Die schönsten Kalender 2024 aus München – Bayern

Wege in die Poesie

Die Kinder rennen in kurzer Hose und Shirt, sie mühen sich ab auf dem Rücken eines achtbeinigen Fantasietieres, das offensichtlich ebenfalls Tempo macht. “Kann man immer besser werden?” beginnt der erste Vers unter den Fantasietierbeinen. Es ist der Anfang eines Gedichts der Niederländerin Bette Westera, die Illustration stammt von Sylvia Weve. Unaufgeregt und alltagsnah geht es darin um Leistung und Gewinnen, und darum, ob das immer so sein muss.

Die Seite findet sich im August des diesjährigen Kinderkalenders der Internationalen Jugendbibliothek (IJB) und des Moritz Verlags, es ist eines von 53 Gedichten mit jeweiligem Bild. Wie jedes Jahr ist der Kalender eine Schatztruhe. Gedichte und Illustrationen aus aller Welt wachsen darin ineinander, ohne Erdenschwere, dafür mit der Wärme, dem Witz und der Fantasiebegebung, die aus Kinderbüchern vertraut sind. Begreifen ist etwas Offenes, Vorwärtsgerichtetes, und so schließt der Kinderkalender die Tür auf zur Poesie in Text und Illustration. Dazu darf es in ferne Länder gehen, nach Mauritius oder in den Kamerun. Es darf reduziert sein oder knallbunt. Oder einfach lustig und leicht. So wie im Juni, wenn Illustrator Philip Waechter eine Kuh durchs Bild hüpfen lässt und Moni Port dazu dichtet: “Sind beim Melken kalt die Finger, / wird die Kuh zum Stabhochspringer.” Yvonne Poppek

Der Kinder Kalender 2024, München, 24 Euro, Bestellung über den Buchhandel oder beim Moritz Verlag

Buchstaben mit Charakter

Kein Ja ohne aber – das Kalenderblatt im Februar.

(Foto: Wolfgang Lauter)

Das “JA” hockt da wie ein feister Monolith, in selbstgefälligem Schwarz. Aber – man muss dem Ja nicht alles glauben: Denn das “aber” ist dick und leuchtend rot, und der Strich am Bauch vom b ragt wie ein Schornstein neben dem J auf. So recht sympathisch sind einem beide nicht. Rechte Querulanten gar. Und ein solcher begegnet einem auch im Oktober: ein stacheliges Q mit hypnotischen roten Augen, dessen Stachelzacken als optischer Trick bei längerem Gucken fies zu pulsieren scheinen. Ein “Quergespenst” hat es Wolfgang Lauter genannt, in dessen Kalender mit Typobildern es sich findet.

Der Münchner Wolfgang Lauter ist ein toller Fotograf, der schon viele Bücher gestaltet hat, bei den Beatstones spielt er Schlagzeug, und in seinem Beruf als Grafikdesigner hat er unter anderem Buchcover gestaltet, die sich noch in vielen Regalen finden. Seine typografische Kunst kann man in Ausstellungen bewundern oder sich als Kalender an die Wand hängen. Im Buchstaben kristallisiert bei Lauter der Geist. Nicht Mittler der Gedanken sind sie, sondern haben selbst ein Wesen, das etwas über die Welt erzählt – wenn beispielsweise das große G das kleine k schluckt oder das k in Akrobat als Jongleur auftritt. Manchmal reicht schon ein kleines Pünktchen, um alles ein wenig netter zu machen. So wie das i-Pünktchen in Gemütlichkeit, dass in der Wort- und Bildmitte so lauschig rosa leuchtet. Christian Jooß-Bernau

Wolfgang Lauter: Typobilder, 21,40 Euro. Zu bestellen per E-Mail an [email protected]

Industriestadt München

Kompass: Die Internationale Schlafwagengesellschaft Neuaubing ging 1913 in Betrieb. Hier wurden Luxuszüge wie der Orient-Express gewartet und in den Zwanzigerjahren sogar Wagen gebaut.Kompass: Die Internationale Schlafwagengesellschaft Neuaubing ging 1913 in Betrieb. Hier wurden Luxuszüge wie der Orient-Express gewartet und in den Zwanzigerjahren sogar Wagen gebaut.

