Liveblog: ++ Israel kritisiert UN-Votum für Waffenstillstand ++


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Stand: 13.12.2023 11:25 Uhr

Israel hat die Forderung der UN-Vollversammlung nach einem sofortigen humanitären Waffenstillstand kritisiert. Israelische Streitkräfte testen laut US-Medien die Flutung von Hamas-Tunneln im Gazastreifen. Die Entwicklungen im Liveblog.

Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, hat eine sofortige und stabile Waffenruhe im Krieg im Nahen Osten gefordert. Die Region brauche wirklichen Frieden und Sicherheit, sagte Grandi zum Auftakt des Globalen Flüchtlingsforums in Genf mit Blick auf die Kämpfe im Gazastreifen.

Grandi forderte die Weltgemeinschaft auf, die vielen anderen Krisen und Konflikte nicht aus den Augen zu verlieren. In der Ukraine, in Syrien, in Afghanistan, in der Demokratischen Republik Kongo und weiteren Staaten seien ebenso Menschen auf der Flucht vor Gewalt.

Im Libanon ist ein Mensch einem Bericht zufolge bei einem israelischen Angriff getötet worden. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete, dass die Person bei einem israelischen Luftangriff in der Nacht zu Mittwoch getötet worden sei. Es soll weitere Verletzte gegeben haben. Auch das Gebäude in dem sich die Menschen aufgehalten hatten, sei zerstört worden.

Am Morgen wurde demnach außerdem der Ort Blida nahe der Grenze vom israelischen Militär beschossen. Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht. Die proiranische Hisbollah meldete den Tod eines Kämpfers, ohne auszuführen, wo und wann er gestorben ist.

Seit Beginn des Gaza-Krieges nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober kommt es immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah in der israelisch-libanesischen Grenzregion.

Das Grenzgebiet zwischen Israel, dem Libanon und Syrien mit den von Israel kontrollierten Golanhöhen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ist zu einem Kurzbesuch nach Israel aufgebrochen. Kurz vor dem Abflug in München bezeichnete er die Reise als bewusstes Zeichen der Solidarität. “Wir zeigen Solidarität mit Israel. Wir zeigen Solidarität mit jüdischem Leben”, sagte Söder am Morgen. Deswegen sei Israel ganz bewusst als Ziel seiner ersten Auslandsreise gewählt. Der Besuch sei zudem aber auch ein Wunsch der israelischen Regierung gewesen.

Söder äußerte sich auch zur Lage in Gaza. “Wir haben natürlich auch Mitgefühl mit den Menschen im Gazastreifen, mit den zivilen Opfern”, sagte er. “Trotzdem glauben wir, dass Israel ein Recht auf Selbstverteidigung hat und dass es notwendig ist, die Sicherheit jetzt in den Vordergrund zu stellen.”

Die Bundesregierung bereitet eine Lieferung von medizinischem Gerät und Hilfsgütern nach Ägypten vor. Das Material solle am Samstag mit einem A400M-Transportmaschine der Luftwaffe nach Kairo geflogen werden und sei zur Behandlung von Patienten aus dem Gazastreifen bestimmt, berichtete die Nachrichtenagentur dpa. Unter den Geräten sind auch Beatmungsgeräte sowie Brutkästen für Säuglinge. Insgesamt geht es um mehrere Tonnen Hilfsmaterial.

Die Bundesregierung hatte wie die USA und andere Staaten eine Ausweitung der Hilfe für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen und auch eine Ausweitung der Transporte in das Palästinensergebiet gefordert. Die Versorgung der Menschen dort steht nach Angaben von Hilfsorganisationen vor dem Kollaps.

Papst Franziskus hat zu einem sofortigen humanitären Waffenstillstand im Gazastreifen aufgerufen. “Es gibt dort so viel Leid”, sagte er bei der Generalaudienz im Vatikan. Die Parteien müssten miteinander verhandeln. Zudem sei humanitäre Hilfe für die Menschen im Palästinensergebiet zu leisten. Sie seien am Ende ihrer Kräfte. Franziskus forderte auch die sofortige Freilassung aller Geiseln. “Bitte: Nein zu Waffen, Ja zum Frieden”, sagte er unter Applaus.

