++ Schwere Gefechte im Sudan – Bundeswehr bricht Evakuierung von Deutschen ab

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Im Sudan eskaliert der Konflikt zwischen der Armee und dem Paramilitär. Eine Rettungsmission der Bundeswehr scheiterte offenbar. News-Ticker.

Update vom 19. April, 12.44 Uhr: Für Zivilisten wird die Lage im Sudan zunehmend hoffnungslos: Nahrungsmittel-Vorräte schwinden, der Strom fällt aus, Trinkwasser fehlt. Viele Zivilisten nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand und flüchten in Autos oder zu Fuß aus der Stadt, darunter viele Frauen und Kinder. Sie berichten, die Straßen von Khartum seien mit Leichen übersät.

Wegen der Kämpfe sind in der Hauptstadt Khartum 39 der insgesamt 59 Krankenhäuser außer Betrieb. Das teilte das sudanesische Ärztekomitee mit. Einige Krankenhäuser seien bombardiert, andere angegriffen und geplündert worden, hieß es. Das Komitee forderte eine „dringende Intervention“ zum Schutz des medizinischen Personals und der Patienten. Auch Kinderkrankenhäuser seien betroffen.

Schwere Gefechte im Sudan: Bundeswehr bricht Evakuierung ab

Update vom 19. April, 11.58 Uhr: Wegen der schweren Kämpfe im Sudan sind mittlerweile tausende Menschen aus der Hauptstadt Khartum geflohen. Laute Explosionen und heftige Gefechte waren in der Stadt zu hören. Augenzeugen berichteten, dass schwarzer Rauchwolken von Gebäuden in der Nähe des Armee-Hauptquartiers aufstiegen.

Regierungen anderer Länder begannen mit Planungen, ihre Mitarbeiter:innen aus dem Sudan in Sicherheit zu bringen – auch Deutschland. Wie der Spiegel berichtet, wollte die Bundeswehr in einer Geheimoperation rund 150 Deutsche aus Khartum ausfliegen, musste die gefährliche Evakuierung aber stoppen.

Mit drei A400M-Transportfliegern wollte die Bundeswehr offenbar Deutsche aus dem Sudan holen. Die Evakuierungsmission scheiterte.

© IMAGO/Urbanandsport

Geplant sei gewesen, mit drei riesigen Transportfliegern deutsche Diplomaten, Polizisten, Entwicklungshelfer und andere Deutsche aus dem Sudan auszufliegen. Wegen neuer Kämpfe und Luftangriffe habe die Bundeswehr ihr Vorhaben allerdings abbrechen müssen. Die Transportflieger sollen nun offenbar nach Deutschland zurückkehren.

News zu den Kämpfen im Sudan: Konflikt könnte weite Kreise ziehen

Update vom 19. April, 9.55 Uhr: Laut einem Bericht der britischen Zeitung The Guardian besteht die Gefahr, dass die Kämpfe im Sudan auf Nachbarländer übergreifen könnten, zum Beispiel auf den Tschad und die Zentralafrikanische Republik. Zudem könnten immer mehr in- und ausländische Akteure in den Konflikt hineingezogen werden.

Es gebe keine Anzeichen, dass einer der beiden Seiten im Sudan auf Gewalt verzichten werde. Erschwerend sei, dass andere Länder starke Interessen im Sudan haben, so zum Beispiel Ägypten, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate. Der Anführer der Rapid Support Forces (RSF) habe zudem Kontakte zur russischen Wagner-Truppe.

Kämpfe im Sudan: Luftangriffe auf Hauptstadt Khartum

Update vom 19. April, 09.10 Uhr: Bei den andauernden Kämpfen im Sudan hat die Intensität der Luftangriffe auf Ziele in der Hauptstadt Khartum in den frühen Morgenstunden am Mittwoch zugenommen. Auch sei am fünften Tag der Kämpfe mehr Schussfeuer zu hören gewesen, sagte ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vor Ort. Bereits am Dienstagabend hatten sich Hoffnungen auf eine mögliche 24-stündige Waffenruhe zerschlagen, die zuvor laut Vertretern der Konfliktparteien angesetzt worden war. Es war die dritte gescheiterte Feuerpause seit Beginn der Gefechte am Samstag.

