Postfaschisten unter Giorgia Meloni vor absoluter Mehrheit

  1. Startseite
  2. Politik

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Florian Naumann, Patrick Mayer, Tim Vincent Dicke, Jan-Frederik Wendt, Lucas Maier

Italien hat gewählt. Es zeichnet sich ein historischer Sieg der radikalen Rechten ab. Der News-Ticker.

+++ 3.00 Uhr: Georgia Meloni und ihre Rechtsaußen-Partei Fratelli d’Italia (FDI) haben dem rechten Lager in Italien einen historischen Sieg beschert. Nachwahlbefragungen zufolge erhielt die FDI bei der Parlamentswahl am Sonntag rund ein Viertel aller Stimmen und wird damit stärkste Kraft. Zusammen mit ihren Bündnispartnern, der rechtsnationalen Lega und der Forza Italia (FI), könnte sie auf bis zu 47 Prozent der Stimmen kommen.

Meloni könnte somit erste Frau an der Spitze einer italienischen Regierung werden. Aufgrund des komplizierten Wahlsystems dürfte das Bündnis aus Melonis FDI, der Lega von Ex-Innenminister Matteo Salvini und der konservativen Forza Italia des langjährigen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi in beiden Parlamentskammern eine absolute Mehrheit der Sitze erhalten – im Abgeordnetenhaus und im Senat.

Italien-Wahl: Amtliche Ergebnisse im Laufe des Tages erwartet

Die Demokratische Partei (PD) von Ex-Regierungschef Enrico Letta kommt den Nachwahlbefragungen zufolge auf 17 bis 21 Prozent. Letta konnte somit die Wählerinnen und Wähler nicht überzeugen, aus taktischen Gründen seine PD zu wählen, um einen Siegeszug der Ultrarechten aufzuhalten.

Giorgia Meloni, Vorsitzende der rechtsradikalen Partei Fratelli d‘Italia, nach ihrer Stimmabgabe am Sonntag. © Mauro Scrobogna/dpa

Die Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) erreicht zwischen 13,5 und 17,5 Prozent der Stimmen und verlor damit stark gegenüber ihrem besten Wahlergebnis von mehr als 30 Prozent im Jahr 2018.

Die Wahlbeteiligung betrug 64,07 Prozent und lag damit deutlich unter der von 2018 mit 73,86 Prozent. Offizielle Ergebnisse gibt das Innenministerium am Montag bekannt.

Italien-Wahl: Erste Hochrechnung liegt vor – Melonis Postfaschisten wollen die Macht

+++ 0.50 Uhr: Noch gibt es ausschließlich ein Hochrechnung für die Wahl des italienischen Senats. Die bisher veröffentlichten Daten deuten aber darauf hin, dass die Allianz sowohl im Senat als auch im Abgeordnetenhaus eine absolute Mehrheit der Sitze erreicht. Das beunruhigt mehrere prominenten Europapolitiker.

„Giorgia Meloni wird eine Ministerpräsidentin sein, deren politische Vorbilder Viktor Orbán und Donald Trump heißen. Der Wahlsieg des Bündnisses von Rechts-Mitte-Parteien in Italien ist deshalb besorgniserregend“, sagte Katharina Barley (SPD), Vize-Präsidentin des EU-Parlaments, der Welt. Melonis „wahlkampftaktisches Lippenbekenntnis für Europa“ könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie eine Gefahr für das konstruktive Miteinander in Europa darstelle, meinte die frühere deutsche Justizministerin.

Der Sprecher der deutschen Grünen im EU-Parlament, Rasmus Andresen, sagte, der „beispiellose italienische Rechtsrutsch“ werde massive Auswirkungen auf Europa und auf die Europäische Union haben. „Italien als Gründungsmitglied und drittstärkste Wirtschaft der EU steuert auf eine antidemokratische und antieuropäische Regierung zu“, sagte Andresen einer Mitteilung zufolge.

