Liveblog zu Nahost: ++ Israel: 1.500 Leichen der Hamas entdeckt ++


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Stand: 10.10.2023 10:46 Uhr

Die israelische Armee hat eigenen Angaben zufolge etwa 1.500 Leichen der Terrormiliz Hamas in Israel entdeckt. Zudem habe sie nun auch die Kontrolle über den Grenzzaun zum Gazastreifen wiedererlangt. Alle Entwicklungen im Liveblog.

Israel benötigt nach Einschätzung der Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, aus Deutschland keine Militärhilfe gegen die islamistische Hamas. “Israel braucht keine militärische Unterstützung von uns”, sagte die FDP-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Israel brauche unsere Solidarität und Unterstützung in den internationalen Gremien, so Strack-Zimmermann weiter.

Die FDP-Bundestagsfraktion hat den israelischen Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, zu ihrer Sitzung eingeladen, wie der Erste Parlamentarische Geschäftsführer Johannes Vogel sagte. Vogel sprach sich dafür aus, dem Land mit Blick auf die weiteren Militäreinsätze gegen die Hamas öffentlich den Rücken zu stärken

Irans Staatsoberhaupt Ali Chamenei hat eine Verstrickung in den Hamas-Terrorangriff auf Israel zurückgewiesen. “Unterstützer des zionistischen Regimes” hätten unsinnige Worte verbreitet, sagte der Ajatollah während einer Rede in Teheran. Sie hätten die Verantwortlichkeit für die Angriffe dem Iran zugeschrieben. “Sie machen einen Fehler”, sagte Chamenei.

“Natürlich verteidigen wir Palästina. Natürlich verteidigen wir die Kämpfe”, sagte der 84-Jährige. Man sei stolz auf diejenigen, die die Angriffe geplant hätten, sagte Chamenei. “Natürlich ist die gesamte islamische Welt verpflichtet, die Palästinenser zu unterstützen und wird sie mit Gottes Erlaubnis unterstützen, aber das ist das Werk der Palästinenser selbst.”

Chamenei gilt als mächtigster Mann im Iran. Es ist seine erste Fernsehansprache seit dem Angriff der Hamas auf Israel. Teheran gilt wohl als der größte Unterstützer der palästinensischen Terrororganisationen.

Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), Volker Beck, hat gefordert, die Verwendung von Hilfsgeldern für die Palästinensergebiete künftig gründlicher zu prüfen. “Man muss sich mehr Mühe machen und schauen, was passiert mit dem konkreten Geld”, sagte der Grünen-Politiker im ARD-Morgenmagazin. Darunter falle etwa auch die Förderung von Schulen in den Palästinensergebieten, die “Terrorismus und Hass auf Israel lehren”. 

“Wenn man da einfach weiter konditionslos hineinfördert, fördert man diese Strukturen, deren Früchte man am letzten Samstag gesehen hat”, mahnte Beck. Für die Zahlungen an die Palästinenser brauche es einen spezifischen Kontrollmechanismus, ein “Monitoring”, sagte er. Sobald Zuwendungen “mit terroristischen Strukturen” oder “Hass auf Israel” verbunden würden, müssten diese gestoppt werden.

Die israelische Luftwaffe holt Hunderte Reservisten aus Europa zurück. Dazu würden Transportflugzeuge vom Typ Hercules eingesetzt, teilte sie über soziale Medien mit. Offen blieb, aus welchen europäischen Regionen die Reservisten eingeflogen würden.

Aus dem politischen Berlin gibt es zahlreiche Solidaritätsbekundungen für Israel. Aber wie genau kann Deutschland in dieser Situation dem Partner Israel helfen? Jetzt ist die deutsche Außenpolitik gefragt. Die ganze Analyse lesen Sie hier:

Der Vizechef der Grünen-Bundestagsfraktion, Konstantin von Notz, fordert von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) “unverzüglich” ein Betätigungsverbot für die Hamas und ihre Unterstützer in Deutschland. Dem “Handelsblatt” sagte von Notz, aus aktueller Perspektive würden zu wenig Maßnahmen gegen die Hamas in Deutschland ergriffen. In Deutschland ist die Hamas zwar nicht verboten, da sie keine Vereinsstruktur besitzt, jedoch besteht die Möglichkeit, ein Betätigungsverbot gegen sie zu erlassen.