Waffenruhe im Sudan offenbar gescheitert

Update vom 19. April, 06.28 Uhr: Es ist kein Ende der Gewalt in Sicht: Eine für den Abend angesetzte Waffenruhe im Sudan ist erneut gescheitert. Die Kämpfe zwischen der Armee und der paramilitärischen Miliz RSF in der Hauptstadt Khartum seien ohne Unterbrechung weitergegangen, berichten Medien und Augenzeugen. Nach Angaben der Vereinten Nationen kamen seit Beginn der Gefechte bislang 270 Menschen ums Leben, etwa 2.600 wurden verletzt.

Verwirrung um mögliche Waffenruhe im Sudan – „Vernichtende Niederlage vertuschen“

Update vom 18. April, 20.25 Uhr: Hoffnungen auf eine Feuerpause in den schweren Gefechten im Sudan haben sich am Dienstagabend zunächst nicht erfüllt. Explosionen und Schüsse waren Medienberichten und Augenzeugen auf Twitter zufolge in der Hauptstadt Khartum durchgehend auch nach dem laut Vertretern beider Seiten geplanten Beginn einer 24-stündigen Waffenruhe um 18 Uhr (Ortszeit/MEZ) zu hören.

Die paramilitärische Gruppe RSF warf der sudanesischen Armee bereits um 18.14 Uhr in einer Mitteilung auf Twitter den „Verstoß gegen die unter internationaler Vermittlung vereinbarte Waffenruhe“ vor. „In den ersten Stunden der erklärten Waffenruhe“ sei es zu Angriffen auf RSF-Kräfte gekommen, hieß es. Solche Angaben zu den Kämpfen ließen sich nicht überprüfen.

Update vom 18. April, 15.52 Uhr: Die sudanesische Armee macht widersprüchliche Angaben zu einer möglichen 24-stündigen Waffenruhe mit den rivalisierenden Rapid Support Forces (RSF). Am Vormittag teilte der Sprecher der Streitkräfte auf der Facebook-Seite der Armee mit, nichts von einer „Verständigung mit Vermittlern und der internationalen Gemeinschaft“ über einen Waffenstillstand zu wissen.

Er warf der RSF vor, die Waffenruhe als Vorwand zu nutzen, um „die vernichtende Niederlage vertuschen, die sie innerhalb weniger Stunden erleiden werden“. Kurz zuvor hatte der Anführer der RSF, Mohammed Hamdan Daglo, Bereitschaft für eine 24-stündige Waffenruhe signalisiert.

Dem US-Fernsehsender CNN hatte der Oberbefehlshaber der sudanesischen Streitkräfte, Abdel Fattah al-Burhan, zuvor hingegen noch gesagt, offen für einen Waffenstillstandsvorschlag zu sein. Ein hochrangiger General der sudanesischen Armee sagte dem arabischen Fernsehsender Al-Arabiya außerdem die Unterstützung für eine 24-stündige Feuerpause ab Dienstagabend zu. Eine offizielle Zustimmung Burhans infolge von Daglos Äußerungen blieb zunächst jedoch aus.

Blutige Kämpfe im Sudan: Feuerpause kommt offenbar – Ende steht bereits fest

Update vom 18. April, 14.05 Uhr: Die Konfliktparteien im Sudan haben sich auf eine 24-stündige Feuerpause verständigt. Die Waffen sollten ab Dienstag, 18.00 Uhr (MESZ) für einen Tag schweigen, teilte die Armee mit. An eine Verlängerung sei aber nicht gedacht, sagte General Schams El Din Kabbaschi vom regierenden Militärrat im TV-Sender Al-Arabiya. Der Anführer der mit der Armee rivalisierenden Paramilitärs (RSF), General Mohammed Hamdan Dagalo, erklärte, seine Einheiten befürworteten die Feuerpause.

