Keine Kompromisse: Zwischen Rebellion und Depression: Sinéad O’Connor ist tot


Keine Kompromisse

Zwischen Rebellion und Depression: Sinéad O’Connor ist tot

Sinéad O’Connor ist 23 Jahre alt, als sie mit ihrer Interpretation eines Prince-Songs weltweit berühmt wird. Da hat sie eine von Missbrauch geprägte Jugend im katholischen Irland hinter sich. Ihren inneren Frieden findet sie nie.

“It’s been seven hours and fifteen days / since you took your love away…”: Schon die ersten Zeilen sind es, die einem im Gedächtnis bleiben. Sinéad O’Connor hat wohl eines der bekanntesten Liebeslieder der Musikgeschichte gesungen – der Song “Nothing Compares 2 U” machte sie 1990 weltweit bekannt. Nun ist die irische Sängerin im Alter von 56 Jahren gestorben, wie ihre Familie bestätigte. “Mit großer Trauer geben wir den Tod unserer geliebten Sinéad bekannt”, zitierten die Zeitung “Irish Times”, der irische Rundfunksender RTÉ und die BBC am Mittwochabend aus einem Statement der Familie. Familie und Freunde baten demnach darum, in dieser schwierigen Zeit ihre Privatsphäre zu wahren.

In dem ikonischen Musikvideo damals sah man sie mit rasiertem Kopf vor schwarzem Hintergrund, Tränen laufen über ihre Wangen. In ihrer Stimme konnten Zorn liegen, Trauer, Verwundbarkeit. Die irische Sängerin feierte internationale Erfolge, vor allem mit ihren ersten beiden Alben “The Lion and the Cobra” und “I Do Not Want What I Haven’t Got”. Im Gedächtnis blieb sie auch, weil sie skandalträchtige Auftritte nicht scheute.

Geboren wurde sie am 8. Dezember 1966 ins katholisch-konservative Irland. Ihre Eltern trennten sich früh und O’Connor wuchs zunächst bei ihrer Mutter auf. Sie behauptete später wiederholt, dass ihre Mutter sie misshandelt und missbraucht habe. Ähnliche Erfahrungen machte sie später in einem katholischen Erziehungsheim. 1992 zerriss sie bei einem Fernsehauftritt in den USA ein Bild des damaligen Papstes Johannes Paul II. Es war als scharfe Kritik an der katholischen Kirche zu verstehen, der O‘Connor vorwarf, minderjährige Opfer sexuellen Missbrauchs nicht geschützt zu haben. Ihr schlug eine Welle der Empörung entgegen.

1996 ließ O’Connor sich von einer Abspaltung der Kirche zur Priesterin weihen, zuvor hatte sie mehrere Wochen Theologie studiert. 2003 verabschiedete sie sich kurzzeitig von der Bühne. 2005 versuchte sie sich auf dem Album “Throw Down Your Arms” am Musikstil Reggae, nachdem sie sich eine Zeit lang in Jamaika niedergelassen und sich mit der religiösen Rastafari-Bewegung beschäftigt hatte. 2017 benannte sie sich in Magda Davitt um. Ein Jahr später trat sie zum Islam über und änderte ihren Namen in Shuhada’ Sadaqat.

Tod des Sohnes im letzten Jahr

O’Connor sprach in ihrem Leben öfter über psychische Probleme und drohte öfter damit, sich vom Musikgeschäft zurückzuziehen. 2011 war ein besonders dramatisches Jahr, in dem sie Selbstmorddrohungen und verzweifelte Hilferufe twitterte. Wenige Monate später sagte sie ihre geplante Tour wegen einer manisch-depressiven Erkrankung ab.

Rat und Nothilfe bei Suizid-Gefahr und Depressionen

Die irische Sängerin war viermal verheiratet und hatte vier Kinder, eines davon verlor sie vor mehr als einem Jahr – ihr damals 17-jähriger Sohn nahm sich das Leben. In ihrer Version von “Nothing Compares 2 U” – einem Lied, das von Prince (1958-2016) geschrieben wurde – setzte sie sich auch mit dem Unfalltod ihrer Mutter auseinander.

Irlands Präsident Michael D. Higgins erinnerte nun an ihre “außergewöhnlich schöne, einzigartige Stimme”. Wer das Privileg gehabt habe, O’Connor zu kennen, könne nicht anders als davon gebannt zu sein, mit welcher tiefen und angstfreien Hingabe sie wichtige Themen in die Öffentlichkeit getragen habe, teilte er der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge mit. Higgins würdigte sie als eine der talentiertesten Musikerinnen Irlands der vergangenen Jahrzehnte. “Möge ihr Geist den Frieden finden, den sie auf so viele verschiedene Arten gesucht hat.”

Der irische Premierminister Leo Varadkar teilte bei Twitter einen Rückblick auf ihr Leben des Senders RTÉ: “Ihre Musik wurde überall auf der Welt geliebt und ihr Talent war unvergleichlich.” Tim Burgess, Sänger der britischen Band “The Charlatans” würdigte die Sängerin bei Twitter als “die wahre Verkörperung des Geistes von Punk. Sie ging keine Kompromisse ein und das machte ihr Leben noch schwieriger. Ich hoffe, dass sie ihren Frieden gefunden hat”.


source site