Hilft Espresso gegen Alzheimer und Parkinson?

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Im Laborversuch wirken Bestandteile der Kaffeebohnen gegen typische Prozesse neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson.

Frankfurt – Eine solche Studie kann einfach nur aus Italien kommen: Ein Forschungsteam der Universität Verona stellte bei Versuchen im Labor fest, dass Espresso das Verklumpen von Tau-Proteinen hemmen kann – ein Vorgang, der nach derzeitigem Wissensstand eine zentrale Rolle beim Entstehen und Fortschreiten von Alzheimer-Demenz und anderen neurodegenerativen Erkrankungen wie etwa Parkinson spielt. Ihre Ergebnisse stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Mariapina D’Onofrio von der Abteilung Biotechnologie im Fachmagazin Journal of Agricultural and Food Chemistry vor.

Espresso verhindert Verklumpen der Tau-Proteine

Neben Amyloid-Beta-Proteinen sind Tau-Proteine entscheidend an Prozessen beteiligt, die zu krankhaften Veränderungen im Gehirn führen; oft schon lange, bevor sich erste Symptome bemerkbar machen. Tau-Proteine falten sich dabei falsch und verkleben dabei zu Fibrillen, länglichen, faserigen Strukturen.

Ein Forschungsteam der Universität Verona stellte bei Versuchen im Labor fest, dass Espresso das Verklumpen von Tau-Proteinen hemmen kann. © imago/Addictive Stock

Studienleiterin Mariapina D’Onofrio und ihr Team von der Uni Verona wollten herausfinden, ob bestimmte Verbindungen in Espresso die Aggregation dieser Eiweiße in vitro verhindern können. Die Forschenden stellten dafür mit einer Kaffeemaschine Espresso aus gekauften gemahlenen Bohnen her, sie verwendeten eine Mischung aus Arabica-Kaffee aus Südamerika und Robusta-Kaffee aus Afrika und Südwestasien. Anschließend untersuchten sie die chemische Zusammensetzung ihres Getränks mit Hilfe einer Kernspinresonanz-Spektroskopie, einem Verfahren zur Strukturanalyse vor allem von organischen Verbindungen.

Kaffee wirkt: Fibrillen fielen kürzer aus

Bei ihren Experimenten konzentrierten sich die Forschenden auf vier Substanzen im Espresso: auf Koffein und Trigonellin, beides Alkaloide, auf das Flavonoid Genistein sowie auf Theobromin, eine Verbindung, die auch in Schokolade vorkommt. Diese Moleküle brachten sie dann ebenso wie den kompletten Espresso-Extrakt bis zu 40 Stunden lang mit bereits veränderten Tau-Proteinen zusammen.

Das Ergebnis: Wirkung zeigten Koffein, Genistein und der gesamte Espresso-Extrakt. Mit steigender Konzentration fielen jeweils die Fibrillen kürzer aus und bildeten auch keine größeren Fasern. Den stärksten Effekt hatte keine einzelne Substanz, sondern der gesamte Espresso-Extrakt. Ebenso stellten die Forschenden fest, dass die kürzeren Fibrillen für Zellen nicht toxisch sind und auch nicht zu einem weiteren Verklumpen der Proteine führen. Bei weiteren Experimenten beobachteten sie zudem, dass sowohl der Espresso-Extrakt als auch Koffein zuvor von ihnen geformte Tau-Fibrillen binden können.

Espresso-Kur gegen Alzheimer und Parkinson? Team hat noch viel Arbeit vor sich

Das Team betont selbst, dass es sich um In-vitro-Versuche handelt – die sich nicht automatisch auf den lebenden Organismus übertragen lassen – und dass noch viel Forschung erforderlich sei, um Aussagen über die Wirkung von Espresso auf das Entstehen neurodegenerativer Erkrankungen treffen zu können.

Gleichwohl, so die Forschenden, könnten ihre Erkenntnisse „den Weg für weitere Untersuchungen zum Design bioaktiver Verbindungen zur Prävention und Behandlung von Tauopathien (Erkrankungen, deren gemeinsames Merkmal verklumpte Tau-Proteine sind) ebnen“ könne.

Erst vor Kurzem präsentierte der US-Pharmakonzern Eli Lilly ein Medikament, dass das Fortschreiten der Krankheit maßgeblich verlangsamen soll. Fachleute sprechen von einem Fortschritt, warnen aber auch vor den Nebenwirkungen. Außerdem ist eine frühzeitige Diagnose notwendig. (pam)

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