Russlands Krieg in der Ukraine im News-Ticker: Ukrainische Eisenbahn vermeldet Dutzende Tote bei Angriff auf Bahnhof

  • 10:42 Uhr: ➤ Ukrainische Eisenbahn vermeldet Dutzende Tote bei Angriff auf Bahnhof in Ostukraine
  • 08:35 Uhr: Melnyk geht Kretschmer an: Ministerpräsident kuschelt mit “Kumpelchen Putin”
  • 06:28 Uhr: Selenskyj: “Noch mehr Opfer” russischer Einheiten in Borodjanka
  • 04:22 Uhr: USA sicher: Putin hat Ziel der Eroberung Kiews aufgegeben
  • 01:49 Uhr: Ukraine meldet Schäden in Region Odessa nach Raketenangriff

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➤ Ukrainische Eisenbahn vermeldet Dutzende Tote bei Angriff auf Bahnhof in Ostukraine

Bei einem Raketenangriff auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk sind nach offiziellen Angaben Dutzende Menschen getötet und verletzt worden. Es gebe 30 Tote und 100 Verletzte, sagte Eisenbahnchef Olexander Kamischyn. Die Sprecherin des ukrainischen Verwaltungsgebiets Donezk, Tetjana Ihnatenko, sprach im Fernsehen von 27 Toten, darunter zwei Kinder, und mindestens 30 Verletzten. Nach Angaben von Gouverneur Pawlo Kyrylenko warteten Tausende Menschen in Kramatorsk auf ihre Evakuierung.

Ein AFP-Reporter vor Ort bestätigte die Angaben. Er sah nach dem Angriff am Freitag mindestens 20 Leichen in Leichensäcken. Zuvor war der Bahnhof, von dem aus seit Tagen Tagen tausende Menschen vor einem befürchteten russischen Großangriff auf die Ostukraine fliehen, von zwei Raketen getroffen worden.

Vor dem Angriff hatte der AFP-Reporter am Morgen hunderte Menschen gesehen, die am Bahnhof auf einen Zug Richtung Westen warteten. Russland hat angekündigt, sich militärisch künftig auf die “Befreiung” der Donbass-Region im Osten der Ukraine zu konzentrieren. Die Regionalbehörden hatten die Bewohner der Region daher aufgefordert, in Richtung Westen zu fliehen.

Kramatorsk liegt in dem Teil des umkämpften ostukrainischen Gebiets Donezk, der von der Ukraine kontrolliert wird. Prorussische Separatisten erheben Anspruch auf das gesamte Verwaltungsgebiet. Die Menschen, die Koffer und Taschen bei sich hatten, wollten aus Angst vor Angriffen die Stadt verlassen.

Die ukrainische Seite gab russischen Truppen die Schuld an dem Angriff. Gouverneur Kyrylenko warf Russland vor, absichtlich auf Zivilisten gezielt zu haben. “Sie wollten so viele friedliche Menschen wie möglich als Geiseln nehmen, sie wollten alles Ukrainische zerstören”, schrieb er bei Telegram. Hingegen sprachen die prorussischen Separatisten in der selbst ernannten Volksrepublik Donezk von einem ukrainischen Raketenangriff. Es seien Teile einer Rakete vom Typ “Totschka-U” zu Boden gefallen.


© dpa-infografik GmbH

Die Lage im Überblick:

Seit 24. Februar führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kurz zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine verkündet.

Die ukrainische Armee wehrt sich nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es Berichten zufolge Tausende Tote, wie viele Soldaten und Zivilisten bereits starben, lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Fakt ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu. Nach Angaben der UN sind inzwischen mehr als 4,3 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen (Stand: 7. April), vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen.

Die EU und die USA reagierten mit Sanktionen. Außerdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit schweren Waffen aus Bundeswehr- und NVA-Beständen. Dass die Nato aktiv in den Krieg eingreift, gilt bislang als ausgeschlossen.

Am ersten April-Wochenende sorgten Bilder von den Leichen vieler Zivilisten in der Kleinstadt Butscha bei Kiew international für Entsetzen. Die Ukraine spricht von schweren Kriegsverbrechen und Völkermord und macht dafür russische Truppen verantwortlich. Moskau bestreitet trotz zahlreicher Hinweise am Tod der Zivilisten beteiligt gewesen zu sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte, die Verhandlungen mit Russland sollen weiter fortgesetzt werden.

