Moskau antwortet USA – Pentagon meldet Truppenaufmarsch

Das US-Verteidigungsministerium berichtet von einer weiteren Truppenverstärkung an der Grenze zur Ukraine. Russland habe zudem auf Briefe aus Washington zu einer möglichen Deeskalation geantwortet. Alle Infos im Newsblog.

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Russland hat an der Grenze zur Ukraine Truppen zusammengezogen, die Ukraine und der Westen fürchten eine Invasion. Der Kreml weist diesen Vorwurf zurück, stellt aber umfangreiche Forderungen an die Nato-Staaten. Die westlichen Staaten drohen mit weitreichenden Sanktionen, sollten russische Truppen in die Ukraine einmarschieren. 
 

Russland antwortet Washington auf Schreiben

Die US-Regierung hat eine schriftliche Antwort Russlands auf Washingtons Vorschläge zur Deeskalation im Ukraine-Konflikt erhalten. Das US-Außenministerium bestätigte den Eingang des Schreibens am Montagabend (Ortszeit) auf Anfrage.

Zum Inhalt machte das Ministerium keine Angaben. “Es wäre unproduktiv, in der Öffentlichkeit zu verhandeln, also überlassen wir es Russland, ob es seine Antwort diskutieren möchte”, erklärte eine Sprecherin. Man sei voll und ganz dem Dialog verpflichtet und werde sich weiterhin mit den Verbündeten, einschließlich der Ukraine, beraten.

Pentagon-Sprecher Kirby: Die Stärke der russischen Truppen an der ukrainischen Grenze hat nach Angaben der US-Regierung über das Wochenende weiter zugenommen. (Quelle: Andrew Harnik/dpa)

Pentagon: Weiterer russischer Truppenaufmarsch übers Wochenende

Russland hat nach Angaben der US-Regierung seine Truppen an der Grenze zur Ukraine weiter verstärkt. “Im Laufe des Wochenendes sind weitere russische Bodentruppen in Belarus und an der Grenze zur Ukraine aufmarschiert”, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby am Montag in Washington. Außerdem beobachte man zunehmende Aktivitäten der Marine im Mittelmeer und im Atlantik. Es handle sich um “nichts Feindliches”, so Kirby. “Aber sie haben mehr Schiffe, sie üben auf See, sie erhöhen eindeutig die Fähigkeiten, die sie auf See haben, wenn sie sie brauchen.”

Mit Blick auf US-Präsident Joe Bidens Ankündigung, wegen der Ukraine-Krise bald zusätzliche US-Truppen in die osteuropäischen Nato-Staaten zu verlegen, sagte Kirby: “Eine Option, die uns zur Verfügung steht, ist der Einsatz von US-Streitkräften, die sich bereits in Europa aufhalten. Man muss nicht unbedingt Truppen aus den USA oder aus anderen Orten einfliegen lassen.” In Europa sind regulär auch außerhalb von Krisenzeiten Zehntausende US-Soldaten stationiert, darunter rund 35.000 in Deutschland.

Familienangehörige von US-Diplomaten sollen Belarus verlassen

Angesichts der zunehmenden Spannungen hat das US-Außenministerium die Ausreise von Familienmitgliedern von US-Regierungsangestellten aus Belarus angewiesen. Die US-Regierung warnte in ihren Reisehinweisen vor einer “ungewöhnlichen und besorgniserregenden russischen Militärausrüstung entlang der belarussischen Grenze zur Ukraine”. Die Situation sei unvorhersehbar, es herrschten erhöhte Spannungen. Für Belarus wurde bereits zuvor von Reisen abgeraten – es gilt weiterhin die höchste Gefahrenkategorie 4. Ergänzt wurde nun aber neben Warnungen vor Corona oder willkürlicher Durchsetzung von Gesetzen die Situation an der Grenze zur Ukraine.

Estland berichtet von russischen Kampfjet in seinem Luftraum

Inmitten der Spannungen mit Russland hat Estland eine Verletzung seines Luftraums durch ein russisches Militärflugzeug gemeldet. Ein Kampfjet vom Typ Su-27 sei am Samstag ohne Erlaubnis in den Luftraum des EU- und Nato-Landes eingedrungen, teilte die Armee am Montag mit. Das Außenministerium bestellte den Geschäftsträger der russischen Botschaft ein.

Estnischen Angaben zufolge war es die erste Luftraumverletzung durch Russland seit dem Jahreswechsel – nach insgesamt fünf Vorfällen im vergangenen Jahr. Sie sei nahe der Ostsee-Insel Vaindloo erfolgt und habe weniger als eine Minute gedauert. Das russische Flugzeug habe keinen Flugplan übermittelt und auch keinen Funkkontakt mit der estnischen Flugsicherung gehalten.

Vor der Küste Irlands beginnt Russland am Dienstag mit einer mehrtägigen Militärübung. Die Manöver vom 1. bis 5. Februar rund 200 Kilometer südwestlich der irischen Küste sorgen für Kritik vonseiten der Regierung in Dublin. Das betreffende Gebiet liegt zwar innerhalb Irlands ausschließlicher Wirtschaftszone, jedoch in internationalen Gewässern. Damit habe die Regierung keine Befugnis, die Übungen zu verhindern, erklärte der irische Außen- und Verteidigungsminister Simon Coveney.

Klingbeil sieht geschlossene Haltung der SPD in Ukraine-Krise

Trotz des Streits um die Linie der SPD in der Ukraine-Krise und im Verhältnis zu Russland attestiert SPD-Chef Lars Klingbeil seiner Partei eine geschlossene Haltung. Die Eskalation an der russisch-ukrainischen Grenze gehe von Russland aus, sagte Klingbeil in den ARD-“Tagesthemen” am Montag. Die heute einberufene innerparteiliche Runde sehe dies ebenso wie “die gesamte SPD”. Hier lesen Sie mehr.

Wortgefecht zwischen Russland und den USA bei der UN

Gegen den entschiedenen Widerstand Russlands hat in New York eine öffentliche Sitzung des UN-Sicherheitsrates zur Ukraine-Krise begonnen. Ein Antrag Moskaus auf Annullierung der von den USA beantragten Sitzung wurde am Montag abgelehnt – zehn der 15 Mitglieder des Sicherheitsrates votierten für die Sitzung, die daraufhin begann. Die US-Botschafterin warf Russland vor, eine Aufstockung seiner Truppen in Belarus nahe der ukrainischen Grenze zu planen.

Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensia beschuldigte die USA, mit der öffentlichen Sitzung des Sicherheitsrates “Hysterie schüren” zu wollen. Mit “unbegründeten Anschuldigungen” wollten die USA “die internationale Gemeinschaft täuschen”, sagte Nebensia.

Wassili Nebensja: Der russische UN-Botschafter wirft dem Westen vor, mit seiner Hysterie einen Krieg zu provozieren. (Quelle: imago images/Pacific Press Agency)Wassili Nebensja: Der russische UN-Botschafter wirft dem Westen vor, mit seiner Hysterie einen Krieg zu provozieren. (Quelle: Pacific Press Agency/imago images)

Dies wurde von der US-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield zurückgewiesen. Die Stationierung von mehr als 100.000 russischen Soldaten an der Grenze zur Ukraine bedeute eine “Bedrohung der internationalen Sicherheit” und rechtfertige eine öffentliche Debatte bei der UN.

Thomas-Greenfield beschuldigte Moskau zudem, eine deutliche Truppenaufstockung in Belarus zu planen. Derzeit seien dort bereits rund 5000 russische Soldaten stationiert. “Wir haben Beweise gesehen, dass Russland beabsichtigt, diese Präsenz auf mehr als 30.000 Soldaten” bis Anfang Februar auszuweiten, sagte die US-Botschafterin. Die russischen Truppen sollen demnach “weniger als zwei Stunden nördlich von Kiew” stationiert werden.

Johnson reist am Dienstag in die Ukraine

Inmitten von Sorgen über einen russischen Angriff auf die Ukraine reist der britische Premierminister Boris Johnson an diesem Dienstag in die ehemalige Sowjetrepublik. Johnson werde dort den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj treffen, teilte die Regierung in London am Montag mit. Außenministerin Liz Truss wollte Johnson eigentlich begleiten. Am Montagabend wurde sie jedoch positiv auf Covid-19 getestet und musste absagen.

Johnson wollte zudem am Montag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefonieren, was sich durch die Befragung im Parlament zur “Partygate”-Affäre jedoch verschob. Er hatte zuvor angekündigt, die britischen Truppen in Osteuropa zu verdoppeln.

Polen bietet Ukraine Munition an

Polen hat sich zur Lieferung von Munition ans Nachbarland Ukraine bereit erklärt. Hintergrund sind Befürchtungen vor einem russischen Einmarsch in die ehemalige Sowjetrepublik. Der Ministerpräsident des Nato-Mitgliedslandes, Mateusz Morawiecki, wird am Dienstag zu einem Besuch in Kiew erwartet. Der Leiter des Nationalen Sicherheitsbüros in Warschau, Pawel Soloch, sagte nach Angaben der Agentur PAP am Montag, Polen könne “jederzeit Zigtausende Stück Munition zur Verteidigung” liefern. Man warte nun auf eine Antwort aus Kiew.

Nouripour: Deutschland steht an Seite der Ukraine

Der designierte Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour hat die deutsche Haltung in der Ukraine-Krise verteidigt. “Deutschland steht an der Seite des Völkerrechts, also an dieser Stelle natürlich an der Seite der Ukraine”, sagte Nouripour am Montag nach der ersten Sitzung des designierten neuen Bundesvorstands der Grünen. Es gebe mit der Ukraine eine “tiefe Sicherheitskooperation”, die sich nicht in der angekündigten Lieferung von 5.000 Militärhelmen erschöpfe.

Omid Nouripour: "Deutschland steht an der Seite des Völkerrechts, also an dieser Stelle natürlich an der Seite der Ukraine." (Quelle: dpa/Kay Nietfeld)Omid Nouripour: “Deutschland steht an der Seite des Völkerrechts, also an dieser Stelle natürlich an der Seite der Ukraine.” (Quelle: Kay Nietfeld/dpa)

“Deutschland ist einer der wichtigsten Unterstützer der Ukraine gewesen und bleibt es auch im zivilen Bereich”, sagte Nouripour. Er verwies unter anderem auf Hilfe beim Ausbau von Infrastruktur und bei der Stärkung der Demokratie. “Und es wird selbstverständlich auch weitergehen. Das hat eine hohe Priorität.” Er zeigte sich offen für die Lieferung weiterer Schutzgüter an die Ukraine. “Natürlich sind wir auch weiterhin offen, um Schutzgüter zu diskutieren, wenn die Ukraine danach fragt. Aber dafür muss es erst mal offizielle Anfragen geben.”

Ukrainische Regierung: Potenzielle Unruhestifter festgenommen

Die ukrainische Polizei hat nach Angaben des ukrainischen Innenministers eine Gruppe von Personen festgenommen, denen vorgeworfen wird, Massenunruhen in der Hauptstadt Kiew und anderen Städten vorzubereiten. Die Personen hätten angesichts der zunehmenden Spannungen mit dem benachbarten Russland für Instabilität sorgen wollen, sagte Innenminister Denys Monastyrso. Die Festnahmen habe es am Sonntag gegeben. 

Ukrainische Polizisten (Symbolbild): Die nun Festgenommenen wollten laut offiziellen Angaben in Kiew und anderen Städten Unruhe stiften. (Quelle: imago images/Mykola Myakshykov/Ukrinform)Ukrainische Polizisten (Symbolbild): Die nun Festgenommenen wollten laut offiziellen Angaben in Kiew und anderen Städten Unruhe stiften. (Quelle: Mykola Myakshykov/Ukrinform/imago images)

Monastyrso sagte bei einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz, dass etwa 5.000 Menschen an Ausschreitungen und Zusammenstößen mit der Polizei in fünf Städten in der Nord- und Zentralukraine teilnehmen sollten. “Diese Aktion, die im Voraus geplant war, zielte ursprünglich auf gewalttätige Aktionen und die Organisation von Krawallen ab und hatte nichts mit friedlichen Protesten zu tun”, fügte er hinzu. “Sie war … genau darauf ausgerichtet, die Lage in der Ukraine zu erschüttern und zu destabilisieren.”

Polen: Anzeichen für stärkere Militärpräsenz Russlands in Belarus

Polen sieht Anzeichen dafür, dass Russland seine künftige Militärpräsenz in Belarus erhöhen wird. Das geplante Manöver russischer und belarussischer Truppen dort im Februar sei bekannt, sagt der polnische Außenminister Zbigniew Rau bei einem Besuch in der estnischen Hauptstadt Tallinn. “Wir beobachten sogar Tendenzen, die darauf hindeuten können, dass wir in Zukunft mit einer Aufrüstung des russischen Militärs in Belarus konfrontiert sein werden.”

Ukrainischer Außenminister: Kiew plant keine Offensive im Donbass

Die Ukraine hat russische Warnungen vor einer möglichen Militäroffensive Kiews gegen die abtrünnigen Gebiete im Osten des Landes als unbegründet zurückgewiesen. “Die Ukraine plant keine Offensivaktionen im Donbass und zieht dort auch keine Truppen zusammen”, sagte Außenminister Dmytro Kuleba am Montag vor Journalisten. Moskau droht für den Fall einer Offensive von ukrainischer Seite wiederum mit einem Einmarsch, weil im Donbass auch viele russische Staatsbürger leben.

Donetsk in der Ukraine: In dieser Region haben Menschen über ukrainische Einheiten berichtet, die sich auf eine Offensive vorbereitet haben sollen. (Quelle: imago images/ITAR-TASS)Donetsk in der Ukraine: In dieser Region haben Menschen über ukrainische Einheiten berichtet, die sich auf eine Offensive vorbereitet haben sollen. (Quelle: ITAR-TASS/imago images)

Kiew und die Ukrainer wollten keinen Krieg, sagte Kuleba. Zugleich betonte der 40-Jährige die Wichtigkeit ausländischer Waffenlieferungen. “Die Dutzenden Tonnen Verteidigungswaffen, Ausrüstung und Munition, die heute in der Ukraine eintreffen, sind Tonnen neuer Argumente, welche die Verhandlungsposition der Ukraine stärken.” Die deutsche Weigerung, Waffen an Kiew zu liefern, wird vor allem in der Ukraine stark kritisiert.

Lindner will “eiserne Konsequenz” Deutschlands im Ukraine-Konflikt

Der FDP-Vorsitzende und Bundesfinanzminister Christian Lindner will für den Fall einer neuen russischen Aggression gegen die Ukraine “eiserne Konsequenz” der Bundesregierung. “Deutschland darf keinen Zweifel daran lassen, dass wir das Völkerrecht verteidigen. Wenn der Kreml Grenzen verletzt, und damit meine ich territoriale wie auch rechtliche und politische, dann muss Moskau sich darüber im Klaren sein, dass wir zu eiserner Konsequenz bereit sind”, sagte Lindner dem TV-Sender Welt.

FDP-Chef Christian Lindner: "Deutschland darf keinen Zweifel daran lassen, dass wir das Völkerrecht verteidigen." (Quelle: imago images/Chris Emil Janßen)FDP-Chef Christian Lindner: “Deutschland darf keinen Zweifel daran lassen, dass wir das Völkerrecht verteidigen.” (Quelle: Chris Emil Janßen/imago images)

Zugleich sagte Lindner auch: “Ich bin sehr dafür, dass wir zur Kooperation mit Russland zurückfinden, das große russische Volk mit seiner Tradition hat Respekt verdient, aber seine Führer, die Führer des russischen Volkes müssen sich an die Hausordnung in Europa halten.” Zur Frage möglicher Waffenlieferungen legte sich Lindner nicht fest. Man solle aber die Maßnahmen mitgehen, die innerhalb der EU und der Nato beschlossen würden.

