NIger: Wer putscht gerade in dem Land und was macht die Bundeswehr dort?

Fragen und Antworten
Wer putscht gerade im Niger und was macht die Bundeswehr in dem Land?

Nigrer protestieren in Nigers Hauptstadt Niamey gegen die Festsetzung ihres Präsidenten Mohamed Bazoum

© AFP

Im westafrikanischen Niger putscht die Präsidentengarde. Der gewählte Präsident Mohamed Bazoum sei abgesetzt worden, heißt es. Die Bundeswehr ist dort im Rahmen einer EU-Militärmission in Einsatz – die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was passiert gerade im Niger?

Seit Mittwochmorgen putschen in dem westafrikanischen Land Teile des Militärs, die Präsidentengarde – die Lage aber ist auch mehr als 24 Stunden seit Beginn der Blockade des Präsidentenpalasts in der Hauptstadt Niamey weiter unklar. Mittlerweile hat das Das Militär via Twitter und Facebook erklärt, die Forderung der Putschisten nach einem Ende der Amtszeit von Präsident Mohamed Bazoum zu unterstützen.

In einer Fernseh-Ansprache hatte ein Oberst namens Amadou Abdramane verkündet, dass der gewählte Präsident Mohamed Bazoum festgesetzt und des Amtes enthoben sei. Zudem seien die Institutionen der Republik ausgesetzt, die Landesgrenzen “bis zur Stabilisierung der Situation” geschlossen sowie eine Ausgangssperre verhängt worden.

Warum putscht das Militär?

Oberst Amadou Abdramane sagte im Beisein neun weiterer uniformierter Militärs, dass sie entschieden hätten, “dem Regime ein Ende zu setzen”. Im Namen eines “Nationalen Rats für den Schutz des Vaterlandes” prangerten sie die Verschlechterung der Sicherheitssituation, die schwache Wirtschaft und die Regierungsführung Bazoums an.

Wie war zuletzt die Situation im Niger?

Das Land kämpft mit dschihadistischer Gewalt, die zur Flucht von Hunderttausenden führte und ist einer der letzten Verbündeten des Westens in der Sahelregion. Die Nachbarn Mali und Burkina Faso haben sich anderen Partnern zugewandt, darunter Russland.

Seit seiner Unabhängigkeit 1960 wurde mehrfach im Niger geputscht. Bazoum war vor zwei Jahren beim ersten friedlichen Machtwechsel des Landes ins Amt gewählt worden. Zuletzt aber gab es nach Angaben eines nigrischen Beamten im März den Versuch eines Staatstreichs als sich der Präsident in der Türkei befand. Die Behörden haben sich dazu nie öffentlich geäußert.

Was macht die Bundeswehr dort?

Aktuell sind laut Bundesverteidigungsministerium etwa ein Dutzend Bundeswehr-Soldaten an der EU-Militärmission EUMPM Niger beteiligt. “Wir haben die Rückmeldung, dass unsere Soldaten in Sicherheit sind – das ist uns das Wichtigste”, sagte ein Ministeriumssprecher. Zudem unterhält die Bundeswehr auf dem Flughafen von Niamey seit zehn Jahren ein Logistik-Drehkreuz für den UN-Blauhelmeinsatz im benachbarten Mali. Dafür sind aktuell nach Ministeriumsangaben “um die hundert” deutsche Soldaten vor Ort. 

Wie reagieren die legitime Regierung und die Bevölkerung?

Im Zentrum der Hauptstadt Niamey versammelten sich nach Angaben von Journalisten Demonstranten, die dem Staatschef ihre Unterstützung ausdrücken wollten. Einige versuchten zum Amtssitz des Präsidenten zu gelangen, wurden aber von der Präsidentengarde mit Warnschüssen vertrieben, so Reporter der Nachrichtenagentur AFP. 

Präsident Mohamed Bazoum hat seinen Landsleuten am Donnerstag das Festhalten an “Demokratie und Freiheit” zugesagt. “Alle hart erkämpften Errungenschaften werden gewahrt”, schrieb er bei Twitter. Der bisherige nigrische Außenminister Hassoumi Massoudou rief dazu auf, den “versuchten Staatsstreich” nicht zu unterstützen. 

“Wir sind die rechtmäßige Regierung”, sagte er dem Sender France 24. “Es ist nicht die gesamte Armee, die sich an dem versuchten Staatsstreich beteiligt”, sagte er. Er appelliere an alle Demokraten im Land, sich gegen die “schändliche Aktion zu wehren, die unser Land um ein Jahrzehnt zurückwerfen und den Fortschritt blockieren würde”.

Wie kommentieren Deutschland und andere Staaten den Putsch?

Einhellig verurteilen das Auswärtige Amt in Berlin, die EU, die UN, die USA sowie die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas “den Versuch von Teilen des Militärs, die verfassungsmäßige demokratische Ordnung Nigers umzustoßen. Wir verfolgen die Ereignisse in Niger mit sehr großer Sorge”, heißt es etwa im deutschen Außenministerium.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell twitterte: “Die EU verurteilt jeden Versuch, die Demokratie zu destabilisieren und die Stabilität Nigers zu beeinträchtigen.” UN-Generalsekretär António Guterres sagte, er sei “zutiefst verstört” über den Arrest von Präsident Bazoum. US-Außenminister Antony Blinken und Ecowas fordern die “sofortige Freilassung” des Staatschefs. Der Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union, Moussa Faki Mahamat, warf der Präsidentengarde vor, “in völligem Verrat an ihrer republikanischen Pflicht” zu handeln.

Quellen: AFP, DPA, France 24, Josep Borrell auf Twitter, Auswärtiges Amt

Dieser Artikel wurde um 13.40 Uhr aktualisiert, d.Red.

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