Israels Armee hat eigenen Angaben zufolge innerhalb eines Tages mehr als 250 Stellungen im Gazastreifen angegriffen. Soldaten hätten am Dienstag “präzise Angriffe auf Terrorziele” aus der Luft, am Boden und vom Meer aus durchgeführt, teilte das Militär mit. Auch Terroristen, die aus dem Viertel Schedschaija in Gaza-Stadt Raketen Richtung Israel abfeuern wollten, seien beschossen worden.

Extremistische Palästinenser feuerten heute erneut Raketen Richtung Israel. In Grenzorten nahe des Gazastreifens wurde Armeeangaben zufolge Raketenalarm ausgelöst.

Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen. Schraffur: Israelische Armee

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die USA bestehen nach Worten von US-Außenminister Antony Blinken weiterhin auf den Schutz von im Gazastreifen berichtenden Journalisten. In einem Brief an die Nachrichtenagentur AFP, aus dem diese berichtet, schrieb Blinken, die “USA haben und werden auch weiterhin gegenüber Israel und allen anderen Ländern betonen, dass Journalisten vor Schaden geschützt werden müssen”.

Die AFP und andere Medien hatten dem US-Außenminister im Oktober geschrieben und ihn nach dem Tod mehrerer Journalisten im Gazastreifen um Hilfe bei ihrem Schutz gebeten. “Wir stehen unmissverständlich für den Schutz von Journalisten während bewaffneter Konflikte ein und betrauern diejenigen, die getötet oder verletzt wurden”, schrieb Blinken weiter. 

Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas im Oktober wurden nach Angaben der Organisation Committee to Protect Journalists mindestens 63 Journalisten und andere Mitarbeiter von Medien getötet: 56 Palästinenser, vier Israelis und drei Libanesen.

Das israelische Militär hat seine jüngsten Angaben zu getöteten Soldaten nach oben korrigiert. Demnach seien bei Kämpfen im Gazastreifen zehn weitere Soldaten getötet worden, darunter ein Oberst, der einen Vorposten der Golani-Infanteriebrigade kommandiert hatte.

Insgesamt wurden seit Beginn der Bodenoffensive bislang somit 115 israelische Militärangehörige getötet.

Israel hat die Forderung der UN-Vollversammlung nach einem sofortigen humanitären Waffenstillstand im Gazastreifen kritisiert. “Die Hamas hat schreckliche Verbrechen begangen und diejenigen, die einen Waffenstillstand unterstützen, ermöglichen es der Hamas, weiter zu überleben und mehr Gräueltaten zu begehen”, sagte der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan während der Sitzung der UN-Vollversammlung.

Er forderte die Anwesenden auch dazu auf, den Chef der Hamas im Gazastreifen, Jihia Sinwar, anzurufen und von ihm zu verlangen, die Waffen niederzulegen, sich zu stellen und alle Geiseln freizulassen. “Dann wird es einen echten Waffenstillstand geben, der für immer gelten wird.” Erdan hielt dabei auch ein Schild mit der Telefonnummer des Hamas-Büros in der Hand.

Nach Jordanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten lässt auch Katar ein Feldkrankenhaus zur Behandlung Verwundeter im Gazastreifen errichten. In dem Lazarett mit 50 Betten solle es unter anderem einen Operationssaal, eine Intensivstation, ein Labor und eine Apotheke geben, teilten der Palästinensische und der Katarische Rote Halbmond mit. Wann das Feldkrankenhaus in Rafah im Süden Gazas in Betrieb gehen soll, stand zunächst nicht fest.

Israel hat den Tod von acht weiteren Soldaten im Gazastreifen bekanntgegeben. Nach Angaben des Militärs seien seit Beginn der Bodenoperationen im Gazastreifen am 20. Oktober insgesamt 114 Soldaten getötet worden.

US-Präsident Joe Biden hat in ungewöhnlicher Schärfe “willkürliche” Bombardierungen des Gazastreifens durch Israel kritisiert. Biden sagte am Dienstag bei einer Wahlkampfveranstaltung in Washington, nach dem Angriff der Hamas habe “der Großteil der Welt” hinter Israel gestanden. “Aber sie sind dabei, diese Unterstützung durch die willkürlichen Bombardements zu verlieren, die stattfinden.” Bei einer späteren Pressekonferenz äußerte Biden sich zurückhaltender: Die USA stünden an der Seite Israels, es gebe aber große Besorgnis wegen “der Sicherheit von unschuldigen Palästinensern”.