Rund 6.000 Soldaten beenden Manöver im Süden Russlands

Nach Militärübungen im Süden Russlands sind mehr als 6.000 Soldaten nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau zu ihren Stützpunkten zurückgekehrt. An den Übungen beteiligt waren Verbände der Fliegerkräfte des Wehrbezirks Süd, wie die Behörde mitteilte.

Die Gefechtsbereitschaft der Truppen wurde demnach etwa in den russischen Regionen Rostow und Wolgograd überprüft. Zudem seien 20 Kriegsschiffe der Schwarzmeer-Flotte wieder zu Marine-Stützpunkten in Noworossijsk sowie auf der 2014 annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim zurückgekehrt.

Klingbeil zur SPD-Linie im Ukraine-Konflikt: Sind “völlig klar”

SPD-Chef Lars Klingbeil hat die Haltung seiner Partei und von Bundeskanzler Olaf Scholz im Ukraine-Konflikt erneut verteidigt. “Da sind wir völlig klar”, sagte Klingbeil im ARD-“Morgenmagazin”. “Die Eskalation geht von Russland aus. Wir sind völlig klar, dass alle Optionen auf dem Tisch liegen. Aber wir sind eben auch klar darin, dass es jetzt darum geht, Frieden zu organisieren.”

Die von der SPD geführte Bundesregierung steht international in der Kritik. Deutschland wird vorgeworfen, Russland nicht stark genug unter Druck zu setzen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte lange gezögert, bevor er die umstrittene Gaspipeline Nord Stream 2 als Sanktionsinstrument für den Fall eines russischen Einmarsches auf den Tisch legte – und das auch nur verklausuliert.

“Also ich mein’, wenn der Kanzler sich hinstellt und sagt, alle Optionen liegen auf dem Tisch, sollte von Russland die territoriale Integrität der Ukraine angegriffen werden, dann ist das klar und unmissverständlich”, sagte Klingbeil. Er warnte auch: “Ich möchte nicht, dass wir jetzt durch Drohung, durch Taten in eine Situation hereingeraten, in der dann auf einmal vielleicht ungewollt eine Kriegssituation mitten in Europa entsteht.” 

Estnische Ministerpräsidentin appelliert an Bundesregierung

Die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas hat Deutschland aufgefordert, der Ukraine in der derzeitigen angespannten Lage zu helfen. “Wir ermutigen unsere deutschen Partner, auf die Ukrainer zu hören. Die Ukraine hat um Hilfe gebeten. Das Land benötigt Hilfe bei seiner Selbstverteidigung gegen den Aggressor”, sagte Kallas der “Bild”. 

Die estnische Ministerpräsidentin Katja Kallas: Deutschland sollte der Ukraine helfen, sagt sie. (Quelle: dpa/Kenzo Tribouillard/Pool AFP/AP)Die estnische Ministerpräsidentin Katja Kallas: Deutschland sollte der Ukraine helfen, sagt sie. (Quelle: Kenzo Tribouillard/Pool AFP/AP/dpa)

Estland will neun Haubitzen aus DDR-Altbeständen an die Ukraine geben – das Nato-Mitglied hat sich aber verpflichtet, vor einer Weitergabe an Dritte die Zustimmung Deutschlands einzuholen.

Kallas nannte die Gefahr eines Krieges “real”. “Wir müssen auf die entsprechenden Schritte vorbereitet sein, falls Russland die Diplomatie aufgibt”, sagte die Regierungschefin. In diesem Fall müssten Sanktionen gegen Moskau “robust, hart und präzise” sein.

Auch Johnson will Truppen nach Osteuropa schicken

Boris Johnson besucht Truppen in Estland (Archivbild): Der britische Premier will Soldaten und Schiffe aussenden, um die Ost-Natopartner zu unterstützen. (Quelle: imago images/Stefan Rousseau)Boris Johnson besucht Truppen in Estland (Archivbild): Der britische Premier will Soldaten und Schiffe aussenden, um die Ost-Natopartner zu unterstützen. (Quelle: Stefan Rousseau/imago images)

Großbritannien will offenbar Teile seiner Land-, Luft- und Seestreitkräfte einsetzen, um die Verteidigung der Nato-Staaten an ihren nördlichen und östlichen Grenzen zu stärken. Die geschieht vor dem Hintergrund der  Spannungen in der Ukraine. Die Entscheidung ziele darauf ab, “eine klare Botschaft an den Kreml zu senden“, sagte Premierminister Boris Johnson. “Wir werden ihre destabilisierenden Aktivitäten nicht tolerieren und immer an der Seite unserer Nato-Verbündeten stehen, trotz russischer Feindseligkeiten.”

Zu den geplanten Einsätzen gehörten die Entsendung von zwei Kriegsschiffen ins Schwarze Meer, die Erhöhung der Truppenstärke und die Lieferung von Raketensystemen in Estland an der russischen Grenze sowie der Einsatz schneller Jets zur Patrouille im rumänischen und bulgarischen Luftraum von einer Basis in Zypern aus, sagte das “Foreign and Commonwealth Office” laut der britischen Zeitung “Guardian”. Bislang sind 1.150 Soldaten im Osten Europas stationiert, diese Zahl soll verdoppelt werden.

Boris Johnson wird voraussichtlich diese Woche mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin sprechen und in die Region reisen.

Sicherheitsexperte: Deutschland steht in schlechten Licht da

Der Sicherheitsexperte Wolfgang Ischinger hat das zurückhaltende Agieren der Bundesregierung in der Ukraine-Krise scharf kritisiert. “Ungeschicklichkeiten” im Umgang mit der umstrittenen Gaspipeline Nord Stream 2 und der Frage der Waffenlieferungen an die Ukraine hätten dazu geführt, dass Deutschland nun in den USA und bei anderen Bündnispartnern “in einem miesen, schlechten Licht” dastehe, sagt der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. “Deutschland hat bei einer ganzen Reihe von Partnern bereits Vertrauen verloren oder riskiert es gerade zu verlieren.”

Ischinger beklagte auch, dass die deutsche Zurückhaltung Russland in die Hände spiele. “Das Wackeln verschiedener deutscher Politiker ist natürlich in Moskau genau registriert worden”, sagte der frühere deutsche Botschafter in Washington.

Sigmar Gabriel: Über Waffenlieferungen “ohne Tabus” diskutieren

Der frühere Außenminister Sigmar Gabriel hat mit Blick auf die Frage von Waffenlieferungen an die Ukraine eine “Diskussion ohne Tabus” gefordert. “Die Wahrheit ist, man kann sich bei Rüstungslieferungen immer schuldig machen – durch Handeln und durch Nichthandeln”, sagte der Sozialdemokrat der “Bild am Sonntag”. “Was wir bei der Ukraine jetzt brauchen, ist eine Diskussion ohne Tabus und Denkverbote in der Öffentlichkeit und im Bundestag. Allerdings auch ohne Einmischung von außen.”

“Wir Deutschen sind aus guten Gründen eigentlich gegen Waffenlieferungen in Krisengebiete, weil uns die Sorge umtreibt, damit eher Konflikte anzuheizen als zu befrieden”, sagte Gabriel. “Aber wir haben uns auch schon anders entschieden: etwa bei den kurdischen Einheiten im Irak, um den Mord an Jesiden zu stoppen.” Deutschland hatte den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat im Irak mit der Ausbildung kurdischer Peschmerga-Kämpfer und Waffenlieferungen unterstützt.

Biden will US-Soldaten nach Osteuropa schicken

Die USA werden nach Angaben von Präsident Joe Biden wegen der Ukraine-Krise bald zusätzliche US-Truppen in die osteuropäischen Nato-Staaten verlegen. Es gehe dabei um “nicht zu viele” Soldaten, schränkte Biden nach Berichten mitreisender Journalisten ein. Er machte keine genaueren Angaben dazu, um wie viele Soldaten es sich handeln könnte.

Auf Bidens Anordnung hin waren am Montag 8.500 Soldaten in den USA in erhöhte Bereitschaft versetzt worden, um bei Bedarf eine schnelle Verlegung zu ermöglichen. Biden hatte betont, es handle sich um eine Vorsichtsmaßnahme, um Sorgen der osteuropäischen Nato-Mitgliedern zu begegnen. 

Drei US-Militärangehörige sagten der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag, es seien zuletzt auch Blutkonserven und medizinische Ausrüstung zu den Truppen an der Grenze zur Ukraine gebracht worden – ein klares Anzeichen für die Bereitschaft zum militärischen Vorgehen.

Frankreichs Außenminister will mit Baerbock Ukraine besuchen

Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian will nach eigenen Angaben mit seiner deutschen Amtskollegin Annalena Baerbock in die Ukraine reisen. Die Reise sei am 7. und 8. Februar geplant.

Haubitzen für die Ukraine: Ministerium arbeitet an Stellungnahme

Das Verteidigungsministerium (BMVg) arbeitet an einem gemeinsamen Votum in der Bundesregierung zu der von Estland beantragten Weitergabe von Artilleriegeschützen an die Ukraine. Dazu liefen Abstimmungen mit den zuständigen Ressorts, “da eine Entscheidung gemeinsam gefunden werden muss”, sagte eine Sprecherin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. “Das gemeinsame Votum wird nach Abstimmung in der Bundesregierung dann durch das BMVg an Estland übermittelt.”

Estland will nach anderen Angaben neun Haubitzen aus DDR-Altbeständen an die einen Angriff Russlands befürchtende Ukraine geben. “Es geht um Haubitzen vom Modell D-30 (122mm), die Mitte der 50er Jahre in der Sowjetunion entwickelt wurden”, so die Sprecherin. Die ehemalige NVA der DDR verfügte über mehr als 400 der Geschütze. Anfang der 90er Jahre wurden einige dieser Haubitzen “per Länderabgabe” an Finnland abgegeben. Finnland verkaufte – nach deutscher Genehmigung – einen Teil an Estland weiter.

Die Vertragsunterlagen sind nach Informationen der dpa zunächst nicht gefunden worden, der Inhalt jedoch bekannt. Das Ministerium erklärte dazu, die Dokumente würden nur eine gewisse Zeit lang aufbewahrt und dann in eine Langzeitarchivierung gehen.

Boris Johnson plant Reise in die Krisen-Region

Angesichts der angespannten Lage zwischen Russland und der Ukraine will der britische Premier Boris Johnson Regierungskreisen zufolge in den kommenden Tagen in die Region reisen. Johnson soll von Außenministerin Liz Truss begleitet werden, hieß es am Freitagabend. Ein genaues Reiseziel wurde nicht genannt.

Außerdem will Johnson mit Präsident Putin telefonieren. Der Premier sei entschlossen, die diplomatischen Bemühungen zu beschleunigen und auf Abschreckung zu setzen, “um ein Blutvergießen in Europa zu vermeiden”, sagte eine Downing-Street-Sprecherin.

Johnson werde Russland dazu drängen, sich zurückzuziehen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Außerdem soll es Regierungskreisen zufolge von britischer Seite weitere Sanktionen gegen Russland geben. Wann genau die Reise und das Telefonat stattfinden sollen, war zunächst unklar.

Pentagon: Russland kann die gesamte Ukraine einnehmen

Nach Einschätzung von US-Verteidigungsminister Lloyd J. Austin III hat Russland 100.000 Soldaten und entsprechendes Material aufgefahren, und kann damit die komplette Ukraine besetzen. Das berichtet die New York Times. Mit den vorhandenen Kontingenten könne nicht nur eine Grenzregion eingenommen werden. Austin schloss nicht aus, dass im Falle einer weiteren Eskalation und einer Invasion US-Truppen in die Ukraine geschickt werden, um US-Bürger zu evakuieren.

SPD-Fraktionschef für Gespräche statt Waffenlieferungen

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich hat sich dafür starkgemacht, die angespannte Situation zwischen Russland und der Ukraine mit Diplomatie statt mit Waffenlieferungen zu lösen. “Unsere Rolle und Aufgabe, einen – wenn auch zerbrechlichen – Frieden zu erhalten und Lösungen zu vermitteln, wird durch Waffenlieferungen an Kiew nicht stärker”, sagte Mützenich dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Wir müssen den Russland-Ukraine-Konflikt beharrlich mit Diplomatie zu lösen versuchen.” Zum Truppenaufmarsch an der Grenze sagte er: “Die Bemühungen um eine Entschärfung des Konflikts dauern seit Wochen an. “Wir müssen uns auf das Schlimmste vorbereiten”.

Stoltenberg: “Russland verlegt Tausende Kampftruppen”

Russland setzt den Truppenaufmarsch im Ukraine-Konflikt nach Angaben von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg ungeachtet aller Aufrufe zur Deeskalation fort. “Russland verlegt mehr Truppen, mehr schweres Gerät und jetzt auch Tausende von Kampftruppen nach Belarus”, sagte Stoltenberg am Freitag bei einer Online-Veranstaltung der Denkfabrik Atlantic Council in Washington. “Die Aufrüstung geht also weiter.” Es gebe allerdings keine Gewissheit darüber, ob der russische Präsident Wladimir Putin tatsächlich eine Invasion der Ukraine plane.

“Von Seiten der Nato sind wir bereit, einen politischen Dialog zu führen, aber wir sind auch bereit, zu reagieren, wenn Russland sich für eine bewaffnete Konfrontation entscheidet”, sagte Stoltenberg. “Wir arbeiten hart für die beste friedliche politische Lösung, aber wir sind auch auf das Schlimmste vorbereitet.” Eine Invasion der Ukraine hätte “schwerwiegende Konsequenzen” für Russland. Die Nato-Verbündeten seien bereit, harte wirtschaftliche und politische Sanktionen im Fall einer militärischen Eskalation zu verhängen.

Die USA und andere westliche Staaten befürchten, Russland könnte einen Einmarsch in die benachbarte Ukraine vorbereiten. Moskau dementiert solche Pläne.

Russland verhängt Einreiseverbote für Vertreter mehrerer EU-Staaten

Russland hat Einreiseverbote gegen mehrere Vertreter aus der Europäischen Union verhängt. Das Außenministerium in Moskau erklärte am Freitag, es handele sich um eine Reaktion auf eine “absurde” Politik “einseitiger Restriktionen” aus Brüssel. Die Einreiseverbote beträfen vor allem Vertreter einiger EU-Länder, “die persönlich verantwortlich sind für die Propagierung antirussischer Politik”.

“Geleitet vom Prinzip der Gegenseitigkeit und Gleichheit” habe die russische Seite beschlossen, eine Liste von Vertretern von EU-Mitgliedstaaten und -Institutionen zu verlängern, denen die Einreise nach Russland untersagt sei, hieß es in einer Mitteilung des Außenministeriums.

Frankreich: Putin bekundet Wunsch nach Vermeidung einer Eskalation

Der russische Präsident Wladimir Putin hat in dem Telefonat mit seinem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron nach Angaben von dessen Präsidialamt deutlich gemacht, dass er keine Eskalation der Ukraine-Krise wünsche. Putin habe ein Interesse an einer Umsetzung des Minsker Abkommens bekundet, sagt ein Vertreter des französischen Präsidialamts. Putin habe den Wunsch nach einer Fortsetzung des Dialogs bekundet und die Forderung nach Sicherheitsgarantien für Russland bekräftigt.

