Fünf EU-Staaten wollen Ukraine Panzer schicken – Deutschlands Zustimmung fehlt

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Von: Caspar Felix Hoffmann, Moritz Serif, Daniel Dillmann, Nadja Austel, Lucas Maier

Sowohl Polen als auch Finnland wollen Leopard-Kampfpanzer an die Ukraine liefern. Diese bereitet sich unterdessen auf den EU-Beitritt vor. Der News-Ticker.

Update vom Samstag, 14.01.2023, 6.20 Uhr: Fünf europäische Staaten sind nach den Worten des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba bereit, Kampfpanzer des Typs Leopard-2 an Kiew zu liefern. Es fehle lediglich die Zustimmung Berlins, sagte Kuleba am Freitagabend, wie die „Ukrainska Prawda“ berichtete. Die Ukraine sei damit „einen halben Schritt von der Lösung der Panzerfrage entfernt“. Frankreich habe in der Diskussion den Anfang gemacht mit der angekündigten Lieferung schwerer Radpanzer. Danach habe Polen mit seinem Vorstoß zur Lieferung einer Kompanie Leoparden „andere Länder geweckt“ 

Ukraine will EU schnell beitreten

+++ 21.25 Uhr: Seit dem 23. Juni 2022 gilt die Ukraine offiziell als Beitrittskandidat der Europäischen Union. Bei einer Regierungssitzung sagte der ukrainische Regierungschef Denys Schmyhal, dass der Beitritt in weniger als zwei Jahren erfolgen solle.

Um weitere Schritte in Richtung EU-Beitritt zu machen, müsse die Ukraine allerdings erst einige Anpassungen an den Rechtsvorschriften vornehmen, wie Ukrinform den Regierungschef zitiert. Zudem bereite sich die Ukraine auf direkte Beitrittverhandlungen vor.

Panzerlieferungen: Insider berichten – Deutschland wird wohl Leopard-2-Panzer schicken

+++ 18.40 Uhr: Die Diskussion um Waffenlieferungen an die Ukraine hat erneut Fahrt aufgenommen. Diesmal dreht es sich in erster Linie um die Entsendung von Kampfpanzern.

Am Mittwoch (20. Januar) werden sich erneut Vertreterinnen und Vertreter verschiedenere Nationen auf dem US-Militärstützpunkt in Ramstein treffen, um ihre Unterstützung für die Ukraine zu koordinieren. Ob Deutschland Leopard-2-Panzer an die Ukraine liefern wird, soll noch für dem Treffen in Ramstein entschieden werden, wie das US-Medienhaus Bloomberg berichtet. Wie Bloomberg mit Verweis auf regierungsnahe Kreise schreibt, soll sich Deutschland für eine Lieferung entscheiden.

Deutschland wird wohl Leopard II Panzer in die Ukraine schicken, wie ein Insider berichtet.
Deutschland wird wohl Leopard-2-Panzer in die Ukraine schicken, wie ein Insider berichtet. (Symbolbild) © -/dpa

News im Ukraine-Krieg: Ukraine kündigt Abstimmung über UN-Sondertribunal an

+++16.36 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die „aufgeregten Stellungnahmen“ in der Debatte um die Lieferung von Leopard-2-Panzern an die Ukraine kritisiert. Die „Notwendigkeit, alle zehn Minuten etwas sagen zu müssen“, dürfe nicht dazu führen, Entscheidungen, „die mit Krieg und Frieden zusammenhängen“, schlicht „mal so aus der Hand zu schütteln“, sagte der Bundeskanzler bei einer Pressekonferenz am Freitag in Berlin.

Scholz betonte, dass es bei der Debatte auch um die Sicherheit Deutschlands und Europas ginge. Deswegen sei Besonnenheit bei der Entscheidung angebracht. Auch unterstütze dem Kanzler zufolge die Mehrheit der deutschen Bevölkerung – trotzt der „lauten Kommentierungswelten“ in Berlin – die besonnene Haltung der Bundesregierung. Deutschland werde in Fragen der weiteren Unterstützung für Kiew „immer eng abgestimmt und koordiniert mit unseren Freunden und Verbündeten“ handeln, betonte Scholz weiter.

