Energiepaket: Braunkohlereserve aktiviert – Schärfere Vorgaben für Gasspeicher – „Heizungscheck“

Zur Sicherung der Energieversorgung will Wirtschaftsminister Robert Habeck auch Braunkohle-Kraftwerke wieder ans Netz holen. Ab dem 1. Oktober werde neben der bereits aktivierten Steinkohle- auch die Braunkohlereserve aktiviert, kündigte der Grünen-Politiker an. Die „Braunkohlereserve“ bezeichnet umgangssprachlich eine Sicherheitsbereitschaft aus drei ehemals vorläufig stillgelegten Braunkohlekraftwerken, die sich in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg befinden.

Habeck bestätigte zudem einen Reuters-Bericht, demzufolge die Befüllungsvorgaben für die Gasspeicher in Deutschland verschärft werden sollen. Die Füllstände der Speicher sollen laut Habeck am 1. September zu 75 Prozent gefüllt sein, zum 1. Oktober statt wie bisher zu 80 Prozent dann zu 85 Prozent und zum 1. November statt wie bisher 90 zu 95 Prozent.

Zudem sei eine Gaseinsparverordnung geplant, um wenn möglich Gas aus dem Markt herauszunehmen. Zusammen mit dem Verkehrsministerium solle es eine Verordnung geben, die Kohle und Öl im Schienenverkehr den Vorzug gebe.

„Wir brauchen einen langen Atem“, sagte Habeck. „Der Winter kommt erst noch.“ Und dies sei nur der erste Winter. Auch der zweite Winter 2023/2024 werde Europa noch vor Herausforderungen stellen.

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Weitere Maßnahmen zielen direkt auf die Endverbraucher ab. Neben Einsparmaßnahmen in öffentlichen Gebäuden sei ein verbindlicher und bislang nicht näher definierter „Heizungscheck“ geplant. Dazu komme eine Pflicht zum Austausch ineffizienter, ungesteuerter Heizungspumpen.

Vorgesehen seien auch Maßnahmen, um in Wohnungen beim Heizen Gas zu sparen. Mieterinnen und Mieter sollen ferner mehr Spielraum bekommen, Energie einzusparen. Derzeit gebe es teils vertragliche Verpflichtungen, eine Mindesttemperatur in gemieteten Räumen aufrechtzuerhalten, so das Ministerium. „Das heißt, wenn diese Mieterinnen und Mieter weniger heizen wollen, verstoßen sie gegen ihre Mietverträge. Deshalb sollen diese vertraglichen Verpflichtungen – in enger Abstimmung mit den betroffenen Ressorts der Bundesregierung – vorübergehend ausgesetzt werden, sodass Mieterinnen und Mieter, die Energie einsparen und die Heizung herunterdrehen wollen, dies auch tun dürfen.“

Habeck: „Ich denke jetzt nicht, dass die Polizei alle Poolbesitzer aufsuchen wird und guckt, ob die Pools warm sind“

Die Pläne von Wirtschaftsminister zur Energiesicherung sehen auch vor, Hausbesitzern künftig zu untersagen, private Pools mit Gas zu beheizen. Gleichzeitig widersprach Habeck der Befürchtung von staatlichen Heiz-Kontrollen in Privathaushalten. „Ich denke jetzt nicht, dass die Polizei alle Poolbesitzer aufsuchen wird und guckt, ob die Pools warm sind“, betonte der Minister. „Es ist gar kein Land, in dem ich leben möchte, wo man die Bürgerinnen und Bürger drangsaliert und kontrolliert.“

Habecks Ministerium teilte auch mit, es sei sinnvoll, Räume, in denen man sich nicht regelmäßig aufhält, etwa Flure, große Hallen, Foyers oder Technikräume, nicht mehr zu heizen – außer, es gebe dafür sicherheitstechnische Anforderungen. Für öffentliche Einrichtungen und Bürogebäude solle das in Verordnungen geregelt werden. Zudem solle mit den Sozialpartnern über weitere Einsparmöglichkeiten im Arbeits- und Betriebsbereich geredet werden.

Alle Entwicklungen im Liveticker:

15:55 Uhr – Sachsen-Anhalts Energieminister sieht öffentliche Spekulationen und „panische Vorschläge“ als Gaspreis-Treiber

Sachsen-Anhalts Energieminister Armin Willingmann (SPD) hat zu einer besonnenen Betrachtung der Gasversorgung aufgerufen. Er rate von öffentlichen Spekulationen mit Blick auf die Versorgungslage ab, sagte Willingmann am Donnerstag. „In den vergangenen Wochen haben derlei panische Vorschläge und Szenarien vor allem die Gaspreise in die Höhe getrieben – zu unser aller Nachteil.“ Viel wichtiger sei es, die notwendigen Schritte zur weiteren Absicherung der Energieversorgung einzuleiten.

Die Wiederaufnahme der Gaslieferungen durch Nord Stream 1 bezeichnete Willingmann grundsätzlich als „gute Nachricht für die Energieversorgung in Deutschland und Europa“. Allerdings könne Russlands Präsident Wladimir Putin die Belieferung mit Gas weiterhin als taktisches Mittel einsetzen. „Auch in Moskau ist die besondere Sensibilität der Deutschen in dieser Frage bekannt.“ Daher gelte es, „die Belieferungen mit Gas zu diversifizieren, zu stabilisieren und unsere Speicher zu füllen“.

15:53 Uhr – Insider sagen, deutsche Staatsbeteiligung am Gas-Importeur Uniper stehe kurz bevor

Eine Staatsbeteiligung am angeschlagenen Gas-Importeur Uniper steht Regierungs- und Parlamentskreisen zufolge kurz bevor. Trotz zäher Verhandlungen mit dem finnischen Uniper-Mehrheitseigner Fortum sei eine Einigung in Sicht, sagten mit den Gesprächen Vertraute am Donnerstag der Nachrichtenagentur „Reuters“.

