Marktbericht: DAX legt Pause auf Weg zum Allzeithoch ein


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Stand: 28.07.2023 09:37 Uhr

Nach dem knapp verpassten Rekordhoch im DAX lassen es die Anleger nun etwas ruhiger angehen. Für Spannung an den Märkten sorgen zum Wochenschluss frische Konjunkturdaten aus Deutschland und den USA.

Nachdem der DAX gestern nur haarscharf an einem Rekordhoch vorbeigeschrammt ist, tendieren die Kurse zum Wochenschluss zunächst tiefer. Der deutsche Leitindex gibt zur XETRA-Eröffnung um 0,3 Prozent auf 16.356 Punkte nach. Auf Wochensicht zeichnet sich dennoch ein sattes Plus von rund einem Prozent ab.

Seit seinem markanten Tief am Mittwoch bei 16.000 Punkten hat der DAX in der Spitze über 400 Punkte zulegen können. Am Vortag fehlten zum Allzeithoch bei 16.427 Zählern nur wenige Punkte. Spekulationen auf ein Ende der Zinserhöhungen in den USA und der Eurozone hatten den DAX befeuert.

Zum Wochenschluss ist nun aber, auch angesichts von Kursverlusten an der Wall Street, etwas Ernüchterung am deutschen Aktienmarkt eingekehrt. DAX-Anlegerinnen und -Anleger nehmen ein paar Gewinne mit, schließlich steht auch das Wochenende – und damit zwei handelsfreie Tage – vor der Tür.

Aus charttechnischer Perspektive würde der DAX erst mit einem Anstieg über sein Rekordhoch von Mitte Juli bei 16.427 Punkten ein frisches Kaufsignal senden. In diesem Fall würde das Aufwärtspotenzial bis 16.800 Punkte reichen, erklärt Jörg Scherer, Leiter Technische Analyse HSBC.

Für Spannung an den Märkten ist derweil auch zum Wochenschluss gesorgt, stehen doch frische Konjunkturdaten an: Dabei stehen vor allem die Verbraucherpreise aus Deutschland und der PCE-Preisindex aus den USA im Fokus, der die privaten Konsumausgaben misst.

Eine negative Indikation für den erhofften Rückgang der Inflation in Deutschland kam am Morgen vom ifo-Institut: Erstmals seit acht Monaten sind die Preiserwartungen der Unternehmen für die kommenden Monate wieder gestiegen – wenn auch nur minimal. “Erstmals seit Oktober 2022 hat der Anteil der Unternehmen, der per saldo seine Preise anheben will, nicht weiter abgenommen”, sagte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

Zudem legt das Statistische Bundesamt die Daten für die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im zweiten Quartal vor. Ökonomen zufolge dürfte die deutsche Wirtschaft der Rezession durch ein Miniwachstum von 0,1 Prozent im Vergleich zum ersten Vierteljahr knapp entkommen sein.

Der Wall Street ist gestern die Puste ausgegangen. Die Gewinnserie im Dow Jones ist gerissen. Erstmals seit 13 Handelstagen schloss der US-Leitindex wieder im Minus. Damit blieb auch der Uralt-Rekord von 1897 bestehen, den der Dow-Jones-Index geknackt hätte, wenn er erneut und damit den 14. Handelstag in Folge höher geschlossen hätte.

Zum Handelsschluss lag der Dow 0,7 Prozent im Minus bei 35.282 Punkten. In den 13 Tagen davor hatte er knapp 5,5 Prozent zugelegt. Der breiter gefasste S&P 500 verlor am gestern 0,6 Prozent auf 4537 Stellen, die Nasdaq 0,7 Prozent auf 14.050 Stellen.

Negative Vorgaben für den DAX-Handel kommen auch aus Japan. Die Aussicht auf eine flexiblere Gestaltung der Geldpolitik der Bank of Japan (BOJ) hat an der Tokioter Börse für Aufruhr gesorgt. Der Nikkei-Index verlor bis zu 2,6 Prozent auf 32.037 Zähler, der breiter gefasste Topix notierte 1,7 Prozent schwächer. Dagegen machte an den chinesischen Börsen die Aussicht auf staatliche Konjunkturhilfen Lust auf Aktien. Der Shanghai-Composite rückte um 1,6 Prozent vor, der CSI300 gewann 2,1 Prozent.

Der Dollar, der gestern nach Veröffentlichung des starkes US-Bruttoinlandsprodukts noch deutliche Zugewinne verbuchen konnte, notiert im frühen Devisenhandel zu den meisten großen Währungen fast unverändert. Parallel dazu tendiert der Euro bei 1,0981 Dollar seitwärts. Die Feinunze Gold kostet am Morgen knapp 1952 Dollar.

Die Ölpreise haben am Morgen einen Teil ihrer deutlichen Gewinne vom Vortag abgegeben. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im September fiel im frühen Handel um 48 Cent auf 83,76 Dollar, nachdem er am Vortag das höchste Niveau seit April erreicht hatte. Im Vergleich zum Freitag vergangener Woche kostet Brent-Öl fast drei Dollar mehr.

Im DAX rückt am Morgen die BASF-Aktie in den Fokus. Der Chemiekonzern will nach einem Gewinneinbruch im zweiten Quartal und der Senkung der Jahresziele weiter Geld sparen. Aus dem zu Jahresbeginn angekündigtem Sparprogramm erwartet das Unternehmen bis Ende 2023 bereits eine jährliche Ersparnis von mehr als 300 Millionen Euro. Im zweiten Quartal war der Gewinn von gut zwei Milliarden Euro im Vorjahr auf 499 Millionen Euro eingebrochen.