News im Ukraine-Krieg: Chrupalla appeliert bei Kampfpanzer-Debatte an Scholz – „Bleiben Sie standhaft“

+++13.55 Uhr: Der Co-Vorsitzende der AfD, Tino Chrupalla, hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dazu aufgefordert, die Lieferungen von modernen Kampfpanzern an die Ukraine weiterhin abzulehnen. „Die Lieferung von deutschen Leopard-Kampfpanzern an die Ukraine würde Deutschland tiefer in den Krieg hineinziehen“, teile Chrupalla in einer Pressemitteilung mit. Diese Eskalation müsse um jeden Preis verhindert werden. „Bleiben Sie standhaft, Herr Bundeskanzler“, so die Forderung des AfD-Vorsitzenden.

Die AfD spricht sich seit Beginn des Krieges dafür aus, die diplomatische Beziehungen zu Moskau aufrechtzuerhalten und forderte auch immer wieder ein Ende der Sanktionen gegen Russland. Eine Delegation von AfD-Landtagsabgeordneten plante im September sogar eine Reise in die russisch kontrollierte Ostukraine. Nach massiven Kritik, auch aus den eigenen Reihen, wurde die Reise jedoch abgebrochen.

Kampfpanzer für die Ukraine: Umfrage zeigt gespaltene deutsche Bevölkerung

+++12.18 Uhr: Die Frage nach der Lieferung von modernen Kampfpanzern an die Ukraine spaltet die deutsche Bevölkerung. Das ging nun auch aus einer am Freitag veröffentlichten Umfrage hervor. Das Meinungsforschungsinstitut Kantar hatte im Auftrag von Focus am 10. und 11. Januar insgesamt 1014 Personen befragt. 40 Prozent der Befragten seien für die Bereitstellung von Leopard-2-Panzern durch Deutschland. Eine ebenso große Gruppe (40 Prozent) lehnt die Lieferungen hingegen ab. 20 Prozent seien unentschlossen oder machten keine Angaben.

Bei den Anhänger:innen der Grünen ist die Zustimmung mit 55 Prozent am höchsten – bei den Wähler:innen der SPD sprechen sich 54 Prozent für eine Lieferung des Leopard 2 aus. Die Ablehnung zu Aushändigungen von deutschen Kampfpanzern ist hingegen bei Wähler:innen der AfD (96 Prozent) und der Linken (91 Prozent) am größten.

News im Ukraine-Krieg: Unions-Fraktionsvize Wadephul wirft Scholz bei Leopard-2-Debatte Starrsinnigkeit vor

+++11.27 Uhr: Die Debatte um die Lieferungen von Leopard-2-Panzern an die Ukraine geht auch am Freitag (13. Januar) weiter. Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Johann Wadephul (CDU), warf dem Bundeskanzler Starrsinnigkeit vor. „Alle wollen es. Finnland will liefern, Spanien schon länger, Polen ist jetzt in die Offensive gegangen und der starrsinnige Kanzler steht im Weg“, sagte der Verteidigungsexperte am Freitag in der Sendung „Frühstart“ von RTL und ntv.  „Deutschland muss bei der Verteidigung der Freiheit in der Ukraine führend sein“, so Wadephul weiter. Diese Rolle verspiele man durch die aktuelle Zögerlichkeit.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth (SPD), verteidigte im Deutschlandfunk die Haltung von Kanzler Scholz. „Ich sehe das nicht als Zauderei“, sagte er. „Ich sehe das als behutsames Vorgehen, das auch der Tatsache Rechnung trägt, dass unsere Gesellschaft gespalten ist in diesen Fragen.“ 

Roth sprach sich dennoch für eine rasche Entscheidung über die Lieferung von modernen Kampfpanzern aus. „Wir haben Ankündigungen unserer britischen Partner, möglicherweise Kampfpanzer zu liefern, wir haben aber auch ein klares Signal aus Warschau bekommen, dass das nicht im Alleingang erfolgen soll, sondern in enger Abstimmung mit den internationalen Partnern“, sagte Roth. „Darüber reden wir jetzt. Und ich habe jedenfalls aus der Bundesregierung kein Nein herausgehört. Ich sehe keine roten Linien, was Waffensysteme anbelangt.“

News im Ukraine-Krieg: Kiew kündigt Abstimmung über UN-Sondertribunal an

+++ 7.15 Uhr: Die UN-Vollversammlung soll über die Einrichtung eines Sondertribunals zur Untersuchung russischer Kriegsverbrechen abstimmen. Dies hat Emine Dzhaparova, stellvertretende ukrainische Außenministerin, bei einer Debatte des UN-Sicherheitsrates angekündigt. „Wir rufen alle verantwortlichen Staaten auf, die Resolution über die Einrichtung des Tribunals zu unterstützen, die wir der Generalversammlung zur Prüfung vorlegen werden.“ Sie betonte, dass „das Recht auf Gewalt, das Russland in barbarischer Weise gegen die Ukraine ausübt, ein klares Signal an alle Anwesenden in diesem Raum ist: Niemand ist mehr sicher“.

