Russland setzt Luftangriffe im neuen Jahr fort

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Von: Sandra Kathe, Caspar Felix Hoffmann, Karolin Schäfer, Jan-Frederik Wendt, Christian Stör, Sarah Neumeyer

Russland könnte im Ukraine-Krieg erneut seine Truppenstärke aufstocken. Über den Jahreswechsel gibt es heftige Raketenangriffe. Der News-Ticker.

  • Tote und Verletzte: Russland greift die Ukraine erneut massiv mit Raketen an
  • Neue Mobilisierungswelle: Ukrainischer Geheimdienst rechnet mit Beginn in wenigen Tagen
  • Hinweis der Redaktion: Lesen Sie aktuelle Entwicklungen aus dem Ukraine-Konflikt in unserem Newsticker. Die hier verarbeiteten Informationen zum Ukraine-Krieg stammen teils von den Kriegsparteien aus Russland und der Ukraine. Sie lassen sich deshalb in Teilen nicht unabhängig überprüfen.

Update vom Sonntag, 1. Januar, 6.22 Uhr: Russland hat die ukrainische Hauptstadt Kiew auch zu Beginn des neuen Jahres aus der Luft angegriffen. Etwa eine halbe Stunde nach Mitternacht (Ortszeit, 23.30 Uhr MEZ) trafen die russischen Attacken zwei Bezirke der Stadt, wie Bürgermeister Vitali Klitschko am Sonntag im Onlinedienst Telegram erklärte. 

In der gesamten Ukraine wurde zum Jahreswechsel Luftalarm gemeldet. Auch in Kiew gibt es Explosionen. (Archivbild) © Aleksandr Gusev/imago

+++ 18.41 Uhr: Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hat sich in einer Videobotschaft direkt an das russische Volk gewandt. „Einem terroristischen Staat wird nicht vergeben“, sagte er am Samstagnachmittag zu den jüngsten Raketenangriffen auf die Ukraine. „Und denen, die solche Angriffe befehlen, und denen, die sie ausführen, wird nicht verziehen, um es milde auszudrücken.“

Auf Russisch erklärte Selenskyj, dass Russland nicht Krieg mit der Nato führe, „wie Ihre Propagandisten lügen“. Der Krieg sei auch nicht für etwas Historisches. „Er (der Krieg) ist für eine Person, die bis an ihr Lebensende an der Macht bleibt“, sagte er unter direkter Anspielung auf Kremlchef Wladimir Putin. „Und was von Ihnen allen übrig bleibt, Bürger Russlands, geht ihn nichts an.“

Putin wolle zeigen, dass er das Militär hinter sich habe und vorne stehe. „Aber er versteckt sich nur“, sagte Selenskyj. „Er versteckt sich hinter dem Militär, hinter Raketen, hinter den Mauern seiner Residenzen und Paläste, er versteckt sich hinter euch und verbrennt euer Land und eure Zukunft.“ Niemand werde Russland jemals den Terror verzeihen, sagte Selenskyj. „Niemand auf der Welt wird euch das verzeihen. Die Ukraine wird euch niemals vergeben.“

Russland und Ukraine tauschen erneut Kriegsgefangene aus

+++ 18.02 Uhr: Kurz vor Neujahr haben Russland und die Ukraine erneut Kriegsgefangene ausgetauscht. So seien 140 ukrainische Soldaten heimgekehrt, teilte der Chef des Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak, am Samstag auf Telegram mit. Auf der anderen Seite habe die russische Armee 82 ihrer Angehörigen in Empfang genommen, berichtete die Staatsagentur Tass. Ort und Zeitpunkt des Austauschs wurden nicht genannt.

Unter den freigelassenen Ukrainern seien acht Frauen, teilte Jermak mit. Auch Verwundete wurden demnach übergeben, sowie Kämpfer aus der Hafenstadt Mariupol. „Willkommen zu Hause, ihr Lieben“, schloss er seine Telegram-Mitteilung. Die ehemaligen russischen Kriegsgefangenen, meist verwundete Soldaten, seien umgehend zur weiteren Behandlung nach Moskau geflogen worden, berichtete Tass.