Italien-Hochrechnung: Melonis Postfaschisten in Front – auch Salvini und Berlusconi leiden

+++ 0.35 Uhr: Eine erste, grobe Hochrechnung aus Rom liegt vor. Den vom Sender RAI veröffentlichten Zahlen zufolge wird das rechte bis extrem Bündnis aus Fratelli, Lega und Forza Italia in der Parlamentskammer des Senats den Löwenanteil der Sitze erhalten.

Giorgia Melonis Fratelli d‘Italia rangieren bei 24,6 Prozent der Stimmen. Zweitstärkste Kraft könnten Enrico Lettas Sozialdemokraten mit 19,4 Prozent werden. Die rechte Allianz kommt inklusive Lega (8,5 Prozent), Forza Italia (8,0 Prozent) und Noi Moderati (1,1 Prozent) aber auf 42,2 Prozent – und liegt damit klar in Front, obwohl Lega und Forza Italia deutlich einbüßen. Die bislang regierenden Movimento 5 Stelle landet bei nur noch 16,5 Prozent.

Die Stimmen für den Senat werden zuerst ausgezählt. Hochrechnungen für das größere Abgeordnetenhaus folgen deshalb später.

24,6%19,4%8,5%16,5%8%7,3%3,5%2,9%

Italien-Wahl: Salvini sieht „klaren Vorsprung“ – was bedeutet das Ergebnis für Europa und Ukraine?

+++ 0.12 Uhr: Auch der frühere rechtspopulistische Innenminister Italiens, Matteo Salvini, geht von einem Regierungswechsel zugunsten der hart rechten Allianz aus. Das Bündnis habe „sowohl in der Abgeordnetenkammer als auch im Senat einen klaren Vorsprung“, erklärte Salvini auf Twitter. „Die Nacht wird lang, aber ich möchte Euch schon mal danken.“

Unterdessen richten sich erste Blicke auf mögliche Folgen des Wahlergebnisses für Italien, Europa und den Ukraine-Krieg. Die Rechtskoalition hat im Wahlkampf enorm teure Vorschläge präsentiert, um den Folgen von Energiekrise und Inflation beizukommen. Dazu gehören massive Steuersenkungen – ohne Erklärung, wie diese finanziert werden sollen.

Beim Thema Ukraine und vor allem Russland-Sanktionen könnte Streit drohen. Fratelli-Chefin Giorgia Meloni hatte sich im Wahlkampf demonstrativ hinter die europäische Unterstützung für die Ukraine und auch die Sanktionen gegen Russland gestellt. Salvini hatte letztere aber offen in Frage gestellt. EU-kritisch sind hingegen sowohl Salvinis Lega als auch die Fratelli d‘Italia eingestellt.

+++ 23.50 Uhr: Die postfaschistischen Fratelli d‘Italia rechnen nach den ersten Prognosen zur Italien-Wahl mit Regierungsverantwortung: „Mit diesen Zahlen können wir regieren“, sagte Fratelli-Parlamentarier Fabio Rampelli am späten Abend. Es zeichnet sich zugleich eine historisch niedrige Wahlbeteiligung ab. Die bis dato niedrigste Beteiligung in der Nachkriegszeit war 2018 mit knapp 73 Prozent registriert worden.

Sollte die „Allianz“ mit Lega und Forza Italia tatsächlich an die Macht kommen, es wäre vor allem einem explosionsartigen Wachstum der Postfaschisten geschuldet. Die Fratelli d‘Italia könnten den Exit-Polls zufolge auf bis zu 26 Prozent kommen. 2018 hatte die Partei noch 4 Prozent erreicht. Die möglichen Koalitionspartner Salvini und Berlusconi erlitten hingegen Verluste. Die Lega hatte 2018 17,3 Prozent der Stimmen erhalten, Forza Italia 14,0 Prozent. Nun rangieren beide Parteien im einstelligen oder knapp zweistelligen Bereich.

Italien vor Rechtsrutsch in der Regierung: Melonis Fratelli führen – 5 Stelle abgestraft

+++ 23.30 Uhr: Der Sender RAI1 sieht die rechte „Allianz“ bei den italienischen Parlamentswahlen auf Mehrheitskurs. 41 bis 45 Prozent der Stimmen könnten laut Exit-Poll auf die extrem rechten Fratelli d‘Italia, Matteo Salvinis Lega und die Partei Forza Italia von Silvio Berlusconi entfallen. Zudem wird ein Drittel der Sitze in den beiden Parlamentskammern im Mehrheitswahlrecht vergeben. Experten rechneten auch dabei mit weiteren Mandaten für die Rechten.

