Landtagswahl 2023: Das sind die Münchner im Landtag – München

München wird im künftigen Landtag von 20 Abgeordneten vertreten, das sind zwei weniger als nach der letzten Wahl 2018. Die meisten Vertreter kommen wieder von den Grünen, sie schicken wie bisher schon acht Leute ins Maximilaneum.

Anders als im gesamten Bundesland ist in München der Rechtsruck kaum zu spüren. AfD und Freie Wähler legten in der Stadt prozentual nur minimal zu, die AfD hat jetzt zwei Sitze statt bisher einen. Die CSU entsendet einen Abgeordneten mehr als bisher, sie hat fünf der neun Stimmkreise direkt gewonnen.

Verabschieden werden sich aus dem Maximilianeum sechs Münchner Abgeordnete, davon nur zwei freiwillig. Hep Monatzeder (Grüne) und Florian Ritter (SPD) haben nicht mehr kandidiert. Die drei FDP-Leute Wolfgang Heubisch, Julika Sandt und Albert Duin scheiden mit ihrer Partei aus, Diana Stachowitz (SPD) scheiterte auf der Liste, sie war seit 2008 im Maximilianeum.

Auswirkungen hat die Landtagswahl auch auf den Stadtrat. Weil es Julia Post in den Landtag geschafft hat, haben die Grünen demnächst gleich zwei Sitze im Rathaus neu zu besetzen. Auch die Ärztin Hannah Gerstenkorn wird voraussichtlich ihr Stadtratsmandat niederlegen, wohl Ende des Monats, weil sie eine eigene Praxis übernimmt und dann beruflich zu sehr eingespannt ist. Als Nachrücker für Post und Gerstenkorn stehen bereit: Andreas Voßeler, bislang im Bezirksausschuss Bogenhausen aktiv, und Ursula Harper. Sie war 2020/21 ein Jahr lang Stadtvorsitzende der Grünen. Bei der AfD wird für Markus Walbrun, der in den Landtag wechselt, jemand im Rathaus nachrücken.

Die Grünen haben in München mit 30,7 Prozent die meisten Stimmen gewonnen, deutlich mehr als bayernweit. Neben ihren vier direkt gewählten Abgeordneten – Katharina Schulze, Ludwig Hartmann, Christian Hierneis und Gülseren Demirel – schicken sie noch mal vier von der Liste: Neben Neuling Julia Post sind das Florian Siekmann, Benjamin Adjei und Susanne Kurz. Von allen grünen Direktkandidaten hat es allein Fabian Sauer knapp nicht geschafft, er landete auf der Oberbayernliste am Ende auf Rang 15.

Die Münchner CSU schickt nur ihre fünf direkt gewählten Kandidaten ins Parlament: Georg Eisenreich, Markus Blume, Robert Brannekämper, Josef Schmid und den Neuling Alexander Dietrich. Über die Liste zieht niemand ein, weil die CSU alle ihr zustehenden Sitze mit Direktkandidaten besetzt. Das bedeutet für den ehemaligen Kultusminister Ludwig Spaenle das erneute Ausscheiden, wie schon 2018. Aber wie in der vergangenen Periode hat er die Chance, als Nachrücker zum Zug zu kommen.

Diesmal ist Spaenle zweiter Ersatzmann, vor ihm wäre Andreas Lorenz dran, der in der zurückliegenden Periode ebenfalls nachrückte. Spaenles Amt als Antisemitismus-Beauftragter der Staatsregierung ist nicht an ein Landtagsmandat gekoppelt, läuft aber ebenfalls aus. “Wenn ich gefragt werde, würde ich es weitermachen”, sagt Spaenle. Entsprechende Signale hat er wohl schon erhalten. Und: “Falls ich nachrücken könnte, würde ich es wieder machen”, sagt er. Er habe ja zumindest ein paar Stimmen dazugewinnen können in seinem Stimmkreis München-Schwabing. “Das passt schon”, findet er.