Blutige Kämpfe im Sudan: Paramilitärs-Führer signalisiert Entgegenkommen – vorübergehend

Update vom 18. April, 11.39 Uhr: RSF-Anführer Mohamed Hamdan Daglo hat sich nun für eine 24-stündige Waffenruhe im Sudan ausgesprochen, „damit Zivilisten und Verwundete evakuiert werden können“. Das teilte der Chef der sudanesischen Paramilitärs auf Twitter mit.

Zuvor hatte US-Außenminister Antony Blinken sowohl mit Daglo als auch mit De-Facto-Präsident Abdel Fattah Al-Burhan telefoniert und beide rivalisierende Parteien zu einem Waffenstillstand gedrängt. Al-Burhan äußerte sich zu einem temporären Waffenstillstand zunächst nicht.

Putschversuch im Sudan: US-Außenminister Blinken telefoniert mit Konfliktführern

Update vom 18. April, 10.34 Uhr: US-Außenminister Antony Blinken hat nun mit den Konfliktführern im Sudan getrennt telefoniert und dabei „die Dringlichkeit einer Waffenruhe“ betont. Blinken sprach mit den Befehlshabern der sudanesischen Streitkräfte und der RSF-Miliz. Dabei habe sich der Minister „ernsthaft besorgt“ gezeigt über die vielen Toten und Verletzten in der Zivilbevölkerung, erklärte ein Ministeriumssprecher in Japan.

Blinken hält sich aktuell zum Treffen der G7-Außenminister im japanischen Karuizawa auf. Auch die G7-Außenminister riefen die Konfliktparteien auf, „die Kampfhandlungen umgehend zu beenden“ und Verhandlungen wieder aufzunehmen. Bei den Gefechten wurden nach UN-Angaben inzwischen rund 200 Menschen getötet und etwa 1800 weitere verletzt. Die Gewalt hat sich mittlerweile von der Hauptstadt Khartum in andere Teile des Landes ausgebreitet.

Kämpfe im Sudan: Auch EU-Botschafter angegriffen

Update vom 18. April, 5.25 Uhr: Die schweren Gefechte im Sudan gingen auch in der Nacht zum Dienstag (18. April) weiter. Krankenhäuser und Wohngebiete wurden beschossen, die Zahl der Opfer steigt.

Der EU-Botschafter im Sudan wurde in seiner eigenen Residenz angegriffen. Das teilte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell mit. Die Tat stelle einen schwerwiegenden Verstoß gegen das Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen dar, schrieb Borrell auf Twitter. 

Angaben zur Art des Angriffs und zu Tätern machte Borrell nicht. Er ließ auch unklar, ob der Botschafter verletzt wurde oder mit dem Schrecken davonkam. Aus Diplomatenkreisen hieß es am Abend in Brüssel, der Botschafter sei wohlauf und nicht verletzt worden.

Sudan: EU-Außenbeauftragter fordert Waffenruhe für Zivilisten

Update vom 17. April, 21.38 Uhr: Die EU bemüht sich angesichts der schweren Gefechte im Sudan um Einfluss auf die Konfliktparteien des innerstaatlichen Machtkampfes. Man arbeite daran, beide Seiten davon zu überzeugen, eine humanitäre Feuerpause in Erwägung zu ziehen, teilte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Montagabend in Brüssel mit. Die Zivilisten bräuchten dringend eine Waffenruhe. Der Schutz der Zivilbevölkerung sei eine Verpflichtung im Rahmen des humanitären Völkerrechts.

Kämpfe und Opfer im Sudan: Fast 2000 Menschen verletzt

Update vom 17. April, 20.45 Uhr: Bei den Kämpfen im Sudan sind nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens 185 Menschen getötet und 1800 verletzt worden. Dies berichtete der deutsche UN-Vermittler Volker Perthes am Montag per Videokonferenz in New York. In der Hauptstadt Khartum gebe es weiterhin heftige Gefechte auf den meisten Brücken, um den internationalen Flughafen und das Hauptquartier des Militärs. Auch in der Region Darfur werde gekämpft.