Die weiteren Meldungen des Tages:

Bericht: Deutsche Waffenlieferungen an Ukraine kommen kaum voran

Entgegen Zusicherungen der Bundesregierung kommen die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine laut einem Bericht des Portals “The Pioneer” kaum voran. Auf einer Lieferliste der Regierung stehen insbesondere keine schweren Waffen, wie das Portal am Freitag unter Berufung auf eine zur Verschlusssache (“geheim”) erklärte Unterlage berichtete. Das Papier umfasst demnach seit Wochen nur etwa 20 auf zwei Papierseiten aufgeführte Positionen.

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) fordert öffentlich strikte Geheimhaltung bei den Waffenlieferungen und verweist dabei auf Sicherheitsgründe. Später argumentierte Lambrecht auch, dass die Ukraine selbst Geheimhaltung gewünscht habe, was vom ukrainischen Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, jedoch zurückgewiesen wurde. “Wir liefern und wir liefern konsequent”, hatte Lambrecht aber versichert.

Regelmäßig neue Lieferungen, etwa wöchentlich, gibt es jedoch laut “The Pioneer” nicht. Auf der Lieferliste aus Bundeswehrbeständen standen demnach zuletzt 500 Flugabwehrraketen des Typs Stinger, 3000 Panzerfaust 3 mit Hohlladungsmunition, 50 Versionen als Bunkerfaust, 2053 ältere Boden-Luft-Raketen Strela aus einstigen NVA-Beständen sowie 1000 Panzerabwehrminen, 100 MG3 und mehr als 13 Millionen Schuss Munition verschiedener Kaliber. Dazu kämen ein Feldlazarett und Sanitätsmaterial.

Die Ukraine fordert vehement mehr Waffenlieferungen zur Verteidigung. Insbesondere dringt sie auf die Lieferung auch schwerer Waffen, insbesondere gepanzerte Fahrzeuge und Geschütze. Von Seiten der Bundesregierung blieben diese Anfragen anscheinend bisher unbeantwortet. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte solche Lieferungen zwar am Donnerstag in Brüssel nicht ausgeschlossen, aber auf noch laufende Absprachen mit Partnerländern verwiesen.

Russische Truppen sollen aus Norden der Ukraine komplett abgezogen sein

10:02 Uhr: Der Abzug der russischen Truppen aus dem Norden der Ukraine ist nach Erkenntnissen britischer Geheimdienste abgeschlossen. Mindestens ein Teil dieser Kräfte werde wohl zum Kampf in die östliche Region Donbass verlegt, hieß es in einer Mitteilung des britischen Verteidigungsministeriums am Freitag auf Twitter.

Viele Einheiten müssten jedoch zuerst verstärkt werden, so die Einschätzung der britischen Experten. Sie rechnen daher damit, dass es mindestens eine Woche dauern wird, bis die zuletzt im Norden der Ukraine eingesetzten russischen Verbände in größerem Maßstab im Osten des Landes zum Einsatz kommen werden.

Der Beschuss ukrainischer Städte im Süden und Osten der Ukraine halte unterdessen an, hieß es weiter. Russische Verbände seien zudem von der strategisch wichtigen Stadt Isjum in Richtung Süden vorgestoßen.

Gouverneur: Ukrainische Armee kontrolliert Region Sumy nahe russischer Grenze

09:47 Uhr: Ukrainische Truppen haben nach Behördenangaben die Kontrolle über die gesamte Region Sumy an der Grenze zu Russland zurückerorbert. “Das Gebiet ist frei von Orks”, erklärte Regionalgouverneur Dmytro Schwyzkyj am Freitag. Er nutzte dabei ein ukrainisches Schimpfwort für russische Soldaten. Der Gouverneur warnte geflüchtete Bewohner vor einer raschen Rückkehr: “Die Region ist nicht sicher. Viele Gebiete sind vermint und noch nicht geräumt”, erklärte er.