Der Versorger E.ON schraubt nach einer Entspannung auf dem Energiemarkt seine Prognose für das laufende Jahr nach oben. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte nun bei 8,6 Milliarden bis 8,8 Milliarden Euro liegen. Die bisherige Prognose lautete 7,8 bis 8,0 Milliarden Euro. Auch die Prognose für den bereinigte Konzernüberschuss korrigierte E.ON nach oben.

Die Aufrüstung in Europa beschert dem Verteidigungstechnik-Unternehmen Hensoldt Milliardenaufträge. In den ersten sechs Monaten seien Orders über 1,07 Milliarden Euro hereingekommen, teilte der Hersteller von Radaren für den “Eurofighter” und die Luftverteidigung sowie von Schutzsystemen für “Leopard”- und “Puma”-Panzer mit. Hensoldt sitzt damit nun auf Aufträgen im Wert von 5,67 Milliarden Euro.

Obwohl Audi im ersten Halbjahr deutlich mehr Autos verkauft hat, ist der Gewinn gefallen. Der Umsatz kletterte zwar um 14,4 Prozent auf 34,2 Milliarden Euro, unter dem Strich blieb aber ein um gut ein Viertel gesunkener Gewinn von 3,3 Milliarden Euro, wie die Ingolstädter VW-Tochter mitteilte. Dabei spielten unter anderem stark negative Effekte aus Rohstoffsicherungsgeschäften eine Rolle.

Der Telekomanbieter T-Mobile US will nach einem überraschend guten Quartal im laufenden Jahr eine Schippe drauflegen und peilt eine höhere Zahl an Neukunden an. Auch beim operativen Ergebnis schaut Unternehmenschef Mike Sievert etwas optimistischer in die Zukunft. Bereits jetzt machen sich die Synergien aus der Fusion der Deutschen-Telekom-Tochter mit dem kleineren Konkurrenten Sprint deutlich positiv in der Bilanz bemerkbar.

Schwache Geschäfte mit Mikrooptik durchkreuzen beim Chipausrüster Süss Microtec die Geschäftspläne für das laufende Jahr. Der Konzernumsatz dürfte daher statt 320 bis 360 Millionen nur 320 bis 340 Millionen Euro erreichen. Zudem dürften lediglich 9 bis 11 Prozent des Umsatzes als operativer Gewinn (Ebit) übrig bleiben. Bisher hatte der Vorstand hier 10 bis 12 Prozent in Aussicht gestellt.

Der Wirkstoffforscher Evotec rechnet infolge eines Hackerangriffs mit einer deutlich schlechteren Entwicklung seiner Geschäfte. Sowohl für den Umsatz als auch für das operative Ergebnis kappte der Konzern seine Prognosen. “Die geringere Produktivität während des zweiten Quartals hat unser Finanzergebnis des ersten Halbjahres von 2023 erheblich belastet”, sagte Konzernchef Werner Lanthaler.

Der österreichische Energiekonzern OMV hat im zweiten Quartal wegen gesunkener Öl- und Gaspreise und eines schwächelnden Chemiegeschäfts deutlich weniger verdient. Der Nettogewinn brach um 80 Prozent auf 380 Millionen Euro ein. Beim Umsatz stand ein Minus von 39 Prozent auf 8,98 Milliarden Euro zu Buche.

Der französische Pharmakonzern Sanofi hat seinen Ausblick für 2023 erhöht. So soll der bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) währungsbereinigt nun im mittleren einstelligen Prozentbereich anziehen. Zuvor war noch ein niedrig einstelliges Plus angepeilt worden. Zugleich kündigte Sanofi die Übernahme der US-Konsumentenmarke Qunol an, die zum Ende des laufenden Quartals abgeschlossen sein soll.

Eine starke Nachfrage vor allem von Privatreisenden nach hochpreisigeren Flugsitzen stimmt die British-Airways-Mutter IAG optimistisch für die Hauptsaison. In der Hauptreisezeit des dritten Quartals seien bereits 80 Prozent des zu erwartenden Umsatzes im Passagierfluggeschäft gebucht, berichtete IAG-Chef Luis Gallego.

Der Luxuskonzern Kering steigt beim italienischen Haute-Couture-Unternehmen Valentino ein. Für 30 Prozent der Anteile zahlt Kering 1,7 Milliarden Euro. Zudem hat der Luxuskonzern die Option, Valentino bis zum Jahr 2028 vollständig zu übernehmen. Damit baut Kering sein Luxusbereich weiter aus. Zu Kering gehören bereits Gucci, Yves Saint Laurent, Balenciaga, Brioni und Bottega Veneta.

Der US-Autobauer Ford stellt sich auf einen deutlich höheren Milliarden-Verlust im Geschäft mit Elektroautos in diesem Jahr ein. Zudem wird die Produktion langsamer ausgebaut als geplant. Im vergangenen Quartal verbuchte Fords E-Auto-Sparte einen operativen Verlust von knapp 1,1 Milliarden Dollar bei 1,8 Milliarden Dollar Umsatz. Einzig die robuste Nachfrage nach Modellen mit Verbrennermotor rettete die Bilanz.

Der Halbleiter-Riese Intel ist im vergangenen Quartal in die Gewinnzone zurückgekehrt und hofft auf deutlich bessere Geschäfte in der zweiten Jahreshälfte. Unterm Strich gab es schwarze Zahlen von 1,48 Milliarden Dollar nach einem Verlust von 454 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Der Umsatz fiel unterdessen um 15 Prozent auf 12,95 Milliarden Dollar.

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