Anders als auf Landesebene haben die Freien Wähler in München kaum zugelegt. Sie sind weiterhin nur mit einem Abgeordneten vertreten, dem bisherigen Kultusminister Michael Piazolo. Die AfD war bisher nur mit einem Abgeordneten aus München im Maximilianeum vertreten, Uli Henkel. Er hat es über die Liste nicht geschafft, dafür sein ehemaliger Mitarbeiter, der Stadtrat Markus Walbrun. Die künftige Oppositionsführerin schickt zudem den Rechtsanwalt und Neuling Rene Dierkes.

Die Zahl der Münchner SPD-Abgeordneten sinkt von fünf auf vier. Neu ist Katja Weitzel. Florian von Brunn und Markus Rinderspacher hatten keine Probleme, über die Liste reinzukommen, gelungen ist dies ebenfalls Ruth Waldmann.

Alle Münchner Abgeordneten im Überblick

CSU: Markus Blume

(Foto: Thomas Bartilla/Imago)

Der Ramersdorfer ist ein enger Gefolgsmann von Ministerpräsident Söder. Von 2018 bis Februar 2022 war er CSU-Generalsekretär, dann wechselte er ins Kabinett als Minister für Wissenschaft und Kunst. Der gebürtige Münchner Blume, 48, geht in seine vierte Wahlperiode als Abgeordneter. Seinen Stimmkreis gewann er mit 34,8 Prozent erneut vor der Grünen Susanne Kurz.

CSU: Robert Brannekämper

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(Foto: Robert Haas)

Seit 2013 vertritt der 57-jährige Architekt und Bauunternehmer den Stimmkreis Bogenhausen im Landtag. Mit 32,9 Prozent gewann er erneut das Direktmandat. In der vergangenen Legislaturperiode war Brannekämper Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst. Stadtweit bekannt ist er für seine Plakate mit teils stark zugespitzten Botschaften und für seinen Kampf gegen Hochhäuser.

CSU: Alexander Dietrich

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Er ist neu im Landtag. Der 47-Jährige gebürtige Münchner holte den 2018 an den Grünen Benjamin Adjei verlorenen Stimmkreis Moosach mit 32,0 Prozent der Erststimmen für die CSU zurück. Von 2013 bis 2016 saß Dietrich im Stadtrat, von 2016 bis 2022 war er Personalreferent der Stadt München. Anschließend arbeitete der Jurist als Oberstaatsanwalt bei der Generalstaatsanwaltschaft.

CSU: Georg Eisenreich

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(Foto: Lorenz Mehrlich)

Er ist einer der wichtigsten CSU-Politiker der Stadt: Der gebürtige Münchner sitzt seit zehn Jahren im Kabinett von Markus Söder, seit 2018 als Justizminister; und die Münchner CSU führt er seit 2021 als Vorsitzender. Der 52-Jährige, dessen Hobby das Kabarettspielen ist, gehört bereits seit 20 Jahren dem Landtag an. Seinen Stimmkreis München-Hadern gewann er vor dem Grünen Florian Siekmann.

CSU: Josef Schmid

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(Foto: Sachelle Babbar/Imago)

2018 wechselte der heute 54-Jährige aus dem Rathaus, wo er Zweiter Bürgermeister war, in den Landtag. Sein Stimmkreis ist Pasing, den er nun mit 33,9 Prozent verteidigte. 2018 hatte er mit hauchdünnem Vorteil gewonnen, nun hatte er einen deutlichen Vorsprung vor der Grünen Julia Post. Der Rechtsanwalt ist auch Partner einer Großkanzlei, die viel für Immobilieninvestoren arbeitet.

Freie Wähler: Michael Piazolo

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(Foto: Tobias Hase)

Der bisherige Kultusminister Michael Piazolo ist und bleibt der einzige Abgeordnete der Freien Wähler aus München. Der 63 Jahre alte Professor, der an der Hochschule München lehrte, zog 2008 in den Stadtrat ein. Ein halbes Jahr später bewarb er sich erfolgreich um ein Mandat im Landtag, dem er seither angehört. Piazolo trat als Direktkandidat in Giesing an und kam dort auf Platz vier.