Die 350 Kilometer östlich von Kiew gelegene Stadt Sumy mit ursprünglich 250.000 Einwohnern und die umliegende Region waren wochenlang Schauplatz schwerer Kämpfe zwischen den russischen Angreifern und ukrainischen Streitkräften.

Melnyk geht Kretschmer an: Ministerpräsident kuschelt mit “Kumpelchen Putin”


Andrij Melnyk hat Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer scharf für dessen Russland-Kurs kritisiert.

© picture alliance/dpa/Annette Riedl

08:35 Uhr: Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) scharf für dessen Russland-Kurs kritisiert. Kretschmer wolle keine Panzer an die Ukraine liefern und ein Gasembargo verhindern, schrieb Melnyk am Donnerstagabend auf Twitter an den CDU-Politiker gerichtet. “Sondern weiter mit Ihrem Kumpelchen Putin kuscheln. Ihre unverschämte Anbiederung an diesen Kriegsverbrecher bleibt eine ewige Schande.”

Kretschmer hatte am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung des Nachrichtenmagazins “Der Spiegel” davor gewarnt, dass Deutschland nicht zu einer Kriegspartei werden dürfe. Angesichts des Krieges könne man es sich aktuell nicht vorstellen, aber es müsse wieder eine Art der Zusammenarbeit mit Russland geben.

“Es muss sein, weil alles andere für uns noch gefährlicher, noch dramatischer sein kann.” Wirtschaftliche Verflechtungen mit Russland blieben wichtig, auch wenn es ein Irrglaube sei, dass in Russland durch den Handel eine Demokratie entstehe.

Bei der Diskussionsrunde wurde Kretschmer auf die harsche Kritik des ukrainischen Botschafters an deutschen Politikerinnen und Politikern angesprochen – noch bevor sich Melnyk an ihn gewandt hatte. Dazu sagte der Ministerpräsident, dass er die Art der Kritik “an vielen Punkten verstörend” finde.

Sie sei nicht immer sachgerecht. Doch das Land kämpfe ums Überleben. “Wenn wir uns mal ein paar Sekunden in die Rolle versetzen des ukrainischen Präsidenten oder auch des Botschafters, kann man es ihm nicht mehr übel nehmen”, sagte Kretschmer.

Ukraine berichtet von zehn Fluchtkorridoren im Osten

08:21 Uhr: Für die bedrängte Zivilbevölkerung in den umkämpften Städten der Ukraine sind am Freitag nach Angaben der Regierung zehn Fluchtkorridore eingerichtet worden. Aus der besonders schwer von russischen Angriffen betroffenen Stadt Mariupol im Süden soll ein Weg für Privatfahrzeuge in Richtung der Stadt Saporischschja führen, wie Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk mitteilte. Aus der Stadt Berdjansk sowie aus weiteren Orten im Osten sollen Zivilisten mit Bussen abgeholt werden, aber auch mit Autos fliehen können.

Aus umkämpften Gebieten in der Region Luhansk führten fünf Korridore in die Stadt Bachmut, schrieb Wereschtschuk in ihrem Nachrichtenkanal bei Telegram. Die Routen werden jeden Tag neu angekündigt. Wereschtschuk hatte am Donnerstagabend mitgeteilt, es seien an dem Tag 4.500 Menschen in Sicherheit gebracht worden.

Russland und die Ukraine werfen sich immer wieder gegenseitig vor, die Evakuierung von Ortschaften und Städten zu sabotieren. Moskau hatte zuletzt erklärt, die Kampfhandlungen auf den Osten der Ukraine zu konzentrieren. Der von Russland begonnene Krieg dauert bereits seit dem 24. Februar.

WHO: Mehr als 100 Angriffe auf Gesundheitswesen in der Ukraine

08:09 Uhr: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat seit dem russischen Einmarsch mehr als 100 Angriffe auf das Gesundheitswesen in der Ukraine verzeichnet. Der “schreckliche Meilenstein” sei am Donnerstag überschritten worden, teilte die Organisation mit. Dabei seien 73 Menschen getötet und 51 weitere verletzt worden.

