Rauch weithin zu sehen: Fatah und Islamisten kämpfen in libanesischem Flüchtlingscamp


Rauch weithin zu sehen

Fatah und Islamisten kämpfen in libanesischem Flüchtlingscamp

Im größten Flüchtlingslager des Libanon liefert sich die Fatah schwere Gefechte mit Islamisten. Ein Kommandeur der Palästinenserorganisation wird in einem Hinterhalt getötet, insgesamt sterben sechs Menschen. Libanons Präsident will die Lage mit der Armee stabilisieren.

Nach einem mutmaßlichen Attentat auf einen palästinensischen Kommandeur sind in einem großen Flüchtlingscamp im Libanon schwere Kämpfe ausgebrochen. Mindestens sechs Menschen kamen ums Leben, wie die örtliche Leiterin des Palästinenserhilfswerks UNRWA bei Twitter mitteilte. Die Auseinandersetzungen begannen demnach am Samstagabend im Camp Ain al-Hilwah und setzten sich am nächsten Tag fort. Getötet wurden nach Angaben der Fatah fünf ihrer Mitglieder, darunter Kommandeur Abu Aschraf al-Armuschi, der in einen Hinterhalt geraten war. Nach Angaben aus Palästinenserkreisen soll außerdem ein Mitglied der Islamistengruppe al-Schabab al-Muslim ums Leben gekommen sein. Es gibt mehrere Verletzte.

Wegen anhaltender Kämpfe war über dem Lager schwarzer Rauch zu sehen, wie Bewohner berichteten. Die Beteiligten kämpften laut Berichten unter anderem mit Maschinen- und Scharfschützengewehren. Sicherheitskräfte sperrten Straßen in der Gegend ab. Die libanesische Armee teilte mit, eine bei den Gefechten eingesetzte Mörsergranate sei in einer ihrer Einrichtungen gelandet und habe einen Soldaten verletzt.

Libanons Armee bleibt draußen

Ain al-Hilweh ist das größte der zwölf palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon. In dem Lager leben mehr als 54.000 palästinensische Flüchtlinge und tausende weitere Palästinenser, die vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflüchtet sind. Es kommt dort häufig zu gewaltsamen Zusammenstößen. Seit vielen Jahren gilt eine Übereinkunft, der zufolge die libanesische Armee palästinensische Lager nicht betritt. Palästinensergruppen kümmern sich dort um die Sicherheit. Faktisch sind die Lager aber rechtsfreie Zonen, in Ain al-Hilweh wurden etwa Extremisten und flüchtige Straftäter aufgenommen.

Vor zwei Monaten war bei ähnlichen Auseinandersetzungen in dem Lager schon einmal ein Fatah-Mitglied getötet worden. Nach den neuen Zusammenstößen sprach die Fatah von einem “abscheulichen und feigen Verbrechen”, das darauf abziele, die “Sicherheit und Stabilität” der palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon zu untergraben.

Der libanesische Regierungschef Nadschib Mikati kritisierte “wiederholte Versuche”, den Libanon als Schauplatz für externe Auseinandersetzungen zu nutzen. Dies geschehe “auf Kosten des Libanon und der Libanesen”. Er forderte die Palästinenserführung auf, mit der Armee zusammenzuarbeiten, um die Sicherheitslage in Ain al-Hilweh wieder unter Kontrolle zu bringen.

Bei einem Treffen verschiedener Palästinensergruppen in Ägypten, an dem neben der Fatah auch die Hamas und die libanesischen Amal- und Hisbollah-Bewegungen teilnahmen, wurde eine Waffenruhe ab dem Abend vereinbart. Die Schüsse ließen daraufhin nach.

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