FC Bayern Munich 2-2 against Real Madrid in the Champions League semi-final

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Jahrelang war der FC Bayern so etwas wie ein Angstgegner für Real, sie nahmen für sich selbst in Anspruch, die „bestia negra“ zu sein, die schwarze Bestie. Damals, Ende der neunziger Jahre und Anfang des neuen Jahrtausends, waren die Madrilenen in der Champions League oft am deutschen Rekordmeister gescheitert oder hatten sich zumindest schwergetan. Dann kam die Wende, und die Münchner konnten plötzlich nicht mehr gegen Real gewinnen.

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Am Dienstag sah es eine Weile so aus, als ob der FC Bayern die Negativserie nach sechs sieglosen Duellen mit den Königlichen in diesem Halbfinal-Hinspiel der Champions League beenden könnten. Die Münchner hatten die Partie nach Rückstand gedreht, führten durch die Tore von Leroy Sané und Harry Kane, mussten aber schließlich doch noch das 2:2 hinnehmen. „Es war ein Auf-und-Abspiel“, sagte Bayerns Konrald Laimer bei Prime Video: „Aber ja, es ist Real Madrid. Gegen diese Mannschaft darfst du gar nichts zulassen.“

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„Komischerweise sind die Tore gefühlt gefallen, wenn die andere Mannschaft besser war“, sagte Reals deutscher Nationalspieler Toni Kroos. „Wir sind einigermaßen überzeugt, dass wir zu Hause weiterkommen.“ Wie 2014, 2017 und 2018 hat zwar Real auch dieses Mal die bessere Ausgangsposition vor dem Rückspiel, aber angesichts der phasenweise sehr guten Leistung der Münchner ist es nicht aussichtslos, nächste Woche am Mittwoch (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei DAZN) im Bernabeu-Stadion mit einem Sieg doch ins Finale am 1. Juni in London einzuziehen.

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Müller überraschend in der Startelf

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Aus den beiden Mannschaften, die zuletzt vor sechs Jahren im Halbfinal-Hinspiel in München aufeinandertrafen, standen nur noch jeweils zwei Spieler von Beginn an auf dem Platz. Joshua Kimmich und Thomas Müller bei den Bayern, bei Real waren damals schon Kroos und Lucas Vazquez dabei.

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Dass Müller in diesem Halbfinale zu seinem 150. Champions-League-Spiel kommen würde, hatte Tuchel angekündigt, etwas überraschend war allerdings sein Startelf-Einsatz. Der Bayern-Trainer ließ dagegen Raphael Guerreiro und den von einer Muskelverletzung genesenen Serge Gnabry zunächst auf der Bank.

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After a pass from Toni Kroos, Vinicius Junior pushes the ball past Manuel Neuer to make it 0-1.AFP

Die Zuschauer in der Münchner Arena, die Fans des deutschen Rekordmeisters waren bereit für eine große Fußball-Party, sorgten für eine würdige Champions-League-Stimmung. Und der Funke sprang über auf die Mannschaft unten auf dem Rasen. Die Bayern starteten schwungvoll in dieses Duell, als ob sie den Gegner aus dem Stadion fegen wollten.

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Nach 42 Sekunden schossen sie zum ersten Mal aufs Tor, aber Sané traf den Ball nicht richtig. Knapp sechs Minuten später probierte es Kane – er scheiterte an Reals Torhüter Andriy Lunin. Kurz darauf spielte der Engländer Sané auf der linken Seite frei, aber der schloss überhastet ab.

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Leroy Sané dribbelt in den Strafraum und knallt den Ball zum 1:1 ins Tor von Real Madrid.
Leroy Sané dribbles into the penalty area and slams the ball into the Real Madrid goal to make it 1-1.dpa

Nun war wieder Kane an der Reihe, dieses Mal versuchte er es mit einem Heber aus 40 Metern über den weit vor dem Tor stehenden Lunin, der Ball ging allerdings auch über die Querlatte. Und dann befand sich auch Jamal Musiala einmal in einer guten Position, aber auch er vergab.

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Die Münchner spielten glänzend in dieser Anfangsphase, hochkonzentriert und mit Überzeugung, schlossen nur meist zu hektisch ab. Aber wer gegen die Madrilenen so viele Chancen ungenützt lässt, wird oft bestraft, weil sie sich nicht aus der Ruhe bringen lassen – und einen Kroos haben, der in der 24. Minute mit einem genialen Pass die Bayern-Taktik über den Haufen war.

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Er sah, dass Min-Jae Kim etwas zu hastig nach vorne rückte und spielte den Ball in die Lücke, die der Koreaner so ermöglicht hatte in der Abwehrmitte zu Vinicius Junior. Der Stürmer, der den großen Freiraum erkannte, hatte freie Bahn, rannte noch ein paar Meter und schloss platziert zum 1:0 für Real ab.

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Nach diesem Pass, dem Stellungsfehler des Münchner Innenverteidigers und dem Tor war das Spiel ein anderes. Die Münchner trauten sich nun nicht mehr zu, den Gegner anzulaufen. Thomas Tuchel versuchte von außen, seine Spieler nach vorne zu treiben. Mehr als einen Kopfball von Leon Goretzka und einen von Kane getretenen Freistoß brachten die Bayern bis zur Pause nicht mehr zustande.

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Harry Kane verwandelt seinen Elfmeter zum 2:1 sicher kurz nach Sanés Knaller.
Harry Kane certainly converted his penalty to make it 2-1 shortly after Sané’s blast.EPA

Tuchel ließ Goretzka in der Kabine, brachte dafür Guerreiro, der nun mit Laimer die Mittelfeldzentrale bildete. Die erste gute Chance nach der Pause hatte aber Real, oder besser Kroos. Er testete Neuer mit einem strammen Schuss (50.). Doch dann nahm dieses Spiel noch einmal eine Wendung.

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Beim ersten Vorstoß der Münchner in der zweiten Hälfte ließ Müller den Ball klug für Sané durch, der umdribbelte den Außenverteidiger und beendete mit einem beherzten Schuss seine lange Torlos-Serie (53.). Das 1:1 setzte neue Kräfte frei, beim Publikum und bei den Bayern. Kurz darauf tauchten sie schon wieder im Strafraum auf, Vazquez konnte den schnellen Musiala nur unfair stoppen. Den fälligen Foulelfmeter verwandelte Kane gewohnt sicher zum 2:1 (57.).

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Aber auch Vinicius Junior traf vom Punkt und erzielte damit das 2:2 für Real Madrid.
But Vinicius Junior also scored from the spot and made it 2-2 for Real Madrid.AFP

Nun entwickelte sich ein rasantes Fußballspiel, weil auch die Madrilenen ihre Zurückhaltung aufgaben, mehr riskierten und die Münchner ohnehin nach der Führung wieder mit dem Selbstbewusstsein der Anfangsphase spielten. Kane und Dier vergaben gute Chancen, für Bayern auf 3:1 zu erhöhen, auf der anderen Seite entwischte wieder einmal Vinicius, aber Neuer passte auf.

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Und dann war es plötzlich doch wieder ruhig in der Münchner Arena. Kim foulte Rodrygo im Strafraum ungeschickt, und auch hier gab es Strafstoß, den Vinicius zum 2:2-Endstand verwandelte (83.). Bayern-Trainer Tuchel bleibt dennoch optimistisch mit Blick auf das Rückspiel: „Die Ausgangslage ist jetzt im Grunde glasklar, wir brauchen nicht überlegen“, sagte er: „90 Minuten, 120 Minuten, Elfmeterschießen. Sieg in Madrid und weiter nach Wembley.“

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