand leistete, den Tod durch „Erhängen“ verdienen. Es seien „keine echten Soldaten“, die „einen erniedrigenden Tod“ verdienen, hieß es in einem Post der Botschaft. Der Kurznachrichtendienst löschte den Post nicht, verwies allerdings darauf, dass er Hass schüre und gegen die Twitter-Regeln verstoße.

+++ 13.30 Uhr: Die Zahl der Todesopfer nach dem russischen Angriff auf die Stadt Mykolajiw am Freitag ist auf sieben gestiegen. Das erklärte der Bürgermeister Oleksandr Sienkevych am Samstag, wie das Nachrichtenportal Kyiv Independent berichtet. Zwei Personen seien im Krankenhaus gestorben. Die Zahl der Verletzten liegt bei 19. Diese Angaben sind nicht unabhängig prüfbar.

News zum Ukraine-Krieg: Polen fordert „seriöses“ Angebot für Panzerringtausch

+++ 12.30 Uhr: Polen hat Deutschland um ein „seriöses“ Angebot für einen Panzerringtausch gebeten, um Waffen an die Ukraine liefern zu können. Es solle „wesentlich zur Stärkung der polnischen und regionalen Verteidigungskapazitäten beitragen“, schrieb der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczczak in einem Brief seine Amtskollegin Christine Lambrecht (SPD). Die bisherigen Waffenlieferungen an die Ukraine hätten „Lücken“ im Verteidigungshaushalt Polens hinterlassen. Dies müsse nun aufgefangen werden, betonte Blaszczczak.

Gegen das bisherige Angebot Deutschlands hatte Polen protestiert: Es beinhaltete 20 Panzer des Typs „Leopard 2“ mit einer stückweisen Lieferung ab dem Jahr 2023. Verteidigungsministerin Lambrecht hatte das Angebot gegenüber Polen damit begründet, dass die deutschen Militärbestände sehr gering seien.

+++ 11.00 Uhr: Laut einer Einschätzung des britischen Geheimdienstes will die russische Armee die Nachschublogistik in den Süden der Ukraine mithilfe eines Fährensystems und Pontonbrücken sichern. Wegen Brückenschäden durch ukrainische Raketenangriffe droht den Truppen in bestimmten Gebiete eine Isolation. Das lässt sich nicht unabhängig prüfen. Zum Hintergrund: Eine Pontonbrücke besteht aus zahlreichen kleinen Schwimmplattformen, auf denen unter anderem Gleise montiert werden können. In Summe bieten sie eine Alternative zu herkömmlichen Brücken über Gewässer.

News zum Ukraine-Krieg: Gazprom dreht Lettland den Gashahn zu

+++ 10.15 Uhr: Das russische Staatsunternehmen Gazprom hat laut eigenen Angaben die Lieferungen nach Lettland eingestellt. Das Nachbarland habe gegen Abnahmebedingungen verstoßen, hieß es in einer Mitteilung. Der lettische Gasversorger Latvijas Gaze hatte zuvor erklärt, russische Gas in Euro statt in Rubel bezahlen zu wollen. Die Regierung in Riga hatte zudem angekündigt, nur noch bis Ende des Jahres Gas aus Russland beziehen zu wollen. Nachbarland Litauen verzichtet bereits komplett auf Lieferungen von Gazprom.

+++ 09.45 Uhr: In zahlreichen Regionen Russlands läuft aktuell eine verdeckte Mobilisierung für die Armee. Berichten zufolge will Präsident Putin bis zu 30.000 neue Soldaten in den Ukraine-Krieg schicken.

+++ 09.15 Uhr: Die ukrainische Armee hat laut eigenen Angaben russische Streitkräfte in der Region Cherson angegriffen. Dabei seien 105 russische Soldaten getötet und zwei Munitionslager zerstört worden, hieß es. Zudem erklärte das Militärkommando „Süd“ der ukrainischen Armee, dass der Zugverkehr nach Cherson über den Fluss Dnipro unterbrochen worden sei. Die russischen Truppen würden dadurch weiter von der Versorgung der besetzten Halbinsel Krim und des Osten isoliert. Die Angaben sind nicht unabhängig prüfbar.

+++ 06.30 Uhr: Das Internationale Rote Kreuz hat angeboten, bei der Evakuierung verwundeter Kriegsgefangener aus dem Gefängnis in Oleniwka zu helfen. „Wir haben um Zugang gebeten, um den Gesundheitszustand aller Personen festzustellen, die zum Zeitpunkt des Angriffs vor Ort waren“, teilte das Komitee mit. Teil davon sei Schutzausrüstung, medizinische Hilfsgüter und „forensisches Material“, hieß es. Die Regierungen in Kiew und Moskau beschuldigen sich bislang gegenseitig, für den Angriff auf das Gefängnis verantwortlich zu sein.

News zum Ukraine-Krieg: Neue Details zu Annexionen

+++ 05.45 Uhr: Das US-Thinktank „Institute for the Study of War“ berichtet, dass Vertreterinnen und Vertreter von Wladimir Putins Partei „Einiges Russland“ in vorübergehend besetzte Regionen der Ukraine gereist sind, um wahrscheinlich die Bedingungen für eine Annexion oder ein inszeniertes „Referendum“ zu schaffen. Seit Wochen gibt es Berichte, wonach Russland über die genannte Referenda versuchen will, eine rechtliche Grundlage für die Besetzungen zu schaffen. Die Informationen des Thinktanks sind nicht unabhängig prüfbar.

News zum Ukraine-Krieg: Russland bombardiert erneut Charkiw

Erstmeldung vom Samstag, 30. Juli, 05.00 Uhr: Russische Truppen haben in der Nacht auf Samstag abermals die Region Charkiw bombardiert. Das Nachrichtenportal Kyiv Independent berichtet mit Verweis auf Aussagen des zuständigen Gouverneurs, dass unter anderem eine Schule angegriffen wurde. Gegen 03.00 Uhr soll es zu den Bombardierungen gekommen sein. Über etwaige Opferzahlen ist bislang nichts bekannt. Das russische Militär hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. Die Angaben sind nicht unabhängig prüfbar.

Für den Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands plant der Kreml derweil eine militärische Gegenreaktion. Dmitri Medwedew kündigte der Agentur Interfax zufolge an, wenn Nato-Stützpunkte auf dem Territorium der beiden Länder errichtet oder Waffen stationiert werden sollten, würden „unsere Reaktionsschritte symmetrisch dazu erfolgen“. Medwedew ist Vizechef des russischen Sicherheitsrats.

(jfw/tu/jo mit dpa/AFP)

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