Die Internationale Schlafwagengesellschaft Neuaubing ging 1913 in Betrieb. Hier wurden Luxuszüge wie der Orient-Express gewartet und in den Zwanzigerjahren sogar Wagen gebaut.

(Foto: Elvira Auer/Franz Schiermeier Verlag)

Internationale Schlafwagengesellschaft? Nein, das ist nicht etwa ein Seitenhieb auf die marode und notorisch verspätete Deutsche Bahn, sondern ein offizieller Begriff: Nach ihrer Gründung 1876 hatte die belgisch-französische CIWL (deutsch: ISG, Internationale Schlafwagen-Gesellschaft) in Europa ein Netz von hotelähnlichen Luxuszügen etabliert. Der bekannteste war der legendäre Orient-Express von Paris nach Konstantinopel, der auch über München verkehrte. Für die Wartung und Pflege errichtete man Werkstätten an geeigneten Orten, darunter ab 1912 auch in Neuaubing. Nach Stilllegung, Bombardierung im Zweiten Weltkrieg und diversen Zwischennutzungen bis zu seiner endgültigen Schließung Ende 2000 steht die Wagenhalle heute unter Denkmalschutz. Ein Glück, denn viel Industrie ist heute aus München verschwunden und damit auch die Erinnerung daran, dass die Stadt um 1900 sogar der größte Industriestandort in Bayern war.

Der Arbeitskreis Industriekultur des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung will dazu beitragen, dass das Bewusstsein für dieses Stück Münchner Geschichte nicht gänzlich verloren geht. Vor zwei Jahren hat er dazu das Buch “Industriekultur in München – zwischen Abriss und Bewahren” herausgebracht mit 300 Abbildungen ehemaliger, aber auch noch erhaltener Industriegebäude. Wie im vorigen Jahr gibt es auch heuer einen Kalender zum Thema, der einen weiten Bogen schlägt von alten Fabriken zu den heutigen Resten von Industriekultur, vom Kaufhaus Hermann Tietz in der Innenstadt über die Millykerzen- und Seifenfabrik an der Fraunhoferstraße bis zu den Kieswerken im Münchner Osten. Ein spannendes Stück Münchner Zeitgeschichte verteilt auf zwölf großformatige Kalenderblätter. Ariane Witzig

Industriekultur in München – Zwischen Abriss und Bewahren, 15 Euro, Franz Schiermeier Verlag

Der Mensch braucht Gedichte

Kompass: Friederike Mayröckers Gedicht "was brauchst du" ziert den Titel des Gedichtekalenders 2024.Kompass: Friederike Mayröckers Gedicht "was brauchst du" ziert den Titel des Gedichtekalenders 2024.

Friederike Mayröckers Gedicht “was brauchst du” ziert den Titel des Gedichtekalenders 2024.

(Foto: C.H. Beck)

Was brauchst Du? “einen Baum ein Haus zu / ermessen wie groß wie klein das Leben als Mensch”, so beginnt die Antwort von Friederike Mayröcker. Ihr Gedicht gibt als Titelgedicht den Ton des “C.H. Beck Gedichtekalenders 2024” vor. Der Kalender, ursprünglich unter dem Namen “Kleiner Bruder” im Verlag Langewiesche-Brandt in Ebenhausen beheimatet, erscheint bereits im 40. Jahr und wird inzwischen von Dirk von Petersdorff für den Münchner Verlag C.H. Beck herausgegeben.

Der Kalender, mit hübschen Pinsel-Vignetten von Chris Campe bereichert, spannt auch diesmal wieder einen großen Bogen von mittelalterlichen zu zeitgenössischen Gedichten, von Catharina Regina von Greiffenberg bis zu Elke Erb. So bisweilen hochgestimmt wie tiefgründelnd lässt sich mit ihnen das Jahr durchwandern. Und zum Beispiel mit Reiner Kunze über die menschliche Existenz nachdenken, wenn er über das Beschneiden von Apfelbäumen im Winter schreibt – und auch das lyrische Ich in sich selbst alle Zweige kappen will, die zu hoch hinauswollen. Denn alte Gärtner fordern, so schreibt Kunze, dass durch die Krone eines Baumes ein Mann mit Korb hindurchgehen könne: “Und übergroßes leid und übergroße freude / müssen hindurchgehn können / durch uns.” Antje Weber

C.H.Beck Gedichtekalender 2024, München, 20 Euro, Bestellung über den Buchhandel oder [email protected]

Die Phasen des Mondes

Kompass: Leuchtet sogar in der Nacht: der Mondphasenkalender von Maximilian Schalch.Kompass: Leuchtet sogar in der Nacht: der Mondphasenkalender von Maximilian Schalch.