Das bisherige regierende Movimento 5 Stelle dürfte die Links-Mitte-Kräfte aber die Chance auf eine Regierung kosten: Bei rund 13 bis 17 Prozent sehen die Demoskopen die Partei. Bei der vorangegangenen Wahl war sie noch auf 32,7 Prozent gekommen. Die politischen Rivalen der Links- und Zentrumsparteien hatten im Wahlkampf aber ohnehin nicht an einem Strang gezogen. Die sozialdemokratische Partito Democratico könnte ihr Wahlergebnis von 2018 in etwa bestätigen. Zusammen mit linken und grünen Parteien rangiert ihr Wahlbündnis in der ersten Prognose bei 25,5 bis 29,5 Prozent.

Giorgia Meloni, Frontfrau der „Fratelli“ könnte nun erste weibliche Ministerpräsidentin Italiens werden. Ihre Partei vertritt nationalistische, EU-kritische und teils rassistische Positionen. Im Logo führen die 2012 gegründeten Fratelli d‘Italia eine Flamme, die an den faschistischen Diktator Benito Mussolini erinnert und die ein Symbol der Rechten ist. Die Fratelli waren die einzige nennenswerte Opposition der Vielparteienregierung unter Führung des international höchst anerkannten Ministerpräsidenten Mario Draghi.

In Europa blicken viele Beobachter – auch in Brüssel – mit Sorge auf einen möglichen Sieg der Rechten. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen war am Donnerstag von einer Studentin gefragt worden, ob sie Sorgen vor einem Wahlsieg der Rechten und ehemaligen Putin-Freunde in Italien habe. Salvini und auch Berlusconi hatten mit Zweifeln an Russland-Sanktionen und Relativierung der Verantwortung Wladimir Putins für den Ukraine-Krieg für Aufsehen gesorgt. Von der Leyen antwortete, sollten EU-Richtlinien verletzt werden, habe Brüssel „Werkzeuge“.

Italien-Wahl: Erste Prognosen da – Melonis Postfaschisten steuern auf Sieg zu

+++ 23.00 Uhr: Die ersten Prognosen zum Ausgang der Italien-Wahl liegen vor. Laut einem Bericht des Senders RAI1 sehen Nachwahlbefragungen die post-faschistischen Fratelli d‘Italia deutlich in Front. Dabei sind aktuell noch große Schwankungsbereiche angegeben. Die Allianz, der auch die rechtspopulistische Lega und die konservative Forza Italia angehören, dürfte aber wohl auf mehr als die Hälfte der Sitze im Parlament kommen.

Italien-Wahl 2022: Meloni sorgt bei Stimmabgabe für Verwirrung

+++ 21.25 Uhr: Die Rechtspopulistin und Wahlfavoritin Giorgia Meloni hatte sich am Sonntagvormittag zur Stimmabgabe in einer Schule im Süden Roms angekündigt, erschien aber nicht wie geplant. Laut einer Sprecherin will sie stattdessen erst kurz vor Schließung der Wahllokale wählen.

Mehrere Spitzenkandidaten hatten schon am Vormittag gewählt: Matteo Salvini von der rechtspopulistischen Lega in Mailand, der Sozialdemokrat Enrico Letta in Rom und Zentrumspolitiker Matteo Renzi in Florenz. Der frühere Ministerpräsident Silvio Berlusconi von der Partei Forza Italia hatte seine Stimme mit seiner Partnerin Marta Fascina ebenfalls in Mailand abgegeben.

Italien-Wahl: Historische niedrige Wahlbeteiligung zeichnet sich ab

+++ 20.53 Uhr: Bei Italiens Parlamentswahl zeichnet sich eine historisch niedrige Wahlbeteiligung ab. Um 19.00 Uhr, vier Stunden vor Schließung der Wahllokale, hatten laut Innenministerium nur rund 51 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.