Update vom 17. April, 16.20 Uhr: Im Machtkampf zwischen den beiden wichtigsten sudanesischen Generälen hat der bisherige Vize Mohammed Hamdan Daglo internationale Unterstützung gegen Machthaber Abdel Fattah al-Burhan gefordert. General Al-Burhan sei „ein radikaler Islamist, der Zivilisten aus der Luft bombardiert“, schrieb Daglo am Montag auf Twitter. Daglos eigener Militärapparat, die paramilitärische Gruppe RSF, und die sudanesische Armee unter Al-Burhans Kommando kämpfen seit Samstag in der Hauptstadt Khartum und anderen Teilen des Landes gegeneinander. Artillerie, Panzer und Kampfflugzeuge sind im Einsatz.

Update vom 17. April, 14.09 Uhr: Das sudanesische Ärztekomitee hat die Konfliktparteien aufgefordert, ihre „ständigen Angriffe“ auf Krankenhäuser, Krankenwagen und medizinisches Personal einzustellen. Die medizinische Versorgung der Bevölkerung werde durch die systematische Bombardierung und den Beschuss von Gesundheitseinrichtungen blockiert, teilte es mit.

Zudem hätten viele Krankenhäuser und Kliniken weder Trinkwasser noch Nahrungsmittel. Auch ein Kinderkrankenhaus in der Hauptstadt Khartum sei betroffen. Nach Angaben des Ärzte-Komitees sind bislang mindestens 97 Menschen getötet und weitere 942 verletzt worden. Durch anhaltende Kämpfe in dicht besiedelten Stadtteilen werden noch höhere Opferzahlen befürchtet.

Sudan: Nun sollen drei Staatschefs in dem blutigen Konflikt vermitteln

Update vom 17. April, 11.44 Uhr: Der Machtkampf zwischen Armee und Paramilitärs im Sudan fordert weitere Todesopfer. Nun reisen drei ostafrikanische Präsidenten als Vermittler in das Land. Kenias Präsident William Ruto, Südsudans Präsident Salva Kiir und Djiboutis Präsident Ismaïl Omar Guelleh sollen zum frühestmöglichen Zeitpunkt in der Hauptstadt Khartum eintreffen.

Am Tag zuvor hatte die Zwischenstaatliche Behörde für Entwicklung (IGAD) ein außerordentliches Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs Ostafrikas einberaumt. Stabilität im Sudan sei der Schlüssel zur sozialen und wirtschaftlichen Stabilität der Region, hieß es im Anschluss. Der Konflikt untergrabe die in vergangenen Monaten erzielten Fortschritte, das Land auf friedlichem Wege zur Demokratie zurückzuführen.

Machtkampf im Sudan: Zahl der Todesopfer steigt weiter

Update vom 17. April, 08.53 Uhr: Auch am Montagmorgen gehen die schweren Kämpfe im Sudan weiter, laut AFP-Journalisten und -Journalistinnen waren Explosionen zu hören. „Die Zahl der Todesopfer in der Zivilbevölkerung, die seit Beginn der Kämpfe am Samstag zu beklagen sind, ist auf 97 gestiegen“, erklärte die örtliche Ärztegewerkschaft am Montag. Nicht alle Opfer könnten in Krankenhäuser gebracht werden, daher seien möglicherweise noch mehr Menschen gestorben, es gebe Hunderte Verletzte. Seit Beginn der Gewalt beschuldigen sich Armee und Miliz gegenseitig, mit dem Kämpfen begonnen zu haben. 

Auslöser der seit Samstag andauernden Kämpfe war die geplanten Eingliederung der RSF in die Armee; dies gilt als zentraler Schritt bei dem Vorhaben, die Macht in dem nordostafrikanischen Land wieder an eine zivile Regierung zu übertragen.

Sudan: Ängste vor Anhalten der Kämpfe wachsen – Politologe mit Einschätzung

Update vom 17. April, 08.15 Uhr: Ängste vor anhaltenden blutigen Auseinandersetzungen im Sudan wachsen: „Die Kämpfe drohen den ohnehin von Konflikten geprägten Sudan vollends zu zerreißen“, sagte Gerrit Kurtz, Politologe der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin, der dpa. „Entscheidend ist die Entwicklung der kommenden Tage. Dazu zählt, wer von den beiden Parteien Kontrolle über die Staatsinstitutionen im Zentrum Khartums erlangt und wer den Kampf um innenpolitische und internationale Legitimität gewinnt.“