AfD: Rene Dierkes

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(Foto: Sachelle Babbar/Imago)

Rene Dierkes, Jahrgang 1991, Rechtsanwalt in einer Kanzlei, bewarb sich im Stimmkreis Ramersdorf als Direktkandidat. Dort kam er auf Platz vier. Dierkes ist auch Vorsitzender des AfD-Kreisverbands München Ost. Die AfD hatte ihn auf ihrer Oberbayern-Liste auf Platz zwölf postiert. Von dort überholte Dierkes so viele Parteikollegen, dass es gerade noch für den Einzug ins Maximilianeum reicht.

AfD: Markus Walbrunn

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(Foto: Toni Heigl)

Der gebürtige Münchner, Jahrgang 1987, kandidierte bereits 2018 für den Landtag. 2020 kam er in den Stadtrat, bis Januar war er im Büro des Münchner AfD-Abgeordneten Uli Henkel angestellt, der den Einzug ins Maximilianeum verfehlte. Der Erfolg Walbrunns kommt nicht unerwartet: Für die Landtagswahl schaffte er es auf den sicheren Platz drei der Liste und trat als Direktkandidat in Pasing an.

Grüne: Benjamin Adjei

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(Foto: Claus Schunk)

Der Überraschungssieger von 2018 im Stimmkreis Moosach kommt diesmal über die Oberbayern-Liste in den Landtag. Vor fünf Jahren eroberte er das Direktmandat mit nur 63 Stimmen Vorsprung vor der CSU-Frau Mechthilde Wittmann. Der 33 Jahre alte Informatiker profilierte sich vor allem bei den Themen Digitalisierung und Datenschutz. Außerdem vertrat er die Grünen im Wirtschaftsausschuss.

Grüne: Gülseren Demirel

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(Foto: Robert Haas)

Die Sozialpädagogin gewann mit 32,6 Prozent erneut in München-Giesing, dem größten Münchner Stimmkreis – wenn auch nicht ganz so deutlich wie 2018, bei ihrer ersten Kandidatur. Die 59-Jährige saß zuvor zehn Jahre lang für die Grünen im Stadtrat, sechs Jahre lang führte sie dort die Fraktion. Im Landtag ist sie Mitglied im Ausschuss für Verfassung, Recht, Parlamentsfragen und Integration.

Grüne: Ludwig Hartmann

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(Foto: Robert Haas)

Der gebürtige Landsberger ist seit 2008 Mitglied des Landtags. Mit Katharina Schulze zusammen bildete der 45-Jährige das Spitzenduo der Grünen in Bayern. Seine Spezialgebiete: Klima- und Landwirtschaftspolitik. Hartmann trat als Direktkandidat im Stimmkreis Mitte an, dort holte er mit Abstand das beste Ergebnis seiner Partei: Hartmann erreichte 44,6 Prozent der Erststimmen.

Grüne: Christian Hierneis

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(Foto: Robert Haas)

Der gebürtige Münchner, Jahrgang 1963, war Sprecher der Bündnisse “NOlympia München” und gegen die dritte Startbahn und kam im Jahr 2018 in den Landtag. Zweimal gewann er den Stimmkreis Schwabing vor Ludwig Spaenle (CSU). Hierneis ist Kreis-Vorsitzender des Bund Naturschutz und sieht das Wachstum Münchens kritisch, gelegentlich auch im Widerspruch zu den Grünen im Stadtrat.

Grüne: Sanne Kurz

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(Foto: Robert Haas)

Sie trat im Stimmkreis Ramersdorf als Direktkandidatin an und unterlag dort Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU). Die 49 Jahre alte Filmemacherin trat erst 2017 bei den Grünen ein und kam bereits 2018 in den Landtag. In ihrer ersten Amtsperiode kümmerte sie sich in ihrer Fraktion als Sprecherin um Kulturpolitik. Zudem saß sie im Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks.