Russland startet massive Raketenangriffe auf die Ukraine – Tote und Verletzte

+++ 16.26 Uhr: Nach massiven russischen Angriffen in der Ukraine am Silvestertag steigt die Zahl der Verletzten. In Kiew wurde laut Bürgermeister Vitali Klitschko ein älterer Mann getötet, 16 Menschen seien verletzt worden. Zuvor war von achten Verletzten die Rede. Unter den Verletzten sei auch ein Journalist aus Japan. Auch aus dem Gebiet Saporischschja wurde über einen Toten berichtet. Nach den Worten des Oberkommandierenden Walerij Saluschnyj gab es insgesamt 20 Raketenangriffe im Land, von denen 12 abgefangen wurden, davon allein 6 in Kiew.

+++ 14.46 Uhr: Bei neuen russischen Angriffen auf die Ukraine kurz vor Neujahr hat es nach Behördenangaben Tote und Verletzte gegeben. Bürgermeister Vitali Klitschko teilte am Samstag in Kiew mit, in der Hauptstadt sei ein älterer Mann getötet, acht Menschen seien verletzt worden. Unter den Verletzten sei auch ein Journalist aus Japan, teilte Klitschko mit. Auch aus dem Gebiet Saporischschja wurde über einen Toten bei den Angriffen berichtet.

Der Vizechef des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, veröffentlichte im Nachrichtendienst Telegram ein Foto und Video von einem teils zerstörten Hotel in Kiew, das auch von Journalisten genutzt wird. Es handele sich um einen Angriff von Mördern und Terroristen, sagte er. Infolge der Einschläge wurden auch im Kulturpalast „Palast Ukraine“ die Scheiben zerstört, wie er mitteilte. Normalerweise seien dort Frauen mit ihren Kindern. Es sei ein Glück, dass niemand dort gewesen sei zur Zeit des Angriffs.

Im westukrainischen Gebiet Chmelnyzkyj war von vier Verletzten die Rede und in Mykolajiw von zwei Verletzten, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Erst am Donnerstag hatte Russland die Ukraine mit Drohnen- und Raketenangriffen überzogen. Erneut gab es nun auch am letzten Tag des Jahres überall Luftalarm.

Russland startet massive Raketenangriffe auf die Ukraine – Explosionen in Kiew

+++ 14 Uhr: Kurz vor dem Jahreswechsel wurden in fast allen ukrainischen Regionen Luftalarm gemeldet. Russland habe Raketen gestartet, schrieb Vitalii Kim, Gouverneur der Oblast Mykolajiw, bei Facebook. Auch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew wurde ein halbes Dutzend Explosionen gemeldet. Diese sollen mutmaßlich von der Flugabwehr ausgelöst worden sein, berichtete die Deutschen Presse-Agentur (dpa) aus dem Zentrum der Hauptstadt. Bürgermeister Vitali Klitschko sprach von Zerstörungen, eine Person wurde bereits getötet. Einsatzkräfte und medizinisches Personal seien unterwegs. 

Die Behörden riefen die Menschen dazu auf, Schutz in Bunkern zu suchen. Angesichts der Angriffe haben vorsorglich mehrere Regionen die Stromversorgung unterbrochen, berichtete die Nachrichtenagentur Ukrainska Pravda – darunter in Charkiw, Sumy, Mykolajiw, Odessa, Kirowohrad und Dnipropetrowsk. Die Einschränkung der Versorgung sei notwendig, „um die Belastung des Stromversorgungssystems zu verringern, falls unsere Infrastruktur getroffen wird“, sagte Maksym Marchenko, Gouverneur der Oblast Odessa. Russland hat seit Anfang Oktober wiederholt die kritische Infrastruktur der Ukraine mit großangelegten Raketenangriffen getroffen. Auch zu Silvester macht die russische Armee keinen Halt.

News zum Ukraine-Krieg: Luftalarm in der gesamten Ukraine gemeldet

+++ 12.50 Uhr: In nahezu allen ukrainischen Regionen, darunter auch Luhansk sowie auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim, ist am Samstag Luftalarm verzeichnet worden. Das berichtete das ukrainische Online-Portal The Kyiv Independent am Mittag. Die staatliche Warn-App habe zudem mehrere Explosionen in den Regionen Kiew und Charkiw gemeldet. Kurz darauf berichteten örtliche Gouverneure, dass die russische Armee Raketen gestartet habe. Zuvor hatte das britische Verteidigungsministerium in London befürchtet, dass Russland über den Jahreswechsel die Angriffe auf die Ukraine intensiveren könnte (s. Update v. 11.55 Uhr).