Die Kämpfe haben demnach eine lange Vorgeschichte: „Jahrelange Konkurrenz zwischen beiden Sicherheitskräften, die nur durch eine Zweckgemeinschaft gegen die Zivilgesellschaft zusammengehalten wurden, entlädt sich jetzt in offener Feindseligkeit“, erklärte Kurtz. „Beide Kräfte sind gut bewaffnet, auch wenn die RSF keine Luftwaffe haben und weniger schwere Waffen.“

Das Militär sei durchsetzt mit loyalen Anhängern des 2019 abgelösten Machthabers Al-Baschir, die dem RSF-Führer wegen dessen Rolle beim damaligen Umsturz misstrauen und ihn als Verräter ansehen. „Armeechef Al-Burhan handelt nicht zuletzt unter dem Druck dieser islamistischen Kräfte, der sich mit Blick auf die mögliche Übergabe der Macht an eine zivile Regierung zuspitzte“, so Kurtz. Der General sperre sich gegen die Kontrolle des Sicherheitsapparats durch eine zivile Übergangsregierung, „während Hemedti glaubte, seine Geschäfte und Operationen im Graubereich der Legalität auch so weiterführen zu können“.

Sudan: Vereinte Nationen wollen am Montag in New York über die Lage beraten

Update vom 17. April, 07.00 Uhr: Auch in der Nacht zum Montag haben sich im Sudan die schweren Gefechte zwischen den rivalisierenden Lagern der zwei mächtigsten Männer des Landes fortgesetzt. Aus der Hauptstadt Khartum berichteten Anwohner von anhaltenden Schüssen und Explosionen, aber auch in anderen Teilen des Landes am Horn von Afrika gingen die Kämpfe weiter – etwa in der Hafenstadt Port Sudan am Roten Meer und in der Stadt Merowe, die über einen wichtigen Flughafen verfügt.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO teilte am Sonntagabend mit, seit Beginn des Konflikts seien mindestens 83 Menschen getötet und mehr als 1126 Menschen verletzt worden. Die Nachrichtenagentur Reuters sprach am Montagmorgen von 97 Toten. Am Montag will der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York über die Lage beraten.

Unklar ist, wer die Oberhand in den Kämpfen hat: Sowohl die sudanesischen Streitkräfte unter dem Befehl von De-Facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan als auch die von seinem Vize Mohammed Hamdan Daglo angeführte paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) verbreiten Erfolgsmeldungen, deren Wahrheitsgehalt sich kaum überprüfen lässt.

Sudan: WHO besorgt über Lage in Krankenhäusern

Aufgrund der schweren Gefechte in Khartum am Wochenende seien die Krankenhäuser der Hauptstadt, in deren Umland rund sechs Millionen Menschen leben, völlig überlastet. Vielen der neun Kliniken, die verletzte Zivilisten aufnehmen, fehle es an medizinischem Material wie Blutkonserven und Transfusionszubehör. Wasser- und Stromausfälle sowie fehlender Treibstoff für die Stromgeneratoren der Krankenhäuser schränkten den Betrieb weiter ein. Auch Fachkräfte wie Anästhesisten fehlten.

Sudan: Mehr als 50 tote Zivilisten bei schweren Auseinandersetzungen

Update vom 16. April, 19.23 Uhr: Bei den Auseinandersetzungen zwischen Militärmachthaber Abdel Fattah al-Burhan und der paramilitärischen Miliz RSF im Sudan hat es wohl viele Todesopfer gegeben. Mehr als 50 Zivilisten sowie dutzende Soldaten und Kämpfer wurden bei den am Samstag begonnen Gefechten nach Angaben des Zentralkomitees sudanesischer Ärzte getötet, mehr als 600 weitere Menschen wurden verletzt.

Der Konflikt entzündete sich an der geplanten Eingliederung der RSF in die Armee; dies gilt als zentraler Schritt bei dem Vorhaben, die Macht in dem nordafrikanischen Land wieder an eine zivile Regierung zu übertragen.