Bei den 103 von der WHO zu dem Zeitpunkt verifizierten Attacken seien in 89 Fällen Einrichtungen des Gesundheitswesens angegriffen worden sowie 13 Mal Transporte, darunter auch Ambulanzen, hieß es weiter. “Angriffe auf das Gesundheitswesen sind ein Verstoß gegen internationales humanitäres Recht”, betonte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Russische Hauptanstrengung liegt laut Ukraine auf Mariupol

07:16 Uhr: Ukrainischen Angaben zufolge konzentrieren sich die russischen Truppen weiter auf die Eroberung der südlichen Hafenstadt Mariupol. Das teilte der ukrainische Generalstab in seinem auf Facebook veröffentlichten morgendlichen Lagebericht am Freitag mit. Die Militärexperten des US-Kriegsforschungsinstituts Institute for the Study of War (ISW) stellten in ihrer jüngsten Ukraine-Analyse fest, dass die russischen Streitkräfte “wahrscheinlich” in den kommenden Tagen die Eroberung von Mariupol abschließen könnten.

Das russische Staatsfernsehen hatte berichtet, das Zentrum der Großstadt am Asowschen Meer sei bereits eingenommen. In der Stadt seien aber noch 3.000 ukrainische Kämpfer, hieß es.

In dem ukrainischen Generalstabsbericht heißt es weiter, russische Truppen legten ein Hauptaugenmerk zudem auf eine Offensive rund um die von ihnen besetzte Stadt Isjum im Gebiet Charkiw im Osten des Landes. Dort hatte Moskau zuletzt nach Angaben aus Kiew Truppen konzentriert, um so in Richtung der Stadt Slowjansk im Donezker Gebiet vorzustoßen.

Es gebe weiter russische Luftangriffe und Beschuss durch Raketenwerfer in mehreren Städten in den Gebieten Luhansk und Donezk.

Selenskyj: “Noch mehr Opfer” russischer Einheiten in Borodjanka

06:28 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht weitere Gräueltaten russischer Truppen in der Ukraine. In der Kleinstadt Borodjanka bei Kiew, wo Aufräumarbeiten liefen und Rettungskräfte Trümmer beseitigten, sei es “viel schrecklicher” als in Butscha, sagte Selenskyj in seiner Videobotschaft, die am Donnerstagabend auf Telegram veröffentlicht wurde. Dort seien “noch mehr Opfer” russischer Einheiten. Konkrete Details nannte er nicht.

Am Donnerstag hatte der ukrainische Innenminister Denys Monastyrskyj gesagt, Borodjanka sei eine der am stärksten zerstörten Städte in der Region Kiew. Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft zufolge soll es in der Stadt die meisten Opfer in der Region Kiew geben. Bislang haben die Behörden aber noch keine Zahlen für diesen Ort genannt. Seit Mittwoch sucht der ukrainische Zivilschutz dort nach Überlebenden und Opfern.

Selenskyj stellte in der Videobotschaft zudem die Frage, was passieren werde, wenn die Welt erfahre, was russische Einheiten in der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol getan hätten. Dort sei auf “fast jeder Straße” das, was die Welt nach dem Abzug der russischen Truppen in Butscha und anderen Städten in der Region Kiew gesehen habe. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Selenskyj dankte in seiner Ansprache zudem Botschaften und Botschaftern, die mittlerweile in die Hauptstadt Kiew zurückgekehrt seien und ihre Arbeit wieder aufgenommen hätten. Dies sei ein klares Signal an Moskau, dass Kiew die Hauptstadt der Ukraine sei, “und keine Provinzstadt Russlands”. Die Arbeit in Kiew haben laut Selenskyj die türkische und die slowenische Botschaft wieder aufgenommen, der litauische Botschafter war am Donnerstag zurückgekehrt.

Ukraine: Keine russischen Truppen mehr in Region Sumy

06:01 Uhr: In der nordostukrainischen Region Sumy befinden sich ukrainischen Angaben zufolge keine russischen Truppen mehr. Das Territorium des Gebiets Sumy sei frei von russischen Einheiten, teilte der Chef der Gebietsverwaltung von Sumy, Dmytro Schywyzkyj, in der Nacht zu Freitag auf Facebook mit. Sollten die Menschen Explosionen hören, so sei dies, weil Rettungskräfte und Sprengstoffexperten von russischen Einheiten zurückgelassene Munition neutralisierten.