Im Ergebnis werde es eine Staatsbeteiligung voraussichtlich von um die 25 Prozent am Gesamtunternehmen geben. Eine vonseiten Fortums vorgeschlagene Aufspaltung des Unternehmens sei vom Tisch. Es sei gut möglich, dass die Bundesregierung erste Eckpunkte am Freitag veröffentlichen werde, um ein Stützungs-Signal an die Ratingagenturen zu schicken, die die Kreditwürdigkeit von Uniper neu bewerten wollten. Dies gilt als zentraler Punkt für die Zukunft des Unternehmens.

Weiter hieß es, auch mit einem Einstieg des Bundes könne das Dauerproblem auflaufender Verluste nicht gelöst werden. Daher bereite die Regierung in einem zweiten Schritt eine gesetzlich mögliche Umlage der Kosten trotz bestehender Verträge auf die Kunden von Uniper vor. Parallel dazu solle dann aber auch ein sozialer Ausgleich für Endkunden geschaffen werden. Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte gesagt, wenn eine Umlage komme, werde es auch eine Entlastung geben.

Da Russland deutlich weniger Gas als vereinbart liefert, muss Uniper die fehlenden Mengen kurzfristig und teuer am Markt kaufen. Es darf die Kosten aber auf Grundlage bestehender Verträge nicht sofort beispielsweise an Stadtwerke oder Kunden aus der Industrie weitergeben. Dies könnte die Regierung jedoch kurzfristig ändern.

15:45 Uhr – Chemie-Standort in Sachsen-Anhalt: Weiter in Sorge wegen hoher Gaspreise

Am Chemiestandort Leuna ist die Sorge um das Gas trotz der Wiederaufnahme der Lieferungen nach Deutschland durch die Pipeline Nord Stream 1 weiter groß. Dabei gehe es vor allem um die Gaspreise, sagte ein Sprecher der Infrastrukturgesellschaft Infraleuna GmbH am Donnerstag auf Anfrage der Presseagentur „dpa“. Den Angaben zufolge wurde der Standort seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine weiter mit Gas beliefert. „Das lag und liegt physisch an“, sagte der Sprecher. Die Gaspreise hätten sich aber von ehemals im Schnitt 15 bis 25 Euro je Megawattstunde auf bis zu 180 Euro je Megawattstunde in Spitzenzeiten erhöht, damit in etwa verzehnfacht.

Für Leuna sei beim Gas aktuell vor allem die Bezahlbarkeit das große Problem, betonte der Sprecher mit Blick auf gestiegenen Kosten für die ansässigen Chemiefirmen und Dienstleister. Zwar seien die Preise angesichts der Gaslieferungen nach dem Ende der Wartungsarbeiten der Gaspipeline Nord Stream 1 am Donnerstag etwas zurückgegangen, sagte er. Sie seien aber weiter auf einen sehr, sehr hohen Niveau.

Am Industriestandort Leuna arbeiten für rund 100 Firmen etwa 12 000 Menschen, darunter 600 in der Erdöl-Raffinerie. Die Infraleuna bietet Dienstleistungen für die Firmen an. Dazu zählt die Energieversorgung aus Gaskraftwerken. Die Raffinerie verarbeitet Rohöl zu Mineralölprodukten. Der Mineralölkonzern Total (Paris) hatte angekündigt, künftig kein russisches Rohöl mehr einkaufen zu wollen, stattdessen von anderen Lieferanten auf dem Weltmarkt. Erdöl wird über die „Druschba“-Trasse nach Deutschland geleitet.

15:37 Uhr – Ukraine wertet eigene Landeswährung deutlich ab

Die Notenbank der Ukraine hat die Landeswährung Hrywnja um 25 Prozent abgewertet, um ihre Devisenreserven zu schützen. Der offizielle Wechselkurs sei von 29,25 Hrywnja pro Dollar auf 36,57 Hrywnja pro Dollar herabgesetzt worden, hieß es am Donnerstag in eine Erklärung der Nationalbank. Dadurch solle die Wettbewerbsfähigkeit ukrainischer Produkte erhöht und die wirtschaftliche Stabilität des Landes während des Krieges gefördert werden.

„Der neue Hrywnja-Kurs wird ein Anker für die Wirtschaft sein und ihre Widerstandsfähigkeit unter unsicheren Bedingungen erhöhen“, hieß es in der Erklärung weiter.

Nationalbank-Chef Kyrylo Schewtschenko sagte, die Notenbank wache weiterhin über die Stabilität der Wechselkurse und ergreife die notwendigen Maßnahmen um „die Situation auf dem Währungsmarkt auszugleichen“. Alle Notfallmaßnahmen, die infolge der Invasion eingeführt wurden, würden nach Beendigung des Krieges wieder zurückgenommen.

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Derzeit ermöglichten sie es jedoch der Wirtschaft, den Krieg zu überstehen und würden „zu ihrer schnelleren Erholung nach unserem Sieg beitragen“, sagte Schewtschenko weiter.

Die Wirtschaft der Ukraine ist seit Kriegsbeginn stark eingebrochen, das Bruttoinlandsprodukt wird nach Schätzungen der Weltbank ab Juni 2022 um 45 Prozent zurückgehen. Am Mittwoch hatten mehrere westliche Länder vereinbart, dass die Ukraine vorerst keine Zinsen mehr auf ihre Schulden zahlen muss.

