Nahost-Ticker: Hamas plant baldige Freilassung mehrerer Geiseln

23.03 Uhr: USA zu Nahost-Krieg: “Wir unterstützen eine Waffenruhe derzeit nicht”

Die USA wollen sich den international immer lauter werdenden Rufen nach einer Waffenruhe im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas bewusst nicht anschließen. “Wir glauben nicht, dass eine Waffenruhe im Moment die richtige Antwort ist”, sagte am Montag der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, John Kirby: “Wir unterstützen eine Waffenruhe derzeit nicht”. Stattdessen sollte über “Pausen” nachgedacht werden, um Hilfe für die Zivilbevölkerung in den Gazastreifen zu bringen.

Zugleich zeigte sich Kirby überzeugt, dass es “in den kommenden Tagen” gelingen könne, “täglich hundert Lastwagen” mit Hilfsgütern in das von der Hamas beherrschte Palästinensergebiet zu bringen. Eine solche Menge an Hilfslieferungen ist nach Ansicht der Vereinten Nationen mindestens notwendig, um die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen mit dem Nötigsten zu versorgen. Diese Zahl wird bisher nicht ansatzweise erreicht.

Am Sonntag beispielsweise konnten nach UN-Angaben nur 33 Lastwagen Wasser, Nahrungsmittel und Medikamente von Ägypten aus über den Grenzübergang Rafah in das Gebiet bringen.

22.46 Uhr: Netanjahu: Auch im Kampf gegen die Nazis gab es zivile Opfer

Nach Kritik an der hohen Zahl ziviler Opfer im Gazastreifen hat Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu den Krieg gegen die islamistische Hamas mit dem Kampf der Alliierten gegen die Nazis verglichen. Man habe den Alliierten im Zweiten Weltkrieg trotz ziviler Opfer nicht gesagt, “rottet den Nationalsozialismus nicht aus”, sagte Netanjahu am Montag. Ein Journalist hatte ihn zuvor gefragt, ob Israel die Menschen im Gazastreifen mit den Luftangriffen kollektiv für den Terror der Hamas bestrafe.

Als Beispiel nannte Netanjahu einen Angriff britischer Piloten auf das Gestapo-Hauptquartier in Kopenhagen während des Zweiten Weltkriegs. Damals hätten die Piloten «gepatzt», das Ziel verfehlt und letztlich Dutzende Kinder getötet. “Das ist nichts, wofür man Großbritannien die Schuld geben kann. Das war eine legitime Kriegshandlung mit tragischen Folgen, die solche legitimen Handlungen begleiten.”

Die Alliierten hätten den Krieg trotz der tragischen Konsequenzen bis zum Ende geführt. Sie hätten gewusst, dass die Zukunft der Zivilisation auf dem Spiel stehe, sagte Netanjahu. “Nun, ich sage Ihnen jetzt, dass die Zukunft unserer Zivilisation auf dem Spiel steht.”

22.05 Uhr: Israel warnt Bürger vor Reisen in den Nordkaukasus

Nach der Erstürmung eines Flughafens in der russischen Teilrepublik Dagestan durch eine antisemitische Menschenmenge wegen der Landung eines Flugzeugs aus Tel Aviv hat Israel seine Bürger vor Reisen in den Nordkaukasus gewarnt. Hunderte Männer, einige davon mit Bannern mit antisemitischen Parolen, waren am Sonntagabend auf das Flugfeld des Flughafens in der Regionalhauptstadt Machatschkala gestürmt und hatten nach israelischen Passagieren gesucht, mehrere Menschen in dem Mob schwenkten palästinensische Flaggen. Israel hob die Reisewarnung auf Stufe vier an, den höchsten Wert.

21.50 Uhr: Unicef: Wasseranlagen in Gaza wegen Treibstoffmangels außer Betrieb

Akuter Treibstoffmangel im Gazastreifen wirkt sich nach UN-Angaben bereits auf die Wasserversorgung der Bevölkerung aus. “Nur eine Entsalzungsanlage arbeitet mit lediglich einer Kapazität von fünf Prozent, während alle sechs Wasseraufbereitungsanlagen im Gazastreifen aufgrund von Treibstoff- oder Strommangels derzeit außer Betrieb sind”, sagte die Direktorin des UN-Kinderhilfswerks Unicef, Catherine Russell, bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats.