Schywyzkyj warnte die Menschen, dass die Region noch nicht sicher sei. Es gebe noch viele verminte und nicht auf Gefahren abgesuchte Gebiete. Die Menschen sollten nicht am Straßenrand fahren, keine Waldwege nutzen und sich keiner zerstörten Militärtechnik nähern.

Früheren Angaben von Schywyzkyj zufolge hatten die russischen Truppen am Sonntag damit begonnen, sich aus der Region zurückzuziehen. Die Region gehörte neben den Gebieten Donezk, Luhansk, Charkiw und Kiew zu jenen, in denen russische Truppen seit Kriegsbeginn angriffen. Russland hatte zuletzt angekündigt, die Kampfhandlungen auf den Osten der Ukraine zu konzentrieren.

Ukraine schickt der EU detaillierte Liste benötigter Güter für Agrarsektor

05:35 Uhr: Die Ukraine hat der EU eine detaillierte Liste der benötigten Hilfe für ihren global wichtigen Agrarsektor geschickt. EU-Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski sagte bei einem Treffen der EU-Agrarminister am Donnerstag, die ukrainischen Landwirte bräuchten unter anderem “Treibstoff, Saatgut, Düngemittel, Pestizide, Tierarzneimittel und landwirtschaftliche Maschinen”. Die Mitgliedsstaaten beauftragten die Kommission, die Lieferung der Hilfen zu koordinieren.

“Diese Hilfe muss ihnen sehr schnell, in den nächsten Wochen, rechtzeitig für die Aussaat von Mais und Sonnenblumen gebracht werden”, sagte Wojciechowski am Rande des Treffens in Luxemburg, bei dem auch der ukrainische Landwirtschaftsminister Mykola Solsky zugeschaltet war. Der französische Minister Julien Denormandie berichtete, dass sich Kiew “bemüht, die landwirtschaftliche Produktion, wo immer möglich, aufrechtzuerhalten”. Auf “50 bis 70 Prozent des ukrainischen Bodens” könne “heute gesät und morgen geerntet werden”.

Demnach forderte Kiew die Europäer auf, bereits jetzt Lagerkapazitäten für die bevorstehende Ernte vorzubereiten und die logistischen Mittel bereitzustellen, um die Ernte aus dee Ukraine herauszubringen. “Wenn es keine Fortschritte gibt, werden die ukrainischen Bauern ihr Leben auf den Feldern für Getreide riskieren, das nie auf die Agrarmärkte gelangen wird”, warnte Wojciechowski.

Hilfsorganisation warnen, dass ein Ausfall ukrainischer Lebensmittelexporte zu einer weltweiten Verschärfung des Hungers beitragen könnte. Zusammen mit Russland gehört die Ukraine zu den wichtigsten Getreidelieferanten der Welt, viele Entwicklungsländer sind davon abhängig. Entwicklungshelfern zufolge sorgen die wegen des Kriegs steigenden Lebensmittelpreise für politische Instabilität in vielen Ländern und könnten zu neuen Flüchtlingsbewegungen Richtung Europa führen.


Verteidigungsministerin Christine Lambrecht bereitet offenbar eine neue Waffenlieferung in die Ukraine vor. Doch mit der Ukraine sprach zuvor wohl niemand. Vorschaubild: imago images

USA sicher: Putin hat Ziel der Eroberung Kiews aufgegeben

04:22 Uhr: Der russische Staatschef Wladimir Putin hat nach Ansicht der US-Regierung sein Ziel der Eroberung der ukrainischen Hauptstadt Kiew aufgegeben. “Putin dachte, er könne sehr schnell das Land Ukraine übernehmen, sehr schnell diese Hauptstadt einnehmen. Er hat sich geirrt”, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Donnerstag bei einer Anhörung des Senatsausschusses für Streitkräfte im Kongress.

“Ich glaube, Putin hat seine Bemühungen, die Hauptstadt einzunehmen, aufgegeben und konzentriert sich jetzt auf den Süden und Osten des Landes”, bekräftigte Austin.

Sechs Wochen nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine ist der weitere Verlauf des Krieges jedoch noch ungewiss, betonte der Vorsitzende der US-Generalstabschefs, Mark Milley, bei derselben Anhörung. “Der erste Teil des Krieges” sei aus ukrainischer Sicht “wahrscheinlich erfolgreich geführt worden”, sagte Milley.

