MUC für München: Wieso nicht alle die neuen Nummernschilder gut finden – München

“MUC? Da weiß erst mal keiner, dass ich aus München komme”, sagt Dietmar Strobel. Der Lieferant für Kennzeichen-Rohlinge hat da eine klare Haltung: “Dieses M für München – das hat was mit Stolz zu tun!” Ab Oktober soll auf Nummernschildern nicht nur der dreizehnte Buchstabe des Alphabets für München stehen können, sondern auch das Kürzel “MUC”. Die Buchstabenkombination, die bisher schon für den Münchner Flughafen steht, kommt ins Spiel, weil die bisherigen Kombinationsmöglichkeiten nicht mehr ausreichen. Eine simple Idee. Die allerdings nicht überall gut ankommt.

Strobel und seine Kollegin und sein Kollege im TÜV Serviceshop in der Eichstätter Straße sind sich jedenfalls einig: Das MUC, das schaut nicht gut aus. Da könne man ja gleich in Fürstenfeldbruck oder Starnberg wohnen, dort seien die Kennzeichen auch so vollgepackt. Drei Buchstaben, das sei einfach zu viel. Um ihre Meinung zu illustrieren, prägen sie schnell eine Plakette: “Das sieht hässlich aus”, findet Strobel. “M steht für: Ich bin Münchner.” MUC dagegen sei einer Landeshauptstadt nicht würdig.

Mit Blick auf den Umsatz müssten sie sich eigentlich freuen, denn die neuen Kombinationsmöglichkeiten werde “die Schilder-Fetischisten” anlocken, sagt der 55-Jährige. Einige Tausend werden ihr Wunschkennzeichen wollen, prophezeit Strobel. Für Spaßkennzeichen müsse man schnell sein. Verkäuferin Nergis Ntourmouz sagt, Kombinationen wie WC, OB oder BH seien inzwischen nichts besonderes mehr. Die Mehrheit der Leute würden sich allerdings ihre Initiale oder Geburtsdaten aussuchen.

Aber wieso ist es Autobesitzerinnen und -besitzern so wichtig, ein persönliches Kennzeichen zu haben? Sie zahlen schließlich einen Aufpreis dafür. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt die Zulassungsstelle des Kreisverwaltungsreferats (KVR). Hier hat Fatih Aydin ein neues Auto angemeldet. Er ist 43 Jahre alt und hat erst 2017 seinen Führerschein gemacht. “Ich konnte mein Leben lang nicht Auto fahren, da wollte ich jetzt ein schönes Auto haben und ein schönes Kennzeichen”, sagt er.

Die 23 erinnert Fatih Aydin an Gott.

(Foto: Florian Peljak)

Die Buchstaben “MMY” stünden für seine drei Kinder: Melissa, Meryem und Yusuf, sagt er. Die Zahlen 2323 erinnern ihn an Gott: Er sei Moslem und im Islam glaube man, dass es 23 Jahre gedauert habe, bis ein Engel den Koran an den Propheten überbracht habe.

Alvaro Zhupani geht die Sache eher gegenteilig an: Seine Zahlenkombination 6660 stehe zum einen für seinen Audi A6, zum anderen sei die 666 die Teufelszahl. Unglück bringe das nicht, glaubt er. Die Null musste er anhängen, weil die alleinstehenden Sechsen bereits vergeben waren.

Neue Autokennzeichen: Alvaro Zhupani hat sich die Zahl des Teufels auf sein Kennzeichen prägen lassen.

Alvaro Zhupani hat sich die Zahl des Teufels auf sein Kennzeichen prägen lassen.

(Foto: Florian Peljak)

Laut KVR wurden im vergangenen Jahr knapp 130 000 Wunschkennzeichen online reserviert. Am beliebtesten waren Buchstabenkombinationen mit H, M und S – was wahrscheinlich auf Nachnamen wie Huber, Meier oder Schmidt zurückzuführen sei. Kennzeichen mit den Buchstabenfolgen KZ, HJ, SA oder SS – die für Nazi-Jargon stehen – sind verboten. Ebenso AH und HH in Kombination mit 18 oder 88, weil diese Ziffern die Initiale von Adolf Hitler oder das Kürzel für Heil Hitler chiffrieren.

Adrian Bulichi hat auf seinem Motorradkennzeichen die Geburtsdaten seiner Geschwister verewigt. “Es hat einen sentimentalen Wert. Das ist ein Symbol für Familie”, sagt er. Die 6 steht für den 6. Mai, die 13 für den 13. November. Kurz überlegt er, ob er damit vorsichtiger fährt, weil es ihn an seine Familie erinnert. Sein Kumpel neben ihm lacht: “Ich glaube nicht.”

Neue Autokennzeichen: Für Adrian Bulichi haben die Initiale seiner Familie einen sentimentalen Wert.

Für Adrian Bulichi haben die Initiale seiner Familie einen sentimentalen Wert.

(Foto: Florian Peljak)

Neue Autokennzeichen: Ingo Angebrandt meldet mit Tochter Anika Hartmann ein Nummernschild für seine Frau an.

Ingo Angebrandt meldet mit Tochter Anika Hartmann ein Nummernschild für seine Frau an.

(Foto: Florian Peljak)

Ingo Angebrandt ist mit seiner Tochter in das KVR-Büro gekommen, um ein Nummernschild für seine Frau anzumelden. Sie habe sich – ganz klassisch – die Anfangsbuchstaben ihres Nachnamens auf die Plakette prägen lassen: HA für Hartmann. Das könne man sich einfach besser merken.

Wenn das bayerische Verkehrsministerium und anschließend das Bundesverkehrsministerium dem Plan zustimmen, will das KVR ab Oktober die ersten MUC-Schilder ausgeben. Tabu werden diese sein für PKW, Anhänger und Lastwagen, die ein E oder ein H für Elektro oder Oldtimer benötigen, weil Kennzeichen in Deutschland maximal acht Stellen haben dürfen. Für Elektromotorräder aus München soll es hingegen dann nur noch MUC geben.

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