15:29 Uhr – Russland will „Jewish Agency“ verbieten, die bei der Auswanderung von Juden nach Israel hilft

Inmitten der Spannungen mit Israel wegen der Ukraine-Offensive will der Kreml der Jewish Agency, die sich um die Einwanderung von Juden aus aller Welt nach Israel kümmert, die Arbeit in Russland verbieten lassen. Das Justizministerium habe die Auflösung der Organisation beantragt, teilte eine Gerichtssprecherin laut russischen Nachrichtenagenturen am Donnerstag in Moskau mit. Zur Begründung habe das Ministerium „Verstöße gegen die Gesetze“ angeführt.

Welche Gesetzesverstöße genau der israelischen Organisation vorgeworfen werden, teilte die Gerichtssprecherin nicht mit. Die Beratungen über den Antrag sollten am 28. Juli beginnen. Die weltweit tätige Jewish Agency hatte ihre Arbeit in Russland 1989 aufgenommen, zwei Jahre vor dem Ende der Sowjetunion. In dessen Folge waren hunderttausende Juden aus der gesamten Ex-Sowjetunion nach Israel ausgewandert.

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Eine bewaffnete Drohne startet im vergangenen Jahr an einem unbekannten Ort im Iran

Israel hat den russischen Einsatz in der Ukraine verurteilt. Zugleich bemüht sich der hebräische Staat aber angesichts der engen Bande zwischen beiden Staaten um Zurückhaltung gegenüber Moskau. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Ende vergangenen Monats Israel kritisiert, weil es keine Sanktionen gegen Russland verhängte.

15:16 Uhr – Lukaschenko: Fortsetzung des Ukraine-Konflikts erhöht Gefahr eines Atomkriegs

Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hat mit Blick auf den Ukraine-Konflikt vor einer atomaren Eskalation gewarnt. Er rief den Westen, die Ukraine und Russland am Donnerstag auf, den Konflikt zu beenden, um einen drohenden „Atomkrieg“ abzuwenden. „Wir müssen aufhören und ein Abkommen schließen, um dieses Chaos, diesen Einsatz und den Krieg in der Ukraine zu beenden“, sagte Lukaschenko in einem Exklusivinterview mit der Nachrichtenagentur „AFP“.

„Wir dürfen nicht weiter gehen“, fügte der belarussische Präsident hinzu. Denn es drohe der „Abgrund eines Atomkrieges“. Soweit dürfe es nicht kommen. Lukaschenko ist ein Verbündeter von Kreml-Chef Wladimir Putin, der Ende Februar den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine angeordnet hatte.

Lukaschenko forderte die ukrainische Regierung auf, wieder Verhandlungen mit Russland aufzunehmen. „Alles hängt von der Ukraine ab“, sagte er. Derzeit bestehe die Möglichkeit, „dass der Krieg unter für die Ukraine akzeptableren Bedingungen beendet werden kann“. Er rief die Ukraine auf, „sich an den Verhandlungstisch zu setzen und zuzustimmen, dass sie Russland niemals bedrohen wird“.

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Die Verantwortung für die militärische Eskalation des Ukraine-Konflikts wies Lukaschenko dem Westen zu, der diesen militärischen Konflikt „provoziert“ habe und weiter anfache. Russland habe auf die Bedrohung durch die Nato reagiert, sagte er weiter. „Wenn Russland der Nato nicht zuvorgekommen wäre, hätten Sie (die westlichen Länder) sich organisiert und zugeschlagen“, sagte der belarussische Machthaber.

14:38 Uhr – Ukrainische Polizei wirft Russland Streubombenangriff auf Zivilisten in Charkiw vor

Russland hat nach ukrainischen Angaben am Donnerstag ein dicht besiedeltes Gebiet in der zweitgrößten Stadt Charkiw angegriffen. Der Beschuss traf nach Angaben der Behörden und von Zeugen vor Ort eine Moschee, eine Gesundheitseinrichtung und ein Einkaufsviertel. Dabei wurden mindestens zwei Menschen getötet und 21 weitere verletzt.

Die Polizei in der Stadt im Nordosten der Ukraine erklärte, Streubomben hätten den Barabaschowo-Markt getroffen. Dort sahen Journalisten der Nachrichtenagentur „AP“ eine Frau, die über die Leiche ihres Mannes gebeugt weinte. Vertreter der lokalen Behörden erklärten, es seien außerdem eine Bushaltestelle, ein Fitnessstudio und ein Wohngebäude getroffen worden.

Der Charkiwer Bürgermeister Ihor Terechow sagte, die Attacken vom Donnerstagmorgen hätten auf eines der am dichtesten bevölkertesten Gebiete der Stadt abgezielt, die vor dem Krieg etwa 1,4 Millionen Einwohner hatte. „Die russische Armee beschießt Charkiw wahllos, friedliche Wohngebiete, Zivilisten werden getötet“, sagte er und mahnte zur Vorsicht.

Die Erklärung der Polizei, der Barabaschowo-Markt sei mit Streubomben angegriffen worden, konnte zunächst nicht unabhängig bestätigt werden. Die AP-Journalisten, die dort kurz nach der Attacke zugegen waren, sahen ausgebrannte Autos und einen von Granatsplittern durchlöcherten Bus.

Der Gouverneur der Region Charkiw, Oleh Synjehubow, sagte, vier Menschen seien in ernstem Zustand, auch ein Kind sei unter den Verletzten. Russische Einheiten hätten zudem Weizenfelder in der Region beschossen und sie so in Brand gesetzt, sagte er.

Andernorts kam es ebenfalls zu russischen Angriffen. So wurde die südliche Stadt Mykolajiw über Nacht von russischen Soldaten unter Beschuss genommen, ebenso die östlichen Städte Kramatorsk und Kostjantyniwka, wo zwei Schulen zerstört wurden, nachdem am Mittwoch ein Zivilist getötet wurde, wie es von ukrainischer Seite hieß.