“Aber im Südosten, in der Donbass-Region, wo die Russen ihre Kräfte bündeln und ihren Angriff fortsetzen wollen, steht noch eine bedeutende Schlacht bevor.” Er war der Ansicht, “dass es im Moment eine offene Frage ist, wie das Ganze ausgeht”.

Seinen Angaben zufolge versorgen die US-Geheimdienste das ukrainische Militär mit Informationen. Darüber hinaus werde die Ukraine jedoch für den Kampf im Südosten andere Waffenlieferungen brauchen als bisher – nämlich Panzer. “Das Terrain ist anders als im Norden”, erklärte Milley.

“Es ist viel offener und bietet sich für Panzer an, für mechanisierte Offensivoperationen auf beiden Seiten”, sagte er. Die Ukraine frage die Verbündeten bereits nach Panzern und Artillerie “und könnte diese wahrscheinlich auch gebrauchen”.

Von der Leyen nach Kiew aufgebrochen

04:00 Uhr: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist in der Nacht zu Freitag mit dem Zug von Südostpolen nach Kiew aufgebrochen. In der ukrainischen Hauptstadt will sie am Freitag unter anderem den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen. Die ehemalige Bundesverteidigungsministerin von der Leyen wird von einer Delegation begleitet, der auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell, der slowakische Ministerpräsident Eduard Heger und mehrere EU-Parlamentarier angehören.

Von der Leyen brach von der Kleinstadt Przemysl nur 13 Kilometer von der ukrainischen Grenze auf. Der Luftraum über der Ukraine ist wegen des Krieges gesperrt.

Von der Leyen ist die erste westliche Spitzenpolitikerin, die seit Bekanntwerden der Kriegsgräuel im Kiewer Vorort Butscha die Ukraine besucht. Mitte März waren schon die Regierungschefs Polens, Sloweniens und Tschechiens dort, um ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Vergangene Woche besuchte EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola Kiew.

Ukraine: Mehr als 4.500 Menschen in Sicherheit gebracht

03:42 Uhr: Nach ukrainischen Angaben sind am Donnerstag mehr als 4.500 Menschen aus umkämpften Gebieten in Sicherheit gebracht worden. Rund 1.200 stammten aus der von russischen Truppen belagerten Hafenstadt Mariupol, weitere rund 2.000 aus mehreren Städten im Gebiet Saporischschja, teilte die Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk in einer Videobotschaft am Donnerstagabend mit.

Aus dem Gebiet Luhansk im Osten des Landes seien aus den Städten Lissitschansk, Sjewjerodonezk, Rubischne und Kreminna zudem weitere rund 1.400 Menschen evakuiert worden.

Die ukrainische Regierung hatte am Morgen landesweit zehn Fluchtkorridore angekündigt. Die Routen werden jeden Tag neu eingerichtet. Aus Moskau hieß es, aus Mariupol seien binnen 24 Stunden mehr als 2.000 Menschen ohne Beteiligung ukrainischer Behörden evakuiert worden. Russland und die Ukraine werfen sich immer wieder gegenseitig vor, die Evakuierung von Ortschaften und Städten zu sabotieren.

Drei aus dem Osten des Landes abfahrende Evakuierungszüge konnten einem Bericht der ukrainischen Internetzeitung “Ukrajinska Prawda” indes wieder ihre Fahrt aufnehmen. Zuvor hatte es von ukrainischer Seite geheißen, die letzte unter ukrainischer Kontrolle stehende Eisenbahnlinie nach Westen sei unter russischen Beschuss geraten.

Die Züge hielten daraufhin in den Städten Slowjansk und Kramatorsk und warteten den Beschuss bei Barwinkowe im Gebiet Charkiw ab. Unter den Passagieren habe es keine Verletzten gegeben, berichtete die “Prawda” in der Nacht zu Freitag unter Berufung auf Angaben der Gebietsverwaltung von Donezk.

