Grüne wollen ausländischen Fachkräften Zuzug nach München erleichtern – München

Olaf Zimmermann ist Chef der Firma Heizung Obermeier sowie Obermeister seiner Handwerker-Innung, und über einen seiner Mitarbeiter erzählt er diese Geschichte: Eines Tages habe sich der Herr Alata aus Peru bei ihm vorgestellt, er möchte als Monteur arbeiten; liebend gern, antwortete Zimmermann – er bräuchte nur die notwendigen Papiere, Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, beglaubigte Qualifikationen und solche Sachen. Nach anderthalb Jahren hatte Herr Alata alles zusammen, er konnte anfangen.

“Das dauert zu lange, wir können uns das nicht leisten”, findet Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne). Auch auf Bundesebene ist die Einsicht angekommen, dass angesichts des in allen Branchen verbreiteten Fachkräftemangels der Zuzug von qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland erleichtert werden soll und dafür bürokratische Hindernisse abgebaut werden müssen. Seit 7. Juli gibt es nun das Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Am Donnerstag beantragte die Stadtratsfraktion von Grünen und Rosa Liste, dass München ein “Welcome-Center” installiert für ankommende Arbeitskräfte aus dem In- und Ausland. Dieses Willkommenszentrum sei die kommunale Antwort auf das Bundesgesetz, “die Ausbuchstabierung der gesetzgeberischen Theorie in die Praxis”, wie Habenschaden bei der Vorstellung des Plans formulierte.

Das Welcome-Center ist als zentrale Anlauf- und Beratungsstelle gedacht und soll in Räumen des Kreisverwaltungsreferats (KVR) eingerichtet werden, erklärte Grünen-Stadträtin Julia Post. Bereits bestehende Angebote der Stadt sollen dort gebündelt werden, wo die gerade restrukturierte Ausländerbehörde eh schon sitzt; Sozial- und Wirtschaftsreferat sowie Jobcenter sollen ihre Expertise einbringen. Es gehe aber nicht nur darum, Neuankömmlinge möglichst schnell in den Arbeitsmarkt zu schleusen, sagt Post: “Wir müssen auch den privaten Bereich viel mehr mitdenken.” Dazu zählt sie Hilfe bei der Suche nach Wohnungen, Kitas und Schulen, beim Abschluss von Handy-Verträgen, Internet-Anschlüssen, Bankkonten.

“Oberstes Ziel muss die soziale Integration sein, nur dann bleiben uns die Leute auch lange”, sagt Julia Post. Diese Erfahrung bekam sie aus Stuttgart vermittelt, wo es bereits ein Welcome-Center gibt, unkompliziert zu erreichen und einladend ausgestattet. So eine “gelebte Willkommenskultur” schwebt auch den Münchner Grünen vor, mit Ansprechpartnern, mit denen Neu-Münchnerinnen und Neu-Münchner erst einmal in ihrer Muttersprache kommunizieren können. “Die wichtigsten Sprachen sind schon vorhanden im KVR”, sagt Katrin Habenschaden.

Die Betriebe freuten sich, wenn ihnen bürokratische Aufgaben abgenommen werden, sagt Ralf Suhre, Hauptgeschäftsführer der Innung Spengler, Sanitär- und Heizungstechnik München. Den Bedarf an Fachleuten allein in seiner Innung beziffert er auf eine vierstellige Zahl, in allen Gewerken zusammen sei sie wohl fünfstellig. “Man kann die Energiewende in fünfzig Jahren hinkriegen mit dem Personal, das wir haben”, sagt Suhre. “Wenn wir es in siebzehn schaffen sollen, brauchen wir mehr.” Bekanntlich will der Freistaat 2040 klimaneutral sein. Auch Zimmermann fürchtet, dass “das nicht so schnell vonstatten gehen” werde. Er müsse jetzt schon Aufträge ablehnen, weil Personal fehlt.

Unter dem Fachkräftemangel leiden vor allem kleine und mittlere Unternehmen, “das Rückgrat der Wirtschaft in München”, wie Bürgermeisterin Habenschaden sagt. Insofern sei er “eine große Bedrohung für die Wirtschaft und den Wohlstand in Deutschland”. Als größte sieht sie die AfD mit ihrer Ausländerfeindlichkeit – die könne Interessenten abschrecken, fürchtet Habenschaden: “Alle Länder buhlen um die High Potentials”, die Hochqualifizierten, und die zögen sicher nicht dorthin, wo sie nicht willkommen seien. Bei seinen Betrieben sind sie es, versichert Ralf Suhre: “Wir sind seit Jahrzehnten auf ausländische Fachkräfte angewiesen.”

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