Bei der Wahlkampfveranstaltung sprach Biden der Regierung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu auch die Bereitschaft zu einer Zweistaatenlösung ab. “Dies ist die konservativste Regierung in der Geschichte Israels”, sagte der US-Präsident. Sie wolle keine Zweistaatenlösung, Netanjahu müsse seine Haltung bei dem Thema “ändern”.

Bevor sich Biden äußerte, hatte er ein Gespräch mit Netanyahu geführt. Der israelische Regierungschef sagte danach, es gebe zwischen den Verbündeten eine “Meinungsverschiedenheit” darüber, wie es nach dem Ende des Gaza-Krieges weitergehen solle. Er werde nicht “den Fehler von Oslo wiederholen”. Damit spielte Netanyahu auf die in den USA 1993 unterzeichneten Oslo-Abkommen an, die den Palästinensern eine autonome Verwaltung im Westjordanland und im Gazastreifen übertrugen.

Die israelischen Streitkräfte testen laut Berichten von US-Medien die Flutung der Tunnel der militant-islamistischen Hamas im Gazastreifen. Es werde Meerwasser in einige Tunnel gepumpt, um herauszufinden, ob sich die Methode zur großflächigen Zerstörung des unterirdischen Systems eigne, berichtete der US-Fernsehsender CNN unter Berufung auf einen mit der Angelegenheit betrauten US-Beamten.

Auch die US-Zeitung “The Wall Street Journal” berichtete über den Testlauf. Israel habe den USA mitgeteilt, dass nur Tunnel geflutet würden, in denen keine Geiseln vermutet würden. Der Nationale Sicherheitsrat der USA und die israelischen Streitkräfte äußerten sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa noch nicht zu den Berichten.

Bei einer Pressekonferenz wurde US-Präsident Joe Biden zu den Flutungen befragt. Er antwortete: “Es ist sehr schwierig, was die Flutung der Tunnel angeht: Es wird behauptet, dass es ganz sicher keine Geiseln in diesen Tunneln gibt. Aber das weiß ich nicht mit Sicherheit.” Dann fügte er hinzu: “Was ich sicher weiß: Jeder Tod von Zivilisten ist eine absolute Tragödie.”

Jan-Christoph Kitzler, ARD Tel Aviv, tagesschau, 13.12.2023 06:03 Uhr

Der kanadische Premierminister Justin Trudeau setzt sich im Nahost-Krieg für einen dauerhaften Waffenstillstand ein. Das habe er dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu in einem Telefonat gesagt, teilte Trudeaus Büro mit.

Trudeau habe seine Unterstützung für dringende internationale Bemühungen um einen dauerhaften Waffenstillstand zum Ausdruck gebracht. Er habe zudem betont, wie wichtig es sei, den sicheren und ungehinderten Zugang zu lebensrettender humanitärer Hilfe für die Zivilbevölkerung zu gewährleisten und habe zu weiteren humanitären Feuerpausen aufgerufen. Darüber hinaus habe Trudeau das Recht Israels unterstrichen, sich im Einklang mit dem Völkerrecht zu verteidigen.

Die israelische Luftwaffe hat eigenen Angaben zufolge Stellungen der Schiiten-Miliz Hisbollah im Nachbarland Libanon angegriffen. Ein Kampfflugzeug habe eine Abschussbasis und militärische Infrastruktur bombardiert, nachdem von dort Raketen und Mörsergranaten auf Israel abgefeuert worden seien, teilte das Militär mit. Als Reaktion auf Beschuss aus Syrien feuerten israelische Flugzeuge und Panzer zudem auf Stellungen der syrischen Streitkräfte, wie es weiter hieß.

Seit Beginn des Nahost-Kriegs kommt es immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah in der israelisch-libanesischen Grenzregion. Israels Luftwaffe bombardiert zudem regelmäßig Ziele im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien.

Die UN-Vollversammlung hat mit großer Mehrheit per Resolution einen sofortigen humanitären Waffenstillstand im Gazastreifen gefordert. Israel meldet die Bergung zwei weiterer getöteter Hamas-Geiseln. Die Entwicklungen vom Dienstag zum Nachlesen.

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