Bei den Wahlen im Jahr 2018 waren es zu diesem Zeitpunkt rund 59 Prozent gewesen. Dabei hatte Italien damals am Ende mit knapp 73 Prozent die niedrigste Wahlbeteiligung seiner Nachkriegszeit registriert – dieser Wert könnte nun noch einmal deutlich unterschritten werden.

Besonders schwach war der Zulauf der Auswertung zufolge im Süden des Landes in den Regionen Kalabrien, Apulien, Kampanien und Basilikata sowie auf den Inseln Sizilien und Sardinien mit teils deutlich unter 40 Prozent.

+++ 20.30 Uhr: Experten bleiben dabei: Trotz hoher Umfragewerte für das rechte Lager ist der Wahlausgang in Italien offen. Das berichtet auch die ARD-„Tagesschau“ knapp drei Stunden vor Schließung der Wahllokale.

Umfragen hatten die rechtspopulistische Fratelli d’Italia (FdI) von Giorgia Meloni vorne gesehen. „Meloni war in den letzten drei Regierungen in der Opposition. Das ist ein guter Bonus für Sie in Bezug auf die Wählerschaft zu sagen, ich habe mit den Regierungen nichts zu tun gehabt“, erklärt Andrea de Petris vom Zentrum für Europäische Politik Rom in dem Beitrag.

In einer Umfrage des SWG-Instituts vom 9. September kamen die Fratelli auf 27 Prozent der Stimmen, laut einer Erhebung von Ipsos vom selben Tag auf 25,1 Prozent. Nach diesem Datum galt in Italien ein Verbot für die Veröffentlichung weiterer Wahlumfragen.

Italien-Wahl: Berlusconi will „Regisseur“ werden – Salvini rechnet mit Regierungswechsel

+++ 18.30 Uhr: Die politische Rechte Italiens gibt sich vor Schließung der Wahllokale um 23 Uhr betont siegessicher. Laut La Repubblica kündigte Rechtspopulist Matteo Salvini von der Lega an: „Ich habe die Regierung im Kopf.“

Der ehemalige Ministerpräsident Silvio Berlusconi erklärte demnach, er wolle der „neue Regisseur“ einer Regierung sein. Seine Partei werde mehr als zehn Prozent holen und der Lega Stimmen wegnehmen, prognostizierte er. Die post-faschistischen Fratelli d‘Italia von Giorgia Meloni lag in den letzten Umfragen vom 9. September vorn. Die Partei kam laut der Institute SWG und Ipsos auf 25 bis 27 Prozent der Stimmen.

Eine absolute Mehrheit hatte Melonis angepeiltes Rechtsbündnis aus Fratelli, Lega und Forza Italia jedoch in keiner der beiden Erhebungen im Auftrag der TV-Sendung „Tg La7“ und des Corriere della Sera . Ein weiterer Faktor ist allerdings, dass ein Drittel der Sitze beider Parlamentskammern im Mehrheitswahlverfahren vergeben wird.

Italien-Wahl: Sieg der Rechten könnte entgegen der Erwartungen ausbleiben

+++ 16.01 Uhr: Wird es heute zum häufig prognostizierten Erdrutschsieg der politischen Rechten in Italien kommen? Laut Expertinnen und Experten könnte dieser auch ausbleiben, schreibt die Nachrichtenagentur AFP. Hintergrund ist die Unschlüssigkeit von bis zuletzt 20 Prozent der Wahlberechtigten.

Bei vielen würde die Entscheidung im letzten Moment fallen, sagte die Soziologieprofessorin Emiliana De Blasio von der Universität Luiss in Rom der Agentur. Überraschungen werden wohl vor allem im finanziell schwächeren Süden von Italien erwartet.

Salvini nach Stimmabgabe bei der Italien-Wahl 2022: „Ich spiele um zu gewinnen, nicht um teilzunehmen“.
Salvini nach Stimmabgabe bei der Italien-Wahl 2022: „Ich spiele um zu gewinnen, nicht um teilzunehmen“. © Lapresse/dpa

„Ich spiele um zu gewinnen, nicht um teilzunehmen“, sagte der Spitzenkandidat der rechtsnationalen Lega, Matteo Salvini, bei seiner Stimmabgabe am Sonntag (25. September). Wenn es nach ihm geht, landet seine Partei „auf dem Podium: Erster, Zweiter, im schlimmsten Fall Dritter“.

