Drohung mit “Einsatz von Gewalt”: Nachbarstaaten stellen Putschisten in Niger Ultimatum


Drohung mit “Einsatz von Gewalt”

Nachbarstaaten stellen Putschisten in Niger Ultimatum

Nicht nur die ehemalige Kolonialmacht Frankreich stellt sich gegen den Putsch in Niger. Auch die Nachbarländer fordern eine umgehende Rückkehr zur verfassungsgemäßen Ordnung. Die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas will andernfalls auch Gewalt gegen die Putschisten einsetzen.

Nach dem Staatsstreich im Niger hat die internationale Gemeinschaft den Putschisten mit einem Eingreifen gedroht. Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) stellte den selbsterklärten Machthabern ein Ultimatum und drohte mit dem “Einsatz von Gewalt”. Die frühere Kolonialmacht Frankreich kündigte angesichts von tausenden Demonstranten vor ihrer Botschaft in Niamey eine “sofortige und unerbittliche” Reaktion an, sollte es zu Angriffen auf französische Staatsbürger und Einrichtungen in dem westafrikanischen Land kommen.

Nach einem Spitzentreffen in Nigerias Hauptstadt Abuja forderten die Ecowas-Staaten die putschenden Militärs in Niger in einer Erklärung ultimativ auf, die Macht innerhalb einer Woche an die legitimen Institutionen zurückzugeben. Die regionale Organisation verlangte insbesondere die “sofortige Freilassung” des von den Putschisten festgesetzten nigrischen Präsidenten Mohamed Bazoum, sowie die “vollständige Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung”.

Wenn diesen Forderungen “nicht innerhalb einer Woche entsprochen” werde, werde die Ecowas “alle notwendigen Maßnahmen ergreifen”, hieß es in der Erklärung. “Diese Maßnahmen könnten auch den Einsatz von Gewalt einschließen.” Zugleich beschloss die Wirtschaftsgemeinschaft Sanktionen gegen die selbsterklärten neuen Machthaber in dem westafrikanischen Land. So verkündeten die Ecowas-Staaten die Aussetzung “aller Handels- und Finanztransaktionen mit Niger” sowie das Einfrieren von “Vermögenswerten von Militärbeamten, die an dem Putschversuch beteiligt waren”.

Diktator aus dem Tschad soll vermitteln

An der Krisensitzung nahm auch der Chef der im Nachbarland Tschad regierenden Militärjunta teil. Anschließend reiste er nach Angaben seiner Regierung auf eigene Initiative in die nigrische Hauptstadt weiter. General Mahamat Idriss Déby Itno sei nach Niamey gereist, “um zu sehen, was er zur Lösung der Krise beitragen kann”, sagte ein Regierungssprecher und fügte hinzu, dass er kein Mandat von den Ecowas-Staaten erhalten habe. Der Tschad gehört der Ecowas nicht an.

Auch Bazoums Vorgänger, der frühere nigrische Präsident Mahamadou Issoufou, bot sich als Vermittler an. Er bemühe sich um eine Verhandlungslösung, um Bazoum “zu befreien und ihn wieder einzusetzen”, schrieb Issoufou im Onlinedienst Twitter, der in X umbenannt wurde.

Vor der Krisensitzung der Ecowas-Staaten hatten die Putschisten ihrerseits der Wirtschaftsgemeinschaft vorgeworfen, eine Militärintervention in dem Land zu planen. Ziel des Ecowas-Gipfels sei “die Verabschiedung eines Aggressionsplans gegen Niger in Form einer drohenden militärischen Intervention in Niamey”, erklärte die Junta am Samstagabend. Auch westliche Nationen seien an dem Plan beteiligt.

Putsch-Befürworter schwenken russische Fahnen

In der Hauptstadt Niamey demonstrierten am Sonntag Tausende Menschen für die neuen Militärmachthaber. Zahlreiche Menschen schwenkten dabei auch russische Fahnen. Die Demonstrationen sollten als Warnung sowohl an Frankreich und die Ecowas-Staaten gelten, sich nicht in die Vorgänge in Niger einzumischen. Medienberichten zufolge artete ein Protest vor der französischen Botschaft in der Hauptstadt Niamey teils in Gewalt aus.

Der französische Präsident Emmanuel Macron warnte, er werde “keinen Angriff gegen Frankreich und seine Interessen dulden”. Jeder, der französische Staatsangehörige angreife, müsse “mit einer sofortigen und unerbittlichen Reaktion Frankreichs” rechnen. Frankreich unterstütze “alle regionalen Initiativen”, die auf die “Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung” in dem westafrikanischen Land und die Rückkehr des festgesetzten Präsidenten Bazoum abzielten.

Am Mittwoch hatten Offiziere von General Omar Tchianis Eliteeinheit den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt und für entmachtet erklärt. Tchiani hat sich am Freitag selbst zum neuen Machthaber ernannt. Kurz nach Tchianis Machtübernahme als De-facto-Präsident setzten die Putschisten die Verfassung des westafrikanischen Landes außer Kraft und lösten alle verfassungsmäßigen Institutionen auf.

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