Altkanzler Schröder wirft Ukraine “Säbelrasseln” vor

Gerhard Schröder wirft nicht Russland, sondern der Ukraine Provokationen vor. Auch Außenministerin Baerbock kritisiert der Altkanzler. Er selbst ist eng mit Russland verbunden. Mehr dazu lesen Sie hier.

Litauen: Deutschland erwägt stärkere Militär-Präsenz

Deutschland erwägt, seine Militärpräsenz im Rahmen des Nato-Einsatzes in Litauen auszuweiten, wie Litauens Präsident Gitanas Nauseda mitteilt. Dazu befänden sich beide Länder im Gespräch, sagt Nauseda bei einem Besuch eines Luftwaffenstützpunkts in dem baltischen Land. Dies geschehe “im Zuge der gegenwärtigen Ereignisse”. Die Nato ist mit dem Einsatz “Enhanced Forward Presence” in Litauen zur Stärkung der Ostflanke aktiv. Die Bundeswehr hat dabei die Führungsrolle übernommen.

Biden sichert ukrainischem Präsidenten erneut Unterstützung zu

Angesichts des russischen Truppenaufmarsches in der Nähe der ukrainischen Grenze hat US-Präsident Joe Biden seinem Kollegen in Kiew, Wolodymyr Selenskyj, erneut die Unterstützung der USA zugesagt. Die Vereinigten Staaten seien der Souveränität und territorialen Integrität der Ukraine verpflichtet, so Biden nach einer Mitteilung des Weißen Hauses. Die US-Regierung prüfe wegen des russischen Drucks auch zusätzliche Finanzhilfen für Kiew, sagte Biden demnach am Donnerstag in einem Gespräch mit Selenskyj. Biden habe betont, die USA und ihre Verbündeten seien bereit, entschlossen zu antworten, falls Russland die Ukraine angreifen sollte.

Joe Biden: Der US-Präsident hat der ukrainischen Regierung auch weiterhin Unterstützung zugesagt. (Quelle: imago images/Michael Reynolds)Joe Biden: Der US-Präsident hat der ukrainischen Regierung auch weiterhin Unterstützung zugesagt. (Quelle: Michael Reynolds/imago images)

Biden bekräftigte demnach auch seine Unterstützung für die Gespräche im Normandie-Format. Er hoffe, dass diese zu einer Entspannung der Lage beitrügen. Selenskyj erklärte über Twitter, er habe mit Biden über die jüngsten diplomatischen Bemühungen zur Deeskalation der Lage gesprochen. Die Ukraine danke den USA für ihre militärischen Hilfen. Zudem seien auch “Möglichkeiten für Finanzhilfen für die Ukraine” besprochen worden, schrieb Selenskyj weiter. Der ukrainische Präsident und das Weiße Haus nannten zunächst keine Einzelheiten zu den möglichen zusätzlichen Finanzhilfen. 

USA: Russland setzt Aufrüstung weiter fort

Die Stärke der russischen Truppen an der ukrainischen Grenze hat nach Angaben der US-Regierung “in den vergangenen 24 Stunden” weiter zugenommen. “Was die russischen Aufrüstungen betrifft, so sehen wir – auch in den vergangenen 24 Stunden – eine weitere Ansammlung von (…) Kampftruppen, die von den Russen im westlichen Teil ihres Landes und in Belarus aufgestellt wurden”, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby am Donnerstag. Kirby wollte nicht sagen, wie viele bewaffnete Kräfte zuletzt hinzugekommen seien. Die Aufrüstung sei nicht “dramatisch” gewesen, aber auch nicht “erstarrt.”

Kirby kündigte weitere Militärhilfe für die Ukraine an. Die nächsten Lieferungen sollen demnach bald vor Ort eintreffen. “Wir werden nicht alle Gegenstände, die in diesen Lieferungen enthalten sind, im Einzelnen aufführen”, so Kirby weiter. Mit Blick auf den Aufmarsch an der Grenze der Ukraine wolle man vorsichtig mit diesen Informationen umgehen. “Wir stehen in ständigem Austausch mit der Ukraine über ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten.”

Russische Soldaten (Symbolbild): Die Aufrüstung sei nicht "dramatisch" gewesen, aber auch nicht "erstarrt", so ein Pentagon-Sprecher. (Quelle: dpa/Uncredited/Russian Defense Ministry Press Service/AP)Russische Soldaten (Symbolbild): Die Aufrüstung sei nicht “dramatisch” gewesen, aber auch nicht “erstarrt”, so ein Pentagon-Sprecher. (Quelle: Uncredited/Russian Defense Ministry Press Service/AP/dpa)

Die Nato-Staaten und zahlreiche andere Länder kritisieren den Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine seit Wochen. Geheimdienstler befürchten einen russischen Einmarsch in das Nachbarland. Für denkbar wird aber auch gehalten, dass der Aufmarsch vor allem ein Druckmittel sein soll, um die Nato-Staaten dazu zu bringen, russische Vorschläge für neue Sicherheitsvereinbarungen zu akzeptieren.

Baerbock bekräftigt: Belassen Botschaftspersonal in Kiew

Außenministerin Annalena Baerbock hat in der Ukraine-Krise bekräftigt, Mitarbeiter der Botschaft vorerst in Kiew zu belassen. “Natürlich überprüfen wir kontinuierlich die Sicherheitslage an unterschiedlichen Orten dieser Welt – auch in der Ukraine”, sagte die Grünen-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe und der französischen Zeitung Ouest-France (Freitag). “Ebenso wie unsere EU-Partner haben wir derzeit entschieden, das Botschaftspersonal in Kiew nicht zu reduzieren.” Gerade jetzt sei es wichtig, die Ukraine nicht zu destabilisieren.

Annalena Baerbock: Die Bundesaußenministerin beteuert, dass das Botschaftspersonal vorerst in der Ukraine bleibt. (Quelle: imago images/Florian Gaertner)Annalena Baerbock: Die Bundesaußenministerin beteuert, dass das Botschaftspersonal vorerst in der Ukraine bleibt. (Quelle: Florian Gaertner/imago images)

“Wenn wirtschaftliche Akteure das Gefühl haben, die Lage in der Ukraine sei insgesamt unsicher oder instabil, wird die Bereitschaft zu Investitionen sinken. Genau das würde Putin in die Karten spielen.” Deshalb sei ihre Botschaft in Kiew gewesen: “Wir wollen die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Ukraine ausbauen. Beispielsweise durch Energie-Partnerschaften, etwa im Bereich des “grünen Wasserstoffs.” Sollten Familienangehörige von Botschaftsmitarbeitern freiwillig ausreisen wollen, könnten sie dies auf Kosten des Auswärtigen Amtes tun.

Umfrage: Mehrheit hält russischen Angriff für wahrscheinlich

Die Mehrheit der Deutschen hält einen russischen Überfall auf die Ukraine für eher wahrscheinlich. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov vertreten 51 Prozent der Befragten diese Auffassung. Nur 33 Prozent meinen, ein Angriff sei eher unwahrscheinlich. 15 Prozent machen keine Angaben. Mehr als zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) meinen, ein russischer Angriff auf die Ukraine hätte auch Auswirkungen auf Deutschland. Allerdings meinen nur 28 Prozent, dass sie davon dann persönlich betroffen wären. 51 Prozent sind der Ansicht, dass das nicht der Fall wäre.

Angesichts eines massiven russischen Truppenaufmarsches in der Nähe der Ukraine wird im Westen befürchtet, dass der Kreml einen Einmarsch in das Nachbarland planen könnte. Für möglich wird allerdings auch gehalten, dass nur Ängste geschürt werden sollen, um die Nato-Staaten zu Zugeständnissen bei Forderungen nach neuen Sicherheitsgarantien zu bewegen. Die Bemühungen um eine Entschärfung des Konflikts dauern seit Wochen bei verschiedenen Gesprächen an.

USA will Treffen von UN-Sicherheitsrat

 Der UN-Sicherheitsrat soll sich zum ersten Mal mit der gegenwärtigen Ukraine-Krise beschäftigen. Die Vereinigten Staaten beantragten am Donnerstag nach eigenen Angaben ein Treffen des mächtigsten UN-Gremiums für Montag. Die Beratungen in New York sollen öffentlich abgehalten werden, vermutlich um 16.00 Uhr MEZ.

Die USA und ihre westlichen Verbündeten befürchten eine russische Invasion in der Ukraine. Sie verlangen einen Rückzug der an der ukrainischen Grenze versammelten rund 100 000 russischen Soldaten ins Hinterland. Vor dem Sicherheitsrat wird weniger mit Lösungen bezüglich des Konflikts gerechnet. Vielmehr könnten die USA die internationale Bühne als Druckmittel auf Moskau benutzen.

Die amerikanische UN-Mission teilte mit: “Während wir unser unermüdliches Streben nach Diplomatie fortsetzen, um die Spannungen angesichts dieser ernsthaften Bedrohung des europäischen und globalen Friedens und der Sicherheit zu deeskalieren, ist der UN-Sicherheitsrat ein entscheidender Ort für die Diplomatie.”

US-Außenministerium: Kein “Nord Stream 2” bei Einmarsch Russlands

Die USA erneuern ihre Ankündigung, bei einem Vorgehen Russlands gegen die Ukraine die Ostsee-Gaspipeline “Nord Stream 2” mit Sanktionen zu belegen. “Ich möchte ganz klar sagen: Wenn Russland auf die eine oder andere Weise in die Ukraine einmarschiert, wird ‘Nord Stream 2’ nicht realisiert werden”, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price.

Nach der deutsch-amerikanischen Vereinbarung vom 21. Juli 2021 kann die Gasleitung unter Sanktionen fallen, wenn Russland Energie als politische Waffe benutzt oder gegen die Ukraine vorgeht.

Emily Haber, die deutsche Botschafterin in Washington, schien eine Verschärfung der Position zu “Nord Stream 2” zu befürworten. Auf Twitter schrieb sie am Donnerstag: “Die USA und Deutschland haben im letzten Sommer gemeinsam erklärt: Wenn Russland Energie als Waffe einsetzt oder wenn es eine weitere Verletzung der Souveränität der Ukraine gibt, wird Russland einen hohen Preis zahlen müssen.”

Russische Militärübungen: Die Nato-Staaten und zahlreiche andere Länder kritisieren den Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine seit Wochen. (Quelle: Reuters/Sergey Pivovarov)Russische Militärübungen: Die Nato-Staaten und zahlreiche andere Länder kritisieren den Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine seit Wochen. (Quelle: Sergey Pivovarov/Reuters)

Kreml: Dialog weiter möglich

Auch der Kreml nimmt Stellung zu der am Mittwoch eingegangenen US-Antwort auf die russische Forderung nach Sicherheitsgarantien. Die Bewertung werde einige Zeit in Anspruch nehmen, erklärt das Präsidialamt in Moskau. Es sei aber jetzt schon klar, dass Russlands Hauptforderung nicht erfüllt sei. Dennoch sei es möglich, den Dialog weiterzuführen. Dies sei im Interesse Russlands und der USA. Die bilateralen Kontakte würden zunächst auf Arbeitsebene fortgesetzt, die Präsidenten Wladimir Putin und Joe Biden würden dann entscheiden, ob und wann sie persönlich zusammenkämen.

Lawrow: Keine positive Aussage der USA

Russlands Außenminister Sergej Lawrow nimmt Stellung zur Antwort der USA und der Nato auf die geforderten Sicherheitsgarantien. Die Nachrichtenagentur Interfax zitiert Lawrow mit der Aussage, dass es im wichtigsten Punkt keine positive Aussage der USA gebe. Welcher Punkt das ist, blieb aber offen. Bei zweitrangigen Fragen gebe es aber Hoffnung, einen ernsthaften Dialog aufzunehmen, wird Lawrow weiter zitiert. Die Agentur RIA meldet, Präsident Wladimir Putin werde nun entscheiden, wie es weitergehe.

Nouripour: Diplomatie jetzt vorrangig

Im Streit um Waffenlieferungen an die Ukraine hat Außenpolitiker Omid Nouripour die Haltung der Bundesregierung und die Lieferung von Schutzhelmen verteidigt. “Es ist absolut vorrangig, dass jetzt Diplomatie gefahren wird”, sagte Nouripour, der sich um den Grünen-Vorsitz bewirbt, am Donnerstag im RTL/ntv-“Frühstart”.

Zur viel belächelten Ankündigung der Bundesregierung, an die Ukraine 5.000 Helme zu liefern, sagte er: “Die Helme sind ja eine Anforderung der ukrainischen Seite, und natürlich stehen wir ihnen bei.” Nouripour zeigte Verständnis für die Nöte der Ukrainer. “Ich gebe zu, die Debatte dort ist auch aufgrund der Sorgen, die ich sehr nachvollziehen kann, zurzeit sehr, sehr heiß.” Es sei aber ein Mythos, dass Deutschland die Hilfe von der gesamten Nato blockiere. “Deshalb sollten wir alle gemeinsam dazu beitragen, dass auch in der Ukraine die Debatte ein bisschen runtergekocht wird.”

Gespräch des Außenministers der USA und Chinas

US-Außenminister Antony Blinken hat mit dem chinesischen Ressortchef Wang Yi über den Ukraine-Konflikt und die Spannungen mit Russland gesprochen. In dem Telefonat habe Blinken die Bedrohung für die globale Sicherheit und die wirtschaftlichen Risiken hervorgehoben, die sich aus einer russischen Aggression ergeben könnten, teilte das Außenministerium in Washington mit.

Zudem habe der Minister betont, dass Deeskalation und Diplomatie der verantwortungsvolle Weg zur Lösung des Konflikts sei. Chinas Spitzendiplomat Wang Yi forderte nach eigenen Angaben die Konfliktparteien auf, Ruhe zu bewahren und von Handlungen abzusehen, die die Spannungen schüren und die Krise anheizen könnten.

Geheimdienste: Russland setzt Aufmarsch in hohem Tempo fort

Nach Erkenntnissen westlicher Geheimdienste hat Russland seinen Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine zuletzt in hohem Tempo fortgesetzt. Es könne davon ausgegangen werden, dass mittlerweile 112.000 bis 120.000 Soldaten in dem Gebiet seien, sagte ein ranghoher Nachrichtendienstvertreter der Deutschen Presse-Agentur. Nicht miteingerechnet seien dabei die bewaffneten Kräfte der von Russland kontrollierten Separatisten im Donbass. Sie werden auf rund 35.000 beziffert.

Zu der Frage, wie viele weitere russische Soldaten sich derzeit noch im Anmarsch befinden, wollte sich der Geheimdienstler nicht konkret äußern. Er betonte allerdings, dass sich die Stärke der russischen Truppe im Grenzgebiet zur Ukraine in den kommenden Wochen noch einmal deutlich erhöhen könnte. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass der Aufmarsch weiter gehen werde, sagte er.

Konkret wird unter anderem für wahrscheinlich gehalten, dass die derzeit auf rund 60 geschätzte Zahl der taktischen Bataillonsgruppen (BTG) weiter wächst. So werden hochflexible und schnelle Kampftruppen mit 600 bis 1.000 Soldaten genannt.

Russland fordert Ukraine zum Dialog mit Separatisten auf

Bei den Verhandlungen zur Lösung des Ukraine-Konflikts hat Russland die Regierung in Kiew zum Dialog mit den Kräften im Krisengebiet Donbass aufgerufen. Der Moskauer Unterhändler Dmitri Kosak sagte in Paris nach mehr als achtstündigen Krisengesprächen, dass Kiew nun zwei Wochen Zeit habe, eine Position zu erarbeiten. Kosak, der Beauftragte des russischen Präsidenten Wladimir Putin für den Ukraine-Konflikt, beklagte, dass die Regierung auf humanitäre Anfragen und anderen Kontaktversuche aus der Ostukraine ablehnend oder gar nicht reagiere.