Sie flehe den Sicherheitsrat an, unverzüglich eine Resolution zu verabschieden, die die Parteien an ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen erinnere, so Russell weiter. Dazu gehöre auch ein Waffenstillstand und unbehinderter Zugang für humanitäre Hilfe.

Nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas im Grenzgebiet am 7. Oktober hatte Israel den Gazastreifen abgeriegelt. Seitdem kommt nur sporadisch und wenig Hilfe über Ägypten in das Küstengebiet.

21.19 Uhr: Selenskyj: Kreml verliert Kontrolle in Russland

Nach den antisemitischen Gewaltexzessen in der russischen Teilrepublik Dagestan hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Moskau einen erneuten Kontrollverlust bescheinigt. Russland habe all seine Kräfte mobilisiert, um in seinem schon seit mehr als 20 Monaten andauernden Angriffskrieg besetzte ukrainische Gebiete zu halten, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Montag. “Doch dabei haben sie ihr eigenes Staatsgebiet mit einem solchen Ausmaß an Hass und Erniedrigung verseucht, dass Russland bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die Kontrolle über die Ereignisse verliert”, meinte der ukrainische Staatschef, der selbst jüdische Wurzeln hat.

Zuerst seien meuternde russische Söldner in Richtung Moskau marschiert, sagte Selenskyj mit Blick auf den Aufstand des mittlerweile ums Leben gekommenen Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin im Juni. Und nun sei zu beobachten, dass die Macht der Behörden in Dagestan schwinde, meinte Selenskyj weiter.

20.59 Uhr: UN-Palästinenser-Hilfe warnt vor Vertreibung und Kollektivstrafen

Die UN-Agentur für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) erklärt, Palästinenser seien Vertreibung und Kollektivstrafen ausgesetzt. Leiter Philippe Lazzarini warnt vor dem Zerfall von Recht und Ordnung im Gazastreifen. Dies mache UN-Hilfen fast unmöglich.

20.11 Uhr: Britische Ministerin: Propalästinensische Demos sind “Hassmärsche”

Die britische Innenministerin Suella Braverman hat propalästinensische Demonstrationen als “Hassmärsche” bezeichnet. Die konservative Politikerin sagte am Montag in einem Interview mit dem Nachrichtensender Sky News: “Wir haben an den vergangenen Wochenenden Zehntausende Menschen auf den Straßen gesehen (…), die eine Auslöschung Israels von der Landkarte fordern. Es gibt meiner Meinung nach nur eine Art, um diese Märsche zu beschreiben: Es sind Hassmärsche.” Die Polizei müsse einen Nulltoleranz-Ansatz verfolgen im Umgang mit Antisemitismus, fügte sie hinzu. Falls nötig, werde es eine Verschärfung der Gesetze geben, um “bösartigen Akteuren” zu begegnen, die absichtlich unterhalb der Schwelle des Gesetzes handelten, so Braverman weiter.

19.55 Uhr: Netanjahu lehnt Rücktritt und Waffenstillstand ab

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beabsichtigt nicht, sein Amt niederzulegen. Auf die Frage, ob er nach den Attacken mit mehr als 1.400 Toten, die zum jüngsten Gaza-Krieg Israels mit der militant-islamistischen Hamas führten, darüber nachgedacht habe, abzutreten, erklärte Netanjahu, das Einzige, über dessen Abtreten er nachdenke, sei die Hamas. “Wir werden sie in den Papierkorb der Geschichte befördern”, sagte er. “Das ist mein Ziel. Das ist meine Verantwortung.”