Sudan: Kämpfe zwischen Machthaber und Paramilitär intensivieren sich

Update vom 16. April, 13.18 Uhr: Medienberichten zufolge sollen sich die Kämpfe im Sudan intensiviert haben. Am Abend hatten die Paramilitärs der Rapid Support Forces (RSF) die Einnahme des Generalkommandos in Khartum verkündet – was das Militär als Falschbehauptung bezeichnete. Es teilte am Sonntagmorgen (16. April) mit, „dem Sieg nahe zu sein“.

Hintergrund des Gewaltausbruchs ist ein Machtkampf zwischen Sudans Machthaber General Abdel Fattah al-Burhan und RSF-Anführer Mohammed Hamdan Daglo. Der Konflikt in dem nordafrikanischen Land wuchs sich am Vortag binnen weniger Stunden zu einer Staatskrise aus.

Wer in Khartum zurzeit die Oberhand hat, ist unklar. Einer sudanesischen Ärzte-Organisation zufolge gibt es bislang mindestens 56 zivile Todesopfer und Dutzende getötete Soldaten, berichtete die Nachrichtenagentur dpa.

Update vom 15. April, 22.34 Uhr: Nach der Gewalteskalation im Sudan soll sich der UN-Sicherheitsrat am Montag mit der Lage in dem Krisenstaat beschäftigen. Großbritannien beantragte am Samstag eine Sitzung des mächtigsten Gremiums der Vereinten Nationen, wie mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur sagten. Der 15-köpfige Rat wird sich planmäßig am Vormittag (Ortszeit) hinter verschlossenen Türen treffen.

Zur Beruhigung der eskalierenden Gewalt im Sudan hat UN-Generalsekretär Antonio Guterres mit dem Anführer der beteiligten paramilitärischen Gruppe telefoniert. Guterres sprach am Samstag mit General Mohammed Hamdan Daglo, auch bekannt als Hemeti, von den Rapid Support Forces (RSF), wie die UN mitteilten. Ein Gespräch mit Armeechef Abdel Fattah al-Burhan sollte „so schnell wie möglich“ folgen.

Sudan: Kämpfe in Khartum halten an

Update vom 15. April, 20.52 Uhr: Noch immer dauern die Kämpfe in Khartum an, berichtet die BBC. Laut Zeugen seien immer noch Kampfgeräusche zu hören sind. Ein Reporter in Omdurman, direkt auf der anderen Seite des Nils bei Khartum, sagte dem britischen Medium, es habe Schüsse gegeben, aber die Militärjets hätten aufgehört, über ihnen zu fliegen.

Der Journalist Isma‘il Kushkush, der regelmäßig Updates aus der sudanesischen Hauptstadt twittert, sagte, dass schweres Artilleriefeuer in der Innenstadt von Khartum wieder aufgenommen wurde.

Sudan: Weitere Gefechte bis in die Abendstunden

Update vom 15. April, 19:13 Uhr: In der sudanesischen Hauptstadt Khartum ist es am Samstag bis in die Abendstunden weiter zu Gefechten gekommen. Aus mehreren Stadtteilen wurde schweres Artilleriefeuer gemeldet. Die Kämpfe zwischen der sudanesischen Armee und der paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF) fokussierten sich etwa auf den Flughafen, den Präsidentenpalast und den staatlichen Rundfunksender. Panzer und Kampfflugzeuge waren im Einsatz.

Offizielle Angaben zu Toten und Verletzten gab es zunächst nicht. Es wurden allerdings zahlreiche Tote bei dem seit dem Morgen andauernden Beschuss befürchtet. Das sudanesische Ärztekomitee sprach von einer großen Zahl von Opfern, die noch gezählt würden. Ein Mann starb in einem Auto, das von einem Panzer überrollt wurde, wie die dpa erfuhr. Mindestens vier Menschen starben beim Beschuss im Norden der Stadt. Einwohner zeigten online Bilder von Munition, die in Wohnräumen eingeschlagen war. In einem Video der Nachrichtenagentur Nexta sieht man eine Boeing 737, die aufgrund der Gefechte Feuer gefangen haben soll.