Leuchtet sogar in der Nacht: der Mondphasenkalender von Maximilian Schalch.

(Foto: Maximilian Schalch)

Nachts kann man den Mond sehen, auch wenn der Vorhang geschlossen ist. Der Mondphasenkalender 2024 von Maximilian Schalch, in Handarbeit in niedriger Auflage im Giesinger Atelier von Bernd Hofmann alias Señor Burns gedruckt, ist mit phosphoreszierender Farbe hergestellt – ein Verfahren, dass man vielleicht aus den eigenen Kindertagen kennt. Und so kann man, selbst, wenn man gerade aus dem Tiefschlaf erwacht, schnell erkennen, ob gerade Vollmond ist oder Mondfinsternis.

Erstmals gestaltete der Designer 2019 einen Mondphasenkalender – damals allerdings nicht kommerziell. Maximilian Schalch wollte etwas Selbstgemachtes zu Weihnachten verschenken. Und weil er zu faul war, sich für jeden Freund etwas Neues auszudenken, kam ihm die Idee, ein Plakat zu entwerfen. “Ich habe mich ausgetobt als Gestalter, so ganz ohne Kunden-Briefing”, sagt er. Und weil ihn der Mond schon immer faszinierte, hatte er schnell ein Motiv gefunden. An die 50 Kalender hatte er damals unter Anleitung von Bernd Hofmann im Siebdruck hergestellt und verschenkt – dann kam die Idee in die Schublade, ausgebremst von der Corona-Pandemie.

Seit dem vergangenen Jahr ist der Kalender wieder auf dem Markt, erhältlich im Onlineshop von Señor Burns, der mittlerweile die Produktion übernommen hat, sowie in der Buchhandlung Literatur Moths und dem kleinen Café Ohh Baby. Auch für 2024 hat Maximilian Schalch einen Kalender mit den anstehenden Mondphasen gestaltet. Was 2024 besonders spannend ist? Vielleicht die partielle Mondfinsternis am 18. September? Gestalterisch gesehen auf jeden Fall die Sichel vor einem Neumond, etwa am 10. Januar. Es lohnt sich allein schon deshalb, weil 2024 ein Schaltjahr ist – man bekommt einen Mond mehr fürs Geld. Michael Bremmer

Mondphasenkalender 2024, Maximilian Schalch, 29 Euro, Siebdruck, senorburns.bigcartel.com/

Worte fallen lassen

Kompass: Murnauer Schülerinnen und Schüler haben den Zilpzalp-Gedichtekalender 2024 gestaltet.Kompass: Murnauer Schülerinnen und Schüler haben den Zilpzalp-Gedichtekalender 2024 gestaltet.

Murnauer Schülerinnen und Schüler haben den Zilpzalp-Gedichtekalender 2024 gestaltet.

(Foto: Stiftung Lyrik Kabinett)

Von wegen reine Poesie – natürlich sind Gedichte politisch. Und sicherlich ist es kein Zufall, dass sich die Schülerinnen und Schüler des Murnauer Staffelsee-Gymnasiums diesmal für das Gedicht “künstlerische freiheit” von May Ayim auf dem Titelblatt des “Zilpzalp”-Kalenders entschieden haben: “alle worte in den mund nehmen / egal wo sie herkommen / und sie überall fallen lassen / ganz gleich wen es / trifft”.