Das ukrainische Präsidialbüro teilte mit, bis 8 Uhr am Donnerstag (Ortszeit) seien bei russischem Beschuss von Städten in verschiedenen Teilen des Landes binnen 24 Stunden mindestens fünf Menschen getötet und 17 weitere verletzt worden.

14:36 Uhr – Baerbock zu Kretschmer: „Putin möchte nicht reden“

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat sich irritiert über Äußerungen von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zum Ukraine-Krieg gezeigt. Russlands Präsident Wladimir Putin „möchte in diesem Moment nicht reden, alles was er möchte, ist Leid und Krieg über die Ukraine zu bringen“, sagte Baerbock am Mittwochabend. Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter sprach von einer „absoluten Mindermeinung“ in der Union.

Kretschmer hatte gefordert, Deutschland müsse zwischen Russland und der Ukraine vermitteln und erreichen, dass dieser Krieg „eingefroren wird“. Zudem hatte er am Dienstag gesagt, es müsse gemeinsam versucht werden, auf Putin „einzuwirken“. Der CDU-Bundesvize zeigte sich zudem überzeugt, dass Deutschland weiter Rohstofflieferungen aus Russland brauche.

Baerbock sagte bei einer Veranstaltung des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ in Hannover, Putin habe sich entschieden, „einen völkerrechtswidrigen Krieg vom Zaun zu brechen, der nicht nur dem ukrainischen, sondern auch dem russischen Volk schadet“. Sie fügte hinzu: „Wir haben es hier mit keiner rational handelnden Regierung zu tun.“

Kretschmers Aussagen „verwundern mich etwas“, sagte Baerbock weiter. „Denn weder die deutsche Bundesregierung noch irgendein anderes Land in Europa wollten je wieder Krieg auf diesem Kontinent haben.“ Sie verwies darauf, dass Deutschland und andere Staaten immer wieder versucht hätten, mit Russland im Gespräch zu bleiben. „Da sagt ein Ministerpräsident, ‚redet doch mal‘, obwohl der Bundeskanzler mehrfach mit dem russischen Präsidenten telefoniert hat und der UN-Generalsekretär in Moskau war“, kritisierte die Ministerin.

Zu der Forderung Kretschmers, Deutschland müsse dafür eintreten, dass dieser Krieg „eingefroren wird“, sagte Baerbock: „Ich weiß nicht, was das bedeuten soll.“

14:05 Uhr – Ungarn will 700 Millionen zusätzliche Kubikmeter Gas von Russland kaufen

Ungarn will 700 Millionen zusätzliche Kubikmeter Gas von Russland kaufen. Dies kündigte am Donnerstag die Fidesz-Partei von Regierungschef Viktor Orban an. Außenminister Peter Szijjarto werde noch im Laufe des Tages nach Moskau reisen, um über neue Gaslieferungen zu sprechen.

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Der zusätzliche Gas-Einkauf werde angestrebt, „um die Sicherheit von Ungarns Energieversorgung zu gewährleisten“, erklärte die Fidesz-Partei. Außenminister Szijjarto solle darüber in Moskau „verhandeln“.

In Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine hat die EU drastische Sanktionen gegen Moskau verhängt. Dazu zählt unter anderem ein weitreichendes Embargo gegen russisches Erdöl. Bei Gas gibt es eine solche Maßnahme aber nicht.

13:50 Uhr – Auch Energieversorger sprechen von nur „vorläufiger Beruhigung“

Neben der Bundesnetzagentur sehen auch Energieversorger in Deutschland trotz der Wiederaufnahme der Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 keinen Anlass zur Entwarnung. „

Auf eine dauerhafte und verlässliche Belieferung aus Russland werden wir nicht mehr bauen können“, sagte Kerstin Andrae, Vorsitzende des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Das aktuell wieder Gas fließe, könne höchstens zu „vorläufiger Beruhigung“ beitragen.

Mit Blick auf den kommenden Winter und die nächsten Jahre müsse weiter alles für den Aufbau alternativer Gasimportstrukturen und den schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien getan werden, sagte Andrae weiter. „Es ist gut, dass es eine breite Debatte über das Thema Energiesparen gibt.“ Gefragt seien hier aber nicht nur die privaten Verbraucher. „Auch in der Industrie sind Einsparpotenziale vorhanden, die gehoben werden können“, erklärte Andrae. Wichtig sei außerdem ein europäischer Blick auf das Thema Versorgungssicherheit.

13:48 Uhr – Grüne glauben: Vollständiger Gaslieferstopp weiterhin möglich

Trotz der wieder angelaufenen Gaslieferung durch die Pipeline Nord Stream 1 halten die Grünen einen vollständigen Lieferstopp durch Russland weiter für möglich. „Putin will Europa spalten, wir werden das verhindern“, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Dieter Janecek, der „Rheinischen Post“ am Donnerstag. Dementsprechend bereite man sich auf alle Szenarien vor – auch auf einen vollständigen Gaslieferstopp.

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Dabei habe die Einsparung von Gas in Industrie und Haushalten oberste Priorität. Ziel müsse sein, „die Gasspeicher für den kommenden Winter möglichst stark zu füllen und gleichzeitig die Nachfrage nach Gas kurzfristig um bis zu 20 Prozent zu senken“. Um dies gewährleisten zu können, arbeite man mit den europäischen Partnern eng zusammen: „Norwegen und die Niederlande sind kurzfristig bereit, zusätzliches Gas zu liefern, um russisches Gas zu ersetzen“, sagte Janecek.