Nach dem Hamas-Angriff auf Israel wird in der EU über ein mögliches Einfrieren der Finanzhilfen für die palästinensischen Gebiete gestritten. Etwa der amtierende spanische Außenminister, Jose Manuel Albares, erklärte, seine Regierung sei gegen die vorgeschlagene Aussetzung der EU-Hilfe. “Diese Zusammenarbeit muss fortgesetzt werden, wir dürfen die Hamas, die auf der Liste der Terrorgruppen der EU steht, nicht mit der palästinensischen Bevölkerung, der palästinensischen Autonomiebehörde oder den Organisationen der Vereinten Nationen vor Ort verwechseln”, sagte Albares dem spanischen Hörfunksender Cadena SER.

Auch Frankreich stellte sich dagegen. “Wir sind nicht dafür, die Hilfe auszusetzen, die dem palästinensischen Volk direkt zugute kommt, und das haben wir gestern gegenüber der Europäischen Kommission deutlich gemacht”, erklärte das Außenministerium.

Das israelische Militär hat zivile Einrichtungen der Hamas-Regierung im Gazastreifen als legitime Ziele eingestuft. Falls Bewaffnete vom Parlament oder Regierungsgebäuden Raketen abfeuerten, “werden diese zu militärischen Zielen”, sagte Militärsprecher Richard Hecht. Das Militär teilte mit, es habe im Laufe der Nacht Hunderte Ziele der auch von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas im Viertel Rimal in Gaza Stadt angegriffen. Dort befinden sich Ministerien und Regierungsgebäude der Hamas.

Das israelische Militär revidiert die Empfehlung seines Sprechers, Palästinenser sollten über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten fliehen. Rafah sei entgegen den Äußerungen von Sprecher Richard Hecht geschlossen, stellte sein Büro klar. “Der Grenzübergang Rafah war gestern geöffnet, aber jetzt ist er geschlossen”, erklärte das Büro.

Die israelische Armee hat eigenen Angaben zufolge etwa 1.500 Leichen der Terrormiliz Hamas in Israel entdeckt. “Etwa 1.500 Leichen” der Hamas-Terroristen seien “in Israel und rund um den Gazastreifen gefunden” worden, sagte Armeesprecher Richard Hecht.

Die Regierung in Bangkok befürchtet, dass bei den Terrorangriffen der Hamas in Israel 18 Thailänder getötet worden sind. Berichten der Arbeitgeber zufolge seien neun Thailänder verletzt worden, sagte Außenministeriumssprecherin Kanchana Patarachoke. Außerdem befürchte sie, dass die Hamas elf Thailänder entführte.

Das israelische Militär hat Palästinenser, die sich vor den Luftangriffen im Gazastreifen in Sicherheit bringen wollen, zur Flucht nach Ägypten geraten. “Mir ist bekannt, dass der Grenzübergang Rafah immer noch offen ist”, sagte der Sprecher des Militärs, Richard Hecht, vor der Presse mit Verweis auf den Übergang an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten. “Jedem, der raus kann, würde ich raten, rauszugehen.”

Unter den von der Hamas verschleppten Geiseln könnten nach Angaben des Außenministeriums in Wien auch drei Menschen mit österreichischer und israelischer Doppel-Staatsbürgerschaft sein. Es könne sich um drei Personen handeln, die sich kürzlich unabhängig voneinander im Süden Israels aufgehalten hätten. Eine offizielle Bestätigung gebe es aber derzeit nicht, unterstrich das Ministerium.