Auch einem Waffenstillstand werde er nicht zustimmen, weil dieser einer Kapitulation gegenüber der Hamas, gegenüber Terrorismus und Barbarei gleichkomme. “Das wird nicht passieren.” Die im Gazastreifen regierende Palästinenserorganisation, die von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestuft wird, sei verantwortlich für die hohen Opferzahlen im Gazastreifen, weil sie Zivilisten als menschliche Schutzschilde missbrauche.

Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums in dem abgeriegelten Küstengebiet stieg die Zahl der palästinensischen Opfer des Gaza-Kriegs am Montag auf mehr als 8.300. Im besetzten Westjordanland kamen nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums mehr als 110 Palästinenser bei israelischen Razzien und Gewalt zu Tode.

20.00 Uhr: Putin macht “US-Eliten” für Lage in Gaza und Ukraine verantwortlich

Kremlchef Wladimir Putin hat die antijüdischen Ausschreitungen in der russischen Teilrepublik Dagestan für Vorwürfe gegen den Westen genutzt. Die Ereignisse in Dagestans Hauptstadt Machatschkala seien nicht zuletzt von ukrainischem Gebiet aus inspiriert worden, “durch die Hände westlicher Geheimdienste”, sagte Putin am Montagabend bei einer Sitzung zur Sicherheitslage Russlands, die in Ausschnitten im Staatsfernsehen übertragen wurde. Belege dafür legte er nicht vor.

Er sagte, die “herrschenden Eliten der USA” und deren “Satelliten” stünden hinter der Tötung von Palästinensern im Gazastreifen sowie den Entwicklungen in der Ukraine, im Irak und in Syrien.

Einmal mehr hingegen rechtfertigte der 71-Jährige seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Wer gerade wirklich für Wahrheit und Gerechtigkeit kämpfe, seien Russlands Soldaten, sagte Putin

Die Ukraine, wies die Vorwürfe aus Moskau zurück und wies auf einen tief in Russland verwurzelten Antisemitismus hin, der ein Nährboden für solche Gewaltexzesse sei.

19.27 Uhr: USA dringen auf Freilassung amerikanischer Geiseln

Die radikal-islamische Hamas stellt nach Angaben des US-Außenministeriums eine Reihe von Bedingungen für die Freilassung der Geiseln. Sprecher Matthew Miller sagt allerdings zunächst nicht, um was es sich bei den Bedingungen handelt. Er fordert, Hamas sollte alle Amerikaner und ausländische Bürger freilassen. Bislang ist die Hamas nur bereit, alle mehr als 200 Geiseln ziehen zu lassen, wenn Israel im Gegenzug rund 6.000 palästinensische Häftlinge frei lässt.

19.18 Uhr: Fünf Tote bei Zusammenstößen im Westjordanland

Bei Zusammenstößen mit israelischen Streitkräften sind im besetzten Westjordanland nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums am Montag fünf Palästinenser getötet worden. Ein weiterer Palästinenser im Westjordanland erlag Verletzungen, die er in der vergangenen Woche bei einem Angriff auf einen jüdischen Siedler nahe Ramallah erlitt, wie das Ministerium mitteilte.

Vier Palästinenser wurden bei schweren Zusammenstößen im Zuge einer israelischen Razzia zum Zweck der Festnahme von Extremisten getötet, bei der Dutzende Militärfahrzeuge und zwei Bulldozer in die Stadt Dschenin und das angrenzende gleichnamige Flüchtlingslager einfuhren. Israelische Medien berichteten, dass es dabei auch zu Drohnenangriffen gekommen sei – ein einst seltenes, doch mittlerweile zunehmend häufiges Kampfmittel im Westjordanland. Ein weiterer palästinensischer Mann wurde bei einer Razzia des israelischen Militärs nahe Hebron getötet.

19.07 Uhr: USA fordern Ende der Gewalt jüdischer Siedler im Westjordanland

Das US-Außenministerium fordert Israel auf, die Gewalt jüdischer Siedler im besetzten Westjordanland gegen Palästinenser zu stoppen. Es müssten Maßnahmen zum Schutz der palästinensischen Einwohner getroffen werden. Man habe der israelischen Regierung klargemacht, dass die Angriffe der Siedler inakzeptabel seien und dass sie zur Verantwortung gezogen werden müssten.