WELT-Grafik: Aktueller Front-Verlauf in der Ukraine

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Die aktuelle Situation in der Ukraine

Quelle: Infografik WELT

13:37 Uhr – Russlands Militär behauptet Tötung von 600 ukrainischen Soldaten

Russlands Militär hat eigenen Angaben zufolge mehrere Ziele im Süden und im Osten der Ukraine beschossen. In den Gebieten Mykolajiw und Donezk seien innerhalb der vergangenen 24 Stunden insgesamt neun Kommandoposten getroffen worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow, am Donnerstag. Zudem seien sechs Waffenlager zerstört und ein Kampfflugzeug sowie ein -hubschrauber abgeschossen worden. Unabhängig überprüfen ließ sich das nicht.

Konaschenkow sprach zudem von mehr als 600 Kämpfern, die am vergangenen Samstag bei einem Luftangriff im südukrainischen Gebiet Odessa getötet worden sein sollen. Darunter seien auch bis zu 120 ausländische Söldner gewesen, sagte er. Eine Bestätigung dieser Angaben von ukrainischer Seite gibt es nicht.

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Moskau hatte am Mittwoch damit gedroht, in der Ukraine noch mehr Gebiete einnehmen zu wollen, als ursprünglich zu Kriegsbeginn vor fünf Monaten angekündigt. Außenminister Sergej Lawrow begründete das mit der zunehmenden Reichweite der vom Westen gelieferten Waffen für die Ukraine, die eine Gefahr für die vom Kreml unterstützten ostukrainischen Separatistengebiete Donezk und Luhansk sowie für Russland selbst seien. Die Ukraine fordert Waffen mit hoher Reichweite vom Westen, um ihre besetzten Gebiete zurückzuholen und den russischen Vormarsch zu stoppen.

13:28 Uhr – Moskau wirft Westen alleinige Verantwortung für Probleme bei Gaslieferungen vor

Die Regierung in Moskau hat für Probleme mit der Lieferung von russischem Erdgas westliche Sanktionen verantwortlich gemacht. Der Vorwurf, der Kreml nutze Erdgas, um andere Länder zu erpressen, sei „vollkommen“ unbegründet, sagte Sprecher Dmitri Peskow am Donnerstag.

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Alle „technischen Schwierigkeiten“ bei Gaslieferungen lägen an „den Restriktionen, die europäische Staaten selbst eingeführt haben“, sagte Peskow nun. Die Sanktionen würden „Reparationen an der Ausrüstung“ verhindern, insbesondere an „Turbinen in Verdichterstationen“. Peskow bekräftigte zudem die kürzlich von Präsident Wladimir Putin getätigte Aussage, Russland werde „all seine Verpflichtungen“ erfüllen.

12:51 Uhr – Ukraine meldet Tote nach Bombenangriff in Charkiw

Bei einem russischen Bombenangriff auf Charkiw im Nordosten der Ukraine sind am Morgen nach ukrainischen Angaben zwei Menschen getötet und 19 weitere verletzt worden. Wie der Gouverneur der Region, Oleg Synegubow, im Onlinedienst Telegram mitteilte, befanden sich vier der Verletzten nach dem Bombardement mit Mehrfachraketenwerfern in ernstem Zustand. Auch ein Kind wurde demnach verletzt.

Schon am Mittwoch waren in der zweitgrößten Stadt der Ukraine bei Bombenangriffen nach Angaben der örtlichen Behörden mindestens drei Menschen getötet worden. Unter den Todesopfern war auch ein 13 Jahre alter Junge, der an einer Bushaltestelle gewartet hatte. Die russische Arme hat die etwa 40 Kilometer von der Grenze zu Russland entfernte Stadt seit Beginn des Krieges Ende Februar unter Beschuss genommen. Bisher gelang es den russischen Truppen nicht, die Stadt einzunehmen.

12:37 Uhr – Briten kündigen weitere Waffenlieferungen an

Die britische Regierung kündigt weitere Rüstungshilfe für die Ukraine an. Es handele sich um Artillerie- sowie um mehr als 1600 Anti-Panzer-Waffen, teilt Verteidigungsminister Ben Wallace mit. Premierminister Boris Johnson hatte der Ukraine unlängst weitere Militärunterstützung im Volumen von einer Milliarde Pfund (1,17 Milliarden Euro) in Aussicht gestellt.

12:30 Uhr – Dobrindt sieht keine Entwarnung beim Gas

Nach dem Wiederanfahren der Gas-Pipeline Nord Stream 1 sieht CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt noch keine Entwarnung. „Wir sind nach wie vor in einer vollkommenen Energieunsicherheit“, sagte Dobrindt bei der Klausurtagung der CSU-Bundestagsabgeordneten im Kloster Banz.

Das derzeitige Niveau der russischen Gaslieferungen reiche nicht aus, um eine Gasknappheit im Winter zu vermeiden, sagte Dobrindt. „Es sind noch eine Menge an Hausaufgaben von der Bundesregierung zu erledigen“, sagte er. Die Erpressung des russischen Staatschefs Wladimir Putin gehe weiter. „Es wären andere Lieferkapazitäten möglich – sie werden bewusst nicht ergriffen“, sagte Dobrindt.