Der Kremlbeamte sagte, dass die ukrainische Regierung bis heute auch keine Perspektive für die umkämpften Teile der Regionen Luhansk und Donezk vorgelegt habe. Das laufe allen Konfliktlösungsversuchen zuwider. “Sie finden nirgends eine klare Position”, sagte Kosak. Ein neuer Gipfel unter deutsch-französischer Vermittlung mit der Ukraine und Russland werde nur möglich, wenn es vorher Einigung über den geplanten rechtlichen Status des Donbass und über die Abhaltung von Wahlen dort gebe.

Kosak beklagte, dass es unterschiedliche Sichtweisen auf den Minsker Friedensplan gebe. Eine Umsetzung der Beschlüsse von Minsk sei aber die Voraussetzung für die gewaltfreie Lösung des Konflikts. Der Kiewer Unterhändler Andrij Jermak bestätigte, dass es erhebliche Meinungsdifferenzen zwischen Moskau und Kiew gebe. Zugleich begrüßte er: “Wir sehen, dass die Waffenruhe funktioniert, es gibt ein paar Provokationen, aber sie funktioniert.” Es werde vor allem weiter an Mechanismen für ihre Festigung gearbeitet. Jermak sagte, das nächste Treffen sei in Berlin geplant.

Ukraine will Stromverbindung nach Russland kappen

Während Russland mit militärischen Drohungen die weitere Westbindung der Ukraine verhindern will, kappt die Ukraine ihre Bindung an das russische Stromnetz. Im Februar werde man das ukrainische Stromnetz mehrere Tage lang vom russischen und belarussischen Stromnetz abkoppeln, sagte der Vorstandsvorsitzende des staatlichen ukrainischen Netzbetreibers Ukrenergo, Wolodymyr Kudritskyi, der “Frankfurter Allgemeine Zeitung”.

Der Test ist eine Voraussetzung für die im kommenden Jahr geplante Anbindung der Ukraine an das westeuropäische Stromnetz.  Mitten im Winter will die Regierung in Kiew nun beweisen, dass ihre Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke eine sichere Versorgung der 40 Millionen Einwohner mit Strom und Fernwärme garantieren können. Kudritskyi zeigt sich gegenüber der “FAZ” zuversichtlich, dass das gelingt: “Wie es aussieht, werden wir unsere Ziele erreichen.”

Die Ukraine ist aus historischen Gründen an das russische Netz und dessen staatlichen Betreiber gebunden. “Diese Abhängigkeit vom russischen System wollen wir abschaffen”, sagt Kudritskyi. Ziel sei eine größere Systemsicherheit, Versorgungssicherheit sowie der Zugang zu den europäischen Strommärkten.

USA suchen nach Alternativen bei Gas-Lieferungen nach Europa

Ein Ersatz für mögliche Lieferausfälle bei der Gasversorgung Europas aus Russland im Zuge der Ukraine-Krise ist nach US-Angaben schwierig zu beschaffen. Die US-Regierung führe deswegen Gespräche mit Unternehmen und Ländern, sagte Regierungssprecherin Jen Psaki.

Zudem gebe es logistische Herausforderungen, insbesondere beim Transport von Erdgas. Ziel sei es, die Folgen einer Unterbrechung der Energielieferungen abzumildern. Die Europäische Union bezieht etwa ein Drittel ihrer Gaslieferungen aus Russland.

Blinken: Keine Zusage an Moskau für Ende der Nato-Ausweitung

Im Ukraine-Konflikt haben die Nato und die US-Regierung der russischen Forderung nach Zusagen für ein Ende der Nato-Osterweiterung erneut eine Absage erteilt. In Antworten auf Russlands Vorschläge für neue Sicherheitsvereinbarungen habe man deutlich gemacht, “dass es Kernprinzipien gibt, zu deren Wahrung und Verteidigung wir uns verpflichtet haben”, sagte US-Außenminister Antony Blinken in Washington. Dazu gehörten die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine sowie das Recht von Staaten, ihre Bündnisse zu wählen. Blinken warnte Moskau erneut vor “massiven Konsequenzen” im Fall eines Einmarschs in die Ukraine.

Antony Blinken: "Es gibt Kernprinzipien, zu deren Wahrung und Verteidigung wir uns verpflichtet haben." (Quelle: imago images/SNA)Antony Blinken: “Es gibt Kernprinzipien, zu deren Wahrung und Verteidigung wir uns verpflichtet haben.” (Quelle: SNA/imago images)

Die Nato bot Russland schriftlich Verhandlungen über eine Verbesserung der Beziehungen an, will allerdings nicht auf Moskaus Forderungen nach einem Stopp der Osterweiterung eingehen. “Wir sind bereit, uns die Sorgen Russlands anzuhören und eine echte Diskussion darüber zu führen, wie wir die fundamentalen Prinzipien der europäischen Sicherheit, denen wir uns alle verpflichtet haben, bewahren und stärken können”, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Mittwochabend in Brüssel. Dazu gehöre aber auch das Recht aller Staaten, selbst über ihren Weg zu entscheiden.

Der US-Außenminister betonte, Entscheidungen über eine Ausweitung träfen alle 30 Nato-Staaten gemeinsam, nicht sein Land alleine. “Aber aus unserer Sicht kann ich nicht deutlicher sein: Die Tür der Nato ist offen und bleibt offen.” Es gebe andere Bereiche, in denen man mit Russland verhandeln könne – zum Beispiel bei einer Stationierung von offensiven Raketensystemen in der Ukraine, bei Manövern in Europa oder bei Maßnahmen zur Rüstungskontrolle. 

Nato-Staaten einigen sich auf Antwort an Russland

Die 30 Nato-Staaten haben sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur auf eine gemeinsame schriftliche Antwort auf Russlands Vorschlag für neue Sicherheitsvereinbarungen verständigt. Das durch den Nato-Rat angenommene Schriftstück sollte umgehend an die Regierung in Moskau übermittelt werden, hieß es am Mittwoch aus Bündniskreisen. Die Antwort der Allianz ergänze die, die aus den USA an Russland gegangen sei. An Washington hatte Moskau einen gesonderten Vorschlag zu Sicherheitsvereinbarungen nur zwischen den beiden Ländern übermittelt.

Die Antwort der Nato an Russland soll nach Angaben aus Bündniskreisen zunächst nicht veröffentlicht werden. Diplomaten zufolge enthält sie keine größeren Zugeständnisse. Es werde deutlich gemacht, dass Kernforderungen Russlands für das Bündnis inakzeptabel seien, hieß es. Dazu gehöre zum Beispiel Moskaus Ansinnen, dass die Nato eine Aufnahme von Ländern wie der Ukraine ausschließe und den Rückzug von Streitkräften aus östlichen Bündnisstaaten einleiten solle.

Gesprächsbereit sei man hingegen bei Themen wie Rüstungskontrolle und Abrüstung. Zudem könne über die Reduzierung von Risiken bei militärischen Aktivitäten, mehr Transparenz und eine Verbesserung der Gesprächskanale gesprochen werden. Offiziell wollte die Nato die Einigung zunächst nicht bestätigen. Sie kündigte allerdings für 19 Uhr eine Pressekonferenz mit Generalsekretär Jens Stoltenberg an.

Baerbock: “Unsere stärkste Waffe ist Einigkeit”

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock betont mit Blick auf die Gespräche im Normandie-Format die Bereitschaft des Westens zu einem “ernsthaften Dialog” mit Russland. Zugleich beschwört die Grünen-Politikerin die Geschlossenheit des Westens.

Annalena Baerbock: "Unsere stärkste Waffe ist und bleibt unsere Einigkeit." (Quelle: imago images/Florian Gaertner)Annalena Baerbock: “Unsere stärkste Waffe ist und bleibt unsere Einigkeit.” (Quelle: Florian Gaertner/imago images)

“Unsere stärkste Waffe ist und bleibt unsere Einigkeit”, sagt Baerbock vor einem Treffen mit dem niederländischen Außenminister Wopke Hoekstra in Berlin. Man müsse sich gleichzeitig gegen “alle Versuche von außen zur Wehr setzen, die das Ziel haben, uns zu spalten”, fügte sie hinzu. “Wir müssen den Druck, den wir gemeinsam aufgebaut haben, wirken lassen.” Hoekstra betonte, eine weitere Aggression Russlands werde ernsthafte Konsequenzen haben. 

Baerbock fügte hinzu: “Die Ukraine weiß, was wir tun und wo wir stehen”. Deutschland sei der größte bilaterale Geber noch vor den USA. “Wir unterstützen bei den Verhandlungen über den Gastransit. Wir kümmern uns um Investitionen im Bereich Erneuerbare Energien und wir unterstützen die Ukraine in der Corona-Pandemie zum Beispiel durch Impfstofflieferungen.”

Lambrecht: Deutschland wird Ukraine 5.000 Militärhelme liefern

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat angekündigt, dass Deutschland der Ukraine 5.000 militärische Schutzhelme liefern wird. Die sei ein “ganz deutliches Signal: Wir stehen an Eurer Seite”, sagte die SPD-Politikerin am Mittwoch nach einer Sitzung des Verteidigungsausschusses in Berlin. Sie begrüßte, dass die Gespräche in dem Ukraine-Konflikt wieder in Gang kommen. “Wir arbeiten daran, dass wir diesen Konflikt mitten in Europa friedlich beilegen”, sagte sie.

Christine Lambrecht: Die Verteidigungsministerin sagte, Deutschland werde der Ukraine 5.000 militärische Schutzhelme liefern. (Quelle: imago images/F. Kern/Future Image)Christine Lambrecht: Die Verteidigungsministerin sagte, Deutschland werde der Ukraine 5.000 militärische Schutzhelme liefern. (Quelle: F. Kern/Future Image/imago images)

Zugleich betonte Lambrecht, dass es rote Linien gebe bei diesen Gesprächen, über die nicht verhandelt werden könne. “Über die Einhaltung von Völkerrecht kann nicht verhandelt werden. Über die Integrität von Staaten und auch über die Bündnissouveränität kann nicht gesprochen werden”, sagte sie.

Der ukrainische Botschafter in Berlin hat die von der Bundesregierung zugesagte Lieferung von Schutzhelmen zwar begrüßt, sie aber gleichzeitig als “reine Symbolgeste” kritisiert. Mehr dazu lesen Sie hier.

Nato will Russland noch diese Woche schriftlich antworten

Im Ukraine-Konflikt wollen die Nato und die USA der russischen Regierung dem Vernehmen nach noch in dieser Woche eine schriftliche Antwort zu den geforderten “Sicherheitsgarantien” vorlegen. Ob die Antwort Moskau zufriedenstelle, sei aber unsicher, hieß es am Mittwoch von westlichen Diplomaten in Brüssel. “Viele der russischen Forderungen sind inakzeptabel oder unrealistisch”, sagte ein Diplomat der Nachrichtenagentur AFP.

Der russische Präsident Wladimir Putin fordert von dem Militärbündnis und den USA in dem Konflikt schriftliche Zusagen. Dazu gehören der Verzicht auf eine fortgesetzte Nato-Osterweiterung und auf US-Militärstützpunkte in Staaten der ehemaligen sowjetischen Einflusssphäre.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte Moskau nach dem Nato-Russland-Rat am 12. Januar in Aussicht gestellt, die Bedenken zu prüfen. Das Bündnis werde aber nicht seine “grundlegenden Prinzipien” opfern, sagte der Norweger.

Russische Spezialeinheiten sollen bereits in der Ukraine sein

In der Ukraine sollen sich bereits russische Spezialeinheiten und Spione aufhalten. Mehr dazu Lesen Sie hier.

Aus Selbstschutz: Zivilistin bewaffnet sich mit Jagdgewehr

Um sich bei einem Krieg mit Russland zu schützen, hat sich eine 52-Jährige in Kiew mit einem Jagdgewehr bewaffnet. Mehr dazu lesen Sie hier.

Kroatien entschuldigt sich für Aussagen zum Konflikt

Der kroatische Ministerpräsident Andrej Plenković hat die herabwürdigenden Äußerungen des kroatischen Präsidenten Zoran Milanović über die von einer russischen Invasion bedrohte Ukraine zurückgewiesen. “Ich möchte mich im Namen der kroatischen Regierung bei der Ukraine entschuldigen, einem der ersten Staaten, die (im Jahr 1991) den Staat Kroatien anerkannt haben”, erklärte der Regierungschef nach Angaben der Nachrichtenagentur Hina am Dienstagabend.

Milanović hatte am selben Tag gesagt, dass die Ukraine “einer der korruptesten Staaten der Welt” sei. Kroatien werde im Falle eines Konfliktes alle seine Soldaten von dort abziehen. “All dies passiert im Vorzimmer Russlands”, fügte er hinzu. Es müsse eine Vereinbarung erzielt werden, die “die russischen Sicherheitsinteressen berücksichtigt”.

“Zuerst dachte ich, dass da eine Art russischer Beamter spricht”, kommentierte Plenković die Äußerungen von Milanović. Es gebe keine kroatischen Soldaten in der Ukraine. Ein Kontingent kroatischer Offiziere sei eben im Rahmen eines Nato-Austausches planmäßig aus Polen zurückgekehrt. Darüber hinaus stehe Kroatien zu seinen Bündnisverpflichtungen, sagte Plenković.

Biden hält Sanktionen gegen Putin persönlich für möglich

US-Präsident Joe Biden hält im Falle eines russischen Einmarsches in die Ukraine auch Sanktionen gegen Russlands Staatschef Wladimir Putin persönlich für möglich. “Ja, ich könnte mir das vorstellen”, sagte Biden am Dienstag in Washington auf eine entsprechende Journalistenfrage. Der US-Präsident betonte zudem, die USA hätten nicht vor, Soldaten in die Ukraine zu schicken. Er habe “keine Absicht, US-Einheiten oder Nato-Einheiten in die Ukraine” zu entsenden.

Joe Biden begrüßt Soldaten in Washington: Der Ton im Ukraine-Konflikt verschärft sich. (Quelle: Reuters/Leah Millis)Joe Biden begrüßt Soldaten in Washington: Der Ton im Ukraine-Konflikt verschärft sich. (Quelle: Leah Millis/Reuters)

Die USA und die EU haben Russland massive Wirtschaftssanktionen angedroht, sollte das Land in der Ukraine einmarschieren. Ein US-Regierungsvertreter sprach am Dienstag unter anderem von einem Verbot von Technologie-Exporten nach Russland in Bereichen wie künstlicher Intelligenz, Quantencomputer und dem Luft- und Raumfahrtsektor.

Senatoren der Demokraten hatten zudem kürzlich einen Gesetzentwurf für Sanktionen vorgelegt, die im Fall eines russischen Einmarsches im Nachbarland verhängt werden sollen. Dieser umfasst auch Strafmaßnahmen gegen Putin, russische Regierungsvertreter und Vertreter der russischen Streitkräfte.

Japan: Würden bei Ukraine-Invasion mit USA kooperieren

Japan kündigt für den Fall eines russischen Einmarsches in die Ukraine eine enge Zusammenarbeit mit den USA an. Dies sei in der vergangenen Woche abgesprochen worden, sagt ein Regierungssprecher. Einzelheiten werden nicht bekannt.