Medienberichten zufolge kam es auch in den Bundesstaaten White Nile, Nord-Darfur und Nord-Kurdufan zu Kämpfen zwischen Militär und RSF. In der Stadt Merowe soll es nach lokalen Medienberichten zu Kämpfen insbesondere um den dortigen Flughafen gekommen sein. Die RSF nahmen nach eigenen Angaben dort auch ägyptische Soldaten fest. Ägypten arbeitet eng mit dem sudanesischen Militär zusammen. Eine Bestätigung dafür blieb aus.

UN-Gneralsekretär Guterres verurteilt Gewalt im Sudan

Update vom 15. April, 18.25 Uhr: UN-Generalsekretär António Guterres hat die Kämpfe im Sudan verurteilt. Guterres forderte die Konfliktparteien am Samstag auf, „die Feindseligkeiten unverzüglich einzustellen, die Ruhe wiederherzustellen und einen Dialog zur Lösung der aktuellen Krise einzuleiten“. Jede weitere Eskalation werde verheerende Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung haben und die prekäre humanitäre Lage verschärfen. Die Staaten der Region müssten derweil zur Entschärfung des Konflikts beitragen.

Lage im Sudan eskaliert: Schwere Kämpfe und Panzer auf den Straßen

Meldung vom 15. April, 17.47 Uhr: Khartum – Die Lage im Sudan eskaliert: In dem afrikanischen Land sind im Zuge eines Machtkampfs zwischen der Armee und einer wichtigen paramilitärischen Gruppe Gefechte in mehreren Teilen des Landes ausgebrochen. In der Hauptstadt Khartum waren seit Samstagmorgen in mehreren Stadtteilen Schüsse und Explosionen zu hören, darunter am Flughafen und in der Nähe des Präsidentenpalasts im Norden der Stadt.

Auch im Süden der Stadt gab es Kämpfe. Dort befindet sich das Hauptquartier der paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF), die eigentlich in das staatliche Militär integriert werden sollte. Mindestens drei Menschen kamen in Khartum ums Leben, es wurde allerdings mit deutlich mehr Opfern gerechnet. Medienberichten zufolge kam es auch in den Bundesstaaten White Nile und Nord-Darfur zu Kämpfen.

Sudanesische Soldaten marschieren am Samstagmorgen in Hauptquartier der RSF ein

Sudanesische Soldaten seien am Samstagmorgen in ihr Hauptquartier einmarschiert, erklärten die RSF. RSF-Kräfte griffen Berichten und Augenzeugen zufolge den Flughafen in Khartum an. Die RSF meldeten zunächst, den Präsidentenpalast und den Flughafen unter ihre Kontrolle gebracht zu haben. Die sudanesische Armee widersprach dem auf Twitter. Die Angaben beider Seiten konnten zunächst nicht unabhängig bestätigt werden. Die Luftwaffe griff Stützpunkte der RSF an. In Khartum waren Augenzeugen zufolge mindestens zwei Panzer im Einsatz.

Seit dem Sturz von Langzeitmachthaber Omar al-Baschir im April 2019 hat das Militär unter der Führung von General Abdel Fattah al-Burhan die Macht im Land. Armee und RSF unter Anführer Mohammed Hamdan Daglo hatten im Herbst 2021 gemeinsam erneut die Macht übernommen, in den vergangenen Monaten mehrten sich aber die Spannungen zwischen den beiden militärischen Anführern. Der Streit verzögert den von Machthaber al-Burhan versprochenen Übergang zu einer zivilen Regierung. Bei einer Eskalation wurden gewaltsame Zusammenstöße befürchtet, die in einen Bürgerkrieg münden könnten.

US-Außenminister Blinken: „Wir fordern alle Beteiligten dringend auf, die Gewalt sofort einzustellen“

Al-Burhan warf in einem Fernsehinterview den RSF Angriffe auf strategische Ziele und sein Haus vor. Mittlerweile sei die Lage wieder unter Kontrolle, sagte er am Samstagnachmittag dem Sender Al-Dschasira. Allerdings wurden weiterhin Schüsse und Explosionen in Khartum sowie anderen Teilen des Landes gemeldet. RSF-Anführer Mohammed Hamdan Daglo sagte bei Al-Dschasira, al-Burhan und seine Verbündeten vor Gericht bringen zu wollen. Al-Burhan werde entweder gefangen genommen „oder wie ein Hund sterben“, sagte er. Er gab dem Machthaber die Schuld an dem Konflikt.