11:59 Uhr – CDU will Druck für Rüstungshilfe erhöhen

Unionsfraktionsvize Johann Wadephul (CDU) hat die Bundesregierung zu mehr Tempo und Entschlossenheit bei Rüstungshilfe für die von Russland angegriffene Ukraine aufgefordert. „Die Zweifel, dass Deutschland steht, wenn es darauf ankommt, eine harte Konfrontation mit Russland zu führen, die wachsen und das ist Gift für die EU und das ist Gift für die Nato und das ist Gift für unser Bündnis“, sagte Wadephul in Berlin. „Wir sind in einer Phase des Krieges, wo man nicht verhandeln muss, sondern wo man handeln muss. (…) Und das macht die Bundesregierung nicht.“

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Die Gewissensfrage auf dem Land

Die Union werde dies im Falle weiterer Untätigkeit bei einer schon im August möglichen Sondersitzung des Bundestages zum Thema machen und behalte sich einen Missbilligungsantrag vor, sagte Wadephul. Der langjährige Außen- und Sicherheitspolitiker sagte: „Das faktische Handeln der Bundesregierung besteht darin, dass wir sage und schreibe, was schwere Waffen angeht, sieben Panzerhaubitzen geliefert haben. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist allerdings wirklich gemessen an dem, was notwendig ist, viel zu wenig.“

10:43 Uhr –Medwedew: „Ukraine könnte von der Weltkarte verschwinden“

Fünf Monate nach Kriegsbeginn haben führende russische Politiker einmal mehr das weitere Fortbestehen der Ukraine als souveränen Staat infrage gestellt. Dmitri Medwedew, Ex-Präsident und jetziger Vizechef des russischen Sicherheitsrates, veröffentlichte am Donnerstag eine Liste von Dingen, „an denen Russland nicht schuld ist“. Ein Punkt lautet: „Daran, dass die Ukraine infolge aller Geschehnisse die Reste staatlicher Souveränität verlieren und von der Weltkarte verschwinden könnte.“

Das Nachbarland habe bereits 2014 den Großteil seiner Souveränität eingebüßt, als es sich unter die „direkte Kontrolle des kollektiven Westens“ begeben habe, behauptete Medwedew, der zwischen 2008 und 2012 Präsident war. Der 56-Jährige ist ein enger Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin und seit Russlands Einmarsch in die Ukraine Ende Februar immer wieder mit Drohungen und scharfen Äußerungen gegen die Führung in Kiew aufgefallen.

10:40 Uhr – Bundesnetzagentur zum Gas: „Von Entwarnung kann ich noch nicht reden“

Trotz der Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 sieht der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, keine Entwarnung. Wenn in den nächsten Wochen etwa 40 Prozent der Kapazitäten der Pipeline ausgelastet werden, dann wären die schlimmsten Befürchtungen zwar nicht bestätigt, sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist nicht das schlimmste Szenario eingetreten, aber von Entwarnung kann ich noch nicht reden.“

Müller gab zu bedenken, dass Russlands Präsident Wladimir Putin unlängst Aussagen gemacht habe, die auf eine Drosselung auf 20 Prozent hindeuten könnten. „Wir sind Russland momentan ausgeliefert, weil sie darüber entscheiden, wie viel Gas Nord Stream 1 an uns weiterleitet.“ Umso wichtiger seien Einsparungen und der Bezug aus anderen Quellen.

Nach zehntägigen Wartungsarbeiten war der Fluss von russischem Gas am Donnerstagmorgen wieder gestartet worden. Allerdings wird noch längst nicht die komplette Kapazität genutzt, sondern nur etwa 40 Prozent davon. „Auch bei einem Niveau von 40 Prozent müssen wir erhebliche Anstrengungen unternehmen, um gut über den ersten Winter zu kommen“, sagte Behördenchef Müller. Zudem müsse man bei den Gasspeicher-Füllständen schon jetzt an den Winter 2023/24 denken.

10:28 Uhr – Polizei sucht ukrainische Zeugen von Kriegsverbrechen

Zur strafrechtlichen Verfolgung von Kriegsverbrechen in der Ukraine werden auch in Deutschland mögliche Zeugen und Opfer gesucht. Darauf hat die Polizei Berlin hingewiesen. Sie können sich den Angaben zufolge an jede Polizeidienststelle in ihrer Nähe wenden. Die Polizei nehme dann mithilfe eines neuen bundesweit einheitlichen Fragebogens, der auch in ukrainischer, russischer und englischer Sprache vorliegt, erste Informationen entgegen und leite sie an die zuständigen Behörden weiter, so die Berliner Polizei.

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Neben der Ukraine und anderen Staaten haben die deutschen Strafverfolgungsbehörden und der Internationale Strafgerichtshof entsprechende Ermittlungen eingeleitet. Ukrainische Kriegsflüchtlinge in Deutschland, die Zeuge oder Opfer von Kriegsverbrechen waren, werden gebeten, die Strafverfolgung zu unterstützen, indem sie ihre Informationen zur Verfügung stellen.

09:42 Uhr – Laut Briten: Russland will kritische Infrastruktur erobern

Die russischen Truppen nehmen im Krieg gegen die Ukraine nach britischen Angaben vor allem strategisch wichtige Ziele ins Visier. „Russland gibt der Eroberung kritischer nationaler Infrastruktur wie Kraftwerken den Vorrang“, teilte das Verteidigungsministerium in London unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit. „Russische Kräfte nähern sich wahrscheinlich dem zweitgrößten Kraftwerk der Ukraine in Wuhlehirsk, 50 Kilometer nordöstlich von Donezk.“

Ziel sei vermutlich aber auch ein Durchbruch bei Wuhlehirsk, um von Süden her die Zangenbewegung gegen die strategisch wichtigen Städte Kramatorsk und Slowjansk wieder in Schwung zu bringen. Entlang der gesamten Front im Donbass würden russische Kräfte und Truppen der Separatisten weiterhin kleinere Vorstöße versuchen, hieß es aus London.