Polen erwartet “klares Signal” von Deutschland

Der polnische Vizeaußenminister Szymon Szynkowski vel Sęk hat Zweifel an der Verlässlichkeit Deutschlands in der Ukraine-Krise geäußert. “In Polen und in anderen osteuropäischen Ländern fragen sich viele, welches Spiel Deutschland im Ukraine-Konflikt eigentlich spielt”, sagte er der Nachrichtenagentur dpa während eines Besuchs in Berlin. Es gebe Zweifel, ob man auf Deutschland zählen könne. “Ich würde mir wünschen, dass sich diese Zweifel nicht verstärken, sondern abgebaut werden. Wir brauchen da klare Signale von Deutschland.”

Konkret forderte der Vizeaußenminister von der Bundesregierung ein klares Nein zur Inbetriebnahme der umstrittenen Ostseepipeline Nord Stream 2 und eine schnelle Genehmigung der Lieferung von Haubitzen aus früheren DDR-Beständen aus Estland in die Ukraine. “Wir befinden uns in einer speziellen Situation. Und in einer speziellen Situation sollte man auch zu speziellen Mitteln greifen”, sagte er zur deutschen Absage an Waffenlieferungen in die Ukraine. “Und deswegen erwarten wir starke Worte und starke Taten der deutschen Regierung und nicht eine Vernebelung der Tatsachen.”

Szymon Szynkowski vel Sek in Berlin: Polens Vizeaußenminister fordert Deutschland zu einem klaren Signal im Ukraine-Konflikt auf. (Quelle: dpa/Bernd von Jutrczenka)Szymon Szynkowski vel Sek in Berlin: Polens Vizeaußenminister fordert Deutschland zu einem klaren Signal im Ukraine-Konflikt auf. (Quelle: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Die Bundesregierung prüft eine von Estland beantragte Genehmigung für eine Waffenlieferung an die Ukraine. Diese ist erforderlich, weil die Haubitzen aus DDR-Altbeständen mit Auflagen zunächst an Finnland verkauft und dann später von dort an Estland gegeben worden waren. Die Ukraine fordert von Deutschland darüber hinaus Waffenlieferungen zur Verteidigung gegen einen möglichen russischen Angriff in großem Stil, unter anderem Kriegsschiffe und Luftabwehrsysteme. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) haben der Lieferung letaler, also tödlicher Waffen, eine klare Absage erteilt.

Klingbeil sieht Entscheidung über Krieg in Europa “Spitz auf Knopf”

SPD-Chef Lars Klingbeil ist der Ansicht, dass sich ein Einmarsch Russlands in die Ukraine noch verhindern lässt. Allerdings stehe es “Spitz auf Knopf”, sagte Klingbeil am Dienstag im Talkformat “Spitzengespräch” des “Spiegel”. In den nächsten Tagen oder Wochen werde sich klären, ob es “Krieg mitten in Europa” gebe. Dann aber, sollte Russland in die Ukraine einmarschieren, lägen “alle Optionen auf dem Tisch”. Eine kriegerische Auseinandersetzung würde den Kontinent komplett verändern.

Auf die Frage, warum die Bundesregierung mögliche Sanktionen gegen Russland nicht konkret ankündige, sagte Klingbeil: “Wer so denkt, hat nicht verstanden, wie internationale Politik funktioniert.” Wie genau Deutschland im Fall der Fälle reagieren würde, werde Russland in dem Moment zu spüren bekommen, in dem es die Grenze überschreitet.

Klingbeil befürwortete, dass Deutschland keine Waffen an die Ukraine liefere. “Es ist richtig, erst mal über Frieden zu reden.”

Biden: Angriff auf Ukraine könnte größte Invasion seit Weltkrieg sein

Ein russischer Einmarsch in die Ukraine könnte angesichts der massiven Truppenpräsenz in der Nähe der Grenze nach Ansicht von US-Präsident Joe Biden die “größte Invasion seit dem Zweiten Weltkrieg” werden. Ein solcher Schritt würde “die Welt verändern”, warnte Biden.

Es war zunächst nicht klar, ob sich Biden mit seiner Aussage spezifisch auf Europa bezog, denn beim US-geführten Einmarsch im Irak waren 2003 deutlich mehr Soldaten zum Einsatz gekommen. In Afghanistan wiederum wurde die Präsenz der sowjetischen Truppen nach ihrem Einmarsch 1979 mit rund 120.000 angegeben. Russland soll derzeit an der Grenze zur Ukraine nach US-Angaben rund 100.000 Soldaten zusammengezogen haben. US-Präsident Joe Biden: "Falls er (Anm. Putin) mit all diesen Truppen einmarschieren würde, wäre das die größte Invasion seit dem Zweiten Weltkrieg." (Quelle: Reuters/Kevin Lamarque)US-Präsident Joe Biden: “Falls er (Anm. Putin) mit all diesen Truppen einmarschieren würde, wäre das die größte Invasion seit dem Zweiten Weltkrieg.” (Quelle: Kevin Lamarque/Reuters)

Stoltenberg: Nato will diese Woche auf Russlands Sorgen antworten

Die Nato will noch in dieser Woche schriftlich auf Russlands Sorgen um die Sicherheit in Europa antworten. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte am Dienstag im US-Sender CNN, derzeit würden die Vorschläge für ein entsprechendes Dokument fertiggestellt, “das wir ihnen im Laufe dieser Woche zukommen lassen werden. Wir werden das parallel zu den Vereinigten Staaten tun.” Moskau fordert von der Nato und von den USA Sicherheitsgarantien. Die westlichen Staaten verlangen wiederum, dass Russland die an der Grenze zur Ukraine zusammengezogenen Truppen von dort abzieht.

Ukrainischer Präsident warnt vor Panik wegen russischer Bedrohung

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj: "Schützen Sie Ihren Körper vor dem Virus, Ihr Gehirn vor Lügen und Ihr Herz vor Panik." (Quelle: imago images/Alexey Vitvitsky/SNA)Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj: “Schützen Sie Ihren Körper vor dem Virus, Ihr Gehirn vor Lügen und Ihr Herz vor Panik.” (Quelle: Alexey Vitvitsky/SNA/imago images)

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ruft die Bevölkerung zur Ruhe auf. Man gebe sich nicht kindischen Illusionen über die russische Bedrohung hin, aber es gebe Hoffnung, sagte er am Dienstag in einer Fernsehansprache. “Schützen Sie Ihren Körper vor dem Virus, Ihr Gehirn vor Lügen und Ihr Herz vor Panik.”

Man arbeite daran, dass die Verhandlungen mit Russland, Deutschland und Frankreich so schnell wie möglich wieder aufgenommen werden könnten. Die Verhandlungen im sogenannten Normandie-Format ab diesem Mittwoch sollen die Spannungen zwischen der Ukraine und Russland entschärfen. 

Scholz und Macron warnen Russland vor einem Angriff auf Ukraine

Bundeskanzler Olaf Scholz und der französische Staatschef Emmanuel Macron haben Russland vor schweren Konsequenzen einer weiteren militärischen Aggression gegen die Ukraine gewarnt. Die Führung in Moskau habe viele Truppen entlang der Grenze zum Nachbarland stationiert und müsse dringend zur Deeskalation beitragen, forderte Scholz am Dienstag im Berliner Kanzleramt, wo er den Franzosen zu einem Antrittsbesuch empfing. Macron sagte, man bereite eine gemeinsame Reaktion für den Fall eines Angriffs vor und warnte: “Der Preis wäre sehr hoch.”

Deutschland und Frankreich seien in dem Konflikt geeint, sagte Macron. Er wies zudem erneut darauf hin, dass der Dialog mit Russland nicht abgebrochen werden dürfe. Scholz machte aber klar, dass von Russland “eindeutige Schritte, die zu einer Deeskalation der Situation beitragen”, erwartet würden.

Auch Kanada zieht Diplomaten-Familien ab

Nach den USA hat auch Kanada den Abzug von Angehörigen seiner Diplomaten aus der Ukraine angekündigt. “Wir haben die Entscheidung getroffen, Kinder der kanadischen Botschaftsmitarbeiter unter 18 Jahren sowie deren Familienangehörige vorübergehend abzuziehen”, teilte das kanadische Außenministerium mit. Als Grund nannte das Ministerium “den derzeitigen russischen Militäreinsatz und destabilisierende Aktivitäten in und um die Ukraine”.

Zuvor hatten die USA eine Abreise der Familien von US-Diplomaten angeordnet, Großbritannien hatte die Ausreise eines Teils des Botschaftspersonals bekannt gegeben. Die Ukraine bezeichnete den Schritt der USA als verfrüht. Dies sei “übertriebene Vorsicht”, erklärte das Außenministerium in Kiew. 

Johnson droht Moskau mit beispiellosen Sanktionen

Der britische Premierminister Johnson informiert das Parlament über den Stand der Verhandlungen in der Ukraine-Krise: "härter als alles bisher Dagewesene". (Quelle: dpa/House Of Commons/PA Wire)Der britische Premierminister Johnson informiert das Parlament über den Stand der Verhandlungen in der Ukraine-Krise: “härter als alles bisher Dagewesene”. (Quelle: House Of Commons/PA Wire/dpa)

Der britische Premierminister Boris Johnson hat Russland im Fall eines Einmarschs in die Ukraine mit Sanktionen gedroht, die “härter sind als alles bisher Dagewesene”. “Wir sind übereingekommen, dass wir auf jeden russischen Angriff auf die Ukraine gemeinsam mit koordinierten und strengen Wirtschaftssanktionen reagieren werden”, sagte Johnson vor dem Parlament in London. Er hatte am Montagabend bei einem Telefongespräch mit verbündeten Staats- und Regierungschefs der USA und Europas über die Lage beraten.

Auf die Frage, ob Moskau aus dem internationalen Bankensystem Swift ausgeschlossen werden könnte, sagte Johnson: “Es besteht kein Zweifel, dass dies eine sehr wirksame Waffe wäre.” Er wies darauf hin, dass ein solcher Schritt von den USA in die Wege geleitet werden müsse, und fügte hinzu: “Wir tauschen uns darüber aus.”

Die Ukrainer würden sich nach Einschätzung des britischen Premiers “verbissen und hartnäckig” gegen einen russischen Einmarsch wehren. Der daraus resultierende Konflikt wäre “vergleichbar mit dem ersten Krieg in Tschetschenien oder Bosnien oder jedem anderen Konflikt, den Europa seit 1945 erlebt hat”, sagte Johnson.

Brinkhaus: Waffenlieferungen an Ukraine derzeit nicht ablehnen

Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) hat die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP aufgefordert, angesichts des russischen Militäraufmarschs an der ukrainischen Grenze Waffenlieferungen an Kiew derzeit nicht abzulehnen. “Es geht darum, in einem angemessenen Maße, mit sehr, sehr viel Augenmaß, auch dazu beizutragen, dass die Ukraine sich selbst verteidigen kann”, sagte Brinkhaus am Dienstag in Berlin vor Online-Beratungen der CDU/CSU-Abgeordneten im Bundestag. “Deswegen sollte man sich da die Optionen auch offen lassen.” Nötig sei eine sehr enge Abstimmung mit den europäischen und transatlantischen Partnern.

Ukraine schickt Truppen nach Tschernobyl

Ukrainische Soldaten: Sie sollen an der Grenze in Tschernobyl patrouillieren.  (Quelle: dpa/Andriy Dubchak/AP)Ukrainische Soldaten: Sie sollen an der Grenze in Tschernobyl patrouillieren. (Quelle: Andriy Dubchak/AP/dpa)

Die Ukraine hat Truppen zum Schutz vor einem russischen Überfall nach Tschernobyl entsandt. Das berichtete die britische “Daily Mail”. Die Anlage sei ein potenzieller Angriffspunkt, weil dort keine ukrainische Verteidigung stehe. Obwohl das Gelände im Norden der Ukraine immer noch radioaktiv verseucht ist und nur wenige Menschen dort leben, besteht die Gefahr, dass die Sperrzone von Tschernobyl erobert wird, berichtet auch die “New York Times”.

Der Grund für die Annahme: Der kürzeste Weg von Russland nach Kiew würde Putins Truppen durch die isolierte Zone führen. In Vorbereitung auf einen möglichen russischen Einmarsch in die Sperrzone, die nach einer Reaktorschmelze im Jahr 1986 eingerichtet wurde, patrouillieren derzeit ukrainische Truppen durch die verschneiten Wälder und verlassenen Straßen von Tschernobyl, ausgerüstet mit Gewehren – sowie mit Geräten zur Erkennung von Strahlenbelastung.

Botschafter: Ukraine wird mit westlichen Waffen vollgepumpt

Der russische Botschafter hat die Waffenlieferungen von Nato-Ländern an die Regierung in Kiew kritisiert. “Dass die Ukraine mit Waffen der westlichen Staaten vollgepumpt und somit militärisch weiter erschlossen wird, ist für die Regelung dieses innenukrainischen Konflikts absolut schädlich und kontraproduktiv”, sagte Sergej Netschajew der Funke Mediengruppe. Die Maßnahmen der Nato-Länder zeigten, dass “Russlands Forderungen nach eindeutigen und völkerrechtlich verankerten Sicherheitsgarantien dringend nachgegangen werden muss”.

Bei der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 liegen die Positionen Moskaus und der neuen Bundesregierung dem russischen Botschafter zufolge nah beieinander. “Wir haben mehrmals ausdrücklich betont, dass Nord Stream 2 ein rein privatwirtschaftliches kommerzielles Projekt ist, das nicht mit Politik in Verbindung gebracht werden sollte”, sagte Sergej Netschajew. “Eine grundsätzlich ähnliche Position vertritt auch die neue Bundesregierung.”

Sergej Netschajew: Er ist  Botschafter der Russischen Föderation in Deutschland. (Quelle: imago images/BildFunkMV)Sergej Netschajew: Er ist Botschafter der Russischen Föderation in Deutschland. (Quelle: BildFunkMV/imago images)

Die Pipeline sei fertig und warte auf die Betriebserlaubnis. “Wir hoffen sehr, dass wir das Projekt endlich zum Abschluss bringen können”, sagte der Botschafter. Jede künstliche Verzögerung sei kaum förderlich.

Nato verstärkt Militärpräsenz in Osteuropa –  USA versetzen 8.500 Soldaten in “erhöhte Alarmbereitschaft”

Die Nato kündigte am Montag eine Verstärkung ihrer Militärpräsenz in Osteuropa an. Eine Reihe von Mitgliedstaaten wollen demnach zusätzliche Kampfflugzeuge und Marineschiffe in die Ostsee und osteuropäische Länder wie Litauen, Rumänien und Bulgarien entsenden. 

Die US-Regierung versetzt nach Angaben des Verteidigungsministeriums rund 8.500 Soldaten in den Vereinigten Staaten in “erhöhte Alarmbereitschaft”. Ministeriumssprecher John Kirby betonte am Montag aber, eine Entscheidung über eine Verlegung dieser Truppen nach Europa sei noch nicht getroffen worden. Die entsprechenden Einheiten seien auf Anweisung von US-Präsident Joe Biden und nach Empfehlung von Verteidigungsminister Lloyd Austin in erhöhte Bereitschaft versetzt worden.

Joe Biden hält in Washington eine Schalte zur Ukraine ab: Die USA und EU zeigen in der Krise Einigkeit gegenüber Russland. (Quelle: Reuters/The White House/Reuters)Joe Biden hält in Washington eine Schalte zur Ukraine ab: Die USA und EU zeigen in der Krise Einigkeit gegenüber Russland. (Quelle: The White House/Reuters/Reuters)

“So sind sie darauf vorbereitet, auf eine Bandbreite von Eventualitäten zu reagieren, einschließlich der Unterstützung der Nato-Reaktionskräfte, falls diese aktiviert werden”, sagte Kirby. Über die Aktivierung dieser “Nato Response Force” (NRF) entscheide die Nato. Kirby sprach im Zusammenhang mit der erhöhten Bereitschaft von einer “Rückversicherung für unsere Nato-Verbündeten”.