Ha, über diese Zeilen könnte man stundenlang in einem W-Seminar der Oberstufe diskutieren. Man kann als der Schule entwachsener Mensch aber auch einfach weiterlesen und wird in diesem Kalender auf jedem Monatsblatt neben Linolschnitten zwei weitere Gedichte finden. Aus ganz verschiedenen Zeiten stammen die Zeilen von Otto Julius Bierbaum bis Elisabeth Borchers, von Friedrich Hebbel bis Nora Gomringer. Alle sind sie wieder von den Murnauer Gymnasiasten (unter Leitung von Norbert Neumann) für die Stiftung Lyrik Kabinett ausgewählt und mit Linolschnitten (unter Leitung von Susanne Hanus) geschmückt worden. Und man meint aus der Auswahl herauszulesen, was derzeit nicht nur Menschen in Murnau, sondern wohl auf der ganzen Welt ersehnen. Um es mit Annette von Droste-Hülshoff zu sagen: “Friede! Friede! Friede!” Antje Weber

“Zilpzalp-Gedichtekalender”, Stiftung Lyrik Kabinett, 12 Euro, Bestellungen über den Buchhandel oder [email protected]

Brunnengeister aus dem Ballettsaal

Kompass: Ballerina im Nornenbrunnen: Marta Navarrete Villalba ist der Monat Februar.Kompass: Ballerina im Nornenbrunnen: Marta Navarrete Villalba ist der Monat Februar.

Ballerina im Nornenbrunnen: Marta Navarrete Villalba ist der Monat Februar.

(Foto: Tanja Kernweiß/Bayerisches Staatsballett)

Als würden hunderte Diamanten auf sie niederprasseln. Es muss Nacht gewesen sein, als diese Aufnahme von Marta Navarrete Villalba entstand. Die spanische Ballerina, Mitglied im Corps de ballet des Bayerischen Staatsballetts, ist in den Nornenbrunnen am Maximiliansplatz gestiegen, die Dusche scheint ihr nichts auszumachen. Betörend schön hat Fotografin Tanja Kernweiß diesen Moment ausgeleuchtet, sodass die Szene etwas Geheimnisvolles, Märchenhaftes bekommt. Sie ist Teil einer Plakatserie, die für die Spielzeit 2023-24 der Bayerischen Staatsoper entstanden ist, und von denen nun einige in einem Jahreskalender veröffentlicht werden.

Nicht von ungefähr ist Marta Navarrete Villalba hier ins Wasser gegangen (Februar-Blatt), denn das Projekt, entstanden in Zusammenarbeit mit Bilddramaturgin und Art-Direktorin Martina Borsche, ist angelehnt an das aktuelle Spielzeitmotto der Staatsoper “Ein Brunnen, der in den Himmel schaut”, ein Satz aus Fernando Pessoas “Buch der Unruhe”. Kernweiß hat die Tänzerinnen und Tänzer zwischen Mai und Juli 2023 an Brunnen im Stadtgebiet und an der Isar fotografiert: Am Flaucher etwa kauert der wunderbare Osiel Gouneo im aufgewühlten Fluss, sprungbereit, dem weißen Wasserberg zu entkommen. Auch die anderen “Brunnengeister” Eline Larrory, Mariia Malinina, Severin Brunhuber oder Soren Sakadales, die hier ihr natürliches Biotop, den Ballettsaal, verlassen haben, scheinen in ihrem Element. Aufnahmen zum Genießen, da dürfen die Monate ruhig vergehen. Jutta Czeguhn

Wandkalender 2024 des Bayerischen Staatsballetts, A3, 15 Euro, Plakate (A1) 8 Euro, erhältlich im Opernshop, Tageskasse am Marstallplatz oder online im Webshop der Staatsoper

Sinn am Unsinn

Kompass: Im neuen Kalender erklärt und illustriert der Münchner Künstler und Comic-Autor Nicolai Sarafov schräge Begriffe und Wortspiele. Ein Werk zum Schmunzeln.Kompass: Im neuen Kalender erklärt und illustriert der Münchner Künstler und Comic-Autor Nicolai Sarafov schräge Begriffe und Wortspiele. Ein Werk zum Schmunzeln.

Im neuen Kalender erklärt und illustriert der Münchner Künstler und Comic-Autor Nicolai Sarafov schräge Begriffe und Wortspiele. Ein Werk zum Schmunzeln.