News zum Ukraine-Krieg: Keine Feuerpause zu Silvester

+++ 11.55 Uhr: Eine Feuerpause zu Silvester wird es in der Ukraine offenbar nicht geben – im Gegenteil. Nach Einschätzung britischer Militärexpertinnen und -experten könnte Russland seine Raketenangriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur über den Jahreswechsel intensivieren. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London am Samstag hervor.

Die Angriffe seien bisher in Abständen von sieben bis zehn Tagen erfolgt. „Russland wird dieses Muster beinahe sicher fortsetzen, um die ukrainische Luftverteidigung zu überfordern“, hieß es in der Mitteilung. Es bestehe eine „realistische Möglichkeit“, dass die russische Armee in den kommenden Tagen noch einmal angreife, „um die Moral der ukrainischen Bevölkerung über die Neujahrsperiode zu brechen“, so die Fachleute.

News zum Ukraine-Krieg: Selenskyj bedankt sich bei Scholz auf Deutsch

+++ 11.15 Uhr: Zum Jahresende hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei Bundeskanzler Olaf Scholz für dessen Unterstützung während des Ukraine-Krieges bedankt. „Waffenlieferungen, Schutz für mehr als eine Million Ukrainer:innen, G7-Präsidentschaft mit Ukraine-Fokus, finanzielle & technische Hilfe, EU-Kandidatenstatus. Danke für die Zeitenwende“, schrieb der Staatschef am Samstag in einem Tweet – und das sogar auf Deutsch.

„Mögen wir sie im Jahr 2023 mit unserem gemeinsamen Sieg komplett machen“, fügte Selenskyj mit Blick auf die von Scholz ausgerufene Zeitenwende hinzu, mit der die Bundesregierung auch eine militärische Unterstützung der Ukraine für die Verteidigung gegen Russlands Feldzug eingeleitet hatte. Angesichts anhaltender russischer Drohnen- und Raketenangriffe hofft die Ukraine auf mehr Militärhilfe bei der Verteidigung.

News zum Ukraine-Krieg: „Wir haben den Krieg nicht gewollt“

+++ 9.00 Uhr: Der ukrainische Armeechef Walerij Saluschnyj sprach seinen Soldaten, die im Ukraine-Krieg kämpfen, in einer Videobotschaft zum Jahreswechsel und zum bevorstehenden orthodoxen Weihnachtsfest Mut zu. „Wir haben den Krieg nicht gewollt, haben aber den Kampf angenommen“, sagte er. „Und Gott ist auf unserer Seite.“ Zwar habe dieses Weihnachtsfest „den Geschmack von Tränen und die Farbe von Blut“, doch habe das Land die Kraft, den Feind abzuwehren, sagte Saluschnyj. „Möge unser Sieg den Beginn des Aufblühens der Ukraine und das Ende Russlands bedeuten.“

News zum Ukraine-Krieg: Neue russische Mobilisierungswelle im Januar?

Update vom Samstag, 31. Dezember, 7.00 Uhr: In einer Videoansprache kündigte der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow an, dass Russland eine neue Welle der Mobilisierung plane. „Ich weiß mit Sicherheit, dass Sie noch etwa eine Woche Zeit haben“, zitierte n-tv den Minister. Das bedeute auch: „Anfang Januar werden die russischen Behörden die Grenzen für Männer schließen“, so Resnikow. Auch in Weißrussland würden die Grenzen geschlossen werden.

Erst im September hatte Machthaber Wladimir Putin eine Teilmobilisierung für den Ukraine-Krieg angekündigt. Zehntausende russische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger flüchteten aus Russland in umliegende Nachbarländer. Seit Wochen wird über eine neue Mobilisierungswelle spekuliert. Auch Geheimdienstchef Kyrylo Budanov rechnet damit, dass Russland seine Truppen mit neuen Rekruten stärken will (s. Update v. 20.05 Uhr).

News zum Ukraine-Krieg: Ukrainische Truppen befreien Dorf in Luhansk

+++ 23.00 Uhr: Nach Angaben des ukrainischen Freiwilligen-Regiments KRAKEN ist den ukrainischen Truppen am Donnerstag die Befreiung des Dorfs Novoselivske in der Region Luhansk geglückt. Das berichtet das Nachrichtenportal Ukrainska Pravda am Donnerstagabend. Wie die Gruppe auf Telegram berichtete, seien mehrere russische Besatzer in Gefangenschaft, andere seien zum Rückzug gezwungen worden. Auch russische Verluste in Personal und Ausrüstung seien eine Folge der Befreiungsaktion.