Grüne: Julia Post

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(Foto: Catherina Hess)

Die 34-Jährige wechselt nach nur drei Jahren im Münchner Stadtrat in den Landtag, als Direktkandidatin war sie in Pasing angetreten. Die Hotelfachfrau ist nach einem Politikstudium als Sozialunternehmerin tätig. Als Kommunalpolitikerin war sie bislang in den Stadtrats-Ausschüssen für Wirtschaft und Arbeit, Finanzen und IT sowie Umwelt aktiv. Außerdem saß sie im Aufsichtsrat der Messe München.

Grüne: Katharina Schulze

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(Foto: Imago)

Sie ist das Gesicht der Grünen in Bayern, zusammen mit ihrem Co-Spitzenkandidaten Ludwig Hartmann. Die 38-Jährige ist eine angriffslustige Rednerin und bearbeitet intensiv das Thema Innenpolitik und Polizei, klassisches CSU-Terrain. Schon mit 25 Jahren war sie Münchner Grünen-Vorsitzende und gehört seit 2013 dem Landtag an. Ihr Stimmkreis ist Milbertshofen, den sie mit 35,4 Prozent klar gewann.

Grüne: Florian Siekmann

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(Foto: Catherina Hess)

Vor fünf Jahren kam der Student als damals jüngster Abgeordneter in den Landtag, mit 23 Jahren. Er trat in Hadern als Direktkandidat an, unterlag aber gegen Justizminister Georg Eisenreich (CSU). Der Biochemiker stieg zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden seiner Partei auf, er engagierte sich für Europapolitik und war Mitglied im Ausschuss, der die Corona-Maskendeals untersuchte.

SPD: Markus Rinderspacher

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(Foto: Christine Roth/Imago)

Seit 2008 gehört der gebürtige Kaiserslauterner dem Landtag an, schon ein Jahr später wurde er Vorsitzender der SPD-Fraktion. 2018 kandidierte er nicht mehr für diesen Posten. In der vergangenen Wahlperiode war Rinderspacher, 54, Vizepräsidenten des Landtags. In Ramersdorf hatte er als Direktkandidat keine Chance, erzielte aber mit 13,5 Prozent das beste Ergebnis aller Münchner SPD-Kandidaten.

SPD: Florian von Brunn

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(Foto: Stefanie Loos/AP)

Der Spitzenkandidat der Bayern-SPD zog 2013 erstmals in den Landtag ein. Er scheut keine politische Auseinandersetzung, auch intern nicht. Im April 2021 übernahm der 54-Jährige zusammen mit Ronja Endres den Landesvorsitz der SPD, wenig später setzte er sich in der Fraktion auch als Vorsitzender knapp gegen seinen Vorgänger Horst Arnold durch. Als Direktkandidat in Giesing bekam er 13,1 Prozent.

SPD: Ruth Waldmann

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(Foto: Robert Haas)

2013 gewann die gebürtige Bonnerin in ihrem Stimmkreis Milbertshofen das Direktmandat, als einzige der SPD-Kandidaten damals in ganz Bayern. Zuletzt war sie Vize-Vorsitzende im Ausschuss für Gesundheit und Pflege. Am Sonntag reichte es für die Soziologin, Jahrgang 1971, nur für 12,9 Prozent der Erststimmen. Auf der Oberbayern-Liste schaffte sie es aber von Platz zehn nach vorne auf Rang sechs.

SPD: Katja Weitzel

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(Foto: Catherina Hess)

Die 50 Jahre alte Rechtsanwältin trat erstmals als Direktkandidatin an und übertrumpfte etwas überraschend arrivierte Parteikollegen. Als ihr SPD-Vorgänger in Pasing, Florian Ritter, auf die erneute Kandidatur verzichtete, übernahm sie. Seit 2013 gehörte Weitzel dem Bezirkstag an. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Sozialpolitik, sie engagierte sich unter anderem im Mieterschutz.

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