News im Ukraine-Krieg: Debatte über mögliche Kampfpanzer-Lieferungen an die Ukraine

Update vom 13. Januar 2023, 4.55 Uhr: Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), erhöht in der Debatte über mögliche Kampfpanzer-Lieferungen an die Ukraine den Druck auf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Deutschland müsse für die Lieferung der Leopard 2 endlich die Exportgenehmigung erteilen, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag, 13. Januar). „Der Kanzler sollte angesichts des Dramas in der Ukraine über seinen Schatten springen.“

USA signalisieren Unterstützung

+++ 23.30 Uhr: Die USA wollen ihre Verbündeten dabei unterstützen, weiter Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern. „Wir unterstützen die Bereitstellung jeglicher Mittel für die Ukraine, die ihr einen Vorteil auf dem Schlachtfeld verschaffen“, sagte Patrick Ryder, Sprecher des Pentagon bei einer Pressekonferenz. Dazu gehörten auch Panzer. Ryder verwies außerdem auf das Treffen in Ramstein kommende Woche: „Ich gehe davon aus, dass wir dieses Thema auch dort besprechen werden.

+++ 22.52 Uhr: Vertreter des ukrainischen Militärs haben erneut die Bedeutung von modernen Panzern für den weiteren Kriegsverlauf betont. Das berichtet das US-amerikanische Nachrichtenportal The Hill. Man begrüße in Kiew zwar die Ankündigung Washingtons, Bradley-Schützenpanzer zu senden, dränge jedoch weiter auf die Lieferung von Abrams-Panzern. „Bradleys sind wie ein Sandwich, es ist gut, wenn man hungrig ist. Aber ein Abrams ist wie eine vollwertige Mahlzeit“, sagte Yuriy Sak, ein Berater des ukrainischen Verteidigungsministers, gegenüber The Hill.

Finnland will Leopard-Panzer an Ukraine liefern

+++ 22.05 Uhr: In der Diskussion um die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine signalisiert Finnland nun Bereitschaft, dem von Russland angegriffenen Land Leopard-2-Panzer zur Verfügung zu stellen. Bei einem gemeinsamen europäischen Vorgehen, werde auch sein Land einen Beitrag leisten, sagte der finnische Präsident Sauli Niinistö gegenüber der Nachrichtenagentur STT. 

Finnland sei jedoch in einer besonderen Position, da es noch nicht Nato-Mitglied sei und eine gemeinsame Grenze mit Russland teile. Der finnische Beitrag könne deshalb nicht sonderlich groß sein. Das Land verfügt nach Angaben der STT über mehr als 200 in Deutschland hergestellte Leopard-2-Panzer. Die Bundesrepublik muss jedoch die Weitergabe von Rüstungsgütern aus deutscher Produktion in der Regel genehmigen.

Kampfpanzer für die Ukraine: Wer möchte was liefern?

  • Polen: Warschau ist bereit, Panzer des Typs Leopard an die Ukraine zu liefern
  • Finnland: Auch in Helsinki ist man bereit, Kiew Leopard-Panzer zur Verfügung zu stellen
  • Großbritannien: London prüft die Lieferung von leichten Kampfpanzern des Typs Challenger 2
  • Frankreich: Paris kündigt an, 30 Modelle des AMX-10 RC Schützenpanzer zu schicken
  • Tschechien: Prag liefert sowjetische Panzer des Typs T-72. Die Kosten dafür übernehmen die USA
  • Deutschland: Aus Berlin kommen bislang Schützenpanzer des Typs Marder
  • USA: Washington hat sich bereit erklärt, Bradley-Schützenpanzer zur Verfügung zu stellen

Bewegung in Debatte um Kampfpanzer für die Ukraine

Erstmeldung vom Donnerstag, 12. Januar, 21.15 Uhr: Berlin – Deutschland solle Polen nicht im Weg stehen, wenn das Land Kampfpanzer des Typs Leopard 2 in die Ukraine liefern möchte. Das sagte Robert Habeck (Grüne) am Donnerstag (12. Januar 2023). Mit diesem Vorstoß bringt der Vizekanzler neuen Schwung in die Debatte um die Lieferung moderner Angriffswaffen in den Ukraine-Krieg – und setzt seinen Kanzler Olaf Scholz (SPD) gehörig unter Druck.