Italien: Geringe Wahl-Beteiligung – Meloni missachtet Vorgabe

+++ 14.25 Uhr: Die Wahlen in Italien laufen bisher schleppend an. Um 12 Uhr lag die offizielle Wahlbeteiligung bei lediglich rund 19 Prozent, wie die dpa mit Verweis auf das Innenministerium in Rom mitteilt. Momentan sei die Beteiligung noch niedriger als bei den Wahlen im Jahr 2018. Damals war es die Wahl mit der niedrigsten Beteiligung im Nachkriegs Italien. Experten rechnen mit einer Stimmabgabe von unter 70 Prozent der Berechtigten. Die Wahllokale haben noch bis 23.00 Uhr geöffnet.

Auch erste Spitzenkandidatinnen und Kandidaten der einzelnen Parteien haben bereits ihre Stimme in die Wahlurne geworfen. Die in den Prognosen weit oben platzierte Giorgia Meloni gab ihre Stimme anders als angekündigt noch nicht ab. Sie wolle erst kurz vor der Schließung der Wahllokale wählen gehen, schreibt die dpa.

Entgegen einer Vorgabe twittert Meloni und ihre rechtspolitischen Verbündeten auch am heutigen Wahltag weiter. „Lasst uns gemeinsam Geschichte schreiben“, schrieb Meloni ihren Followern auf Twitter. Laut der Vorgabe sollte auf derartige Äußerungen am Vortag und am Tag der Wahl verzichtet werden. Ob es hierfür Konsequenzen geben könnte, ist bisher noch nicht bekannt. An einigen Wahllokalen kam es trotz der geringen Beteiligung zu langen Wartezeiten. Hierfür ist ein zusätzliches Prozedere zur Bekämpfung von Wahlbetrug verantwortlich.

+++ 13.00 Uhr: Während Jahr 2001 ganze 85 Prozent der Wahlberechtigten in Italien zur Wahl gingen, werden in diesem Jahr weitaus weniger erwartet. Dabei erlebte das EU-Land seit seiner Gründung im Jahr 1946 bereits 67 Regierungen.

 „20 Regierungen in 20 Jahren, das kommt mir schon ein bisschen seltsam vor“, sagte zuletzt Papst Franziskus gegenüber der französischen Nachrichten Agentur AFP. Weiter soll das Oberhaut der katholischen Kirche gesagt haben: „Jeder hat wohl seine eigene Art, Tango zu tanzen.“

+++ 10.25 Uhr: Während eines Wahlkampfauftritts echauffierte sich die Postfaschistin der Fratelli d‘Italia (FDI), Giorgia Meloni, über eine angebliche „Enteignung“ von 30.000 Strandbad-Unternehmen. Weiter führte die Spitzenkandidatin der Italien-Wahl aus: „(Die Unternehmen seien) jetzt den ausländischen multinationalen Firmen überlassen (worden)“, wie die ARD berichtet.

Wir haben das Meer und tun so, als ob es nicht da wäre. Wir handeln, als ob wir die Schweiz wären!

Hintergrund der Aufregung ist eine Forderung der EU. Laut dieser müsse Italien bis zum Jahr 2024 die Strand-Konzessionen in ganz Europa ausschreiben. Denn der größte Teil der fast 8000 Kilometer italienischen Küste ist in privater Hand, die Preise für Touristen sind deshalb hoch, wie ein Korrespondent der ARD aus Rom mitteilt. Allerdings seien vorhandene Investitionen geschützt und auch Unternehmer, die in den letzten fünf Jahren hauptsächlich von den Strandbädern gelebt haben, dabei berücksichtigt, berichtet die ARD.

Update von Sonntag, 25. September, 7.34 Uhr: In Italien haben die Parlamentswahlen begonnen. Am Sonntagmorgen (25. September) um 7.00 Uhr öffneten die Wahllokale in dem Mittelmeerland, bis 23.00 Uhr kann über die Zusammensetzung des neuen Parlaments abgestimmt werden. Gut 51,5 Millionen Italienerinnen und Italiener sind zur Wahl aufgerufen.

