Minna Thiel im Museumsviertel: Spaßwaggon mit Discoschorle – München

Wenn einer mit schnellen Schritten vorbeiläuft, wackelt der Tisch, und das Schälchen mit dem Linsen-Dal droht in den Schoß zu rutschen. Der Fremde grinst, “sorry”, aber er müsse schnell zur langen Schlange an der Bar. Stimmt, an diesem Abend ist es voll unter dem Zeltdach der Minna Thiel am Bernd-Eichinger-Platz 1. Fast alle Bierbänke und -tische neben dem Party-Waggon sind besetzt.

Minna Thiel – so haben die Betreiber den bunten Waggon getauft, als der vor sechs Jahren vor die Münchner Filmhochschule (HFF) gezogen ist. Davor stand der Waggon im Schlachthofviertel, beim Kulturzentrum Bahnwärter Thiel. Angelehnt an Gerhart Hauptmanns Novelle verbirgt sich hinter dem Namen Minna die verstorbene erste Frau des Bahnwärters, seine bedingungslose, große Liebe.

Vor der HFF wirkt der Waggon nun ein bisschen, als hätte er sich vom Schlachthofviertel ins Museumsviertel verlaufen – ausgerechnet vor das kantige, graue Betongebäude des Architekten Peter Böhm. Ein ästhetischer Kontrast. Wobei die Initiative, dass der Waggon seinen nächsten Stopp hier einlegt, von der Hochschulpräsidentin Bettina Reitz und der Dozentin und Regisseurin Doris Dörrie höchstpersönlich kam: Nach einem längeren Hin und Her im Stadtrat fand der endgültige Umzug mit Kran im Frühjahr 2017 statt – nach einem für Minna umsatzreichen Testlauf im Sommer 2016.

Seitdem verlegte Dörrie öfter ihre Drehbuchseminare in den Waggon, außerdem treten hier internationale Musiker bei “Schienenbuskonzerten” auf, und der Waggon kann für private Feiern gemietet werden. Der benachbarte Food-Truck “Afghan Chaplee House” bietet afghanische Kebab oder frische Gemüsegerichte – und nicht zu vergessen das Linsen-Dal.

Seit sechs Jahren steht der Waggon schon bei der HFF.

(Foto: Florian Peljak)

Minna Thiel: Die Auswahl an Softdrinks ist übersichtlich.

Die Auswahl an Softdrinks ist übersichtlich.

(Foto: Florian Peljak)

Minna Thiel: Die Barkeeper bei der Arbeit, doch manche Getränke müssen die Gäste selber mixen.

Die Barkeeper bei der Arbeit, doch manche Getränke müssen die Gäste selber mixen.

(Foto: Florian Peljak)

Minna Thiel: Eine alte Telefonzelle dient als Spielestation.

Eine alte Telefonzelle dient als Spielestation.

(Foto: Florian Peljak)

Damit zurück zum lauen Sommerabend unter dem Zeltdach. Die Drinks, die es aus der Minna gibt, sind weniger spektakulär als die Geschichte des Waggons, die Preise sind moderat: Bier für drei Euro, Aperol Spritz für sieben. Longdrinks für neun bis zehn Euro. Die Begleitung, die keinen Alkohol trinkt, beklagte die eher kleine Auswahl an Softdrinks, begnügte sich dann mit einem Pfirsich-Zitrone-Eistee für drei Euro. Aufregender wäre die Minna- oder Discoschorle gewesen, die Spezialdrinks der Minna Thiel: eine große Flasche Prosecco, dazu Saftschorle oder Mate. Den Mix braut der Gast dann selber.

Die Atmosphäre ist das, was Minna originell macht: Der Waggon ist mit Graffiti besprüht, auf der Wiese stehen Tischtennisplatten – Schläger kann man kostenlos an der Bar entleihen – daneben ist eine alte Telefonzelle, die heute eine Brettspiel-Tauschstation ist.

Wer unter dem bunten Zeltdach steht, über sich die Discokugeln, rechts der Waggon, unter sich die wackeligen Holzdielen, der merkt: Hinter der Minna Thiel stecken kreative Köpfe; Studierende, Musiker und Kochkünstler. Und das afghanische Linsen-Dal von nebenan, das ist definitiv jedem zu empfehlen – nur aufpassen, dass es nicht vom Biertisch rutscht.

Minna Thiel, Bernd-Eichinger-Platz 1, 80333 München, Telefon: 089/24596447, Montag von 17 bis 22 Uhr, Dienstag und Mittwoch von 16 bis 24 Uhr, Donnerstag von 16 bis 1 Uhr, Freitag von 16 bis 02 Uhr, Samstag von 14 bis 2 Uhr, Sonntag von 12 bis 22 Uhr.

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