USA und europäische Verbündete rufen Russland zur Deeskalation auf

Die Staats- und Regierungschefs der USA und ihrer europäischen Verbündeten haben Russland gemeinsam zu sichtbaren Schritten der Deeskalation im Ukraine-Konflikt aufgefordert. Bei einer Videokonferenz am Montagabend, an der auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) teilnahm, hätten alle darin übereingestimmt, “dass eine weitere russische Aggression gegen die Ukraine sehr schwerwiegende Folgen haben werde”, erklärte der deutsche Regierungssprecher Steffen Hebestreit anschließend. Der Ukraine hätten die Teilnehmer “ihre uneingeschränkte Unterstützung für die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine” versichert.

An der Schaltkonferenz nahmen neben US-Präsident Joe Biden und Scholz der französische Präsident Emmanuel Macron, der italienische Regierungschef Mario Draghi, der polnische Präsident Andrzej Duda, der britische Premierminister Boris Johnson, Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel teil.

Alle Teilnehmer seien sich einig gewesen, dass Fragen der Sicherheit und Stabilität in Europa im Wege von Verhandlungen gelöst werden müssten. Sie hätten ihre Bereitschaft bekräftigt, entsprechende diplomatische Bemühungen fortzusetzen, unter anderem durch direkte Gespräche zwischen Russland und der Ukraine unter Vermittlung von Deutschland und Frankreich im sogenannten Normandie-Format.

Scholz: “Wir liefern keine letalen Waffen”

Bundeskanzler Olaf Scholz sagt der Ukraine weitere Hilfe aus Deutschland zu. Die habe es in der Vergangenheit gegeben, und es werde auch in Zukunft so sein, sagt Scholz in Berlin. Aber: “Wir liefern keine letalen Waffen.”

Ab 21 Uhr berät Scholz mit US-Präsident Joe Biden und europäischen Verbündeten in einer Telefonkonferenz über die angespannte Lage im Ukraine-Konflikt.

Treffen im Normandie-Format auf Beraterebene am Mittwoch in Paris

Die diplomatischen Anstrengungen um eine Beilegung des Ukraine-Konflikts werden am Mittwoch im sogenannten Normandie-Format fortgesetzt. Geplant sei ein Treffen Frankreichs, Deutschlands, der Ukraine und Russlands auf Ebene politischer Berater, hieß es am Montag aus dem Pariser Elysée-Palast. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron werde seinem russischen Kollegen Wladimir Putin bei einem Gespräch in den nächsten Tagen “einen Weg der Deeskalation” in der Ukraine-Krise vorschlagen.

US-Regierung bestätigt Truppen-Überlegungen

Die US-Regierung hat Überlegungen zu einer möglichen Aufstockung der US-Truppen in Nato-Bündnisstaaten in Osteuropa bestätigt. “Wir haben nie ausgeschlossen, den Ländern an der Ostflanke (der Nato) vor einer Invasion zusätzliche Unterstützung und Hilfe zukommen zu lassen”, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki. Die gemeinsam mit Verbündeten angestellten Überlegungen seien “Teil unserer Planung für Eventualfälle”. Psaki verwies auf die Einschätzung von US-Präsident Joe Biden, wonach es jederzeit zu einer militärischen Eskalation durch Russland im Ukraine-Konflikt kommen könne.

Psaki nannte keine Details zu möglichen Truppenverstärkungen. Einem Bericht der “New York Times” zufolge erwägt Biden, Kriegsschiffe und Flugzeuge zu Nato-Verbündeten im Baltikum und in Osteuropa zu verlegen sowie mehrere tausend US-Soldaten zu entsenden. Zu den Optionen gehöre die Entsendung von 1.000 bis 5.000 Soldaten in osteuropäische Länder, mit der Möglichkeit, diese Zahl zu verzehnfachen, wenn sich die Lage verschlechtere, hieß es in dem Bericht. Eine Entscheidung werde noch in dieser Woche erwartet.

Ukrainische Regierung: Keine Anhaltspunkte für russischen Einmarsch

Mit Blick auf den Abzug von Diplomaten haben Regierungsvertreter in Kiew zur Ruhe aufgerufen. “Wir sehen zum heutigen Tag überhaupt keine Anhaltspunkte für die Behauptung eines großflächigen Angriffs auf unser Land”, sagte der Sekretär des nationalen Sicherheitsrats, Olexij Danilow. Tatsächlich hatte die Ukraine selbst vor einem Einmarsch russische Truppen gewarnt, nachdem diese vor der Grenze zusammengezogen wurden. “Was wir jetzt sehen, ist sehr ernst“, hatte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba Ende November gesagt. “Im schlimmsten Fall versucht Russland, die Grenzen in Europa mit Gewalt neu zu ziehen, wie es das 2008 in Georgien und 2014 in der Ukraine bereits tat”. 

Für Kiew seien Truppenbewegungen auf russischer Seite im Gegensatz zum Westen keine erstaunliche Angelegenheit, heißt es nun. Die ganze Aufregung habe erst mit einem Artikel in der “Washington Post” Mitte Oktober begonnen. Die Lage sei für die Ukraine aber bereits seit 2014 schwierig.

Auch Präsident Wolodymyr Selenskyj sah in einer Videosprache keinen Grund zur Aufregung um die Ostukraine. “Alles ist unter Kontrolle. Es gibt keinen Grund zur Panik”, betonte er. Kiew strebe eine friedliche Lösung des Konflikts im Donbass an. Regierungschef Denys Schmyhal sagte: “Es gibt keine Gefahren für die Funktionsfähigkeit unserer Wirtschaft.” Die Währungsreserven seien ausreichend, um den Kurs der Landeswährung Hrywnja zu stützen. Allerdings hatten Selenskyj und andere ukrainische Regierungspolitiker in den vergangenen Wochen und Monaten in westlichen Medien durchaus drastische Warnungen vor einer russischen Invasion geäußert.

Johnson: Geheimdienstberichte sind “ziemlich düster”

Der britische Premierminister Boris Johnson sagt in London, Geheimdienstberichte zur Lage im russisch-ukrainischen Grenzgebiet seien “ziemlich düster”. “Wir müssen dem Kreml, Russland sehr deutlich machen, dass das ein desaströser Schritt wäre”, sagt Johnson mit Blick auf eine russische Invasion. Er warnt vor einem zweiten Tschetschenien. Allerdings halte er es immer noch für möglich, dass die Vernunft obsiege.

Reisewarnung vom Auswärtigen Amt

Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen in die Ukraine. “Überprüfen Sie Ihre Reisepläne und verschieben Sie ggf. nicht notwendige Reisen”, heißt es im aktuellen Lagebericht. Wer reisen müsse, solle sich in die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amts eintragen. Zudem werde empfohlen, “die aktuellen Entwicklungen, vor allem mit Blick auf die Sicherheitslage, in den internationalen und lokalen Medien zu verfolgen und auch auf lokale Bekanntmachungen zu achten”.

Biden berät mit Scholz und europäischen Verbündeten

Im Ukraine-Konflikt will sich US-Präsident Joe Biden am Montag in einer gesicherten Videoschalte mit europäischen Verbündeten beraten. Das Gespräch um 21.00 Uhr MEZ sei Teil der “engen Konsultation und Koordinierung mit unseren transatlantischen Verbündeten und Partnern als Reaktion auf Russlands militärische Aufrüstung an den Grenzen der Ukraine”, teilte das Weiße Haus mit.

An der Schaltkonferenz würden Bundeskanzler Olaf Scholz, der französische Präsident Emmanuel Macron, der italienische Regierungschef Mario Draghi, der polnische Präsident Andrzej Duda, der britische Premierminister Boris Johnson, Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel teilnehmen.

Russland beginnt Marine-Manöver in der Ostsee

Russland hat mit einem angekündigten Marine-Manöver begonnen, wie die Nachrichtenagentur RIA berichtet. 20 Kriegsschiffe der russischen Ostsee-Flotte seien dafür in See gestochen.

Außenministerium finanziert freiwillige Ausreise für Angehörige von Diplomaten

Deutsche Botschaft in Kiew: Das Außenministerium plant nicht, die Einrichtung zu schließen. (Quelle: imago images/ Anna Marchenko)Deutsche Botschaft in Kiew: Das Außenministerium plant nicht, die Einrichtung zu schließen. (Quelle: Anna Marchenko/imago images)

Das Auswärtige Amt zieht Konsequenzen aus der Zuspitzung der Ukraine-Krise und finanziert Familienangehörigen von Mitarbeitern der Botschaft in Kiew eine freiwillige Ausreise. Das gelte auch für deutsche Organisationen wie das Goethe-Institut, den Deutschen Akademischen Austauschdienst und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, sagte Außenamtssprecher Christopher Burger am Montag in Berlin.

“Das ist eine Maßnahme, die wir treffen, um die Sicherheit der Menschen, für die wir Verantwortung tragen, dort zu gewährleisten.” Die Arbeitsfähigkeit der Botschaft in Kiew bleibe aber sichergestellt, ergänzte Burger. “Unsere diplomatische Präsenz brauchen wir vor Ort auch weiterhin, um der Ukraine in dieser Situation zur Seite zu stehen.”

Damit geht das Auswärtige Amt nicht so weit wie die US-Regierung, die angesichts der angespannten Lage im Ukraine-Konflikt mit Russland die Zahl der Botschaftsmitarbeiter in Kiew reduziert. Die freiwillige Ausreise nicht unmittelbar benötigter Beschäftigter wegen der anhaltenden Bedrohung durch russische Militäraktionen sei genehmigt worden, teilte das US-Außenministerium mit. Familienangehörige von Diplomatinnen und Diplomaten wurden aufgefordert, die Ukraine zu verlassen.

Australier sollen Ukraine umgehend verlassen

Die australische Regierung hat wegen der zunehmenden Spannungen zwischen Russland und der Ukraine alle Staatsbürger aufgefordert, umgehend die Ukraine zu verlassen. Die Reisewarnung für das Land wurde am Montag “wegen der Gefahr eines bewaffneten Konflikts” auf die höchste Stufe “Do not travel” (deutsch etwa: “Reisen Sie nicht”) heraufgesetzt.

Alle Australier in der Ukraine wurden aufgefordert, das Land jetzt auf kommerziellem Wege zu verlassen und sich darüber bewusst zu sein, dass Flüge kurzfristig geändert oder ausgesetzt werden könnten. Angehörige von australischen Diplomaten würden aus der Hauptstadt Kiew ausgeflogen, hieß es.

Die Zeitung “Sydney Morning Herald” berichtete unter Berufung auf ukrainische Quellen, dass sich etwa 1.400 australische Staatsbürger in dem Land aufhalten. Die Regierung in Canberra bestätigte diese Zahl zunächst nicht.

Britische Botschaft zieht Mitarbeiter aus Ukraine ab

Wegen der sich zuspitzenden Lage zwischen Russland und der Ukraine zieht auch Großbritannien Mitarbeiter aus seiner Botschaft in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ab. Als Reaktion auf die wachsende Bedrohung durch Russland würden einige Beschäftigte und Angehörige aus der Botschaft zurückgerufen, teilte das Außenministerium in London am Montagmorgen mit.

Zuvor hatte bereits die US-Regierung angesichts der zunehmenden Spannungen angekündigt, ihre Botschaftspräsenz in Kiew zu verringern. Familienangehörige von Diplomatinnen und Diplomaten wurden aufgefordert, die Ukraine zu verlassen. “Wir halten einen solchen Schritt der amerikanischen Seite für verfrüht”, teilte das Außenministerium am Montag in der Hauptstadt Kiew mit. Die Sicherheitslage habe sich “nicht grundlegend verändert”.

Zuletzt war es im Ukraine-Konflikt zu neuen schweren Spannungen gekommen. Die Bedrohung durch Russland sei bereits seit 2014 konstant, teilte das Außenministerium mit. Russische Truppen nahe der Staatsgrenze seien bereits im April 2021 aufmarschiert. Der Schritt der Amerikaner sei “übertriebene Vorsicht”.

US-Außenministerium rät Bürgern von Reisen nach Russland ab

Die US-Regierung rät ihren Bürgern von Reisen nach Russland ab. Es werde US-Bürgern “dringend empfohlen”, Reisen nach Russland zu vermeiden, erklärte das US-Außenministerium am Sonntag. Hintergrund seien die “Spannungen an der Grenze zur Ukraine”. Washington warnte die US-Bürger in Russland zudem vor “Schikanierung” durch die Polizei, unter anderem durch die “willkürliche Anwendung von Gesetzen”.

Das Außenministerium riet US-Bürgern insbesondere von Reisen in die russisch-ukrainische Grenzregion ab. Die Situation entlang der Grenze sei “unvorhersehbar”. Grund dafür seien die Aufstockung russischer Truppen sowie Militärübungen in dem Gebiet.

New York Times: Biden will Truppen nach Osteuropa verlegen

US-Präsident Joe Biden erwägt einer Zeitung zufolge die Entsendung Tausender US-Soldaten in die osteuropäischen Nato-Staaten. Eine von mehreren diskutierten Varianten sehe bis zu 5.000 Soldaten vor, berichtet die “New York Times” unter Berufung auf Regierungskreise. Die Zahl könne verzehnfacht werden, sollte die Lage sich verschlechtern. Eine Truppenverlegung in die Ukraine selbst werde bislang nicht erwogen. Das US-Verteidigungsministerium lehnt eine Stellungnahme zu dem Bericht ab. Darüber hinaus sollen die USA überlegen, Kriegsschiffe und Flugzeuge in die Nato-Mitgliedsländer der Region zu schicken.

USA: Familien von Diplomaten sollen Ukraine verlassen

Das US-Außenministerium hat angeordnet, dass die Familien der US-Diplomaten in der ukrainischen Hauptstadt Kiew das Land verlassen sollen. Grund dafür sei die “anhaltende Bedrohung durch eine russische Militäroperation”, erklärte das Ministerium am Sonntag. Nicht dringend notwendige Mitarbeiter in der Botschaft werden ebenfalls abberufen. Hier lesen Sie mehr.

Die Europäische Union weist Familienangehörige von Diplomaten dagegen nicht an, aus der Ukraine auszureisen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagt, es gebe derzeit keinen konkreten Anlass. Gespräche darüber hielten aber an. Er gehe davon aus, dass Blinken die EU-Außenminister bei ihrem Treffen über die Hintergründe des US-Schritts informieren werde.

CDU-Politiker für Waffenlieferungen an die Ukraine

Im Ukraine-Konflikt hat der CDU-Außenpolitiker Jürgen Hardt deutsche Waffenlieferungen an das Land gefordert. Bei der Rüstungsunterstützung sollte Deutschland “seine strikte Anti-Haltung” aufgeben, forderte Hardt in der “Welt” (Montag). “Ich finde, die Nachfrage nach defensiven Waffen seitens der Ukraine in Deutschland sollte geprüft und in bestimmten Fällen auch positiv beschieden werden”, sagte der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion. Die Ukraine hatte Deutschland wiederholt um Waffenlieferungen gebeten. Berlin lehnte dies aber bisher immer wieder ab.

Hardt verurteilte zudem die Äußerungen des zurückgetretenen Inspekteurs der Deutschen Marine, Kay-Achim Schönbach, in dem Konflikt. “Für sie gibt es keinen Rückhalt in der deutschen Politik”, sagte Hardt der Zeitung. “Die Krim ist Teil der Ukraine.”