09:11 Uhr – Gas-Lieferung erreicht angekündigtes Niveau

Netzdaten zufolge hat der Gasfluss durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 am Donnerstagmorgen das angekündigte Niveau erreicht. In der Stunde zwischen 7.00 und 8.00 Uhr wurden nach Daten von der Website der Nord Stream AG mehr als 29 Gigawattstunden geliefert und damit in etwa so viel Gas, wie auf der Seite zuvor angekündigt wurde.

In der ersten Stunde des Gastages – also zwischen 6.00 und 7.00 Uhr – blieb das Niveau wegen des Hochlaufs unterhalb der angekündigten Menge. Diese Differenz werde allerdings mit Mengen verrechnet, die vor den Wartungsarbeiten vor anderthalb Wochen beim Herunterfahren noch nach dem eigentlichen Lieferstopp anfielen, erklärte ein Sprecher der Nord Stream AG. Inzwischen geht die Bundesnetzagentur davon aus, dass die Pipeline am Donnerstag wie vor der zehntägigen Wartung zu etwa 40 Prozent ausgelastet wird.

08:34 Uhr – „Kein Quadratmeter von russischer Artillerie verschont“

Die ukrainischen Behörden berichten über schwere Angriffe im Donbass. „In der Region Luhansk gibt es wahrscheinlich keinen einzigen Quadratmeter Land, der von russischer Artillerie verschont geblieben ist“, schreibt Gouverneur Serhij Hajdaj auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. „Der Beschuss ist sehr intensiv.“ Die russischen Streitkräfte hörten erst dann mit den Angriffen auf, wenn ihr Material ermüde.

08:25 Uhr – Gas-Lieferungen laut Bundesnetzagentur unter Vorwartungs-Menge

Nach Aussage des Präsidenten der Bundesnetzagentur liegt die für Donnerstag angekündigte Gas-Liefermenge über die Pipeline Nord Stream 1 weiterhin unter der Menge vor der Wartung. Die angekündigte Menge sei bei etwa 530 Gigawattstunden pro Tag geblieben, twitterte Behörden-Chef Klaus Müller am Donnerstagmorgen. Das entspreche in etwa einer 30-prozentigen Auslastung. Ein Sprecher der Nord Stream AG hatte von angekündigten Mengen auf dem Niveau von vor der Wartung gesprochen, als die Auslastung bei etwa 40 Prozent lag.

Einer Auslastung wie vor der Wartung entsprächen auch die auf der Website der Nord Stream AG veröffentlichten Daten zu angekündigten Liefermengen. Eine Sprecherin der Bundesnetzagentur konnte den Widerspruch zunächst nicht aufklären, sagte aber, dass die Behörde weiterhin von einer etwa 30-prozentigen Auslastung ausgehe.

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07:54 Uhr – USA sagen Kiew weitere Himars-Raketenwerfer zu

Die US-Regierung will der Ukraine vier weitere Mehrfach-Raketenwerfer vom Typ Himars liefern. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte bei Online-Beratungen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe aus Dutzenden Staaten, die bisher gelieferten Himars-Raketenwerfer hätten „auf dem Schlachtfeld so viel bewirkt“. Als Teil des nächsten Pakets für die Ukraine würden die USA außerdem weitere Waffen, Munition und Ausrüstung liefern, darunter Raketen und Artilleriegeschosse. Details würden im Laufe der Woche bekannt gegeben.

Austin sagte bei einer Pressekonferenz nach den Beratungen, es habe „viele neue Ankündigungen“ der Verteidigungsminister und Armeechefs aus den mehr als 50 teilnehmenden Staaten gegeben. „Wir sehen, dass Länder aus der ganzen Welt weiterhin dringend benötigte Systeme und Munition zur Verfügung stellen.“ Konkreter wurde er nicht. Die USA sind der wichtigste Waffenlieferant für die Ukraine. Bislang haben sie laut US-Generalstabschef Mark Milley neben zahlreichen anderen Waffensystemen bereits zwölf Himars-Systeme geliefert.

05:44 Uhr – CIA: Schätzungsweise 15.000 Russen in Ukraine-Krieg gestorben

Nach Schätzungen des US-Auslandsgeheimdienstes CIA sind im Krieg gegen die Ukraine auf russischer Seite bereits 15 000 Menschen ums Leben gekommen. Etwa dreimal so viele Russen seien bislang vermutlich verwundet worden, sagte CIA-Direktor William Burns am Mittwoch (Ortszeit) bei einer Podiumsdiskussion während einer Sicherheitskonferenz in Aspen im US-Bundesstaat Colorado. „Und auch die Ukrainer haben gelitten – wahrscheinlich etwas weniger. Aber, Sie wissen schon, erhebliche Verluste“, sagte Burns. Aktuelle Angaben der offiziellen Stellen in Russland zu Totenzahlen gibt es nicht.

04:18 Uhr – Sportausschuss-Vorsitzender warnt vor „Energie-Lockdown“ für Sportstätten

Der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Frank Ullrich (SPD), hat vor einer Schließung von Sportstätten wegen der Energiekrise gewarnt. „Ein Energie-Lockdown wäre für den Sport ein verheerendes Signal“, sagte Ullrich der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ vom Donnerstag. Die allgemeine Bewegung, die physische und psychische Gesundheit hätten unter der Corona-Pandemie schon genug gelitten. „Demzufolge muss alles dafür getan werden, Sportstätten offen zu halten.“

03:50 Uhr – Baerbrock argumentierte mit Volksaufständen

In den Verhandlungen mit Kanada über die Ausfuhr einer dort gewarteten Gasturbine hat die deutsche Bundesregierung auch mit möglichen, verheerenden innenpolitische Auswirkungen in Deutschland argumentiert. Das gab Außenministerin Annalena Baerbock m Rahmen der Talk-Reihe „RND vor Ort“ des RedaktionsNetzwerks Deutschland zu.