+++ 21.20 Uhr: In wenigen Stunden öffnen in Italien die Wahllokale. Am Sonntag (25. September) beginnen die Abstimmungen um 7 Uhr. Bis 23 Uhr haben die Wähler:innen dann die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben. Umfragen sagen einen Sieg des rechten Lagers voraus, an dessen Spitze Giorgia Meloni von der Rechtsaußen-Partei Fratelli d‘Italia (FDI) steht. Vom Faschismus Mussolinis hat sich Meloni nie wirklich distanziert. Es wäre die erste rechtsnationale Regierung auf italienischem Boden seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Droht nun der Schock von rechts?

Ja, denn während das rechte Bündnis die absolute Mehrheit erreichen könnte, liegt das Mitte-Links-Bündnis um den Partito Democratico (PD) mit Ex-Regierungschef Enrico Letta in den Prognosen nur bei 28,5 Prozent. Die populistische Fünf-Sterne-Bewegung würden demnach nur noch rund 13 Prozent wählen. Viele Wähler:innen sind allerdings noch unentschlossen.

Italien-Wahl: „Schande“ und „Ursula out“ – Salvini bei Protest vor EU-Gebäude

+++ 17.20 Uhr: Der frühere Innenminister Matteo Salvini hat am Freitagabend (23. September) vor der Vertretung der EU-Kommission in Rom an einer spontanen Protestkundgebung teilgenommen. Dabei hielten Unterstützer:innen Schilder mit Schriftzügen wie „Schande“ und „Ursula out“ in den Händen.

Hintergrund sind Aussagen der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die deutsche Politikerin war am Donnerstag (22.09.2022) von einer Studentin gefragt worden, ob sie Sorgen habe vor einem Wahlsieg der Rechten und ehemaligen Putin-Freunde in Italien. Sie antwortete, sollten EU-Richtlinien verletzt werden, habe Brüssel „Werkzeuge“. Das empörte vor allem die Politiker:innen der in Umfragen klar führenden Rechtsallianz.

Der rechte Politiker Matteo Salvini bei der Demonstration gegen Ursula von der Leyen
Der rechte Politiker Matteo Salvini bei der Demonstration gegen Ursula von der Leyen © Giovanni Grezzi/AFP

Italien-Wahl: Favoritin Meloni startete Karriere bei Faschisten

+++ 14.55 Uhr: Meloni gilt als bei der Wahl als klare Favoritin. Bereits im Alter von 15 Jahren war sie politisch aktiv, 2008 wurde sie die jüngste Ministerin (Jugend und Sport) in der Geschichte Italiens. Die von ihr gegründete Partei Fratelli d’Italia erhielt in den vergangenen Monaten enormen Zulauf und könnte noch im Herbst 2022 stärkste Einzelpartei werden.

Ihre politische Karriere startete sie bei der Jugendorganisation des „Movimento Sociale Italiano“ (MSI), der Partei, die Faschisten nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet hatten. Nun ist Meloni dabei, die extreme Rechte in Italien an die Spitze der Regierung zu bringen. Eine klare Distanzierung vom Faschismus gab es von ihrer Seite nicht.

Meloni steht für klar rechte Standpunkte: Sie will Migranten – vor allem aus Afrika – abwehren und Italien als Nationalstaat innerhalb der EU stärken. Sie will hart gegen Kriminalität vorgehen und neue Gefängnisse bauen. Ihre Maxime ist „Gott, Vaterland, Familie“. Meloni hat seit 2016 eine Tochter (Ginevra), ist mit deren Vater aber nicht verheiratet. Sie ist gegen das Recht homosexueller Paare, Kinder zu adoptieren. Sie ist gegen Abtreibung – in ihrer Biografie schreibt Meloni, selbst fast von der Mutter abgetrieben worden zu sein.