Klitschko “enttäuscht” von Deutschland

Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, hat sich enttäuscht über das deutsche Festhalten an der umstrittenen Ostseepipeline Nord Stream 2 und an dem Waffenlieferverbot an die Ukraine gezeigt. Mehr dazu lesen Sie hier.

Keine deutschen Waffen – ukrainischer Außenminister zeigt sich enttäuscht

Der Außenminister der Ukraine, Dmytro Kuleba, hat die deutsche Regierung kritisiert, da sie weiter keine Waffen an sein Land liefern will. “Wir sind enttäuscht über Deutschlands anhaltende Weigerung, die Lieferung defensiver Waffen in die Ukraine zu genehmigen, besonders in der derzeitigen Situation”, sagte Kuleba der “Welt am Sonntag”. Enttäuschter wäre man nur noch, falls Deutschland auch andere Länder an Waffenexporten hindern würde. Das “Wall Street Journal” hatte zuletzt berichtet, die Bundesregierung habe verhindert, in Deutschland hergestellte Artilleriegeschütze aus Estland in die Ukraine zu schicken.

Kuleba gehe davon aus, dass dadurch das deutsche Image in seinem Land stark beschädigt werden könnte: “Leider werden Ukrainer sich daran noch jahrzehntelang erinnern, und das ist für mich als Außenminister sehr traurig. Ich wünsche mir, dass unsere Partnerschaft floriert und die Menschen freundschaftliche und herzliche Gefühle füreinander hegen.”

Der Politiker sei dankbar, dass sich Deutschland weiter für eine Belebung des Normandie-Formates einsetze. Allerdings sei das nicht ausreichend. Deutschland habe “in der Vergangenheit Fehler gegenüber der Ukraine begangen”. Ein Teil seiner Verantwortung bestehe darin, “heute die richtigen Entscheidungen zu treffen”.

Vorwürfe aus England  mutmaßlicher russischer Strohmann wehrt sich

Nach einer beispiellosen Warnung Großbritanniens vor Einflussnahme des Kremls in der Ukraine hat eine von London genannte Schlüsselfigur die Anschuldigungen scharf zurückgewiesen. Der frühere ukrainische Abgeordnete Jewgenij Murajew, der von London als mutmaßlicher Statthalter genannt wurde, den Moskau in der Ukraine installieren wolle, nannte die Anschuldigungen im “Telegraph” am Sonntag “dumm und absurd”. “Wenn ich nichts verpasst habe, haben sie [Russland] einen anderen Kandidaten und verstecken das auch nicht. Ich bin ein Patriot meines Landes”, sagte der Ukrainer der Zeitung. Murajew steht seit 2018 auf einer russischen Sanktionsliste. “Es ist nicht besonders logisch. Ich bin aus Russland verbannt”, sagte er außerdem der Sonntagszeitung “The Observer”

Das britische Außenministerium hatte am Samstagabend mitgeteilt, der Regierung lägen Informationen vor, “die darauf hindeuten, dass die russische Regierung versucht, eine prorussische Führung in Kiew zu etablieren, während sie erwägt, ob sie in die Ukraine einmarschieren und sie besetzen soll.” Murajew wurde dabei als möglicher Kandidat für die Führungsposition in der Regierung in Kiew genannt. Moskau warf London daraufhin “Desinformation” vor.

Schallenberg gegen russische Gas-Sanktionen

In der Ukraine-Krise sollten russische Erdgaslieferungen aus Sicht des österreichischen Außenministers Alexander Schallenberg nicht mit EU-Sanktionen belegt werden. Auch die Ostseepipeline Nord Stream 2 solle ausgeklammert werden, machte der konservative Politiker in einem Interview mit der “Presse am Sonntag” klar.

Alexander Schallenberg: Der österreichische Außenminister möchte keine Sanktionen gegen russische Gaslieferungen. (Quelle: imago images/Eibner Europa)Alexander Schallenberg: Der österreichische Außenminister möchte keine Sanktionen gegen russische Gaslieferungen. (Quelle: Eibner Europa/imago images)

Schallenberg wies gegenüber der österreichischen Zeitung darauf hin, dass Nord Stream 2 noch nicht in Betrieb ist. Deshalb könne mit der Pipeline keine Drohkulisse aufgebaut werden. “Wir sind in Europa zu einem gewissen Grad von Energie aus Russland angewiesen”, argumentierte der Chefdiplomat außerdem. “Das werden wir nicht über Nacht ändern können, wenn wir Wärme und Strom haben wollen.”

Der Minister betonte jedoch, dass für den Fall einer russischen Invasion in die Ukraine intensiv an umfangreichen Wirtschafts- und Finanzsanktionen der Europäischen Union gearbeitet wird. “Es wird bei einer Eskalation eine sehr deutliche, unmissverständliche und rasche Antwort geben”, sagte Schallenberg. Einen Ausschluss Russlands aus dem Bankenzahlungssystem Swift schloss er dabei nicht aus.

London: Moskau will prorussischen Führer in der Ukraine einsetzen

Die britische Regierung wirft Russland vor, in der Ukraine einen prorussischen Führer an die Macht bringen zu wollen. “Wir verfügen über Informationen, die darauf hindeuten, dass die russische Regierung versucht, einen prorussischen Führer in Kiew einzusetzen”, etwa Ex-Ministerpräsident Jewgeni Murajew, erklärte das britische Außenministerium am Samstag. Außerdem erwäge Moskau, die Ukraine zu besetzen.

In der Mitteilung des britischen Außenministeriums werden weitere Namen genannt wie Sergej Arbusow, Vizeregierungschef von 2012 bis 2014 und dann Interimsregierungschef, Andrij Klujew, ehemaliger Leiter des Präsidialamts von Ex-Staatschef Viktor Janukowitsch, Wolodymyr Siwkowytsch, ehemaliger Assistent des nationalen Sicherheitsrats und des ukrainischen Verteidigungsministeriums, sowie Mykola Asarow, Ministerpräsident der Ukraine von 2010 bis 2014.

“Einige von ihnen stehen in Kontakt mit russischen Geheimdienstmitarbeitern, die derzeit in die Planung eines Angriffs auf die Ukraine verwickelt sind”, erklärte das Außenministerium in London.

Wladimir Putin bei einer Videokonferenz (Archivbild): Nach britischen Berichten will er die Führung in der Ukraine austauschen. (Quelle: imago images)Wladimir Putin bei einer Videokonferenz (Archivbild): Nach britischen Berichten will er die Führung in der Ukraine austauschen. (Quelle: imago images)

Die Vorwürfe der britischen Regierung sind aus Sicht der US-Regierung “zutiefst beunruhigend”. “Das ukrainische Volk hat das souveräne Recht, seine eigene Zukunft zu bestimmen”, erklärte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Emily Horne. Die Vereinigten Staaten stünden “an der Seite der demokratisch gewählten Partner in der Ukraine”.

Das russische Außenministerium hat den Vorwurf als gezielte Falschinformation zurückgewiesen. Die vom britischen Außenministerium “verbreitete Desinformation” sei ein “weiteres Zeichen, dass es die von den angelsächsischen Nationen angeführten Nato-Mitglieder sind, welche die Spannungen um die Ukraine verschärfen”, erklärte das Ministerium am Sonntag im Onlinedienst Twitter. “Wir fordern das Außenamt auf, die Verbreitung von Unsinn zu stoppen”, hieß es weiter.

US-Militärhilfe erreicht Ukraine

Die amerikanische Botschaft in Kiew gab in der Nacht zum Samstag auf Twitter bekannt, dass mehrere Tonnen Material für die ukrainischen Streitkräfte im Land angekommen sind. Insgesamt habe Präsident Joe Biden 110 Tonnen geschickt, darunter “Munition für die Verteidiger an der Front in der Ukraine”.  Die Lieferung – und 2,7 Milliarden US-Dollar Hilfe seit 2014 – seien ein Zeichen, dass die USA bereit seien, der Ukraine zu helfen und ihre Verteidigung angesichts der wachsenden russischen Aggression zu stärken.

Auswärtiges Amt dementiert Evakuierungspläne

Angesichts der Ukraine-Krise gibt es derzeit vonseiten des Auswärtigen Amts “keine Maßnahmen zur Reduzierung von Botschaftspersonal” oder von dessen Familienangehörigen. “Wir beobachten sehr aufmerksam, wie sich die Sicherheitslage für das Personal an unseren Auslandsvertretungen in der Ukraine darstellt, und stehen hierzu auch in engem Austausch mit unseren Partnern in der EU und auf internationaler Ebene”, hieß es am Samstag aus dem Auswärtigen Amt.

Zuvor hatte die “Bild”-Zeitung berichtet, dass das Auswärtige Amt “an einem Evakuierungsplan für die Angehörigen der Deutschen Botschaftsmitarbeiter in der Ukraine” arbeite. Diese sollten “bei einer weiteren Verschärfung der Lage aus dem Land gebracht werden”.

Auch die US-Regierung gab sich zunächst zurückhaltend. Washington hatte am Samstag Berichte zurückgewiesen, man weise Familien von Botschaftspersonal in der Ukraine an, am Montag mit der Evakuierung zu beginnen. “Zu diesem Zeitpunkt haben wir nichts anzukündigen”, hieß es aus dem US-Außenministerium auf Anfrage.

Nord Stream 2: Auch für SPD-Spitze liegen “alle Optionen auf dem Tisch”

Die SPD-Spitze hat sich hinter die Position von Bundeskanzler Olaf Scholz gestellt, dass im Fall eines russischen Einmarschs in die Ukraine alle Sanktionsmöglichkeiten auf dem Tisch liegen. Der Parteivorsitzende Lars Klingbeil machte am Samstag am Rande einer Klausurtagung des SPD-Präsidiums deutlich, dass dazu auch Konsequenzen für die umstrittene Ostseepipeline Nord Stream 2 gehören. “Wenn es zu einer weiteren Eskalation seitens Russlands kommt, dann liegen alle Optionen auf dem Tisch”, sagte er. “Wenn alle Optionen auf dem Tisch liegen, dann liegen wenige bis gar keine daneben. Und ich glaube, das ist an Klarheit nicht zu überbieten diese Aussage.”

Der SPD-Politiker Scholz hatte Anfang der Woche nach langem Zögern klargestellt, dass für ihn alle Sanktionen denkbar sind, wenn die Grenzen der Ukraine verletzt werden. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hatte am Donnerstag dagegen eine schnelle Inbetriebnahme der Pipeline zwischen Russland und Deutschland angemahnt. “Ich hoffe auf ein zügiges, rechtsstaatliches Verfahren, damit die Leitung in Betrieb gehen kann”, sagte sie. “Ich bin fest davon überzeugt, dass wir diese Ostsee-Pipeline dringend brauchen.”

Klingbeil rief nun dazu auf, die Kontroverse über das Thema zu beenden. “Wir sollten jetzt aufhören mit dieser Vielstimmigkeit, die wir in den letzten Tagen hatten”, sagte er. Zum Genehmigungsverfahren sagte er, dass das Sache der Bundesnetzagentur sei. “Da gibt es keinen politischen Einfluss.” Die Bundesnetzagentur hatte das Zertifizierungsverfahren für Nord Stream 2 im November unterbrochen und Auflagen erteilt, die die Betreiber erfüllen wollen. Erst danach kann das Verfahren fortgesetzt werden.

Söder gegen harte Russland-Sanktionen – und gegen Nato-Beitritt der Ukraine

International wächst die Kritik am zaghaften deutschen Vorgehen gegen die russische Aggression in der Ukraine-Krise. Davon unbeeindruckt, fordert nun ein weiterer führender Politiker in Deutschland, die Sorgen des Kreml Ernst zu nehmen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will, dass im Ukraine-Konflikt Russlands Vorbehalte gegen die Nato berücksichtigt werden. Das sagte er im Interview mit der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”.

Dafür soll eine Aufnahme der Ukraine in das Militärbündnis seiner Meinung nach auf absehbare Zeit ausgeschlossen werden. Zudem solle auch im Falle eines russischen Angriffs auf die Ukraine von harten Sanktionen abgesehen und die Gaspipeline Nord Stream 2 nicht infrage gestellt werden.

Söder bei einem Besuch in Moskau im Jahr 2020: "Russland ist nicht der Feind Europas".  (Quelle: imago images/ ITAR-TASS)Söder bei einem Besuch in Moskau im Jahr 2020: “Russland ist nicht der Feind Europas”. (Quelle: ITAR-TASS/imago images)

Söder stellte fest, dass Russland “Großmacht” sei und die Sorgen vor einer Nato-Erweiterung zu registrieren seien. Russland sei “ein schwieriger Partner, aber kein Feind Europas”, sagte er. “Ständig neue Drohungen und immer härtere Sanktionen” seien kaum wirksam und könnten Deutschland schaden. “Auch die Ostseepipeline Nord Stream 2 geschlossen zu halten oder sogar generell alle Gaslieferungen aus Russland zu stoppen, träfe auch unser Land”, so Söder.

Deutschland müsse seine Außenpolitik “auch nach Interessen gestalten”. Der “moralische Ansatz” sei gescheitert. Außenpolitik dürfe nicht “von missionarischem Eifer gestaltet werden”. Er rief dazu auf, sich “durch Dialog und Handel anzunähern”. 

USA schicken Militärhilfe in die Ukraine

Inmitten der schweren Spannungen mit Russland haben die USA neue Militärhilfe in die Ukraine geschickt. In der Nacht zum Samstag landete eine US-Frachtmaschine auf einem Flughafen der Hauptstadt Kiew, wie die dortige US-Botschaft im Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte. An Bord seien 90 Tonnen Fracht gewesen, darunter Munition “für die Frontverteidigung”. Diese Unterstützung sei von US-Präsident Joe Biden angeordnet worden.

Die Botschaft veröffentlichte Bilder, die das Flugzeug beim Entladen zeigten. Es sei die erste von mehreren Lieferungen gewesen, hieß es. Dies “demonstriert das starke Engagement der Vereinigten Staaten für das souveräne Recht der Ukraine auf Selbstverteidigung”.

Russland hatte wiederholt dazu aufgerufen, die Ukraine nicht weiter aufzurüsten, weil dies militärische Spannungen schürte und das Land ermuntern könnte, etwa den Donbass im Osten der Ex-Sowjetrepublik anzugreifen, um sich dort die abtrünnigen Teile der Gebiete Luhansk und Donezk zurückzuholen. Zuletzt hatte der Kreml die Lieferung von leichten Panzerabwehrwaffen aus Großbritannien an die Ukraine scharf kritisiert. Auch die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen wollen nun in den USA hergestellte Panzerabwehrraketen und Flugabwehrsysteme in die Ukraine schicken. 

Lambrecht: Deutschland liefert Feldlazarett in die Ukraine

Im Ukraine-Konflikt will die Bundesregierung ein Feldlazarett an Kiew liefern, lehnt aber weiterhin Waffenlieferungen ab. Im Februar werde “ein komplettes Feldlazarett übergeben, inklusive der nötigen Ausbildung, alles von Deutschland mit 5,3 Millionen Euro kofinanziert”, sagte Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht der “Welt am Sonntag”. Deutschland habe auch bereits Beatmungsgeräte geliefert und behandele schwer verletzte Soldaten der Ukraine in Bundeswehr-Krankenhäusern. Die Bundesregierung müsse alles tun, um die Krisenlage zu deeskalieren. “Waffenlieferungen wären da aktuell nicht hilfreich – das ist Konsens in der Bundesregierung”, betonte die SPD-Politikerin.