„Die Kanadier haben gesagt: ‚Wir haben viele Fragen.‘ Da haben wir gesagt: ‚Das können wir verstehen, aber wenn wir die Gasturbine nicht bekommen, dann bekommen wir kein Gas mehr, und dann können wir überhaupt keine Unterstützung für die Ukraine mehr leisten, weil wir dann mit Volksaufständen beschäftigt sind“, sagte die Außenministerin wörtlich.

Auf die Nachfrage, ob sie wirklich mit Volksaufständen rechne, sagte Baerbock, dass das „vielleicht etwas überspitzt“ ausgedrückt sei, betonte aber auch, „wenn wir kein Gas mehr hätten“. Und weiter: „Das ist ja genau mein Punkt, dass wir Gas aus Russland weiter brauchen.“

Die hohen Gaspreise seien für viele Menschen in Deutschland eine große Belastung, so die Außenministerin weiter. „Das ist unsere wichtige Aufgabe für den Winter, wir müssen dafür sorgen, dass dieser Krieg nicht zu einer Spaltung der Gesellschaft führt“, fügte sie hinzu. „Auftrag der Bundesregierung ist es, die sozialen Kompetenzen abzufedern.“

02:10 Uhr – Experten dokumentieren massenhaften Völkerrechtsbruch Russlands

Internationale Experten haben schwerwiegende und massenhafte Verstöße der russischen Truppen gegen das humanitäre Völkerrecht seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine dokumentiert. Das in Warschau ansässige Wahl- und Menschenrechts-Büro ODIHR der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) stellte einen Bericht vor, der die Anschuldigungen untermauert. Besonders gravierende Fälle seien der Beschuss des Theaters voller Flüchtlinge in Mariupol Mitte März und des belebten Bahnhofs von Kramatorsk Anfang April.

Das ODIHR zeigte sich auch entsetzt über die Belagerung von Städten. Zivilisten sei keine Möglichkeit zur Evakuierung gegeben worden. Das Vorgehen der russischen Truppen verstoße gegen jeden Grundsatz von Verhältnismäßigkeit und Rücksicht. Zeugen hätten von vielen Fällen illegaler Hinrichtungen, Inhaftierungen, Folter, sexueller Gewalt und Entführungen berichtet.

Auch die ukrainische Armee habe gegen humanitäres Völkerrecht verstoßen, wenn auch in geringerem Maße, heißt es in dem Bericht. Kritisiert wurde Gewalt gegen mutmaßliche Plünderer. Auch würden beide Seiten im Umgang mit Kriegsgefangenen das geltende Völkerrecht verletzen.

00:41 Uhr – Steinkohlebranche nicht darauf vorbereitet, „dermaßen in die Bresche zu springen“

Der Verein der Kohlenimporteure (VDKi) warnt angesichts der gestiegenen Nachfrage nach Steinkohle vor logistischen Problemen und dringt auf eine längerfristige Perspektive für die Branche. „Unsere Branche ist seit 2016 stark geschrumpft. Zwischen 2016 und 2020 hatten wir einen Mengenrückgang um rund 50 Prozent. Entsprechend hat sich die Logistik angepasst“, sagte der VDKi-Vorsitzende Alexander Bethe zu „Bild“. „Wir hören von der Politik nur, dass wir der Notnagel sind. Dass wir nur noch für einen Winter gebraucht werden. So als wäre Deutschlands Energieproblem danach gelöst“, erklärt Bethe.

Die Betriebe hätten aber keinerlei Anreiz, jetzt in Logistik-Personal und -Gerät zu investieren, wenn all das im Frühjahr 2023 nicht mehr gebraucht werde. Man benötige eine Fünf-Jahres-Perspektive. Die Steinkohle-Branche sei 2022 laut Bethe nicht darauf vorbereitet gewesen, „dermaßen in die Bresche zu springen“, um Deutschlands Energieversorgung zu sichern. Man werde aber „alles tun, um unseren Beitrag zu leisten“.

23:32 Uhr – Selenskyj: „Es fing mit Gaskriegen an und endete mit einer groß angelegten Invasion“

Der ukranische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft Russland vor, die Ukraine als Testfeld für mögliche weitere Angriffe gegen andere europäische Staaten zu nutzen. „Russland testet in der Ukraine alles, was gegen andere europäische Länder eingesetzt werden kann“, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht zum Donnerstag. „Es fing mit Gaskriegen an und endete mit einer groß angelegten Invasion, mit Raketenterror und niedergebrannten ukrainischen Städten.“

Die Ukraine müsse Russland auch deshalb besiegen, damit andere Länder sicher seien, sagte Selenskyj. „Je schneller dies geschieht, desto weniger Schaden und Leid werden alle europäischen Familien, alle europäischen Länder erfahren.“

Selenskyj warf Europa vor, der Kontinent hätte seine Abhängigkeit von russischem Erdgas früher mindern sollen. „Wenn man früher auf unsere Position gehört hätte“, müssten wir nicht nach Notfallmethoden suchen, um das Defizit zu füllen, das Russland künstlich auf dem europäischen Markt schafft.“

Der ukrainische Staatschef zeigte sich rund fünf Monate nach Kriegsbeginn zudem erneut dankbar für die aus den USA gelieferten Himars-Mehrfachraketenwerfer. Zugleich pochte er auf den Erhalt von Flugabwehrsystemen. Es gebe bereits Absprachen mit internationalen Partnern, doch angesichts der russischen Angriffe seien „eine ganz andere Geschwindigkeit und ein ganz anderes Ausmaß an Schutz“ erforderlich, sagte Selenskyj.


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