Niger-Putsch: Ecowas droht mit Gewalt – wer steht hinter dem Bündnis?

Putsch in Westafrika
Ecowas droht mit Gewalt gegen den Niger – wer steht hinter dem Bündnis?

Die Ecowas Staats- und Regierungschefs bei ihrem Gipfel in Abuja, Nigeria Ende Juli

© Chinedu Asadu / DPA

Der Putsch im Niger ist bereits der fünfte in Westafrika seit 2020. Der Staatenbund Ecowas reagierte zuletzt unglücklich auf die Staatsstreiche – wer steht hinter dem Bündnis, das der EU ähnelt?

Alle gegen die Putschisten im Niger: Nach dem Staatsstreich in dem westafrikanischen Land hat die internationale Gemeinschaft den selbsternannten Machthabern mit einem Eingreifen gedroht:

DieWestafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) stellte ein Ultimatum und drohte mit dem “Einsatz von Gewalt”.

Die frühere Kolonialmacht Frankreich wiederum kündigte angesichts von tausenden Demonstranten vor ihrer Botschaft in Niamey eine “sofortige und unerbittliche” Reaktion an, sollte es zu Angriffen auf französische Staatsbürger und Einrichtungen in dem westafrikanischen Land kommen.

Ecowas setzt Ultimatum von einer Woche

Nach einem Spitzentreffen in Nigerias Hauptstadt Abuja forderten die Ecowas-Staaten die putschenden Militärs im Niger in einer Erklärung ultimativ auf, die Macht innerhalb einer Woche an die legitimen Institutionen zurückzugeben. Die regionale Organisation verlangte insbesondere die “sofortige Freilassung” des von den Putschisten festgesetzten nigrischen Präsidenten Mohamed Bazoum, sowie die “vollständige Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung”.

Wenn diesen Forderungen “nicht innerhalb einer Woche entsprochen” werde, werde die Ecowas “alle notwendigen Maßnahmen ergreifen”, hieß es in der Erklärung. “Diese Maßnahmen könnten auch den Einsatz von Gewalt einschließen.” Zugleich beschloss die Wirtschaftsgemeinschaft Sanktionen gegen die neuen Machthaber. 

Was ist die Ecowas?

Die Westafrikanische Wirtschaftsunion wurde 1975 gegründet und verfolgt eine ähnliche Idee wie die EU: Die 15 Mitgliedsstaaten, darunter Ghana, Kap Verde und der Niger wollen politisch und wirtschaftlich zusammenwachsen, auch eine gemeinsame Währung, der Eco, ist für 2027 geplant. Sechs Staaten sind bislang Mitglied der Eco-Zone, zusammen mit den acht Ländern, in denen bislang mit der früheren Kolonialgeld, dem CFA-Franc bezahlt wird, soll der Eco die bisherigen Währungen ersetzen.

Der Putsch im Niger ist bereits der fünfte in der Ecowas in den letzten drei Jahren: Im August 2020 und im Mai 2021 wurden in Mali zwei Regierungen entmachtet, zuletzt ein Übergangspräsident, der nach dem voran gegangen Staatsstreich eingesetzt worden war. Die Ecowas machte daraufhin die Grenzen zu und verhängte Sanktionen gegen die Junta-Mitglieder. Im Sommer 2022 wurden die Strafmaßnahmen wieder aufgehoben, die Mitgliedschaft Malis in der Gemeinschaft blieb aber ausgesetzt, UN-Friedensmissionen, auch mit Beteiligung der Bundeswehr, wurden abgebrochen.

Sanktionsregime auch in Guinea und Burkina Faso  

Auch Guinea ist derzeit aus dem Bündnis ausgeschlossen, nachdem sich der Oberst Mamadi Doumbouya im September 2021 an die Spitze des Staates gesetzt hatte. Ecowas rang der selbsternannten Regierung zwar das Versprechen ab, zur Demokratie zurückzukehren, doch bislang haben die Militärherrscher keinen Plan vorgelegt, der das Bündnis überzeugen konnte. Die Sanktionen gegen Guinea bleiben deswegen bestehen.

Anders dagegen Burkina Faso. Dort hatten Militärs im Januar 2022 geputscht und mittlerweile zugesichert, die Macht innerhalb von zwei Jahren wieder abzugeben. Ecowas hatte daraufhin die Sanktionen gegen das Land gelockert.

Bazoum erster Präsident durch friedliche Machtübergabe

Ende Juli hatte Niger Militärs den seit 2021 amtierenden Bazoum festgesetzt. Vor einigen Tagen erklärte sich dann der Chef der Präsidentengarde, General Abdourahamane Tiani, zum neuen Machthaber. Bazoum war der erste Staatschef des seit dem Ende der französischen Kolonialherrschaft im Jahr 1960 unabhängigen Niger, der durch eine friedliche Machtübergabe auf den Posten gelangt war. 

“Instrumente der Ecowas greifen nicht”

Obwohl die Zahl der Putsche seit Jahren rückläufig ist, steigt sie im Gebiet der Ecowas entgegen des Trends an. Die Maßnahmen des Wirtschaftsbündnis gegen Staatsstreich-Regime waren nicht sonderlich erfolgreich oder hatten keine abschreckende Wirkung. “Wie wir in Mali gesehen haben, greifen die Instrumente der Ecowas nicht”, sagte Kojo Asante, Demokratie-Aktivist aus Ghana schon vor zwei Jahren in einem Interview. Und weiter: “Sie sind nicht wirksam genug, um erstens zu verhindern, dass es überhaupt passiert, und dann um dafür zu sorgen, dass die Länder wieder in den Normalzustand zurückkehren.”

Obwohl die Ecowas bislang nur wenig Autorität in der Einhaltung demokratischer Prinzipien gezeigt hat, waren die Putschisten im Niger vor Gewaltanwendung und werfen den Ecowas-Staaten vor, eine Militärintervention in dem Land zu planen. Ziel des Ecowas-Gipfels sei “die Verabschiedung eines Aggressionsplans gegen den Niger in Form einer drohenden militärischen Intervention in Niamey”, erklärte die Junta. Auch westliche Nationen seien an dem Plan beteiligt.

Quellen: DPA, AFP, Deutsche Welle

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