18.54 Uhr: Israel bleibt bei Nein zu Lieferung von Treibstoffen nach Gaza

Israel lehnt die Lieferung von Treibstoffen in den abgeriegelten und umkämpften Gaza-Streifen weiter strikt ab. Die Terrororganisation Hamas in Gaza habe ausreichend Treibstoff und Israel werde keine Transporte erlauben, sagte die Botschafterin des Landes bei den UN in Genf, Meirav Eilon Shahar, am Montag. Ein israelischer Militärsprecher ergänzte, dass die Hamas die Treibstoffe für ihr Tunnelsystem und ihre militärische Infrastruktur gebrauche. Israel beteilige sich an der Kontrolle von Hilfskonvois für die Menschen in Gaza, um die Lieferung von Treibstoffen, Waffen, Munition und Militärausrüstung für die Hamas zu unterbinden.

Das Hilfswerk für Palästinenser, UNRWA, und andere humanitäre Organisationen verlangen seit Tagen, dass Israel die Lieferung von Benzin und anderen Treibstoffen nach Gaza erlauben solle. Krankenhäuser und weitere zivile Einrichtungen bräuchten die Stoffe zum Betrieb von Stromgeneratoren.

18.40 Uhr: Libanesische Armee: 21 Raketenwerfer zerlegt

Die libanesische Armee hat nach eigenen Angaben in der Nähe der Grenze zu Israel 21 Raketenwerfer entdeckt und zerlegt. Diese hätten sich an verschiedenen Orten nahe der Grenze befunden. In einem Fall sei eine Rakete bereits abschussbereit gewesen. Die Mitteilung des Militärs fiel zeitlich mit einer Erklärung der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah zusammen, dass Hisbollah-Kämpfer am Montag zwei israelische Stellungen an der Grenze angegriffen hätten, darunter eine am Rand der israelischen Grenzstadt Metula.

Israelische Streitkräfte feuerten Geschosse auf die libanesische Seite der Grenze ab und verursachten Brände rund um Hisbollah-Stellungen.

Seit dem 7. Oktober haben die Hisbollah und palästinensische Kämpfer immer wieder Raketen in Richtung Israel abgefeuert. Die Hisbollah verlor 47 ihrer Kämpfer, vier libanesische Zivilisten kamen bei israelischem Beschuss ums Leben.

18.33 Uhr: Israels UN-Botschafter: Israel wurde im Stich gelassen

Israels UN-Botschafter in Genf wirft den Vereinten Nationen vor, Israel im Stich gelassen zu haben. Die Chefs der UN-Behörden hätten den zunehmenden Antisemitismus und die Hamas nicht genügend veruteilt, sagt Meiraw Eilon Schahar vor der Presse. “Ganz allgemein, die Vereinten Nationen haben das israelische Volk im Stich gelassen.”

18.02 Uhr: Steinmeier entsetzt über Mordtat an Shani Louk

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Mutter der beim Hamas-Terrorüberfall auf Israel getöteten Deutschen Shani Louk kondoliert. “Die Grausamkeit der Mordtat an Ihrer Tochter entsetzt uns alle”, schrieb Steinmeier, der am Montagabend zu einem Besuch in Tansania am Regierungssitz Daressalam eintraf. “Überall in Deutschland fühlen die Menschen mit Ihnen. Gemeinsam stellen wir uns dem Hass und dem Terror entgegen”, heißt es in dem Schreiben an Ricarda Louk weiter.

17.40 Uhr: Israelische Soldatin im Gazastreifen befreit

Eine israelische Soldatin ist nach Militärangaben bei dem Einsatz der Bodentruppen im Gazastreifen befreit worden. Die am 7. Oktober von der Hamas entführte Frau sei in gutem Zustand und habe ihre Familie bereits getroffen, teilte die Armee am Montag auf der Online-Plattform X (vormals Twitter) mit.

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