Gesang von Dreijährigem rührt Ukrainer im Krieg

02:00 Uhr: Sechs Wochen nach Beginn des russischen Angriffskriegs hebt auch der Gesang eines dreijährigen Flüchtlingsjungen die Stimmung in der Ukraine. “Und wir muntern unsere glorreiche Ukraine – hej, hej – auf!”, singt Leon und beschließt damit in einem Spot den Reigen ukrainischer Stars für ein Wohltätigkeitskonzert.

Zu Kriegsbeginn musste der kleine Blondschopf mit seinem Bruder Elwin und Vater Olexander aus Irpin bei Kiew fliehen, wie die Nachrichtenseite “Obosrewatel” berichtete. Unterschlupf fand die Familie im westukrainischen Gebiet Chmelnyzkyj. Dort hörte der Kleine, wie der Sänger der bekannten Band Boombox, Andrij Chlywnjuk, das Lied der “Roten Schneeballbeere” anstimmte – und ahmte es nach.

Der 42-Jährige hatte den Song bereits am vierten Kriegstag vor der Kiewer Sophienkathedrale mit dem Sturmgewehr in der Hand geschmettert. Ein Video der Einlage ging schnell viral. Das Lied stammt aus der Zeit des Ersten Weltkrieg, als ukrainische Freiwillige auf der Seite Österreich-Ungarns gegen Russland kämpften.

Vater Olexander nahm den singenden Leon für das Familienarchiv auf. Doch als Chlywnjuk durch Granatsplitter im Gesicht verletzt wurde und ins Krankenhaus kam, beschloss Olexander, ihn mit der Aufnahme zu unterstützen. Das veröffentlichte Video wurde ein Hit. Mittlerweile wird es auch im Einheitsfernsehen verwendet, und das ganze Land freut sich in der schweren Zeit über den unverzagten Knirps.

Leon ist aber nicht der einzige, der das Lied für sich entdeckt hat. Auch die legendäre Band Pink Floyd veröffentlichte eine Version.

Ukraine meldet Schäden in Region Odessa nach Raketenangriff

01:49 Uhr: Bei einem Raketenangriff durch russische Streitkräfte sind ukrainischen Angaben zufolge Infrastruktureinrichtungen in der Region Odessa im Süden des Landes getroffen worden. Das berichtete die ukrainische Internetzeitung “Ukrajinska Prawda” mit Berufung auf den Stadtrat von Odessa in der Nacht zu Freitag.

Der Raketenangriff wurde demnach vom Meer aus gestartet. Details zu den genauen Zielen und Schäden des Vorfalls gab es zunächst nicht.

Selenskyj fordert härtere Sanktionen gegen Moskau und Waffen

00:16 Uhr: Kurz nach Bekanntwerden des fünften großen EU-Sanktionspakets gegen Russland hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schärfere Strafmaßnahmen gefordert. Die nun verhängten Sanktionen reichten noch nicht aus, um Russland aufzuhalten und den Krieg zu beenden, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft, die am Donnerstagabend auf Telegram veröffentlicht wurde.

“Es braucht mehr Sanktionen. Es braucht härtere Sanktionen.” Gleichzeitig forderte Selenskyj Waffen für sein Land, “mit denen wir auf dem Schlachtfeld gewinnen können”. Das werde die stärkste Sanktion gegen Russland sein.

Die Streitkräfte seines Landes täten weiterhin alles, um die Offensive der russischen Truppen im Donbass abzuwehren, sagte Selenskyj. Die russischen Einheiten würden in diesem Gebiet aktiver und sammelten neue Kräfte aus Russland. Kiew sähe alles, analysiere jeden Schritt und werde darauf antworten.

Die Aussetzung der Mitgliedschaft Russlands im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen am Donnerstag nannte Selenskyj “ganz logisch” und “absolut gerecht”. Diese war als Reaktion auf Berichte über russische Menschenrechtsverletzungen im Ukraine-Krieg erfolgt.

Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine vom 7. April finden Sie hier

Mit Material von dpa, AFP, APA


Die ukrainische Regierung warnt vor neuen Offensiven russischer Truppen im Osten des Landes. Präsident Selenskyj will noch schärfere Sanktionen, um die Aggression zu stoppen. Im Folgenden ein Überblick zum Geschehen in der Nacht und ein Ausblick auf den Tag.

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