(Foto: Nicolai Sarafov)

Schon mal von “Krokokratur” gehört? Nun, darunter zu verstehen ist eine “Vernunft negierende Herrschaftsform eines kenntnislosen Verlangens nach immer mehr”. Und wie sieht es mit “Imperdrillismus” aus? Das wiederum sind die “Machenschaften einer ruchlosen Propaganda, um dem Fußvolk seine Eigenschaft als Kanonenfutter schmackhaft zu machen”. Die Phänomene kennt man, die Begriffe eher nicht. Und so geht es einem bei vielen der Begriffe, Neologismen oder Wortspiele, die einem in der 41 Ausgabe der “Bilder zur Zeit” mit Worten und karikaturhaften Zeichnungen erklärt werden.

“Bilder zur Zeit” ist ein Jahreskalender, den der Münchner Künstler und Comic-Autor Nicolai Sarafov herausgibt. Das macht er aus seiner weiteren Funktion als Leiter des Instituts für Bagonalistik heraus. Was Bagonalistik ist? Nun, auch dafür gibt es zahlreiche Definitionen. Sagen wir mal so: Er ist eine Art Überlebensphilosophie, mit der sich den Absurditäten des Alltags trotzen lässt. Davon finden sich im Kalender reichlich, und dazu viel Stoff zum Nachdenken und Schmunzeln. Jürgen Moises

Nicolai Sarafov: Bilder zur Zeit 41, 29 Euro, zu bestellen unter bago.net

Des Pudels Kern

Kompass: Der "Trojan Poodle" von Lorand Lajos hat es auf das Cover des LfA-Kunstkalenders 2024 geschafft.Kompass: Der "Trojan Poodle" von Lorand Lajos hat es auf das Cover des LfA-Kunstkalenders 2024 geschafft.

Der “Trojan Poodle” von Lorand Lajos hat es auf das Cover des LfA-Kunstkalenders 2024 geschafft.

(Foto: Robert Brembeck/LfA)

Als er im Sommer dieses zu Ende gehenden Jahres auf der grünen Wiese vor der Kunstakademie auftauchte, entlockte er allen Betrachtenden spontan ein Grinsen: Der überdimensionale, silberfarbene, auf einem rosa Rollpodest befestigte Pudel mit den großen, grünen Puppenaugen war ja auch allerliebst anzusehen. Aber konnte er auch Impulse geben für eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Welt und dem, was die Menschen beschäftigt? War er also Kunst – oder doch einfach nur ein lustiges, aber doch auch etwas kitschiges Ding, das nicht mehr als einen Blick wert ist?

Nun ist der “Trojan Poodle”, so heißt die Skulptur von Lorand Lajos, nicht so abstrakt und konzeptuell wie viele der Arbeiten, die derzeit die Kunstakademien beherrschen. Und er verhandelt auch nicht Themen wie Flucht, Migration, Obdachlosigkeit oder Gewalt. Doch um Identität beispielsweise geht es sehr wohl. Und hintergründiger als auf den ersten Blick vermutet, ist er schon. So schafft es das Motiv auf das Cover des LfA-Kunstkalenders 2024 “Next Generation”. Wo zwar etwas abgebildet werden soll, das auf den ersten Blick anspricht, das aber auch dafür stehen soll, was die Förderbank Bayern mit ihrem Jahreskalender auch zeigen will: Themen, die die Studierenden der Kunstakademien in München und Nürnberg bewegen. Und das übrigens bereits zum 28. Mal.

Die Anspielung auf die berühmte List der Griechen im Trojanischen Krieg liegt auf der Hand. Aber hier sollen sich die Protagonisten – nämlich die queere Community – nicht im Bauch der Skulptur verstecken, sondern ohne auf eine List angewiesen zu sein selbstbewusst und weithin sichtbar stehend auf einem im Rücken eingelassenen Podest tanzen. Das also ist dieses Pudels Kern: Lebensfreude und sexuelle Vielfalt zu transportieren. Was vielleicht auch und gerade in diesen ach so trüben, kriegerischen Zeiten doch eine wohltuende Position ist. Evelyn Vogel

Next Generation, LfA-Kunstkalender 2024, auch digital abrufbar unter lfa.de/kalender

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