Denn Scholz hatte die Lieferung von Kampfpanzern für Kiew bislang immer abgelehnt. Und auch Habeck, der als Wirtschaftsminister deutsche Rüstungsexporte überwacht, betonte, dass seine Aussage nicht gleichzusetzen sei mit einer Entscheidung der Bundesregierung. Es sei aber ein „Unterschied, ob man eine Entscheidung für sich selbst trifft oder die Entscheidung anderer verhindert“, so Habeck. Deutschland solle „nicht im Weg stehen, wenn andere Länder Entscheidungen zur Unterstützung der Ukraine treffen.“ Die Regierung muss Polen die Weitergabe der Leopard-Panzer an die Ukraine gestatten. Das letzte Wort in dieser Frage hat Olaf Scholz.

Scholz wegen Lieferung von Leopard 2 an Ukraine unter Druck

Auch wenn Habeck es vermied, sich für die Lieferung von Kampfpanzern aus Deutschland auszusprechen, erhöhte er mit seinen Worten eindeutig den Druck auf den Bundeskanzler – wie Tage zuvor die Meldungen aus Großbritannien. Die Regierung von Rishi Sunak hatte durchblicken lassen, leichte Panzer des Typs Challenger 2 in den Kampf gegen Russland zu liefern.

Neben Habeck meldeten sich auch der andere Koalitionspartner der SPD zu Wort. FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann forderte gegenüber dem Spiegel, ukrainische Soldaten vorsorglich am Leopard 2 auszubilden. Und selbst in Teilen der SPD scheint in Sachen Kampfpanzern ein Umdenken stattzufinden. Rolf Mützenich schloss die Lieferung nicht länger aus. Es „gebe keine roten Linien“, sagte der Frakionschef der Sozialdemokraten laut der ARD.

Doch letztlich blickt in Sachen westliche Kampfpanzer im Ukraine-Krieg alles in die USA. Bislang hat die Regierung von Joe Biden keine Anstalten gemacht, die von Kiew geforderten Abrams-Kampfpanzer zur Verfügung zu stellen. Das Pentagon zögert und gibt als Grund die hohen Instandhaltungskosten der schweren Fahrzeuge an. Eine Division der Kampfpanzer würde am Tag mehr als 200.000 Liter Benzin verbrauchen. Der Abrams Panzer sei „ein Benzinfresser, der dazu noch schwierig zu warten“ sei, so Laura Cooper, stellvertretende Verteidigungsministerin.

Auch die USA könnten Kampfpanzer an die Ukraine liefern

Doch laut Recherchen von Politico ist die Debatte über Panzerlieferungen an die Ukraine auch in den USA noch nicht abgeschlossen. Man sei zwar „nicht nahe an einer Entscheidung“, doch man diskutiere ständig darüber, so ein anonym bleibender Mitarbeiter aus dem Verteidigungsministerium gegenüber dem US-Nachrichtenportal.

Und so könnte wieder einmal Ramstein zum Ort werden, an dem die westliche Unterstützung für die Ukraine im Kampf gegen Russland eine neue Stufe erreicht. Auf der dortigen US-Militärbasis treffen sich Vertreterinnen und Vertreter der Nato-Staaten am Freitag (20. Januar 2023) zum dritten Mal, um weitere Hilfen für die Ukraine zu besprechen. Mit dabei sein wird diesmal auch der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow, mit dem man laut Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg beraten werde, welche Waffen das Land für die Verteidigung benötigt.

Doch legt man zugrunde, in welcher Geschwindigkeit immer mehr deutsche Politikerinnen und Politiker sich für die Lieferung von Kampfpanzern wie dem Leopard 2 einsetzen, könnte eine Entscheidung schon deutlich früher fallen. (Red mit Agenturen)

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