Nach eigenen Angaben hat das israelische Militär nun auch die Kontrolle über den Grenzzaun zum Gazastreifen wiedererlangt. “Am vergangenen Tag kam kein einziger Terrorist über den Zaun herein”, sagte der Sprecher des Militärs, Daniel Hagari, unter anderem der Zeitung “The Times of Israel” zufolge. Kampftechniker-Truppen arbeiteten daran, die Gebiete in der Nähe der Löcher im Zaun zu verminen, sagte er demnach weiter. Das Militär vermutet jedoch, dass sich weiterhin eine geringe Anzahl Hamas-Terroristen auf israelischem Boden befindet. Die islamistisch-militante Hamas hatte den Zaun am Wochenende durchbrochen und war unter anderem so in Israel eingedrungen.

US-Außenminister Antony Blinken hat in einem Telefonat mit seinem israelischen Amtkollegen Eli Cohen über die Unterstützung der USA für Israel gesprochen. Blinken habe die Bemühungen der USA bekräftigt, die sofortige Freilassung der Geiseln sicherzustellen, teilte das US-Außenministerium mit. Blinken sprach demnach auch mit der französischen Außenministerin Catherine Colonna, beide hätten erneut die Angriffe der Hamas verurteilt.

Israels Premier Benjamin Netanyahu hat der radikalislamischen Hamas mit einer “fürchterlichen” Reaktion auf den Terror vom Wochenende gedroht. Der Gazastreifen wurde abgeriegelt, das Militär setzte eine gewaltige Mobilmachung in Gange.

Israels Militär hat nach eigenen Angaben zwei Tunnel beschossen, über die Kämpfer der islamistischen Hamas in israelisches Territorium eingedrungen sein sollen. Über den genauen Ort der Tunnel machten die Streitkräfte in ihrer Mitteilung vom Morgen keine Angaben. Die Hamas hat in der Vergangenheit Tunnel genutzt und ein Netz unterirdischer Verbindungen eingerichtet, das vom Gazastreifen bis Ägypten reicht. Über die Tunnel schmuggelte die militante Gruppe Waffen und nutzte diese auch für Angriffe auf israelischem Gebiet.

In die Planungen für die terroristischen Großangriffe auf Israel war laut einem ranghohen Hamas-Vertreter nur ein kleiner Kreis innerhalb der Führung der islamistischen Gruppe eingeweiht. Geplant worden seien die Attacken von etwa sechs Befehlshabern der Hamas im Gazastreifen, sagte Ali Barakeh, ein Mitglied der im Exil lebenden Führung der Gruppe, der Nachrichtenagentur AP in seinem Büro in Beirut. Selbst die engsten Verbündeten der Hamas seien vorab nicht über den Zeitpunkt der Großangriffe informiert worden. Barakeh dementierte auch Berichte, wonach iranische Funktionäre an den Planungen beteiligt gewesen sein oder bei einem Treffen in Beirut in der vergangenen Woche grünes Licht gegeben haben sollen.

Bei Zusammenstößen an Israels Nordgrenze zum Libanon ist ein israelischer Vizekommandeur getötet worden. Dies teilte das israelische Militär in der Nacht mit. Es identifizierte den Offizier als Alim Abdallah. Zu den Hintergründen seines Todes gab es bislang keine Angaben. Militante Palästinenser aus den Reihen der Gruppe Islamischer Dschihad drangen über die Grenze nach Israel vor, woraufhin Israel mit dem Beschuss von Zielen im Südlibanon reagierte. Die Hisbollah-Miliz erklärte, fünf ihrer Mitglieder seien getötet worden. Die militante Gruppe feuerte als Akt der Vergeltung Raketen und Granaten auf zwei israelische Armeebasen ab.

Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas wird russischen Medienberichten zufolge zu Gesprächen nach Russland reisen. “Es wurde vereinbart, dass Herr Abbas nach Moskau kommt”, zitierte die russische Nachrichtenagentur RBC den palästinensischen Botschafter in Moskau, Abdel Hafiz Nofal. Beide Seiten hätten “täglichen Kontakt”. “Wir warten auf eine offizielle Erklärung des Kremls, von russischer Seite, wann der Besuch stattfinden wird.”

