Neue Folgen des Online-Formats „One Day“ des Lyrik Kabinetts – München

“Ein Gedicht der deutschen Sprache ist wie ein Kampf gegen die Leerheit”, sagt der Dichter Yu-Sheng Tsou. Er meint damit das westliche Schriftbild, in dem Wörter von links, dem “Bereich des Sehenden”, ins weiße Nichts auf der rechten Seitenhälfte vordringen. Ganz anders sei es bei chinesischsprachiger Lyrik, die von oben nach unten verlaufe: “Es ist, als würden sich die Zeilen über einem Abgrund befinden, als wollte eine Zeile mit ihrer Unterbrechung in die Leerheit des Nichts eintreten, aber nicht vollständig rein, während die nächste Zeile aus der Leerheit des Nichts heraustreten würde.” Tsou hält dazu eine Seite des Gedichtbands “Patt beim Go” seines Idols, des taiwanesischen Dichters Yang Mu, in die Kamera.

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