Griechenland: Wie kam es zum Absturz des Löschflugzeugs mit zwei Toten?

Gefährliche Waldbrand-Bekämpfung
Abgestürztes Löschflugzeug in Griechenland forderte zwei Tote – wie es zu dem Unglück kam

Ein Löschflugzeug im Einsatz auf Griechenlands Insel Rhodos Mitte Juli

© ANE Edition / Imago Images

Vergangene Woche starben die beiden Piloten eines Löschflugzeugs während eines Einsatzes in Griechenland. Der Absturz der Canadair-Maschine löste Entsetzen aus. Doch wie kam es zu dem Unglück?

Zwar sind die großen Waldbrände in Griechenland inzwischen gelöscht oder unter Kontrolle gebracht, jedoch haben sie schwere Schäden angerichtet. Tausende Hektar Wald wurden zerstört und fünf Menschen starben. Darunter waren zwei Piloten, die vergangene Woche Dienstag (25. Juli) während eines Löscheinsatzes auf der Insel Euböa mit ihrem Flugzeug abstürzten. Ein kurz nach dem Vorfall veröffentlichtes Video des staatlichen TV-Senders ERT zeigt ein Löschflugzeug des Typs Canadair CL-215, welches nach dem Abwurf von Löschwasser über einer Brandstelle eine Rechtskurve fliegt und dann frontal auf den Boden aufprallt. Unmittelbar danach ist an dieser Stelle ein großer Feuerball und aufsteigender, dunkler Rauch zu sehen. Die beiden Piloten im Alter von 34 und 27 Jahren werden tot an der Unglücksstelle geborgen.

Aber warum stürzte das Flugzeug nach dem Wasserabwurf plötzlich ab? Laut einem Bericht der Zeitung “Protothema” war die Canadair-Maschine wie üblich in Begleitung eines zweiten Löschflugzeugs, mit dem es zunächst gemeinsam über die Brandstelle flog. Nachdem sich die Piloten ein Bild von der Lage gemacht hatten, warfen sie das von ihren Flugzeugen aufgenommene Wasser ab. 

Griechenland: Piloten verlieren nach Kollision mit Baum Kontrolle über Flugzeug

Was danach passierte, ist nun Untersuchungsgegenstand von Gutachtern der griechischen Luftwaffe. Sie werten die geborgenen Trümmerteile des Flugzeugs am Absturzort sowie die Videoaufnahme zu dem Vorfall aus. Wie “Protothema” berichtet, gehen die Experten davon aus, dass ein Platzmangel von 20 Zentimetern zu dem tragischen Unglück geführt hat. Demnach kollidierte das Flugzeug nach dem Wasserabwurf wegen des engen Raumes mit einem Baum, wodurch der rechte Schwimmkörper Feuer fing und abfiel.

Die Ursache für den Absturz der Maschine war offenbar jedoch nicht allein der Verlust des Schwimmkörpers sondern vor allem die starke Erschütterung, die das Flugzeug daran hinderte, wieder an Höhe zu gewinnen. Vielmehr zog die Canadair-Maschine weiter nach rechts, wodurch in Kombination mit dem Verlust des Schwimmkörpers jegliche Kontrolle über das Flugzeug verloren geht. Wie das Video zeigt, blieb den Piloten, die als sehr erfahren galten, lediglich eine Reaktionszeit von neun Sekunden. Allerdings gebe es zehn bis zwölf Meter über dem bergigen Untergrund weder Zeit noch Platz, wieder die Kontrolle über das Flugzeug zu bekommen, heißt es. Dabei waren die Piloten bewusst möglichst tief geflogen, um einen genauen Wasserabwurf über den Flammen zu erzielen. 

Die Trümmerteile des abgestürtzten Canadair-Löschflugzeugs

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Löschflüge laut Experten gefährlichste Art von Flügen zu Friedenszeiten

Griechenland besitzt eine der weltgrößten Flotten von Löschflugzeugen – darunter nach dem Absturz der Maschine in der vergangenen Woche noch 17 Canadair – zehn CL-215 und sieben modernere CL-415. Die verunglückte CL-215 gehörte dabei zur älteren Generation. Laut dem Technik Museum Sinsheim, in dem eine solche Maschine der Flugzeug-Sammlung angehört, ist die Spannweite mit 28,6 Metern “relativ groß”. Griechenland hat diese Flugzeuge aus dem Baujahr 1960 im Jahr 1975 angeschafft; somit befinden sie sich bereits seit 48 Jahren im Dienst der griechischen Einsatzkräfte.

Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis sprach kürzlich bei seinem Besuch der Luftwaffenbasis in Elefsina bei Athen von der Notwendigkeit zur Erneuerung der Löschflugzeug-Flotte. Demnach will die griechische Regierung sieben CL-415 mit modernen Systemen der neueren Generation und acht DHC-515, ein Nachfolger der CL-215 und der CL-415, anschaffen. Außerdem ist der Kauf von Löschhubschraubern des US-Herstellers Erickson geplant, die die bestehende Hubschrauberflotte erweitern sollen.

Die Ursache für den Tod der beiden Piloten liegt offenbar jedoch nicht an der in die Jahre gekommenen Canadair-Maschine, sondern an der Tatsache, dass es zu einer Abfolge unglückliche Umstände kam. Ob dies mit einem moderneren Löschflugzeug nicht passiert wäre, lässt sich so einfach wohl nicht beurteilen. Konkrete Daten zum Unfallhergang sollen die endgültigen Untersuchungsergebnisse in zwei Monaten bringen. 

Experten sind sich indes sicher, dass die Flüge zum Löschen aus der Luft die gefährlichste Art von Flügen zu Friedenszeiten seien. Einer der beiden verunglückten Piloten hatte gegenüber der “Kathimerini” wenige Stunden vor dem Unglück noch gesagt: “Das Flugzeug, das Leben rettet, kann uns unser Leben nehmen. Aber das ist unsere Aufgabe, das ist unser Job. Und wir werden das weitermachen.” Sie bezahlten den Einsatz schließlich mit ihrem Leben.

Quellen: Protothema, Kathimerini

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