Deutschland will in die Ukraine ein Feldlazarett liefern. (Symbolbild) (Quelle: imago images/Thomas Frey)Deutschland will in die Ukraine ein Feldlazarett liefern. (Symbolbild) (Quelle: Thomas Frey/imago images)

Lambrecht lehnte ferner die Inbetriebnahme der Gaspipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland ab, sollte es zu einem russischen Angriff auf die Ukraine kommen. “Die Vorstellung, dass mitten in Europa ein Krieg ausbrechen könnte, der von Russland initiiert ist, und gleichzeitig wirtschaftliche Kooperationen geknüpft werden, ist vollkommen abwegig”, sagte Lambrecht.

Bericht: Deutschland blockiert Lieferung von DDR-Artillerie

Deutschland blockiert einer Zeitung zufolge estländische Militär-Lieferungen an die Ukraine. Dem Nato-Verbündeten werde keine Erlaubnis erteilt, in Deutschland hergestellte Artillerie-Geschütze zu entsenden, berichtete das “Wall Street Journal” am Freitag unter Berufung auf estländische und deutsche Behörden. “Deutschland zögert sehr, uns zu beliefern”, sagte der ukrainische Verteidigungsminister Oleksiy Resnikow dem Blatt. Es zitierte zudem einen deutschen Regierungssprecher, der auf die Ausfuhrvorschriften verwiesen habe. Gegenwärtig liege keine Erlaubnis vor und der Ausgang des Verfahrens könne nicht abgeschätzt werden. Ein estländischer Regierungsberater äußerte die Hoffnung, doch noch eine Genehmigung zu erhalten.

Haubitze im Einsatz (Symbolbild): Estland will Waffen aus der DDR an die Ukraine geben.  (Quelle: imago images)Haubitze im Einsatz (Symbolbild): Estland will Waffen aus der DDR an die Ukraine geben. (Quelle: imago images)

Angesichts der Spannungen mit Russland haben sich etwa die USA, Großbritannien und Polen bereiterklärt, Waffen in die Ukraine zu entsenden. Am Freitag lehnte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dagegen Waffenlieferungen erneut ab. Auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat sich dagegen ausgesprochen. Dagegen zeigte sich aufseiten der FDP die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, jüngst offen für eine Diskussion über Waffenlieferungen.

Estland hatte zuvor erklärt, dass es “dutzende” Javelin-Panzerabwehrraketen und einige 122-mm-Haubitzen in die Ukraine schicken wolle. Die Haubitzen stammen noch aus der DDR, gehörten später der Bundesrepublik und wurden in den 1990er Jahren zunächst nach Finnland verkauft. Finnland und Deutschland müssen deshalb einer Lieferung der Geschütze an die Ukraine zustimmen.

Ministerium: Flüge über die Ukraine noch sicher

Der russische Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine stellt nach Einschätzung des Bundesverkehrsministeriums noch keine Gefährdung für den Luftverkehr dar. “Derzeit liegen die Voraussetzungen für den Erlass eines Flugverbotes für den Luftraum der Ukraine nicht vor”, teilte das Ministerium laut einem Bericht der “Welt am Sonntag” mit. Die Entwicklung der Lage werde aber kontinuierlich überwacht. Das Verkehrsministerium kann eigenen Angaben zufolge bei Anhaltspunkten für eine erhebliche Gefährdung der Betriebssicherheit von Luftfahrzeugen auch außerhalb Deutschlands ein Überflugverbot verhängen.

Baerbock will “um jeden Millimeter” ringen

Im Ukraine-Konflikt erwartet Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) mühsame Gespräche mit Russland. “Wir werden um jeden Millimeter mehr Sicherheit ringen müssen”, sagte sie der “Süddeutschen Zeitung”. Sie und ihr russischer Amtskollege Sergej Lawrow würden sich darauf vorbereiten, “über jeden einzelnen Satz” des Minsker Abkommens zu reden. Die Vereinbarung von 2015 sieht unter anderem eine Autonomie für die Separatistengebiete in der Ukraine vor sowie die Kontrolle der Ukraine über ihre Grenze zu Russland.

Annalena Baerbock (Grüne): Mit der Ukraine-Krise startet sie mit einer großen Herausforderung ins Amt der Außenministerin.  (Quelle: imago images/SNA)Annalena Baerbock (Grüne): Mit der Ukraine-Krise startet sie mit einer großen Herausforderung ins Amt der Außenministerin. (Quelle: SNA/imago images)

Baerbock verteidigte darüber hinaus ihre ablehnende Haltung zu Waffenlieferungen an die Ukraine. Sie halte es nicht für realistisch, mit solchen Lieferungen das militärische Ungleichgewicht umzukehren. Stattdessen setzt die deutsche Außenministerin auf die Androhung von Sanktionen: “Die stärkste Waffe – wenn man dieses Wort benutzen will –  ist, dass wir geschlossen als Nato-Mitglieder, als EU-Staaten, als G7 deutlich machen, dass jede neue Aggression massive Konsequenzen hätte.”

Blinken: Russland kann jetzt aus Süden, Osten und Norden angreifen

US-Außenminister Antony Blinken hat nach einem Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow in Genf von einer “nützlichen und substanziellen Diskussion” gesprochen. Vorwürfe von Lawrow, der Westen warne “hysterisch” und nicht auf Basis von Fakten vor einem Angriff Russlands auf die Ukraine, wies Blinken zurück. “Das ist keine Frage von Emotionen, sondern von Fakten”, sagte Blinken.

Russland habe Truppen an der ukrainischen Grenze aufmarschieren lassen, setze das auch weiter fort – und schaffe so die Grundlage, die Ukraine aus dem Süden, Osten und Norden anzugreifen. “Taten und Aktionen zählen, nicht Worte”, so Blinken. Ein erstes Zeichen für ein Entgegenkommen wäre der Abzug der russischen Truppen. Die US-Regierung warte nicht auf die nächsten Schritte Russlands und werde dann erst reagieren. Blinken kündigte an, in den kommenden Wochen werde weitere Militärhilfe in die Ukraine geliefert. 

Ziel des Treffens sei es gewesen, festzustellen, ob Russland Interesse daran habe, sich auf den Weg der Diplomatie und Deeskalation zu begeben. Beide Seiten hätten nun ein besseres Verständnis der Position des jeweils anderen. Er sei sich einig mit Lawrow, dass der diplomatische Prozess fortgesetzt werden müsse. Es gebe Schritte, die alle Seiten unternehmen könnten, um Vertrauen herzustellen, so Blinken. Die USA und ihre europäischen Verbündeten stünden dabei aber fest an Seite der Ukraine. “Wir haben klargemacht: Wenn russische Streitkräfte die Grenze überschreiten, wird das als Invasion gewertet und wir werden mit einer harten und schnellen Reaktion antworten.” 

Antony Blinken: Der Außenminister warnt vor einem möglichen Angriff Russlands auf die Ukraine.  (Quelle: imago images/SNA/Pavel Bednyakov)Antony Blinken: Der Außenminister warnt vor einem möglichen Angriff Russlands auf die Ukraine. (Quelle: SNA/Pavel Bednyakov/imago images)

Lawrow: “In den allermeisten Fällen ist das einfach gelogen” 

Nach dem Treffen mit seinem US-Amtskollegen Antony Blinken hat der russische Außenminister Sergej Lawrow den Vorwurf zurückgewiesen, Russland und speziell der russische Sender RT verbreite Desinformationen im Ukraine-Konflikt. Diese Einschätzungen seien nicht korrekt. “In den allermeisten Fällen ist das einfach gelogen.” In Bezug auf Warnungen westlicher Geheimdienste, Russland plane einen Angriff auf die Ukraine, sprach Lawrow von “Hysterie, die westliche Kollegen aufbauen”. Sein Land habe das ukrainische Volk niemals bedroht. Stattdessen warf Lawrow der Nato vor, gegen sein Land zu arbeiten. Seine Regierung sei besorgt über die Entsendung von Waffen und Militärberatern in die Ukraine, sagte er. 

Das Treffen mit Blinken sei “offen und nützlich” gewesen. Der Westen werde seiner Regierung kommende Woche eine schriftliche Antwort auf deren Anfrage nach Sicherheitsgarantien übergeben, kündigte Lawrow an. Russlands Präsident Wladimir Putin sei immer bereit, in Kontakt mit US-Präsident Joe Biden zu treten. Allerdings sollte jeglicher Kontakt zwischen den Staatsoberhäuptern gut vorbereitet sein.  

Sergej Lawrow: Der russische Außenminister äußert sich zurückhaltend nach dem Treffen mit seinem US-Amtskollegen.  (Quelle: imago images/ Sergei Bobylev/TASS )Sergej Lawrow: Der russische Außenminister äußert sich zurückhaltend nach dem Treffen mit seinem US-Amtskollegen. (Quelle: Sergei Bobylev/TASS /imago images)

Erdogan bietet sich als Vermittler im Ukraine-Konflikt an

Im Ukraine-Konflikt hat sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan als Vermittler angeboten. Er sei bereit, seinen russischen Kollegen Wladimir Putin zu treffen, sagte Erdogan am Freitag vor Journalisten. Ein solches Treffen könne er mit einem für Anfang Februar geplanten Besuch in der Ukraine verbinden. Er werde bald in die Ukraine reisen, sagte Erdogan. “In der Zwischenzeit könnte es ein Telefonat mit Herrn Putin geben, oder ich könnte Moskau besuchen.”

Erdogan hatte sich bereits in der Vergangenheit als Vermittler im Ukraine-Konflikt ins Spiel gebracht, der Kreml reagierte darauf bislang aber stets zurückhaltend. Die Türkei ist ein wichtiger Verbündeter Kiews und hat mehrere Rüstungsverträge mit der ukrainischen Regierung. Die Bemühungen der Ukraine um einen Nato-Beitritt unterstützt Ankara.

Trotz entgegengesetzter Positionen Russlands und der Türkei in mehreren Konflikten pflegen Erdogan und Putin enge Beziehungen. Am Donnerstag hatte Erdogan seine “herzlichen Beziehungen sowohl zur Ukraine als auch zu Russland” hervorgehoben. Am Freitag bekräftigte er: “Wir wollen, dass der Frieden in unserer Region sich durchsetzt, und um das zu erreichen, sind wir zu allem bereit.”

Niederlande erwägen Waffenlieferungen an Ukraine

Die Niederlande erwägen, Verteidigungswaffen an die Ukraine zu liefern. Eine entsprechende Bitte des Landes werde wohlwollend geprüft, sagte Außenminister Wopke Hoekstra am Donnerstagabend im Parlament in Den Haag nach einem Bericht der Nachrichtenagentur ANP. Die Ukraine hatte am Donnerstag um Militärhilfe geben. Eine Mehrheit des Parlaments unterstützt dem Bericht zufolge die Lieferungen.

Die Niederlande werden auch der Nato zwei Jagdflugzeuge vom Typ F-35 zur Verfügung stellen. Diese sollen im April und Mai von Bulgarien aus eingesetzt werden, um unbekannte Flugzeuge im Luftraum über dem Nato-Vertragsgebiet abzufangen, sagte das Verteidigungsministerium. “Es gibt einen besorgniserregenden russischen Truppenaufbau an der Grenze zur Ukraine”, teilte Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren dem Parlament mit. “Auch verhält sich Russland immer offensiver. Daher verstärkt die Nato die Abschreckung und Verteidigung.” Die Niederlande wollen sich auch für harte Sanktionen der EU gegen Russland einsetzen.

Lawrow dämpft Erwartungen vor Gesprächen mit Blinken

Vor ihrem Krisengespräch in Genf haben die Außenminister Russlands und der USA Hoffnungen auf eine baldige Entspannung gedämpft. Er rechne nicht mit einem Durchbruch, sagte der russische Ressortchef Sergej Lawrow am Freitag in der Schweizer Stadt. Auch sein Gegenüber Antony Blinken sagte bei seiner Ankunft, er gehe nicht davon aus, dass die Differenzen ausgeräumt werden könnten. Die USA blieben der Diplomatie und dem Dialog aber verpflichtet. Eine weitere Aggression Russlands gegen die Ukraine müsse verhindert werden.

Die beiden Minister wollten sich nach ihrem Treffen in getrennten Pressekonferenzen äußern. Blinken hatte am Donnerstag bei einem Besuch in Berlin klargestellt, dass für die USA jeglicher Grenzübertritt seitens russischer Truppen in die Ukraine eine Aggression darstellen würde. Ein solcher Vorfall würde eine “schnelle, ernsthafte und gemeinsame Antwort” der westlichen Alliierten provozieren. Dazu seien die Alliierten entschlossen, bekräftigte Blinken am Freitag in Genf.

Antony Blinken (l.) und Sergej Lawrow: Die Außenminister begrüßten sich vor dem Treffen mit Handschlag.  (Quelle: dpa/Alex Brandon/Pool AP)Antony Blinken (l.) und Sergej Lawrow: Die Außenminister begrüßten sich vor dem Treffen mit Handschlag. (Quelle: Alex Brandon/Pool AP/dpa)

Scholz soll Besuch in Washington abgelehnt haben

Olaf Scholz (SPD): Der Bundeskanzler soll ein kurzfristiges Treffen mit US-Präsident Joe Biden ausgeschlagen haben. (Quelle: Reuters/Michael Kappeler)Olaf Scholz (SPD): Der Bundeskanzler soll ein kurzfristiges Treffen mit US-Präsident Joe Biden ausgeschlagen haben. (Quelle: Michael Kappeler/Reuters)

Bundeskanzler Olaf Scholz soll laut Informationen des “Spiegels” einen kurzfristigen Besuch bei US-Präsident Biden abgelehnt haben. Mehr dazu lesen Sie hier.

Russland rechnet mit schriftlicher Antwort der USA in der kommenden Woche

Die russische Regierung rechnet einem Medienbericht zufolge in der kommenden Woche mit einer schriftlichen Antwort der USA auf die von ihr gestellten Bedingungen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf Vize-Außenminister Sergej Rjabkow. Vor Beginn des Spitzentreffens in Genf auf eine Frage des Senders CBS: “Wir haben vor niemandem Angst, auch nicht vor den USA.”

Russland fordert Abzug von Nato-Truppen aus Rumänien und Bulgarien

US-Kampfjets in Bulgarien: Russland fordert die Nato auf, ihre Truppen aus dem Land abzuziehen. (Archivfoto) (Quelle: imago images/Daniele Faccioli)US-Kampfjets in Bulgarien: Russland fordert die Nato auf, ihre Truppen aus dem Land abzuziehen. (Archivfoto) (Quelle: Daniele Faccioli/imago images)

Russland fordert den Abzug von Nato-Truppen aus Rumänien und Bulgarien. Dies sei Teil der Sicherheitsgarantien, die die Regierung in Moskau vom Westen verlange, teilt das russische Außenministerium mit. Mehr dazu lesen Sie hier.

Großbritannien plant offenbar Truppenerhöhung

Angesichts der russischen Truppenpräsenz an der Grenze zur Ukraine erwägt die britische Regierung laut einem Bericht, Hunderte weitere Soldaten in die baltischen Staaten und nach Polen zu entsenden. Damit solle die Abschreckung gegenüber Russland erhöht werden, berichtete die Zeitung “Times” unter Berufung auf eine Quelle im Verteidigungsministerium in London.

Die britische Außenministerin Liz Truss warnte den russischen Präsidenten Wladimir Putin davor, einen “riesigen strategischen Fehler” zu begehen. Russland werde für einen russischen Angriff auf die Ukraine einen hohen Preis bezahlen müssen, sagte Truss bei einer Rede im australischen Sydney am Freitag. “Wir sind bereit, erhebliche Sanktionen zu verhängen”, sagte Truss.

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