Ukraine-Krieg: Militärgeheimdienst rechnet mit neuer russischer Mobilisierungswelle im Januar

+++ 20.05 Uhr: Ukrainische Geheimdienste rechnen damit, dass Russland bereits am 5. Januar erneut mit der Mobilisierung neuer Rekruten beginnen wird, um die stark dezimierten Truppen im Fronteinsatz wieder aufzufüllen. Das berichtet das Online-Medium Ukrainska Pravda und zitiert dazu den Chef des ukrainischen Militärgeheimdiensts Kyrylo Budanov. Dieser habe im Gespräch mit dem britischen Sender BBC gesagt, dass die Vorbereitungen zur erneuten Mobilisierungswelle, die um den 5. Januar starten solle, bereits liefen.

Erschreckender Rekord im Ukraine-Krieg: Fast 30 Tage Luftalarm in Kiew

+++ 18.50 Uhr: Seit Beginn des Ukraine-Kriegs haben in der Hauptstadt des Landes rund 700 Stunden – umgerechnet knapp 29 Tage – Luftalarmsirenen die Bevölkerung vor 638 drohenden Angriffen gewarnt. Das meldete laut einem Bericht des Kyiv Independent am Freitag der zuständige Militärgeneral Serhiy Popko. Das Jahr 2022 sei, so Popko, das „furchtbarste Jahr“ in der Geschichte Kiews als Hauptstadt der unabhängigen Ukraine gewesen. In dieser Zeit hätten russische Truppen insgesamt 52 Luftangriffe auf Kiew ausgeführt und dabei 600 Gebäude beschädigt. 120 Menschen, darunter fünf Kinder, wurden getötet, 495 weitere verletzt.

+++ 16.40 Uhr: Russische Streitkräfte griffen am Freitag mehrere Gebiete in der Oblast Charkiw an. „Der Bezirk Kupjansk wird erneut von den Invasoren angegriffen“, teilte Oleh Synyehubov, Gouverneur der Region, bei Telegram mit. Gegen 11.30 Uhr sei ein 50-jähriger Mann bei einem russischen Angriff auf die Siedlung Kateryniwka getötet worden. Ein weiterer Angriff erreichte Kupjansk am Mittag. Dabei wurde eine Person verletzt, so Synyehubov.

News zum Ukraine-Krieg: Tausende Soldaten und Zivilisten vermisst

Update vom Freitag, 30. Dezember, 13.30 Uhr: In der Ukraine werden nach Angaben der Präsidentenberaterin Alona Verbytska Tausende Soldaten und Zivilisten vermisst. Russland habe aktuell 3392 ukrainische Kriegsgefangene bestätigt, auch Zivilisten seien darunter, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Aber in der Ukraine gelten derzeit 15.000 Menschen als vermisst, darunter viele Zivilisten.“ Das Schicksal dieser Menschen sei völlig ungewiss, sagte Verbytska. Was mit ihnen geschehen sei, sei unklar: „Befinden sie sich auch in russischer Kriegsgefangenschaft, sind sie aus russisch besetzten Gebieten verschleppt oder womöglich längst umgebracht worden?“

News zum Ukraine-Krieg: Russland rüstet sich für entscheidende Schlacht

Erstmeldung vom Freitag, 30. Dezember: Ein russischer Truppenverband in einem umkämpften Gebiet in der Ostukraine bekommt nach britischen Angaben vermutlich erneut eine neue Führung. Generalleutnant Jewgenij Nikiforow sei wahrscheinlich dabei, das Kommando über Russlands Westliche Streitkräftegruppe (WGF) zu übernehmen, schrieb das britische Verteidigungsministerium in seinem regelmäßigen Geheimdienst-Update. Er wäre demnach der mindestens vierte Kommandeur an der Spitze des Verbands seit Beginn des Ukraine-Krieges.

Die WGF hat nach britischer Einschätzung mit ziemlicher Sicherheit die Aufgabe inne, Russlands rechte Flanke in dem Gebiet rund um die Städte Kreminna und Swatowe zu halten. Das ukrainische Militär hatte am Donnerstag (29. Dezember) ein Vorankommen bei Kreminna gemeldet. Zuvor hatte eine amerikanische Denkfabrik mitgeteilt, die russische Armee sammle im Gebiet Luhansk Truppen und rüste sich für eine Entscheidungsschlacht. (cas/ska/kas mit dpa/AFP)


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