Edler Whisky als alternative Geldanlage

Stand: 30.07.2023 14:58 Uhr

Alter, Destillerie, Geschmack: Es gibt viele Kriterien, die Whisky richtig teuer machen können. Und damit bietet sich der edle Schnaps auch als alternative Geldanlage an. Wann lohnt sich ein Investment in das “flüssige Gold”?

1,2 Millionen Pfund, also umgerechnet 1,7 Millionen Euro: ein astronomischer Preis für eine Flasche Single-Malt-Whisky. Als der Hammer im Auktionshaus Sotheby’s vor vier Jahren fällt, reißt es einige Besucherinnen und Besucher von den Stühlen – und vielen wird da erst klar: Dieser Moment wird den Whisky-Markt verändern.

Es ist nicht irgendein Whisky, der seinen Besitzer wechselte. Es ist eine Flasche aus dem Jahr 1926 von der schottischen Brennerei Macallan – 60 Jahre in einem Eichenfass gereift, ist es der wertvollste Tropfen Whisky der Welt. Weltweit sollen nur 14 Flaschen existieren. Damit ist es eine Rarität, für den Besitzer aber auch ein echtes Investment.

Wertsteigerung von 370 Prozent

Künstliche Verknappung ist dabei nur ein Kriterium, das den Whisky teuer macht. “Wenn diese Flaschen dazu auch eine gute Qualität haben, vielleicht auch noch eine entsprechende Brennerei, die eine Reputation hat, dann kann es natürlich sein, dass solche Flaschen dann automatisch im Wert steigen”, sagt Marcus Weber von Finest Whisky aus Berlin. “Weil einfach andere Menschen diese Flaschen haben wollen, und je nach dem, was sie bereit sind zu zahlen, dann auch die Preise nach oben gehen.”

Die Preiskurve jedenfalls ist steil nach oben gegangen. In den letzten zehn Jahren verbuchten Whisky-Investments ein Plus von rund 370 Prozent, wie aus Daten des Beratungsunternehmens Knight Frank hervorgeht.

Im vorigen Jahr aber flachte die Kurve ab, die Preise stiegen nur noch um drei Prozent. Expertinnen und Experten sehen das als Indiz, dass viele Spekulanten ihre teuren Flaschen jetzt zu Geld machen wollen. Hinzu kommt: Der Markt für Whisky ist im Vergleich zu anderen sogenannter Passion Investments wie Kunst, Autos oder Uhren recht klein.

Das Risiko streuen

Angesichts steigender Zinsen versprechen andere Anlagen zudem mehr Rendite. Zum Beispiel Aktien: “Im Renditevergleich sprechen die Zahlen eine sehr eindeutige Sprache”, sagt Andreas Hackethal, Professor für Finanzen an der Goethe-Uni Frankfurt. Wenn man über viele Jahrzehnte schaue – mit allen Höhen und Tiefen – und dann Aktien mit sogenannten “Passion Investments” wie Whisky vergleiche, seien Aktien “ganz klar vorne”, so Hackethal.

Hinzu komme auch die Gefahr vor Fälschungen. Wichtig sei, das Risiko zu streuen: “Bitte nicht das ganzes Geld da rein investieren. Und wenn man sich die richtig Vermögenden anschaut, dann sehen Sie, dass diese breit streuen über Autos, über Immobilien, aber auch Kunst und Wein”, warnt Hackethal.

Whisky-Ratings als Orientierungshilfe

Eine Orientierungshilfe für Einsteiger bieten auch sogenannte Whisky-Ratings, bei denen Flaschen bewertet werden. Nach den großen Übertreibungen am Markt stellt Whisky-Händler Weber fest, dass die Preise jetzt langsamer steigen.

Er findet es zudem schade, dass Whisky zum Spekulationsobjekt geworden ist: “Da bin ich als Genießer – und viele andere Genießer auch – auf jeden Fall mit einem weinenden Auge dabei, weil sie wissen, sie werden definitiv manche Whiskys niemals trinken können oder niemals haben können, weil sie einfach viel zu teuer sind.”

Als Händler hat Weber seine persönliche Whisky-Sammlung nur nach Geschmack ausgesucht und nicht nach Rendite. Denn er will seine Flaschen öffnen – und mit Genuss trinken.

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