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte Abbas zuletzt vor einem Jahr am Rande einer Regionalkonferenz in Kasachstan getroffen. Russischen Medienberichten zufolge war Abbas zuletzt vor zwei Jahren in Russland. Russland, das sowohl Beziehungen zu arabischen Ländern, dem Iran und der Hamas als auch zu Israel unterhält, verurteilte die Gewalt auf beiden Seiten und wirft den USA vor, die Bedeutung eines unabhängigen palästinensischen Staates nicht anzuerkennen.

Der oberste US-General warnt den Iran vor einer Einmischung in die Krise in Israel. Auf die Frage, was seine Botschaft an den Iran sei, antwortete General Charles Brown, Vorsitzender der Vereinigten Stabschefs: “Nicht einmischen”. Die USA wollten “eine ziemlich klare Botschaft senden. Wir wollen nicht, dass sich der Konflikt ausweitet, und wir wollen, dass der Iran diese Botschaft laut und deutlich hört.”

Im israelischen Grenzgebiet zum Gazastreifen hallt derzeit immer wieder der Raketenalarm. Unter den Bewohnern herrscht eine Mischung aus Angst und Frustration, wie Jan-Christoph Kitzler berichtet.

Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), hat eine härtere Gangart gegenüber dem Iran gefordert. “Der größte Unterstützer des Terrors der Hamas ist der Iran”, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Deshalb müsse Deutschland gemeinsam mit den Partnern in der Europäischen Union und den USA die Sanktionen gegen das Land ausweiten. Überdies sollten die iranischen Revolutionsgarden von der EU als Terrororganisation eingestuft werden. “Europa muss hier für Israel zusammenstehen und auf internationaler Ebene alle nur möglichen Schritte einleiten, um die Finanzierung der Hamas durch den Iran und Staaten wie Katar sowie private Geldgeber zu unterbinden”, sagte Strack-Zimmermann.

Die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und den USA haben Israel angesichts des Großangriffs der radikalislamischen Hamas ihre uneingeschränkte Unterstützung zugesagt. “Unsere Länder unterstützen Israel bei seinen Bemühungen, sich und sein Volk gegen solche Gräueltaten zu verteidigen”, erklärten sie am Abend nach einem gemeinsamen Telefonat. Weiter verurteilten sie “unmissverständlich” die “entsetzlichen Terrorakte” der Hamas. 

An dem Gespräch nahmen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der britische Premierminister Rishi Sunak, die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni und US-Präsident Joe Biden teil.

Israels Armee greift bei ihren Gegenschlägen nach den Terrorattacken der Hamas in Israel weiterhin Ziele militanter Palästinenser im Gazastreifen an. Die Stellungen seien aus der Luft und von Schiffen aus attackiert worden, teilte die Armee am späten Abend mit. Das Militär habe unter anderem Waffenlager, Tunnel und eine Hamas-Kommandozentrale in einer Moschee bombardiert. Außerdem sei ein Treffpunkt und Wohnhaus von Mitgliedern des Islamischen Dschihads getroffen worden, hieß es weiter. Dabei seien zwei Terroristen getötet worden.

Die USA unterstützen Israel mit der Lieferung von Munition. Es seien bereits Flugzeuge abgehoben, die dringend benötigte Ladungen und militärische Ausrüstung ans Mittelmeer bringen sollten, erfuhr die Nachrichtenagentur AP aus dem US-Verteidigungsministerium. Das Pentagon prüfe Bestände im Hinblick darauf, was sonst noch schnell geschickt werden könne. Einzelheiten über die Lieferungen wurden nicht mitgeteilt.

Die USA werden nach Angaben des US-Präsidialamtes aber keine Bodentruppen in Israel einsetzen. Die US-Regierung werde aber die Interessen der USA in der Region schützen, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, John Kirby. Die US-Regierung erwarte zusätzliche Sicherheitsanfragen aus Israel und werde versuchen, diese so schnell wie möglich zu erfüllen.

Israels Präsident Herzog fordert internationale Unterstützung und erinnert an den Holocaust. Die Lufthansa-Gruppe hat alle regulären Flüge ihrer Airlines von und nach Tel Aviv ausgesetzt. Alle Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

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