Putsch im Niger: Soldaten verkünden Machtübernahme – Politik

Im westafrikanischen Land Niger haben Soldaten im Fernsehen die Machtübernahme der Armee verkündet. Die Institutionen der siebten Republik seien aufgelöst, die Luft- und Landesgrenzen geschlossen und es herrsche eine landesweite Ausgangssperre von 22 Uhr bis 5 Uhr, sagte Oberst Amadaou Abdramane am späten Mittwochabend im nationalen Fernsehsender RTN.

Abdramane sprach von einem sogenannten Nationalen Rat für die Rettung des Vaterlandes, der die Macht übernommen habe. Alle Institutionen der Republik seien suspendiert worden, die Soldaten warnten vor einer ausländischen Intervention. Offen war zunächst, ob Abdramane und die neun weiteren Soldaten im Fernsehen für die ganze Armee sprachen.

Staatsoberhaupt von NIger: Mohamed Bazoum.

(Foto: Issouf Sanogo/AFP)

Am Mittwochmorgen hatte die Präsidentengarde, eine Eliteeinheit der Armee, den seit 2021 amtierenden demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum (63) in seinem Palast in der Hauptstadt Niamey festgesetzt und den Zugang zum Palast und mehreren Ministerien gesperrt. Den Informationen der EU zufolge liefen am Abend Verhandlungen mit den Meuterern. Zudem sollte nach Gesprächen mit anderen Staatschefs der Region eine Delegation aus Nigeria im Niger eintreffen.

Ein wichtiger EU-Verbündeter schwankt

Nach Angaben von EU-Diplomaten haben sowohl der Außenbeauftragte Josep Borrell als auch Ratspräsident Charles Michel am Mittwoch zweimal mit Bazoum gesprochen. Er war demnach bis zuletzt mit seiner Familie in seiner Residenz. Auch UN-Generalsekretär António Guterres sprach mit Bazoum, wie ein Sprecher auf Twitter mitteilte. Er habe seine volle Unterstützung und Solidarität zum Ausdruck gebracht.

Sollte sich der Militärputsch in Niger nun als erfolgreich erweisen, wäre das ein schwerer Rückschlag für die Bemühungen europäischer Staaten in der Region. Das Land ist ein entscheidender Verbündeter im Kampf gegen islamistische Extremisten in der Sahelzone. In den Nachbarländern Mali und Burkina Faso gerieten die Beziehungen zum Westen nach Militärputschen in tiefe Krisen. Damit wuchs die Bedeutung Nigers als Basis für die militärischen Einsätze gegen die Extremisten.

Niger ist zudem ein wichtiger Verbündeter der EU im Kampf gegen die irreguläre Migration aus den Ländern südlich der Sahara. Vor zwei Jahren wurde ein Putschversuch in Niger vereitelt, als Militärs wenige Tage vor der Vereidigung von Bazoum versuchten, den Präsidentenpalast zu stürmen. Seine Wahl war der erste demokratische Machtwechsel in dem bitterarmen Land, in dem seit der Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960 das Militär viermal geputscht hat.

Erst Ende vergangenen Jahres hatte die EU eine Militärmission im Niger beschlossen, um den Terrorismus in der Region zu bekämpfen. Die Bundeswehr unterhält in Niamey einen Lufttransportstützpunkt für das militärische Engagement in Westafrika, auf dem etwa 100 deutsche Soldaten arbeiten. Die Soldaten sind nach früheren Angaben des Verteidigungsministeriums vom Mittwoch in Sicherheit.

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