US-Außenminister Antony Blinken schrieb auf Twitter: „Wir fordern alle Beteiligten dringend auf, die Gewalt sofort einzustellen und weitere Eskalationen oder Truppenmobilisierungen zu vermeiden und die Gespräche zur Lösung offener Fragen fortzusetzen.“ Die US-Regierung sei „zutiefst besorgt“ über die Gewalt. Der US-Botschafter im Sudan, John Godfrey, bestätigte auf Twitter, dass in Khartum Schüsse und Kämpfe zu hören waren. Er warnte, dass eine Eskalation der Spannungen zwischen militärischen Einheiten „extrem gefährlich“ sei.

Das deutsche Auswärtige Amt in Berlin sprach von „schweren bewaffneten Auseinandersetzungen“, die auch den Flughafen Khartum beträfen. Dort sei der Flugbetrieb offenbar ausgesetzt worden, hieß es. Die Lage sei unübersichtlich. „Bleiben Sie an einem sicheren Ort und meiden Sie alle Fahrtbewegungen“, mahnte das Ministerium.

Saudi-Arabien und Ägypten setzen Flüge in den Sudan aus

Airlines aus Saudi-Arabien und aus Ägypten wollen angesichts der Situation ihre Flüge in das Land vorerst aussetzen. Saudi Arabian Airlines stelle nach dem Zwischenfall am Flughafen von Khartum bis auf weiteres alle Verbindungen von und in den Sudan ein, teilte die Fluggesellschaft am Samstag mit. Nach Angaben des Unternehmens sei eine ihrer Maschinen – mit Passagieren und Crew an Bord – vor ihrem Abflug am Morgen durch Schüsse beschädigt worden. Berichte über Verletzte gab es nicht.

Unklar war zunächst, wer die Schüsse abgeben hat. „Flüge von und in den Sudan wurden ausgesetzt, um die Sicherheit der Gäste und der Besatzung zu gewährleisten“, teilte die Airline mit. Sie hatte zunächst von einem „Unfall“ gesprochen. Die staatliche ägyptische Fluggesellschaft Egyptair kündigte an, angesichts der Sicherheitslage im Nachbarland für 72 Stunden alle Flugverbindungen von und nach Khartum auszusetzen.

Volker Perthes, der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen im Sudan, forderte eine sofortige Einstellung der Kampfhandlungen. Beide Seiten müssten die Sicherheit des sudanesischen Volkes gewährleisten und auf weitere Gewalt verzichten. Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell forderte ein sofortiges Ende der Gewalt. „Eine Eskalation wird die Situation nur weiter zuspitzen“, warnte er per Twitter. Die Sicherheit der Bürger habe die oberste Priorität. Der italienische Außenminister Antonio Tajani rief ebenfalls zum Dialog und zur Beendigung der Gewalt auf. Er verfolge die Ereignisse genau, twitterte er.

Sudan: Demokratische Wahlen auf unbestimmte Zeit verschoben

Am Donnerstag (13. April) hatte die sudanesische Armee vor der Mobilisierung der RSF gewarnt. Beobachter sahen darin eine Drohgebärde gegen Machthaber und Oberbefehlshaber al-Burhan. Zuletzt hatte sich Daglo überraschend für einen schnellen Übergang zu einer Zivilregierung ausgesprochen und sich damit in Opposition zu al-Burhan gestellt.

Den ursprünglichen Plänen zufolge hätte sich al-Burhan spätestens 2021 aus der Übergangsregierung zurückziehen und die Führung des Landes Zivilisten überlassen müssen. Stattdessen putschte sich das Militär erneut an die Macht und verschob demokratische Wahlen auf unbestimmte Zeit. In dieser Woche verschob das Militär die Ernennung eines neuen Premierministers und verzögerte die Machtübergabe erneut. Im dem nordostafrikanischen Staat leben rund 46 Millionen Menschen. (cgsc mit dpa)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Urbanandsport

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