Schweden: Dutzende Verletzte nach Ausschreitungen bei Eritrea-Festival

Chaotische Szenen
Dutzende Verletzte nach Ausschreitungen bei Eritrea-Festival in Schweden

Polizisten stehen neben ausgebrannten Autos während des eritreischen Kulturfestivals “Eritrea Scandinavia” in Schweden

© Magnus Lejhall/TT News Agency/AP / DPA

Am Rande eines Eritrea-Festivals kommt es in Schweden plötzlich zu gewaltsamen Szenen. Dutzende Menschen tragen Verletzungen davon. Ein ähnlicher Vorfall hatte sich erst jüngst in Deutschland ereignet.

Gut einen Monat nach den gewaltsamen Ausschreitungen bei einem Eritrea-Festival im hessischen Gießen sind nahe der schwedischen Hauptstadt Stockholm bei einem regierungsfreundlichen eritreischen Festival mehr als 50 Menschen zum Teil schwer verletzt worden. Während einer Versammlung von Regierungsgegnern in der Nähe des Festivalgeländes sei es zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen, teilte die Polizei am Donnerstag mit.

Die Polizei erklärte, es gebe in dem Vorort von Stockholm einen Einsatz, um “kriminelle Handlungen zu unterbinden und die Ordnung wiederherzustellen”. Bis zum frühen Abend zählte die Polizei insgesamt 52 Personen mit unterschiedlich schweren Verletzungen. Die Region Stockholm sprach von 15 Menschen, die ins Krankenhaus gebracht worden seien, unter ihnen acht Schwerverletzte. Ein Polizeisprecher sagte dem Rundfunksender SVT, dass sich außerdem drei Polizeibeamte Verletzungen zugezogen hätten. 

Regierungskritische Demonstranten bewarfen Polizisten mit Steinen

Rund 1000 regierungskritische Demonstranten hätten bei einer legal angemeldeten Protestaktion eine Polizeisperre durchbrochen und das Festival gestürmt, berichtete die Boulevardzeitung “Expressen”. Die Demonstranten rissen demnach Festzelte ab und setzten Zeltspitzen als Waffen gegen Polizisten ein. Zudem seien Beamte mit Steinen beworfen worden.

Aufnahmen zeigten Brände auf dem Festivalgelände, angezündete und zerstörte Fahrzeuge und mit Stöcken bewaffnete Männer. Augenzeugen und Reporter vor Ort sprachen von chaotischen Szenen und Schlägereien. Zudem waren große schwarze Rauchwolken zu sehen. Die Polizei sperrte einen Abschnitt einer nahegelegenen Autobahn wegen fliehender Menschen, die die Straße blockierten. Mehr als 100 Menschen wurden nach Polizeiangaben festgesetzt.

Die Polizei nahm Ermittlungen wegen gewalttätiger Ausschreitungen, Brandstiftung und schwerer Sabotage der Einsatzkräfte auf.

Ausschreitungen zuvor bei Eritrea-Fest in Deutschland

Das Eritrea-Skandinavien-Festival, bei dem es zu den Ausschreitungen kam, hat in Stockholm eine langjährige Tradition. Auf dem in diesem Jahr bis Sonntag geplanten Festival finden unter anderem Seminare, Diskussionsveranstaltungen, ein Markt und Konzerte statt. Wie die Zeitung “Dagens Nyheter” berichtete, stand das Festival in der Vergangenheit wegen der Einladung von Gästen in der Kritik, die die politische Führung in Eritrea unterstützen.

Anfang Juli hatte es in Deutschland massive Ausschreitungen auf einem Eritrea-Festival im hessischen Gießen gegeben. Dabei wurden 26 Polizisten verletzt, die versuchten, Gegner und Befürworter auseinanderzuhalten. Etwa 130 Menschen wurden Polizeiangaben zufolge in Gewahrsam genommen.

Das Festival in Gießen war vom Zentralrat der Eritreer in Deutschland veranstaltet worden. Kritiker werfen ihm eine Nähe zur Regierung des autoritär regierten Landes vor. Bei dem Festival war es schon im vergangenen Jahr zu Ausschreitungen zwischen Teilnehmern und Kritikern gekommen.

Eritrea mit seinen rund drei Millionen Einwohnern liegt im Nordosten Afrikas am Roten Meer und ist international weitgehend abgeschottet. Seit einer in einem jahrzehntelangen Krieg erkämpften Unabhängigkeit von Äthiopien vor 30 Jahren regiert Präsident Isayas Afewerki in einer Ein-Parteien-Diktatur das Land. Andere Parteien sind verboten, die Meinungs- und Pressefreiheit stark eingeschränkt. Es gibt weder ein Parlament noch unabhängige Gerichte oder zivilgesellschaftliche Organisationen. Zudem herrscht ein strenges Wehrdienst- und Zwangsarbeitssystem, vor dem viele Menschen ins Ausland fliehen.

rw
DPA
AFP

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