Kretschmer für pragmatischen Umgang mit der AfD – Politik

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer plädiert im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in der Debatte über eine etwaige Kooperation von CDU und AfD in Kommunen für einen “pragmatischen Umgang” mit der Partei. Es reiche bei Sachentscheidungen in Städten und Gemeinden nicht zu sagen “Wir sind dagegen, weil die AfD dafür ist”. Deshalb sei eine “lupenreine Trennung” zur AfD nicht durchzuhalten.

Zugleich müsse allen Beteiligten immer klar sein: “Die Frau oder der Mann, die dort für die AfD sitzen, mögen sie noch so angesehene Handwerker oder bekannt in einem Ort sein, sind Mitglieder einer Partei, die mit diesem Land Schlimmes vorhat.” Kretschmer beklagte, vielen Wählern sei der wahre Kern der AfD offenbar nicht bewusst. Daher dürfe man es sich nicht zu leicht machen mit Ausgrenzung und Brandmauern, sondern müsse erläutern, was drohe, wenn die AfD an die Macht kommen sollte.

Kretschmer unterstützte die Positionen der Präsidenten des Städte- und Gemeindebunds sowie des Landkreistags, dass demokratische Entscheidungen der Wähler zu akzeptieren seien. Wer als Bürgermeister oder Landrat eine Schulsanierung oder einen Kindergartenbau vorschlage, werde dafür wahrscheinlich eine Mehrheit bekommen. Das aber sei keine Kooperation, sondern “Sachpolitik im Sinne der Bürger”.

“AfD keine normale demokratische Partei”

Dem Online-Portal der Sächsischen Zeitung in Dresden sagte Kretschmer, er wiederhole seit seinem Amtsantritt als Regierungschef im Herbst 2017 immer wieder, dass er nicht mit der AfD zusammenarbeiten wolle. Die Parteitagsbeschlüsse der Bundes-CDU seien “eindeutig in der Sache”. Die Menschen müssten aber auch nachvollziehen können, “warum wir als CDU keine Zusammenarbeit mit der AfD wollen”.

Ein Fehler in der Debatte zum Umgang mit der AfD sei es immer wieder, mit Verkürzungen zu arbeiten, kritisierte Kretschmer. Die AfD sei in Gemeinde- und Kreisräte sowie Landesparlamente “gewählt wie jede andere Partei” und Gemeinderäte nach der sächsischen Gemeindeordnung Teil der Verwaltung. “Wir müssen aus dem Umgang mit der NPD lernen und dürfen keine Märtyrer erzeugen, mit denen angeblich niemand sprechen will, um drängende lokale Probleme wie etwa den Bau eines Kindergartens zu lösen.”

Darüber stehe aber der Wesenskern der Partei, der sich in Parteiprogrammen, Beschlüssen und der Auswahl der Führungsspitze ausdrücke, sagte Kretschmer. Hier gebe es eine eindeutige Radikalisierung, die Sorge bereite. Deshalb sei eine Zusammenarbeit falsch. “Die AfD ist eben gerade keine normale demokratische Partei. Sie ist im Gegenteil eine radikal populistische Partei, die die vielen Werte unseres anständigen Zusammenlebens missachtet.” In der AfD hätten die rechtsextremen Kräfte immer mehr Auftrieb bekommen. “Es muss jedem klar sein, was der Wesenskern dieser Truppe ist.”

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