Italien-Wahl 2022: „Drohung, Erpressung“? Rechtspopulist fordert Von-der-Leyen-Rücktritt

Update vom Samstag, 24. September, 13.00 Uhr: Kurz vor der Wahl in Italien wird der Ton rauer. Die politische Rechte in Italien zeigt sich erschüttert über eine Aussage von der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Zum möglichen Rechtsruck bei der Wahl am Sonntag (25. September) sagte die deutsche Politikerin: „Sollten EU-Richtlinien verletzt werden, habe Brüssel ‚Werkzeuge‘.“ In Folge der Äußerungen nahm Salvini an einer Protestaktion vor der Vertretung der EU-Kommission in Rom teil, gegenüber der italienischen Zeitung Corriere della Sera forderte der Rechtspopulist den Rücktritt von Von der Leyen. „War das Drohung, Erpressung, institutionelles Mobbing? Die Präsidentin muss sich entweder entschuldigen oder zurücktreten“, sagte Salvini.

Während sich die politische Rechte über die Aussagen von Von der Leyen echauffiert, Protestkundgebungen abhält und den Rücktritt der ehemaligen Verteidigungsministerin fordert, macht Silvio Berlusconi keinen Hehl aus seiner Nähe zu Russland, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Wladimir Putin sei zum Angriff auf die Ukraine gedrängt worden und wollte lediglich „anständige Leute“ an die Regierung in Kiew bringen, sagte der Spitzenkandidat der Partei Forza Italia zuletzt.

Mit dem Motto „Gott, Familie, Vaterland“ will Giorgia Meloni die erste Frau an der Spitze der italienischen Regierung werden,
Mit dem Motto „Gott, Familie, Vaterland“ will Giorgia Meloni die erste Frau an der Spitze der italienischen Regierung werden, © Vincenzo Pinto/afp

Erstmeldung vom Samstag, 24. September: Rom – In Italien stehen die Wahlen kurz bevor. Nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Mario Draghi im Juli 2022 wird am Sonntag (25. September) das Parlament neu gewählt.

Die Spitzenkandidatin Giorgia Meloni der Rechtsaußenpartei Partei Fratelli d‘Italia gilt als eine der Favoritinnen. Erste Prognosen werden für Sonntag gegen 23.00 Uhr erwartet.

Italien-Wahl 2022: Über 50 Millionen sind zur Wahl aufgerufen

Zur Stimmabgabe bei der Italien-Wahl 2022 sind mehr als 51,5 Millionen Italienerinnen und Italiener aufgerufen. Bei drei Millionen von ihnen wird es der erste Urnengang sein. Es werden jeweils die beiden Kammern des Parlaments gewählt. Der Urnengang ist zwischen 7.00 Uhr und 23.00 Uhr möglich.

Das Abgeordnetenhaus und der Senat werden über ein Wahlsystem aus Direkt- und Verhältniswahl gewählt. Von den 200 Plätzen im Senat und den 400 im Abgeordnetenhau, wird jeweils ein Drittel über eine Direktwahl in Wahlkreisen besetzt. Die restlichen zwei Drittel werden über das landesweite Abschneiden der jeweiligen Partei, also über eine Verhältniswahl, vergeben.

Wahl in Italien 2022: Das sind die Kandidatinnen und Kandidaten

Die Direktmandate bei der Italien-Wahl 2022 könnten wohl zu 90 Prozent an die rechte Kandidatin Meloni gehen, so die Einschätzung von Expertinnen und Experten.

  • Liste der Spitzenkandidatinnen und Kandidaten
  • Giorgia Meloni: Partei Fratelli d’Italia
  • Enrico Letta: Demokratische Partei
  • Matteo Salvini: Lega Partei
  • Silvio Berlusconi: Forza Italia
  • Giuseppe Conte: Fünf-Sterne-Bewegung

Sollte es dazu kommen, dass rund 90 Prozent der Direktmandate an die politischen Rechten vergeben werden, würden ihnen weniger als 50 Prozent bei der Verhältniswahl reichen. Ob es in Italien zu dem prognostizierten Rechtsruck kommen wird oder nicht, bleibt abzuwarten. Erste amtliche Ergebnisse werde für Montag (26. September) erwartet. (Lucas Maier)

source site